-
Die
vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Molekularbiologie
und vor allem das Gebiet der Mutagenese. Sie hat ein Verfahren zur
gezielten bzw. gerichteten Mutagenese mit hoher Ausbeute zum Gegenstand,
das heißt
die Bildung zahlreicher gezielter Mutanten in einer verkürzten Zeit
und mit einer verringerten Zahl von Schritten. Dieses Verfahren
wird hier als "massive
Mutagenese" bezeichnet.
-
Die
Mutagenese ist eine Technik, die darauf abzielt, die Nucleotidsequenz
eines DNA-Fragments künstlich
zu verändern
mit dem Ziel, die biologische Aktivität, die das Fragment hat, zu
modifizieren. Die Mutagenese hat im letzten Jahrzehnt einen bedeutenden
Platz in zahlreichen molekularbiologischen Arbeiten eingenommen.
-
Der
Ausdruck Mutagenese kann mit drei verschiedenen Veränderungen
eines DNA-Fragments in Verbindung gebracht werden:
- – der
Deletion, die darin besteht, Nucleotide aus dem interessierenden
DNA-Fragment zu entfernen,
- – der
Insertion, die darin besteht, Nucleotide hinzuzufügen, und
- – der
Substitution, die darin besteht,
eine oder mehrere Basen
durch die gleiche Zahl von Basen von anderer Beschaffenheit zu ersetzten.
-
Die
Techniken der Mutagenese können
in zwei große
Gruppen unterteilt werden: einerseits die zufällige Mutagenese und andererseits
die gezielte Mutagenese (auch als gerichtete Mutagenese bezeichnet).
-
Die
zufällige
Mutagenese zielt darauf ab, Substitutionen von zufälliger Art
und an zufälliger
Position in ein DNA-Fragment einzuführen.
-
Historisch
wurde die zufällige
Mutagenese mit Hilfe chemischer Verfahren durchgeführt, die
die Struktur der DNA verändern.
Seit einiger Zeit hat die Vervielfältigung bzw. Amplifikation
eines Moleküls
unter Verwendung einer Polymerase unter speziellen Bedingungen häufig die
chemischen Verfahren ersetzt. Diese speziellen Bedingungen sind
dadurch gekennzeichnet, dass sie die Fähigkeit des Enzyms, die DNA
zuverlässig zu
replizieren, beeinträchtigen.
Die Polymerase führt
im Verlauf der Zyklen Mutationen ein, d. h. Veränderungen, bezogen auf die
ursprüngliche
Sequenz. Am Ende der Reaktion wird eine große Zahl von Kopien des ursprünglichen
Moleküls
erhalten, wobei jedes dieser Moleküle andere Mutationen aufweist.
Diese Moleküle
liegen in Form einer Bank vor, d. h. eines Gemischs von Molekülen unterschiedlicher
Beschaffenheit (die sich hinsichtlich der Art und der Position ihrer
Mutationen unterscheiden).
-
Die
gezielte Mutation zielt darauf ab, eine oder einige Mutationen (Substitutionen,
aber auch Deletionen oder Insertionen) von bekannter Art und mit
bekannter Position in ein DNA-Fragment einzuführen. Ein Oligonucleotid wird
verwendet, um diese Mutation einzuführen. Dieses Oligonucleotid
besteht herkömmlicherweise
aus etwa zwanzig Basen. Die Sequenz dieses Oligonucleotids ist an
jedem Punkt homolog zu der Zielsequenz auf dem DNA-Fragment mit
Ausnahme einer oder einiger Positionen, die in seinem mittleren
Teil liegen.
-
Dieses
Oligonucleotid wird anschließend
verwendet, um eine Replikationsreaktion (oder Amplifikationsreaktion,
d. h. mehrfache Replikationen) zu starten, indem das DNA-Fragment
als Matrix verwendet wird. Die neu synthetisierte Sequenz enthält die gewünschte Veränderung.
-
Die
ersten Techniken der gezielten Mutagenese basierten auf der Amplifikation
des einzigen interessierenden DNA-Fragments (in Form ei nes linearen
DNA-Fragments), das anschließend
in ein Plasmid eingeführt
werden musste. Diese Techniken waren langwierig und mussten an jedes
Untersuchungssystem angepasst werden.
-
Erst
kürzlich
wurde das die Mutation(en) einführende
Oligonucleotid verwendet, um direkt das Plasmid, das das interessierende
DNA-Fragment enthält, zu replizieren.
Die Zahl der durchzuführenden
Handgriffe wird so minimiert.
-
Die
praktische Durchführung
der gezielten Mutagenese ist jedoch weit davon entfernt, einfach
zu sein. Es stellt sich vor allem das Problem der Trennung der Moleküle, in die
die Mutation eingeführt
wurde, von den Molekülen,
in die sie nicht eingeführt
wurde. Die alleinige Replikation eines ringförmigen DNA-Fragments (entsprechend
dem herkömmlichen
Fall eines Gens, das in ein Plasmid kloniert ist) mit einem die
Mutation(en) einführenden
Oligonucleotid ermöglicht
es nicht, in Abwesenheit eines Selektionssystems, ein nachweisbares Ausmaß der Mutagenese
zu beobachten. Da die in vitro synthetisierte DNA von der in Bakterien
synthetisierten DNA durch das Kriterium ihres Gehalts an methylierten
Basen unterschieden werden kann, wurde ein Screening-System, das
auf diesem Kriterium basiert, entwickelt und verallgemeinert. Es
handelt sich um die Verwendung des Enzyms DpnI, das spezifisch ist
für Stellen,
die auf methylierter DNA, nicht jedoch auf nicht methylierter DNA
vorhanden sind (Lacks et al., 1980 Methods in Enzymology, 65: 138).
Die Moleküle,
die keiner in vitro-Replikation unterzogen wurden, werden so eliminiert.
Selbst bei Verwendung dieses Systems zum Screening von Mutanten
bleibt die Effizienz der Mutagenesereaktion gering und bei nur etwa
5% mutierten Molekülen.
-
Dieser
geringe Gehalt an Mutanten wird insbesondere durch die Tatsache
verursacht, dass am Ende der gezielten Mutagenesereaktion die ringförmigen Moleküle in Bakterien
eingeführt
werden, die ein System zur DNA-Reparatur enthalten, das einen großen Teil
der Mutationen beseitigt, wenn diese nur von einem der Stränge der
DNA getragen werden.
-
Es
sind zahlreiche Systeme vorgeschlagen worden, um zu versuchen, die
Effizienz dieser Mutagenese-Techniken zu verbessern. Diese Techniken
erfordern in den meisten Fällen
ein zweites Oligonucleotid, das es ermöglicht, die Häufigkeit
der mutierten Moleküle
vor dem Screening zu verbessern (Patent
EP 96942905 ; Patent WO 9935281).
