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Die vorliegende Erfindung betrifft die Erzeugung und Manipulation von
Proteinen, wobei rekombinante Techniken in geeigneten Wirten verwendet werden.
Im spezielleren betrifft die Erfindung die Erzeugung von mutanten
prokaryotischen Proteasen wie Subtilisin und neutraler Protease und von
heterologen Proteinen durch Bacillus, der nicht fähig ist, enzymatisch
wirksames Subtilisin oder neutrale Protease auszuscheiden.
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Von verschiedenen Bakterien ist bekannt, daß sie in irgendeinem Stadium in
ihrem Lebenszyklus Proteasen ausscheiden. Bacillusspezien erzeugen zwei
wesentliche extrazelluläre Proteasen, eine neutrale Protease (eine durch EDTA
gehemmte Metalloprotease) und eine alkalische Protease (oder Subtilisin, eine
Serinendoprotease). Beide werden im allgemeinen nach der exponentialen
Wachstumsphase in der größten Menge erzeugt, wenn die Kultur in die stationäre
Phase eintritt und mit dem Sporenbildungsvorgang beginnt. Die physiologische
Rolle dieser beiden Proteasen ist nicht klar. Es ist als gegeben angenommen
worden, daß sie eine Rolle bei der Sporenbildung spielen (J.Hoch 1976,
"Adv.Genet." 18 : 69-98; P.Piggot et al., 1976, "Bact.Rev." 40 : 908-962; und
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F. Priest, 1977, "Bact.Rev." 41 : 711-753), daß sie an der Regulierung des
Zellwandturnovers beteiligt sind (L.Jolliffe et al., 1980, "J.Bact."
141 : 1199-1208) und daß sie Scavengerenzyme sind (Priest, Id.). Die Regulierung
der Expression der Proteasegene ist kompliziert. Sie scheinen in
Übereinstimmung mit Sporenbildung koordiniert reguliert zu werden, da in den
frühen Stadien der Sporenbildung blockierte Mutanten verringerte Mengen an
sowohl alkalischer als auch neutraler Protease aufweisen. Außerdem besteht
eine Anzahl an pleiotropischen Mutationen, die das Ausmaß der Expression von
Proteasen und anderen ausgeschiedenen Genprodukten beeinflussen, wie Amylase
und Levansaccharase (Priest, Id.).
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Subtilisin ist in industriellen und kommerziellen Anwendungen in beträchtlichem
Ausmaß zum Einsatz gekommen (siehe US-PS-3,623,957 und J. Millet, 1970,
"J.Appl.Bact." 33 : 207). Beispielsweise werden Subtilisine und andere Proteasen
üblicherweise in Waschmitteln verwendet, um das Entfernen von Flecken auf
Proteinbasis zu ermöglichen. Sie werden auch bei der Verarbeitung von
Nahrungsmitteln verwendet, um die in den Nahrungsmittelpräparaten vorhandenen
eiweißartigen Substanzen an ihre gewünschte Auswirkung auf die Zusammensetzung
anzupassen.
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Die klassische Mutagenese von Bakterien durch Mittel wie Bestrahlung oder
Chemikalien hat eine Vielzahl von Mutantenstämmen geschaffen, die bezogen
auf die Wachstumsphase, bei der Proteaseausscheidung auftritt, sowie den
Zeitpunkt und den Wirksamkeitsausmaßen ausgeschiedener Protease
unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Diese Stämme reichen jedoch nicht
an das maximale Potential der Organismen heran, weil der mutagenetische Vorgang
im wesentlichen zufällig bzw. statistisch erfolgt, wobei langwierige(s)
Selektion und Screenen erforderlich ist, um Organismen zu identifizieren,
die den gewünschten Eigenschaften auch nur nahekommen. Des weiteren sind diese
Mutanten zur Reversion zum Eltern- oder Wildtypstamm fähig. In diesem Fall
geht die wünschenswerte Eigenschaft verloren. Die Wahrscheinlichkeit der
Reversion ist unbekannt, wenn es sich um zufällige Mutagenese handelt, da
der Typ und die Stelle der Mutation unbekannt oder schlecht charakterisiert
ist. Das verleiht dem industriellen Verfahren, das auf dem
enzymsynthetisierenden Bakterium basiert, beträchtliche Unsicherheit.
Schließlich koppelt die klassische Mutagenese einen wünschenswerten Phänotyp,
z. B. niedrige Proteasewerte, mit einem nicht wünschenswerten Merkmal wie
übermäßiger vorzeitiger Zelllyse.
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Besondere Probleme bestehen bezüglich der Proteasen, die durch Bacillus
ausgeschieden werden. Einerseits ist, da zumindest zwei derartige Proteasen
existieren, das Screenen bezüglich des Verlusts von nur einer schwierig.
Außerdem macht die große Anzahl an pleiotropischen Mutationen, die sowohl
die Sporenbildung als auch die Proteaseerzeugung beeinflussen, das Isolieren
echter Proteasemutationen schwierig.
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Temperaturempfindliche Mutanten des neutralen Proteasegens sind nach
herkömmlichen Mutagenesetechniken erzielt worden und wurden verwendet, um
die Position des regulierenden und strukturellen Gens im Bacillus subtilis-Gen
zu mappen (H.Uehara et al., 1979, "J.Bact." 139 : 583-590). Außerdem ist eine,
wie angenommen wird, Nonsensmutation des alkalischen Proteasegens berichtet
worden (C. Roitsch et al., 1983, "J.Bact." 155 : 145-152).
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Es sind temperaturempfindliche Bacillusmutanten isoliert worden, die inaktive
Serinprotease oder stark verringerte Mengen an Serinprotease erzeugen. Diese
Mutanten sind jedoch asporogen und weisen eine Reversionshäufigkeit zum Wildtyp
von etwa von 10&supmin;&sup7; bis 10&supmin;&sup8; auf (F.Priest, Id. S.719). Diese Mutanten sind
für die rekombinante Produktion von heterologen Proteinen nicht
zufriedenstellend, weil asporogene Mutanten während früherer Stadien ihres
Wachstumszyklus in Minimalmedium zur Lyse neigen als sporenbildende Mutanten,
wodurch vorzeitig zellulärer Gehalt (einschließlich intrazellulärer Proteasen)
in den Kulturüberstand freigesetzt wird. Die Möglichkeit der Reversion ist
ebenfalls unerwünscht, da Wildtypreversionsmutanten den Kulturüberstand mit
ausgeschiedenen Proteasen verunreinigen.
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Bacillus sp. sind für die Expression von heterologen Proteinen vorgeschlagen
worden, aber die Gegenwart von ausgeschiedenen Proteasen und die potentielle
resultierende Hydrolyse des gewünschten Produkts hat die kommerzielle Akzeptanz
von Bacillus als einen Wirt für die Expression von heterologen Proteinen
verzögert. Es sind Bacillus megaterium-Mutanten geoffenbart worden, die zur
Sporenbildung fähig sind und die während Wachstumsphasen keine mit
Sporenbildung in Verbindung stehende Protease exprimieren. Jedoch schloß das
verwendete Assay die Gegenwart anderer Proteasen nicht aus, und die fragliche
Protease wird während der Sporenbildungsphase exprimiert (C.Loshon et al.,
1982, "J.Bact." 150 : 303-311). Das ist natürlich der Punkt, an dem heterologes
Protein sich in der Kultur angesammelt hätte und verletzlich wäre. Es ist
ein Ziel der vorliegenden Erfindung, einen Bacillusstamm zu konstruieren,
der während aller Phasen seines Wachstumszyklus im wesentlichen frei von
extrazellulären neutralen und alkalischen Proteasen ist und im wesentlichen
normale Sporenbildungseigenschaften aufweist. Es besteht eine Notwendigkeit
für nicht revertible, ansonsten normale Organismen mit Proteasedefizienz,
die mit Plasmiden mit hoher Kopienanzahl für die Expression heterologer oder
homologer Proteine transformiert werden können.
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Es sind Enzyme erforderlich, die Eigenschaften aufweisen, die vom verfügbaren
Bestand abweichen. Insbesondere Enzyme mit verstärkter Oxidationsbeständigkeit
sind nützlich beim Verlängern der Lagerbarkeit und Bleichungsverträglichkeit
von Proteasen, die in Wäschereiprodukten verwendet werden. Ahnlich wäre
verringerte Oxidationsbeständigkeit in industriellen Verfahren nützlich, die
das rasche und effiziente Zunichtemachen der enzymatischen Aktivität erfordern.
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Das Modifizieren der pH-Aktivitätsprofile eines Enzyms wäre nützlich, um die
Enzyme in einer großen Vielzahl von Verfahren effizienter zu machen, z. B.
würde durch das Erweitern des pH-Aktivitätsprofils einer Protease ein Enzym
erzeugt, das sowohl für alkalische als auch neutrale Wäschereiprodukte besser
geeignet ist. Ein Einengen des Profils, besonders in Kombination mit
zugeschnittener Substratspezifität, würde Enzyme in einer Mischung besser
verträglich machen, wie hierin weiter beschrieben werden wird.
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Mutationen von prokaryotischen Carbonylhydrolasen (hauptsächlich Proteasen,
aber einschließlich Lipasen) erleichtern die Herstellung einer Vielzahl
verschiedener Hydrolasen, insbesondere derjenigen, die andere modifizierte
Eigenschaften aufweisen, wie Km, Kcat, Km/Kcat-Verhältnis und
Substratspezifität. Diese Enzyme können dann für ein bestimmtes Substrat
zugeschnitten werden, dessen Gegenwart vorhergesagt wird, beispielsweise bei
der Herstellung von Peptiden oder für hydrolytische Verfahren wie
Wäschereianwendungen.
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Die chemische Modifizierung von Enzymen ist bekannt. Siehe beispielsweise
I. Svendsen, 1976, "Carlsberg Res.Commun." 41(5):237-291. Diese Verfahren
haben jedoch die Nachteile, daß sie von der Gegenwart zweckmäßiger
Aminosäurereste abhängig sind, sind häufig unspezifisch, insofern als sie
alle zugänglichen Reste mit üblichen Seitenketten modifizieren, und sind nicht
fähig, ohne weitere Bearbeitung, z. B. Denaturierung, unzugängliche
Aminosäurereste zu erreichen, das heißt im allgemeinen in der
Wiedereinsetzungswirkung nicht vollständig umkehrbar. In dem Ausmaß, in dem
derartige Verfahren das Ziel haben, eine Aminosäurerest-Seitenkette durch
eine andere Seitenkette oder äquivalente Funktionalität zu ersetzen, verspricht
die Mutagenese, derartige Verfahren zu verdrängen.
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Vorherbestimmte, stellengerichtete Mutagenese von tRNA-Synthetase, bei der
der cys-Rest in Serin umgewandelt wird, ist berichtet worden (G.Winter et
al., 1982, "Nature" 299 : 756-758; A.Wilkinson et al., 1984, "Nature"
307 : 187-188). Dieses Verfahren ist für Mutagenese im großen Maßstab
unpraktisch. Gemäß vorliegender Erfindung wird ein zweckmäßiges und rasches
Verfahren zum Mutieren von DNA durch Sättigungsmutagenese geoffenbart.
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Es wird ein Verfahren zum Erzeugen von prokaryotischer Carbonylhydrolase wie
Subtilisin und neutraler Protease in rekombinanten Wirtszellen beschrieben,
bei dem Expressionsvektoren, die Sequenzen enthalten, die für gewünschtes
Subtilisin oder neutrale Protease kodieren, einschließlich der pro-, pre-
oder prepro-Formen dieser Enzyme, zum Transformieren von Wirten verwendet
werden, der Wirt kultiviert wird und gewünschte Enzyme gewonnen werden. Die
Kodierungssequenz kann Modifikationen enthalten, die die Ausscheidung von
enzymatisch wirksamem Subtilisin oder neutraler Protease verhindern, wie
unten weiter beschrieben wird.
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Die neuen Stämme werden dann mit zumindest einer DNA-Gruppe transformiert,
die für ein Polypeptid kodiert, das ansonsten nicht im Wirtsstamm exprimiert
wird, die transformierten Stämme kultiviert und das Polypeptid aus der Kultur
gewonnen. Üblicherweise ist die DNA-Gruppe ein gerichteter Mutant eines
Wirts-Bacillusgens, obwohl sie DNA sein kann, die für ein eukaryotisches (Hefe-
oder Säugetier-)Protein kodiert. Die neuen Stämme dienen auch als Wirte für
Protein, das aus einem bakteriellen Gen exprimiert wird, das von anderen
Quellen als das Wirtsgenom abgeleitet ist, oder für Vektoren, welche diese
heterologen Gene exprimieren, oder homologe Gene vom Wirtsgenom. Im letzteren
Fall werden Enzyme wie Amylase frei von neutraler Protease oder Subtilisin
erhalten. Außerdem ist es jetzt möglich, neutrale Protease in Kultur zu
erhalten, die frei von enzymatisch wirksamen Subtilisin ist, und umgekehrt.
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Die Stammanmeldung EP-130756-A hiervon betrifft prokaryotische
Carbonylhydrolasen und Mutanten davon und ihre Herstellung in transformierten
Wirten.
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Es wird ein zweckmäßiges Verfahren für Sättigungsmutagenese geschaffen, wodurch
die rasche und effiziente Erzeugung einer Vielzahl von Mutationen an jeder
Stelle innerhalb des Kodierungsbereiches eines Proteins ermöglicht wird,
umfassend:
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(a) das Erhalten einer DNA-Gruppe, die zumindest für einen Abschnitt des
genannten Vorläuferproteins kodiert;
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(b) das Identifizieren eines Bereichs innerhalb der Gruppe;
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(c) das Substituieren der innerhalb des Bereichs vorhandenen Nukleotide durch
Nukleotide, um zumindest eine für die Gruppe einzigartige
Restriktionsenzymstelle zu schaffen, wodurch die einzigartigen
Restriktionsstellen 5' und 3' zum identifizierten Bereich verfügbar gemacht
werden, sodaß keine die Aminosäuren ändert, für die der Bereich wie exprimiert
kodiert;
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(d) das Synthetisieren einer Vielzahl von Oligonukleotiden, deren 5'- und
3'-Enden jeweils Sequenzen enthalten, die fähig sind, sich im Ringschluß an
die in Schritt (c) eingeführten Restriktionsenzymstellen zu binden, und die,
wenn sie an die Gruppe ligiert werden, als Substitutionen, Löschungen und/oder
Einfügungen von zumindest einer Aminosäure in oder in das genannte
Vorläuferprotein hinein exprimiert werden;
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(e) das Digerieren der Gruppe von Schritt (c) mit Restriktionsenzymen, die
fähig sind, die einzigartigen Stellen zu spalten; und
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(f) das Ligieren eines jeden der Oligonukleotide von Schritt (d) in die
digerierte Gruppe von Schritt (e), wodurch eine Vielzahl von mutanten
DNA-Gruppen erhalten wird.
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Dieses Verfahren bildet den Gegenstand der gleichzeitig anhängigen
Teilanmeldung Nr. 87.
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Nach dem vorangehenden Verfahren oder anderen nach dem Stand der Technik
bekannten wird eine Mutation in isolierte DNA eingeführt, die für eine
prokaryotische Carbonylhydrolase kodiert, die nach dem Exprimieren der DNA
zur Substitution, Löschung oder Einfügung von zumindest einer Aminosäure
an einer vorherbestimmten Stelle in der Hydrolase führt. Dieses Verfahren
ist nützlich für das Erzeugen von Mutanten von Wildtypproteinen (worin das
"Vorläufer"-Protein der Wildtyp ist) oder das Revertieren von Mutanten zum
Wildtyp (worin der "Vorläufer" der Mutant ist).
