WERNER ECK – ANDREAS PANGERL
N EUE D IPLOME
MIT DEN
N AMEN
VON
K ONSULN
UND
aus: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 187 (2013) 273–294
© Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn
S TATTHALTERN
273
N EU E D I PLOM E
M I T DEN
N A M EN
VON
K ONSU LN
UND
S TAT T H A LT ER N
Verschiedene Diplome, alle nur als Fragmente erhalten, sind seit längerem aus verschiedenen Privatsammlungen bekannt. Sie sollen hier zusammen vorgelegt werden. Alle diese Fragmente enthalten Informationen
zu Konsuln oder Statthaltern, zumeist für schon bekannte Personen und auch Konstitutionen, teils aber
auch für neue. Sie bereichern vor allem unser Bild davon, wieviele Diplome von verschiedenen Konstitutionen ausgegeben wurden; sie erlauben auch immer wieder Korrekturen an schon publizierten Diplomen und
Präzisierungen bei den Daten von Konsuln und Statthaltern.1
1. Eine Auxiliarkonstitution Domitians, wohl aus dem Jahr 85
Kleines Fragment aus tabella II eines Diploms, das ringsum gebrochen ist. Die Buchstaben sind recht unregelmäßig eingegraben worden. Auffällig ist das große C am Anfang von cohort(is).
Maße: Höhe 4,0 cm, Breite 3,9 cm, Dicke 1 mm; Buchstabenhöhe: außen 6–7 mm, innen 6 mm;
Gewicht: 9 Gramm.
Folgendes ist zu lesen:
Innenseite:
[--]COṚ[--]
[--]ṾIO LIBER[--]
COHORT I +[--]
[--]+BIV+[--]
Außenseite:
[--]AVOLEN[--]
[--]ṾLLI[--]
Zur Lesung: Der Buchstabe nach CO in Zeile 1 der Innenseite dürfte ein R sein; vgl. das R in cohort.
in Zeile 3. Zeile 4: Die Reste sind schwer zu identifizieren, vielleicht +BIV+, eine Buchstabenfolge, die
in zahlreichen Gentilnomina zu finden ist. An dieser Stelle muss das Gentile des Auxiliarkommandeurs
gestanden haben.
Sicher ist in diesem Fragment, dass in Zeile 3 die Einheit genannt war, aus der ein Soldat privilegiert wurde; das aber heißt, dass darüber die Angabe der Konsuln stand, und zwar verteilt auf zwei Zeilen. Denn die
beiden Buchstaben COṚ, die über LIBER[--] zu lesen sind, passen weder mit dem bekannten Wortlaut der
Privilegierung zusammen noch mit einem Tages- oder Monatsdatum. So muss COṚ zum Namen des ersten
Konsuls gehören; Liberalis ist dann ein Cognomen des zweiten Konsuls.
Das Cognomen Liberalis findet sich bei bisher bekannten Senatoren aus dem ersten und zweiten Jahrhundert, in die das Diplom gehört, nur bei drei Personen:
1 Wie so oft haben wir auch diesmal Paul Holder und Peter Weiß für ihre kritische Mithilfe zu danken. Durchgehend
wurde die Datenbank Clauss-Slaby, zum Teil auch die Datenbank Heidelberg zu Rate gezogen.
274
W. Eck – A. Pangerl
C. Salvius Liberalis Nonius Bassus, Senator aus Urbs Salvia in der flavischen Zeit und cos. suff. in den
ersten Jahren Domitians, sicher vor 87, da ab diesem Jahr alle Konsuln bis zum Ende der Regierungszeit
Domitians bekannt sind.2
M. Vibius Liberalis, cos. suff. zusammen mit P. Martius Verus im Jahr 166.
L. Pomponius Liberalis, cos. suff. in einem bisher unbekannten Jahr vor 204.3
Wenn freilich die Beobachtung, dass COR ein Teil des Namens des anderen Konsuls ist, zutrifft, dann
kommt M. Vibius Liberalis für eine Identifizierung nicht in Frage, da als sein Kollege ein P. Martius Verus
bekannt ist. L. Pomponius Liberalis ist dagegen wohl insgesamt zu spät für dieses Diplom.
Bei der Datierung kann die Schreibweise cohort. statt des weithin üblichen coh. vielleicht helfen. Denn
das fast ausgeschriebene Wort findet sich auf den Diplomen der flavischen Zeit,4 ebenso auch noch unter
Nerva5 und Traian,6 dann kaum mehr, bis es unter Marc Aurel sowohl zwischen 161 und 167/168 als auch
von 177–180 wieder auftritt.7
Der einzige von den eben angeführten Konsuln mit dem Cognomen Liberalis, der zu diesen Voraussetzungen zeitlich passen würde, ist C. Salvius Liberalis Nonius Bassus aus Urbs Salvia, der zwischen ca.
84 und 86, am ehesten im Jahr 85 zum Konsulat gekommen sein muss, gleichgültig wie man seine vorausgehenden Ämter insgesamt datiert.8 Denn wie schon erwähnt, sind ab 87 alle Konsuln bis zur Ermordung
Domitians bekannt.9 Freilich lässt sich in der fraglichen Zeit kein anderer Konsul direkt verifizieren, dessen
Nomen oder Cognomen mit COR beginnt und dessen Kollege namentlich nicht bekannt ist. Doch es gibt
eine Möglichkeit, einen solchen Konsul zu finden. Im Jahr 85, also dem Jahr, in dem Salvius Liberalis am
ehesten die fasces führte, ist am Ende des Jahres in den Fasti Ostienses noch der Rest des Cognomens
des letzten Suffektkonsuls dieses Jahres erhalten: [Ore]stes.10 Zu Recht hat man in der Forschung vermutet, sein Gentilnomen könnte Cornelius gelautet haben. Denn aus dem frühen Prinzipat kennt man einige
Senatoren, die das Gentile Cornelius mit dem Cognomen Orestinus bzw. Orestes kombinieren.11 Verbindet
man einen Cornelius Orestes als Konsul mit Salvius Liberalis in dem Diplomfragment, dann muss man
allerdings annehmen, dass Cor[--] ein Teil des Nomens ist, obwohl es in seiner Zeile ein wenig weiter
rechts steht als in der nächsten Zeile das Cognomen Liberalis. Dass die Buchstaben zum Nomen gehören,
scheint sogar nötig. Denn vor COR ist bis zum linken Bruchrand des Fragments die Zeile unbeschrieben.
Dabei müsste, wenn, wie in der Zeile darunter, dort ein Gentile normaler Länge gestanden hätte, zumindest
das Ende des Gentilnomens noch zu sehen sein, es sei denn das Gentile wäre extrem kurz gewesen. Man
kann auch bei manchen Diplomen beobachten, dass bei zwei Konsuln, deren Namen unterschiedlich lang
und auf zwei Zeilen verteilt waren, der Schreiber bzw. der Graveur eines Diploms diese Namen so auseinanderzog, dass beide Zeilen insgesamt gefüllt erschienen; dazu mussten die Zwischenräume zwischen den
einzelnen Elementen des kürzeren Namens deutlich größer sein als beim längeren Namen. Der volle Name
des domitianischen Liberalis ist recht lang, er enthält fünf Elemente: C. Salvius Liberalis Nonius Bassus.
So kommt er zahlreich vor allem in den Arvalakten vor. Von Cornelius Orestes wissen wir nichts Weiteres;
doch dass der Name vermutlich nur drei Elemente hatte (einschließlich des nicht bekannten Praenomens),
ist die natürlichste Annahme. Sein Name müsste also, wenn man damit die Zeile halbwegs füllen will, im
2 W. Eck, Chiron 34, 2004, 35 ff. = AE 2004, 356.
3 A. Degrassi, Fasti consolari dell’impero romano, Rom 1952, 26. 47. 57.
4 CIL XVI 2. 22. 26. 28. 29. 30. 31. 35. 36. 38. 39. 159; RMD I 6. II 139; RGZM 4.
5 CIL XVI 40.
6 CIL XVI 42. 44. 46. 49–52. 56. 160; RMD I 9; RGZM 9. 12.
7 CIL XVI 118. 120. 121. 128. 131. 185; RMD I 64. 67.
8 Siehe dazu A. R. Birley, The Roman Government of Britain, Oxford 2005, 268 ff.
9 Siehe dazu W. Eck, Vespasian und die senatorische Führungsschicht des Reiches, in: La Lex de Imperio Vespasiani e
la Roma dei Flavi (Atti del Convegno, 20–22 novembre 2008), hg. L. Capogrossi Colognesi – E. Tassi Scandone, Rom 2009,
231 ff.
10 Siehe L. Vidman, Fasti Ostienses, Prag 21984, 44. 79 f.
11 Siehe Vidman (Anm. 10) 80 und AE 1992, 186 = AE 1994, 144 = CIL VI 41050.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
275
Gegensatz zu dem des C. Salvius Liberalis Nonius Bassus auseinandergezogen werden. Solche größeren
Spazien im Namen von Konsuln findet man etwa in RGZM 7 und 12, ferner in mehreren Beispielen auf der
Internetseite: http://www.romancoins.info/MilitaryDiploma-2.html.
Besonders deutlich ist eine solche Spreizung der Namen bei dem Diplom CIL XVI 26 aus dem Jahr
77/78 zu sehen:12
L
LAMIA PLAVTIO AELIANO
C MARIO MARCELLO OCTAVIO PVBLIO CLVVIO RVFO
Ähnliches findet man in CIL XVI 30 aus dem Jahr 84, in CIL XVI 32 aus dem Jahr 86 und besonders
markant außen sowie innen bei einem Diplom für die Provinz Rätien ebenfalls aus dem Jahr 86:13
SEX OCTAVIO FRONTONE
TI IVLIO CANDIDO MARIO CELSO.14
Nimmt man all dies zusammen, dann ist es durchaus wahrscheinlich, ja fast sicher, dass in diesem Diplom
ein Konsulnpaar [-] Cor[nelio Oreste, C. Sal]vio Liber[ale Nonio Basso co(n)s(ulibus)] gestanden hat.