Andere Systeme verwenden ebenfalls ein zweites Oligonucleotid, das
ein spezielles und manchmal effizienteres Screening-System ermöglicht (Patent
EP 0938552 ; Katalog Clontech
2000, Seite 45). Schließlich
verwenden andere Systeme besondere Bakterienstämme, wobei diese Systeme darauf
abzielen, den Ausbeuteverlust durch die reparierende Aktivität der Bakterien
zu minimieren (US-Patent 4,873,192; Patent
EP 0 938552 ).
-
Schließlich ermöglicht die
Mehrzahl der existierenden Techniken die gleichzeitige Integration
mehrerer Oligonucleotide in eine DNA-Sequenz. Nach allgemeiner Regel
konnten bis zu drei Oligonucleotide gleichzeitig an verschiedenen
Stellen des zu mutierenden Fragments eingeführt werden (Patent WO 9935281;
Patent
EP 0938552 ).
Ein Artikel erwähnt
sogar den Erhalt von Molekülen,
in die gleichzeitig bis zu sieben Oligonucleotide in einem einzigen
Schritt eingefügt
wurden (Perlak et al., 1990, Nucleic Acid Research, 18: 7457).
-
Der
Begriff der "Bank" ist im Stand der
Technik nicht dafür
vorgesehen, die Produkte zu charakterisieren, die am Ende einer
gezielten Mutagenesereaktion erhalten werden. Vielmehr wird in der
großen
Mehrzahl der Fälle
am Ende der Reaktion ein einziges Produkt erhalten, das eine einzige
Mutation enthält.
In dem US-Patent 5,798,208 wird ein Mutageneseverfahren beschrieben,
bei dem eine vorab ausgewählte
Aminosäure
in alle möglichen
Positionen einer ausgewählten
Region eines Proteins eingeführt
wird, um eine Bank von Mutanten dieses Proteins zu erzeugen, wobei
das Ziel darin bestand, die Bedeutung einer speziellen Aminosäure für die Struktur
oder die Funktion eines gegebenen Proteins zu ermitteln. In dem
Fall, in dem mehrere Mutationen gleichzeitig mit Hilfe mehrerer
Oligonucleotide eingeführt
werden (Patent WO 9935281; Perlak et al., 1990 Nucleic Acid Research,
18: 7457) sind die einzigen angestrebten Produkte die Produkte,
in die die Gesamtheit der Mutationen eingebracht worden ist, und
die Technik soll mit dem Ziel optimiert werden, die Häufigkeit
dieser Produkte zu maximieren. Die Produkte, in die nur ein kleiner
Teil der Mutationen eingeführt wird,
werden zurückgedrängt, und
sie werden in diesen Mengenanteilen als Nebenprodukte betrachtet.
-
Das
Ziel der Mutagenese kann in der Erhöhung oder der Senkung einer
Aktivität
bestehen.
-
Die
Erhöhung
einer Aktivität,
oder häufiger
seine einfache Verbesserung, ist auf den Gebieten der Enzymologie
oder der Ligand/Rezeptor-Kombination besonders interessant. So kann
die Verfügbarkeit
eines Enzyms mit einer verbesserten Aktivität die Kosten industrieller
Verfahren, die diese Enzyme verwenden, senken. Ebenso kann die Affinität der Bindung
zwischen einem Liganden und seinem Rezeptor mit Hilfe einiger Mutationen,
die im Bereich der Erkennungsstelle zwischen Ligand und Rezeptor
lokalisiert sind, verbessert werden.
-
Die
Suche nach diesen Verbesserungen der Aktivität wird häufig unter dem Oberbegriff
der "molekularen
Evolution" zusammengefasst.
Es handelt sich darum, in in vitro-Reaktionen die Evolution zu simulieren, indem
Mutationen in ein DNA-Fragment eingeführt werden und diejenigen Mutanten
selektiert werden, die verbesserte Aktivitäten haben. Mehrere Mutagenese/Selektions-Zyklen
imitieren so die Evolution eines Moleküls in Gegenwart eines Selektionsdrucks.
-
Der
in diesem Zusammenhang am häufigsten
verwendete Mutagenesetyp ist die zufällige Mutagenese. Da es im
Allgemeinen kein Element ermöglicht,
a priori die Art und die Position von Veränderungen zu definieren, die
imstande sind, eine Verbesserung der untersuchten Aktivität herbeizuführen, ist
es in diesem Zusammenhang erforderlich, eine große Zahl von Molekülen zu erzeugen,
die allesamt Mutationen in unterschiedlichen Positionen und von
unterschiedlicher Art aufweisen, um die Chancen zu maximieren, dass
sich unter diesen Molekülen
ein Molekül
befindet, das einer verbesserten Aktivität entspricht.
-
Die
Einbuße
an biologischer Aktivität,
die mit einem DNA-Fragment verbunden ist, das einer Mutagenese unterzogen
wurde, liefert besondere Informationen über die Aminosäuren, die
seine Aktivität
unterstützen.
Wenn die Änderung
einer Aminosäure
zu einer Abnahme der biologischen Aktivität führt, ist es wahrscheinlich,
dass diese Aminosäure
am Aufbau der aktiven Stelle beteiligt ist, die diese biologische
Aktivität trägt. Diese
Ergebnisse müssen
jedoch sehr sorgfältig
ausgewertet werden: Es ist beispielsweise möglich, dass diese Aminosäure nicht
unmittelbar an der biologischen Aktivität in der aktiven Stelle beteiligt
ist, sondern dass sie an den damit zusammenhängenden Aktivitäten beteiligt
ist, wie beispielsweise der intrazellulären Adressierung des Proteins.
Andererseits ist es möglich,
dass die eingeführte
Veränderung
das gesamte Protein destabilisiert, was bedeutet, dass in diesem
Fall die Wirkung der eingeführten
Substitution indirekt und nicht direkt ist. Aus diesen beiden Gründen ist
es wichtig, auf einem Gen, das ein Protein codiert, die Einheiten erkennen
zu können,
die die Aktivitäten
der Adressierung, der Lokalisierung auf der Membran, der Anbindung von
Cofaktoren unterstützen.
Andererseits ist es von wesentlicher Bedeutung, dass die eingeführten Veränderungen
das Protein so wenig wie möglich
destabilisieren. In den meisten Fällen sind es kleine hydrophobe
Aminosäuren,
Alanin oder Valin, die zur Substitution der ursprünglich vorhandenen
Aminosäuren
eingeführt
werden. Diese kleinen Aminosäuren
sind dafür
bekannt, dass sie den Großteil
der Sekundärstrukturen
der Proteine (α-Helix-
oder β-Faltblattstruktur)
bewahren und somit die gesamten Destabilisierungen der Proteine
minimieren.
