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Die
Erfindung betrifft eine Dämpfungsschicht für eine mehrschichtige
Panzerung, die aus wenigstens einer Metallschicht und einer weiteren
Schicht besteht, welche hintereinander angeordnet sind und miteinander
verbunden sind.
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In
der Wehrtechnik werden zum Schutz von leichten Fahrzeugen, wie beispielsweise
Personentransportern, aber auch von schwereren Fahrzeugen, wie beispielsweise
Kampfpanzern, gegen Bedrohungen durch Hohlladungen oder Geschossen Panzerstähle bei
der Gehäusewand
eingesetzt. Ziel ist es, den Hohlladungsstachel oder das Projektil
mit Hilfe der Schutzeinrichtung aufzuhalten. Dies gelingt jedoch
nicht in jedem Fall. So werden beispielsweise Panzer mittels großkalibriger,
auch als Tandemladung ausgelegter Hohlladungen bekämpft.
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Auf
leichter gepanzerte Fahrzeuge wie beispielsweise Personentransporter
werden Hohlladungssysteme angewendet, die von der Schulter verschießbar sind.
In diesem Fall wird der Panzerstahl ebenso wie der dahinter liegende
Raum vom Projektil durchdrungen. Die Trefferwahrscheinlichkeit durch das
Projektil selbst beschränkt
sich auf seinen Schusskanal und ist somit nicht allzu hoch.
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Zusätzlich entstehen
aber bei der Perforation der Panzerung aufgrund der Wechselwirkung
zwischen Projektil und Ziel sogenannte Sekundärsplitter. Diese durchdringen
ebenfalls den Raum hinter der Panzerung mit einer Spitzengeschwindigkeit
in der Größenordnung
derjenigen des Projektils und mit einem Splitteröffnungswinkel, der durchaus
90° erreichen
kann. Somit ist die Wahrscheinlichkeit der Erzeugung schwerster
Schäden
im Bereich des Splitterkegel sehr hoch anzusetzen.
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Dies
bedeutet auch, dass die Möglichkeit
der Erzeugung von Schäden
in diesem Raum mit zunehmender Geschwindigkeit des Projektils, mit
zunehmendem Projektildurchmesser und mit der Überdimensionierung des Projektils
in Relation zum Schutzvermögen
des Zieles wächst.
Zusätzlich
wirkt sich eine besondere Eigenschaft von Panzerstählen, nämlich die
infolge der hohen Festigkeit in der Regel auch hohe Sprödigkeit
des Materials, hierbei negativ aus.
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wirkt
sich eine besondere Eigenschaft von Panzerstählen, nämlich die infolge der hohen
Festigkeit in der Regel auch hohe Sprödigkeit des Materials, hierbei
negativ aus.
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Diese
Bedingungen sind seit längerer
Zeit bekannt: deshalb wurden auch bereits Lösungsmöglichkeiten gefunden, mit der
Absicht diese Sekundärsplitter
weitgehend zu reduzieren. In der Regel handelt es sich dabei um
einschichtige oder mehrschichtige Platten, die in irgendeiner Verbindung
mit dem für
die Wand verwendeten Panzerstahl stehen. Die hierzu bekannt gewordenen
Veröffentlichungen
lassen sich in zwei Kategorien einteilen.
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Zur
ersten Kategorie zählen
diejenigen Vorschläge,
die so ausgelegt sind, dass sie innenseitig eine ähnliche
Impedanz (Impedanz = Produkt aus Dichte und Schallgeschwindigkeit)
wie das Panzerungsmaterial aufweisen. Ein Beispiel hierfür ist in der
DE 2926815 A1 wiedergegeben,
wo die Panzerplatte auf der dem Innenraum zugewandten Seite mit einem
Material niedriger Dichte und mit hoher Reißdehnung, wie beispielsweise
einem Elastomer, versehen ist. Dieses Material muss mit der Panzerplatte innig
verbunden, beispielsweise verklebt sein. Die hinter diesem Konzept
stehende Idee ist folgende. Die beim Aufschlag des Projektils erzeugten
Stosswellen können
durch Überlagerung
und Reflexion Zugspannungen im Panzerstahl hervorrufen, die zur Bildung
von Splittern führen
können
(sogenannter Spallations – Effekt).
