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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Renoir in der Galerie A. Flechtheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0180

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MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

AUGUSTE RENOIR, SELBSTBILDNIS. 1910

AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN. SAMMLUNG PIERRE RENOIR

RENOIR IN DER GALERIE A. FLECHTHE1M

|~~\ie Ausstellung von Bildern und Bronzen Renoirs, größten-
-"-^ teils aus dem Besitz der Söhne des Künstlers, ist für
Berlin etwas wie ein Ereignis. Nur ein gesellschaftliches frei-
lich; für die Masse des Volkes ist Renoirs Kunst immer noch
Kaviar. Der Erfolg ist ein wenig dem verwandt, den Thann-
hauser im vorigen Jahr mit seiner Impressionistenausstellung
im Künstlerhaus hatte. Der Erfolg ist auch insofern berechtigt,
als die siebzig Bilder, die zwischen 1895 und 1919 gemalt
sind, mit Betonung der Zeit nach 1913, eine Stimmung von
Sonnigkeit, Sommerwärme und südlichem Glück verbreiten,
der sich keiner entziehen kann. Es sind nicht nur Meister-
werke da. Manches ist von der Art, wie es im Atelier eines
großen Künstlers nach seinem Tode zurückbleibt. Immer ist
dann aber zur rechten Zeit ein Bild vorhanden, das unmittelbar
Zünder, vor dem die Empfindung freudig zu schwingen be-
ginnt, in dem die Realisation geglückt ist. Der Frage, ob
die Alterswerke bedeutender sind als die Frühbilder, braucht
man nicht nachzudenken. Es ist immer derselbe Renoir, der
aus allen Teilen des Lebenswerkes hervorschaut. Was im
Alter an Erfahrung, Weisheit und Abstraktionskraft gewon-
nen ist, ging der Malerei an Kraft verloren; und was in der
Jugend an sinnlicher Kraft gewonnen wurde, mußte not-

wendig mit Tugenden bezahlt werden, die in den Alterswer-
ken sind. Die Alterskunst schwimmt wie in einem Meer von
nuancenreichem Rosa, sie ist ganz und gar elysäisch — und
bleibt doch den Gefahren der Süßlichkeit fern. Sie kann nichts-
sagend sein, niemals aber schmeichelt sie auch nur mit einem
Pinselstrich den Instinkten des Publikums. Alles ist Musik.
Wo das Melodische versagr, bleibt noch bestrickende Harmonie.

Besonders schön sind um 1900 entstandene Bilder, wie
„Der Wald von Louvecienne", „Die Brücke" und zwei de-
korative Panneaux. Herrlich ist das Bild der Gabriele von
1905, ist „Claude beim Spiel" und „Claude beim Malen"
(1910); aus derselben Zeit stammt das menschlich und ma-
lerisch eindrucksvolle Selbstbildnis und der meisterhaft ge-
malte „Flieder". Unter den Bildern des Jahres 1914 ist der
„Blick auf Cagnes" besonders schön. Wundervoll gemalt ist
der „Fisch" und das „Mädchen im Grünen" (um 1916). Von
den Bildern der letzten Jahre macht besonders die „Schwan-
gere Frau" starken Eindruck.

Über das Verhältnis von Malerei und Plastik bei Renoir
ließe sich dann angesichts der ausgestellten Bronzen, vor
allem vor der 1915 entstandenen schönen Gruppe „Mutter
und Kind" eine ganze Abhandlung schreiben. K. Sch.

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