-
Die
auf diesem Gebiet durchgeführten
Arbeiten umfassen die Erzeugung einer großen Zahl von Punktmutanten,
von denen jede eine andere Substitution einer Aminosäure des
Proteins durch ein Alanin trägt.
Diese Arbeiten machen eine sehr große Zahl von Arbeiten erforderlich,
da jede Mutante unabhängig
von den anderen erzeugt werden muss.
-
Es
gibt Ausnahmen zu den oben dargestellten allgemeinen Fällen. Die
gezielte Mutagenese wurde im Zusammenhang mit der Suche nach einem
Aktivitätsgewinn
verwendet. In dem Fall, in dem die Region der aktiven Stelle wohlbekannt
ist, kann man tatsächlich
darauf hoffen, dass es durch die gezielte Veränderung der Aminsäuren, die
diese Stelle bilden, möglich
ist, für
eine Verbesserung der Aktivität
zu sorgen. So wird in dem europäischen
Patent Nr. 527 809 vorgeschlagen, nacheinander die Aminosäuren einer
aktiven Region durch eine Aminosäure
zu ersetzen, die häufig
in aktiven Stellen vorkommt (zum Beispiel Serin), wofür eine Technik verwendet
wird, die der dirigierten Mutagenese ähnelt. Diese Technik setzt
jedoch voraus, dass man über
genaue Informationen zu der aktiven Stelle des untersuchten Moleküls verfügt, und
sie verwendet eine Technologie, die es nicht ermöglicht, eine große Zahl
von Veränderungen
in ein DNA-Fragment einzuführen.
-
Umgekehrt
wurden zufällige
Mutagenese-Experimente im Zusammenhang mit dem Ziel eines Aktivitätsverlusts
durchgeführt
(Loeb et al., 1989 Nature 340: 397). In diesem Fall müssen sehr
viele Klone analysiert werden, um miteinander im Einklang stehende
Ergebnisse zu erhalten und sich von den Beschränkungen zu befreien, die der
zufällige
Austausch mit sich bringt.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Technik, die zwischen der gezielten
Mutagenese und der zufälligen
Mutagenese liegt. Es ist nicht ihr Ziel, wie im Fall der einfachen
gezielten Mutagenese, am Ende der Reaktion ein einziges Produkt
zu erhalten, das eine oder mehrere gewünschte Mutationen enthält, sondern
es ist das Ziel, ein Gemisch von Molekülen zu erhalten, von denen
jedes eine oder mehrere gewünschte
Mutationen aufweist. Der Zweck des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht auch
nicht darin, im Bereich einer bestimmten Position eine beliebige
Substitution einzuführen,
wie dies bei der zufälligen
Mutagenese der Fall ist, sondern ganz im Gegenteil hier einen speziellen
und zuvor festgelegten Substitutionstyp einzuführen.
-
Dieses
Verfahren kombiniert somit die Vorteile der gezielten Mutationen
(Steuerung der Art bzw. Beschaffenheit der in einer bestimmten Position
erhaltenen Veränderungen)
und der zufälligen
Mutagenese (Erhalt einer großen
Zahl verschiedener Mutationen, die auf zahlreiche Positionen des
zu mutierenden DNA-Fragments verteilt sind).
-
Diese
Ziele werden erfindungsgemäß mit einem
Verfahren zur Mutagenese eines Zielgens erreicht, das darin besteht,
eine Reihe von N Oligonucleotiden mit im Wesentlichen komplementärer Sequenz
zu mindestens einem Bereich des Zielgens herzustellen, anschließend die
Reihe der Oligonucleotide mit dem Zielgen unter Bedingungen reagieren
zu lassen, die die Erzeugung von Kopien des Zielgens ermög lichen,
die mindestens eine Mutation aufweisen. Das Zielgen wird von einem
doppelsträngigen
ringförmigen
Plasmid getragen. Jedes Oligonucleotid weist eine Sequenz, die komplementär zu einem
anderen Bereich des Zielgens ist, und mindestens eine Mutation auf,
die im Zentrum der Sequenz des Oligonucleotids angeordnet ist. Die
Gesamtheit N der Oligonucleotide der Reihe, mit N größer als
5, deckt die gesamte Sequenz oder einen Teil der Sequenz des Zielgens
ab. Anschließend
wird die Reihe der Oligonucleotide in Gegenwart einer Polymerase
mit dem Zielgen umgesetzt wird, um eine Bank mutierter Gene zu erzeugen,
worin jede Mutation, die von einem der verschiedenen Oligonucleotide
stammt, im Mittel in weniger als 1/5 der Gene der Bank vorhanden
ist.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist dadurch von großer
Bedeutung, dass die Beschränkung,
die mit der Position der Mutation zusammenhängt, und die Beschränkung, die
mit seiner Art und Beschaffenheit zusammenhängt, voneinander getrennt sind;
es ist beispielsweise möglich,
Mutationen eines bestimmten Typs (beispielsweise ein beliebiges
Codon gegen Alanin) auf einer gesamten codierenden Sequenz zu erzeugen. In
diesem Beispiel enthält
jede der am Ende der Reaktion erhaltene Mutante eine oder mehrere
Mutationen bekannter Art (Alanin-Codon), jedoch mit nicht bekannter
Position. Umgekehrt ermöglicht
es das erfindungsgemäße Verfahren,
an einigen besonderen Positionen Oligonucleotide einzufügen, die
entartete Basen enthalten. In diesem Beispiel sind die Positionen
relativ bekannt (die Zahl der Positionen ist begrenzt), und die
Art der eingeführten
Mutationen ist unbekannt.
-
Diese
Eigenschaften kontrastieren gegenüber den Techniken der zufälligen Mutagenese,
bei der weder die Art noch die Position der Mutationen bekannt ist,
und gegenüber
der herkömmlichen
gezielten Mutagenese, bei der die Art und die Position der eingeführten Mutation
bekannt sind.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist außerdem
dadurch bemerkenswert, dass am Ende der Mutagenesereaktion eine
große
Zahl verschiedener DNA-Moleküle
zur Verfügung
steht, die eine Bank bilden. Diese Moleküle entsprechen allen DNA-Molekülen, in
die im Bereich der zuvor anvisierten Stellen mindestens eine Mutation
eingefügt
worden ist. Die Zahl der verschiedenen mutierten Moleküle ist sehr
groß,
weil alle Kombinationen von Mutationen möglich sind.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Mutagenese kann auch auf eine Bank mutierter Gene angewendet
werden. Diese Bank wird dann anstelle des Zielgens als Matrix verwendet.
