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Technisches Gebiet
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Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Schutz eines Objektes wenigstens gegen Hohlladungsstrahlen mit einer Elektrodenanordnung, die wenigstens eine erste dem Objekt zu- und wenigstens eine zweite dem Objekt abgewandte Elektrode vorsieht, zwischen denen eine elektrische Spannung angelegt ist.
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Stand der Technik
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Hohlladungsstrahlen werden bei der Detonation einer Anordnung von brisantem Sprengstoff um eine kegel- oder halbkugelförmige Metalleinlage erzeugt und sind insbesondere zum Durchschlagen von Panzerungen geeignet. Derartige Hohlladungsstrahlen zeichnen sich durch einen unidirektional gerichteten, sich im Wege der Detonation ausbildenden Materiestrahl aus. Der Hohlladungsstrahl weist an der Spitze Geschwindigkeiten im Bereich von etwa 7 km/s bis 10 km/s auf. Trifft ein derartiger Hohlladungsstrahl auf ein Hindernis, wie beispielsweise eine Panzerung, so verhalten sich die Materialien der Panzerung aufgrund des durch die hohe Strahlgeschwindigkeit auftretenden Strahldruckes in der Größenordnung von mehreren Hundert GPa, gleichsam wie Flüssigkeiten, so dass der Hohlladungsstrahl nach den Gesetzmäßigkeiten der Hydrodynamik die Schichtmaterialien durchdringt, wodurch sich letztlich die hohe Durchschlagsleistung derartiger Hohlladungsstrahlen begründet. Siehe hierzu Walter, W. P.; Zukas, J. A. (1989) Fundamentals of shaped charges, New York: John Wiley & Sons, Inc..
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Neben den Bestrebungen die Durchschlagskraft von Hohlladungen zu verbessern, werden zeitgleich Schutzanordnungen entwickelt, deren Aufgabe es ist, die Zerstörungswirkung von Hohlladungsstrahlen an Objekten, wie beispielsweise Panzerungen, zu minimieren. Die weiteren Ausführungen betreffen somit den Schutz von Objekten gegen die Einwirkung vor Hohlladungsstrahlen.
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In einem Beitrag von Demidkov S. V., „The ways of the shaped charge jets functional parameters electromagnetic control efficiency amplification", 20th International Symposium an Ballistics, Orlando, FL, 23–27 September 2002, wird die Einkopplung eines elektrischen Strompulses in einen Hohlladungsstrahl beschrieben. Die einfachste Konfiguration, um diese elektromagnetische Wechselwirkung zu untersuchen, sieht die Anordnung zweier metallischer Platten 4, 6 vor, siehe 2, die durch einen Isolator, wie zum Beispiel Luft, voneinander getrennt angeordnet sind. Die Metallplatten 4, 6 sind jeweils über eine Zuleitung mit einer Pulsstromquelle 7 verbunden, die vorzugsweise in Form einer Kondensatorbank 7 ausgebildet ist. Der Hohlladungsstrahl 1 tritt in 2 zunächst von links kommend durch die dem Objekt 8 abgewandte Elektrode 4 hindurch. Bei Kontaktierung des Hohlladungsstrahls 1 mit der dem Objekt 8 zugewandten zweiten Elektrode 6 wird die Stromquelle 7 über den Hohlladungsstrahl 1 kurzgeschlossen, so dass es zu einem elektrischen Stromfluss längs des Hohlladungsstrahls 1 kommt. Durch den eingekoppelten elektrischen Strom in den Hohlladungsstrahl 1 wird der Strahl mit dissipativer Wirkung in Strahllängsrichtung gestört, so dass die Zerstörungswirkung des Strahls in das Objekt minimiert wird, was sich letztlich in einer geringeren Penetrationstiefe im Objekt niederschlägt.
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Grundsätzlich kann sich ein elektrischer Stromfluss längs des Hohlladungsstrahls 1 nur dann ausbilden, sobald der Hohlladungsstrahl 1 zwei Elektrodenplatten mit unterschiedlichem Potential kontaktiert, so dass es zu einem Potenzialausgleich zwischen beiden Elektrodenplatten über den Hohlladungsstrahl kommt. Da der Hohlladungsstrahl 1 aus einer metallischen Legierung, zumeist mit einem hohen Kupferanteil, besteht, verfügt der Hohlladungsstrahl über eine sehr gute elektrische Leitfähigkeit, so dass es zu einem elektrischen Stromfluss längs des Hohlladungsstrahls kommt, wobei hohe Stromstärken in der Größenordnung von 100 kA erreicht werden können.