Da das letzte Paar der Konsuln des Jahres 85 nach den Fasti Ostienses im November/Dezember amtierte,
müsste der ausstellende Kaiser Domitian dann die tribunicia potestas V geführt haben, die am 14. September 85 begann und bis zum 13. September 86 dauerte.
Wenn das Fragment, wie nicht zu bezweifeln, von tabella II stammt, dann standen auf der Außenseite
die Namen der Zeugen. Dazu passt auch, dass hier zwischen den Zeilen der Abstand größer ist als auf der
Innenseite. In der flavischen Zeit gibt es noch kein festes Zeugenkollegium, vielmehr sind viele Personen
bekannt, die die Abschrift bezeugten, manche von ihnen sind bisher nur einmal bekannt, so dass es nicht
überraschend ist, wenn neue Namen auftauchen. Der Name [I]avolen[-] ist bisher unter den Zeugen nicht
bekannt.15 Dagegen findet sich eine ganze Reihe von Personen, die das Gentile Pullius tragen, z.B. ein
L. Pullius Ianuarius, der in Diplomen der Jahre 79–90 erscheint.16 Auch die Informationen der Außenseite
lassen sich also mit denen der Innenseite vereinbaren.
Nach diesen wenigen Überresten lautet der rekonstruierte Text folgendermaßen:
[Imp(erator) Caesar divi Vespasiani f(ilius) Domitianus Augustus Germanicus pontifex maximus
tribunic(ia) potestat(e) V imp(erator) X? censor perpetuus co(n)s(ul) XI p(ater) p(atriae)
equitibus et peditibus qui militant in al-- et cohortibus -- quae sunt in -- sub -- qui quina et vicena
stipendia meruerant
quorum nomina subscripta sunt ipsis liberis posterisque eorum civitatem dedit et conubium cum uxoribus quas tunc habuissent cum est civitas iis data aut si qui caelibes essent cum iis quas postea duxissent
dumtaxat singulis singulas.
A(nte) d(iem) -] Cor[nelio Oreste, C. Sal]vio Liber[ale Nonio Basso co(n)s(ulibus)].
Cohort(is) I [--cui prae(e)st --]BIV[--].
[--; - I]avolen[i --; L. P]ulli [--; --].
2. Ein Diplom vom 14. August 97 n. Chr.
Fragment aus der linken Hälfte der tabella II eines Diploms. Es ist auf allen Seiten abgebrochen, der Rand
nirgends erhalten. Auf der Außenseite ist die Stelle deutlich erkennbar, an der einst die Siegel der Zeugen
angebracht und von einer Kappe geschützt waren. Von den Zeugennamen sind so wenige Buchstaben erhalten, dass kein einziger Name identifiziert werden kann.
12 Siehe das Photo in der Datenbank Clauss-Slaby.
13 W. Eck – A. Pangerl, ZPE 163, 2007, 239 ff. = AE 2007, 1782; vgl. W. Eck, Bürokratie und Politik. Administrative
Routine und politische Reflexe in Bürgerrechtskonstitutionen der römischen Kaiser, Wiesbaden 2012, 18 ff.
14 Siehe auch CIL XVI 36 aus dem Jahr 91, ferner die Innenseite von AE 1997, 1273 = RMD IV 204 und W. Eck, SCI
29, 2010, 21 ff.
15 RMD V p. 939 ff.
16 RMD V p. 942. 944.
276
W. Eck – A. Pangerl
Maße: Höhe 7,4 cm, Breite 6,9 cm, Dicke 1 mm; Buchstabenhöhe: außen 5 mm, innen 4 mm; Gewicht:
28,6 Gramm.
Über die Herkunft des Fragments ist nichts bekannt.
Folgendes ist zu lesen:
Innenseite:
[--]£+[--]
[--]NT CVM EST CIVIT[--]
[--]SENT CVM IIS QVA[--]
[--]SINGVLI SINGV[--]
[--] A D XIX[--]
[--]MENTIDIO CAM[--]
[--]MITIO
APO[--]
[--] HISPANORVM [--]
[--]Ṣ Q F GAL £[--]
[--]
Außenseite:
[--]
[--]
[--]
£ [--]
[--]TI
[--]
[--]
[--]
[--]I
[--]
[--]
£[--]
[--]
[--]
Das Diplomfragment bewahrt zwar nur noch den letzten Teil der Privilegierungsformel ohne einen Hinweis auf den Kaiser, auf den die zugrundeliegende Konstitution zurückgeht; doch ist von den Namen der
Konsuln genügend erhalten, um das Jahr genau zu bestimmen. Es handelt sich um die Suffektkonsuln Sex.
Hermentidius Campanus und L. Domitius Apollinaris, die seit längerem bekannt sind und in den Monaten
Juli–August 97 amtiert haben. Während sie in den Fasti Ostienses in der Reihenfolge: L. Domitius Apollinaris, Sex. [Hermentidius Campanus] überliefert sind, bringt das Diplom sie hier in umgekehrter Folge.
Da die Ziffer XIX beim Tagesdatum außer im Januar und Dezember nur im August erscheinen kann, ist,
da die beiden Konsuln in den Monaten Juli–August amtierten, der genaue Tag bestimmt: a(nte) d(iem) XIX
[k(alendas) Sept(embres)], was dem 14. August entspricht. Dieses Konsulnpaar steht auch in einem anderen
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
277
fragmentarischen, bereits publizierten Diplom: a(nte) d(iem) [---Sept(embres) Sex(to)] Herment[idio Campano, L(ucio) Domitio Apollinare co(n)s(ulibus)].17
Das Fragment enthält keine direkte Aussage, für welche Provinz die Konstitution ausgestellt war. Ein
Hinweis aber könnte die Auxiliareinheit – ob Ala oder Kohorte, ist aus dem Text nicht zu erschließen – sein,
der der Diplomempfänger angehörte. Sie trug den Namen Hispanorum. Freilich gab es im römischen Heer
sehr viele Alen und Kohorten, die diesen Namen führten.18 Damit allein ist keine Identifizierung möglich.
Doch führt vielleicht der Rest des Namens des Präfekten [--] Q(uinti) f(ilius) Gal(eria tribu) [--] weiter.
Denn in einem Diplom vom 14. August des Jahres 99 (RMD I 7), das für einen Soldaten einer cohors II
Hispanorum in Moesia superior ausgestellt worden ist, wird als praefectus dieser Einheit ein M(arcus) Statius Q(uinti) [f(ilius) --] genannt.19 Beide Diplome liegen zeitlich genau zwei Jahre auseinander. Da wäre
es schon ein großer Zufall, wenn in einer solch kurzen Zeit zwei verschiedene Präfekten, deren Väter aber
jeweils das Pränomen Quintus trugen, eine Auxiliareinheit mit dem Namen Hispanorum kommandiert
hätten,20 zumal das Pränomen Quintus insgesamt zu den relativ weniger gebrauchten Vornamen gehörte.
Deshalb darf man mit einer relativ großen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Präfekt des neuen
Diploms mit dem aus RMD I 7 bekannten M. Statius Q(uinti) [f(ilius) Gal(eria)21 --] identisch ist. Die
Provinz kann dann als Moesia superior ergänzt werden; ebenso kann man die Einheit und den Namen des
Präfekten in den beiden letzten erhaltenen Zeilen der Innenseite zu [coh(ortis) II] Hispanorum [cui praest /
M(arcus) Statius] Q(uinti) f(ilius) Gal(eria) [--] komplettieren.
Ist die Zuweisung des Diploms an Moesia superior zutreffend, dann ist es kaum fraglich, dass auch das
neue Diplom auf dieselbe Konstitution von Kaiser Nerva zurückgeht wie das in ZPE 152, 2005, 231 ff. publizierte Diplom, das nach denselben Konsuln datiert ist und das Einheiten des Heeres von Moesia superior
nennt. Dessen bereits nach den neuen Erkenntnissen verbesserter Text lautet:
[Imp(erator) Nerva Caes(ar) Augu]stus po[ntifex maximus tribunic(ia) po]testat(e) co[(n)s(ul) III
p(ater) p(atriae)
equitibus et peditibus] qui milita[nt in alis -- et cohortibus d]ecem et nove[m quae appellantur II
Pannon]iorum et pr[aetoria et I Claudia nova? et I ?Mont]anorum et I +[--] et I Flavia H[ispanorum (milliaria) et -- quae sunt in Moesia superiore sub -- qui quina et vicena plurave] stipendia merue[runt item
dimissis] honesta mission[e emeritis stipendiis]
quorum nomina s[ubscripta sunt ipsis] liberis posterisqu[e eorum civitatem de]dit et conubium cu[m
uxoribus quas tu]nc habuissent cu[m est civitas iis data] aut si qui caelibes [essent cum iis quas p]ostea
duxissent d[umtaxat singuli si]ngulas.
A(nte) d(iem) [XIX k(alendas) Sept(embres) Sex(to)] Herment[idio Campano, L(ucio) Domitio Apollinare co(n)s(ulibus)].
Am früher publizierten Text22 sind hier zwei Korrekturen vorgenommen worden: Statt milita[verunt]
ist sicher milita[nt] zu schreiben, da in der Konstitution noch dienende Soldaten und Veteranen zusammen
eingeschlossen waren. Zum andern hat auch in diesem Diplom – anders als in der Erstpublikation vorgeschlagen – der Name des Konsuls L. Domitius Apollinaris nicht an erster Stelle gestanden, da in der Zeile,
in der sein Name nach den Worten [si]ngulas. A(nte) d(iem) [--] eingesetzt wurde, der notwendige Platz
nicht vorhanden ist. Domitius Apollinaris war vielmehr als consul posterior erwähnt; er stand in der heute
17 W. Eck – A. Pangerl, ZPE 152, 2005, 231 ff. = AE 2005, 1709; siehe dazu die notwendige Korrektur im folgenden Text.
18 Siehe die Listen bei J. Spaul, Ala2, Andover 1994, 15 und Cohors2, Oxford 2000, 13. Ferner H. Devijver, Prosopographia militiarum equestrium quae fuerunt ab Augusto ad Gallienum, Pars sexta, hg. S. Demougin – M.-Th. Raepsaet-Charlier,
Leuven 2001, 20 ff. 84 ff.
