Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0258
DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Falscher Kunstschutz
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MORITZ VON SCHWIND, SELBSTBILDNIS. BLEISTIFTZEICHNUNG
WIEN, ALBERTINA. AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE, BERLIN
FALSCHER KUNSTSCHUTZ
VON
KARL SCHEFFLER
Tn letzter Zeit ist wieder viel von den Gefahren geschrie-
ben worden, die Deutschland angeblich erwachsen, wenn
wertvolle Kunstwerke aus Privatbesitz ins Ausland verkauft
werden. Mit besonderem Hinweis auf die Sammlung Huld-
schinsky und die fürstlich Hohenzollernsche Sammlung in
Sigmaringen. Die Proteste klangen, als sollten der Nation
heiligste Güter entrissen werden. Demgegenüber wäre die
Feststellung wertvoll, wie viele Deutsche, wie viele von
den Protestierenden auch die beiden Sammlungen jemals
angesehen haben. Es würde sich zeigen, daß viele sich um
Kunstwerke aufregen, die sie niemals sahen und auch nie
eigentlich zu sehen gewünscht haben. Die Wahrheit ist, daß
die bedeutenden Bilder dieser beiden Sammlungen für deut-
sche Kunstfreunde vielleicht besser erreichbar sein würden,
wenn sie in öffentlichen Galerien des Auslandes hingen.
Die Kunstgelehrten müssen ohnehin dauernd die Werke aus-
ländischer Sammlungen studieren; da die Verkehrsmöglich-
keiten bequem sind, ist es ohne Schwierigkeit möglich. Die
Wissenschaft wird also nicht sonderlich geschädigt, wenn
kein Gesetz da ist, das die Ausfuhr von Kunstwerken ver-
17,1
WIEN, ALBERTINA. AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE, BERLIN
FALSCHER KUNSTSCHUTZ
VON
KARL SCHEFFLER
Tn letzter Zeit ist wieder viel von den Gefahren geschrie-
ben worden, die Deutschland angeblich erwachsen, wenn
wertvolle Kunstwerke aus Privatbesitz ins Ausland verkauft
werden. Mit besonderem Hinweis auf die Sammlung Huld-
schinsky und die fürstlich Hohenzollernsche Sammlung in
Sigmaringen. Die Proteste klangen, als sollten der Nation
heiligste Güter entrissen werden. Demgegenüber wäre die
Feststellung wertvoll, wie viele Deutsche, wie viele von
den Protestierenden auch die beiden Sammlungen jemals
angesehen haben. Es würde sich zeigen, daß viele sich um
Kunstwerke aufregen, die sie niemals sahen und auch nie
eigentlich zu sehen gewünscht haben. Die Wahrheit ist, daß
die bedeutenden Bilder dieser beiden Sammlungen für deut-
sche Kunstfreunde vielleicht besser erreichbar sein würden,
wenn sie in öffentlichen Galerien des Auslandes hingen.
Die Kunstgelehrten müssen ohnehin dauernd die Werke aus-
ländischer Sammlungen studieren; da die Verkehrsmöglich-
keiten bequem sind, ist es ohne Schwierigkeit möglich. Die
Wissenschaft wird also nicht sonderlich geschädigt, wenn
kein Gesetz da ist, das die Ausfuhr von Kunstwerken ver-
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