DE2815934C2 - - Google Patents
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- A61B—DIAGNOSIS; SURGERY; IDENTIFICATION
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- A61B17/56—Surgical instruments or methods for treatment of bones or joints; Devices specially adapted therefor
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Description
Die Erfindung betrifft antibiotikahaltige Mittel in Form
chirurgischer Stifte zur Einführung in im Knochen be
findliche infizierte Bohrlöcher.
Für die Stabilisierung von Knochenbrüchen, Pseudarthrosen
und für die Durchführung von Korrekturosteotomien gibt es
verschiedene Methoden: die Ruhigstellung durch Gipsver
bände oder Kunstharzverbände, die Osteosynthese mittels
Nagel oder Platte und die Verwendung äußerer Spanner
bzw. Fixateur externe.
Die äußeren Spanner gibt es in verschiedenen Ausführungen,
die jedoch alle nach dem gleichen Prinzip funktionieren,
das darin besteht, daß quer zur Knochenlängsachse einge
bohrte chirurgische Nägel (z. B. Steinmann-Nägel oder
Bonnell-Knochenschrauben) oberhalb und unterhalb der
Bruchzone bzw. der Osteotomiestelle durch eine außerhalb
der Haut gelegene Rahmenkonstruktion aus Metall- oder
Kunststoffteilen miteinander so starr verbunden werden,
daß Bewegungen im Bruchbereich nicht mehr erfolgen kön
nen.
Der Hauptvorteil dieses Verfahrens liegt darin, daß der
Bruchbereich mit der Gefahr der postoperativen Wundin
fektion und Herauslösung von Bruchstücken aus dem Periost
schlauch nicht eröffnet werden muß. Eine häufige aber
sehr schwerwiegende Komplikation ist jedoch die Infektion
im Kontaktbereich der chirurgischen Nägel mit dem umgeben
den Knochen- und Weigewebe, wobei der Fremdkörper selbst
die Ausbildung einer Infektion begünstigt. In manchen Fäl
len erweist es sich als schwieriger, eine Bohrlochinfek
tion zu beseitigen, als z. B. die infizierte Pseudarthrose,
deretwegen die äußeren Spanner ursprünglich angelegt wur
den. Derartige Bohrlochinfektionen zwingen dann zum vor
zeitigen Entfernen des gesamten Montagerahmens oder zur
Umsetzung der Knochenschrauben in einen anderen, nicht
infizierten Knochenbereich.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Mittel
zur Verfügung zu stellen, mit dem Infektionen (Bohrloch
osteomyelitis) bei der Verwendung chirurgischer Nägel
wirksam bekämpft werden können.
Erfindungsgemäß wurde die Aufgabe dadurch gelöst, daß das
Mittel aus einem einen antibakteriellen Wirkstoff enthal
tenden Kunststoff besteht und die Form eines Stiftes hat.
Antibiotikahaltige Mittel auf Basis von physiologisch
unbedenklichen, zur protahierten Freigabe von anti
bakteriellen Wirkstoffen befähigte Kunststoffe, die
antibakterielle Wirkstoffe enthalten, sind bereits
bekannt, z. B. aus der DE-PS 23 20 373. Diese Druck
schrift legt jedoch die erfindungsgemäßen Mittel
nicht nahe, zumal unterschiedliche Aufgabenstellungen
und Lösungswege vorliegen. Die bekannten Mittel werden
in Form von Kugeln in Knochenhöhlen, z. B. zur Ausfüllung
osteomyelitischer Höhlen, eingebracht. Diese Kugeln können
auch auf einen Draht aufgereiht sein, um eine leichtere
Entfernung zu ermöglichen. Daraus ergibt sich aber
keine Anregung, Stifte ganz bestimmter Form und Größe
zur Vermeidung postoperativer Wundinfektionen einzu
setzen. Nur in dieser speziellen Form können jedoch die
erfindungsgemäßen Mittel ihren bestimmungsgemäßen Zweck
erfüllen.
Ebensowenig tangieren die in der DE-OS 24 24 169 be
schriebenen Implantationskörper den Gegenstand der
vorliegenden Erfindung. Sie weisen eine abbaubare Matrix
struktur aus Poly-alpha-aminosäuren mit einem freizu
setzenden Wirkstoff auf. Selbst wenn hierfür auch Stab
formen vorgeschlagen worden sind, können diese abbau
baren Implantate keine Anregung für den erfindungs
gemäßen chirurgischen Stift liefern.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein antibiotika
haltiges Mittel auf Basis von physiologisch unbedenk
lichen, zur protrahierten Freigabe von antibakteriellen
Wirkstoffen befähigten Kunststoffen und mindestens
einem antibakteriellen Wirkstoff, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß es in Form eines Stiftes
vorliegt, der etwa 12-20 cm lang ist, einen Durch
messer von etwa 3-5 mm hat und zur Stabilisierung einen
starren chirurgischen Draht als Längsachse aufweist.