Aufgrund der Impedanz – Anpassung
der Dämpfungsschicht
an das Ziel laufen die Stosswellen in die Dämpfungsschicht hinein. So wird
verhindert, dass im Zielmaterial Zugspannungen und damit Abplatzen
von Splittern entstehen können. Die
Impedanz dieser Art von Dämpfungsschicht muss
zu der der Panzerung abgewandten Seite hin abnehmen, so dass die
Stoßwelle
im Material der Dämpfungsschicht
keine ballistisch relevanten Splitter erzeugen kann. Die dennoch
erzeugte Restmenge von Splittern soll dann im Material der Dämpfungsschicht
abgefangen werden. Um diese Wirkungen zu erzielen, muss die Dämpfungsschicht
einen innigen Kontakt, wie beispielsweise eine Klebung, zum Zielmaterial
aufweisen.
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Die
zweite Kategorie von Dämpfungsschichten
verfolgt eine andere Strategie zur Reduzierung von Sekundärsplittern.
Es wird in diesem Fall zugelassen, dass das Zielmaterial Sekundärsplitter
erzeugt, die anschließend
im Dämpfungsmaterial
abgefangen werden sollen. Als Materialien für die Dämpfungsschicht kommen demnach
solche in Frage, die bereits ihre ballistische Leistungsfähigkeit
unter Beweis gestellt haben, wie beispielsweise speziell entwickelte
Kunststoffgewebe. Einen Schichtaufbau dieser Art zeigt die
EP 0251395 B1 .
Hier wird vorgeschlagen, die Dämpfungsschicht
mit Hilfe von in Polyurethanharz eingelegten Aramidfasern auszuführen. Diese
Art von Dämpfungsschicht
muss entweder in einem gewissen Abstand zur Panzerung des Zieles
angebracht sein oder die Panzerung selbst muss bereits energieabsorbierend
gestaltet sein, wie dies in der zitierten Patentschrift der Fall
ist.
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Als
technische Nebenbedingungen bei der Auslegung der Dämpfungsschicht
sind in der Regel auch minimales Gewicht und geringes Volumen erwünscht. Deshalb
haben sich in der Praxis meistens aus Kunststoffen gefertigte Dämpfungsschichten durchgesetzt.
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Die
oben genannten Kategorien weisen im Einsatz aber auch wesentliche
Nachteile auf. Die erstgenannte Methode der Impedanzanpassung funktioniert – wenn überhaupt – nur bei
extremen Belastungen. Dies bedeutet, dass die Geschwindigkeit des
Projektils sehr hoch sein muss. Die zweite genannte Kategorie mit
der Methode des Auffangens der Splitter benötigt entweder einen ausreichenden Abstand
zwischen Panzerung und Dämpfungsschicht
oder eine entsprechend große
Dicke der Dämpfungsschicht
oder eine mehrschichtige Panzerung. Dies alles widerspricht aber
den vorgenannten Nebenbedingungen.
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Schließlich beschreibt
die
DE 28 51 429 A1 eine
Panzerplatte mit wenigstens einer Metallschicht, bei der sich die
akustische Impedanz des Materials progressiv von der Vorderseite
zur Rückseite
der Platte hin ändert.
Es wird vorgeschlagen, dass die Platte aus mehreren Schichten besteht,
deren akustische Impedanz von der Vorderseite der Platte her abnimmt.
Als Material für
die Dämpfungsschichten werden
Polyethylen oder mit Glasfasern verstärkte Kunststoffe oder Metalle
wie Zinn, Titan, Aluminium und Magnesium empfohlen. Damit soll der
Austritt von Splittern auf der Rückseite
reduziert werden.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, die Erzeugung von
Sekundärsplittern
im Fall von Projektilbeschuss weitgehend zu reduzieren und eine
Fokussierung der restlichen Splitter auf den Schusskanal des Projektils
zu bewirken.
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Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen wiedergegebenen Merkmale
in einfacher Weise gelöst.
Zur Vertiefung des Verständnisses
für die
Problematik der Erzeugung und der anschließenden Reduzierung der Sekundärsplitter
werden zunächst
die physikalischen Grundlagen hierzu erläutert.
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Bei
der Perforation eines metallischen Zieles entstehen auf der Zielrückseite
zwei unterscheidbare Arten von Splittern, die Erosionssplitter und
die Ringsplitter. Die Erosionssplitter stammen aus einer Kombination
von erodiertem Projektil- und Zielmaterial. Ihre Geschwindigkeit
liegt typischerweise bei ca. 1000 m/s bis ca. dem 0,9 -fachen der
Projektilgeschwindigkeit hinter dem Ziel. Die Splitter bilden in der
Ausbreitungsebene die Form eines Ellipsoids. Durch die Größe dieses
Splitterellipsoids wird der Bereich vorgegeben, den die Erosionssplitter
hinter dem Ziel überstreichen.