Es wird eine Reihe von N Oligonucleotiden hergestellt mit einer
Sequenz, die im Wesentlichen komplementär zu mindestens einem Bereich der
mutierten Zielgene ist, anschließend lässt man die Reihe der Oligonucleotide
unter Bedingungen mit den mutierten Zielgenen reagieren, die die
Erzeugung von Kopien der mutierten Zielgene ermöglichen, die mindestens eine
Mutation aufweisen. Die mutierten Zielgene werden von doppelsträngigen ringförmigen Plasmiden getragen,
und jedes Oligonucleotid weist eine Sequenz, die komplementär zu einem
anderen Bereich der mutierten Zielgene ist, und mindestens eine
Mutation auf, die im Zentrum der Sequenz des Oligonucleotids angeordnet
ist, wobei die Gesamtheit N der Oligonucleotide der Reihe, mit N
größer als
5, die gesamte Sequenz oder einen Teil der Sequenz der mutierten
Zielgene abdeckt. Anschließend
wird die Reihe der Oligonucleotide in Gegenwart einer Polymerase
mit den mutierten Zielgenen umgesetzt, um eine Bank mutierter Gene
zu erzeugen, worin jede Mutation, die von einem der verschiedenen
Oligonucleotide stammt, im Mittel in weniger als 1/5 der Gene der
Bank vorhanden ist.
-
Eine
weitere Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
dass die als Matrix verwendete Bank mutierter Zielgene zuvor durch
das Verfahren der massiven Mutagenese erhalten wurde. Die mittlere
Zahl der Mutationen pro Molekül
nimmt mit der Zahl der durchgeführten
Zyklen der massiven Mutagenese zu.
-
Nach
einer vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
liegt N im Bereich von etwa 5 bis 106 und
vorzugsweise 50 bis 500, und jede Mutation, die von einem der verschiedenen
Oligonucleotide stammt, ist im Mittel in 1/5 bis 1/106 und
vorzugsweise 1/50 bis 1/500 der Gene der Bank vorhanden.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zieht vor allem den Fall in Betracht, in dem die Reihe der Oligonucleotide
N verschiedene Oligonucleotide umfasst und in dem jede Mutation,
die von einem der verschiedenen Oligonucleotide stammt, im Mittel
in etwa 1/N der Gene der Bank enthalten ist, wobei N den oben angegebenen
Wert hat.
-
Dieses
Merkmal unterscheidet das erfindungsgemäße Verfahren vom Stand der
Technik, in dem die Beispiele der mehrfachen Mutagenese unter gleichzeitiger
Verwendung mehrerer Oligonucleotide im Gegensatz dazu auf einem
Anteil des Einbaus jedes Oligonucleotids von mehr als 75% basieren.
Diese Vorgehensweisen haben nämlich
zum Ziel, ausschließlich
die Mutante zu isolieren, in die alle Oligonucleotide eingeführt worden
sind, und der hohe Grad des Einbaus ermöglicht es problemlos, dieses
Ziel zu erreichen. Im Gegensatz dazu ist im erfindungsgemäßen Verfahren
die Häufigkeit
der Mutation im Bereich jeder einzuführenden Mutation so gesteuert,
dass keine DNA-Moleküle erhalten
werden, die eine zu große
Anzahl an Mutationen enthalten. Das Ziel besteht darin, Mutanten
zur Verfügung
zu haben, von denen jede eine Mutation oder eine Kombination von
einigen verschiedenen Mutationen enthält. Um dies zu erreichen, muss
das Verhältnis
zwischen der Menge jedes die Mutation(en) einführenden Oligonucleotids und
der Menge der zu mutierenden Matrix kontrolliert werden. Dieses
Verhältnis
liegt fallabhängig
im Bereich von 0,01 bis 100 und vorzugsweise 0,1 bis 10.
-
Die
Umsetzung der Reihe von Oligonucleotiden mit dem Zielgen oder der
Bank mutierter Zielgene kann mit verschiedenen Polymerase-Typen durchgeführt werden,
die vorteilhaft hitzestabil sind. Eine erste Ausführungsform
besteht darin, eine Polymerase zu verwenden, die eine Strangverschiebungsaktivität, wie die Taq-Polymerase,
oder eine 3'→5'-Exonuclease-Aktivität, wie die
Pfu-Polymerase, hat. In dieser Ausführungsform kann die Umsetzung
das Vorhandensein einer Ligase einschließen. Eine zweite Ausführungsform
besteht darin, eine Polymerase zu verwenden, die keine Strangverschiebungsaktivität oder 3'→5'-Exonuclease-Aktivität hat, wie die T4-Polymerase,
und in diesem Fall wird die Umsetzung in Abwesenheit von Ligase
durchgeführt.
-
Die
Oligonucleotide der Reihe haben eine Größe, die im Bereich von 10 bis
100 und vorzugsweise 15 bis 25 Nucleotiden liegt. Jedes der Oligonucleotide
ist homolog zu einem Teil der zu mutierenden DNA-Sequenz mit der Ausnahme einer oder
mehrerer Positionen, die in seinem inneren Bereich liegen, die die
einzuführende(n)
Mutation(en) bilden. Diese Oligonucleotide können überlappend sein, das heißt sie können Sequenzen
aufweisen, die zwei benachbarten verschiedenen Regionen gemeinsam
sind. Die Oligonucleotide weisen vorzugsweise alle die gleiche Orientierung
auf, so dass nur ein einziger Strang des Zielgens repliziert wird,
was es ermöglicht,
einen geringen Mutagenesegrad zu erhalten.
-
Nach
einer besonderen Ausführungsform
werden die Oligonucleotide gemäß dem in
dem US-Patent 5,858,731 beschriebenen Verfahren aus zwei Oligonucleotiden
rekonstruiert.
-
Vorteilhaft
weist jedes Oligonucleotid 1 oder mehrere Mutationen und vorzugsweise
1 bis 3 Mutationen auf, die im Zentrum seiner Sequenz angeordnet
sind.
-
Die
Mutationen jedes Oligonucleotids können unter den Deletionen und/oder
den Insertionen eines oder mehrerer Nucleotide ausgewählt werden.
-
Eine
besondere Form der Mutationen besteht darin, entartete Oligonucleotide
zu verwenden. Das heißt,
dass jedes Oligonucleotid der Reihe in mehreren Exemplaren vorhanden
ist, wobei jedes Exemplar ein anderes Nucleotid im Bereich der Mutation(en)
aufweist.