Eine bevorzugte Ausführungsform ist z. B. 15 cm lang,
mit einem Durchmesser von 4 mm.
Ferner umfaßt der Gegenstand der Erfindung die Verwen
dung der Stifte bei der Bekämpfung von Bohrlochosteo
myelitis.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die erfindungs
gemäßen Stifte für eine Infektionsbekämpfung in den Bohr
kanälen im Knochen sehr gut geeignet sind. Die Stifte
werden in das infizierte Bohrloch eingeschoben und in er
staunlich kurzer Zeit ist die Infektion eingedämmt, so
daß die gefürchtete Bohrlochosteomyelitis wirksam besei
tigt werden kann. Die Stifte können in vielen Fällen
sehr leicht ohne Narkose eingebracht oder wieder entfernt
werden.
Die Stifte haben vorzugsweise den Durchmesser der üblichen
chirurgischen Nägel, so daß sie nach Entfernung des Nagels
in das infizierte Bohrloch eingeschoben werden können.
Um je nach dem verwendeten Kunststoff ein Durchbrechen der
Stifte zu verhindern bzw. das Einführen und Herausnehmen
der Stifte zu erleichtern, enthalten die Stifte z. B.
einen starren chirurgischen Draht als Längsachse,
vorzugsweise einen Kirchner-Draht.
Die Stifte bestehen im wesentlichen aus physiologisch unbe
denklichen, zur protrahierten Freigabe von antibakteriel
len Wirkstoffen befähigten, antibakterielle Wirkstoffe ent
haltenden Kunststoffen. Geeignete Kunststoffe zur Herstel
lung der erfindungsgemäßen Stifte sind z. B. Polyurethan,
Äthylenvinylacetat, Acrylnitrilfasern, Silicon-Kautschuk,
Polylactid, Kunststoff auf der Basis von Polymethacrylaten
und/oder Polyacrylaten.
Solche Kunststoffmaterialien für chirurgische Zwecke sind
im Prinzip bekannt. Sehr gebräuchlich ist zum Beispiel
ein Knotenzement, der in einer Normalpackung zwei Beutel
mit je etwa 40 g Pulver und 2 Ampullen mit je 20 ml Flüs
sigkeit enthält. Das Pulver ist ein feines Perlpolymeri
sat (Teilchendurchmesser<30 µ) aus Methacrylsäuremethyl
ester mit einem Copolymeranteil von Methacrylat. Als Kata
lysator sind dem Pulver etwa 0,5% Dibenzoylperoxid zuge
setzt. Zur Kennzeichnung des Materials sind bei der Her
stellung Spuren von Chlorophyll miteinpolymerisiert. Als
Röntgenkontrastmittel kann das Pulver zusätzlich zum
Beispiel Zirkondioxid enthalten. Die zugehörige Flüssig
keit besteht aus monomerem Methacrylsäuremethylester, dem
als Beschleuniger etwa 0,7% Dimethyl-p-toluidin sowie
als Stabilisator Spuren von Hydrochinon zugesetzt sind.
Auch diese Flüssigkeit ist in der Regel zur Kennzeichnung
mit Spuren von Chlorophyll eingefärbt. Das in Polyäthylen
beuteln abgepackte Pulver ist mit Äthylenoxid sterilisiert.
Die Flüssigkeit ist steril filtriert und in Glasampullen
abgefüllt.
Beim Zusammenmischen von 2 Gew.-Teilen Pulver mit 1 Gew.-
Teil Flüssigkeit reagiert das Dibenzylperoxid mit dem
Dimethyl-p-toluidin in der Flüssigkeit, wodurch die
radikalische Polymerisation angeregt wird. Die Mischung
ist so abgestimmt, daß sie schon nach etwa 1 Minute als
Teig verwendet werden kann. Dieser Teig bleibt für etwa
4 Minuten knetbar und beginnt dann unter Wärmeentwick
lung auszuhärten. Nach 6 Minuten ist die Polymerisation im
wesentlichen abgeschlossen. Während der elastischen Phase
erfolgt die Formgebung.
Der für die vorliegende Erfindung verwendbare Kunststoff
steht jedoch auch in bereits auspolymerisierter Form zur
Verfügung. Er wird vorzugsweise in Form eines Perlpolyme
risats zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mittel einge
setzt.
