Zu faul fürs Fahrrad, aber keine Lust auf überfüllte Busse oder eine lästige Parkplatzsuche? Dann sind E-Scooter vielleicht eine Alternative für kurze Strecken in der Stadt. Doch das Ausleihen der Roller geht ins Geld und oft dauert die Suche nach einem freien Scooter ein wenig. Wenn Du also langfristig mit E-Scootern die Stadt unsicher machen möchtest, kannst Du darüber nachdenken, Dir selbst einen zu kaufen. Günstige Modelle mit Straßenzulassung gibt es bereits ab 300 Euro.
Doch was Du dabei nicht vergessen darfst: Du musst Deinen E-Scooter erst versichern, bevor Du damit auf öffentlichem Gelände fahren darfst. Heimlich ohne Versicherung zu fahren, ist dabei keine Option. Denn Du erhältst vom Versicherer eine Plakette, die Du auf die Rückseite des E-Scooters, meist unter der Schlussleuchte, ankleben musst. Verkehrsbeamte können also leicht erkennen, wenn Du Dich nicht an die Versicherungspflicht hältst. Wirst Du ohne Versicherung erwischt, musst du 40 Euro Strafe zahlen.
Auch, wenn diese Versicherung verpflichtend ist, gibt es große Unterschiede, was den Preis und den Versicherungsschutz angeht. Was die E-Scooter-Versicherung genau ist und wie Du den passenden Vertrag findest, erklären wir in diesem Artikel.
Was ist eine E-Scooter-Versicherung – und warum ist sie Pflicht?
Eine E-Scooter-Versicherung ist im Prinzip eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Wenn Du einen Unfall baust und dabei andere Personen verletzt oder fremdes Eigentum beschädigst, sichert sie Dich bis zur vertraglich festgelegten Summe ab.
Klingt erst einmal nicht schlecht – sicher würden sich viele E-Scooter-Fahrer ohnehin für diesen Versicherungsschutz entscheiden. Dass eine solche Versicherung sogar verpflichtend ist, ergibt sich aus Paragraf 2 der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung.
„Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben, wenn man ein zulassungspflichtiges Kraftfahrzeug anmeldet und nutzt“, weiß Claudia Frenz vom Bund der Versicherten (BdV). Laut Frenz sind E-Scooter gleichgestellt mit einem Kleinkraftrad und brauchen daher genau wie ein Mofa ein Versicherungskennzeichen.
Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist so wichtig, weil sie für Schäden (an Sachen oder Personen) aufkommt, die Du aus Deinem Privatvermögen in der Regel nicht stemmen kannst. „Verletzt ein E-Scooter-Fahrer einen Fußgänger so schwer, dass er bleibende Schäden davonträgt, muss er ggf. eine lebenslange Rentenzahlung leisten“, so Frenz. Das kann zehntausende Euro kosten.
Auch Gregor Kolbe, Referent für Verkehrsmärkte bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), hält die E-Scooter-Versicherung für unerlässlich. „Da E-Scooter eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 20 km/h erreichen, besteht im Falle eines Unfalls ein erhebliches Schadensrisiko. Und dies nicht nur für den E-Scooter-Fahrer, sondern auch für etwaige unbeteiligte Dritte“, so Kolbe.
Die Unfallzahlen, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht hat, geben ihm Recht. Demnach wurden 2022 insgesamt 8.260 Unfälle mit versicherten E-Scootern verursacht, bei denen andere Menschen geschädigt wurden. Damit sind E-Scooter ähnlich unfallträchtig wie Mofas oder Mopeds. Im Schnitt zahlten die Kfz-Haftpflichtversicherer im Schadensfall rund 3.850 Euro.
Was deckt eine E-Scooter-Versicherung ab?
Die Kfz-Haftpflichtversicherung für E-Scooter deckt Sach-, Personen- und Vermögensschäden von Dritten ab.
- Wenn Du mit Deinem E-Roller ein parkendes Auto rammst, ist das ein Sachschaden.
- Fährst Du einen Fußgänger mit dem E-Scooter an und er bricht sich das Bein, ist das ein Personenschaden.
- Ist der Fußgänger wegen des Beinbruchs für eine längere Zeit berufsunfähig und hat er dadurch Einkommensverluste, dann ist das ein Vermögensschaden.
In all diesen Fällen übernimmt der Versicherer den Schaden bis zur vorab vereinbarten Deckungssumme. Claudia Frenz vom BdV empfiehlt, eine Deckungssumme von mindestens 100 Millionen Euro pauschal für Personen-, Sach- und Vermögensschäden zu vereinbaren.