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Es werden mutante Enzyme gewonnen, die Oxidationsbeständigkeit und/oder
pH-Aktivitätsprofile aufweisen, die sich von den Vorläuferenzymen
unterscheiden. Prokaryotische Carbonylhydrolasen, die unterschiedliche(s)
Km, Kcat, Kcat/Km-verhältnis und Substratspezifität aufweisen, werden gemäß
vorliegender Erfindung ebenfalls geschaffen.
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Die nach den Verfahren gemäß vorliegender Erfindung erhaltenen Enzyme werden
auf bekannte Weise mit Tensiden oder Waschmitteln kombiniert, um neue
Zusammensetzungen zu schaffen, die beim Wäschewaschen oder anderen
Reinigungsvorgängen nützlich sind.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Fig. 1 zeigt die Sequenz eines funktionellen
B.amyloliquefaciens-Subtilisingens.
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In Fig. 1A ist die gesamte funktionelle Sequenz für B.amyloliquefaciens,
einschließlich des Promotors und der Ribosombindungsstelle, auf einem 1,5
kb-Fragment des B.amyloliquefaciens-Genoms vorhanden.
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Fig. 1B zeigt die Nukleotidsequenz des Kodierungsstrangs in Korrelation mit
der Aminosäuresequenz des Proteins. Promotor(p)-Ribosombindungsstelle (rbs)
und Terminations(term)-Bereiche der DNA-Sequenz werden ebenfalls gezeigt.
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Fig. 2 zeigt die Ergebnisse von Replikanitrozellulosefiltern gereinigter
positiver Klone, die mit Pool 1 (Feld A) bzw. Pool 2 (Feld B) sondiert wurden.
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Fig. 3 zeigt die Restriktionsanalyse des Subtilisinexpressionsplasmids (pS4).
pBS42-Vektorsequenzen (4,5 kb) werden in durchgehenden Linien gezeigt, während
die Einfügungssequenz (4,4 kb) in gestrichelten Linien gezeigt wird.
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Fig. 4 zeigt die Ergebnisse von SDS-PAGE, durchgeführt an Überständen von
mit pBS42 und pS4 transformierten Kulturen.
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Fig. 5 zeigt die Konstruktion des Shuttlevektors pBS42.
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Fig. 6 zeigt einen Restriktionsplan für eine Sequenz, die das
B.subtilis-Subtilisingen einschließt.
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Fig. 7 ist die Sequenz eines funktionellen B.subtilis-Subtilisingens.
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Fig. 8 zeigt ein Konstruktionsverfahren zum Erhalten eines Löschungsmutanten
eines B.subtilis-Subtilisingens.
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Fig. 9 offenbart den Restriktionsplan für ein neutrales
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B.subtilis-Proteasegen.
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Fig. 10 ist die Nukleotidsequenz für ein neutrales B.subtilis-Proteasegen.
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Fig. 11 veranschaulicht die Konstruktion eines Vektors, der ein neutrales
B.subtilis-Proteasegen enthält.
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Die Fig. 12, 13 und 16 offenbaren Ausführungsformen der Mutagenesetechniken,
die gemäß vorliegender Erfindung geschaffen werden.
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Fig. 14 zeigt die erhöhte Oxidationsbeständigkeit eines Subtilisinmutanten.
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Fig. 15 zeigt eine Veränderung des pH-Aktivitätsprofils eines
Subtilisinmutanten im Vergleich zum Wildtypenzym.
Detaillierte Beschreibung
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Prokaryotische Carbonylhydrolasen sind Enzyme, die Verbindungen hydrolysieren,
die
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Bindungen enthalten, in denen X Sauerstoff oder Stickstoff ist. Sie
umfassen hauptsächlich Hydrolasen, z. B. Lipasen und Peptidhydrolasen, z. B.
Subtilisine oder Metalloproteasen. Peptidhydrolasen umfassen
α-Aminoacylpeptidhydrolase, Peptidylaminosäurehydrolase, Acylaminohydrolase,
Serincarboxypeptidase, Metallocarboxypeptidase, Thiolproteinase,
Carboxylproteinase und Metalloproteinase. Serin-, Metallo-, Thiol- und
Säureproteasen sind eingeschlossen, ebenso wie Endo- und Exo-Proteasen.
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Subtilisine sind Serinproteinasen, die im allgemeinen die Wirkung haben,
interne Peptidbindungen von Proteinen oder Peptiden zu spalten.
Metalloproteasen sind Exo- oder Endoproteasen, die zur Wirksamkeit einen
Metallionenkofaktor erfordern.
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Es gibt eine Anzahl natürlich auftretender Mutanten von Subtilisin oder
neutraler Protease, und alle können gemäß vorliegender Erfindung mit gleicher
Wirkung als Quellen für genetisches Ausgangsmaterial verwendet werden.
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Diese Enzyme und ihre Gene können aus vielen prokaryotischen Organismen
erhalten werden. Geeignete Beispiele umfassen gramnegative Organismen wie
E.coli oder Pseudomonas und grampositive Bakterien wie Mikrococcus oder
Bacillus.
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Die für die Carbonylhydrolase kodierenden Gene können nach dem allgemeinen
Verfahren gemäß vorliegender Erfindung erhalten werden. Wie aus den Beispielen
zu erkennen ist, umfaßt dies das Synthetisieren markierter Sonden, die
mutmaßliche Sequenzen aufweisen, die für Bereiche der interessierenden
Hydrolase kodieren, das Herstellen genomischer Sammlungen aus Organismen,
welche die Hydrolase exprimieren, und das Screenen der Sammlungen auf das
interessierende Gen durch Hybridisierung mit den Sonden. Positiv
hybridisierende Klone werden dann gemappt und sequenziert. Die geklonten Gene
werden mit erforderlichen Bereichen zur Replikation im Wirt in einen
Expressionsvektor ligiert (der auch der Klonungsvektor sein kann), das Plasmid
zur Enzymsynthese in einen Wirt transfiziert und die rekombinanten Wirtszellen
unter Enzymsynthese begünstigenden Bedingungen kultiviert, üblicherweise unter
Selektionsdruck, wie er durch die Gegenwart eines Antibiotikums geliefert
wird, wobei der Vektor für Resistenz dagegen kodiert. Kultivierung unter diesen
Bedingungen führt zu Enzymausbeuten, die um ein Vielfaches größer sind als
die Wildtypenzymsynthese des Elternorganismus, auch wenn es der
Elternorganismus ist, der transformiert wird.
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"Expressionsvektor" bezieht sich auf ein DNA-Konstrukt, das eine DNA-Sequenz
enthält, die operabel mit einer geeigneten Steuersequenz verbunden ist, die
fähig ist, die Expression der genannten DNA in einem geeigneten Wirt zu
bewirken. Derartige Steuersequenzen umfassen einen Promotor, um Transkription
zu bewirken, wahlweise eine Operatorsequenz, um derartige Transkription zu
steuern, eine Sequenz, die für geeignete mRNA-Ribosombindungsstellen kodiert,
und Sequenzen, welche die Beendigung der Transkription und Translation steuern.
Der Vektor kann ein Plasmid, ein Phagenpartikel oder einfach eine potentielle
genomische Einfügung sein. Sobald er in einen geeigneten Wirt transformiert
ist, kann der Vektor sich vermehren und unabhängig vom Wirtsgenom
funktionieren, oder kann sich in manchen Fällen in das Genom selbst
integrieren. In der vorliegenden Beschreibung werden "Plasmid" und "Vektor"
manchmal austauschbar verwendet, da das Plasmid zur Zeit die am häufigsten
verwendete Vektorform ist. Jedoch soll die Erfindung auch andere Formen von
Expressionsvektoren einschließen, die äquivalenten Funktionen dienen und die
nach dem Stand der Technik bekannt sind oder werden.
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"Rekombinante Wirtszellen" bezieht sich auf Zellen, die mit Vektoren
transformiert oder transfiziert worden sind, die unter Verwendung rekombinanter
DNA-Techniken konstruiert wurden. Wie für die vorliegende Erfindung relevant,
sind rekombinante Wirtszellen diejenigen, die prokaryotische Carbonylhydrolasen
in ihren verschiedenen Formen auf Grund der Tatsache erzeugen, daß sie mit
Expressionsvektoren transformiert worden sind, die für diese Proteine kodieren.
Die rekombinanten Wirtszellen können vor der Transformation eine Form von
Carbonylhydrolase erzeugt haben oder nicht.
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"Operabel verbunden" bedeutet, wenn damit die Beziehung zwischen zwei
DNA-Bereichen beschrieben wird, einfach, daß sie in funktioneller Beziehung
zueinander stehen. Beispielsweise ist eine Präsequenz operabel mit einem Peptid
verbunden, wenn sie als eine Signalsequenz fungiert und an der Ausscheidung
der reifen Form des Proteins teilnimmt, wobei höchstwahrscheinlich die
Signalsequenz gespalten wird. Ein Promotor ist operabel mit einer
Kodierungssequenz verbunden, wenn er die Transkription der Sequenz steuert;
eine Ribosombindungsstelle ist operabel mit einer Kodierungssequenz verbunden,
wenn sie so positioniert ist, daß sie Translation zuläßt.
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"Prohydrolase" bezieht sich auf eine Hydrolase, die zusätzliche N-terminale
Aminosäurereste enthält, die das Enzym inaktiv machen, aber, wenn sie entfernt
werden, ein Enzym ergeben. In der Natur sind viele proteolytische Enzyme als
translationale Proenzymprodukte zu finden und werden, in der Abwesenheit von
posttranslationalen Produkten auf diese Weise exprimiert.
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"Präsequenz" bezieht sich auf eine Signalsequenz von Aminosäuren, die an den
N-terminalen Abschnitt der Hydrolase gebunden sind, der an der Ausscheidung
der Hydrolase teilnehmen kann. Präsequenzen können auch auf die gleiche Weise
wie hier beschrieben modifiziert werden, einschließlich des Einführens
vorherbestimmter Mutationen. Wenn es an eine Hydrolase gebunden ist, wird
das gegenständliche Protein eine "Prähydrolase". Demgemäß sind Präsubtilisin
und Präprosubtilisin für die Zwecke gemäß vorliegender Erfindung relevante
Prähydrolase. Prähydrolasen werden durch das Löschen der "pro"-Sequenz (oder
zumindest des Abschnitts der Prosequenz, der das Enzym in seinem inaktiven
Zustand hält) von einem Präprokodierungsbereich und anschließendes Exprimieren
der Prähydrolase geschaffen. Auf diese Weise schneidet der Organismus das aktive
und nicht das Proenzym aus.
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Die geklonte Carbonylhydrolase wird zum Transformieren einer Wirtszelle
verwendet, um die Hydrolase zu exprimieren. Das ist von Interesse, wenn die
Hydrolase in ihrer unmodifizierten Form kommerziell eingesetzt wird, wie
beispielsweise Subtilisin in Wäschereiprodukten wie oben angeführt. In der
bevorzugten Ausführungsform ist das Hydrolasegen in ein Plasmid mit hoher
Kopienanzahl ligiert. Dieses Plasmid repliziert in Wirten in dem Sinn, daß
es wohlbekannte Elemente enthält, die zur Plasmidreplikation notwendig sind:
einen Promotor, der operabel mit dem fraglichen Gen verbunden ist (der als
der eigene homologe Promotor des Gens zugeführt werden kann, wenn er vom Wirt
erkannt, d. h. transkribiert wird), einen Transkriptionsterminations- und
Polyadenylierungsbereich (notwendig für die Stabilität der vom Wirt
transkribierten mRNA vom Hydrolasegen), die exogen ist oder vom endogenen
Terminatorbereich des Hydrolasegens stammt, und, wünschenswert, ein
Selektionsgen wie ein Antibiotikaresistenzgen, das die kontinuierliche
Kulturaufrechterhaltung von plasmidinfizierten Wirtszellen durch Wachstum
in antibiotikumhältigen Medien ermöglicht. Plasmide mit hoher Kopienanzahl
enthalten auch einen Replikationsursprung für den Wirt, wodurch sie es
ermöglichen, daß große Zahlen an Plasmiden ohne chromosomale Einschränkungen
im Zytoplasma erzeugt werden. Jedoch liegt es im Schutzumfang der vorliegenden
Erfindung, Mehrfachkopien des Hydrolasegens in das Wirtsgenom zu integrieren.
Das wird durch Bakterienstämme erleichtert, die besonders zur homologen
Rekombination neigen. Die resultierenden Wirtszellen werden als rekombinante
Wirtszellen bezeichnet.
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Sobald das Carbonylhydrolasegen geklont worden ist, wird eine Anzahl an
Modifikationen vorgenommen, um die Verwendung des Gens über die Synthese des
Wildtyp- oder Vorläuferenzyms hinaus zu verstärken. Ein Vorläuferenzym ist
das Enzym vor seiner Modifizierung wie in dieser Anmeldung beschrieben.
Üblicherweise ist der Vorläufer das Enzym wie durch den Organismus exprimiert,
der die in Übereinstimmung damit modifizierte DNA spendete. Der Begriff
"Vorläufer" ist so zu verstehen, daß damit nicht nahegelegt wird, daß das
Produktenzym das Ergebnis der Manipulation des Vorläuferenzyms an sich war.
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Bei der ersten dieser Modifikationen kann das Gen aus einem
rekombinationspositiven (rec&spplus;) Organismus gelöst werden, der ein homologes
Gen enthält. Das wird durch die Rekombination einer in vitro Löschungsmutation
des geklonten Gens mit dem Genom des Organismus erreicht. Von vielen Stämme
von Organismen wie E.coli und Bacillus ist bekannt, daß sie zur Rekombination
fähig sind. Es ist lediglich notwendig, daß die Bereiche der verbleibenden
DNA vom Löschungsmutanten mit homologen Bereichen des Kandidatenwirts
rekombinieren. Die Löschung kann innerhalb des Kodierungsbereiches liegen
(wobei enzymatisch inaktive Polypeptide belassen werden) oder den gesamten
Kodierungsbereich einschließen, solange homologe Flankierungsbereiche (wie
Promotoren oder Terminationsbereiche) im Wirt bestehen. Die Akzeptierbarkeit
des Wirts für Rekombinationslöschungsmutanten wird einfach durch Screenen
bezüglich der Löschung des transformierten Phänotyps bestimmt. Das wird im
Fall der Carbonylhydrolase am einfachsten erreicht, indem Wirtskulturen einem
Assay bezüglich des Verlustes der Fähigkeit zur Spaltung eines chromogenen
Substrats unterzogen werden, das ansonsten durch die Hydrolase hydrolysiert
wird.
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Transformierte Wirte, die die Proteaselöschungsmutanten enthalten, sind zur
Synthese von Produkten nützlich, die mit proteolytischen Enzymen inkompatibel
sind. Diese Wirte sind per definitionem nicht zum Ausscheiden der hierin
beschriebenen gelöschten Proteasen fähig, sind aber im wesentlichen normal
sporenbildend. Auch die anderen Wachstumseigenschaften der Transformanten
sind im wesentlichen gleich jener der Elternorganismen. Derartige Organismen
sind insofern nützlich, als erwartet wird, daß sie vergleichsweise weniger
Inaktivierung heterologer Proteine aufweisen als ihre Eltern, und diese Wirte
haben Wachstumseigenschaften, die bekannten Organismen mit Proteasemangel
überlegen sind. Jedoch entfernt die Löschung von neutraler Protease und
Subtilisin, wie in dieser Anmeldung beschrieben, nicht die gesamte
proteolytische Wirksamkeit von Bacillus. Es wird angenommen, daß intrazelluläre
Proteasen, die üblicherweise nicht extrazellulär ausgeschieden werden, während
der späten Phasen der Kultur von den Zellen "auslaufen" oder diffundieren.