19 RMD I 7: [co]h(ortis) II Hispanor(um) [cui praeest] M(arcus) Statius Q(uinti) fil(ius) [--] pediti Bonioni Verani
f(ilio) [--].
20 Es ist bisher der einzige Präfekt einer Einheit mit dem Namen Hispanorum, dessen Vatersname Quintus lautet; siehe
Devijver, PME VI (Anm. 18). Die Zahl der Präfekten für alle Hispanorum-Einheiten ist recht groß.
21 Diese Tribus kann dann hier ergänzt werden.
22 Siehe Anm. 17.
278
W. Eck – A. Pangerl
verlorenen Zeile unter Sex. Hermentidius Campanus. Beide Diplome bieten also eine andere Abfolge der
Konsuln als die Fasti Ostienses.
Bisher war im Diplom der Name des Statthalters nicht ergänzt worden. Im Juli 96 ist noch Cn. Pinarius
Aemilius Cicatricula Pompeius Longinus als Legat von Moesia superior bezeugt, das er mindestens seit
Mitte 94 geleitet hat.23 Im Jahr 98 amtierte er als Statthalter der Provinz Pannonia, die im Übergang der
Herrschaft von Nerva auf Traian strategisch von größter Bedeutung war. Es ist einigermaßen wahrscheinlich, dass Pompeius Longinus, der zu der Gruppe von Senatoren gehörte, die Traians Griff nach dem Kaisertum unterstützten, direkt von Moesia superior nach Pannonia versetzt wurde. Damit könnte er im Juli/
August, als diese Konstitution Nervas für Moesia superior ausgestellt und am 14. August in Rom publiziert
wurde, vielleicht Mösien bereits verlassen haben; das ist zwar nicht sicher, doch eher wahrscheinlich. Deshalb ist sein Name hier wohl nicht mehr einzusetzen.
Von dem schon veröffentlichten Diplom ist ein Teil von tabella I erhalten, während das Fragment des
neuen Diploms von einer tabella II stammt. Es wäre also theoretisch möglich, dass beide Fragmente zu
einem einzigen Diplom gehören. Die Buchstabenformen sind recht ähnlich, allerdings wirken die Buchstaben auf der Außenseite von tabella I wesentlich kräftiger als auf der Innenseite von tabella II. Das könnte
natürlich durch den Unterschied von Außen- und Innenseite bedingt sein. Doch spricht dieser markante
Unterschied eher für zwei separate Diplome. Wie auch immer dies sein mag, man kann jedenfalls beide
Fragmente dazu benutzen, den Text des jeweils anderen zu vervollständigen. Damit lautet der Text des
neuen Diploms:
[Imp(erator) Nerva Caes(ar) Augustus pontifex maximus tribunic(ia) potestat(e) co(n)s(ul) III p(ater)
p(atriae)
equitibus et peditibus, qui militant in alis -- et cohortibus decem et novem, quae appellantur II Pannoniorum et praetoria et I Claudia nova? et I ?Montanorum et I -- et -- et I Flavia Hispanorum (milliaria)
et --et II Hispanorum et -- quae sunt in Moesia superiore sub -- qui quina et vicena plurave stipendia
meruerunt, item dimissis honesta missione emeritis stipendiis,
quorum nomina subscripta sunt, ipsis liberis posterisque eorum civitatem dedit et conubium cum
uxoribus, quas tunc habuisse]nt, cum est civit[as iis data, aut si qui caelibes es]sent cum iis, qua[s postea
duxissent, dumtaxat] singuli singu[las].
A(nte) d(iem) XIX [k(alendas) Sept(embres) Sex(to) Her]mentidio Cam[pano, L(ucio) Do]mitio
Apo[llinare co(n)s(ulibus).]
[Alae II] Hispanorum [cui prae(e)st ?M(arcus) ?Statiu]s Q(uinti) f(ilius) Gal(eria) [--].
[--]; [--]; [--]ti [--]; [--]; [--]; [--]i [--]; [--].
Der Konsul Sex. Hermentidius Campanus ist bisher nur als Legat von Iudaea im Jahr 93 bezeugt
gewesen sowie durch seinen Konsulat zusammen mit Domitius Apollinaris. Dabei wurde aber bisher ein
Zeugnis aus der traianischen Zeit übersehen. In CIL VI 10229, dem Testament des Domitius Tullus, früher
Testament des Dasumius genannt,24 steht am Ende ein Kodizill, das unter den Konsuln Aelius Hadrianus
und Trebatius Priscus, also im Jahr 108 abgefasst wurde. Am Anfang dieses Kodizills stehen die fragmentarischen Reste: [--]am testam[en]ti faciundi [-- / --]ntidiu[m C]ampanum testa[mentum -- / --Ael]io
H[adria]no et Trebatio Pr[isco co(n)s(ulibus)]. Hier erscheint der Name [Herme]ntidiu[m C]ampanum;
dass er in dieser Weise zu vervollständigen ist, braucht man angesichts der Seltenheit des Namens nicht
weiter zu begründen. Warum der Name hier erscheint, ist nicht unmittelbar klar. Dass der Name im Akkusativ steht, kann hier nicht dadurch bedingt sein, dass er wie zuvor viele andere Personen in irgendeiner
Weise im Testament bedacht worden wäre. Vielmehr deutet der Casus eher darauf hin, dass etwas durch
ihn geschehen ist: [per Herme]ntidiu[m C]ampanum. Vielleicht hat er bei der Abfassung des Kodizills
eine Rolle gespielt. Trifft dies zu, dann ist er wohl zu den engeren Vertrauten des Domitius Tullus zu rech23 B. E. Thomasson, Laterculi praesidum I, Göteborg 2011, Nr. 20:031.
24 Siehe dazu die am weitesten gehende Rekonstruktion des Anfangs in: Sklaven und Freigelassene in der Gesellschaft
der römischen Kaiserzeit. Textauswahl und Übersetzung, hg. W. Eck – J. Heinrichs, Darmstadt 1993, 189 ff. Nr. 285; vgl. noch
AE 1996, 93 = M. G. Granino Cecere – R. Neudecker, Antike Skulpturen und Inschriften im Institutum Archaeologicum Germanicum, Wiesbaden 1997, Nr. 87 = AE 2005, 191.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
279
nen. Gleichzeitig zeigt dieses Zeugnis, dass der Senator noch mindestens bis zum Jahr 108 gelebt hat. Es
wäre nicht weiter überraschend, wenn er durch neue Zeugnisse auch noch in weiteren konsularen Ämtern
erscheinen würde.
3. Diplom für die Truppen von Germania inferior aus dem Jahr 101
Fragment eines Diploms aus der unteren Hälfte einer tabella I.25 Vom Rand ist nichts erhalten. Die Buchstaben der Außenseite sind tief eingraviert.
Maße: Höhe 2,6 cm, Breite 2,6 cm. Das Fragment soll aus den Donauprovinzen stammen.
Folgendes ist zu lesen:
Außenseite:
[SEX
ATTIO] SVBV[RANO]
[Q
ARTI]CVLEIO [PAETO COS]
[-VET]ERANAE [P F CVI PRAEST]
[-] P F GAL[--]
GREGA[LI]
[-]THI [---]
Innenseite:
[--] +++[--]
[--] ET I C R +[--]
[--]ETERAN [--]
[--]ORVM[--]
[--]
Die Außenseite des Fragments enthält ein Konsulatsdatum. Dessen Reste führen auf das Konsulnpaar
Sextus Attius Suburanus Aemilianus und Quintus Articuleius Paetus. Der letztere amtierte als ordinarius
vom 1. Januar 101 n. Chr. neben Traian, der zum fünften Mal die fasces führte. Als Traian zurücktrat,
rückte Attius Suburanus an seiner Stelle als suffectus nach. Articuleius Paetus und Attius Suburanus Aemilianus werden in den Arvalakten in dieser Abfolge angeführt: Q(uinto) Articuleio [Paeto], S[ex(to) At]tio
Suburano co(n)s(ulibus) VIII K(alendas) Apr(iles).26 Sie erscheinen ferner in einem Diplom für Germania
inferior, dort aber in umgekehrter Abfolge: III Idus Mart(ias) Sex(to) Attio Suburano Q(uinto) Articuleio
Paeto co(n)s(ulibus),27 was insoweit überrascht, weil man, wie in den Arvalakten, Articuleius Paetus wegen
seines ordentlichen Konsulats als consul prior erwarten würde.
Genau die Reihenfolge des Diploms für Germania inferior findet sich auch in diesem Diplomfragment.
Schon diese etwas überraschende Reihenfolge lässt vermuten, dass auch dieses Diplom auf die Konstitution für Germania inferior zurückgehen könnte. Das lässt sich durch die geringen Reste der Innenseite
verifizieren. Dort lässt sich eine cohors I c(ivium) R(omanorum) identifizieren, von einer weiteren ist in der
folgenden Zeile nur noch der Beiname veterana zu lesen. In dieser Abfolge finden sich zwei Kohorten mit
25 Scott Dalling aus American Falls sei für die Erlaubnis gedankt, das Fragment publizieren zu dürfen.
26 CIL VI 2074.
27 RGZM 9.
280
W. Eck – A. Pangerl
diesen Namen auch in dem schon erwähnten Diplom für Germania inferior, dessen vollständiger Text als
RGZM 9 publiziert wurde. Die Reste der Innenseite des neuen Fragments lassen sich auf dieser Basis in
folgender Weise lesen und rekonstruieren:
[ -ET NORICORVM C R] ẸṬ ṢṾ[LPICIA]
[C R ET MOESICA ET BATAVORVM C R ] ET I C R Ẹ[T I]
[HISPANORVM ET I PANNONIORVM V]ETERAN[A ET]
[I THRACVM C R ET I FLAVIA HISPAN]ORVM [ET I PAN]
[NONIORVM --]
Das Diplom war nach den Resten des Außentextes für einen gregalis ausgestellt, also einen Soldaten, der
als Reiter gedient hatte. Damit ist der Rest des Einheitsnamens im Empfängerteil des Diploms nicht auf
die I Pannoniorum veterana zu ergänzen, deren Name auf der Innenseite partiell zu lesen ist, sondern auf
die ala Afrorum veterana, die nach RGZM 9 als erste unter den Alen von Germania inferior im Jahr 101
erscheint.