Der Versicherungsschutz für E-Scooter besteht nicht nur in Deutschland, sondern auch innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums. Wenn Du darüber hinaus eine internationale Versicherungskarte, früher auch „Grüne Karte“ genannt, besitzt, bist Du auch in nicht-europäischen Ländern geschützt – vorausgesetzt, E-Scooter sind dort überhaupt erlaubt.
Wann zahlt die E-Scooter-Versicherung nicht?
Die Versicherung zahlt meist nicht, wenn jemand unter Alkoholeinfluss E-Scooter gefahren ist. Dabei gelten dieselben Promillegrenzen wie beim Autofahren. Man darf einen Promillewert von 0,5 nicht überschreiten.
Auch, wenn jemand unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss gefahren ist, übermüdet war oder bewusst Risiken eingegangen ist – etwa ein rotes Ampellicht ignoriert hat –, könnte er Probleme mit seinem Versicherer bekommen.
Weniger problematisch ist es, wenn Du Deinen E-Scooter verliehen hast, also nicht selbst Verursacher des Unfalls warst, weiß Claudia Frenz vom BdV. Mit einer Einschränkung: Derjenige, der den E-Scooter geliehen hat, sollte nicht deutlich jünger sein als Du. Denn für jüngere Fahrer gelten je nach Anbieter oft höhere Preise. Der Versicherer könnte also in diesem Sonderfall eine rückwirkende Beitragsanpassung vornehmen, warnt Frenz. „Oftmals wird zusätzlich eine Vertragsstrafe fällig.“
Wann lohnt sich eine zusätzliche Kaskoversicherung?
Anders als die Kfz-Haftpflichtversicherung ist eine Teilkaskoversicherung für E-Scooter-Fahrer, die öffentliche Straßen nutzen möchten, nicht verpflichtend. Während die Kfz-Haftpflichtversicherung Schäden gegen Dritte abdeckt, kommt die Teilkaskoversicherung auch für Schäden an Deinem E-Scooter auf.
In der Teilkasko abgedeckt sind Schäden am Scooter durch Brand, Kurzschluss, Explosion, Sturm, Hagel, Blitz oder Überschwemmung, Schäden durch Marderbiss oder Zusammenstoß mit Haarwild, aber auch Diebstahl oder Raub. In manchen Tarifen ist auch der Diebstahl von Akku, Ladekabel und Ladekarte eingeschlossen.
Eine Teilkaskoversicherung kann sich zum Beispiel lohnen, wenn Du den E-Scooter über ein Darlehen finanzierst, so Frenz vom BdV. Gregor Kolbe, Referent beim vzbv, hält eine Teilkaskoversicherung auch für hochpreisige oder neuwertige Fahrzeuge für überlegenswert.
Die Art der Nutzung sei ebenfalls entscheidend. „Wenn der Scooter den Großteil des Jahres geschützt in der Garage steht und nur selten, zum Beispiel für Ausflüge genutzt wird, ist die Gefahr eines Schadens am Fahrzeug deutlich geringer als bei einer regelmäßigen Nutzung bei Wind und Wetter”, sagt Kolbe.
Anders als beispielsweise für Motorräder gibt es für E-Scooter derzeit keine Vollkaskoversicherung. Das heißt: Kommt Dein E-Scooter zu Schaden und Du hast eine Teilkaskoversicherung abgeschlossen, zahlst Du einen kleinen Teil des Schadens selbst, bevor die Versicherung übernimmt. Claudia Frenz vom Bund der Versicherten empfiehlt eine Selbstbeteiligung in Höhe von 150 Euro je Schadensfall.
Was kostet eine E-Scooter-Versicherung?
Die Kosten für eine E-Scooter-Versicherung sind in der Regel überschaubar. Wenn Du 23 oder älter bist und Deinen E-Scooter ab dem 1. September 2023 versichern möchtest, zahlst Du zwischen rund 12 und 50 Euro jährlich. Etwas teurer wird es, wenn Du für Deinen Roller noch zusätzlich eine Kaskoversicherung abschließen möchtest, die nicht nur Schäden an Dritten abdeckt, sondern auch aufkommt, wenn Dein Scooter beschädigt oder gestohlen wird.
Ebenfalls etwas mehr zahlen musst Du, wenn Du jünger als 23 bist. Das liegt daran, dass vor allem junge Fahrer Unfälle verursachen und daher das Risiko für die Versicherer höher ist. Ebenso stellen einige Versicherer Ansprechpartner vor Ort bereit, andere sind nur online erreichbar.