-
Eine
weitere besondere Form der Mutation besteht darin, dass jede Mutation
des Typs ist, der es ermöglicht,
ein identisches Codon in jedes Oligonucleotid oder ein Codon, das
der gleichen Aminosäure
entspricht, einzuführen,
unter Substitution des ursprünglichen
Codons des Zielgens. Vorteilhaft entspricht das Codon einer Aminosäure, die
unter Ala, Val, Gly, Leu, Ile ausgewählt wird.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann genauer mit Hilfe der folgenden Schritte beschrieben werden:
- – Man
stellt die Matrix, vorzugsweise eines Plasmids, her, die das oder
die zu mutierenden DNA-Fragmente enthält.
- – Man
synthetisiert die verschiedenen die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide, vorzugsweise 5 bis 106 und
noch bevorzugter 50 bis 500, anschließend vermischt man alle die
Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide. Die Endkonzentration jedes Oligonucleotids in dem
Gemisch wird so während
dieses Schritts durch die Zahl der Oligonucleotide geteilt.
- – Die
Oligonucleotide werden zu der Matrix, d. h. dem Plasmid, gegeben,
das das oder die zu mutierenden DNA-Fragmente enthält, in einer
solchen Konzentration, dass das Verhältnis zwischen der Zahl der
Matrixmoleküle
und der Zahl der Moleküle
jedes der die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide im Bereich von 0,01 bis 100 und vorzugsweise 0,1
bis 10 liegt.
- – Die
Matrix wird durch Hitzeeinwirkung (etwa 95°C) denaturiert, um vorübergehend über einzelsträngige DNA
zu verfügen.
Bei der Rückkehr
auf eine niedrigere Temperatur lagern sich einige oder alle Oligonucleotide,
die in dem Gemisch enthalten sind, im Bereich ihrer Homologiestelle
an die Matrix an.
- – Alle
Bestandteile, die für
die Durchführung
einer Replikation der Matrix mit den die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotiden erforderlich sind, werden zugegeben, insbesondere
eine Polymerase, der Puffer, der ihre Aktivität ermöglicht, die Nucleotidtriphosphate
in ausreichender Menge und die gegebenenfalls erforderlichen Cofaktoren.
Die Replikationsreaktion findet anschließend unter den Temperaturbedingungen statt,
die der maximalen Aktivität
der Polymerase entsprechen. Gegebenenfalls kann eine Polymerase
im Replikationsschritt zu gegeben werden, damit sich die neu synthetisierten
DNA-Stränge
im Bereich des 5'-Endes eines anderen
Oligonucleotids verknüpfen,
das auf der Matrix beim 3'-Ende
des ersteren verknüpft
ist. In diesem Fall werden die Oligonucleotide vorab phosphoryliert.
- – Die
Schritte der Denaturierung und der Replikation werden gegebenenfalls
mehrfach wiederholt. In diesem Fall ist es bevorzugt, dass die Polymerase
hitzestabil ist, um die Notwendigkeit zu vermeiden, in jedem Zyklus
das Enzym erneut zuzugeben. Am Ende dieser Reaktion sind die in
dem Gemisch vorhandenen DNA-Moleküle Moleküle mehrerer Typen:
- – einerseits
ist ursprüngliche
doppelsträngige
Matrix enthalten, die nicht wirksam repliziert worden ist,
- – andererseits
ist ein Teil der Moleküle
repliziert worden, d. h. sie enthalten einen ursprünglichen
Strang und einen Strang, der aus einem oder mehreren Anfangsstücken neu
synthetisiert wurde, welche die die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide darstellen.
- – Das
erhaltene Gemisch wird einem Verdau mit dem Enzym DpnI oder einem
anderen Restriktionsenzym unterzogen, das es ermöglicht, die auf den beiden
Strängen
methylierten DNA-Moleküle
zu unterdrücken und
diejenigen zu behalten, die nicht methyliert oder halbmethyliert
sind.
- – Kompetente
Bakterien werden mit dem obigen Gemisch transformiert, wobei diese
Bakterien anschließend
auf einem Medium ausgestrichen werden, das ein selektives Mittel
enthält,
um die Bakterien zu selektieren, in die ein Plasmid eingebaut worden
ist. Die DNA-Moleküle,
die in dem vorherigen Schritt gespalten worden sind, werden entfernt,
denn das Vorhandensein eines vollständigen ringförmigen Plasmids
ist unabdingbar für
das Überleben
der Bakterie im selektiven Medium.
- – Die
erhaltenen bakteriellen Kulturen werden einzeln entnommen, und sie
werden verwendet, um ein selektives Nährmedium zu beimpfen. Anschließend wird
eine plasmidische DNA-Zubereitung
dieser Kulturen erzeugt, um eine große Zahl potentiell mutierter
plasmidischer DNA zu isolieren. Eine Untersuchung der verschiedenen
plasmidischen DNA-Moleküle
in diesem Stadium ermöglicht
es, den mittleren Grad des Einbaus jedes Oligonucleotids zu berechnen
und zu ermitteln, ob sich dieser in der Nähe des gewünschten Wertes befindet.
- – Gegebenenfalls
wird die biologische Aktivität
geprüft,
die die verschiedenen Chargen mutierter plasmidischer Zubereitungen
aufweisen. Die gemessene Aktivität
kann größer als,
gleich groß wie
oder kleiner als die Aktivität
des nicht mutierten Fragments sein. In dem Fall, in dem die Aktivität verändert ist,
wird das entsprechende Plasmid sequenziert, um die Position der
eingeführten
Mutation lokalisieren zu können.
In einer bevorzugten Ausführungsform
wird die biologische Aktivität
geprüft,
die den mutierten Molekülen
entspricht, und man vergleicht diese Messung mit der Messung der
biologischen Aktivität,
die dem nicht mutierten plasmidischen DNA-Molekül entspricht. Wenn die Auswertung
dieser Messungen einen signifikanten Unterschied zeigt, werden die
mutierten Moleküle
sequenziert, um die Position der Mutation, die für diese Veränderung der Aktivität ursächlich ist,
nachzuweisen. Die Reihenfolge dieser letzten beiden Schritte ist
umgekehrt, verglichen mit den herkömmlichen Techniken der gezielten
Mutagenese, die im Allgemeinen den Erhalt und die Untersuchung des
mutierten Moleküls
vor der Prüfung
seiner biologischen Aktivität
umfasst.