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Die
Ringsplitter entstehen aus einem ringförmigen Bereich unmittelbar
auf der Zielrückseite.
Dieser Splitterring löst
sich mit typischen Geschwindigkeiten von 200 m/s bis ca. 1000 m/s
ab. Die Ringsplitter bilden den äußeren Bereich
des Splitterkegels und bestimmen so in der Regel den maximalen Öffnungswinkel
der Splitterausbreitung.
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Die
Anmelderin hat die bei der Splitterbildung auftretenden Vorgänge eingehend
untersucht und für die
erfindungsgemäße Auslegung
der Dämpfungsschicht
genutzt. Bei der Unterdrückung
von Sekundärsplittern
sind fünf
verschiedene Wirkmechanismen zu unterscheiden, von denen die ersten
drei bereits gemäß dem Stand
der Technik genutzt werden.
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Mit
Retardation wird derjenige Effekt bezeichnet, durch den das Material
der Dämpfungsschicht
auf der Innenseite der Wandung des Zieles abgebremst wird. Durch
die verringerte Materialablösung
wird auch die Anzahl der Ringsplitter reduziert. Je geringer die
Dichte des Materials der Dämpfungsschicht
ist, um so ausgeprägter
ist die Bildung von lippenförmigen
Materialringen und um so höher
ist die Materialgeschwindigkeit auf der Innenseite des Zieles. Die
Retardationswirkung steigt mit höherer
Dichte und wachsender Impedanz.
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Mit
Retraktion wird der Effekt der Rückhaltung
abgelöster
Ringsplitter bezeichnet. Das abgelöste Material der Wand des Zieles
wird durch die Masse und die Steifigkeit der Dämpfungsschicht weitgehend abgebremst
und zurückgehalten.
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Unter
Substitution wird der Ersatz von Zielmaterial durch Material der
Dämpfungsschicht
verstanden. Während
man Ringsplitter durch eine sehr dicke Dämpfungsschicht fast immer abfangen
kann, ist dies bei Erosionssplittern nicht möglich, da das Projektil immer
beim Durchgang durch die Wand des Zieles Material erodiert. Dieses
wird beim Durchgang des Projektils durch das Dämpfungsmaterial sukzessive
durch Material der Dämpfungsschicht
ersetzt. Mit zunehmender Dicke der Dämpfungsschicht wird das Zielmaterial
fast komplett abgebaut.
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Mit
der für
die Erfindung wesentlichen Kontraktion wird die Einschnürung des
Kraters innerhalb der Dämpfungsschicht
bezeichnet. Durch geschickte Wahl des Materials der Dämpfungsschicht
verringert sich der Kraterdurchmesser innerhalb der Dämpfungsschicht.
Dadurch wird das Erosionsmaterial zurückgehalten oder zumindest fokussiert.
Je niedriger die Dichte und die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls
im Material der Dämpfungsschicht
ist, um so höher
ist die Wirkung der Kontraktion.
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Unter
der ebenfalls für
die Erfindung wesentlichen Dissipation wird die Umwandlung von kinetischer
Energie des Projektils in Wärmeenergie
durch Umformung der Dämpfungsschicht
verstanden. Durch den Entzug von kinetischer Energie wird erreicht,
dass weniger Sekundärsplitter
erzeugt werden und dass die kinetische Energie der erzeugten Splitter
deutlich geringer ausfällt.
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Die
der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird in einfacher Weise dadurch
gelöst,
dass eine dämpfende
Schicht auf der Innenseite der Panzerung angeordnet ist und dass
die dämpfende
Schicht wenigstens eine Kombination der folgenden Materialeigenschaften
aufweist, dass das Material der dämpfenden Schicht eine dynamische
Druckfestigkeit aufweist, die wenigstens doppelt so hoch, insbesondere
3 bis 5 mal so hoch wie diejenige von Panzerstahl ist, dass die
Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall im Material der dämpfenden
Schicht unter 1500 m/s beträgt
und dass die Dichte des dämpfenden
Materials unter 2500 kg/m3, insbesondere
unter 1500 kg/m3 liegt. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind den kennzeichnenden Teilen der Ansprüche 2 bis
5 zu entnehmen. Hiermit werden die Materialeigenschaften zur Unterstützung des
Kontraktionseffekts genutzt.
