Verfahren und Vorrichtung zur Vermeidung von Kontamination des Abstichstahles durch Vorlaufschlacke bei einem kippbaren Konverter
B e s c h r e i b u n g
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Ver¬ schließen des Abstichloches eines kippbaren Konverters mit einem Verschlußstopfen, der aus hitzefester Masse, einem zum Konverterinneren weisenden, beim Auftreffen von flüssigem Stahl schmelzenden Stirnblech sowie einem Setz¬ gerät besteht, über das der Stopfen in das Abstichloch einführbar und darin gegen dessen Wandung verformbar ist. Die Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zum Betreiben eines Konverters und dabei zum gleichmäßigen und schlacke¬ freien Ableiten des flüssigen Stahls, wobei ein aus plastischem Material bestehender Stopfen möglichst tief in das Innenwand und Außenwand verbindende Abstichloch einge¬ führt und dort festgesetzt wird.
Kippbare Konverter besitzen an geeigneter Stelle in der Konverterwand oberhalb des Badspiegels eine Aus¬ lauföffnung bzw. ein Abstichloch zur Überführung des flüssigen Stahls in die Abstichpfanne. Zum Entleeren wird der Konverter in eine solche Position gekippt, daß der Stahl durch das Abstichloch in die nachgeschaltete Pfanne strömt. Da auf der Metallschmelze stets spezifisch leichtere Schlacke unterschiedlicher Viskosität auf¬ schwimmt, gelangt diese während des Kippvorganges zwangs¬ weise zuerst in das Abstichloch und somit mehr oder weniger große Mengen an Vorlaufschlacke in die Abstichpfanne. Für zahlreiche nachfolgende metallurgische Prozesse ist das Vorhandensein von sauerstoffreicher und häufig mit Phosphor oder Schwefel angereicherter Schlacke von erheblichem Nachteil. Es ergibt sich daher die Forderung möglichst schlackenfrei den Konverterstahl in die Abstichpfanne zu überführen. Dies wird bekannterweise dadurch erreicht, daß das Abstichloch des Konverters vorübergehend verschlossen
Ersatzblatt
wird. Hierzu sind eine Reihe von Systemen bekannt, die erst dann das Abstichloch freigeben sollen, wenn die Schlacke während des Kippvorganges am Abstich vorbeigeführt worden ist. Insbesondere sind Schiebersysteme als Verschlu߬ mechanik bekannt, die jedoch nicht verhindern können, daß Vorlaufsschlacke in den Abstichkanal gerät, weil sie mit der Außenwand des Konverters abschließen. Außerdem werden bisher Stopfen aus verschiedenen Materialien bzw. Materialkombinationen außen im Abstichloch angeordnet oder in den Abstich hineingetrieben (AT-PS-355 070, AT-PS-257 665). Bekannt sind darüber hinaus für die äußere Plazierung Kombinationen aus Faserstoffen mit Feststoffen, plastische Tonmaterialien, Holzstopfen und auch Pechstopfen und für die innere Plastifizierung z.B. Kombinationen aus Blechen mit feuerfester Materialbeschichtung sowie ggf. zusätzlicher Tonmaterialbeschichtung sowie Krallen zum Festsetzen im Abstichloch (EP-A-0 315 311, US-A-4 877 221, WO 90/06377, US-A-4 399 986 und EP-A-0 260 735). Aufgrund der technologisch erforderlichen konischen bzw. trichter¬ artigen Formgebung der Abstichlöcher und des fort¬ schreitenden Verschleißes der feuerfesten Materialien in diesem Bereich, treten mit den bekannten Stopfen un¬ kontrollierbare und demnach nachteilige Verhaltensweisen durch vorzeitigen Ausfall der Schutzfunktion gegen Vorlauf¬ schlackenverunreinigungen auf. Im Ergebnis werden daher häufig größere Mengen Vorlaufschlacke trotz entsprechender Sicherungen in die Pfanne überführt. Letztlich ist je nach Setzvorrichtung eine nicht unerhebliche Gefährdung der Bedienungsmanschaft mit dem Einsatz dieser Verschlu߬ stopfen verbunden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine die nutzungsbedingten Veränderungen des Abstichloches aus¬ gleichende, einfach zu handhabende Verschlußvorrichtung und ein Verfahren anzugeben, das die Überführung von größeren Mengen Konvertervorlaufschlacke in die Pfanne zu¬ verlässig verhindert.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Verschlußstopfen einen zylinderförmigen, hoch¬ plastischen Kern aufweist, daß die Zylinderabdeckflächen von dem Stirnbleph und einer Grundplatte abgedeckt sind, daß das Stirnblech gegen die Grundplatte verschiebbar mit dem Setzgerät verbunden und in einen Trichterkanal übergehend ausgebildet ist, der den Verschlußstopfen bzw. Kern durchörtert und eine auf das Stirnblech einwirkende Ziehkralle aufnehmend geformt ist.