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Der elektrische Strom kann auf den Hohlladungsstrahl allerdings nur in dem kurzen Zeitabschnitt einwirken, in dem der Hohlladungsstrahl durch die Elektroden 4, 6 hindurchtritt. Um eine optimale Stromeinkopplung zu gewährleisten, bedarf es einer Anpassung der elektrischen Parameter bezüglich der Stromversorgung einschließlich der Zuleitung.
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Bei der in 2 dargestellten Konfiguration sind die Elektroden 4, 6 aus Vollmaterial, beispielsweise aus Stahl, ausgeführt und weisen aufgrund der Gewichtsbegrenzung in den meisten Schutzanordnungen lediglich eine Elektrodenplattendicke von nur wenigen Millimetern auf. Erst bei Auftreffen der Strahlspitze auf die zweite Elektrode 6 wird ein Stromfluss initiiert, so dass sich ein Stromfluss längs des Strahls ausbilden und Einfluss auf das weitere Ausbreitungsverhalten des Strahls nehmen kann. Allerdings tritt die Strahlspitze des Hohlladungsstrahls aufgrund der Dünnwandigkeit der zweiten Elektrode 6 sofort wieder aus dieser heraus, weshalb die Strahlspitze auf diese Weise nur geringfügig gestört werden kann.
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Auf diesen Missstand wurde in
DE 10 2005 021 348 B3 aufmerksam gemacht und durch die Einführung einer ausgedehnten und räumlich heterogen ausgebildeten Elektrode, eine effektive Stromeinkopplung in den Hohlladungsstrahl ermöglicht.
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Der
DE 40 34 401 A1 ist eine vergleichbare elektromagnetische Panzerung zu entnehmen, die aus zwei räumlich getrennten Elektroden besteht, die mindestens mit einem Kondensator parallel geschaltet und aufladbar sind.
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Ferner sind Panzerungssysteme bekannt, die vor allem das Durchdringungsvermögen von Wuchtgeschossen, bspw. in Form von Projektil- oder Splittergeschossen, zu reduzieren vermögen.
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Einen effektiven Schutz gegen derartige Bedrohungen bieten mehrlagige Panzerungen bzw. Mehrfachplattenpanzerungen, einschließlich Beulblech-Panzerungen, nicht-explosiver oder teils reaktiver Panzerungen, oder Schottpanzerungen. Eine derartige Schutzanordnung ist aus der
WO 2004/057262 A2 zu entnehmen, mit wenigstens einer aus elektrostriktivem oder magnetostriktivem Material bestehenden Platte. Durch eine geeignete elektrische Spannungsversorgung des elektrostriktiven bzw. magnetostriktiven Materials kann der Abstand zwischen wenigstens zwei Panzerplatten variiert werden.
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In der
US 6,622,608 B1 ist eine Plattenpanzerung mit zwei abstandsvariablen Platten beschrieben, deren gegenseitiger Abstand mittels elektromagnetischer Abstoßungskräfte zwischen den Platten bedarfsgerecht einstellbar ist.
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Aus der
DE 42 44 546 C2 geht ein sandwichstrukturartig ausgebildetes Schutzelement hervor, das über eine Spulen- und/oder Kondensatoranordnung verfügt, durch die angrenzende Schutzplatten beschleunigt werden können, um die Eindringtiefe eines sich annähernden Hohlladungsprojektils in die Struktur zu reduzieren.
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Panzerplattenmodule, die einen ballistischen Schutz bieten und aus einem Verbund verschiedener Schichten aus jeweils unterschiedlichen Materialien, z. B. Stahl, Leichtmetalle, Kunststoffe, Gewebe, Luft, etc., bestehen, werden als Verbundpanzerungen bezeichnet. Derartige Verbundpanzerungen ermöglichen eine deutliche Gewichtsreduzierung gegenüber massiv ausgebildeten Panzerstahlplatten mit vergleichbaren oder verbesserten Schutzeigenschaften.