Das zahlst Du für eine E-Scooter-Versicherung ab August 2022
Die E-Scooter-Versicherung ist für ein Jahr gültig. Jedes Jahr im März musst Du Deinen Roller neu versichern und erhältst eine Plakette in einer anderen Farbe als im Vorjahr. Bei vielen Versicherern musst Du, um den Schutz zu verlängern, nur einen Klick auf der Website tätigen. Wenn Du – wie in unserem Vergleich – erst ab September eine Versicherung abschließt, musst Du nur die Monate bis einschließlich Februar zahlen.
Welche Voraussetzungen muss Dein E-Scooter erfüllen, um versichert zu werden?
Nicht jeder E-Scooter ist überhaupt für die Nutzung auf öffentlichen Straßen zugelassen. Ein E-Roller muss eine allgemeine Betriebserlaubnis haben, bevor er überhaupt für eine Versicherung in Frage kommt. In der Regel würde der Hersteller diese beim Kraftfahrt-Bundesamt beantragen, so Gregor Kolbe von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Wenn das Kraftfahrt-Bundesamt den E-Scooter genehmigt, dann erhält er ein Fabrikschild mit Informationen wie Herstellername, Typenbezeichnung und Nummer der Betriebserlaubnis, erklärt Kolbe. Auf der Website des Kraftfahrt-Bundesamts kannst Du einsehen, welche Modelle das Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen haben.
Es ist klug, direkt einen E-Roller zu kaufen, der für den Straßenverkehr zugelassen ist. Du kannst einen Roller zwar auch nachrüsten, aber das ist kompliziert und eine Prüfstelle muss mit einem Gutachten bestätigen, dass der nachgerüstete Scooter alle Vorgaben – etwa eine Geschwindigkeit unter 20 Kilometer pro Stunde – erfüllt. Das ist teuer und kostet Zeit.
Wenn Du einen E-Roller kaufst, achte daher darauf, dass in der Beschreibung „StVZO-konform“ vermerkt ist. Ist ein Scooter zugelassen, hat er in der Regel ein Typenschild auf der Unterseite oder am Rahmen. Dort ist die Fahrzeugart „Elektrokleinstfahrzeug“ eingestanzt sowie die Fahrzeug-Identifikationsnummer (FIN).
Bevor Du eine Versicherung für deinen Roller abschließt, gibst Du bei dem Versicherer Fahrzeugdaten wie die FIN oder die Modellbezeichnung an. Achte darauf, die FIN nicht mit der Seriennummer zu verwechseln. Denn das kann schlimmstenfalls dazu führen, dass die Versicherung im Schadensfall nicht zahlt.
Was Du aus dem Text mitnehmen kannst
Eine E-Scooter-Versicherung ist Pflicht, wenn Du mit Deinem Fahrzeug die Straßen unsicher machen willst. Sie ist eine Kfz-Haftpflichtversicherung und greift, wenn Du andere Personen mit Deinem E-Scooter verletzt oder Sachschäden verursachst.
Da E-Scooter mit Geschwindigkeiten von bis zu 20 Kilometern pro Stunde zu den Kraftfahrzeugen gehören und durchaus Unfallrisiken bergen, halten Verbraucherschützer die Versicherungspflicht für angemessen. Achte beim Abschluss Deiner Versicherung darauf, dass mindestens eine Summe von 100 Millionen Euro abgedeckt ist.
Über die Kfz-Haftpflichtversicherung hinaus gibt es noch die Möglichkeit, den E-Scooter gegen Schäden und Diebstahl zu versichern. Wenn Du den E-Scooter häufig nutzt, viel Geld für ihn ausgegeben hast oder ihn sogar über ein Darlehen finanzierst, ist diese Teilkaskoversicherung möglicherweise sinnvoll.
Nicht jeder E-Scooter ist für den Straßenverkehr zugelassen. Achte also vor dem Kauf am besten darauf, dass der Roller als „StVZO-konform“ beschrieben wird und mit einem Typenschild versehen ist.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Gibt es Regeln bei der Nutzung eines E-Scooters?
Ja. Bei E-Scootern gelten die gängigen Verkehrsregeln. Außerdem benötigen E-Scooter eine Betriebserlaubnis und eine Versicherung. Helm und Führerschein brauchst Du jedoch nicht zwangsläufig. Das wird erst ab einer Geschwindigkeit von 20 km/h verpflichtend.