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Ausverkauf am Aktienmarkt: Ist es richtig, jetzt billig nachzukaufen?

Redakteur,  Redakteurin

Aktualisiert: 03. Oktober 2022, 12:01 Uhr

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Globale Aktien verzeichneten Anfang dieser Woche ihren schlechtesten Tageshandel seit den ersten Monaten der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020.

Der FTSE All-World-Index, ein anerkanntes Maß für die globale Aktienperformance, brach am Montag, den 9. Mai, um 3 Prozent ein. Der Rückgang, der den Index auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020 brachte, war der stärkste Rückgang des Marktes seit Juni 2020. Der MSCI-World-Aktienindex verlor bis Mittwoch gut 3,6 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs am Freitag.

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Grund für den Rückgang an den Märkten ist, dass Anleger gerade im großen Stil aus risikoreichen Anlagen wie Aktien, allen Voraus Tech-Aktien, aussteigen. Sie haben Respekt vor dem aktuell schwierigen Marktumfeld mit hoher Inflation, steigenden US-Zinsen, möglichen Zinserhöhungen in Europa, Lieferengpässen und einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung. 

Laut Nina Etherton, Investment Analyst bei den Vermögensverwaltern JM Finn, bewerten Anleger Wertpapiere aktuell neu, angesichts einer drohenden Rezession oder gar Stagflation. Stagflation ist der Begriff für eine Periode langsamen oder stagnierenden Wirtschaftswachstums vor dem Hintergrund einer hohen Inflation. 

Sie sagte: „Die anhaltende, hohe Inflation hat die Zentralbanker dazu veranlasst, die Wirtschaft durch eine Anhebung der Zinssätze zu bremsen, was auf Kosten des Wachstums gehen könnte. Das Ignorieren der fundamentalen Treiber für die Aktienkurse kann gefährlich sein, insbesondere angesichts dieser Herausforderungen.“

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Wenn sich ein Aktienmarkt nach unten korrigiert, stellt sich unweigerlich die Frage, ob Anleger von den damit verbundenen sinkenden Kursbewegungen profitieren können. 

Kasim Zhafar, Chief Investment Strategist bei EQ Investors, sagt, es sei wichtig, die Perspektive zu behalten: „Marktschwankungen sind ein wesentlicher Bestandteil des Investierens. Aktienkurse und der Aktienmarkt können kurzfristig überreagieren.“

„Buy the Dip“: Bewährte Strategie?

Der Ausdruck „Buy the dip“ – ein Hinweis darauf, mit einem Börsenrückgang Geld zu verdienen – ist beliebt bei aktiven Anlegern, sog. „Daytradern“, und so manchem Krypto-Investor, besonders in der Phase sehr schwankungsanfälliger Märkte. 

Nina Etherton erklärt, dass man in der Welt der Mainstream-Finanzen mit einem „Einbruch“ einen „Rückgang der Finanzmärkte, insbesondere der Aktienmärkte“ meint, „der dramatisch genug ist, um konträre Anleger zu ermutigen, mehr in Aktien zu investieren.“ Anleger würde eine Umkehr des Abwärtstrends erwarten. 

Experten sagen, dass der „Kauf des Dips“ eine gültige Strategie ist. Poppy Fox, Investmentmanagerin bei den Vermögensverwaltern Quilter Cheviot, sagt: „Es kann manchmal recht logisch sein, Aktien von starken Unternehmen zu kaufen, wenn ihr Preis gefallen ist. Insbesondere wenn Sie an das Geschäftsmodell des Unternehmens glauben.“

Tom Stevenson, Direktor bei Fidelity International, stimmt zu: „Der Kauf der Dips war in der Regel sinnvoll.“ Laut Stevenson hat es sich in den 14 Jahren seit der Finanzkrise von 2008 im Allgemeinen ausgezahlt, davon auszugehen, dass die Zentralbanken oder die Regierung bei den ersten Anzeichen von Schwierigkeiten an den Märkten zur Rettung eilen würden.

„‘Kämpfe nicht gegen die Fed’ war ein profitables Mantra“, sagt Stevenson und verweist auf die Bereitschaft der US-Notenbank, der Federal Reserve, die Wirtschaft zu unterstützen.

Solltest Du bei fallenden Märkten kaufen?