Erfindungsgemäß enthält das Kunststoffmaterial mindestens
einen antibakteriellen Wirkstoff, gegebenenfalls zusammen
mit einem geeigneten Träger. Als Träger kommt z. B. das oben
beschriebene Perlpolymerisat infrage, das z. B. in Polyure
than oder Äthylvinylacetat eingearbeitet werden kann.
Geeignete antibakterielle Wirkstoffe sind grundsätzlich
alle Antibiotica und chemotherapeutischen Hemmstoffe, die
durch die bei der Inkorporierung, der Aushärtung, bzw.
Sinterung des Kunststoffs auftretenden chemischen Beein
flussungen oder Temperaturen nicht geschädigt werden und
die in ausreichenden Konzentrationen über eine genügend
lange Zeit in mikrobiologisch aktiver Form aus dem Kunst
stoff freigesetzt werden. Darüber hinaus sollen die anti
bakteriellen Wirkstoffe chemische Stabilität gegenüber den
verwendeten Kunststoffen besitzen. Ihr Wirkungsspektrum soll
grampositive oder gramnegative Erreger oder vorzugsweise
beide Gruppen umfassen. Möglichst sollen die Erreger im
Hinblick auf die verwendeten antibakteriellen Wirkstoffe
eine verzögerte Resistenzentwicklung aufweisen. Aus der Viel
zahl der infrage kommenden Antibiotica seien z. B. die folgen
den genannt: Aminoglycosid-Antibiotica wie Amikacin, Butiro
sin, Didesoxykanamycin B (DKB), Fortimycin, Gentamycin, Kana
mycin, Lividomycin, Neomycin, Netilmicin, Ribostamycin, Saga
mycine, Seldomycine und deren Epimere, Sisomicin, Sorbistin,
Tobramycin; Chloramphenicol und -Derivate wie Thiamphenicol;
Erythromycine; Lacton-Antibiotika wie Novobiocin; Leucomy
cine wie Josamycin, Maridomycin, Midecamycin, Spiramycin;
Lincomycine wie Clindamycin, Lincomycin; Makrolide wie Ro
samicin; Penicilline wie Amoxicillin, Ampicillin, Azlocil
lin-Natrium, Dicloxacillin-Natrium, Furoxacillin, Mecilli
nam, Piperacillin; Peptid-Antibiotica wie Bacitracin, Coli
stimethat-Natrium, Gramicidin, Polymyxine; Rifamycine wie
Rifampicin, Rifamycin; Steroidantibiotica wie Fusidinsäure;
Streptomycine; Tetracycline wie Doxycylin, Minocyclin,
Tetracyclin; Cephalosporine wie Cefalothin, Cefamandol,
Cefazedon, Cefazolin, Cefoxitin, Cefuroxim; sowie sonstige
Antibiotika, z. B. Cycloserin, Fosfomycin, Vancomycin. Die
Aminoglycosid-Antibiotica, insbesondere Gentamycin, sind
dabei wegen ihres breiten antibakteriellen Spektrums und
ihrer Wärmestabilität besonders geeignet.
Die Menge des zuzusetzenden Wirkstoffs kann in weiten
Bereichen variiert werden und hängt im wesentlichen von
seiner Aktivität ab. Im allgemeinen liegen die Zusätze
bei etwa 0,2 bis 15 Gew.-% an antibakteriellen Wirkstof
fen, bezogen auf den Kunststoff. Für Gentamycin haben
sich z. B. Zusätze zwischen 1 und 4 Gew.-% als besonders
günstig erwiesen (berechnet auf Gentamycinbase). Die
übrigen antibakteriellen Wirkstoffe werden vorzugsweise
ebenfalls in ihrer antimikrobiellen Aktivität adäquaten
Mengen beigemischt, wobei auch Gemische gewählt werden
könnten.
Vorzugsweise enthält das Kunststoffmaterial zusätzlich
noch mindestens eine Aminosäure. Es hat sich nämlich
gezeigt, daß die Freisetzung der antibakteriellen Wirk
stoffe aus dem Kunststoffmaterial in Gegenwart von Amino
säuren wesentlich verbessert wird, d. h. unabhängig von
der jeweils hergestellten Charge erfolgt eine stetige,
langsam abnehmende Abgabe der Wirkstoffe über einen
längeren Zeitraum. Schon eine geringe Konzentration dieser
physiologisch unbedenklichen Zusatzstoffe hat diesen
Effekt. Außerdem können, sofern eine Herstellung der
erfindungsgemäßen Mittel im Spritzgußverfahren erfolgt,
die dabei erforderlichen Verarbeitungstemperaturen er
heblich gesenkt werden, wodurch eine im Hinblick auf den
Wirkstoff erwünschte, schonende Verarbeitung möglich wird.
