Wenn Du schon etwas länger an der Börse unterwegs bist, hast Du sicherlich schon einmal den Begriff „Small Caps“ aufgeschnappt.
Gemeint sind Unternehmen mit vergleichsweise kleiner Marktkapitalisierung, also kleinem Börsenwert. Hierzulande rechnet man Unternehmen mit einem Börsenwert zwischen 100 Mio. und 2 Mrd. Euro zu den Nebenwerten.
Im Artikel erklären wir, was man unter Small-Cap-ETFs versteht und ob Du darin investieren solltest.
Was sind Small-Cap-ETFs – und welche gibt es?
Small-Cap-ETFs bündeln Nebenwerte, also Unternehmen mit geringem Börsenwert (geringer Marktkapitalisierung). Wie jeder ETF bildet auch ein Small-Cap-ETF einen Index ab.
In Deutschland ist der SDAX der gängige Small-Cap-Index. Der SDAX enthält 70 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von etwa 100 Mio. bis 2 Mrd. Euro. Darin enthalten sind bekannte Unternehmen wie Fielmann, Hornbach, die Hochtief AG oder Sixt.
Doch es gibt auch andere Indizes, die sich auf Nebenwerte spezialisieren. Etwa der MSCI World Small Cap Index, MSCI Europe Small Cap Index oder der S&P Small Cap 600 Index.
- Der MSCI World Small Cap zählt gut 4.400 Aktien und enthält Unternehmen bis 14 Mrd. Euro Börsenwert.
- Der MSCI Europe Small Cap listet 985 Unternehmen mit einem Börsenwert bis zu 7 Mrd. Euro.
- Der S&P Small Cap 600 zählt 600 Nebenwerte mit einem Börsenwert bis 4,35 Mrd. Euro.
Die Small-Cap-ETFs mit dem größten verwalteten Vermögen, die auf der elektronischen Handelsbörse Xetra gelistet sind, zeigen wir in folgender Tabelle:
Beliebte Small-Cap-ETFs
Warum in Small-Caps-ETFs investieren
Viele Anleger mögen Small Caps, weil sie höhere Renditechancen bieten. Warum? Kleinere Unternehmen gelten als agiler, anpassungsfähiger und innovativer als manche Aktien-Flaggschiffe. Das, so Experten, bringe ihnen ein höheres Wachstumspotenzial ein. Dafür schwanken Nebenwerte jedoch auch mal stärker.
Du kannst zwischen deutschen, europaweiten und weltweiten Small-Caps-ETFs unterscheiden. Auch hier gilt: Je breiter die Streuung, umso geringer ist normalerweise die Schwankung und das Verlustrisiko.
Rendite und Schwankung der MSCI Small-Cap-Indizes
Ein Blick in die Zahlen zeigt: Bei der Rendite entwickelte sich der MSCI World und Europe Small Cap besser als der „normale“ MSCI World und Europe, im Zehnjahresvergleich besser oder gleich. Allerdings schwankte er auch mehr.
Small-Cap-ETFs helfen Dir, Dein Investment in Nebenwerte zu stärken. Angenommen, Du hast bereits ein weltweites Portfolio, möchtest aber mehr kleine Unternehmen mit Potenzial beimischen, kannst Du einen Anteil Deines Anlagebetrags in einen Small-Cap-ETF stecken.
Chancen und Risiken von Small Caps und Small-Caps-ETFs
Small Caps bieten ihre ganz eigenen Chancen und Risiken, die Du als Anleger auf jeden Fall kennen solltest. Wir haben sie nochmal zusammengefasst.
Chancen von Small Caps und Small-Cap-ETFs
Wachstumspotenzial
Small-Cap-Unternehmen bieten oft noch Raum für Wachstum und Expansion. Größere Konzerne wie Amazon oder Facebook haben es schwer, ihren milliardenschweren Börsenwert noch einmal zu vervielfachen. Anders bei Small Caps: Wenn sie erfolgreich sind, können sie möglicherweise schneller wachsen als größere Unternehmen.