Diese intrazellulären Proteasen können Subtilisin oder neutrale Protease sein,
wie diese Enzyme hierin definiert werden, oder auch nicht. Demgemäß sind die
neuen Bacillusstämme hierin unfähig, die Subtilisin- und/oder neutralen
Proteaseenzyme auszuscheiden, die üblicherweise extrazellulär in den
Elternstämmen ausgeschieden werden. "Unfähig" bedeutet nicht zum Wildtyp
revertibel. Die Umkehrung ist eine begrenzte Wahrscheinlichkeit, die bei den
bisher bekannten natürlich auftretenden Stämmen mit Proteasedefizienz besteht,
da es keine Garantie dafür gibt, daß der Phänotyp derartiger Stämme nicht
eine Funktion einer leicht revertiblen Mutation, z. B. einer Punktmutation
ist. Das steht im Gegensatz zu den extrem großen Löschungen, die gemäß
vorliegender Erfindung geschaffen werden.
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Die mit Löschungsmutanten transformierten Wirtszellen gemäß vorliegender
Erfindung sind frei von Genen, die für enzymatisch aktive neutrale Protease
oder Subtilisin kodieren, welche Gene als diejenigen definiert sind, die
im wesentlichen mit den in den Fig. 1, 7 oder 10 dargelegten Genen homolog
sind. "Homologe" Gene enthalten Kodierungsbereiche, die zum Hybridisieren
unter äußerst strengen Bedingungen mit den in den Fig. 1, 7 oder 10
gezeigten Genen fähig sind.
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Die Carbonylhydrolaselöschungsmutanten enthaltenden mikrobiellen Stämme sind
in zwei wesentlichen Verfahren nützlich. Bei einer Ausführungsform sind sie
vorteilhaft bei der fermentativen Erzeugung von Produkten, die üblicherweise
von einem Wirt exprimiert werden, der wünschenswerterweise nicht mit dem
Protein verunreinigt ist, für welches das Löschungsgen kodiert. Ein Beispiel
ist die fermentative Synthese von Amylase, wo verunreinigende Proteasen bei
vielen industriellen Anwendungen für Amylase stören. Die neuen Stämme gemäß
vorliegender Erfindung erleichtern teilweise die nach dem Stand der Technik
bestehende Erschwerung, derartige Produkte von verunreinigenden
Carbonylhydrolasen reinigen zu müssen.
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Bei einer zweiten wesentlichen Ausführungsform sind Subtilisin- und neutrale
Protease-Löschungsmutantenstämme nützlich für die Synthese von Protein, für
das der Stamm ansonsten nicht kodiert. Diese Proteine gehören einer von zwei
Klassen an. Die erste Klasse besteht aus Proteinen, für die Gene kodieren,
die keine wesentliche Prätransformationshomologie mit jenen des Wirts
aufweisen. Dabei kann es sich um Proteine von anderen Prokaryoten handeln,
es sind aber üblicherweise eukaryotische Proteine von Hefe oder höheren
eukaryotischen Organismen, insbesondere Säugetieren. Die neuen Stämme gemäß
vorliegender Erfindung dienen als nützliche Wirte für exprimierbare Vektoren,
die Gene enthalten, die für derartige Proteine kodieren, da die
Wahrscheinlichkeit für proteolytischen Abbau der exprimierten, nicht-homologen
Proteine verringert ist.
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Die zweite Gruppe besteht aus Mutantwirtsgenen, die wesentliche
Prätransformationshomologie mit jenen des Wirts aufweisen. Diese umfassen
Mutationen von prokaryotischen Carbonylhydrolasen wie Subtilisin und neutraler
Protease, ebenso wie mikrobielle (Rennin bzw. Chymosin, beispielsweise Rennin
vom Genus Mucor). Diese Mutanten werden ausgewählt, um die Eigenschaften des
Vorläuferenzyms für industrielle Einsätze zu verbessern.
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Es wird ein neues Verfahren geschaffen, um die Konstruktion und Identifizierung
derartiger Mutanten zu erleichtern. Zuerst wird das für die Hydrolase
kodierende Gen gewonnen und ganz oder teilweise sequenziert. Dann wird die
Sequenz bezüglich eines Punktes gescannt, an dem es gewünscht wird, eine
Mutation (Löschung, Einfügung oder Substitution) einer oder mehrerer
Aminosäuren im exprimierten Enzym durchzuführen. Die diesen Punkt flankierenden
Sequenzen werden auf die Gegenwart von Restriktionsstellen untersucht, um
ein kurzes Segment des Gens mit einem Oligonukleotidpool zu ersetzen, das,
wenn es exprimiert ist, für verschiedene Mutanten kodiert. Da einzelne
Restriktionsstellen im allgemeinen nicht an Stellen innerhalb eines
zweckmäßigen Abstands vom gewählten Punkt (von 10 bis 15 Nukleotide) vorhanden
sind, werden derartige Stellen durch das Substituieren von Nukleotiden im
Gen auf solche Weise erzeugt, daß weder der Leserahmen noch die Aminosäuren,
für die kodiert wird, in der Endkonstruktion verändert sind. Die Aufgabe des
Lokalisierens geeigneter Flankierungsbereiche und des Bewertens der
erforderlichen Veränderungen, um zu zwei einzelnen Restriktionsstellensequenzen
zu gelangen, wird durch die Redundanz des genetischen Codes, einen
Restriktionsenzymplan des Gens und die große Anzahl an verschiedenen
Restriktionsenzymen zur Routine. Es ist anzumerken, daß, wenn eine zufällige
flankierende einzelne Restriktionsstelle verfügbar ist, das obige Verfahren
nur in Verbindung mit dem Flankierungsbereich verwendet werden muß, der keine
Stelle enthält.
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Die Mutation des Gens um seine Sequenz zu verändern, um der gewünschten Sequenz
zu entsprechen, wird durch M13-Primerausdehnung nach allgemein bekannten
Verfahren erreicht. Sobald das Gen geklont ist, wird es mit den einzelnen
Restriktionsenzymen digeriert, und eine Vielzahl von Endtermini-komplementären
Oligonukleotidkassetten wird in die einzelnen Stellen ligiert. Die Mutagenese
wird durch dieses Verfahren enorm vereinfacht, weil alle Oligonukleotide
synthetisiert werden können, sodaß sie die gleichen Restriktionsstellen
aufweisen, und keine synthetischen Linker notwendig sind, um die
Restriktionsstellen zu erzeugen.
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Die Anzahl an kommerziell verfügbaren Restriktionsenzymen, die Stellen
aufweisen, die im interessierenden Gen nicht vorhanden sind, ist im allgemeinen
groß. Ein geeignetes DNA-Sequenz-Computersuchprogramm vereinfacht die Aufgabe
des Findens potentieller einzelner 5'- und 3'-Flankierungsstellen. Eine primäre
Einschränkung besteht darin, daß jede Mutation, die bei der Erzeugung der
Restriktionsstelle eingeführt wird, für die endgültige konstruierte
Aminosäurekodierungssequenz still sein muß. Für eine
Kandidaten-Restriktionsstelle 5' zum Zielkodon muß eine Sequenz im Gen
vorhanden sein, die zumindest alle Nukleotide mit Ausnahme von einem in der
Erkennungssequenz 5' vom Schnitt des Kandidatenenzyms enthält. Beispielsweise
wäre das stumpfe Schnittenzym 5mal (CCC/GGG) ein 5'-Kandidat, wenn eine nahe
5'Sequenz NCC, CNC oder CCN enthielte. Wenn des weiteren N auf C geändert
werden müßte, muß diese Veränderung die Aminosäurekodierungssequenz intakt
lassen. In Fällen, in denen eine permanente stille Mutation notwendig ist,
um eine Restriktionsstelle einzuführen, kann gewünscht sein, die Einführung
eines kaum verwendeten Kodons zu vermeiden. Eine ähnliche Situation für SmaI
würde für 3'-Flankierungsstellen zutreffen, außer daß die Sequenz NGG, GNG
oder GGN existieren muß. Die Kriterien zum Lokalisieren von Kandidatenenzymen
sind bei stumpfen Schnittenzymen am lockersten und für 4 Basen-Überhang-Enzyme
am strengsten. Im allgemeinen sind viele Kandidatenstellen verfügbar. Für
das hierin beschriebene Codon-222-Ziel hätte durch Engineering eine BalI-Stelle
(TGG/CCA) in einem Basenpaar 5' von der KpnI-Stelle erzeugt werden können.
Eine 3' EcoRV-Stelle (GAT/ATC) hätte 11 Basenpaare 5' von der PstI-Stelle
eingesetzt werden können. Eine Kassette, die Termini aufweist, die von einem
stumpfen Ende bis hin zu einem Vierbasenüberhang reicht, funktioniert ohne
Schwierigkeit. Im Rückblick hätte diese hypothetische EcoRV-Stelle die
verwendete Oligonukleotidkassette wesentlich verkürzt (9 und 13 Basenpaare),
wodurch größere Reinheit und geringere Poolbiasprobleme erzielt würden.
Selbstverständlich sollten Flankierungsstellen ausgewählt werden, die nicht
selbst ligieren können, sodaß Ligation der Oligonukleotidkassette in einer
einzigen Ausrichtung sichergestellt werden kann.
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Die Mutation an sich muß nicht vorherbestimmt werden. Beispielsweise wird
eine Oligonukleotidkassette oder ein Fragment zufällig mit Nitrosoguanidin
oder anderem Mutagen mutiert und dann wiederum an einer vorherbestimmten Stelle
in das Hydrolasegen ligiert.
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Die bei der Transformation der geeigneten Wirte exprimierten mutanten
Carbonylhydrolasen werden auf Enzyme hin gescreent, welche die gewünschten
Eigenschaften aufweisen, z. B. Substratspezifität, Oxidationsbeständigkeit,
pH-Aktivitätsprofile und ähnliches.
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Eine Veränderung der Substratspezifität wird als eine Differenz zwischen dem
Kcat/Km-Verhältnis des Vorläuferenzyms und dem des Mutanten definiert. Das
Kcat/Km-Verhältnis ist ein Maß für die katalytische Effizienz. Prokaryotische
Carbonylhydrolasen mit erhöhten oder verringerten Kcat/Km-Verhältnissen werden
in den Beispielen beschrieben. Im- allgemeinen besteht das Ziel darin, einen
Mutanten mit einem höheren (numerisch größeren) Kcat/Km-Verhältnis für ein
bestimmtes Substrat sicherzustellen, wodurch ermöglicht wird, daß die
Verwendung des Enzyms effizienter auf das Zielsubstrat wirkt. Eine Zunahme
des Kcat/Km-Verhältnisses bei einem Substrat kann von einer Verkleinerung
des Kcat/Km-Verhältnisses eines weiteren Substrats begleitet sein. Das ist
eine Verschiebung der Substratspezifität, und derartige Verschiebungen
aufweisende Mutanten finden Verwendung, wenn die Vorläufer unerwünscht sind,
z. B. um ungewünschte Hydrolyse eines speziellen Substrats in einer Mischung
von Substraten zu verhindern.
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Kcat und Km werden nach bekannten Verfahren oder wie in Beispiel 18 beschrieben
gemessen.
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Oxidationsbeständigkeit ist ein weiteres Ziel, das durch in den Beispielen
beschriebene Mutanten erreicht wird. Die Beständigkeit kann erhöht oder
verringert werden, wie das für verschiedene Anwendungen gewünscht wird.
Verstärkte Beständigkeit wird durch das Löschen eines oder mehrerer Methionin-,
Tryptophan-, Cystein- oder Lysinreste und wahlweise das Substituieren eines
anderen Aminosäurerests durch keinen aus Methionin, Tryptophan, Cystein oder
Lysin, bewirkt. Die entgegengesetzten Substitutionen führen zu verringerter
Oxidationsbeständigkeit. Der substituierte Rest ist vorzugsweise Alanyl, aber
neutrale Reste sind ebenfalls geeignet.
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Es werden Mutanten geschaffen, die modifizierte pH-Aktivitätsprofile aufweisen.
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Ein pH-Aktivitätsprofil ist ein Diagramm von pH-Wert gegenüber Enzymaktivität
und kann wie in Beispiel 19 dargestellt oder nach Verfahren nach dem Stand
der Technik konstruiert werden. Es kann gewünscht sein, Mutanten mit breiteren
Profilen zu erhalten, d. h. jene, die bei einem bestimmten pH-Wert größere
Aktivität aufweisen als der Vorläufer, aber bei jedem beliebigen pH-Wert keine
merklich größere Aktivität, oder Mutanten mit spitzeren Profilen, d. h. jene,
die an einem bestimmten pH-Wert im Vergleich zum Vorläufer eine stärkere
Aktivität aufweisen, aber sonstwo geringere Aktivität.
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Die vorangehenden Mutanten werden vorzugsweise innerhalb der aktiven Stelle
des Enzyms gebildet, da diese Mutationen die Aktivität am wahrscheinlichsten
beeinflussen. Jedoch sind Mutationen an anderen für die Enzymstabilität oder
Struktur wichtigen Stellen nützlich. Im Fall von Bacillus subtilisin oder
seiner prä- präpro- und pro-Formen erzeugen Mutationen an Tyrosin-1,
Aspartat+32, Asparagin+155, Tyrosin+104, Methionin+222, Glycin+166,
Histidin+64, Glycin+169, Phenylalanin+189, Serin+33, Serin+221, Tyrosin+217,
Glutamat+156 und/oder Alanin+152 Mutanten, die Veränderungen in den oben
beschriebenen Eigenschaften oder bei der Verarbeitung des Enzyms aufweisen.
Es ist festzustellen, daß diese Aminosäurepositionszahlen diejenigen sind,
die B.amyloliquefaciens-Subtilisin wie aus Fig. 7 zu sehen zugeschrieben
werden. Es sollte verstanden werden, daß eine Löschung oder Einfügung in der
N-terminalen Richtung von einer bestimmten Position die relativen
Aminosäurepositionen verschieben wird, sodaß ein Rest nicht seine ursprüngliche
oder Wildtyp- numerische Position einnimmt. Auch allelische Unterschiede und
die Variation unter verschiedenen prokaryotischen Spezien führt zu
Positionsverschiebungen, sodaß Position 169 in derartigen Subtilisinen nicht
von Glycin eingenommen wird. In solchen Fällen wird angenommen, daß die neuen
Positionen äquivalent zu den und eingeschlossen innerhalb der Bezeichnung
Glycin+169 sind. Die neue Position für Glycin+169 wird leicht durch Scannen
des fraglichen Subtilisins in bezug auf einen zu Glycin+169 in Fig. 7 homologen
Bereich identifiziert.
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Einer oder mehrere, üblicherweise bis zu etwa 10, Aminosäurereste können
mutiert werden. Jedoch gibt es, abgesehen von der kommerziellen
Durchführbarkeit, keine Einschränkung für die Anzahl an Mutationen, die zu
machen sind.
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Die Enzyme gemäß vorliegender Erfindung können als Salze erhalten werden.
Es ist klar, daß der Ionisierungszustand eines Proteins vom pH-Wert des
umgebenden Mediums abhängt, wenn es sich in Lösung befindet, oder der Lösung,
aus der es hergestellt ist, wenn es in fester Form vorliegt. Saure Proteine
werden üblicherweise als beispielsweise Ammonium-, Natrium- oder Kaliumsalze
hergestellt; basische Proteine als Chloride, Sulfate oder Phosphate. Demgemäß
umfaßt die vorliegende Anmeldung sowohl elektrisch neutrale als auch Salzformen
der genannten Carbonylhydrolasen, und der Begriff Carbonylhydrolase bezieht
sich auf das organische strukturelle Rückgrat, unabhängig vom
Ionisierungszustand.