Vom Namen des Präfekten, der die ala im Jahr 101 kommandierte, ist nur die Filiation P(ubli) f(ilius)
und die Tribus Gal(eria) erhalten. Aus Britannien kennt man einen Kohortenkommandeur Pu[b(lius)] Cornelius Pu[b(li)] fil(ius) Gal(eria) Ur[--], der vielleicht eine cohors I Hispanorum befehligte.28 Denkbar
wäre, dass der Ritter zunächst in Britannien eine Kohorte kommandierte, dann aber nach einem Tribunat
bei einer Legion (in Britannien oder einer anderen Provinz) eine Reitereinheit in Germania inferior übernahm. Doch muss offen bleiben, ob beide identisch sein könnten, da sowohl das Praenomen Publius häufig
ist und ebenso die Tribus Galeria.
Mit diesem Fragment sind von der Konstitution vom 13. März des Jahres 101 für Germania inferior
nunmehr zwei Diplome bezeugt. Das sind im Vergleich mit anderen Konstitutionen nicht sehr viele; denn
schließlich wurden immerhin Soldaten aus sechs Alen und 19 Kohorten privilegiert. Es sollten also insgesamt nicht so ganz wenige Diplome ausgegeben worden sein. Es wäre nicht überraschend, wenn noch
weitere Diplome aus dieser Konstitution auftauchen würden.
Das Fragment kann auf der Basis von RGZM 9 in folgender Weise rekonstruiert werden:
Innenseite:
[Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius) Nerva Traianus Aug(ustus) Germanicus pontifex maximus
tribunic(ia) potestat(e) V p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) IIII
equitibus et peditibus exercitus pii fidelis, qui militant in alis sex et cohortibus decem et novem,
quae appellantur Afrorum veterana et Indiana et Noricorum c(ivium) R(omanorum)] et Su[lpicia c(ivium)
R(omanorum) et Moesica et Batavorum c(ivium) R(omanorum)] et I c(ivium) R(omanorum) e[t I Hispanorum et I Pannoniorum v]eteran[a et I Thracum c(ivium) R(omanorum) et I Flavia Hispan]orum [et I
Pannoniorum et Delmatarum c(ivium) R(omanorum)] etc.
Der Text der Außenseite lautet in der Rekonstruktion:
[Imp(erator) Caesar divi Nervae f(ilius) Nerva Traianus Aug(ustus) Germanicus pontifex maximus
tribunic(ia) potestat(e) V p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) IIII
equitibus et peditibus exercitus pii fidelis, qui militant in alis sex et cohortibus decem -- et sunt in
Germania inferiore sub L(ucio) Neratio Prisco, qui quina et vicena plurave stipendia meruerunt --.]
[A(nte) d(iem) III Idus Mart(ias) Sex(to) Attio] Subu[rano, Q(uinto) Arti]culeio [Paeto co(n)s(ulibus)
alae Afrorum vet]eranae [p(iae) f(idelis) cui prae(e)st --] P(ubli) f(ilius) Gal(eria) [--] grega[li -- ]thi [--]
etc.
4. Diplom Hadrians aus dem Jahr 119 für die Truppen einer unbekannten Provinz
Von tabella II eines Diploms sind zehn aneinander anschließende Fragmente aus der rechten Hälfte der
Tafel erhalten. Der Rand ist oben, rechts und unten erhalten. Außen ist die Tafel von zwei einfachen Linien
eingerahmt.
28 CIL VII 377 mit veränderter Lesung in RIB I 821.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
281
Maße: Höhe 13,8 cm, Breite 8,6 cm, Dicke 1 mm; Buchstabenhöhe außen und innen je 6 mm. Gewicht:
64 Gramm. Über die Herkunft ist nichts bekannt.
Folgendes ist zu lesen:
Innenseite:
[--]AXAT SINGVLI SING[--]
[--] Ḳ
APRIL
[--]ADRIANO AVG III
[--] NEPOTE COS
[--]verkrustet
[--]verkrustet
[--]ḶẸ verkrustet
[--]verkrustet ṚỌ
[--]+O F EIVS
[--] F EIVS
[--] FIL EIVS
[--] FIL EIVS
[--] vacat
Außenseite:
[--] VRBANI
[--] HERM[ETIS]
[--] EROTIS
[--] FORTVNATI
282
W. Eck – A. Pangerl
[--] ANTHI
[--]ETIS od. THVETIS ???
[--]IC[--] od. [--](?)ICO(T?)IS[--]
Das Diplom geht auf eine hadrianische Konstitution zurück, die im Jahr 119 publiziert wurde. Das zeigt das
Konsulatsdatum mit Hadrian als cos. III und A. Platorius Nepos, der als suffectus den consul ordinarius
P. Dasumius Rusticus abgelöst hat. Das genaue Datum des Diploms ist nicht bekannt; es liegt zwischen dem
16. März und 1. April. Nach HA Hadr. 8,5 hat Hadrian seinen dritten Konsulat für vier Monate geführt,
womit die Angabe des Diploms harmoniert, ebenso wie ein weiteres Diplom, das in AMN 39–40, 2002–
2003, 25 ff. = AE 2003, 2041 publiziert wurde und in dem das Datum in folgender Form erhalten ist: a(nte)
d(iem) [-- A]pr(iles) Imp(eratore) Caesare T[r]aian[o Hadrian]o Aug(usto) III [A(ulo) Platori]o [Nepo]te
co(n)s(ulibus).29 Die Konsulfasten dieses Jahres haben dann wohl folgende Struktur:
1. Jan.
Imp. Caesar Traianus Hadrianus Augustus III (bis Ende April, HA Hadr. 8,5),
P. Dasumius Rusticus
1. März? A. Platorius Nepos Aponius Italicus Manilianus C. Licinius Pollio anstelle des
Rusticus, 16. März–1. April: AE 2003, 2041; dieses Diplom
1. Mai
Q. Coredius Gallus Gargilius Antiquus (AE 1973, 551= IGLSyr XIII 9063),
Q. Vibius Gallus, 27. Mai: AE 1979, 62; cf.: CIL VI 2078 = Scheid, CFA Nr. 68,
IIa Z. 11
1. Juli?
[-- , --]
1. Sept.?
[-- , --]
1. Nov.
C. Herennius Capella, L. Coelius Rufus, 12. Nov.: AE 2001, 2150 = AE 2003, 2047
= AE 2005, 1703 = RMD V 351; cf. 352; 25. Dez.: AE 2005, 1738; AE 2002, 1734
= RMD V 353 = AE 2008, 1756; ZPE 171, 2009, 236 = AE 2009, 1828; 14. Dez.–
1. Jan.: AE 2002, 1746 = RMD V 354; ZPE 152, 2005, 237 = AE 2005, 1711
Die geringen Reste, die auf der Innenseite dieser tabella II erhalten sind, geben keinen Hinweis darauf, für
welche Einheiten und damit vielleicht für welche Provinz die Konstitution bestimmt war. Es gibt natürlich
eine gewisse Chance, dass diese tabella II wegen des Datums zur selben Konstitution gehört wie das Diplom, das in AMN 39–40, 2002–2003, 25 ff. = AE 2003, 2041 vorgelegt wurde, das für Pannonia inferior
bestimmt war. Doch lässt sich das nicht nachweisen. Sicher ist aber, dass diese tabella II nicht zur tabella I
des schon publizierten Diploms gehören kann. Denn dort ist neben dem Diplomempfänger auch noch seine
Frau, eine Bessa angeführt, für die er das conubium erhalten hat. Dies kann in dem neuen Diplom nicht der
Fall sein, da auf der Innenseite zwischen dem Konsulatsdatum und dem ersten der vier eingeschlossenen
Kinder nur Platz für maximal vier Zeilen ist. In diesen aber standen in
Zeile 1: Name der Einheit und cui praeest,
Zeile 2: Name des Präfekten,
Zeile 3: Funktionsbezeichnung des Veteranen,
Zeile 4: Name des Veteranen und seine origo.
Eine fünfte Zeile, in der der Name der Frau gestanden haben könnte, ist jedoch nicht möglich. Damit
bezeugt die tabella II, selbst wenn sie zur selben Konstitution gehört wie AMN 39–40, 2002–2003, 25 ff. =
AE 2003, 2041, ein weiteres Diplom. Doch kann das Diplom auch zu einer ganz anderen Konstitution gehören. Vermutlich handelte es sich bei dem Empfänger um einen Reiter, da man auf einer Röntgenaufnahme
in der eben angeführten Zeile 3 von der Funktionsangabe schwach die Buchstaben LE sehen kann, was
dann zu [exgrega]le ergänzt werden kann. Bemerkenswert ist, dass der Veteran vier Kinder zur Privilegierung anmeldete, zwei Söhne und zwei Töchter, eine hohe Zahl, was allerdings gerade unter Hadrian nicht
so selten ist.30
29 W. Eck – D. MacDonald – A. Pangerl, Neue Diplome für die Auxiliartruppen von Unterpannonien und der dakischen
Provinzen aus hadrianischer Zeit, AMN 39–40, 2002–2003 [2004], 25 ff. = AE 2003, 2041.
30 Vgl. H. Wolff, Zu den Bürgerrechtsverleihungen an Kinder von Auxiliaren und Legionären, Chiron 4, 1974, 479 ff.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
283
Auf der Außenseite der tabella sind die Cognomina der Zeugen fast alle erhalten, mit Ausnahme der
beiden letzten. Die meisten sind schon bekannt und lassen sich folgenden Personen zuordnen, die in der
traianisch-hadrianischen Zeit bekannt sind:
[--] VRBANI
Ti. Iulius Urbanus 105–129
[--] HERM[ETIS] Ti. Claudius Hermes 97?–134 oder C. Vettienus Hermes 112–135?
[--] EROTIS
Ti. Claudius Eros 120–121
[--] FORTVNATI [--] Fortunatus bisher unbekannt.