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In der
US 5,763,813 ist eine typische Verbundpanzerung beschrieben, die eine Keramikschicht aufweist, die beispielsweise aus einer massiv ausgeführten Platte oder aus Elementen, die zu einer Wabenstruktur zusammengesetzt sind, besteht. Diese Keramikschicht ist mit einer Stahlplatte verbunden. Teilweise erhält dieser Verbund zusätzlich ein Backing aus einer Gewebeschicht, die einen weiteren Schutz bei Druck- und Splitterbelastung bietet.
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So ist aus der
US 4 131 053 A eine mehrlagige Panzerungsplatte bekannt, die aus einer äußeren harten Keramiklage, einer mittleren duktileren Lage aus z. B. Beryllium und einer inneren dritten Lage aus einem faserverstärkten Kunststoff besteht. Alle Lagen sind durch geeignete Kleber dauerhaft miteinander verbunden.
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In der
EP 237 095 A ist eine komplexe Verbundpanzerplatte beschrieben, die zwischen einer äußeren mit faserverstärktem Kunststoff beschichteten Keramiklage und einem inneren Laminat aus faserverstärkten Kunststoffschichten ein Laminat aus dünnen Blechen und faserverstärkten Kunststoffschichten sowie darunter eine Tragplatte in Wabenstruktur aufweist.
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Eine in der
EP 251 395 A beschriebene Verbundpanzerplatte hat an ihrer äußeren Auftreffseite eine harte Keramiklage, an ihrer Innenseite ein Laminat aus mehreren faserverstärkten Kunststoffschichten und zwischen beiden eine mittlere Lage aus mehreren miteinander verklebten Blechen.
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Darstellung der Erfindung
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde eine Vorrichtung zum Schutz eines Objektes wenigstens gegen Hohlladungsstrahlen mit einer Elektrodenanordnung, die wenigstens eine erste dem Objekt zu- und wenigstens eine zweite dem Objekt abgewandte Elektrode vorsieht, zwischen denen eine elektrische Spannung angelegt ist, derart weiterzubilden, dass zusätzlich zum Schutz gegen Hohlladungsstrahlen auch ein effektiver Schutz gegenüber auf die Vorrichtung einwirkenden Wuchtgeschossen, vorzugsweise in Form von Projektilen oder Splittern, und Druck- bzw. Blastbelastungen gewährleistet sein soll. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen sollen dem Aspekt einer technisch einfachen und kostengünstigen Realisierung Rechnung tragen und insbesondere mit möglichst geringem Gewicht realisierbar sein.
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Die Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben. Den Erfindungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind Gegenstand der Unteransprüche sowie im Weiteren der Beschreibung, insbesondere unter Bezugnahme auf die Ausführungsbeispiele zu entnehmen.
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Lösungsgemäß zeichnet sich eine Vorrichtung zum Schutz eines Objektes wenigstens gegen Hohlladungsstrahlen mit einer Elektrodenanordnung, die wenigstens eine erste dem Objekt zu- und wenigstens eine zweite dem Objekt abgewandte Elektrode vorsieht, zwischen denen eine elektrische Spannung angelegt ist, derart aus, dass wenigstens eine der beiden Elektroden Teil einer Verbundpanzerung ist, d. h. Teil einer mehrlagigen Panzerung ist, die einen polyvalenten Schutz bietet und beispielsweise in Form einer Keramikverbundpanzerung, einer Beulplattenpanzerung oder als Schottpanzerung ausgeführt sein kann.
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Die lösungsgemäße Vorrichtung stellt somit eine Kombination aus einer Verbundpanzerung mit einem elektrischen Panzerungssystem dar, indem wenigstens eine elektrisch leitfähige Schicht innerhalb der Verbundpanzerung als integraler Bestandteil des elektrischen Panzerungssystems genutzt wird. Durch die lösungsgemäße Kombination zweier bisher jeweils in Alleinstellung, d. h. getrennt voneinander eingesetzter, Schutzvorkehrungen, können die mit beiden Schutzpanzerungen verbundenen Schutzeigenschaften in synergetischer Weise genutzt werden ohne dabei eine bedeutende Gewichtszunahme im Vergleich zum Gewicht jeweils einer der beiden an sich bekannten Einzelschutzvorkehrungen in Kauf nehmen zu müssen.