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Die Mutanten sind besonders nützlich auf den Gebieten der
Nahrungsmittelverarbeitung und Reinigung. Die Carbonylhydrolasen einschließlich
Mutanten werden durch Fermentation wie hierin beschrieben erzeugt und nach
geeigneten Techniken gewonnen. Siehe beispielsweise K.Anstrup, 1974,
"Industrial Aspects of Biochemistry", Hrsg.B.Spencer S.23-46. Sie werden nach
an sich bekannten Verfahren, zur Verwendung in gewerblichen bzw. industriellen
Prozessen, insbesondere zum Wäschewaschen, mit Waschmitteln oder anderen
Tensiden formuliert. Im Fall des Wäschewaschens werden die Enzyme mit
Waschmitteln, Buildern, Bleich- und/oder fluoreszierenden Weißmachern
kombiniert, wie nach dem Stand der Technik für proteolytische Enzyme bekannt.
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Geeignete Waschmittel umfassen lineare Alkylbenzolsulfonate,
alkyläthoxylierte Sulfate, sulfatierten linearen Alkohol oder
äthoxylierten linearen Alkohol. Die Zusammensetzungen können als
Granulat oder Flüssigkeit formuliert werden. Siehe beispielsweise
die US-Patente 3,623,957; 4,404,128; 4,381,247; 4,404,115;
4,318,818; 4,261,868; 4,242,219; 4,142,999; 4,111,855; 4,011,169;
4,090,973; 3,985,686; 3,790,482; 3,749,671; 3,560,392; 3,558,498;
und 3,557,002.
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Die folgende Offenbarung soll als Darstellung von Ausführungsformen gemäß
vorliegender Erfindung dienen und nicht als den Schutzumfang dieser Anmeldung
einschränkend betrachtet werden.
Glossar der experimentellen Manipulationen
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Um die Beispiele zu vereinfachen, werden bestimmte häufig vorkommende Verfahren
mit kürzelhaften Phrasen bezeichnet.
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Plasmide werden mit einem kleinen p bezeichnet, dem Großbuchstaben und/oder
Zahlen vorangehen und/oder folgen. Die Ausgangsplasmide gemäß vorliegender
Erfindung sind im Handel erhältlich, auf uneingeschränkter Basis erhältlich
oder können aus derartigen verfügbaren Plasmiden nach veröffentlichten
Verfahren konstruiert werden.
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"Klenow-Behandlung" bezieht sich auf ein Verfahren, bei dem ein eine Ausnehmung
aufweisendes 3'-Ende doppelstrangiger DNA mit Desoxyribonukleotiden gefüllt
wird, die zu den Nukleotiden komplementär sind, die das vorragende 5'-Ende
des DNA-Stranges bilden. Dieses Verfahren wird üblicherweise verwendet, um
ein Ende mit Ausnehmung zu füllen, das aus einer Restriktionsenzymspaltung
von DNA resultiert. Das erzeugt ein stumpfes oder ebenes Ende, wie es für
weitere Ligierungen erforderlich sein kann. Die Behandlung mit Klenow wird
durch das Umsetzen (im allgemeinen für 15 Minuten bei 15ºC) der geeigneten
komplementären Desoxyribonukleotide mit der DNA erreicht, die unter der
katalytischen Wirksamkeit (üblicherweise 10 Einheiten) des Klenow-Fragments
von E.coli DNA-Polymerase I ("Klenow") auszufüllen ist. Klenow und die anderen
erforderlichen Reagenzien sind im Handel erhältlich. Das Verfahren ist
ausgiebig veröffentlicht worden. Siehe beispielsweise T.Maniatis et al., 1982,
"Molecular Cloning", S.107-108.
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"Digestion" von DNA bezieht sich auf die katalytische Spaltung der DNA mit
einem Enzym, das nur an bestimmten Positionen in der DNA wirkt. Derartige
Enzyme werden als Restriktionsenzyme bezeichnet, und die Stellen, für die
jedes spezifisch ist, werden Restriktionsstellen genannt. "Teilweise" Digestion
bezieht sich auf die unvollständige Digestion durch ein Restriktionsenzym,
d. h. es werden Bedingungen gewählt, die zur Spaltung einiger, aber nicht aller
der Stellen für eine bestimmte Restriktionsendonuklease in einem DNA-Substrat
führen. Die verschiedenen gemäß vorliegender Erfindung verwendeten
Restriktionsenzyme sind im Handel erhältlich, und ihre Reaktionsbedingungen,
Kofaktoren und anderen Erfordernisse wurden wie von den Enzymzulieferern
festgelegt eingesetzt. Restriktionsenzyme werden üblicherweise mit Abkürzungen
bezeichnet, die aus einem Großbuchstaben gefolgt von anderen Buchstaben und
dann im allgemeinen einer Zahl bestehen, die den Mikroorganismus darstellt,
von dem jedes Restriktionsenzym ursprünglich erhalten wurde. Im allgemeinen
wird etwa 1 ug Plasmid oder DNA-Fragment mit etwa 1 Einheit Enzym in etwa
20 ul Pufferlösung verwendet. Geeignete Puffer- und Substratmengen für
bestimmte Restriktionsenzyme sind vom Hersteller angegeben. Inkubationszeiten
von etwa 1 Stunde bei 37ºC werden üblicherweise verwendet, können aber nach
den Anweisungen der Zulieferer variieren. Nach der Inkubation wird Protein
durch Extraktion mit Phenol und Chloroform entfernt, und die digerierte
Nukleinsäure wird von der wässerigen Fraktion durch Ausfällung mit Äthanol
gewonnen. Der Digestion mit einem Restriktionsenzym folgt selten Hydrolyse
der terminalen 5'-Phosphate mit bakterieller alkalischer Phosphatase, um die
beiden restriktionsgespaltenen Enden eines DNA-Fragments am "Zirkularisieren"
oder Bilden einer geschlossenen Schleife zu hindern, die die Einfügung eines
weiteren DNA-Fragments an der Restriktionsstelle behindern würde. Wenn nicht
anders angegeben, folgt der Digestion von Plasmiden keine 5'-terminale
Dephosphorylierung. Zur Dephosphorylierung werden herkömmliche Verfahren und
Reagenzien eingesetzt (T.Maniatis et al., Id., S.133-134).
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Mit "Gewinnung" oder "Isolierung" eines bestimmten Fragments von DNA aus einem
Restriktionsdigest ist Trennung des Digests auf
6%-Polyacrylamidgelelektrophorese, Identifizierung des interessierenden
Fragments durch das Molekulargewicht (wobei DNA-Fragmente mit bekanntem
Molekulargewicht als Markierungen verwendet werden), das Entfernen des
Gelabschnitts, der das gewünschte Fragment enthält, und Trennung des Gels
von DNA gemeint. Dieses Verfahren ist allgemein bekannt. Siehe beispielsweise
R.Lawn et al., 1981, "Nucleic Acids Res." 9 : 6103-6114, und D.Goeddel et al.,
(1980) "Nucleic Acids Res." 8 : 4057.
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"Southern-Analyse" ist ein Verfahren, bei dem die Gegenwart von DNA-Sequenzen
in einem Digest oder einer DNA-hältigen Zusammensetzung durch Hybridisierung
mit einem bekannten, markierten Oligonukleotid oder DNA-Fragment bestätigt
wird. Für den Zweck der vorliegenden Erfindung soll mit Southern-Analyse die
Trennung von Digesten auf 1%-Agarose und die Reinigung wie von G. Wahl et
al., 1979, "Proc.Nat.Acad.Sci.U.S.A." 76 : 3683-3687 beschrieben, Übertragung
auf Nitrozellulose nach dem Verfahren von E.Southern, 1975, "J.Mol.Biol."
98 : 503-517, und Hybridisierung, wie von T.Maniatis et al., 1978, "Cell"
15 : 687-701 beschrieben, gemeint sein.
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"Transformation" bedeutet das Einführen von DNA in einen Organismus, sodaß
die DNA replizierbar ist, entweder als extrachromosomales Element oder
chromosomaler Integrant. Wenn nicht anders angegeben, ist das hierin zur
Transformation von E.coli verwendete Verfahren das CaCl&sub2;-Verfahren von Mandel
et al., 1970, "J.Mol.Biol." 53 : 154, und für Bacillus das Verfahren von
Anagnostopolous et al., 1961, "J.Bact." 81 : 791-746.
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"Ligation" bezieht sich auf ein Verfahren zum Bilden von
Phosphodiesterbindungen zwischen zwei doppelstrangigen Nukleinsäurefragmenten
(T.Maniatis et al., Id., S.146). Wenn nicht anders angegeben, wurde Ligation
unter Verwendung bekannter Puffer und Bedingungen mit 10 Einheiten
T4-DNA-Ligase ("Ligase") pro 0,5 ug etwa äquimolarer Mengen der zu
ligierenden DNA-Fragmente erreicht. Plasmide von den Transformanten wurden
hergestellt, durch Restriktionsmapping analysiert und/oder nach dem Verfahren
von Messing et al., 1981 "Nucleic Acids Res.", 9 : 309 sequenziert.
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"Herstellung" von DNA aus Transformanten bedeutet das Isolieren von Plasmid-DNA
von mikrobieller Kultur. Wenn nicht anders angegeben, wurde das
alkalische/SDS-Verfahren von Maniatis et al., Id. S.90 verwendet.
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"Oligonukleotide" sind ein- oder doppelstrangige Polydesoxynukleotide mit
geringer Länge, die nach dem Verfahren von Crea et al., 1980, "Nucleic Acids
Res." 8 : 2331-2348 chemisch synthetisiert wurden (mit der Ausnahme, daß
Mesitylennitrotriazol als ein Kondensierungsmittel verwendet wurde), und
dann auf Polyacrylamidgels gereinigt wurden.
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Alle Literaturzitate sind ausdrücklich durch Verweis eingeschlossen.
Beispiel 1
Herstellung einer genomischen DNA-Sammlung von B.Amyloliquefaciens und
Isolierung ihres Subtilisingens
-
Die bekannte Aminosäuresequenz des extrazellulären B.amyloliquefaciens
ermöglicht die Konstruktion einer geeigneten Sondenmischung. Die Sequenz des
reifen Subtilisin ist (gemeinsam mit der zusätzlichen Information, welche
die vorliegende Arbeit beiträgt) in Fig. 1 enthalten. Jeder Kodondoppelsinn
für die Sequenz aus Aminosäuren an den Positionen 117 bis 121 wird durch einen
Pool aus acht Oligonukleotiden mit der Sequenz
-
abgedeckt.
-
Aus B.amyloliquefaciens (ATCC Nr. 23844) isolierte chromosomale DNA, wie von
J.Marmur, "J.Mol.Biol." 3 : 208 beschrieben, wurde teilweise durch Sau 3A
digeriert und die Fragmente nach Größe ausgewählt und in die BamH 1-Stelle
von dephosphoryliertem pBS42 ligiert (pBS42 ist ein Shuttlevektor, der
Replikationsursprünge enthält, die sowohl in E.coli als auch Bacillus wirksam
sind. Er wird wie in Beispiel 4 beschrieben hergestellt.) Die Sau3A-Fragment
enthaltenden Vektoren wurden nach dem Verfahren von M.Mandel et al., 1970,
"J.Mol.Bio." 53 : 154 in E.coli K12-Stamm 294 (ATCC Nr. 31446) transformiert,
wobei 80-400 Nanogramm Sammlungs-DNA pro 250 ul kompetenter Zellen verwendet
wurden.
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Zellen von der Transformationsmischung wurden mit einer Dichte von 1-5 · 10³
Transformanten pro 150 mm Platte, die LB-Medium + 12,5 ug/ml Chloramphenicol
enthielt, plattiert und über Nacht bei 37ºC gezüchtet, bis sichtbare Kolonien
erschienen. Die Platten wurden dann auf BA85-Nitrozellulosefilter
replikaplattiert, die über LB/Chloramphenicolplatten gelegt waren. Die
Replikaplatten wurden 10-12 Stunden bei 37ºC gezüchtet und die Filter auf
frische Platten übertragen, die LB und 150 ug/ml Spectinomycin enthielten,
um den Plasmidpool zu erweitern.
-
Nach Inkubation über Nacht bei 37ºC wurden die Filter im wesentlichen wie
von Grunstein und Hogness, 1975, "Proc.Natl .Acad.Sci.(USA)"72 : 3961 beschrieben
bearbeitet. Unter etwa 20 000 erfolgreichen Transformanten wurden 25 positive
Kolonien festgestellt. Von acht dieser Positiven wurden Abstriche
gemacht, um einzelne Klone zu reinigen. 24 Klone von jedem
Abstrich wurden in Mikrotiternäpfchen gezüchtet, auf zwei
Replikafilter geprägt und wie oben beschrieben mit entweder
-
(Pool 1) oder
-
(Pool 2) sondiert,
die sich nur durch ein Nukleotid unterscheiden. Wie in Fig. 2 gezeigt,
hybridisierte Pool 1 in einem viel größeren Ausmaß mit allen positiven Klonen
als Pool 2, was auf spezifische Hybridisierung hindeutet.
-
Vier von fünf Miniplasmidpräparaten (Maniatis et al., Id.) von positiven Klonen
ergaben identische Restriktionsdigestmuster, wenn sie mit Sau3A oder HincII
digeriert wurden. Das von einer dieser vier identischen Kolonien nach dem
Verfahren von Maniatis et al., Id., isolierte Plasmid wies die gesamte korrekte
Gensequenz auf und wurde als pS4 bezeichnet. Die Eigenschaften dieses Plasmids
wie durch Restriktionsanalyse bestimmt werden in Fig. 3 gezeigt.
Beispiel 2
Expression des Subtilisingens
-
Bacillus subtilis I-168 (Katalognr. 1-A1, Bacillus Genetic Stock Center) wurde
mit pS4 transformiert und ein einzelner chloramphenicolresistenter Transformant
dann in Minimalmedium gezüchtet. Nach 24 Stunden wurde die Kultur zentrifugiert
und sowohl der Überstand (10-200 ul) als auch das Pellet auf proteolytische
Wirkung hin untersucht, indem die Veränderung der dekadischen Extinktion pro
Minute bei 412 nm unter Verwendung von 1 ml chromogenem Substrat
Succinyl-L-ala-ala-pro-phe-p-nitroanilid (0,2 uM) in 0,1M Natriumphosphat
(pH 8,0) bei 25ºC gemessen wurde. Eine mit pBS42 transformierte B.subtilis
I-168-Kultur, die als eine Kontrolle verwendet wurde, wies weniger als 1/200
der Wirksamkeit auf, die die pS4-transformierte Kultur zeigte. Mehr als 95
Prozent der Proteaseaktivität der pS4-Kultur war im Überstand vorhanden und
wurde vollständig durch die Behandlung mit Phenylmethylsulfonylfluorid (PMSF),
aber nicht durch EDTA gehemmt.