Diversifikation
Small-Cap-ETFs bieten Anlegern eine breite Diversifikation – im Gegensatz zum Kauf von Einzelaktien. Durch den Kauf eines ETFs kannst Du in ein Portfolio von vielen verschiedenen kleinen Unternehmen investieren. Das verringert das Risiko von Verlusten, auch wenn einzelne Small Caps mal etwas schlechter abschneiden. Small-Caps-ETFs können eine Beimischung zu Deinem weltweit ausgerichteten Portfolio sein.
Potenziell höhere Renditen
Small Caps befinden sich oft noch in der Entwicklung. Viele sind noch unbekannt, Investoren bewerten sie noch nicht so stark. Zugleich wollen die meisten Small Caps weiter wachsen. Sie bieten also häufig höhere Renditen als größere Unternehmen. Das belegt auch ein detaillierter Blick in die Zahlen, dazu später mehr.
Chancen von Small Caps und Small-Cap-ETFs
Schwankungsanfälligkeit (Volatilität)
Small Caps sind anders als viele Großkonzerne bei ihren Produkten auf eine Nische fokussiert (Mittelständler) und werden nicht so häufig gehandelt wie etwa Dax-Aktien. Wenn es an den Börsen ruckelt, sind sie manches Mal anfälliger für Preisschwankungen.
Höheres Ausfallrisiko
Neben der Volatilität sind Ausfälle ein weiterer problematischer Punkt kleinerer Unternehmen. Denn in der Regel verfügen sie über weniger Kapital als größere Unternehmen. Die Geschäftsentwicklung kann mal stocken, mal sich beschleunigen. Pleiten sind möglich.
Schlechte Performer
Nicht alle Small Caps sind erfolgreiche Wachstumsunternehmen. Einige könnten stagnieren oder scheitern, das kann zu Verlusten für Anlegerinnen und Anleger führen. Wichtig ist deswegen eine gute Mischung im Portfolio.
Diversifizieren Small-Caps-ETFs das Portfolio?
Wenn Du die richtigen auswählst, bieten Dir Small-Caps-ETFs eine gute Möglichkeit, Dein Portfolio breiter aufzustellen. Bevor Du in sie investierst, solltest Du Dir die Unternehmen im ETF und ihre Branchen genau anschauen. Schließlich gilt es, böse Überraschungen zu vermeiden.
Insgesamt gibt es deutlich mehr Small Caps als Large oder Mid Caps. Wenn Du Dein Portfolio um Small Caps erweiterst, vergrößerst Du es auf einen Schlag um mehrere tausend Unternehmen. Eine Small-Cap-Beimischung diversifiziert also Dein Portfolio.
Allerdings sind kleinere Unternehmen auch anfälliger für Kursschwankungen, gerade wenn es an den Börsen ruckelt. Small Caps können auch mal schlechter laufen als der Markt. Ein langer Anlagehorizont ist deswegen ratsam. Überprüfe in jedem Fall regelmäßig Dein Portfolio und passe es ggf. an. Wie dieses Rebalancing funktioniert, liest Du auch im Artikel zu ETF-Portfolios.
Wie hoch sind die Renditen von Small-Cap-ETFs?
Die Renditen von Small-Cap-ETFs können je nach ETF, Markt und anderen Faktoren variieren. Ein Blick in die Zahlen zeigt aber: Small Caps liefern über lange Zeiträume ein Renditeplus. Der bekannte „Guide to the Markets“ von JPMorgan zeigt: US-Small-Caps wiesen in den vergangenen 20 Jahren eine Durchschnittsrendite von 8,7 Prozent pro Jahr auf. Zum Vergleich: Der S&P 500, der ausschließlich größere Unternehmen listet, kommt auf lediglich 7,5 Prozent pro Jahr.
