DE1235499B - Herstellen von Faeden oder Fasern aus Polyurethanen - Google Patents
Herstellen von Faeden oder Fasern aus PolyurethanenInfo
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Description
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. CL:
DOIf
Deutsche Kl.: 29 b-3/60
Nummer: 1235 499
Aktenzeichen: F 41746IV c/29 b
Anmeldetag: 15. Januar 1964
Auslegetag: 2. März 1967
Es ist bekannt, gummielastische Fäden bzw. Fasern aus linearen Hydroxylgruppen aufweisenden Polyestern,
aromatischen Diisocyanaten und Wasser herzustellen. Zu diesem Zweck werden z. B. gemäß der
deutschen Patentschrift 888 766 die Komponenten in einem Polyacrylnitril-Lösungsmittel in der genannten
Reihenfolge miteinander umgesetzt und die erhaltene Lösung naß oder trocken versponnen (Beispiel 4 der
Patentschrift).
Aus Beispiel 7 der USA.-Patentschrift 3 097 192 ist es auch bekannt, den Polyester und das Diisocyanat in
der Schmelze miteinander umzusetzen und erst das Polyesterisocyanat im Polyacrylnitril-Lösungsmittel
aufzulösen, mit Wasser umzusetzen und dann die Lösung zu verspinnen.
Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zum Herstellen von Fäden oder Fasern durch Naß- oder
Trockenspinnen von Reaktionsprodukten aus Polyestern mit einer OH-Zahl von 35 bis 110 und einem
Überschuß von 115 bis 300 % — berechnet auf die vorhandenen Hydroxylgruppen — eines aromatischen
Diisocyanats, die durch Reaktion unter 12O0C
erhalten worden sind. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man im
Vakuum entgaste Lösungen von Umsetzungsprodukten verspinnt, die in einem Polyacrylnitril-Lösungsmittel
bei 10 bis 500C mit einer Menge von 80 bis 120% Wasser — bezogen auf die noch im Umsetzungsprodukt
verbliebenen freien NCO-Gruppen — weiter umgesetzt worden sind.
Das Einhalten der vorgenannten Mengenverhältnisse und der Temperaturbedingungen ist Voraussetzung für
das erfindungsgemäße Verfahren. Nach dem Stand der Technik wird bei der Umsetzung des Polyesters
mit dem Diisocyanat ein geringerer Überschuß angewandt und dabei teilweise sogar in Lösung gearbeitet
oder aber bei einer höheren Temperatur umgesetzt. Beim Arbeiten bei höherer Temperatur erhält man in
der Lösung als Folge von Sekundärreaktionen über Allophanat- oder Isocyanuratgruppen verzweigtes
Polyesterisocyanat, welches dann mit stark überschüssigen Wassermengen unter Kohlendioxydabspaltung
in eine Elastomerlösung übergeführt wird. Es ist jedoch technisch nicht möglich, bei gleicher Konzentration
stets Lösungen mit gleicher Viskosität zu erzeugen, da es bei der Umsetzung des Polyesters mit
dem Diisocyanat in Dimethylformamid sehr schwierig ist, immer den gleichen Verzweigungsgrad zu erzielen.
Außerdem erfolgt bei wenig erhöhten Temperaturen im Lösungsmittel unter dem Einfluß des überschüssigen
Wassers eine mehr oder weniger starke Rückspaltung der Allophanatgruppen, so daß sich als Folge eines
Herstellen von Fäden oder Fasern aus
Polyurethanen
Polyurethanen
Anmelder:
Farbenfabriken Bayer Aktiengesellschaft,
Leverkusen
Als Erfinder benannt:
Dr. Horst Wieden,
Dr. Wilhelm Brenschede,
Dr. Hans Lenz,
Dr. Wolfgang Rellensmann,
Dr. Günther Nischk, Dormagen
unterschiedlichen Molekülaufbaus die textiltechnologischen Eigenschaften der gewonnenen Fäden und
Fasern nicht immer reproduzieren lassen. Verwendet man weniger als 115% Diisocyanat, so treten beim
Verspinnen der Lösung im Trockenspinnprozeß laufend Fadenbrüche auf. Außerdem kleben die
Fäden stark untereinander und lassen sich daher nicht umspulen. Beim Naßspinnverfahren ist keine Auftrennung
in die einzelnen Kapillaren möglich, so daß Stapelfasern nicht hergestellt werden können.
Die als Ausgangsmaterial dienenden linearen hydroxylgruppenhaltigen
Polyester lassen sich durch Kondensation von Dicarbonsäuren und Dialkoholen bei erhöhter Temperatur in üblicher Weise herstellen.
Diese Polyester werden in der Schmelze in üblicher Weise mit einem Überschuß an aromatischen Diisocyanaten
bei Temperaturen unterhalb 1200C und vorzugsweise bei Temperaturen zwischen 65 und
1000C zur Reaktion gebracht.
Als aromatische Diisocyanate seien p-Phenylendiisocyanat,
1,5-Naphthylendiisocyanat, 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat,
3,3'-Dimethyl-4,4'-diphenylmethandiisocyanat, 4,4'-Diisocyanatostilben, 4,4'-Di-
709 517/514-
isocyanatodibenzyl und Gemische von 2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat beispielhaft genannt.