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Die meisten im Einsatz befindlichen Schutzpanzerungen bzw. Verbundpanzerungen sehen zur Verbesserung ihrer Durchschlagseigenschaften, insbesondere gegenüber Projektilbeschuss oder Splitterbelastung, massive Metalleinlagen in Form von z. B. Stahlplatten oder ähnlichen aus elektrisch leitfähigem Material bestehenden Schichten vor, die in lösungsgemäßer Weise zur Realisierung eines elektrischen Panzerschutzsystems genutzt werden.
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Hierfür kann ein bereits in einer polyvalenten Schutzpanzerung vorgesehene massive Metalleinlage in Form einer Stahlplatte oder einer ähnlichen aus elektrisch leitfähigem Material bestehende Schichten verwendet werden, bzw. ist eine polyvalente Panzerung entsprechend so zu gestalten, dass sie in lösungsgemäßer Weise zur Realisierung eines elektrischen Panzerschutzsystems genutzt werden kann.
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In einer Ausführungsform ist die dem Objekt abgewandte Elektrode, d. h. die zweite Elektrode integraler Bestandteil einer Verbundpanzerung derart, dass wenigstens eine weitere platten- oder schichtförmige Materialschicht an der zweiten Elektrode mittel- oder unmittelbar zumindest teilweise flächig überlappend angebracht ist. in einer anderen Ausführungsform ist die dem Objekt zugewandte Elektrode als Verbundpanzerung ausgeführt.
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Die Verbundpanzerung lässt sich grundsätzlich mit allen bekannten Zusammenfügungen unterschiedlichster Schichtmaterialien realisieren, besonders bevorzugt eignen sich hierzu platten- oder schichtförmige Materialschichten aus wenigstens einer der nachfolgenden Materialschichten: perforierte Panzerplatten, Leichtmetallplatten bestehend aus Magnesium-, Aluminium- und/oder Titanlegierungen sowie auch weiteren geeigneten und dem Fachmann bekannten Metalllegierungen. Auch und insbesondere eignen sich keramische Werkstoffe für die Ausbildung von Keramikpanzerplatten, zumal keramische Werkstoffe über große Härten und Druckfestigkeiten verfügen. Auch eignen sich reaktive Schichten in Form von Elastomerschichten.
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Rückseitig, d. h. dem Objekt zugewandt zur zweiten platten- oder schichtförmig ausgebildeten Elektrode, die integraler Teil der Verbundpanzerung ist, können zudem faserverstärkte Kunststoffplatten und/oder Gewebeschichten vorgesehen werden, durch die auftretende Splitter abgefangen werden können.
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Selbstverständlich sind Ausführungsformen denkbar, in denen auch die dem Objekt zugewandte erste Elektrode in einem Verbund mit weiteren platten- oder schichtförmigen Materialschichten mittel- oder unmittelbar steht.
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Kurze Beschreibung der Erfindung
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Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben. Es zeigen:
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1a elektrische Panzerung mit einer dem Objekt abgewandten Elektrode, die ein integrales Bestandteil einer Verbundpanzerung darstellt,
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1b elektrische Panzerung mit einer dem Objekt zugewandten Elektrode, die ein integrales Bestandteil einer Verbundpanzerung darstellt
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2 elektrischer Panzerschutz nach dem Stand der Technik und
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3 elektrische Panzerung mit einer dem Objekt abgewandten Elektrode, die Teil einer Schottpanzerung ist.