[--]ANTHI
L. Pullius Anthus 114–129
[--]ETIS od. THVETIS ???
[--]IC[--] od. [--](?)ICO(T?)IS[--]
Eine sichere Lesung der beiden letzten Cognomina war nicht möglich.
Die Rekonstruktion des Textes lautet:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici fil(ius) divi Nervae nep(os) Traian(us) Hadrianus August(us)
pont(ifex) max(imus) tribunic(ia) potest(ate) III co(n)s(ul) III
equitibus et pedit(ibus), qui militaverunt in alis -- et cohortibus --, quae appellantur --, quae sunt in
-- stipendiis emeritis dimissis honesta missione,
quorum nomina subscripta sunt, ipsis liberis posterisque eor(um) civitat(em) dedit et conubium cum
uxoribus, quas tunc habuissent, cum est civitas iis data, aut si qui caelibes essent, cum iis, quas postea
duxissent, dumt]axat singuli sing[ulas.
A(nte) d(iem) --] k(alendas) April(es) [Imp(eratore) Caesare Traiano H]adriano Aug(usto) III, [A(ulo)
Platorio] Nepote co(n)s(ulibus)
[alae -- cui prae(e)st -- ex grega]le [--]ro[-- et --]o f(ilio) eius [et --] f(ilio) eius [et --] fil(iae) eius [et
--] fil(iae) eius.
[Descriptum et recognitum ex tabula aenea quae fixa est Romae in muro post templ(um) divi Aug(usti)
ad Minervam].
[Ti(beri) Iuli] Urbani; [C(ai) Vettieni/Ti(beri) Claudi] Herm[etis; Ti(beri) Claudi] Erotis; [--] Fortunati; [L(uci) Pulli] Anthi; [--]etis; [--]IC[--].
5. Ein Diplom für Britannia oder Dacia inferior vom 17. Juni 122
Fragment aus der linken oberen Ecke von tabella II (von der Innenseite gesehen). In der linken oberen Ecke
ist eines der Löcher zum Verbinden der beiden tabellae erhalten. Die Außenseite ist durch eine Doppellinie
eingerahmt. In Zeile 3 der Innenseite wurde der Text vermutlich durch ein Loch für den Bindungsdraht
unterbrochen, so dass dort die Zahl der Buchstaben geringer ist als in den übrigen Zeilen.
Maße: Höhe 6,5 cm, Breite 7 cm. Weitere Details waren nicht erhältlich.
Folgendes ist zu lesen:
Innenseite:
[--]
SVNT IPSIS LIBERI[S POSTERISQV EORVM CIVITAT]
DEDIT ET CONVB [CVM VXORIBVS QVAS TVNC]
HABVISS CVM EST [CIV £ ITAS IIS DATA AVT]
SI QVI CAELIB ESS[ENT CVM IIS QVAS POST DV]
XISSENT DVMTA[XAT SINGVLI SINGVLAS]
AD XVI K AVG [--]
L VITRASIO [--]
Außenseite:
+++[
Q LOLLI
P FABI
C VETTIENI
--]
[--]
[--]
[--]
284
W. Eck – A. Pangerl
Das Fragment gehört zu einem Diplom, das auf eine Konstitution zurückgeht, die am 17. Juli des Jahres 122
von Hadrian erlassen wurde. Das ergibt sich aus dem Rest der Datierung AD XVI K AVG [--] L VITRASIO [--]. Diese Datierung ist bisher bereits in insgesamt sieben Diplomen mit folgendem Text bezeugt:
a(nte) d(iem) XVI k(alendas) Aug(ustas) Ti(berio) Iulio Capitone L(ucio) Vitrasio Flaminino
co(n)s(ulibus).
Drei dieser Diplome sind für die Truppen der Provinz Britannia ausgestellt, unter dem Statthalter
Platorius Nepos, der allerdings erst kurz vorher das Amt übernommen hatte, da noch sein Vorgänger Pompeius Falco die Entlassung der Veteranen durchgeführt hatte.31 Die anderen vier Diplome führen nach
31 CIL XVI 69; AE 2004, 1900; 2008, 800.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
285
Dacia inferior unter dem Statthalter Cocceius Naso.32 Dass auch dieses Fragment zu einer dieser beiden
Konstitutionen gehört, ist sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht absolut sicher. Aus dem Privilegierungstext
dieses Fragments ergibt sich nichts, was erlauben würde, dieses Fragment einer der beiden Konstitutionen
zuzuweisen. Doch einen Hinweis gibt die formale Verteilung des Textes der Innenseite auf die beiden
tabellae. Bei den Diplomen für Dacia inferior steht der größte Teil des Privilegierungstextes auf tabella I:
Beleg
Textende auf tabella I
RGZM 20
duxissent, dumtaxat singuli singulas
RMD V 361
[quas tunc ha]buis(sent), cum es(t) civit(as) i(i)s
AE 2003, 2042
quas postea [d]ux[issent]
AE 2007, 1759
cum est civi]tas iis dat[a]
Anders ist das bei den Diplomen für Britannia:
Beleg
Textende auf tabella I Innenseite
Textbeginn Außenseite
CIL XVI 69
honesta missione per Pompeium
Falcone(m) quorum
nomina subscripta sunt ipsis liberis
AE 2004, 1900
[dimissis honesta missione per]
[Pompei]um Falconem q[uorum nomina …]
AE 2008, 800
nicht feststellbar
Bei diesen zwei Diplomen für Britannia, bei denen vom Privilegierungstext genügend erhalten ist, steht fast
nichts mehr davon auf tabella I, der größte Teil dagegen auf tabella II. Dies liegt schlicht an der großen
Zahl von Einheiten, die in dieser Konstitution genannt werden: insgesamt 13 Alen und 37 Kohorten, deren
Namen viel Platz erforderten. Da der Text auf tabella II des neuen Diploms mit den Worten beginnt: sunt,
ipsis liber[is posterisque eorum], also Worte fast vom Anfang des Privilegierungstextes, spricht die Verteilung des Textes auf den Innenseiten eher dafür, dass es sich hier ebenfalls um ein Diplom für Britannia
gehandelt haben wird.
Falls diese Überlegungen zutreffen, kann man den Text in der folgenden Weise rekonstruieren:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) divi Nervae nepos Traianus Hadrianus Augustus
pontifex maximus tribunicia potestate VI co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equitibus et peditibus, qui militaverunt in alis decem et tribus et cohortibus tr(i)gint(a) et septe(m),
qua(e) appel(l)antur …, quae sunt in Brittannia sub A(ulo) Platorio Nepote quinque et viginti stipendiis
emeritis dimissis honesta missione per Pompeium Falcone(m),
quorum nomina subscripta] sunt, ipsis liberi[s posterisqu(e) eorum civitat(em)] dedit et conub(ium)
[cum uxoribus, quas tunc] habuiss(ent), cum est [civitas iis data, aut] si qui caelib(es) ess[ent, cum iis,
quas post(ea) du]xissent, dumta[xat singuli singulas].
A(nte) d(iem) XVI k(alendas) Aug(ustas) [Ti(berio) Iulio Capitone,] L(ucio) Vitrasio [Flaminino
co(n)s(ulibus)] etc.
[--]; Q. Lolli(i) [Festi?]; P. Fabi(i) [--]; C. Vettieni(i) [Hermetis?]; [--]
Ein weiteres kleines Detail könnte allerdings gegen diese Zuweisung sprechen. Denn in zwei Diplomen für
Britannia sind die Namen der Zeugen vollständig oder zumindest teilweise bekannt:
CIL XVI 69: Ti(beri) Claudi Menandri; A(uli) Fulvi Iusti; Ti(beri) Iuli Urbani; L(uci) Pulli Daphni;
L(uci) Noni Victoris; Q(uinti) Lolli Festi; L(uci) Pulli Anthi.
AE 2004, 1900: [Ti(beri) Claud]i [Menandri; A(uli) Ful]vi [Iusti; Ti(beri) Iu]li [Urbani]; L(uci) Pulli
[Daphni]; L(uci) Noni [Victoris]; Q(uinti) Lolli [Festi]; [L(uci) P]ulli [Anthi].
Sie lauten also in beiden Fällen gleich, was man auch nicht selten bei anderen Diplomen beobachten
kann, die auf dieselbe Konstitution zurückgehen.33 In dem neuen Fragment könnte zwar einer der Zeugen
der britannischen Diplome ebenfalls genannt sein: Q. Lolli [Festi?]. Doch die beiden anderen Zeugen,
32 RGZM 20; RMD V 361; AE 2003, 2042; 2007, 1759.
33 Siehe dazu P. Holder, RMD V 926 f. und P. Weiß, ZPE 181, 2012, 185.
286
W. Eck – A. Pangerl
P. Fabi [--] (bisher offensichtlich unbekannt) und C. Vettieni [--] (C. Vettienius Hermes oder C. Vettienius
Modestus), erscheinen nicht unter denen für Britannia. Das spricht somit gegen die Zuweisung des Diploms
an Britannia. Allerdings gilt die Beobachtung, dass Diplome aus derselben Konstitution auch von denselben Zeugen gesiegelt wurden, nicht generell, wie Peter Weiß für mehrere Fälle gezeigt hat.34 Wenn im
vorliegenden Fall das neue Fragment wirklich Britannien zuzuweisen wäre, dann könnte man annehmen,
dass angesichts der großen Zahl von Diplomen, die man für die insgesamt 50 Einheiten vermuten darf, eine
einzige Gruppe von Zeugen zu lange gebraucht hätte, um die Dokumente zu siegeln, so dass man mehr als
sieben Personen mit dieser Aufgabe betraut hat.
Angesichts der wiederstreitenden Argumente muss aber die Zuweisung an Britannien offen bleiben.
Nicht ausgeschlossen ist also, dass das Fragment für einen Veteranen in Dacia inferior bestimmt war, oder
vielleicht sogar für einen aus einer dritten Provinz, für die wir bisher noch keine Konstitution im Jahr 122
kennen. Dass mehrere Konstitutionen am selben Tag publiziert wurden, ist nunmehr öfter bezeugt. Vielleicht könnte das im Juli 122 dadurch bedingt gewesen sein, dass Hadrian auf Reisen war, somit die Genehmigungen für die Konstitutionen von dem Ort, an dem er sich gerade aufhielt, vielleicht gesammelt nach
Rom gesandt, anschließend dort gleichmäßig bearbeitet und dann am selben Tag veröffentlicht wurden.