-
Demnach
umfasst eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Mutagenese die folgenden Schritte:
- a) Herstellen
einer Matrix, die aus einem Plasmid besteht, das das Zielgen oder
die Bank mutierter Zielgene und ein Resistenzgen enthält,
- b) Herstellen einer äquimolekularen
Reihe von Oligonucleotiden, die eine komplementäre Sequenz voneinander verschiedener
Bereiche des Zielgens oder der Bank mutierter Zielgene und mindestens
eine Mutation aufweisen, die im Zentrum der Sequenz des Oligonucleotids
angeordnet ist, wobei die Gesamtheit der Oligonucleotide der Reihe
die gesamte Sequenz oder einen Teil der Sequenz des Zielgens oder
der Bank mutierter Zielgene abdeckt,
- c) Vermischen der Reihe der Oligonucleotide, die in Schritt
(b) hergestellt wurde, mit dem Plasmid aus Schritt (a) in einem
molaren Verhältnis
jedes Oligonucleotids, bezogen auf das Plasmid, das im Bereich von 0,01
bis 100 und vorzugsweise 0,1 bis 10 liegt,
- d) Denaturieren des Gemischs aus Schritt (c) durch die Temperatur,
um eine einzelsträngige
Matrix zu erhalten,
- e) Einwirken lassen einer Temperatur auf das Gemisch aus Schritt
(d), die die Hybridisierung der Oligonucleotide auf die Matrix ermöglicht,
- f) Zugeben mindestens einer Polymerase, ihres Puffers und ihrer
Cofaktoren, und einer ausreichenden Menge jedes der Nucleotidtriphosphate
zum Gemisch, um die Replikation der Stränge der Matrix ausgehend von
beliebigen Oligonucleotiden zu ermöglichen,
- g) gegebenenfalls Wiederholen der Schritte (d), (e) und (f),
- h) Selektieren mit jedem geeigneten Mittel der Produkte aus
Schritt (f) oder (g), die der Replikation unterzogen wurden,
- i) Transformieren der in Schritt (h) selektierten Produkte in
kompetente Bakterien, und Selektieren der Produkte, die ein Plasmid
tragen, auf einem selektiven Medium, das mit einem Resistenzgen
korrespondiert, das von dem Plasmid aus Schritt (a) getragen wird.
-
Der
obige Schritt (h) besteht vorteilhaft darin, die Produkte aus Schritt
(f) der Einwirkung eines Restriktionsenzyms, wie des Enzyms DpnI,
zu unterziehen, das die Produkte selektiert, die der Replikation
unterzogen wurden.
-
Die
Oligonucleotide können
an ihrem 5'-Ende
phosphoryliert sein, wenn man im Schritt (f) eine Ligase, vorzugsweise
eine hitzestabile Ligase, zugibt.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Mutagenese ist besonders nützlich
für die
Messung der biologischen Aktivität
mutierter Proteine, die von den mutierten Zielgenen codiert werden.
Demzufolge ist das Zielgen ein Nucleinsäuremolekül ist, das ein interessierendes
Protein mit oder ohne seine eigenen Regulationssequenzen codiert.
Wenn das Zielgen die Regulationssequenzen, wie einen Promotor, nicht
enthält,
sind diese im Bereich des Plasmids vorhanden.
-
Die
Erfindung betrifft demnach auch ein Verfahren zur Mutagenese eines
Zielproteins oder einer Bank mutierter Zielproteine, das dadurch
gekennzeichnet ist, dass es die Erzeugung einer Expressionsbank
mutierter Gene aus einem Zielgen, das dieses Protein codiert, nach
dem zuvor beschriebenen Verfahren zur Mutagenese, anschließend die
Expression der mutierten Gene, um eine Bank mutierter Proteine zu
erzeugen, und gegebenenfalls das Screening der mutierten Proteine
hinsichtlich einer gewünschten
Funktion, vorteilhaft bezogen auf ein Zielprotein, umfasst.
-
Die
Erfindung ermöglicht
demnach die Durchführung
eines Verfahrens zur Selektion mutierter Proteine, die eine modifizierte
Aktivität
aufweisen, bezogen auf das gleiche nicht mutierte Protein, oder
des mutierten Gens, das dem mutierten Protein entspricht, das ein
obiges Verfahren zur Mutagenese, anschließend nach dem Screening der
mutierten Proteine hinsichtlich einer gewünschten Funktion, vorteilhaft
bezogen auf das Zielprotein, die Selektion des mutierten Protein,
das die gewünschte
Funktion aufweist, und gegebenenfalls die Sequenzierung des mutierten
Gens, das dem mutierten Protein entspricht, umfasst.
-
Diese
erfindungsgemäßen Verfahren
zur Mutagenese eines Zielproteins oder einer Bank mutierter Zielproteine
oder zur Selektion eines mutierten Proteins oder des entsprechenden
Gens sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Erzeugung einer Expressionsbank
mutierter Gene ausgehend von einem Zielgen, das dieses Protein codiert,
und dann die folgenden Schritte umfassen:
- j)
Inkubieren des selektiven Mediums bei der adäquaten Temperatur über den
Zeitraum, der für
das Wachstum individueller bakterieller Kolonien ausreichend ist,
- k) Beimpfen von individuellen Bakterienkulturen mit den Kolonien
aus Schritt (j)
- l) Erzeugen von Zubereitungen plasmidischer DNA aus den Kulturen
aus Schritt (k),
- m) Messen der biologischen Aktivität, die jede Zubereitung plasmidischer
DNA aus Schritt (l) aufweist, und Vergleichen des erhaltenen Ergebnisses,
bezogen auf das Ergebnis, das bei Verwendung der nicht mutierten
plasmidischen DNA erhalten wird,
- n) gegebenenfalls Sequenzieren der Zubereitungen plasmidischer
DNA, bei denen die Beobachtung signifikanter Änderungen der biologischen
Aktivität
möglich
war.
-
Gegenstand
der Erfindung ist ferner eine Reihe mutierte Oligonucleotide, bezogen
auf ein Zielgen oder die Bank mutierter Zielgene, wie weiter oben
definiert.
-
Gegenstand
der Erfindung ist ferner eine Bank mutierter Gene, die durch ein
Verfahren erhalten werden kann, das zuvor beschrieben wurde, das
dadurch gekennzeichnet ist, dass jede der verschiedenen Mutationen
im Mittel in weniger als 1/5 der Gene der Bank und vorzugsweise
im Mittel in etwa 1/N der Gene der Bank, mit N größer als
5, vorzugsweise mit N im Bereich von etwa 5 bis 106 und
besonders bevorzugt mit N im Bereich von 50 bis 500, vorhanden ist.
-
Andere
Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Beispielen,
die folgen, und den Zeichnungen im Anhang, in denen:
-
1 eine
Verteilung der die Mutation(en) einführenden Oligonucleotide auf
der Sequenz des CD4-Moleküls
darstellt. Jedes der Mole küle
enthält
maximal drei Mutationen, die hier durch die Knicke in der Linie
des Pfeils dargestellt werden, die in seinem Zentrum lokalisiert
sind und dafür
vorgesehen sind, das anvisierte Codon in Alanin zu ändern. Die
Oligonucleotide überlappen
einander und sind hier aus Gründen
der Klarheit in drei verschiedenen Höhen darstellt. Im Beispiel
der 1 sind nur 24 die Mutation(en) einführende Oligonucleotide
dargestellt. Im hier folgenden Beispiel 1 sind 95 Oligonucleotide
gleichzeitig verwendet worden. In diesem Beispiel haben die Oligonucleotide,
die die Mutationen tragen, alle die gleiche Orientierung.