Dass Large-Cap-Aktien vergleichsweise geringere Durchschnittsrenditen bieten, zeigt auch eine Studie des US-Finanzforschungsunternehmens Ibbotson Associates. Der Betrachtungszeitraum dieser Erhebung ist noch länger. Ihr zufolge erzielten Small Caps in den USA zwischen 1926 und 2019 eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 12,1 Prozent. Large Caps kamen auf lediglich rund 10 Prozent.
Es kann also durchaus verlockend sein, den Small-Cap-Anteil am Portfolio höher zu gewichten, um die Rendite zu erhöhen. Entscheidende Faktoren könnten Branchen, Regionen oder Unternehmensgrößen sein. Wird ein Faktor höher gewichtet, wird die so erwirtschaftete Rendite als Faktor-Prämie bezeichnet.
Beachte aber: Vergangene Erfolge sind nicht dafür geeignet, Wachstum zu prognostizieren. Small Caps entwickeln sich sprunghaft und bieten demnach keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Die Zahlen zeigen aber: Ein längerer Anlagehorizont ist auch bei Small-Cap-ETFs sinnvoll.
Welche Small-Cap-Gewichtung ist sinnvoll?
Die ideale Small-Cap-Gewichtung hängt von verschiedenen Faktoren ab – Deinen Anlagezielen, Deiner individuellen Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont.
- Als Faustregel gilt aber, dass eine Small-Cap-Gewichtung von 5 bis 10 Prozent Deines Gesamt-Portfolios angemessen ist. Ein höherer Anteil an Aktien kleinerer Unternehmen steigert die Chance auf höhere Renditen, aber eben auch die Schwankungsanfälligkeit Deines ETF-Portfolios.
- Risikofreudige Anleger können eine höhere Gewichtung (bis 15 Prozent) in Small Caps in Betracht ziehen. In diesem Fall bildet das Gewicht in etwa den Anteil kleiner Unternehmen am globalen Aktienmarkt ab (14 Prozent im MSCI-Universum).
- Wenn Du konservativer bist oder Dich in einem späteren Lebensabschnitt befindest, kann aber auch eine geringere Gewichtung von 3 bis 5 Prozent sinnvoll sein.
Ein Beispiel: Besonders beliebt ist unter Anlegern das sogenannte 70-30-Weltportfolio, also ein Portfolio, das zu 70 Prozent aus einem ETF auf den MSCI World und zu 30 Prozent aus einem ETF auf den MSCI Emerging Markets besteht. Von Letzterem existiert eine „IMI“-Version. Das ist ein ETF, der auch Small Caps abbildet. Darüber hinaus gibt es auch ein 70-30-Weltportfolio mit Small Caps. Erfahre mehr darüber in unserem Ratgeber zu beliebten ETF-Portfolios.
Allgemeine Empfehlungen sind bei Small Caps schwierig. Womöglich solltest Du einen Berater hinzuziehen. Im Fokus stehen Deine Anlageziele und Risikotoleranz. Besonders Letztere spielt eine große Rolle für die Gewichtung von Small Caps in Deinem Portfolio.
Für welche Anleger sind Small-Cap-ETFs geeignet?
Wer bei Kursschwankungen schnell in Panik gerät, sollte Small Caps nicht unbedingt in Betracht ziehen. Börsen-Neulinge und ängstliche Naturen sollten besser in breite Indizes investieren, die eher größere Unternehmen beinhalten.
Wenn Du aber selbst bei einem zwischenzeitlichen Kursrückgang von 10 oder 20 Prozent ruhig schlafen kannst, kannst Du über eine Small-Caps-Beimischung im ETF-Portfolio gut beraten. Oft sind das erfahrene Anleger, die ihr persönliches Risikoempfinden bereits gut kennen.
In beiden Fällen gilt: Um langfristig von potenziellen Renditen zu profitieren, sollten Anleger eine langen Anlagehorizont anstreben.
Fazit: Sind Small-Cap-ETFs sinnvoll?