6. Eine Konstitution Hadrians vom 16. Juni 123
Von tabella II eines Diploms ist etwas mehr als die gesamte rechte Hälfte erhalten. Die Stelle, an der die
Siegel der Zeugen sowie die Schutzkappe angebracht waren, ist deutlich erkennbar. Die Außenseite ist mit
einer zweifachen Linie eingerahmt. Die Schrift auf der Innenseite ist sehr sorglos eingraviert, so dass die
Lesung an einigen Stellen schwierig ist.
Maße: Höhe 13,5 cm, Breite 10 cm; die anderen Maße waren nicht zu erfahren.
Folgendes ist zu lesen:
Innenseite:
[--] D XVI K IVL
[--]IO GEMINO
COS
[--] SECVNDO
[-] £
[--] CVI PRAEST
[--]M VALENTINVS DVRRACH
[--]SESQVIPLICARIO
[--] F
SY[--]
[--] F EIVS
[--] F EIVS
[--] F EIVS
[--] F EIVS
[--] FIL EIVS
[--] FIL EIVS
Außenseite:
[--] VRBANI
[--] VIBIANI
[--] FESTI
[--] DAPHNI
[--] FLORI
[--] ANTHI
[--] SEVERI
Das Diplom trägt das Datum 16. Juni unter dem Konsulnpaar [--]ius Geminus und [--] Secundus. Dieses
Paar ist bisher nicht bekannt. Auf Grund der Namen der Zeugen, die zwischen ca. 105 und 148 bezeugt sind:
Ti Iulius Urbanus 105–129
L Vibius Vibianus 118–129
Festus
122–135 und 133–143
L Pullius Daphnus 122–148
P. Atinius Florus
L Pullius Anthus 114–129
P Attius Severus 124–148,
34 Siehe die vorausgehende Anm.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
287
muss das Diplom in diese Zeitspanne fallen, vermutlich in die hadrianische Zeit, weil alle diese Zeugen
nur aus Diplomen seiner Regierungszeit bekannt sind. Unter Hadrian kennt man einen Konsul mit dem
Cognomen Geminus: T. Prifernius Paetus Rosianus Geminus, der auch im Briefwechsel von Plinius d. J.
genannt wird. Er ist im Jahr 129 als konsularer Legat von Cappadocia bezeugt,35 muss also vorher Konsul
gewesen sein. Die Statthalterschaft in dieser Provinz folgte im Allgemeinen bald auf den Konsulat. Im Jahr
129 muss Rosianus Geminus bereits am Ende seiner Tätigkeit in dieser östlichsten Provinz des Reiches
gewesen sein, denn bereits im folgenden Jahr hat Flavius Arrianus dort sein Amt angetreten. 36 Damit sollte
der Konsulat des Geminus fast sicher vor dem Jahr 126 liegen.
Unter Hadrian tragen folgende Konsuln das Cognomen Secundus:
M. Statorius Secundus, suffectus im Jahr 121,
P. Metilius Secundus, suffectus im Jahr 123,
P. Cassius Secundus, suffectus im Jahr 138.
Wenn der consul prior tatsächlich mit Rosianus Geminus identisch ist, dann kann nur Metilius Secundus sein Kollege gewesen sein; denn Cassius Secundus kam weit später zu diesem Amt, der Kollege des
Statorius Secundus aber ist ein L. Sempronius Merula (RGZM 19).
P. Metilius Secundus ist im Jahr 123 als Legat der legio III Augusta in Africa bereits zum Konsul designiert.37 Sein Name erscheint, wenn auch fragmentarisch, in Konsulatsdatierungen zweier Diplomfragmente:
In RMD I 23 = IDR I 30a ist nach der bisherigen Lesung auf der einen Seite erhalten: a(nte) d(iem)
XVI k(alendas) M[--] oder N[--] Metilio [--]; durch den Rest der Kaisertitulatur auf der anderen Seite des
Diploms lässt sich dieses ins Jahr 123 datieren. Den ersten Buchstaben des Monats hat man als M oder N
gelesen und folglich den Monat Mai oder November eingesetzt. Doch die Zeichnung in IDR I 30a sowie ein
Foto des Fragments, das mir durch die Freundlichkeit der Kollegen C. C. Petolescu und F. Matei-Popescu
35 AE 1976, 675.
36 W. Eck, Chiron 23, 1983, 167 ff.
37 CIL VIII 10114 = Dessau 5835.
288
W. Eck – A. Pangerl
zugänglich wurde,38 zeigt nur eine senkrechte Haste; was am rechten Bruchrand auf einen Schrägstrich
von N oder M hinzuweisen scheint, passt weder zum einen noch zum anderen Buchstaben.
Ferner erscheint P. Metilius Secundus nochmals in einem Fragment, das in ZPE 152, 2005, 238 publiziert wurde. Dort lautet der Text: a(nte) d(iem) XVI k(alendas) [--M]etili(o) Secun[do --].
In beiden Fragmenten ist also der 16. Tag vor den Kalenden eines Monats überliefert, von dessen Name
nur eine senkrechte Haste des ersten Buchstabens erhalten ist. Man würde den Zufall zu sehr strapazieren,
wenn man diese Zeugnisse nicht mit dem neuen Diplom kombinieren würde. Alle Elemente der Datierungen zusammengenommen, lässt sich das Monatsdatum mit a(nte) d(iem) XVI k(alendas) Iul(ias) rekonstruieren unter den Konsuln T. Prifernio Gemino, P. Metilio Secundo. Auch nach RMD I 23 = IDR I 30a
gehört dieses Suffektkonsulnpaar ins Jahr 123. Für dieses Jahr sind damit folgende Konsulnpaare bezeugt:
1. Jan.
Q. Articuleius Paetinus, L. Venuleius Apronianus Octavius Priscus, 14. April: RGZM 22
1. Mai?
T. Prifernius Geminus, P. Metilius Secundus, 16. Juni: diese drei Diplome
1. Juli?
T. Salvius Rufinus Minicius Opimianus, Cn. Sentius Abur(n)ianus, 10. Aug.: RMD I 21
1. Sept?
[-- , --]
1. Nov.?
[-- , --]
Die ordinarii waren wegen RGZM 22 für vier Monate im Amt. Das kann bei den beiden folgenden Paaren
nicht der Fall gewesen sein, da sie am 16. Juni bzw. am 10. August bezeugt sind. Da man eher von einer
gleichen als einer ungleichen Dauer ihrer Amtszeiten ausgehen muss, sollten sie nur jeweils zwei Monate die fasces geführt haben. Dann muss das aber auch für die folgenden Monate gelten, womit wohl am
1. September und am 1. November neue Konsulnpaare ihr Amt angetreten haben, also insgesamt fünf Paare
im Jahr. Diese hohe Zahl ist lange Zeit unter Hadrian noch für unwahrscheinlich angesehen worden; doch
inzwischen lässt sich das für die frühen hadrianischen Jahre generell nachweisen.39
Das neue Diplom ist für einen Veteranen ausgestellt, von dessen Einheit der Name vollständig verloren gegangen ist. Er trägt als origo den Namen Syrus, war also in der Provinz Syrien ausgehoben worden.
Wenn die Entlassung nach den üblichen 25 (oder mehr) Jahren geschehen ist, müsste er ca. 98 ausgehoben
worden sein; doch muss dies eine ungefähre Angabe bleiben, da die Dienstzeit auch länger gedauert haben
kann. Er hatte den Rang eines sesquiplicarius erreicht. Zusammen mit ihm wurden noch vier Söhne und
zwei Töchter zur Privilegierung angemeldet, also eine sehr hohe Zahl, was in der hadrianischen Zeit nicht
so selten ist (siehe oben zu Anm. 30).
Die Einheit stand damals unter dem Kommando eines Präfekten, von dessen Namen noch das Cognomen Valentinus erhalten ist. Er stammte aus der römischen colonia Iulia Augusta Dyrrachium, deren
Bürger in die Tribus Aemilia eingeschrieben waren.40 Das trifft sicher auch auf diesen Präfekten zu, wie
der Buchstabe [--]M vor dem Cognomen erkennen lässt: [Ae]m(ilia).
Zu fragen ist, für welches Provinzheer diese Konstitution bestimmt war. Keines der Diplome enthält
darauf einen Hinweis. Man könnte höchstens vermuten, dass die Konstitution für eine der drei dakischen
Provinzen, am ehesten für Dacia inferior, bestimmt war, weil das Fragment RMD I 23 dort gefunden wurde. Doch sind Diplome entweder durch ihre Besitzer oder auch durch Altmetallhändler leicht an andere
Orte gelangt, so dass sich daraus nichts Sicheres ableiten lässt.
Fast zur gleichen Zeit, als das bisher behandelte Fragment auf dem Antiquitätenmarkt erschien, wurde
auch ein anderes, allerdings viel kleineres Stück bekannt. Es ist ein Stück aus der rechten unteren Hälfte
einer tabella I. Der Rand ist rechts erhalten. Der Rahmen besteht aus einer Doppellinie.
Maße: Höhe 3,8 cm, Breite 3,9 cm, Dicke 1 mm; Buchstabenhöhe: innen 4 mm, außen 4–5 mm.
Gewicht 7,8 Gramm.
38 Mitteilung vom 7. März 2013.
39 G. Alföldy, Konsulat und Senatorenstand unter den Antoninen, Bonn 1977, 138 war noch davon ausgegangen, Hadrian
habe nie mehr als acht Konsuln pro Jahr zugelassen. Das ist inzwischen deutlich anders; siehe W. Eck – P. Weiß, Hadrianische
Konsuln: Neue Zeugnisse aus Militärdiplomen, Chiron 32, 2002, 449 ff.