-
2 eine
schematische Zusammenfassung der Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Mutagenese ausgehend von den die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotiden der 1 ist. Die Mutationen in den
DNA-Molekülen
werden durch einen senkrechten Balken wiedergegeben. Die Buchstaben
bedeuten:
- – (a)
Polymerisation (Polymerase, dNTP, Puffer und Cofaktoren);
- – (b)
Verdau mit DpnI, um die anfänglichen
Matrizes zu entfernen,
- – (c)
Transformation kompetenter Bakterien, anschließend Ausstreichen auf dem selektiven
Medium;
- – (d)
Beimpfen von Bakterienkulturen mit isolierten Kolonien, anschließend Präparation
der plasmidischen DNA.
- – Test
des Phänotyps,
anschließend
Selektion und Sequenzierung der Mutanten, die den gesuchten Phänotyp haben.
-
3 ein
Beispiel für
die Konstruktion von die Mutation(en) einführenden Oligonucleotiden aus Halb-Oligonucleotiden
zeigt, die eine Verknüpfung
mit T4-Ligase umfasst.
-
4 Beispiele
für die
schematische Darstellung von Oligonucleotiden gibt, die entartete
Basen im Bereich der Mutationspunkte enthalten. Der Buchstabe N
bedeutet, dass eine beliebige der 4 Basen an diesem Ort vorhanden
sein kann. Das betreffende Oligonucleotid besteht somit in der Realität aus einem
Gemisch von 4N Molekülsorten.
-
Beispiel 1: Alanin-Scanning
-
Ein
Gen, dass das CD4-Molekül
codiert, wurde in den Vektor SK+ eingeführt. Die ersten 95 Codons dieses
Gens waren das Ziel einer Reaktion zur massiven Mutagenese gemäß der erfindungsgemäßen Technik.
-
Um
dies durchzuführen,
wurde eine Reihe von 95 Oligonucleotiden aus 21 Basen synthetisiert.
Jedes dieser Oligonucleotide war komplementär zu einer Sequenz des CD4-Gens,
zentriert auf einem Codon. So war das erste Oligonucleotid homolog
zu einer Sequenz die auf dem Codon 1 zentriert ist. Es war perfekt
homolog zu 9 Basen auf beiden Seiten des Codons und enthielt 3 Mutationen,
die dafür
vorgesehen waren, das erste Codon in ein Alanin-Codon zu transformieren
(1).
-
Gleichermaßen war
das zweite Oligonucleotid auf dem zweiten Codon zentriert und enthielt
drei benachbarte Mutationen in seiner Mitte.
-
Die
95 Oligonucleotide, einander überlappend
und alle mit der gleichen Orientierung, wurden anschließend in äquimolarer
Weise vermischt und unter Verwendung der T4-Kinase unter Standardanwendungsbedingungen
phosphoryliert.
-
Anschließend wurde
die folgende Reaktion durchgeführt:
Matrix
SK-CD4 (250 μg/μl) | 1 μl |
MIX
der 95 Oligonucleotide 5'P
(0,5 μM
jedes) | 2 μl |
dNTP
Triphosphate (2,5 mM) | 10 μl |
Puffer
10X für
Pfu-Polymerase | 2,5 μl |
ATP
10 mM | 0,5 μl |
Pfu-Polymerase
(2,5 U/μl) | 1 μl |
Pfu-Ligase
(4 U/μl) | 1 μl |
H2O | 7 μl |
Insgesamt | 25 μl |
-
Das
Gemisch wurde einer Reaktion aus 12 Temperaturzyklen [(94°C, 1'); (35°C, 1'); (68°C, 20')] unterzogen.
-
Das
Reaktionsgemisch wurde anschließend
einem Verdau durch 5 Einheiten des Enzyms DpnI unter angepassten
Pufferbedingungen über
30' bei 37°C unterzogen.
-
Kompetente
Bakterien wurden mit diesem Gemisch unter Verwendung eines Temperaturschockprotokolls
transformiert und auf einer Petrischale, die das selektive Mittel
enthielt, ausgestrichen.
-
Am
nächsten
Tag wurde eine sehr große
Menge von Bakterien erhalten.
-
Ein
Schema, das die Etappen der Technik zusammenfasst, wird in 2 vorgeschlagen.
-
In
diesem Stadium wurde eine statistische Prüfung einiger DNA-Moleküle der Bank
durchgeführt,
um das Ausmaß des
Einbaus von Mutationen zu messen, d. h. den Ersatz eines der 95
Codons durch ein Alanin-Codon. Diese Untersuchung ergab, dass die
Häufigkeit
des Einbaus jedes Oligonucleotids etwa 1% betrug, was in diesem
Fall dem gewünschten
Wert entsprach (1/N mit N = 95).
-
Die
mutierten Moleküle
wurden anschließend
durch bakterielle Kultivierung und Zubereitung der plasmidischen
DNA amplifiziert. Jede der Chargen plasmidischer DNA, die einem
einzigen Typ eines mutierten Moleküls entsprach, wurde für die Transfektion
eukaryotischer Zellen verwendet, und diese wurden auf den Erhalt oder
den Verlust von Epitopen untersucht, die von dem CD4-Molekül getragen
wurden, wobei diese Aktivität durch
die Bindung eines anti-CD4-Antikörpers gemessen
wurde.
-
Beispiel 2: Valin-Scanning
unter Verwendung der Rekonstruktion der Oligonucleotide, die aus
Halb-Oligonucleotiden rekonstruiert wurden.
-
Eine
Reihe von 11 Oligonucleotiden wurde aus je zwei doppelsträngigen Halb-Oligonucleotiden
rekonstruiert. Die Ligation der beiden Halb-Oligonucleotide erfolgte
durch eine Umsetzung unter Verwendung der T4-Ligase. Da nur eines
der beiden Halb-Oligonucleotide im Bereich eines seiner 5'-Enden phosphoryliert
war, hatte diese Umsetzung zur Folge, den Erhalt eines einzigen
kompletten Oligonucleotids zu ermöglichen, das aus 18 Basen zusammengesetzt
war (8 auf jeder Seite, perfekt homolog, und zwei in seiner Mitte,
die invariabel aus den Nucleotiden GT bestanden (3).