Laut Juliet Schooling, Research Director bei den Investmentanalysten FundCalibre bietet der „Kauf des Dips“ Anlegern die Möglichkeit, sich in einem Vermögenswert zu engagieren, der ihnen bereits gefallen hat – nur eben zu einem günstigeren Preis. 

 „Am Aktienmarkt geht es gemeinhin um die Zeit, die ein Anleger investiert bleibt, nicht um den Einstiegszeitpunkt“, so Schooling. Grundsätzlich sollten Anleger also durch Höhen und Tiefen investiert bleiben, da es unmöglich sei, jedes Mal genau das richtige Timing zu finden. 

Sie umschreibt damit die altbewährte „Buy and Hold“-Strategie. Es hat sich etwa bewährt, ein breit gestreutes Aktienportfolio über 15 Jahre oder länger einfach beizubehalten. Man kann dafür etwa in globale passive Aktienfonds (ETFs) investieren, die zum Beispiel oben genannten weltweite Aktienindizes (FTSE-All-World-Index oder MSCI World Index) nachzeichnen. 

Auch Poppy Fox betont, dass Anleger nur dann in fallenden Märkten kaufen sollten, wenn sie an sich langfristig unterwegs sind. „Es ist unglaublich riskant, den Markt zu timen und zu handeln, wenn Sie eine gute Kaufgelegenheit sehen. Daher ist es rentabler, den Dip zu kaufen und für die absehbare Zukunft zu halten.“

„Wenn Sie regelmäßig in Märkte ein- und aussteigen und versuchen, den Tiefpunkt eines Einbruchs zu timen, können Sie einige der besten Tage verpassen. Das kann sich erheblich auf den Wert Ihres Portfolios auswirken. Als langfristiger Anleger sollte Sie die Volatilität nicht beunruhigen, da sich über die Jahre selbst starke Einbrüche wieder ausgleichen.“

Wohl überlegt handeln

Wenn Du Dir über die Gründe im Klaren bist, warum Du „den Dip“ kaufen willst, kannst Du Dir noch über den Anlagebetrag Gedanken machen. Grundsätzlich gilt: Stecke nicht allzu viel Geld in einzelne Aktien, sondern versuche ausgewogen über Branchen, Länder und Währungen zu investieren. 

Wer Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe wie Gold und Bargeld mischt, macht sein Portfolio robuster gegenüber Schwankungen. Denn geht es an einem Markt nach unten, geht ein anderer vielleicht bergauf. Auf und Abs gleichen sich so eher aus. 

Wer sich wegen des Einstiegszeitpunkts doch Sorgen macht, kann auch monatlich in Raten einsteigen, zum Beispiel über einen Aktien- oder ETF-Sparplan. Sind die Kurse bestimmter Aktien oder Fondsanteile gerade unten, kaufst Du günstiger ein und kannst die Erholung mitnehmen. Ein anderes Mal kaufst Du wieder zu Höchstständen ein. Im Ergebnis erzielst Du mit einem Sparplan eine mittlere Rendite, die Dich aber keine Nerven kostet.

Sollte man Kryptowährungen nachkaufen?

Nicht nur am Aktienmarkt, auch bei Kryptowährungen konnte man in der Woche vom 9. Mai einen Ausverkauf beobachten. 

In einem Monats ist zum Beispiel der Bitcoin-Kurs um mehr als 20 Prozent gefallen – von gut 39.000 Euro am 9. April auf rund 29.000 Euro am 9. Mai. Im November 2021 war ein BTC noch gut 57.000 Euro wert. Ein Einbruch von mehr als 50 Prozent bedeutet: erhebliche Verluste.

Dennoch gibt es sogar prominente Anleger, die genau jetzt nachkaufen. So informierte El Salvadors Präsident und produktiver Social-Media-Nutzer Nayib Bukele in dieser Woche auf Twitter seine 3,9 Millionen Follower, dass sein Land „gerade den Dip“ gekauft hat. Bukele hatte 500 Bitcoins zu einem Durchschnittspreis von ca. 28.000 Euro erworben. Im vergangenen Jahr war El Salvador das erste Land der Welt, das die Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel einführte.

Für normale Anleger und Einsteiger könnte es aber gefährlich sein: Speziell Krypto-Assets sind sehr schwankungsanfällig und unterliegen in Deutschland keiner Regulierung. Einen direkten Schutz für Verbraucher gibt es also nicht. Ist das Geld weg, ist es wirklich weg. Auf Krypto-Gewinne fällt in manchen Fällen auch Einkommenssteuer an. 

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