40 Siehe z. B. CIL III 605. 607; AE 1923, 40.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
289
Nur wenig ist zu lesen:
Außenseite:
[--]CVI PR[--]
[--] DVRRAC
[--] vacat
[--]SYRO
[--] EIVS
[--] EIVS
[--]ṾḶẠ[--]
[--]
Innenseite:
[--]+++[--]
[--]IB ESSENT[--]
[--]X SI[--]
Das Wenige, das auf der Vorderseite erhalten ist – einmal die Herkunft des Präfekten aus Dyrrachium,
sodann die Bezeichung des Diplomempfängers als Syrus sowie mehrere Kinder – scheint zunächst für die
Zugehörigkeit des Fragments zur tabella I des zuvor besprochenen Fragments zu sprechen. Doch während
dort für die fünf Kinder der Hinweis EIVS fünfmal präzis untereinander steht, gilt dies hier nur für zwei
Zeilen, in denen EIVS ebenfalls klar untereinander angeordnet ist. Doch in der darauf folgenden Zeile sind
Reste von zwei Buchstaben zu sehen, die deutlich weiter links stehen als EIVS. Das aber dürfte darauf
hindeuten, dass hier bereits ein anderer Text stand, nämlich die Formel über die Abschrift von der [tab]ula
[aenea], die in Rom publiziert war. Wenn dies zutrifft, dann handelt es sich hier um ein weiteres Diplom,
freilich wohl aus derselben Konstitution stammend wie die des ersten Fragments, ebenfalls für einen Syrus
ausgestellt, der in derselben Einheit unter demselben Präfekten gedient hatte wie der Veteran, dem tabella
II einst gehört hatte. Das würde darauf hindeuten, dass um das Jahr 98 in Syrien die entsprechende Einheit
eine größere Zahl von syrischen Rekruten erhalten hat.
Nach all diesen Überlegungen kann der Text von insgesamt vier Diplomen in folgender Weise rekonstruiert werden:
1. Das neue große Fragment:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) divi Nervae nepos Traianus Hadrianus Aug(ustus)
pontif(ex) max(imus) tribunic(ia) potestat(e) VII co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equit(ibus) et ped(itibus), qui milit(averunt) in al(is) -- et coh(ortibus) --, quae appell(antur) --, quae
sunt in -- sub --,
290
W. Eck – A. Pangerl
quor(um) nomina subscripta sunt, ipsis liberis posterisq(ue) eorum civitatem dedit et conubium cum
uxorib(us), quas tunc habuissent, cum est civitas iis data, aut, si qui caelibes essent, cum iis, quas postea
duxissent, dumtaxat singuli singulas.]
[A(nte)] d(iem) XVI k(alendas) Iul(ias) [T. Prifern]io Gemino, [P. Metilio] Secundo co(n)s(ulibus)
[--] cui prae(e)st [-- Ae]m(ilia) Valentinus Durrac(hio) [ex]sesquiplicario [--] f(ilio) Sy[ro, --] f(ilio)
eius, [--] f(ilio) eius, [--] f(ilio) eius, [--] f(ilio) eius, [--] fil(iae) eius, [--] fil(iae) eius.
[Ti. Iuli] Urbani; [L. Vibi] Vibiani; [--] Festi; [L. Pulli] Daphni; [P. Atini] Flori; [L. Pulli] Anthi;
[P. Atti] Severi.
Der Text des zweiten Diplomfragments:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) divi Nervae nepos Traianus Hadrianus Aug(ustus)
pontif(ex) max(imus) tribunic(ia) potestat(e) VII co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equit(ibus) et ped(itibus), qui milit(averunt) in al(is) -- et coh(ortibus) --, quae appell(antur) --, quae
sunt in -- sub --] etc.
[--] cui pr[ae(e)st -- Aem(ilia) Valentinus] Durrac(hio) [-- f(ilio)] Syro[, -- f(ilio)] eius, [-- f(ilio)] eius.
[Descriptum et recognitum ex tab]ula [aenea quae fixa est Romae in muro post templum divi Aug(usti)
ad Minervam].
Der Text von ZPE 152, 2005, 239–241 = AE 2005, 1712 ist folgendermaßen zu verändern:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) divi Nervae nepos Traianus Hadrianus Aug(ustus)
pontif(ex) max(imus) tribunic(ia) potestat(e) VII co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equit(ibus) et ped(itibus), qui milit(averunt) in al(is) -- et coh(ortibus) --, quae appell(antur) --, quae
sunt in -- sub -- civitatem dedit et conubium cum uxoribus, quas tunc habuissent, cum est civitas iis data,
aut, si qui caelibes essent, cum iis, quas po]stea duxisse[nt, dumtaxat singuli sing]ulas.
A(nte) d(iem) XVI k(alendas) [Iul(ias) T. Prifernio Gemino, P. M]etilio Secun[do co(n)s(ulibus) --]
[Ti. Iuli Urbani; L. Vibi Vibiani; - Festi; L. Pulli Daphni; P. Atini Flori; L. Pulli Anthi; P(ubli) Atti]
Se[veri].
Und schließlich RMD I 23:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) d]ivi N[ervae nepos Traianus Hadrianus Aug(ustus)
pontif(ex) max(imus) tribunic(ia) potestat(e)] VII [co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equit(ibus) et ped(itibus), qui milit(averunt) in al(is) -- et coh(ortibus) --, quae appell(antur)-cum est civitas iis dat]a, aut, [si qui caelibes essent, cum iis, quas post]ea duxi[ssent, dumtaxat singuli
singulas].
A(nte) d(iem) XVI k(alendas) I[ul(ias) T. Prifernio Gemino, P.] Metilio [Secundo co(n)s(ulibus) --]
OI[--].
7. Konstitution für die Truppen von Britannien aus dem Jahr 125
Fragment eines Diploms aus der Mitte der unteren Hälfte der tabella I. Der ursprüngliche Rand ist nur
unten erhalten. Ein Rahmen scheint nicht angedeutet gewesen zu sein. Während die Schrift der Außenseite
klar und deutlich eingraviert ist, wurde sie auf der Innenseite sehr flüchtig und unsauber ausgeführt. Dort
wird zusätzlich durch Korrosionsauflagen die Lesung erschwert.
Maße: Höhe 4,2 cm, Breite 3,4 cm, Dicke: 1 mm; Buchstabenhöhe: außen 4, innen 5 mm; Gewicht:
15 Gramm.
Folgendes ist zu lesen:
Außenseite:
[--] DVMTA[XAT SINGVLI SINGVLAS]
[A] D XIV KAL [--]
[D VALERIO ASIA]TICO II L TITIO A[QVILINO COS]
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
291
[ALA G]ALLOR PROCV[L CVI PRAEST]
[- POM]PEIVS VA+[--]
[E]X GREGALE
[--]ONOMVSI F [--]
[DESCRIPT E]T RECOGNIT E[X TABVLA AENEA]
[QVAE FIX]A EST ROMAE [IN MVRO POS]
[TEMPLVM] DIVI AVG AD M[INERVAM]
Innenseite:
[--] ET AVG GALL
[--] ET I [--]
[--]ER[--]
[--]ET I R
[--]ET+++[--]
[--]Ṭ/Ị AEL ḤỊṢP
̣ ẠṆ[--]
Die Innenseite ist allerdings so stark korrodiert, dass die wenig sorgfältig geschnittenen Buchstaben nicht
alle genügend identifiziert werden können. In der letzten Zeile scheint man eine Einheit mit dem Namen
Ael(ia) Hispanorum lesen zu können. Doch kennt man eine Kohorte mit diesem Namen erst aus der Spätzeit Marc Aurels,41 nicht aber in den nicht wenigen Diplomen Britanniens der Zeit vorher. So könnte auch
die Lesung dieses Einheitsnamens nicht zutreffen.
Das Diplom stammt aus dem Jahr 125, was sich aus der Nennung der beiden ordinarii M. Lollius Paullinus D. Valerius Asiaticus Saturninus II und L. Epidius Titius Aquilinus in der Form [D. Valerio Asia]tico
II, L. Titio A[quilino cos.] ergibt. Vom Monatsdatum ist allerdings nur [a(nte)] d(iem) XIV kal(endas) [--]
erhalten. Wenn man von einem dreimonatigen Konsulat der ordinarii ausgehen könnte, dann wäre das
entweder der 19. Januar (XIV kal. [Febr.]), der 17. Februar (XIV kal. [Mart.]) oder der 19. März (XIV kal.
[April.]) gewesen. Doch bisher kennen wir für dieses Jahr nur die beiden ordentlichen Konsuln, so dass
auch ein viermonatiger Konsulat möglich wäre. Somit kann über die Länge und die Zahl der Konsulate im
Jahr 125 nichts Näheres gesagt werden.
Die Konstitution, auf die das Diplom zurückgeht, wurde für Britannien ausgestellt. Das ergibt sich aus
der Einheit, aus der der Diplomempfänger stammte: [--G]ALLOR PROCV[--]. Dabei kann es sich nur um
die ala I Augusta Gallorum Proculeiana handeln, die in mehreren Diplomen für die Inselprovinz bezeugt
41 RMD III 184; IV 293. 294.
292
W. Eck – A. Pangerl
ist42 und auch auf der Innenseite dieses Diploms identifiziert werden kann. Ihr Kommandeur war ein [--]
peius Va[--], dessen Gentile vermutlich zu Pompeius zu ergänzen ist. Ein Ritter dieses Namens scheint
bisher unbekannt zu sein. Das Diplom ging an einen Reiter, dessen Name verloren ist, vom Vatersnamen ist
[--]onomusi erhalten, was wohl kaum eine sichere Ergänzung erlaubt.
Mit diesem Diplom sind nun für die hadrianische Zeit Bürgerrechtskonstitutionen für Britannien in den
folgenden Jahren bezeugt (siehe RMD V p. 686 ff.):
122: CIL XVI 69; RMD V 360; AE 2008, 800,
124: CIL XVI 70,
125: das neue Diplom,
126: CIL XVI 88 (siehe RMD V p. 687),
127: RMD IV 240; ZPE 162, 2007, 225 = AE 2007, 1768,
130: ZPE 156, 2006, 246 ff. = AE 2006, 1836,
132: ZPE 174, 2010, 189 ff.,
135: CIL XVI 82,
also insgesamt 8 aus den 21 Regierungsjahren. Das ergibt bereits eine recht dichte Reihe, was exemplarisch zeigt, wie regelmäßig diese Konstitutionen ergingen, und zwar ganz offensichtlich in jedem Jahr.