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Wege zur Ausführung der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit
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1a zeigt schematisiert eine Schnittzeichnung durch eine lösungsgemäß ausgebildete Schutzvorrichtung zum Schutz eines Objektes 8 zumindest gegen die Einwirkung eines Hohlladungsstrahls 1, der im gezeigten Ausführungsbeispiel gemäß 1 von links nach rechts in Richtung des Objektes 8 gerichtet ist. Zum Schutz des Objektes 8 dient grundsätzlich eine dem Objekt 8 vorgelagerte elektrische Panzerung bestehend aus den Elektroden 4 und 6, die über einer Pulsstromquelle 7 miteinander verbunden sind. In lösungsgemäßer Weise ist die Elektrode 4 in Form einer leitfähigen Platte, vorzugsweise einer Metallplatte, integraler Bestandteil einer Verbundpanzerung V, die im gezeigten Ausführungsbeispiel aus einer Keramikplatte 3, der erläuterten, beispielsweise als Stahlplatte ausgebildeten Elektrode 4 und einer Backingschicht z. B aus Aramidgewebe 5 besteht. Die drei Materialschichten 3, 4, 5 stellen jeweils einen innigen Flächenverbund dar und bieten in Form einer Verbundpanzerung V einen effektiven Schutz gegen Projektile, Splitter und Blast, schematisiert dargestellt durch das Bezugszeichen 2. Die Verbundpanzerung V ist so ausgelegt, dass Durchschläge aufgrund eines Projektilbeschusses 2 vermieden werden. Demgegenüber vermögen jedoch Hohlladungsstrahlen 1 eine Verbundpanzerung V durchaus zu durchschlagen, jedoch werden die Hohlladungsstrahlen 1 aufgrund des eingangs erläuterten Mechanismus bei Kontaktierung der Elektroden 4, 6, wie in 1a dargestellt, aufgrund der sehr hohen Stromstärken, die sich in Strahlrichtung ausbilden, im Bereich der dem Objekt 8 zugewandten Elektrode 6 dissipativ gestört.
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In einer Ausführung besteht die dem Objekt
8 zugewandte erste Elektrode
6 aus einem räumlich heterogen ausgebildeten Elektrodenmaterial, vorzugsweise aus einem elektrisch leitenden Metallschaum, wie beispielsweise Aluminiumschaum, der bei Durchtritt des Hohlladungsstrahls im Unterschied zu Vollmaterial, beispielsweise wie Stahl, mit einer starken Verdrängung des Metallschaumes von der Strahlachse des Hohlladungsstrahls weggerichtet reagiert. Es resultiert ein vergrößerter Abstand des stehen gebliebenen heterogenen Elektrodenmaterials in radialer Richtung zur Strahlachse, während die Spitze des Hohlladungsstrahls tiefer in den heterogenen Bereich des Elektrodenmaterials eindringt, wobei sich ein sich fortbewegender Kratergrund ausbildet, wie dies aus
1a zu entnehmen ist. Im Bereich des Kratergrundes bildet die Strahlspitze einen guten elektrischen Kontakt aus, über den elektrischer Strom mit großer Stromstärke in den Hohlladungsstrahl einkoppeln kann. Der hier eingekoppelte Strom vermag zur Störung des gesamten Strahlabschnittes von der Spitze des Hohlladungsstrahls bis zur dem Objekt
8 abgewandten zweiten Elektrode beitragen. Weitere Einzelheiten zum Wirkmechanismus zwischen dem Hohlladungsstrahl
1 und einer dem Objekt zugewandten Elektrode
6 mit einem räumlich heterogen ausgebildeten Elektrodenmaterial ist der
DE 10 2005 021 348 B3 zu entnehmen.
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Untersuchungen an dem in 1a gezeigten Ausführungsbeispiel haben die besondere Effektivität der Schutzanordnung deutlich demonstriert bei wesentlicher Reduktion des Gesamtgewichtes. So wurde die Verbundpanzerung V mit einer mehreren Millimeter starken Keramikschicht 3, einer dünneren Stahlschicht 4 und einem Aramidgewebebacking 5 realisiert. Die Keramikschicht 3 bestand dabei aus hexagonalen Keramikelementen, die in einer Wabenstruktur angeordnet sind. Die erste Elektrode 6 bestand aus einer heterogenen elektrisch leitenden Struktur in der Größenordnung Dezimeter und einer rückwärtigen, mehrere mm starken Aluminiumplatte 6'. Der Abstand zwischen der zweiten Elektrode 4 und ersten Elektrode 6 betrug einige cm. Zwischen den Elektroden 4, 6 wurde mit Hilfe eines Hochspannungskondensators 7 eine Spannung in der Größenordnung 10 kV angelegt. Es konnte gezeigt werden, dass bei Durchführung eines Beschusses der Elektrodenanordnung mit einem Hohlladungsstrahl der Strahl effektiv desintegriert wurde. Zudem konnte in weiteren Einzelversuchen gezeigt werden, dass die vordere Anordnung bei Projektilbeschuss, Splitter- und Blastbelastung einer bestimmten Klasse nicht perforiert wurde.