-
Aliquote der Überstände wurden mit PMSF und EDTA behandelt, um die gesamte
Proteasewirksamkeit zu hemmen und durch 12% SDS-PAGE nach dem Verfahren von
Laemmli, U.K. 1970 "Nature", 227 : 680 analysiert. Um die Überstände
herzustellen, wurden 16 uL Überstand mit ImM PMSF, 10 mM EDTA 10 Minuten
lang behandelt und mit 4 uL 5x konzentriertem SDS-Probepuffer minus
β-Mercaptoäthanol gekocht. Die Ergebnisse der Coomassie-Färbung auf Versuche
unter Verwendung von Überständen von mit pS4, pBS42 transformierten Zellen
und untransformiertem B.amyloliquefaciens werden in Fig. 4 gezeigt. Bahn
3 zeigt authentisches Subtilisin von B.amyloliquefaciens. Bahn 2, die der
Überstand von pBS42-transformiertem B.subtilis ist, ergibt nicht das Subtilisin
zugeordnete 31 000 MW-Band, das Bahn 1 von pS4-transformierten Wirten aufweist.
Das etwa 31 000 MW-Band-Ergebnis für Subtilisin ist charakteristisch für die
langsamere Mobilität, die bekannte M.W. 27 500 Subtilisinpräparate im
allgemeinen zeigen.
Beispiel 3
Sequenzieren des B.amyloliquefaciens Subtilisingens
-
Die gesamte Sequenz eines EcoRI-BamHI-Fragments (worin die EcoRI-Stelle durch
Umwandlung der HincII-Stelle konstruiert wurde) von pS4 wurde nach dem
Verfahren von F.Sanger, 1977, "Proc.Natl.Acad.Sci (USA)", 74 : 5463 bestimmt.
Auf den in Fig. 3 gezeigten Restriktionsplan Bezug nehmend wurde durch
Southern-Analyse festgestellt, daß das BamHI-PvuII-Fragment mit Pool 1
Oligonukleotiden hybridisiert. Durch das Sequenzieren dieses Fragments
erhaltene Daten leiteten das Sequenzieren der verbleibenden Fragmente (z. B.
PvuII-HincII und AvaI-AvaI). Die Ergebnisse werden in Fig. 1 gezeigt.
-
Die Untersuchung der Sequenz bestätigt die Gegenwart von Kodonen für das reife
Subtilisin, das dem von B.amyloliquefaciens ausgeschiedenen entspricht.
Unmittelbar stromaufwärts von dieser Sequenz befindet sich eine Reihe aus
107 Kodonen, die mit dem GTG-Startkodon bei -107 beginnt. Kodon -107 bis etwa
Kodon -75 kodiert für eine Aminosäuresequenz, deren Eigenschaften denen
bekannter Signalsequenzen entsprechen. (Die meisten derartigen Signalsequenzen
sind 18-30 Aminosäuren lang, weisen hydrophobe Kerne auf und enden in einer
kleinen hydrophoben Aminosäure.) Demgemäß würde die Untersuchung der
Sequenzdaten darauf hinweisen, daß die Kodone -107 bis etwa -75 für die
Signalsequenz kodieren; die verbleibenden dazwischenliegenden Kodone zwischen
-75 und -1 kodieren vermutlich für eine Prosequenz.
Beispiel 4
Konstruktion von pBS42
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pBS42 wird durch Dreiwegligierung von Fragmenten gebildet, die von pUB110,
pC194 und pBR322 abgeleitet sind (siehe Fig. 5). Das Fragment von pUB110
ist das etwa 2600 Basenpaar-Fragment zwischen der HpaII-Stelle bei 1900 und
der BamH1-Stelle bei 4500 und enthält einen in Bacillus operablen
Replikationsursprung: T.Grycztan et al., 1978 "J.Bacteriol." 134 : 318(1978);
A.Jalanko et al., 1981 "Gene", 14 : 325. Die BamHI-Stelle wurde mit Klenow
getestet. Der pBR322 Abschnitt ist das 1100 Basenpaar-Fragment zwischen der
PvuII-Stelle bei 2067 und der Sau3A-Stelle bei u. 3223, das den E.coli
Replikationsursprung enthält: F.Bolivar et al., 1977 "Gene", 2: 95;
J.Sutcliffe, 1978, "Cold Spring Harbor Symposium"43: I, 77. Das pC194 Fragment
ist das 1200 Basenpaarfragment zwischen der HpaII-Stelle bei 973 und der
Sau3A-Stelle bei 2006, das das Gen für Chloramphenicolresistenz enthält, das
sowohl in E.coli als auch B.subtilis exprimierbar ist: S.Ehrlich,
"Proc.Natl.Acad.Sci. (USA)", 74 : 1680; S.Horynuchi et al., 1982, "J.Bacteriol."
150 : 815.
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pBS42 enthält somit Replikationsursprünge, die sowohl in E.coli als auch in
Bacillus operabel sind, und ein exprimierbares Gen für
Chloramphenicolresistenz.
Beispiel 5
Isolieren und Sequenzieren des B.subtilis-Subtilisingens
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B.subtilis 1168 chromosomale DNA wurde mit EcoRI digeriert und die Fragmente
auf Gelelektrophorese hin wieder gelöst. Ein einzelnes 6 kb-Fragment
hybridisierte mit einem [α-³²P]CTP-Kerbentranslations-markiertes Fragment,
das vom C-Terminus des strukturellen Subtilisingens in pS4 wie oben beschrieben
erhalten wurde. Das 6 kb-Fragment wurde elektroeluiert und in pBS42 ligiert,
das mit EcoRI digeriert und mit bakterieller alkalischer Phosphatase behandelt
worden war. E.coli ATCC 31446 wurde mit der Ligationsmischung transformiert
und Transformanten durch Wachstum auf LB-Agar ausgewählt, das 12,5 ug
Chloramphenicol/ml enthielt. Plasmid-DNA wurde aus einer gepoolten Suspension
aus 5 000 transformierten Kolonien hergestellt. Diese DNA wurde in B.subtilis
BG84 transformiert, einen Stamm mit Proteasemangel, dessen Herstellung in
Beispiel 8 unten beschrieben wird. Kolonien, die Protease erzeugten, wurden
durch Plattieren auf LB-Agar plus 1,5 Gew.-Prozent Carnation fettfreie
Pulvermagermilch und 5 ug Chloramphenicol/ml (in der Folge als
Magermilchselektionsplatten bezeichnet) und Beobachtung bezüglich freier Zonen
gescreent, die ein Anzeichen für proteolytische Wirksamkeit sind.
-
Plasmid-DNA wurde aus Protease erzeugenden Kolonien hergestellt, mit EcoRI
digeriert und durch Southern-Analyse auf die Gegenwart der 6 kb
EcoRI-Einfügung durch Hybridisierung mit dem ³²P-markierten C-Terminusfragment
des strukturellen Subtilisingens von B.amyloliquefaciens untersucht. Ein
positiver Klon wurde identifiziert, und das Plasmid wurde als pS168.1
bezeichnet. B.subtilis BG84 transformiert mit pS168.1 schied Serinprotease
in einem Ausmaß vom Fünffachen gegenüber der in B.subtilis 1168 erzeugten
aus. Das Hinzufügen von EDTA zu den Überständen beeinflußte die Assayergebnisse
nicht, aber das Hinzufügen von PMSF (Phenylmethylsulfonylfluorid) zu den
Überständen verringerte die Proteasewirksamkeit auf Ausmaße, die in dem in
Beispiel 8 für Stamm BG84 beschriebenen Assay nicht nachweisbar sind.
-
Ein Restriktionsplan der 6,5 kb EcoRI-Einfügung wird in Fig. 6 gezeigt. Das
Subtilisingen wurde durch Subklonen verschiedener Restriktionsenzymdigeste
und Testen in bezug auf Expression von Subtilisin in B.subtilis BG84 auf
innerhalb des 2,5 kb KpnI-EcoRI-Fragments lokalisiert. Southern-Analyse mit
dem markierten Fragment vom C-Terminus des B.amyloliquefaciens Subtilisingens
als eine Sonde lokalisierte den C-Terminus des B.subtilis-Gens auf innerhalb
des oder einen Teil des 631 bp HincII-Fragments B im Zentrum dieses Subklons
(siehe Fig. 6). Die Tandem HincII-Fragmente B, C und D und das
HincII-EcoRI-Fragment E (Fig. 6) wurden in die M13-Vektoren mp8 oder mp9
ligiert und auf bekannte Weise sequenziert (J.Messing et al., 1982, "Gene"
19 : 209-276), wobei Didesoxykettentermination verwendet wurde (F.Sanger et
al., 1977, "Proc.Nat.Acad.Sci.U.S.A." 74 : 5463-5467). Die Sequenz dieses
Bereiches wird in Fig. 7 gezeigt. Es wird angenommen, daß die ersten 23
Aminosäuren ein Signalpeptid sind. Die verbleibenden 83 Aminosäuren zwischen
der Signalsequenz und der reifen Kodierungssequenz stellen die mutmaßliche
"pro-"Sequenz dar. Es wird angenommen, daß die überstrichenen Nukleotide am
3'-Ende des Gens Transkriptionsterminatorbereiche sind. Zwei mögliche
Shine-Dalgarno-Sequenzen sind stromaufwärts vom reifen Startkodon
unterstrichen.
Beispiel 6
Herstellung einer inaktivierenden Mutation des B.subtilis-Subtilisingens
-
Eine in Fig. 8 gezeigte zweistufige Ligierung war erforderlich, um ein Plasmid
zu konstruieren, das ein fehlerhaftes Gen trägt, das in das Bacillus-Chromosom
integrieren würde. Im ersten Schritt wurde pS168.1, das die 6,5 kb Einfügung
enthielt, die ursprünglich von der genomischen B.subtilis-Sammlung gewonnen
wurde, wie in Beispiel 5 oben beschrieben, mit EcoRI digeriert, die
Reaktionsprodukte mit Klenow behandelt, die DNA mit HincII digeriert, und
das 800 bp EcoRI-HincII-Fragment E (siehe Fig. 6) das teilweise das 5'-Ende
des B.subtilis-Subtilisingens enthält, wurde gewonnen. Dieses Fragment wurde
in pJH101 ligiert (pJH101 ist von J.Hoch (Scripps) erhältlich und wird von
F.A.Ferrari et al., 1983, "J.Bact." 134 : 318-329 beschrieben), das mit HincII
digeriert und mit bakterieller alkalischer Phosphatase behandelt worden war.
Das resultierende Plasmid, pIDV1 enthielt Fragment E in der in Fig. 8
gezeigten Ausrichtung. Im zweiten Schritt wurde pS168.1 mit HincII digeriert,
und das 700 bp HincII-Fragment B, das das 3'-Ende des Subtilisingens enthält,
wurde gewonnen. pIDV1 wurde an seiner einzigen HincII-Stelle digeriert und
Fragment B an das linearisierte Plasmid ligiert, in E.coli ATCC 31,446
transformiert und auf LB-Platten ausgewählt, die 12,5 ug Chloramphenicol/ml
oder 20 ug Ampicillin/ml enthielten. Ein resultierendes Plasmid, das als
pIDV1.4 bezeichnet wurde, enthielt Fragment B in der korrekten Ausrichtung
bezogen auf Fragment E. Dieses in Fig. 8 gezeigte Plasmid pIDV1.4 ist ein
Löschungsderivat des Subtilisingens, das auch Abschnitte der 5'- und
3'-Flankierungssequenzen enthält.
-
B.subtilis BG77, ein in Beispiel 8 unten hergestellter teilweiser
proteasedefizienter Mutant (Prt&spplus;/&supmin;)wurde mit pIDV1.4 transformiert. Zwei
Klassen Chloramphenicol-resistenter (Cmr) Transformanten wurden erhalten.
75% zeigten das gleiche Ausmaß an Proteasen wie BG77 (Prt&spplus;/&supmin;) und 25 % wiesen
fast vollständige Proteasedefizienz (Prt&supmin;) auf, wie durch relative Zonen mit
freien Stellen auf Platten beobachtet, die LB-Agar plus Magermilch enthielten.
Die Cmr Prt&supmin;-Transformanten konnten nicht auf eine einzelne
Kreuzungsintegration des Plasmids an den homologen Bereichen für Fragment
E oder B zurückzuführen sein, da das Gen in einem solchen Fall ununterbrochen
sein würde und der Phänotyp Prt&spplus;/&supmin; wäre. Tatsächlich wurde der Phänotyp mit
Proteasemangel nicht beobachtet, wenn entweder das Fragment E oder B unabhängig
in pJH101 ligiert und daraufhin in B.subtilis BG77 transformiert wurde. Der
Cmr-Phänotyp von CmrPrt&supmin; pIDV1.4-Transformanten war insofern instabil, als
CmsPrt&supmin;-Derivate von CmrPrt&supmin;-Kulturen mit einer Häufigkeit von etwa 0,1%
nach 10 Generationen Wachstum in Minimalmedium in der Abwesenheit von
antibiotischer Selektion isoliert werden konnten. Ein derartiges Derivat wurde
erhalten und als BG2018 bezeichnet. Die Löschung wurde durch PBS1-Transduktion
in IA84 (einen BGSC-Stamm, der zwei auxotrophische Mutationen trägt, die das
Subtilisingen flankieren) übertragen. Der Derivatorganismus wurde als BG2019
bezeichnet.
Beispiel 7
Herstellung einer genomischen DNA-Sammlung aus B.subtilis und Isolierung ihres
neutralen Proteasegens
-
Die teilweise Aminosäuresequenz einer neutralen Protease von B.subtilis wird
von P.Levy et al., 1975, "Proc.Nat.Acad.Sci.USA" 72 : 4341-4345 geoffenbart.
Es wurde ein Bereich des Enzyms (Asp Gln Met Ile Tyr Gly) aus dieser
veröffentlichten Sequenz ausgewählt, in der die geringste Redundanz in den
möglichen Kodonen für die Aminosäuren in dem Bereich existierte. 24
Kombinationen waren notwendig, um alle möglichen Kodierungssequenzen
abzudecken, wie unten beschrieben.
-
Vier Pools wurden wie oben in Beispiel 1 hergestellt, von denen jeder sechs
Alternativen enthielt. Die Pools wurden durch Phosphorylierung mit [γ-³²P]ATP
markiert.
-
Der markierte Pool, der Sequenzen enthielt, die einer einzigen Sequenz in
einem B.subtilis-Genom am besten entsprachen, wurde ausgewählt durch Digerieren
von B.subtilis (1A72, Bacillus Genetic Stock Center)-DNA mit verschiedenen
Restriktionsenzymen, Trennen der Digeste auf einem Elektrophoresegel und
Hybridisieren eines jeden der vier Sondenpools mit jedem der geblotteten
Digeste unter zunehmend strengen Bedingungen, bis zu sehen war, daß ein
einzelnes Band hybridisierte. Zunehmend strenge Bedingungen sind solche, die
dazu neigen, Hybridisierung zu erschweren, z. B. Zunahmen der
Formamidkonzentration, Abnahmen der Salzkonzentration und Temperaturerhöhungen.
Bei 37ºC in einer Lösung aus 5X Denhardt's, 50 SSC, 50 mM NaPO&sub4;, pH 6,8 und
20 % Formamid würde nur Pool 4 an ein geblottetes Digest hybridisieren. Diese
wurden als die richtigen Hybridisierungsbedingungen ausgewählt, die für das
neutrale Proteasegen zu verwenden waren, und Pool 4 wurde als die Sonde
verwendet.
-
Eine Lambda-Sammlung von B.subtilis-Stamm BGSC 1-A72 wurde auf herkömmliche
Weise durch teilweises Digerieren der genomischen Bacillus-DNA durch Sau3A,
Trennung des teilweisen Digests nach Molekulargewicht auf einem
Elektrophoresegel, Eluierung der 15-20 kb-Fragmente (R.Lawn et al., 1981,
"Nucleic Acids Res." 9 : 6103-6114) und Ligierung der Fragmente an
BamHI-digerierten Charon-30-Phagen unter Verwendung eines Packagene-Sets von
Promega Biotec hergestellt.