Der Text des Diploms kann (ohne Berücksichtigung der Innenseite) in folgender Weise rekonstruiert
werden:
[Imp(erator) Caesar divi Traiani Parthici f(ilius) divi Nervae nepos Traianus Hadrianus Augustus
pontifex maximus tribunicia potestate VI co(n)s(ul) III proco(n)s(ul)
equitibus et peditibus, qui militaverunt in alis -- et cohortibus, quae app(ellantur) -- Aug(usta)
Gal(lorum) Proc(uleiana) et --, quae sunt in Britannia sub Platorio Nepote (?) quinque et viginti stipendi(i)s
emeritis dimissis honesta missione,
quorum nomina subscripta sunt, ipsis liberis posterisq(ue) eorum civitatem dedit et conub(ium) cum
uxorib(us), quas tunc habuissent, cum est civitas iis data, aut, si qui caelibes essent, cum iis, quas postea
duxissent,] dumta[xat singuli singulas.
A(nte)] d(iem) XIV kal(endas) [-- D(ecimo) Valerio Asia]tico II, L(ucio) Titio A[quilino co(n)s(ulibus).
Alae G]allor(um) Procu[l(eianae) cui prae(e)st - Pom]peius Va[-- e]xgregale [--]onomusi f(ilio) [--.
Descript(um) e]t recognit(um) e[x tabula aenea quae fix]a est Romae [in muro pos(t) templum] divi
Aug(usti) ad M[inervam].
8. Ein Diplom der Konstitution für Pannonia inferior aus dem Jahr 154?
Fragment aus der unteren linken Hälfte der tabella I eines Diploms. Der Rand ist links erhalten. Die Rahmung besteht aus zwei leicht eingravierten Linien. In der Zeile mit den Konsulnnamen beginnt das Praenomen bereits zwischen den beiden Rahmenlinien.
Maße: Höhe 3,7 cm, Breite 3,1 cm, Dicke 0,5 mm; Buchstabenhöhe: außen 4 mm, innen 4 mm; Gewicht:
3,5 Gramm.
Zur Herkunft gibt es keine näheren Angaben.
Folgendes ist zu lesen:43
Außenseite:
[--]
SEX CALPVRN[IO AGRICOLA TI CLAVDIO IVLIANO COS]
ALAE I A[VG ITVRAEORVM --]
C VA[--]
Ẹ[XGREGALE]
SOBAE [--]
42 RMD IV 240 (127); ZPE 162, 2007, 225 = AE 2007, 1768 (127); ZPE 174, 2010, 189 ff. (132); CIL XVI 82 (135); XVI
93 (154/5); RMD V 420 (158); CIL XVI 88 (?); RMD V 450 (?).
43 Soweit möglich wurden bereits die Ergänzungen in die Abschrift eingefügt.
Neue Diplome mit den Namen von Konsuln und Statthaltern
293
[E]T FESTAE +[--]
[DESCRI]P Ẹ[T--]
Innenseite:
[IMP CAESAR DIVI HADRIANI FIL DI]VI TRA[IANI PAR]
[THICI NEP DIVI NERVAE PRON T A]ELIVS H[ADRIA]
[NVS ANTONINVS AVG PIVS] P M TR[IBVN]
[POTEST XVII IMP II COS IV ] P P [vacat]
[--] ++ I +[--]
Zur Lesung der Außenseite: In Zeile 1 berühren sich das A und das nachfolgende L auf der unteren Zeilenlinie, so dass die Zeichen nicht klar getrennt erscheinen. Durch das R verläuft eine tiefe schräge sekundäre
Furche, wodurch die linke senkrechte Haste nicht klar sichtbar wird. Zeile 3: Von dem E von exgregale ist
nur noch schwach der untere Teil sichtbar.
Innenseite: Die Zeichenreste der letzten Zeile sind nicht eindeutig zu interpretieren. Es muss sich um
einen Teil der Formel in alis -- quae appellantur -- handeln (siehe noch unten).
Das Diplom geht auf eine Konstitution des Antoninus Pius zurück. Die genaue Datierung ist durch den
Rest des Konsulnpaars in Zeile 1 der Außenseite möglich: Sex(to) Calpurn[io Agricola, Ti(berio) Claudio
Iuliano co(n)s(ulibus). Beide waren Konsuln in den Monaten September und Oktober des Jahres 154. Das
Konsulnpaar ist durch eine Reihe von Diplomen in Konstitutionen für verschiedene Provinzen bezeugt:
Dacia Porolissensis: CIL XVI 110 = IDR I 17b = RMD I 47/110 = AE 1977, 719,
Moesia inferior:
W. Eck – A. Pangerl, Chiron 39, 2009, 557 ff. = AE 2009, 1817,
Pannonia inferior: RMD III 169 = RMD V p. 703; P. Weiß, ZPE 146, 2004, 247 ff. = AE 2004, 1923.
Soweit erkennbar tragen alle Diplome als Tages- und Monatsdatum: a(nte) d(iem) V k(alendas)
Oct(obres) = 27. September.
Da aus den zwei Monaten, die die Konsuln amtierten, bereits drei Konstitutionen bekannt sind, ist
es wahrscheinlich, dass das neue Diplomfragment mit einem dieser Kaisererlasse zu verbinden ist. Den
einzigen Hinweis, welche Konstitution dies gewesen sein könnte, bietet der Rest des Alennamens des Diplomempfängers: ala I A[--]. Unter den Alen, die in den drei Konstitutionen genannt werden, beginnt nur
der Name der ala I Aug(usta) Itur(aeorum) in Pannonia inferior entsprechend. Somit wird man mit hoher
Wahrscheinlichkeit dieses Fragment ebenfalls der Konstitution für die Truppen von Pannonia inferior
zuweisen und diesen Alennamen in Zeile 2 der Außenseite einsetzen dürfen.
Vom Namen des Alenpräfekten ist nur C. Va[--] erhalten. Es sind zwar mehrere Auxiliarpräfekten
bekannt, deren Name entsprechend beginnt; doch lässt sich keine Verbindung mit dem Präfekten dieser
294
W. Eck – A. Pangerl
Einheit herstellen.44 Für den Namen des Auxiliarveterans Soba sind keine Parallelen zu finden; der Name
der Ehefrau Festa dürfte dem bekannten römischen Cognomen entsprechen.
Wenn das Diplom Pannonia inferior zuzuweisen ist, könnte man die winzigen Reste in der letzten Zeile der Innenseite so verstehen: [quae appe]ll(antur) I [Flav(ia) Aug(usta) Britt(annica)], da dies die erste
Einheit ist, die in der Konstitution genannt wird.
Damit könnte der Text der Außenseite lauten:45
[Imp(erator) Caes(ar) divi Hadriani f(ilius) divi Traiani Parthic(i) nep(os) divi Nervae pron(epos)
T(itus) Aelius Hadrianus Antoninus Aug(ustus) Pius pont(ifex) max(imus) tr(ibunicia) pot(estate) XVII
imp(erator) II co(n)s(ul) IV p(ater) p(atriae)
equitib(us) et peditib(us), qui milit(averunt) in alis III(!), quae appel(lantur) I Flav(ia) Aug(usta)
Britt(annica) (milliaria) et I Thrac(um) veter(ana) et I c(ivium) R(omanorum) et I praetor(ia) c(ivium)
R(omanorum) et I Aug(usta) Itur(aeorum) et coh(ortibus) XIII III Bata-vor(um) (milliariae) vexil(latio)
et I Alpinor(um) equit(ata) et I Thrac(um) German(ica) et I Alpin(orum) pedit(ata) et I Noricor(um) et
III Lusitan(orum) et II Ast(urum) et Callaec(orum) et VII Breucor(um) et I Lusit(anorum) et II Aug(usta)
Thrac(um) et I Montan(orum) et I Thrac(um) c(ivium) R(omanorum) et I Campan(orum) volunt(ariorum)
et sunt in Pannon(ia) infer(iore) sub Iallio Basso leg(ato) quinis et vicenis item classic(is) senis et vicenis
plurib(us)ve stip(endiis) emerit(is) dimis(sis) honest(a) mission(e),
quor(um) nomin(a) subscripta sunt, civit(atem) Roman(am), qui eor(um) non haber(ent), item fili(i)s
classic(orum) dedit et conub(ium) cum uxor(ibus), quas tunc habuis(sent). cum est civitas i(i)s data, aut
cum i(i)s, quas postea duxiss(ent), dumtaxat singulis.
A(nte) d(iem) V k(alendas) Oct(obres)] Sex(to) Calpurn[io Agricola Ti(berio) Cl(audio) Iuliano
co(n)s(ulibus)].
Alae I A[ug(ustae) Itur(aeorum) cui praest] C(aius) Va[--] e[xgregale] Sobae [-- f(ilio) -- e]t Festae
[-- fil(iae) uxor(i) eius --].
[Descri]p(tum) e[t recognit(um) ex tabul(a) aerea quae fixa est Romae in muro post templ(um) divi
Aug(usti) ad Minervam].
Innenseite:
[Imp(erator) Caesar divi Hadriani fil(ius) di]vi Tr[aiani Parthici nep(os) divi Nervae pron(epos)
T(itus) A]elius H[adrianus Antoninus Aug(ustus) Pius] p(ontifex) m(aximus) tr[ibun(icia) potest(ate) XVII
imp(erator) II co(n)s(ul) IV] p(ater) p(atriae)
[equ(itibus) et ped(itibus), qui mil(itaverunt) in al(is) V, q(uae) appe]ll(antur) I F[lav(ia) Aug(usta)
Britt(annica) (milliaria)? --] etc.
44 Siehe PME VI p. 23 und 214 f.
45 Vgl. das Diplom, das von P. Weiß, ZPE 146, 2004, 247 ff. publiziert wurde (= AE 2004, 1923).