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Darüber hinaus
wird in Anspruch 6 eine weitere Lösung der vorgenannten Aufgabe
vorgeschlagen, die darin besteht, dass eine dämpfende Schicht auf der Innenseite
der Panzerung angeordnet ist, dass die dämpfende Schicht aus einer oder
mehreren Teilschichten besteht, dass das Material zumindest einer
Teilschicht aus einem porösen
Material besteht und dass das Porenvolumen dieser Teilschicht im
Bereich von etwa 40 % bis 60 % des Gesamtvolumens liegt. Eine besonders
vorteilhafte Ausgestaltungsform besteht darin, dass das Material
zumindest einer Teilschicht aus einem porösen Material wie Kunststoff
Keramik oder Metall, insbesondere aus Metallschaum, besteht. Durch
die Verwendung derart ausgewählter
Materialien wird besonders der Effekt der Dissipation unterstützt.
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Der
besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Dämpfungsschicht besteht darin,
dass neben den bisher genutzten Eigenschaften von Materialien der
Dämpfungsschicht
zur Erzielung von Effekten wie Retraktion, Retardation und Substitution
nunmehr ausgewählte
weitere Eigenschaften von Materialien gezielt zur Nutzung von weiteren
Wirkmechanismen, nämlich
der Kontraktion und der Dissipation in Anspruch genommen werden.
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Für den Wirkmechanismus
der Kontraktion müssen
die Materialien der Dämpfungsschicht
wenigstens eine der nachfolgend genannten Eigenschaften aufweisen,
nämlich
geringe Dichte, eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schall
im Material und eine hohe Festigkeit. Diese drei Eigenschaften müssen nicht
zwingend in gleicher Intensität vorhanden
sein. Es genügt
in der Regel, wenn wenigstens zwei der genannten Eigenschaften besonders
ausgeprägt
sind.
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Neben
anderen besonders geeigneten Kunststoffen hat sich Teflon® als
günstig
erwiesen. Es zeichnet sich bei mittlerer Dichte durch eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit
von Schall im Material aus und ist somit leistungsstärker als
konventionelle Kunststoffe wie beispielsweise Polyethylen.
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Die
Kontraktionsfähigkeit
wird in besonderer Weise von Materialien mit hoher Festigkeit unterstützt. Als
geeignet haben sich hierfür
Gläser
und Keramiken erwiesen. Diese Materialien zeichnen sich durch hohe
Sprödigkeit
aus. Darüber
hinaus ist es auch erwünscht,
dass die Materialien im Rahmen des möglichen besonders duktil sein
sollen. Auf diese Weise werden Sekundärsplitter aus der Panzerung sehr
stark reduziert oder gänzlich
unterdrückt,
während Splitter
aus dem Material der Dämpfungsschicht nur
in ungefährlicher
Form wie Gries oder Staub vorliegen.
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Materialien,
welche die für
die Kontraktion erforderlichen Eigenschaften aufweisen, können in
vorteilhafter Weise auch mit konventionellen Materialien der Dämpfungsschicht
kombiniert werden. Denkbar sind hierbei Zweischicht-, Sandwich-
oder auch Mehrfach-Anordnungen.
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Für den Wirkmechanismus
der Dissipation muss das Material der Dämpfungsschicht in porenhaltiger
Form vorliegen. Der gewünschte
Effekt in der Dämpfungsschicht
wird durch Umwandlung der kinetischen Energie des Projektils in
Wärme erzielt.
Die kinetische Energie des penetrierenden Projektils schließt die Poren,
wodurch die Umwandlung der Energie vollzogen wird. Neben den porenhaltigen
Materialien können
auch solche in Pulver- und/oder Schaumform eingesetzt werden. Als
Werkstoffe kommen in erster Linie Metalle in Frage. Aber auch andere
Werkstoffe, bei denen sich Poren gezielt einstellen lassen, können zur
Anwendung kommen. Hierfür
eignen sich in besonderer Weise Kunststoffe und Keramiken.