-
E.coli DP50supF wurde als der Wirt für die Phagensammlung verwendet, obwohl
jeder bekannte Wirt für Charon-Lambda-Phage zufriedenstellend ist. Der
E.coli-Wirt wurde mit dem Sammlungsphagen plattiert und kultiviert, und danach
wurden die Platten durch Transfer auf Nitrozellulose und Screenen mit
Sondenpool 4 auf die Gegenwart des neutralen Proteasegens hin untersucht
(Benton und Davis, 1977 "Science" 196 : 180-182). Positive Platten wurden durch
zwei Runden Einzelplattenreinigung gereinigt, und zwei Platten, als λNPRG1
und λNPRG2 bezeichnet, wurden für weitere Untersuchung ausgewählt. DNA wurde
aus jedem Phagen durch Restriktionsenzymhydrolyse und Trennung auf
Elektrophoresegels hergestellt. Die getrennten Fragmente wurden geblottet
und an markierte Pool 4-Oligonukleotide hybridisiert. Das offenbarte, daß
λNPRG1 ein 2400 bp HindIII-Hybridisierungsfragment, aber kein 4300
EcoRI-Fragment enthielt, während λNPRG2 ein 4300 bp EcoRI-Fragment, aber
kein 2400 bp HindIII-Fragment enthielt.
-
Das 2400 bp λNPRG1-Fragment wurde nach dem folgenden Verfahren in die
HindIII-Stelle von pJH101 subgeklont. λNPRG1 wurde durch HindIII digeriert,
das Digest durch Elektrophorese fraktioniert und das 2400 bp-Fragment vom
Gel gewonnen. Das Fragment wurde an mit alkalischer Phosphatase behandeltes
HindIII-digeriertes pJH101 ligiert und die Ligationsmischung verwendet, um
E.coli ATCC 31446 nach dem Kalziumchloridschockverfahren von V.Hershfield
et al., 1974, "Proc.Nat.Acad.Sci.(U.S.A.)" 79 : 3455-3459 zu transformieren.
Transformanten wurden durch Auswählen von Kolonien identifiziert, die zum
Wachstum auf Platten fähig sind, die LB-Medium plus 12,5 ug Chloramphenicol/ml
enthielten.
-
Transformantenkolonien ergaben mehrere Plasmide. Die Ausrichtung des 2400
bp-Fragments in jedem Plasmid wurde durch herkömmliche Restriktionsanalyse
bestimmt (Ausrichtung im Sinne der Lese- oder transkriptionalen Richtung des
Genfragments in Beziehung zur Leserichtung des Expressionsvektors, in den
es ligiert ist). Zwei Plasmide mit entgegengesetzten Ausrichtungen wurden
erhalten und als pNPRsubH6 und pNPRsubH1 bezeichnet.
-
Das 4300 bp EcoRI-Fragment von λNPRG2 wurde nach dem oben für das 2400
bp-Fragment beschriebenen Verfahren in pBR325 subgeklont, mit der Ausnahme,
daß λNPRG2 mit EcoRI digeriert wurde und das Plasmid mit alkalischer
Phosphatase behandelt wurde, EcoRI-digeriertes pBR325. pBR325 wird von
F.Bolivar, 1978, "Gene", 4 : 121-136 beschrieben. Es wurden zwei Plasmide
identifiziert, in denen die 4300 bp-Einfügung in unterschiedlichen
Ausrichtungen vorhanden war. Diese beiden Plasmide wurden als pNPRsubRI und
pNPRsubRIb bezeichnet.
Beispiel 8
Charakterisierung von B.subtilis neutralem Proteasegen
-
Die pNPRsubH1-Einfügung wurde mit verschiedenen Restriktionsendonukleasen
sequentiell digeriert und mit markiertem Pool 4 blothybridisiert, um einen
Restriktionsplan der Einfügung herzustellen (die allgemeinen Verfahren zum
Restriktionsmapping siehe T.Maniatis et al., Id., S.377). Ein 430
bp-RsaI-Fragment war das kleinste Fragment, das an den Sondenpool 4
hybridisierte. Das RsaI-Fragment wurde in die SmaI-Stelle von M13 mp8 ligiert
(J.Messing et al., 1982, "Gene" 19 : 269-276 und J.Messing in "Methods in
Enzymology" 1983, R.Wu et al., Hrsg., 101 : 20-78) und die Sequenz nach dem
Kettenterminationsdidesoxyverfahren (F.Sanger et al., 1977, "Proc.Nat.Acad.Sci.
U.S.A." 74 : 5463-5467) bestimmt. Andere Restriktionsfragmente von der
pNPRsubH1-Einfügung wurden in geeignete Stellen in M13 mp8 oder M13
mp9-Vektoren ligiert und die Sequenzen bestimmt. Wie erforderlich, wurde dITP
verwendet, um Kompressionsartefakte zu verringern (D.Mills et al., 1979,
"Proc.Nat.Acad.Sci. (U.S.A.)" 76 : 2232-2235). Der Restriktionsplan für das
pNPRsubH1-Fragment wird in Fig. 9 gezeigt. Die Sequenzen der verschiedenen
Fragmente von Restriktionsenzymdigesten wurden verglichen, und ein offener
Leseraster, der eine Kodonsequenz umspannt, die in die Amino- und
Carboxyltermini der Protease umsetzbar ist (P.Levy et al., Id.) wurde bestimmt.
Ein offener Leseraster ist eine DNA-Sequenz, die an einem bekannten Punkt
beginnt, die im Leseraster (alle drei Nukleotide) keine internen
Terminationskodone enthält. Der offene Leseraster erstreckte sich über den
Aminoterminus hinaus zum Ende des 2400 bp HindIII-Fragments. Das 1300 bp BglII
-
- HindIII-Fragment wurde aus dem pNPRsubRIb hergestellt (das das 4300 bp
EcoRI-Fragment von λNPRG2 enthielt) und in M13 mp8 geklont. Die Sequenz dieses
Fragments, die den Abschnitt des neutralen Proteaseführerbereichs enthielt,
für den das 2400 bp-Fragment von pNPRsubH1 nicht kodierte, wurde für 400
Nukleotide stromaufwärts von der HindIII-Stelle bestimmt.
-
Die gesamte Nukleotidsequenz wie für dieses neutrale Proteasegen bestimmt,
einschließlich der mutmaßlichen Sekretionsführer- und präpro-Sequenz, wird
in Fig. 10 gezeigt. Die Zahlen über der Zeile beziehen sich auf die
Aminosäurepositionen. Es wird angenommen, daß die unterstrichenen Nukleotide
in Fig. 10 die Ribosombindungs- (Shine-Dalgarno)-Stelle darstellen, während
die überstrichenen Nukleotide eine mögliche Haarnadelstruktur darstellen,
von der angenommen wird, daß sie ein Terminator ist. Es wird angenommen, daß
die ersten 27 bis 28 der abgeleiteten Aminosäuren das Signal für die neutrale
Protease sind, mit einem Spaltungspunkt an ala-27 oder ala-28. Die
"pro"-Sequenz einer Proenzymstruktur erstreckt sich bis zur aminoterminalen
Aminosäure (ala-222) des reifen, aktiven Enzyms.
-
Ein Hochkopieplasmid, das das gesamte neutrale Proteasegen trägt, wurde durch
(Fig. 11) Ligieren des BglII-Fragments von pNPRsubR1, das 1900 bp enthält
(Fig. 9), mit dem PvuII - HindIII-Fragment von pNPRsubH1, das 1400 bp enthält,
konstruiert. pBS42 (von Beispiel 4) wurde mit BamHI digeriert und mit
bakterieller alkalischer Phosphatase behandelt, um Plasmidrezirkularisierung
zu verhindern. pNPRsubR1 wurde mit BglII digeriert, das 1900 bp-Fragment wurde
von Gelelektrophorese isoliert und an die offenen BamHI-Stellen von pBS42
ligiert. Das ligierte Plasmid wurde verwendet, um E.coli ATCC 31446 nach dem
Kalziumchloridschockverfahren (V.Hershfield et al., Id.) zu transformieren,
und transformierte Zellen durch Wachstum auf Platten ausgewählt, die LB-Medium
mit 12,5 ug/ml Chloramphenicol enthielten. Ein Plasmid, das das Bgl
II-Fragment in der in Fig. 11 gezeigten Ausrichtung aufweist, wurde von den
Transformanten isoliert und als pNPRsubB1 bezeichnet. pNPRsubB1 wurde mit
EcoRI digeriert (linearisiert), durch Klenowbehandlung repariert, sodaß es
ebene Enden aufwies, und dann mit HindIII digeriert. Das größere Fragment
von der HindIII-Digestion (das die Sequenz enthielt, die für die
aminoterminalen und stromaufwärts gelegenen Bereiche kodiert), wurde gewonnen.
-
Der carboxylterminale Bereich des Gens wurde durch ein Fragment von pNPRsubH1
gebildet, das durch Digestion von pNPRsubH1 mit PvuII und HindIII und Gewinnung
des 1400 bp-Fragments erhalten wurde. Das PvuII mit ebenem Ende und die
HindIII-Stelle des 1400 bp-Fragments wurden jeweils an die abgestumpfte EcoRI-
und die HindIII-Stelle von pNPRsubB1 ligiert, wie in Fig. 11 gezeigt. Dieses
Konstrukt wurde verwendet, um B.subtilis Stamm BG84, der gemäß der oben
beschriebenen Assays ansonsten keine proteolytische Wirksubstanz ausschied,
zu transformieren. Transformanten wurden auf Platten ausgewählt, die LB-Medium
plus 1,5% Carnation fettfreies Milchpulver und 5 ug/ml Chloramphenicol
enthielten. Plasmide von Kolonien, die einen großen Halo freimachten, wurden
analysiert. Bei Plasmid pNPR10, das das strukturelle Gen und
Flankierungsbereiche des neutralen Proteasegens einschloß, wurde durch
Restriktionsanalyse bestimmt, daß es die in Fig. 11 gezeigte Struktur aufweist.
-
B.subtilis-Stamm BG84 wurde durch
N-Methyl-N'-nitro-N-nitrosoguanidin(NTG)-Mutagenese von B.subtilis 1168 nach
der allgemeinen Technik von Adelberg et al, 1965, "Biochem.Biophys.Res.Commun."
18 : 788-795 erzeugt. Der mutierte Stamm 1168 wurde auf Magermilchplatten (ohne
Antibiotika) plattiert. Kolonien, die einen kleineren Halo erzeugten, wurden
für weitere Analyse ausgewählt. Jede Kolonie wurde bezüglich Proteaseproduktion
auf Magermilchplatten und Amylaseproduktion auf Stärkeplatten charakterisiert.
Ein derartiges Isolat, das teilweise Proteasemangel aufwies, Amylase-positiv
und zur Sporenbildung fähig war, wurde als BG77 bezeichnet. Die
Proteasedefizienzmutation wurde als prt-77 bezeichnet. Das prt-77 Allele wurde
durch Kongression wie unten beschrieben zu einem spoOA-Hintergrund bewegt,
um Stamm BG84, einen Stamm mit Sporenbildungsdefizienz, zu erzeugen.
Tabelle A
Stamm relevanter Genotyp Ursprung
-
BG84 fehlte auf Magermilchplatten jegliche Proteasewirksamkeit und erzeugt
weder nachweisbare Mengen Subtilisin noch neutraler Protease, wenn es durch
Messen der Veränderung der dekadischen Extinktion bei 412 nm pro Minute nach
Inkubation mit 0,2 ug/ml Succinyl(-L-ala-L-ala-L-pro-L-phe)p-nitroanilid
(Vega) in 0,1 M Natriumphosphat, pH 8, bei 25ºC bestimmt wurde. BG84 wurde
bei der ATCC unter der Hinterlegungsnummer 39382 am 21. Juli 1983 hinterlegt.
-
Proben für Subtilisinbestimmung wurden von Überständen der späten
logarithmischen Wachstumsphase von in modifiziertem Schaeffer's Medium
gezüchteten Kulturen genommen (T.Leighton et al., 1971, "J.Biol.Chem."
246 : 3189-3195).
Beispiel 9
Expression des neutralen Proteasegens
-
Mit pNPR10 transformiertes BG84 wurde in minimale Medien geimpft, die mit
0,1% Caseinhydrolysat und 10 ug Chloramphenicol ergänzt waren, und 16 Stunden
lang kultiviert. 0,1 ml Kulturüberstand wurden entfernt und zu einer Suspension
aus 1,4 mg/ml proteolytischem Azocoll-Substrat (Sigma) in 10 mM Tris-HCl,
100 mM NaCl, pH 6,8, hinzugefügt und unter Rühren inkubiert. Undigeriertes
Substrat wurde durch Zentrifugieren entfernt, und die optische Dichte bei
505 nm abgelesen. Hintergrundwerte einer Azocoll-Substratsuspension wurden
subtrahiert. Die Menge an von einem Standard-proteaseexprimierenden Stamm,
BG16, ausgeschiedener Protease wurde verwendet, um einen willkürlichen Wert
von 100 festzulegen. Die Ergebnisse mit BG16 und mit BG84, mit Kontroll- und
neutralem Proteasegen enthaltenden Plasmiden, werden in Tabelle B in Beispiel
12 unten gezeigt. Die Transformation des ausgeschiedenen B.subtilis Stamm
BG84 ohne Protease führt zur Ausscheidung von Proteasewirksubstanz in
wesentlich höheren Ausmaßen als in BG16, dem Wildtypstamm.
Beispiel 10
Herstellung einer inaktivierenden Mutation des neutralen Proteasegens
-
Die beiden RsaI-gebundenen Bereiche in der 2400 bp Einfügung von pNPRsubH1
mit insgesamt 527 bp können gelöscht werden, um ein unvollständiges
strukturelles Gen zu erzeugen. Die Translationsprodukte dieses Gens sind
enzymatisch inaktiv. Ein Plasmid mit dieser Löschung wurde folgendermaßen
konstruiert. pJH101 wurde durch Digestion mit HindIII gespalten und mit
bakterieller alkalischer Phosphatase behandelt. Die Fragmente des in
linearisierten pJH101 aufzunehmenden neutralen Proteasegens wurden durch
Digerieren von pNPRsubH1 mit HindIII und RsaI und Gewinnen des 1200 bp
HindIII-RsaI und 680 bp RsaI-HindIII-Fragments durch Gelelektrophorese
erhalten. Diese Fragmente wurden in linearisiertes pJH101 ligiert und
verwendet, um E.coli ATCC 31446 zu transformieren. Transformanten wurden auf
Platten ausgewählt, die LB-Medium und 20 ug Ampicillin/ml enthielten. Plasmide
wurden von den Transformanten gewonnen und durch Restriktionsenzymanalyse
bestimmt, um ein Plasmid zu identifizieren, das die beiden Fragmente in der
gleichen Ausrichtung wie im pNPRsubH1 Ausgangsplasmid aufweist. Das Plasmid,
dem die internen RsaI-Fragmente fehlten, wurde als pNPRsubH1Δ bezeichnet.
Beispiel 11
Ersetzen des neutralen Proteasegens durch einen Löschungsmutanten
-
Plasmid pNPRsubh1Δ wurde in B.subtilis-Stamm BG2019 transformiert (den Mutanten
mit Subtilisinlöschung von Beispiel 6) und chromosomale Integranten wurden
auf Magermilchplatten ausgewählt. Zwei Arten von Cmr-Transformanten wurden
festgestellt, die mit parentalen Ausmaßen an die Kolonie umgebender Proteolyse
und die fast ohne Proteolysezone. Die, denen eine Proteolysezone fehlte, wurden
ausgewählt, wieder Abstriche gemacht, um einzelne Kolonien zu reinigen, und
ihr Protease-Mangel Charakter auf Magermilchplatten bestätigt. Eine der CmR
Kolonien mit Proteolysemangel wurde für weitere Untersuchungen ausgewählt
(als BG2034 bezeichnet). Spontane Cms-Umkehrungen von BG2034 wurden durch
Wachstum über Nacht in LB-Medien, die kein Cm enthielten, Plattieren für
einzelne Kolonien und Replikaplattieren auf Medien mit und ohne Cm isoliert.