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Selbstverständlich kann der Schichtaufbau der in 1a illustrierten Verbundpanzerung V in abweichender Form ausgeführt werden. Bspw. können unterschiedliche Materialschichten und/oder mehrere Metallschichten mittels geeigneter Abstandshalter voneinander beabstandet im Rahmen einer Sandwichstruktur zur Ausbildung einer Verbundpanzerung angeordnet sein. Dem Fachmann stehen hierzu alle ihm bekannten Maßnahmen zur Ausbildung einer polyvalenten Schutzanordnung zur Verfügung.
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1b illustriert ein Ausführungsbeispiel, bei dem die dem Objekt 8 zugewandte Elektrode 6 Teil einer Verbundpanzerung V ist. Auch in diesem Fall ist eine Hochspannungsquelle 7 mit den Elektroden 4 und 6 verbunden. Die Verbundpanzerung V ist vorzugsweise in der vorstehend geschilderten Weise aufgebaut.
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In 3 ist ein weiteres lösungsgemäßes Ausführungsbeispiel illustriert, bei dem die dem Objekt 8 abgewandte Elektrode 4, in Form einer Stahlplatte integraler Bestandteil einer so genannten Schottpanzerung ist, die in dem illustrierten Ausführungsbeispiel eine weitere Panzerplatte 9 vorsieht, die gegenüber der Elektrodenplatte 4 dem Objekt abgewandt in einem gewissen Abstand zur Elektrodenplatte 4 angeordnet ist. In gleicher Weise wie bei dem in 1a beschriebenen polyvalenten Panzerschutz vermag auch die durch eine Panzerplatte 9 und Elektrodenplatte 4 realisierte Schottpanzerung einwirkende Projektil-, Splitter- sowie Blastbelastungen gegenüber der in Wirkrichtung nachgeordneten Raum zwischen Elektroden 4 und 6 weitgehend vollständig abzufangen. Gleichwohl werden Hohlladungsstrahlen 1 die Schottpanzerung zu durchdringen vermögen. Diese werden jedoch aufgrund der zwischen den Elektroden 4 und 6 angelegten Hochspannung mittels der Hochspannungsquelle 7 in der erläuterten Weise dissipativ gestört um letztlich einen effektiven Objektschutz zu gewährleisten.
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Optional kann zudem eine Verbundpanzerung V rückseitig an der dem Objekt 8 zugewandten Elektrode 6 vorgesehen sein, die ihrerseits aus einer Vielschichtanordnung besteht, jeweils zusammengesetzt aus unterschiedlichen Materialschichten, wie beispielsweise, Stahlplatte, Keramikschicht, Wabenbacking und Gewebeschicht.
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Grundsätzlich lässt sich eine Vielzahl weiterer Kombinationen aus einer polyvalenten Schutzpanzerung und einem elektrischen Panzerungssystem vorstellen, in dem jeweils die dem Objekt abgewandt angeordnete Elektrode als integraler Bestandteil der jeweiligen Verbundpanzerung aufgefasst werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Hohlladungsstrahl
- 2
- Projektil, Splitterbeschuss, Blastwirkung
- 3
- Keramikschicht
- 4
- Dem Objekt abgewandte zweite Elektrode
- 5
- Gewebeschicht
- 6
- Dem Objekt zugewandte erste Elektrode
- 6'
- Aluminiumplatte
- 7
- Pulsstromquelle
- 8
- Objekt
- V
- Verbundpanzerung
- 9
- Panzerplatte
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005021348 B3 [0008, 0035]
- DE 4034401 A1 [0009]
- WO 2004/057262 A2 [0011]
- US 6622608 B1 [0012]
- DE 4244546 C2 [0013]
- US 5763813 [0015]
- US 4131053 A [0016]
- EP 237095 A [0017]
- EP 251395 A [0018]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Walter, W. P.; Zukas, J. A. (1989) Fundamentals of shaped charges, New York: John Wiley & Sons, Inc. [0002]
- Demidkov S. V., „The ways of the shaped charge jets functional parameters electromagnetic control efficiency amplification”, 20th International Symposium an Ballistics, Orlando, FL, 23–27 September 2002 [0004]