-
Diese
Mutationen, die dafür
vorgesehen sind, die beiden ersten Nucleotide eines beliebigen Codons zu
ersetzen, ermöglichen
den Austausch dieses Codons durch ein Valin-Codon. Da der genetische
Code entartet ist, können
die Valin-Codons in der Form GTN geschrieben werden, worin N eine
beliebige der vier Basen darstellt.
-
Sobald
diese 11 rekonstruierten Oligonucleotide erhalten wurden, die homolog
zu 11 verschiedenen Bereichen des CD4-Moleküls sind, die jedoch die gleiche
Mutation tragen (Wechsel zu Valin) und die im Übrigen in der gleichen Richtung
orientiert sind, war das Protokoll identisch mit dem Protokoll,
das in Beispiel 1 dargestellt wird.
-
In
diesem Beispiel wurde eine mittlere Häufigkeit des Einbaus der die
Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide von etwa 9% (1/11) angestrebt.
-
Beispiel 3 Verbesserung
einer aktiven Stelle durch massive Mutagenese mit Sättigung
-
Sobald
die Aminosäuren
bekannt sind, die unmittelbar an der aktiven Stelle eines Proteins
beteiligt sind, beispielsweise durch die Daten einer massiven Mutagenese,
wie sie in den vorhergehenden Beispielen dargestellt wird, können diese
Aminosäuren
einer massiven Mutagenese mit Sättigung
unterzogen werden, d. h. einer Mutagenese, bei der das Einführen einer
großen
Zahl verschiedener Codons unter Ersatz eines bestimmten Codons angestrebt
wird. Es wurden 6 Codons des Gens, das das Protein agaB codiert,
ein Enzym, das an der Synthese von Zuckern beteiligt ist, als Codons
identifiziert, die unmittelbar an der Enzymaktivität beteiligt
sind.
-
Sechs
Oligonucleotide, die auf diesen Codons zentriert sind, wurden synthetisiert.
Auf jeder Seite waren sie vollständig
homolog mit 9 Basen der Sequenz. Im Bereich der ersten beiden Nucleotide
der zu mutierenden Codons war die Wildtypsequenz durch die Sequenz
NN ersetzt (4). Auf diese Weise konnte jedes der
6 Codons durch andere Codons, die für andere Aminosäuren spezifisch
sind, ersetzt werden.
-
Sobald
diese Oligonucleotide vorhanden waren, war die Reaktion der massiven
Mutagenese identisch mit der Reaktion, die in Beispiel 1 beschrieben
wird.
-
In
diesem Beispiel wurde eine mittlere Häufigkeit des Einbaus der die
Mutation(en) einführenden
Oligonucleotide von etwa 17% (1/6) angestrebt.
-
Diese
plasmidischen DNA-Moleküle
waren dafür
vorgesehen, einem Screening unterzogen zu werden, bei dem eine Zunahme
der Enzymaktivität
gemessen wird.
-
Dieses
Beispiel, obwohl nur eine begrenzte Zahl von Mutation(en) einführenden
Oligonucleotiden verwendet wurde, die entartete Basen enthalten,
zeigt die Durchführbarkeit
der Anpassung der erfindungsgemäßen Technik
an die Mutagenese mit zufälliger
Art bzw. Beschaffenheit (Austausch eines Codons durch eine große Zahl
anderer Codons) aber mit festgelegten Positionen.
-
Beispiel 4: Optimierung
der Codons eines Gens
-
Gene
enthalten im Allgemeinen Codons, die ungünstig für die Expression von Proteinen
sind, die sie codieren. Diese ungünstigen Codons können als
ein Mechanismus zur Regulierung der Expression eines Gens betrachtet
werden. Diese ungünstigen
Codons sind relativ gut identifiziert, und es kann erforderlich
sein, sie durch ein für
die Expression des Proteins vorteilhafteres Codon zu ersetzen, das
jedoch keine Änderung der
Aminosäure
hervorruft.
-
Nach
allgemeiner Regel sind etwa 5% der Codons eines Gens ungünstig und
begrenzen das Niveau der Expression des entsprechenden Proteins.
Die Änderung
dieser Codons kann es ermöglichen,
bessere Expressionsniveaus des Gens bei der in vitro-Erzeugung des
entsprechenden Proteins zu erhalten.
-
Die
gleichzeitige Änderung
aller Codons ermöglicht
es jedoch nicht, diese Verbesserung des Expressionsniveaus zu erhalten,
wahrscheinlich wegen der allgemeinen Destabilisierung der Sequenz
durch eine zu große
Zahl von Veränderungen.
-
Die
besten Expressionsniveaus werden meistens dann erhalten, wenn nur
ein Teil der ungünstigen Codons
modifiziert wird.
-
In
diesem Fall kann eine Bank von Mutationen, die diese ungünstigen
Codons betrifft, unter Anwendung der erfindungsgemäßen Technik
erzeugt werden, und die mutierten Moleküle, die die besten Expressionsniveaus
zeigen, werden dann selektiert. Um dies zu erreichen, muss für jedes
ungünstige
Codon ein die Mutation(en) einführenden
Oligonucleotid synthetisiert werden, wobei die Mutationen, die diese
Oligonucleotide tragen, dadurch definiert sind, dass durch sie ein
für die
Expression ungünstiges
Codon gegen ein für
die Expression günstiges
Codon ausgetauscht wird, ohne dadurch die Primärsequenz des entsprechenden
Proteins zu andern.
-
In
diesem Zusammenhang kann die mittlere Häufigkeit des Einbaus der die
Mutation(en) einführenden Oligonucleotide
in einer relativ großen
Spanne erwünscht
sein, beispielsweise im Bereich von 1 bis 20%. Tatsächlich ist
die Zahl der gleichzeitigen Mutationen, die es ermöglicht,
das beste Expressionsniveau zu erhalten, nicht bekannt. In diesem
Zusammenhang können
mehrere Banken, die verschiedenen Einbauhäufigkeiten entsprechen, erzeugt
werden. Für
die Herstellung dieser Banken, die einen unterschiedlichen Mutationsgrad aufweisen,
ist es möglich,
entweder das beschriebene Verfahren unter Verwendung variabler Konzentrationen der
Oligonucleotide oder mehrfach hintereinander das Verfahren zur massiven
Mutagenese durchzuführen,
d. h. die Bank der Mutanten zu verwenden, die im Laufe eines ersten
Schritts der massiven Mutagenese als Matrix für einen zweiten Schritt der
massiven Mutagenese hergestellt wird.
-
Das
Verfahren ähnelt
dem in Beispiel 1 dargestellten Verfahren. Die mutierten Moleküle werden
anschließend
einem Screening unterzogen, dessen Kriterium ihr Expressionsniveau
ist: Die Moleküle,
die die besten Expressionsniveaus aufweisen, werden selektiert.