Drei Cms-Umkehrungen wurden isoliert, von denen zwei Protease aufwiesen und
eine Mangel an Protease aufwies (als BG2036 bezeichnet). Hybridisierungsanalyse
von BG2036 bestätigte, daß das Plasmid von diesem Stamm verlorengegangen war,
vermutlich durch Rekombination, und nur die Löschungsfragmente von Subtilisin
und neutraler Protease zurückließ.
Beispiel 12
Phänotyp von Stämmen, denen funktionelles Subtilisin und neutrale Protease
fehlt
-
Das Wachstum, die Sporenbildung und die Expression von Proteasen wurden bei
Stämmen untersucht, denen ein funktionelles Gen entweder für die neutrale
oder die alkalische Protease oder beide fehlt(en). Die Expression der Proteasen
wurde durch eine freie Zone untersucht, die eine Kolonie auf einer
Magermilchplatte umgibt, und durch Messen der Proteasewerte in flüssigen
Kulturüberständen (Tabelle B). Ein Stamm (BG2035), der die
Subtilisingenlöschung trägt, zeigte eine 30 %ige Reduktion des Werts an
Proteasewirksamkeit und einen normalen Halo auf Milchplatten. Stamm BG2043,
der das gelöschte neutrale Proteasegen und aktive Subtilisingen trägt und
durch Transformieren von BG16 (Beispiel 8) mit DNA von BG2036 (Beispiel 11)
konstruiert wurde, zeigte eine 80-%ige Reduktion der Proteasewirksamkeit und
nur einen kleinen Halo auf der Milchplatte. Stamm BG2054, der als BG2036
(Beispiel 11) äquivalent betrachtet wird, insofern als er die vorangehenden
Löschungen in beiden Genen trug, zeigte keine nachweisbare Proteasewirksamkeit
in diesem Assay und keinen nachweisbaren Halo auf Milchplatten. Die Löschung
von einem der oder beiden Proteasegene(n) hatte keine sichtbare Wirkung weder
auf Wachstum noch auf Sporenbildung. Diese Löschungen aufweisenden Stämme
hatten sowohl auf minimaler Glukose als auch LB-Medien normale Wachstumsraten.
Die Stämme bildeten mit Häufigkeiten Sporen, die mit dem Elternstamm BG16
vergleichbar sind. Die Untersuchung der Morphologie dieser Stämme zeigte keine
sichtbaren Unterschiede von Stämmen ohne derartige Löschungen.
Tabelle B Wirkung von Proteaselöschungen auf Proteaseexpression und Sporenbildung
Genotyp a Proteasewirksamkeit b Prozent Sporenbildung a Nur die für den Proteasephänotyp relevanten Loci werden gezeigt. b Proteasewirksamkeit wird in willkürlichen Einheiten ausgedrückt, BG16 wurde ein Wert von 100 zugeordnet. ND gibt an, daß das Ausmaß an Protease beim verwendeten Assay nicht nachweisbar war.
Beispiel 13
Stellenspezifische Sättigungsmutagenese des B.Amyloliquefaciens-Subtilisingens
an Position 222; Herstellung des Gens für Kassetteneinfügung
-
pS4-5, ein nach Wells et al., "Nucleic Acids Res."1983, 11 : 7911-7924
hergestelltes Derivat von pS4 wurde mit EcoRI und BamHI digeriert und das
1,5 kb EcoRI-BamHI-Fragment gewonnen. Dieses Fragment wurde in M-13 mp9 mit
replikativer Form ligiert, das mit EcoRI und BamHI digeriert worden war (Sanger
et al., 1980, "J.Mol.Biol." 143 161-178. Messing et al, 1981, "Nucleic Acids
Research" 9, 304-321. Messing, J. und Vieira, J. (1982) "Gene" 19,
269-276). Die M-13 mp9-Phagenligationen, als M-13 mp9 SUBT bezeichnet,
wurden verwendet, um E.coli Stamm JM101 zu transformieren, und
einstrangige Phagen-DNA wurde aus einer 2 mL über Nacht-Kultur
hergestellt. Es wurde ein Oligonukleotidprimer synthetisiert, der
die Sequenz
-
aufwies. Dieser Primer entspricht der Sequenz des Subtilisgenfragments, das
für die Aminosäuren 216-232 kodiert, mit der Ausnahme, daß die 10 bp an Kodonen
für die Aminosäuren 222-225 gelöscht wurden und die Kodone für die Aminosäuren
220, 227 und 228 mutiert wurden, um eine KpnI-Stelle 5' vom met-222-Kodon
und eine PstI-Stelle 3' vom met+222 Kodon einzuführen. Siehe Fig. 12.
Substituierte Nukleotide sind durch Sterne markiert, die unterstrichenen Kodone
in Reihe 2 stellen die neuen Restriktionsstellen dar und die strichlierte
Sequenz in Reihe 4 stellt die eingefügten Oligonukleotide dar. Der Primer
(etwa 15 uM) wurde durch Inkubation mit [γ³²P]-ATP (10 uL in 20 uL Reaktion)
(Amersham 5000 Ci/mmol, 10218) und T&sub4;-Polynukleotidkinase (10 Einheiten) mit
[³²P] markiert, gefolgt von nichtradioaktivem ATP (100 uM), um vollständige
Phosphorylierung des Mutageneseprimers zuzulassen. Die Kinase wurde durch
Erwärmen der Phosphorylierungsmischung bei 68ºC für 15 Minuten inaktiviert.
-
Der Primer wurde mit M-13 mp9 SUBT hybridisiert, wie von Norris et al., 1983
"Nucleic Acids Res." 11, 5103-5112 modifiziert, indem 5 uL des markierten
Mutageneseprimers ( 3 uM), 1 ug M-13 mp9 SUBT-Schablone, 1 ul 1 uM M-13
Sequenzierungsprimer (17-mer) und 2,5 uL Puffer (0,3 M Tris pH 8, 40 mM MgCl&sub2;,
12 mM EDTA, 10 mM DTT, 0,5 mg/ml BSA) kombiniert wurden. Die Mischung wurde
10 Minuten lang auf 68ºC erwärmt und 10 Minuten lang bei Raumtemperatur
gekühlt. Zu dem Ringschlußmischung wurden 3,6 uL 0,25 mM dGTP, dCTP, dATP
und dTTP, 1,25 uL 10 mM ATP, 1 uL Ligase (4 Einheiten) und 1 uL Klenow
(5 Einheiten) hinzugefügt. Die Primerausdehnungs- und Ligierungsreaktion
(Gesamtvolumen 25 ul) liefen 2 Stunden lang bei 14ºC ab. Klenow und Ligase
wurden durch zwanzigminütiges Erwärmen auf 68ºC inaktiviert. Die erwärmte
Reaktionsmischung wurde mit BamH1 und EcoRI digeriert, und ein Aliquot des
Digests wurde auf ein 6%-Polyacrylamidgel aufgebracht, und radioaktive
Fragmente wurden durch Autoradiographie sichtbar gemacht. Das zeigte, daß
der [³²P]-Mutageneseprimer tatsächlich in das EcoRI-BamH1-Fragment aufgenommen
worden war, das das nun mutierte Subtilisingen enthielt.
-
Der Rest der digerierten Reaktionsmischung wurde mit 10 mM Tris, pH 8, das
1 mM EDTA enthielt, auf 200 uL verdünnt, einmal mit einer 1 : 1 (V/V)
Phenol/Chloroform-Mischung extrahiert, dann einmal mit Chloroform, und die
wässerige Phase gewonnen. 15 uL 5M Ammoniumacetat (pH 8) wurden gemeinsam
mit zwei Volumina Äthanol hinzugefügt, um die DNA von der wässerigen Phase
auszufällen. Die DNA wurde durch Zentrifugieren für fünf Minuten in einer
Mikrozentrifuge pelletiert und der Überstand wurde verworfen- 300 uL 70%iger
Äthanol wurden hinzugefügt, um das DNA-Pellet zu waschen, die Waschflüssigkeit
wurde verworfen und das Pellet lyophilisiert.
-
pBS42 von Beispiel 4 oben wurde mit BamHI und EcoRI digeriert und auf einem
Acrylamidgel gereinigt, um den Vektor zu gewinnen. 0,5 ug des digerierten
Vektors, 50 uM ATP und 6 Einheiten Ligase wurden in 20 ul Ligierungspuffer
aufgelöst. Die Ligierung erfolgte über Nacht bei 14ºC. Die DNA wurde in E.coli
294 rec&spplus; transformiert, und die Transformanten in 4 ml LB-Medium gezüchtet,
das 12,5 ug/ml Chloramphenicol enthielt. Plasmid-DNA wurde aus dieser Kultur
hergestellt und mit KpnI, EcoRI und BamHI digeriert. Die Analyse der
Restriktionsfragmente zeigte, daß 30 bis 50% der Moleküle die erwartete
KpnI-Stelle durch den Mutageneseprimer programmiert enthielten. Es wurde die
Hypothese aufgestellt, daß die Plasmidpopulation, welche die KpnI-Stelle nicht
enthielt, aus der M-13-Replikation vor der baktieriellen Reparatur der
Mutagenesestelle resultierte, wodurch eine heterologe Population von KpnI&spplus;
und KpnI&supmin;-Plasmiden in einigen der Transformanten erzeugt wurde. Um eine reine
Kultur des KpnI&spplus;-Plasmids zu erhalten, wurde die DNA ein zweites Mal in E.coli
transformiert, um Plasmide zu klonen, welche die neue KpnI-Stelle enthielten.
DNA wurde aus 16 derartigen Transformanten hergestellt, und bei sechs wurde
festgestellt, daß sie die erwartete KpnI-Stelle enthalten.
-
Präparative Mengen an DNA wurden aus einem dieser sechs Transformanten (als
pΔ222 bezeichnet) hergestellt, und Restriktionsanalyse bestätigte die Gegenwart
und Lage der erwarteten KpnI- und PstI-Stellen. 40 ug pΔ222 wurden in 300
uL KpnI-Puffer plus 30 uL KpnI (300 Einheiten) für 1,5 Stunden bei 37ºC
digeriert. Die DNA wurde mit Äthanol ausgefällt, mit 70%igem Äthanol gewaschen
und lyophilisiert. Das DNA-Pellet wurde in 200 uL HindIII-Puffer aufgenommen
und mit 20 uL (500 Einheiten) PstI 1,5 Stunden lang bei 37ºC digeriert. Die
wässerige Phase wurde mit Phenol/CHCl&sub3; extrahiert und die DNA mit Äthanol
ausgefällt. Die DNA wurde in Wasser gelöst und durch
Polyacrylamidgelelektrophorese gereinigt. Nach der Elektroeluierung des
Vektorbandes (120 v für 2 Stunden bei 0ºC im 0,1-fachen an TBE (Maniatis et
al., Id.)) wurde die DNA durch Phenol/CHCl&sub3;-Extraktion, Äthanolausfällung
und Äthanolwäsche gereinigt.
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Obwohl pΔ222 bis zur Vollständigkeit (> 98%) durch entweder KnpI oder PstI
getrennt digeriert werden konnte, war ausgiebige Doppeldigestion unvollständig
(«50%). Das mag aus der Tatsache resultiert haben, daß diese Stellen so nahe
waren (10 bp), daß Digestion durch KnpI "atmen" der DNA in der Nachbarschaft
der PstI-Stelle zuließ, d. h. Strangtrennung oder Ausfransen. Da PstI nur
doppelstrangige DNA spaltet, konnte Strangtrennung darauffolgende
PstI-Digestion hemmen.
Beispiel 14
Ligierung von Oligonukleotidkasseten in das Subtilisingen
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10 uM von vier komplementären Oligonukleotidpools (A-D) Tabelle C, die nicht
5' phosphoryliert waren, wurden in 20 ul Ligasepuffer ringgeschlossen, indem
sie fünf Minuten lang bei 68ºC erwärmt und dann 15 Minuten lang bei
Raumtemperatur abgekühlt wurden. 1 uM eines jeden ringgeschlossenen
Oligonukleotidpools, 0,2 ug KpnI und PstI-digeriertes pΔ222, das in Beispiel
13 erhalten wurde, 0,5 mM ATP, Ligasepuffer und 6 Einheiten T&sub4;-DNA-Ligase
in 20 uL Gesamtvolumen wurden über Nacht bei 14ºC umgesetzt, um die gepoolten
Kassetten im Vektor zu ligieren. Ein großer Überschuß an Kassetten ( 300x
gegenüber den pΔ222-Enden) wurde bei der Ligierung verwendet, um zum Verhindern
der intramolekularen KpnI-KpnI-Ligierung beizutragen. Die Reaktion wurde durch
Hinzufügen von 25 uL 10 mM Tris pH 8 verdünnt, der 1 mM EDTA enthielt. Die
Mischung wurde, um mögliche Kassettenconcatemer-Bildung zu verhindern, durch
Erwärmen auf 68ºC für 5 Minuten und Abkühlen bei Raumtemperatur für 15 Minuten
wieder ringgeschlossen. Die Ligationsmischungen von jedem Pool wurden getrennt
in E.coli 294 rec&spplus;-Zellen transformiert. Ein kleiner Aliquot von jeder
Transformationsmischung wurde plattiert, um die Anzahl an unabhängigen
Transformanten zu bestimmen. Die große Anzahl an Transformanten deutete auf
eine hohe Wahrscheinlichkeit für Mehrfachmutagenese hin. Die übrigen
Transformanten ( 200-400 Transformanten) wurden in 4 ml LB-Medium plus 12,5
ug Chloramphenicol/ml kultiviert. DNA wurde aus jedem Transformationspool
(A-D) hergestellt. Diese DNA wurde mit KpnI digeriert, 0,1 ug wurden
verwendet, um E.coli rec&spplus; zu retransformieren, und die Mischung wurde
plattiert, um einzelne Kolonien von jedem Pool zu isolieren. Ligierung der
Kassetten in das Gen und bakterielle Reparatur nach der Transformation
zerstörten die KpnI- und PstI-Stellen. So wurde nur pΔ222 geschnitten, wenn
die Transformanten-DNA mit KpnI digeriert wurde. Das geschnittene Plasmid
transformierte E.coli nicht. Einzelne Transformanten wurden in Kultur gezüchtet
und DNA wurde aus 24 bis 26 Transformanten pro Pool zum direkten
Plasmidsequenzieren hergestellt. Ein synthetischer Oligonukleotidprimer mit
der Sequenz 5'-GAGCTTGATGTCATGGC-3' wurde verwendet, um die
Didesoxysequenzierungsreaktion zu primen. Die Mutanten, die erhalten wurden,
werden in Tabelle C unten beschrieben.
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Zwei Kodon+222-Mutanten (d. h. gln und ile) wurden nach dem beschriebenen
Screenen nicht gefunden. Um diese zu erhalten, wurde ein einzelnes
25mer-Oligonukleotid für jeden Mutanten synthetisiert, das dem oberen
Oligonukleotidstrang in Fig. 12 entspricht. Jedes wurde phosphoryliert und
mit dem unteren Strang seines jeweiligen nichtphosphorylierten
Oligonukleotidpools ringgeschlossen (d. h. Pool A für gln und Pool D für ile).