Small-Cap-ETFs können eine lohnende Investition sein, aber sie haben auch Risiken. Die Ausschläge nach oben und nach unten sind in der Regel extremer als bei ETFs, die größere Unternehmen beinhalten. Dennoch bergen Small-Cap-ETFs in einer vernünftigen Beimischung kein übertriebenes Risiko.
Sie enthalten Unternehmen in verschiedenen Branchen und Sektoren, die ein Large-Cap-ETF, der die Aktien-Flaggschiffe bündelt, nicht beinhaltet. So dienen sie als Instrument, um Dein Portfolio zu diversifizieren. Besonders breit streust Du Dein Investment mit einem MSCI-World-Small-Caps-ETF, der weltweit anlegt.
Mit einer sorgfältigen Recherche und einem regelmäßigen Check Deines Portfolios kannst Du das Risiko minimieren und das Potenzial für Renditen maximieren. Es lohnt sich, die spezifischen Risiken und Chancen der von Dir favorisierten ETFs sorgfältig zu prüfen und sie in eine langfristige Anlagestrategie einzubetten.
Es kann sinnvoll sein, einen erfahrenen Finanzprofi zu Rate zu ziehen, der Deine individuelle Risikobereitschaft gemeinsam mit Dir abschätzen kann.
Häufige Fragen zu Small-Cap-ETFs
Welche Small-Cap-Indizes gibt es?
Small-Cap-Indizes gibt es einige verschiedene. Je nachdem, welche Region der Welt sie abbilden, umfassen sie mehr oder weniger Aktien. Der SDAX, der deutsche Nebenwerte-Index, umfasst etwa 70 Unternehmen. Der MSCI-Small-Cap-Europe-Index zählt bereits mehr als 400 Aktien. Der MSCI-Small-Cap-World-Index führt 10 Mal so viele Nebenwerte.
Welche Vor- und Nachteile haben Small-Cap-ETFs?
Nebenwerten wird nachgesagt, dass sie sich sehr agil und innovativ zeigen und mehr Wachstumspotenzial haben als Aktien von etablierten Firmen. Allerdings sind sie auch sensibler, wenn es zu Marktbewegungen kommt. Sie schwanken also häufig mehr im Wert als Aktien etablierter Firmen.
Small-Cap-ETFs geben mehr Diversifikation und Wachstumschancen in Dein ETF-Portfolio. Wenn Du zu viele Nebenwerte in Dein Portfolio mit einschließt, kann das zusätzliche Risiko allerdings die zukünftigen Renditechancen überwiegen. Die Daumenregel lautet, Deinem Weltportfolio nicht mehr als 10 Prozent Small Caps beizumischen.
Warum ist Rebalancing bei Small-Caps-ETFs wichtig?
Small-Cap-ETFs sind sprunghaft beim Wert, können schon mal schlechter, mal besser abschneiden als der gesamte Aktienmarkt. Daher sollten Anleger, die Small-Caps-ETFs beigemischt haben, einmal jährlich ihr Depot prüfen und ggf. neu ausrichten. Das nennt sich auch Rebalancing.
Stell Dir vor, Du hast ursprünglich in ein ETF-Portfolio investiert, das zu 90 Prozent aus dem MSCI World und zu 10 Prozent aus Small-Caps-ETFs besteht.
Sagen wir, dass im vergangenen Jahr Deine Aktien-ETFs etwas an Wert gewonnen, Deine Small Caps aber etwas verloren haben. Dann bist Du heute mehr in großen Firmen investiert als zu Beginn Deiner Geldanlage.
Um Deine Ausgangsposition wiederherzustellen – also die Chance auf Gewinne aus Small Caps zu wahren – musst Du Deinen Weltaktien-Anteil senken und Deinen Small-Cap-Anteil erhöhen. Dafür verkaufst Du Anteile am World-ETF und kaufst davon Anteile am Small-Cap-ETF.