Bei einer derart ausgebildeten Vorrichtung ist die Möglichkeit gegeben, den aufgrund seiner zylinderförrnigen Form ohne Probleme in das Abstichloch einschiebbar und Verschlußstopfen soweit einzuschieben, daß er mit seinem Stirnblech mit der Konverterinnenseite annähernd fluchtend positioniert und dann durch Ziehen der Ziehkralle gesetzt wird. Dabei kann die Ziehkralle und damit das Setzgerät . ohne Probleme von außerhalb her betrieben werden, weil das Stirnblech in einen Trichterkanal übergeht, der den Ver¬ schlußstopfen durchörtert, so daß das Festsetzen des Stopfens auch wirklich konverterinnenseitig erfolgt und nicht an dessen Außenwand. Ist der Verschlußstopfen ent¬ sprechend gesetzt, so versintert das Stirnblech und weder Schlacke noch sonstige Teile können durch das Abstichloch ausfließen. Vielmehr kann der Konverter gekippt werden, wobei mit Berühren des flüssigen Stahls nun das Stirnblech und auch der Trichterkanal schmilzt und der Stahl durch den Trichterkanal genau gezielt in die Pfanne fließen kann. Da der übrige Teil des Verschlußstopfens mit Ausnahme der Ränder nicht versintert ist, wird er schnell und ohne Pro¬ bleme ausgetragen bzw. ausgespült, wobei die geringe Menge an Stopfenmaterial für die weitere Verarbeitung, des Stahls keinerlei Behinderung darstellt. Die unterschiedlichen Betriebsweisen und Betriebsbedingungen eines Konverters haben selbst nach mehrstündigem Verweilen des Verschlu߬ stopfens im Abstichrohr keinerlei negativen Einfluß auf die volle Funktions- und Schutzwirkung desselben. Aufgrund
seiner Anordnung im Übergangsbereich zum Konverterinneren wird das, häufig bei neuzugestellten Konvertern, Eindringen von Schlacke in das Abstichloch während des Blasvorganges ebenfalls wirksam verhindert. Die im feuerfesten Material des Verschlußstopfens enthaltenen permanenten und tempo¬ rären Bindemittel verhindern außerdem einen vorzeitigen Zerfall der Restmasse. Die zur Konverterinnenseite hin ge¬ bildete Kappe ist stabil genug, um beim Kippen des Kon¬ verters die Schlacke sicher über den Abstich zu leiten. Sie bricht erst beim Anstehen des ferrostatischen Druckes ein.
Eine vorteilhaft gleichmäßige Masse für den Ver¬ schlußstopfen ist die, bei der der zylinderförmige Kern aus feuerfestem Material mit unter 3 mm Körnung, Binde¬ mittel und Verflüssiger und Plastifizierer besteht.
Der zylinderförmige Kern kann aus Rohstoffen auf der Basis von Silicium-, Aluminium-, Magnesiumoxid bzw. -Silikat in geeigneter Zusammensetzung bestehen. Bevorzugt ist allerdings als Feuerfestmaterial ein Gemisch aus
20 bis 40 Gew.-% Tonerdesilikat 20 bis 40 Gew.-% Bindeton
sowie
0 bis 30 Gew.-% Wasser
5 bis 20 Gew.-% Öl
0,5 bis 3 Gew.-% Plastifizierer
0,1 bis 2 Gew.-% Verflüssiger
0,1 bis 2 Gew.-% temporäre Binder
0,1- bis 5 Gew.-% permanente Binder.
Dieses feuerbeständige Material hat eine Raumdichte von 0,8 bis 0,9 kg/dm3 und ist damit wesentlich leichter als herkömmliche, für diesen Zweck eingesetzte Materialien.
Vorteilhaft ist es, wenn als permanente Binder Silikate, als temporäre Binder Zellulosematerial, als Plastifizier polyelektrolytische Alkohle und als Ver¬ flüssiger Fettsäure eingesetzt sind. Damit ist ein Material geschaffen, das einmal sicher stellt, daß beim Verformen sich der Stopfen im Abstichloch wirksam festsetzt, ohne daß es zu einer durchgehenden Versinterung kommt. Die Rest¬ masse wird auch bei entsprechender Hitzeeinwirkung vor einem Zerfall geschützt.