Dieses wurde in KpnI- und PstI-digeriertes pΔ222 ligiert und wie für die
ursprünglichen Oligonukleotidpools beschrieben bearbeitet. Die Häufigkeit
des Auftretens für auf diese Art erhaltene einzelne Mutanten betrug 2/8 und
0/7 für gln bzw. ile. Um diese scheinbare Verzerrung zu verhindern, wurde
der obere Strang phosphoryliert und mit seinem unphosphorylierten
komplementären Pool ringgeschlossen. Die heterophosphorylierte Kassette wurde
in geschnittenes pΔ222 ligiert und wie zuvor bearbeitet. Die Häufigkeit des
Auftretens von gln und ile-Mutanten betrug nun 7/7 bzw. 7/7.
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Die Daten in Tabelle C zeigen eine Verzerrung in der Häufigkeit der aus den
Pools erhaltenen Mutanten. Das war wahrscheinlich das Ergebnis ungleicher
Repräsentierung der Oligonukleotide im Pool. Das wurde vielleicht durch das
ungleiche Koppeln der speziellen Trimere über das Mutagenesekodon im Pool
verursacht. Ein derartiges Verzerrungsproblem könnte durch geeignete
Einstellung der Trimermengen während der Synthese gelöst werden, sodaß gleiche
Reaktion widerspiegelt wird. In jedem Fall wurden Mutanten, die beim primären
Screenen nicht isoliert wurden, durch Synthetisieren eines
Einzelstrangoligonukleotids, das die gewünschte Mutation darstellt,
Phosphorylieren beider Enden, Ringschließen mit dem Pool nichtphosphorylierter
komplementärer Stränge und Ligieren in die Kassettenstelle erhalten. Eine
verzerrte Heteroduplexreparatur, die für die komplementäre unphosphorylierte
Kassette beobachtet wurde, kann aus der Tatsache resultieren, daß Position
222 dem 5'-Ende des oberen Stranges näher ist als dem 5'-Ende des unteren
Stranges (siehe Fig. 12). Da ein Spalt an den unphosphorylierten 5'-Enden
und die Fehlpaarungsblase in der doppelstrangigen DNA an Position 222 besteht,
würde Exzisionsreparatur des Spalts im oberen Strang leichter ein zur
Replikation fähiges zirkular hybridisiertes Duplex erhalten. Im Einklang mit
dieser Hypothese steht die Tatsache, daß der obere Strang durch selektive
5'-Phosphorylierung vollständig erhalten bleiben könnte. In diesem Fall
enthielt nur der untere Strang einen 5'-Spalt, der Exzisionsreparatur fördern
könnte. Dieses Verfahren ist nützlich zum Lenken der verzerrten Aufnahme
synthetischer Oligonukleotidstämme, wenn mutagene Oligonukleotidkassetten
eingesetzt werden.
Beispiel 15
Stellenspezifische Mutagenese des Subtilisingens an Position 166
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Dem Verfahren der Beispiele 13-14 wurde im wesentlichen in Details gefolgt,
mit der Ausnahme, daß sich der Mutageneseprimer unterschied (es wurde das
in Fig. 13 gezeigte 37mer verwendet), die beiden Restriktionsenzyme SacI
und XmaIII und nicht PstI und KpnI waren und sich die resultierenden
Konstruktionen unterschieden, wie in Fig. 13 gezeigt.
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Bacillus-Stämme, die mutante Subtilisine an Position 166 ausschieden, wurden
wie unten in Beispiel 16 beschrieben erhalten. Die mutanten Subtilisine mit
Substitutionen von ala, asp, gln, phe, his, lys, asn, arg und val für den
Wildtyprest wurden gewonnen.
Beispiel 16
Herstellung von mutanten Subtilisinenzymen
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Nach dem Verfahren von Beispiel 11 erhaltener B.subtilis Stamm BG2036 wurde
durch die Plasmide von Beispiel 14, 15 oder 20 und durch pS4-5 als eine
Kontrolle transformiert. Die Transformanten wurden plattiert oder in
Rüttelkolben 16 bis 48 Stunden lang bei 37ºC in LB-Medien plus 12,5 ug/ml
Chloramphenicol kultiviert. Mutantes enzymatisch wirksames Subtilisin wurde
durch Dialysieren der Zellbrühe gegen 0,01M Natriumphosphatpuffer, pH 6,2,
gewonnen. Die dialysierte Brühe wurde dann mit 1N HCl auf pH 6,2 titriert
und auf eine 2,5 · 2 cm Säule aus CM-Zellulose (CM-52 Whatman) geladen. Nach
dem Waschen mit 0,01 M Natriumphosphat, pH 6,2, wurden dies Subtilisine (mit
Ausnahme der Mutanten an Position +222) mit dem gleichen Puffer, der an NaCl
0,08N gemacht wurde, eluiert. Die mutanten Subtilisine an Position +222 wurden
jeweils mit 0,1M Natriumphosphat, pH 7,0 eluiert. Der gereinigte Mutant und
die Wildtypenzyme wurden dann in Untersuchungen der Oxidationsbeständigkeit,
Km, Kcat, Kcat/Km-Verhältnis, pH-Optimum und Veränderungen der
Substratspezifität verwendet.
Tabelle C Oligonukleotidpoolorganisation und Häufigkeit der erhaltenen Mutanten
Pool Aminosäuren Codon-222a
Häufigkeit b unerwartete Mutanten a
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a Kodone wurden basierend auf der häufigen Verwendung in der geklonten
Subtilisingensequenz ausgewählt (Wells et al., 1983, Id.)
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b Die Häufigkeit wurde durch direktes Plasmidsequenzieren aus
Einzeltrackanalyse bestimmt.
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c Unerwartete Mutanten umfaßten im allgemeinen doppelte Mutanten mit
Veränderungen bei den Kodonen neben 222 oder an den Ligationspunkten. Es wurde
angenommen, daß diese das Ergebnis von Verunreinigungen in den
Oligonukleotidpools und/oder fehlerhafter Reparatur der Enden mit Spalt waren.
Beispiel 17
Verbesserte Oxidationsbeständigkeit aufweisendes Mutanten-Subtilisin
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Subtilisine, die Wildtypmethionin durch Cystein und Alanin an der 222 Position
substituiert aufwiesen (Beispiel 16), wurden auf Oxidationsbeständigkeit
untersucht, indem sie mit verschiedenen Konzentrationen von Natriumhypochlorit
(Clorox-Bleiche) inkubiert wurden.
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Zu einem Gesamtvolumen von 400 ul 0,1M, pH 7, NaPO&sub4;-Puffer, der die
angegebenen Bleichekonzentrationen enthielt (Fig. 14), wurde ausreichend Enzym
hinzugefügt, um eine Endkonzentration von 0,016 mg/ml Enzym zu ergeben. Die
Lösungen wurden bei 25ºC 10 Minuten lang inkubiert und folgendermaßen auf
Enzymwirksamkeit hin untersucht: 120 ul von entweder ala+222 oder Wildtyp,
oder 100 ul der Cys+222-Inkubationsmischung wurden mit 890 ul 0,1M Trispuffer
bei pH 8,6 und 10 ul einer sAAPFpN(Beispiel 18)-Substratlösung (20 mg/ml
in DMSO) kombiniert. Die Zunahmerate der dekadischen Extinktion bei 410 nm
aufgrund der Freisetzung von p-Nitroanilin (Del Mar, E.G. et al., 1979
"Anal.Biochem." 99, 316-320) wurde überwacht. Die Ergebnisse werden in Fig.
14 gezeigt. Die Alaninsubstitution erzeugte wesentlich mehr stabiles Enzym
als entweder das Wildtypenzym oder ein Mutant, in dem Methionin durch einen
labilen Cysteinrest ersetzt wurde. Überraschenderweise störte die
Alaninsubstitution die Enzymwirksamkeit gegen das Assaysubstrat nicht
wesentlich, verlieh dem Enzym aber relative Oxidationsbeständigkeit. Der
Serin+222 Mutant wies ebenfalls verbesserte Oxidationsbeständigkeit auf.
Beispiel 18
Mutante Subtilisine, die modifizierte Kinetik und Substratspezifität aufweisen
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Verschiedene Mutanten für Glycin+166 wurden auf modifizierte Kcat, Km und
Kcat/Km-Verhältnisse untersucht. Kinetikparameter wurden durch Analyse der
Verlaufskurven der Reaktionen erhalten. Die Reaktionsrate wurde als eine
Funktion der Substratkonzentration gemessen. Die Daten wurden durch Anpassen
an die Michaelis-Menton-Gleichung unter Verwendung des nichtlinearen
Regressionsalgorithmus von Marquardt (Marquardt, D.W. 1963,
"J.Soc.Ind.Appl.Math." 11, 431-41) analysiert. Alle Reaktionen wurden bei
25ºC in 0,1M Trispuffer, pH 8,6 durchgeführt, der
Benzoyl-L-Valyl-Glycyl-L-Arginyl-p-nitroanilid (BVGRpN; Vega Biochemicals)
mit Anfangskonzentrationen von 0,0025M bis 0,00026 M enthielt (je nach dem
Wert von Km für das interessierende Enzym - die Konzentrationen wurden bei
jeder Messung so eingestellt, daß sie Km übertrafen) oder
Succinyl-L-Alanyl-L-Alanyl-L-Prolyl-L-Phenylalanyl-p-nitro-anilid (sAAPFpN;
Vega Biochemicals) mit Anfangskonzentrationen von 0,0010 M bis 0,00028 M (wie
für BVGRpN beschrieben variierend).
-
Bei diesen Versuchen wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Tabelle D
Substrat Enzym
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Das Kcat/Km-Verhältnis für jeden der Mutanten unterschied sich von dem des
Wildtypenzyms. Als ein Maß der katalytischen Effizienz zeigen diese
Verhältnisse, daß Enzyme mit viel höherer Wirksamkeit gegen ein bestimmtes
Substrat durch Screenen gemäß vorliegender Erfindung leicht konstruiert und
ausgewählt werden können. Beispielsweise weist A166 mehr als das Zweifache
der Wirksamkeit des Wildtyps auf sAAPFpN auf.
-
Diese Daten zeigen auch Veränderungen in der Substratspezifität bei der
Mutation des Wildtypenzyms. Beispielsweise ist das Kcat/Km-Verhältnis für
die D166- und E166-Mutanten beim BVGpN-Substrat höher als das Wildtypenzym,
aber bei Inkubation mit sAAPFpN wurden qualitativ entgegengesetzte Ergebnisse
erzielt. Demgemäß waren die D166 und E166-Mutanten relativ mehr spezifisch
für BVGRpN als für sAAPFpN.
Beispiel 19
Mutantes Subtilisin, das modifiziertes pH-Aktivitätsprofil aufweist
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Das pH-Profil des in Beispiel 16 erhaltenen Cys+222-Mutanten wurde mit dem
des Wildtypenzyms verglichen. 10 ul 60 mg/ml sAAPFpN in DMSO, 10 ul Cys+222
(0,18 mg/ml) oder Wildtyp (0,5 mg/ml) und 980 ul Puffer (für Messungen bei
pH 6,6, 7,0 und 7,6, 0,1M NaPO&sub4;-Puffer; bei pH 8,2, 8,6 und 9,2, 0,1M
Trispuffer; und bei pH 9,6 und 10,0, 0,1M Glycinpuffer), wonach die Anfangsrate
der Veränderung der dekadischen Extinktion bei 410 nm pro Minute bei jedem
pH-Wert gemessen und die Daten in Fig 15 aufgetragen wurden. Der Cys+222-Mutant
weist ein spitzeres pH-Optimum auf als das Wildtypenzym.
Beispiel 20
Stellenspezifische Mutagenese des Subtilisingens an Position 169
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Dem Verfahren der Beispiele 13-14 wurde im Detail im wesentlichen gefolgt,
jedoch unterschied sich der Mutageneseprimer (es wurde der in Fig. 16 gezeigte
Primer verwendet), waren die beiden Restriktionsenzyme KpnI und EcoRV und
nicht PstI und KpnI und unterschieden sich die resultierenden Konstruktionen,
wie in Fig. 16 gezeigt.
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Mutante Subtilisine an Position 169 ausscheidende Bacillus-Stämme wurden wie
oben in Beispiel 16 beschrieben erhalten. Die Substitutionen von ala und ser
für den Wildtyprest aufweisenden Mutanten-Subtilisine wurden gewonnen und
auf Veränderungen der kinetischen Merkmale hin untersucht. Für das Assay wurde
SAAPFpN bei pH 8,6 auf die gleiche Weise wie in Beispiel 18 dargelegt
eingesetzt. Es wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Tabelle E
Enzym
Beispiel 21
Veränderungen der spezifischen Wirksamkeit auf ein Proteinsubstrat
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Position 166-Mutanten von den Beispielen 15 und 16 wurden auf Veränderung
der spezifischen Wirksamkeit auf ein natürlich auftretendes Proteinsubstrat
untersucht. Da diese Mutanten-Proteasen veränderte Spezifität sowie veränderte
spezifische Wirksamkeit aufweisen konnten, sollte das Substrat ausreichende
verschiedene Spaltungsstellen enthalten, d. h. azidische, basische, neutrale
und hydrophobe, um die Bestimmung nicht zu einer Protease mit einem Typ
Spezifität zu verzerren. Das Substrat sollte auch keine derivatisierten Reste
enthalten, die zum Abdecken bestimmter Spaltungsstellen führen. Die
weitverbreitet verwendeten Substrate wie Hämoglobin, Azocollagen, Azocasein,
Dimethylcasein usw. wurden auf dieser Grundlage abgelehnt. Rindercasein, α-
und α&sub2;-Ketten wurde als ein geeignetes Substrat ausgewählt.
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Eine 1%-Caseinlösung (G/V) wurde in einem 100 mM Trispuffer, pH 8,0, 10 mM
EDTA hergestellt. Die Assayvorschrift ist die folgende:
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790 ul 50 mM Tris pH 8,2
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100 ul 1% Casein (Sigma)-Lösung
-
10 ul Testenzym (10-200 ug).
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Die Assaymischung wurde gemischt und bei Raumtemperatur 20 Minuten lang
inkubieren gelassen. Die Reaktion wurde mit dem Hinzufügen von 100 ul
100%-Trichloressigsäure abgeschlossen, gefolgt von Inkubation für 15 Minuten
bei Raumtemperatur. Das ausgefällte Protein wurde durch Zentrifugieren
pelletiert und die optische Dichte des Überstandes wurde spektrophotometrisch
bei 280 nm bestimmt. Die optische Dichte spiegelt die Menge an unausgefälltem,
d. h. hydrolysiertem Casein in der Reaktionsmischung wider. Die Menge an durch
jede mutante Protease hydrolysiertem Casein wurde mit einer Reihe von Normen
verglichen, die verschiedene Menge von Wildtypprotease enthielten, und die
Wirksamkeit wird als ein Prozentsatz der entsprechenden Wildtypwirksamkeit
ausgedrückt. Die Enzymwirksamkeiten wurden durch Dividieren der
Caseinhydrolysewirksamkeit durch die 280 nm dekadische Extinktion bei der
beim Assay verwendeten Enzymlösung in spezifische Wirksamkeit umgewandelt.
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Alle Mutanten, die untersucht wurden, wiesen bei Casein weniger spezifische
Wirksamkeit auf als der Wildtyp, mit der Ausnahme von Asn+166, das bei Casein
um 26% wirksamer war als der Wildtyp. Der die geringste spezifische Wirksamkeit
aufweisende Mutant war ile+166 mit 0,184 der Wildtypwirksamkeit.