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Ähnlich vorteilhaft
kann auch Metallpulver eingesetzt werden, das als Schüttgut oder
in leicht gesinterter Form vorliegen kann. Dadurch ergibt sich noch
ein weiterer vorteilhafter Effekt dadurch, dass das Pulver in der
gewünschten
kleinen Korngröße durch
Luft stark abgebremst wird, so dass der beim Durchgang des Projektils
erzeugte Staub der Dämpfungsschicht
aufgrund der geringen Masse und Geschwindigkeit der Teilchen ballistisch
völlig
irrelevant und damit ungefährlich
ist.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind in den Figuren der Zeichnung schematisch vereinfacht dargestellt
und werden im folgenden näher
beschrieben. Es zeigen:
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1:
einen Projektildurchgang durch eine Zielwand gemäß dem Stand der Technik
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2:
einen Projektildurchgang durch eine Zielwand mit einer Dämpfungsschicht,
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3:
einen Vergleich der Kontraktionseigenschaften verschiedener Dämpfungsmaterialien,
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4:
einen Vergleich des Kontraktionsverhaltens unterschiedlicher Dämpfungsschichten
unter Verwendung von Keramikmaterial,
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In
der 1 ist die Ausgangsituation dargestellt, die mit
Hilfe der erfindungsgemäßen Lösung in eine
Situation gemäß 2 übergeführt wird.
In beiden Fällen
wird davon ausgegangen, dass eine aus Panzerstahl angefertigte Panzerung 1 eines
leichten Fahrzeuges, beispielsweise eines Personentransporters,
mittels eines von einer Hohlladung 3 erzeugten Projektils 4 durchschlagen
wird, wobei die Austrittsgeschwindigkeit des Projektils 4 auf
der Innenseite der Panzerung gegenüber der Eintrittsgeschwindigkeit
etwas reduziert ist. Beim Durchgang des Projektils durch den Panzerstahl
treten verschiedene Effekte der Splitterbildung auf, die eingangs
bereits beschrieben wurden. Typisch ist die Ausbildung von Splittern 5a,
die sich – von
der Seite gesehen – ellipsoidförmig ausbreiten
und dabei einen Öffnungswinkel 6 des
Ausbreitungsgebiets aufweisen. Dieser Öffnungswinkel 6 kann
durchaus 90° betragen.
die Größe der Splitter
ist erheblich, so dass in gesamten Ausbreitungsgebiet der Splitter 5a mit
erheblichen Folgen zu rechnen ist.
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In 2 ist
auf der Panzerung 1 eine Dämpfungsschicht 2 nach
Maßgabe
der vorliegenden Erfindung angeordnet, wodurch die Anzahl und die
Größe der Splitter 5b verringert
wird und wodurch der Öffnungswinkel 7 des
Ausbreitungsgebiets erheblich kleiner wird. Als Folge davon ist
das Ausbreitungsgebiet und damit auch die Trefferwahrscheinlichkeit
geringer und aufgrund der reduzierten Splittermasse sind im verbleibenden
Ausbreitungsgebiet nur geringe bis mäßige Folgen zu erwarten.
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Entsprechend
der Erfindung werden über
die bekannten Wirkmechanismen Retardation, Retraktion und Substitution
hinaus noch die Wirkmechanismen Kontraktion und Dissipation genutzt
und zur Auslegung neuer und leistungsstärkerer Dämpfungsschichten herangezogen.
Wie theoretische Untersuchungen und experimentelle Arbeiten der
Anmelderin gezeigt haben, kann durch den Effekt der Kontraktion
sowohl die Anzahl der Sekundärsplitter
als auch deren Öffnungswinkel
mittels Fokussierung reduziert werden. Voraussetzung für die Wirkung
dieser Mechanismen ist das Vorliegen bestimmter Materialparameter.
Dies sind insbesondere eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit
von Schall innerhalb des Materials, eine geringe Dichte des Materials
und eine hohe Druckfestigkeit. Wichtig ist, dass zumindest zwei
dieser Parameter gleichzeitig auftreten, um den erwünschten
Effekt in ausreichender Intensität
zu erzielen.
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Die 3 zeigt
den Vergleich zwischen einem weniger geeigneten Material auf der
rechten Seite und einem geeignetem Material auf der linken Seite.
In beiden Fällen
handelt es sich um Kunststoffmaterialien, die unmittelbar auf dem
Panzerstahl 1 aufgebracht wurden. Das dem Versuchsergebnis
auf der linken Seite zugrunde liegende Material zeichnet sich durch
besonders niedrige Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls innerhalb
des Materials aus. Als Beispiel hierfür kann Teflon® (Polytetrafluorethylen)
benannt werden, das in der Praxis hervorragende Eigenschaften hinsichtlich
Splitterreduktion und -fokussierung zeigt und damit im Vergleich
zu konventionellen Kunststoffen wie beispielsweise PE (Polyethylen)
hervorragend abschneidet.