Das verwendete Stirnblech besteht aus hitzebe¬ ständigem Material und ist trichterförmig und in Richtung auf die kleinere Öffnung konvex ausgebildet, wobei die kleinere Öffnung in den Trichterkanal mündet. Dieser Trichterkanal ist durch den Stopfen hindurch verlängert und dient zur Führung des Setzwerkzeuges für das Quetschen des Verschlußstopfens sowie zur Zentrierung des austreten¬ den Gießstrahles im Moment des Abstiches zur Vermeidung eines Brauseeffektes beim fließenden Stahl. Der Trichter¬ kanal kann unterschiedliche Durchmesser aufweisen. Bei der erfindungsgemäßen Ausführung betragen die Durchmesser 25-38 mm. Der Querschnitt des Trichterkanals kann von der Kreisform abweichen.
Der Trichterkanal ist erfindungsgemäß über die Grund¬ platte hinaus in das Setzgerät übergehend ausgebildet, um so das Einschieben der Kralle zu erleichtern.
Weiter sieht die Erfindung vor, daß das Setzgerät eine die Dicke des Reststopfens vorgebende, einstellbare Sperre aufweist, um auf diese Art und Weise das genaue Setzen des Verschlußstopfens in der Übergangszone zum Kon¬ verterinnenraum abzusichern.
Zum Betreiben eines Konverters auf hochstehendem * sicherheitstechnischen Standart dient ein Verfahren, bei dem der Stopfen bis dicht an die Innenwand des Konverters heran in das Abstichloch eingeführt und dann von der Unter-
seite und gleichzeitig durch eine Mittenbohrung hindurch auch von der Oberseite her bis zum dichten Anliegen an die Lochwandung verformt wird. Durch das Verformen des Stopfens von beiden Seiten her ist sichergestellt, daß er an der vorgesehenen Stelle wirklich positioniert wird. Außerdem ist auf diese Art und Weise sichergestellt, daß er sich gleichmäßig an die ja nicht immer gleichförmige Innenwand des Abstichloches anlegt und somit daß Abstich¬ loch auch wirksam verschließt und zwar mit Ausnahme der verbleibenden Mittenbohrung. Durch diese Mittenbohrung hin¬ durch kann .dann der flüssige Stahl austreten, wie weiter vorne erläutert worden ist.
Eine besonders wirksame Methode ist die, bei der der Stopfen mit Hilfe einer ihn von der Unterseite und der Oberseite erfassenden Sitzvorrichtung in der Übergangszone zum Konverterinnenraum positioniert und unter Offenhaltung der Mittenbohrung durch Verquetschen plaziert wird. Mit Hilfe dieses Verfahrens und mit Hilfe der Setzvorrichtung kann der Stopfen von beiden Seiten her gleichmäßig beauf¬ schlagt werden, so daß das schon weiter oben erwähnte gleichmäßige Anliegen an der Innenwand des Abstichrohres sichergestellt ist.
Eine besonders zweckmäßige Ausführung des Verfahrens sieht vor, daß das plastische Material des Stopfens aus 20 bis 40 Gew.-% isolierenden Tonerdesilikat, 20 bis 40 Gew.-% Bindeton, 0 bis 30 Gew.-% Wasser, 5 bis 20 Gew.-% Mineralöl, 0,1 bis 3 Gew.-% Plastifizierer (polyelektro- lytische Alkohle), 0,1 bis 2 Gew.-% Verflüssiger (Fett¬ säure), 0,1 bis 2 Gew.-% temporärer Binder (Zellulose) und 0,1 bis 5 Gew.-% permanente Binder (Silikate) zusammen¬ gemischt, zu einem zylinderförmigen Körper geformt und dann mit dem Trichterkanal eines trichterförmigen Quetsch¬ bleches durchstoßen und dann auf die Setzvorrichtung aufge¬ setzt und in das Abstichloch eingesetzt und festgesetzt wird. Mit einem derart geformten und eingesetzten Ver¬ schlußstopfen ist es vorteilhafterweise möglich, die weiter
vorn geschilderten erheblichen Vorteile zu erreichen, so daß bei üblichen Konvertern und zwar auch bei schon länger in Betrieb befindlichen Konvertern ein immer sicheres und weitgehend schlackenfreies Entnehmen des flüssigen Stahls aus dem Konverter gesichert ist.
Im folgenden wird eine bevorzugte Ausführung der Er¬ findung erläutert. Dabei zeigen in schematisierter Darstel¬ lung
Fig. 1 perspektivische Seitenansicht einer
Ausführungsform eines Verschlußstopfens,
Fig. 2 Schnitt durch einen Konverter im Bereich des Abstichloches mit eingeschobenem Verschlußstopfen (eine Setzvorrichtung sitzend) und
Fig. 3 Schnitt durch einen Konverter im Bereich des Abstichloches mit eingesetztem und verquetschtem Verschlußstopfen.