Als Aminosäuren eignen sich grundsätzlich alle natür
lich vorkommenden und physiologisch verträglichen Amino
säuren, die mindestens eine Wasserlöslichkeit von etwa
1 g/100 ml haben. Bevorzugt sind aliphatische Monoamino
monocarbonsäuren mit bis zu 5 C-Atomen, wie z. B. Glycin,
Alanin, Threonin, Valin, Serin, Hydroxyprolin, Prolin,
vorzugsweise Glycin und Alanin, insbesondere Glycin. Das
Kunststoffmaterial kann eine Aminosäure oder ein Gemisch
mehrerer Aminosäuren enthalten.
Die Menge der zuzusetzenden Aminosäuren kann in weiten
Bereichen variiert werden und hängt mindestens teilweise
von der Löslichkeit der verwendeten Aminosäure ab. Im
allgemeinen liegen die Zusätze bei etwa 0,3 bis 5 Gew.-%
an Aminosäuren, bezogen auf das Polymere. Für Glycin hat
sich z. B. ein Zusatz von etwa 1 Gew.-% als besonders
günstig erwiesen.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Stifte wird in den
Kunststoff z. B. ein Antibioticum und vorzugsweise min
destens eine Aminosäure inkorporiert. Das kann in der
Weise erfolgen, daß man beide Komponenten vor der Aus
härtung in den Kunststoff einbringt oder ein fertig aus
polymerisiertes Produkt, z. B. ein Perlpolymerisat, das
ggf. eine der Komponenten bereits enthält, mit dem oder
den noch fehlenden Bestandteilen intensiv mischt und an
schließend die gewünschte Formgebung vornimmt. Dabei
werden die Mittel auch mit einer starren Längsachse
versehen.
Die erhaltenen Stifte können gegebenenfalls anschließend
einer Sterilisation unterworfen und eingesiegelt werden.
40 g eines sterilen, feinen Perlpolymerisats (Teilchen
durchmesser<30 µ), bestehend aus einem Copolymerisat
von Methacrylsäuremethylester und Methylacrylat, das ca.
15% Zirkondioxid als Röntgenkontrastmittel enthält,
werden mit 0,5 g Gentamycinsulfat und 0,4 g Glycin gut
vermischt. Das erhaltene Pulver wird in einer geeigneten
Apparatur zum Sintern gebracht und in entsprechenden
Formen ausgeformt (vorzugsweise im Spritzgußverfahren).
Vor dem Erhärten wird in dem 3-5 mm dicken Kunststoff
strang ein Kirchner-Draht als Achse eingebracht. Die
Stifte werden entweder gleich in einer Länge von etwa
15 cm hergestellt oder ein endloser Strang wird auf die
jeweils gewünschte Länge von 12-20 cm geschnitten. Ge
gebenenfalls kann eine Sterilisation, z. B. durch Begasung
mit Äthylenoxid, angeschlossen werden. Die Stifte können
sodann nach Entfernen der chirurgischen Nägel zur Be
kämpfung von Bohrlochosteomyelitis in die infizierten
Bohrlöcher eingeschoben werden.
Claims (4)
1. Antibiotikahaltiges Mittel auf Basis von physiologisch
unbedenklichen, zur protrahierten Freigabe von anti
bakteriellen Wirkstoffen befähigten Kunststoffen und
mindestens einem antibakteriellen Wirkstoff, dadurch
gekennzeichnet, daß das Mittel in Form eines Stiftes
vorliegt, der etwa 12-20 cm lang ist, einen Durchmesser
von 3-5 mm hat und zur Stabilisierung einen starren
chirurgischen Draht als Längsachse aufweist.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es als Antibioticum Gentamycin enthält.
3. Mittel nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß es zusätzlich mindestens eine Aminosäure,
vorzugsweise Glycin, enthält.
4. Verwendung des Mittels nach den Ansprüchen 1, 2 und/
oder 3 bei der Bekämpfung von Bohrlochosteomyelitis.
Priority Applications (1)
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DE19782815934 DE2815934A1 (de) | 1978-04-13 | 1978-04-13 | Chirurgischer stift und seine verwendung |
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-
1978
- 1978-04-13 DE DE19782815934 patent/DE2815934A1/de active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
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