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Durch
hohe Druckfestigkeit zeichnen sich Werkstoffe aus dem Bereich Glas
und Keramik aus. Auch mit diesen Materialien können Dämpfungsschichten mit hervorragenden
Kontraktionseigenschaften realisiert werden. Dies gilt sowohl für Dämpfungsschichten
mit nur einer Materialschicht in gleicher Weise wie für Dämpfungsschichten
mit Mehrschichtanordnungen. Hierfür können Glas- oder Keramik-Werkstoffe
mit anderen Materialien, wie beispielsweise die oben genannten Kunststoffe,
kombiniert werden.
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In
der 4 ist vergleichend die Wirkung derartiger Dämpfungsschichten
dargestellt. Auf der Panzerstahlplatte 1 ist im linken
Teil der 4 eine Keramikschicht (Al2O3) angeordnet.
Bei Beschuss mit einem Projektil ergibt sich bereits mit dieser
Anordnung unter vergleichbaren Voraussetzungen wie in 3 eine
kräftige
Einschnürung 8,
die ein schlankes Splitterellipsoid zur Folge hat. Gleichzeitig
wird erreicht, dass die effektive Splittergröße geringer ausfällt. Im
rechten Teil der 4 ist eine Dämpfungsschicht im Sandwichaufbau
auf dem Panzerstahl angebracht worden. Diese Sandwichschicht besteht
aus einer Keramik-Mittelschicht 2e, die beidseitig von
etwas dünneren
Teflonschichten 2d abgedeckt ist. Es wird hiermit eine
ausgeprägte
Kontraktion erzielt, die zusammen mit weiteren Effekten dazu führt, dass
auf der Innenseite der Panzerung nur noch harmlose Materialsplitter
geringer Größe auftreten.
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Um
die Leistungsfähigkeit
der Dämpfungsschicht
weiter zu steigern, muss verhindert werden, dass ballistisch wirksame
Splitter aus dem Material der Dämpfungsschicht
erzeugt werden. Dies kann dadurch realisiert werden, dass entweder
sehr harte und spröde
Materialien Verwendung finden, oder das ganz im Gegensatz dazu duktile
Materialien benutzt werden. Hierzu zählen beispielsweise mit Fasern
verstärkte
Keramiken, wodurch die Sprödigkeit
stark herabgesetzt wird.
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Bei
sehr spröden
Materialien werden zwar Splitter erzeugt, diese sind jedoch sehr
klein und werden vom Luftwiderstand so stark abgebremst, dass sie
keinen Schaden anrichten können.
Duktilere Werkstoffe hingegen verringern von vorne herein die Zahl
der Sekundärsplitter
aus dem Material der Dämpfungsschicht.
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Weitere
Materialien mit den geforderten Parametern zur Verbesserung des
Effektes der Kontraktion können
verwendet werden. Diese können
in Zweischicht-, Sandwich-, oder Mehrschichtanordnungen gemäß 4 auch
mit Materialien kombiniert werden, deren gute Dämpfungseigenschaften hinsichtlich
der Retardation, der Retraktion und der Substitution bereits bekannt
sind.
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Der
weitere gemäß der Erfindung
eingesetzte Wirkmechanismus ist die weiter oben bereits eingeführte Dissipation.
Als Materialien hierfür
kommen Pulver und Schäume
in Frage, deren Porenvolumen kontrolliert eingestellt werden kann.
Insbesondere sind hierfür
Metalle in Pulver- und/oder Schaum-Form
in Betracht zu ziehen. Kunststoffe, Keramiken oder ähnliche
Werkstoffe können
ebenso gut eingesetzt werden, solange das Porenvolumen nach Wunsch
eingestellt werden kann.
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Pulver
kann als Schüttgut
oder im Fall von Metallen in leicht angesinterter Form Verwendung finden.
Auf diese Weise werden nicht nur Poren geschlossen und damit Energie
dissipiert, sondern es stellt sich auch noch ein zweiter vorteilhafter
Effekt ein. Die Korngröße des Pulvers
kann so klein gewählt werden,
dass diese in der Luft sehr stark abgebremst werden und aufgrund
ihrer geringen Masse und geringen Geschwindigkeit ballistisch unwirksam
sind. Die von der Dämpfungsschicht
erzeugten Splitter können
somit als Staub bezeichnet werden, der beispielsweise für hinter
der Panzerung befindliche Personen ungefährlich ist.