Der in den Figuren allgemein mit (1) bezeichnete Schlackenvorlaufstopfen besitzt eine zylindrische Form. Der Querschnitt dieses Verschlußstopfens (8) kann von der Kreis¬ form abweichen. Der Verschlußstopfen (8) besteht aus einem feuerbeständigem Material und besitzt konverterinnenseitig ein trichtförmiges Quetschblech (2), welches einen ver¬ längerten, durch den Verschlußstopfen (8) geführten Trichterkanal (5) besitzt. Das feuerfeste Material des Verschlußstopfens besteht bei der dargestellten Ausführung aus 35 Gew.-% Tonerdesilikat, 35 Gew.-% Bindeton, 20 Gew.-% Wasser, 6,5 Gew.-% Mineralöl, 0,2 Gew.-% Plastifizierer, 0,3 Gew.-% Verflüssiger, 0,5 Gew.-% temporären Binder und 2,5 Gew.-% permanenten Binder. Als permanente Binder sind Silikate, als temporäre Zellulosematerialien, als Plasti- fizierer und Verflüssiger sind polyelektrolytische Alkohole und Fettsäuren verwendet worden. Das Raumgewicht des Ver¬ schlußstopfens beträgt 0,8 bis 0,9 kg/dm3.
In der Fig. 2 ist dargestellt, wie der Verschlu߬ stopfen (8) mit Hilfe des Setzgerätes in das Abstichloch (10) eingeführt ist. Die Grundplatte (4) des auf den Durch¬ messer des Abstichloches (10) abgestimmten Setzgerätes liegt auf der, dem Quetschblech bzw. Stirnblech (2) gegen¬ überliegenden Seite (7).
Eine Ziehkralle (6) ist nach Fig. 2 durch den Trichterkanal (5) bis oberhalb des Trichters geführt und hat zunächst die Aufgabe, den Verschlußstopfen (8) bis zu seiner endgültigen Positionierung im Abstichloch (10) zu halten. Der Verschlußstopfen (8) wird mit Hilfe des Setz¬ gerätes soweit in ds Abstichloch (10) eingeführt, daß er mit seiner Quetschblechfläche, d.h. also der Oberfläche des Stirnbleches (2) nahezu mit der Konverterinnenseite (9) fluchtet. -Über das Hebelsystem des Setzgerätes wird die Ziehkralle (6) auf das Stirnblech (2) gezogen, wodurch ein Druck auf das Stopfenmaterial ausgeübt wird, das sich so¬ weit verformt, bis der Durchmesser des Abstichloches (10) vollständig ausgefüllt ist.
In Fig. 3 ist ein verquetschter Verschlußstopfen (8) im Abstichloch (10) dargestellt. Die Dicke des Stopfen¬ boden bzw. Reststopfens (12) in Fig. 3 wird für jeden Ab¬ stichdurchmesser eines Konverters mit Hilfe des Setz¬ gerätes stets eingehalten, so daß ein reproduzierbares Öffnungsverhalten sichergestellt ist.
Nicht zur Ausfüllung des Abstichdurchmessers er¬ forderliche Stopfenmaterial wird mit Hilfe des Quetsch¬ bleches bzw. Stirnbleches (2) an der Abstichwandung gem. Fig. 3 verpreßt.
Aufgrund der hohen Strahlungswärem auf der Konverter¬ innenseite schmilzt das Stirnblech (2) und versintert mit dem feuerfesten Material zu einer festen Kappe (siehe Fig. 3). Diese Kappe hält dem Blasdruck und den auftretenden
Vibrationen und Erschütterungen stand. Das übrige feuer¬ feste, isolierende Material verfestigt sich soweit, daß es im Abstichloch (8) stabil erhalten bleibt. Eine Versinterung mit der Wandung des Abstichloches (8) findet nicht statt. Die versinterte Kappe ist so stabil, daß sie beim Kippen des Konverters die Vorlaufschlacke sicher über das Abstich¬ loch (8) leitet und erst unter dem ferrostatischen Druck einbricht. Restliches Stopfenmaterial wird innerhalb weniger Sekunden durch den ausfließenden Stahl ausgetragen.
Aufgrund der geringen Materialmengen gelangen nur wenig Fremdteile in die Abstichpfanne, die hier nicht dar¬ gestellt ist. Bei der erfindungsgemäßen Ausführung und An¬ wendung ist eine hohe Sicherheit in der Funktion des Ver¬ schlußstopfens (8) selbst unter den Bedingungen langer Heißstandzeiten von über zwei Stunden gewährleistet. Bei Schlackenstandsmessungen in Abstichpfannen von 100 bis 250 to Fassungsvermögen konnten bei 200 Versuchszustellungen nennenswerte Mengen Vorlaufschlacken nicht mehr nachge¬ wiesen werden.