Die so hergestellten isocyanatmodifizierten Polyester
mit freien Isocyanatgruppen werden dann in der für die gewünschte Endkonzentration erforderliche Menge
an Polyacrylnitril-Lösungsmittel gelöst und bei 10 bis 500C, vorzugsweise bei 18 bis 4O0C, mit 80 bis 120 °/0
an Wasser, bezogen auf die vorhandenen freien Isocyanatgruppen, zur Reaktion gebracht. Bei Anwendung
einer geringeren als für die Äquivalenz erforderliehen Wassermenge soll der Unterschuß, bezogen
auf die äquivalente Menge^ 20 % nicht unterschreiten.
Als Lösungsmittel verwendet man die gebräuchlichen Polyacrylnitril-Lösungsmittel, wie Dimethylformamid,
Dimethylacetamid, Dimethylsulfoxyd, Dimethoxydimethylacetamid. Sie müssen selbstverständlich
frei von solchen Bestandteilen sein, die mit Diisocyanaten zur reagieren vermögen; allerdings
können diese Lösungsmittel die technisch übliche Menge an Wasser enthalten, das man dann eben bei
der zunehmenden Gesamtmenge Wasser berücksichtigen muß.
Es ist auch möglich, Verbindungen zuzusetzen, die eine Verzögerung oder Beschleunigung der PoIyadditionsreaktionen
bewirken. Bei besonders rasch reagierenden Diisocyanaten kann man daher in der ersten Phase der Reaktion zwischen Polyester und
Diisocyanat verzögernde Mittel, wie Säuren oder Säurehalogenide (Adipinsäure, Salzsäure, Benzoylchlorid),
zusetzen. Bei dem späteren Umsatz mit Wasser ist eine Beschleunigung durch tertiäre Amine
oder Schwermetallsalze manchmal wünschenswert.
Die wie beschrieben hergestellten spinnfähigen Lösungen haben eine hervorragende Stabilität bei
Raum- oder wenig erhöhter Temperatur. Ein Abbau der Lösungen ist auch bei längerer Lagerung nicht
beobachtet worden. Sie werden nach den bekannten Methoden der Spinntechnik trocken, d. h. bei erhöhter
Temperatur in Luft oder inerten Gasen oder naß, d. h. durch Eindüsen in Koagulationsbäder zu elastischen
Fäden oder Fasern versponnen. Man erhält gummielastische Fasern mit hervorragenden textiltechnologischen
Eigenschaften, d. h. hoher Reißfestigkeit, niedriger bleibender Dehnung, hohem Ε-Modul. Ein
weiterer Vorteil liegt darin, daß sich die Einzelkapillaren nach der Koagulation wieder leicht trennen
lassen, so daß sich solche Fasern als Stapelfasern ohne weiteres einsetzen lassen.
250 Teile Polyester (OH-Zahl 55,3) aus Adipinsäure, Hexandiol-1,6 und 2,2-Dimethyl-propandiol-l,3 im
Molverhältnis 8:7:1 werden bei 750C klar aufgeschmolzen
und unter Rühren mit 93,8 Teilen 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat versetzt. Man hält
die Schmelze 30 Minuten bei 75 bis 800C, löst diese dann in 805 Teilen Dimethylformamid, das 0,03 %
H2O enthält, und kühlt rasch auf 250C ab. Unter
intensiver Durchmischung tropft man 4 Teile Wasser zur Reaktionslösung. Unter Entwicklung von Kohlendioxyd
war nach 24 Stunden die zum Verspinnen erforderliche Viskosität erreicht. Der Feststoffgehalt
der Spinnlösung beträgt etwa 30 %■ Aus dieser Lösung werden wie üblich Fäden gesponnen, die zu Fasern
verarbeitet werden können, wie weiter unten noch beschrieben wird.
B e i s ρ i e 1 2
250 Teile des Polyesters aus Beispiel 1 werden bei 75°C klar aufgeschmolzen und unter Rühren mit
109,4 Teilen 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat versetzt. Man hält die Schmelze 30 Minuten bei 75 bis 8O0C.
a) Man löst die Schmelze in 1095 Teilen Dimethylformamid, das 0,03 °/p H2O enthält, und kühlt auf
25°C ab. Unter intensiver Durchmischung tropft man 5 Teile Wasser zur Lösung.
Die Viskosität der Lösung nimmt unter CO3-Entwicklung
langsam zu. Nach 25 Stunden ist die zum Verspinnen geeignete Endviskosität erreicht. Der
Feststoffgehalt der Spinnlösung beträgt etwa 25 %■
b) Man löst die Schmelze in 984 Teilen Dimethylformamid, das 0,03% H2O enthält, wobei sich eine
Temperatur von etwa 4O0C einstellt, und tropft unter
intensiver Durchmischung 5 Teile Wasser zur Lösung. Unter CO2-Entwicklung nimmt die Viskosität rasch
zu. Nach 12 Stunden bei 35 bis 400C ist die Endviskosität
erreicht. Der Feststoffgehalt der Lösung beträgt etwa 27°/0.
7500 Teile des Polyesters aus Beispiel 1 werden bei 700C klar aufgeschmolzen. Je nach Typ der gewünschten
Elastomerlösung setzt man die erforderliche Menge 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat zu und hält die
Schmelze 45 Minuten bei 75 bis 8O0C. Dann gibt man
die zur Einstellung der gewünschten Endkonzentration notwendige Menge Dimethylformamid zu, in
der das für die Weiterreaktion benötigte Wasser bereits gelöst ist. Es stellt sich eine Reaktionstemperatur
von etwa 400C ein, man kühlt die Lösung jedoch
im Verlauf von 10 bis 20 Minuten auf 30 bis 35°C ab.
Unter CO2-Entwicklung hat sich nach 20 Stunden die
zum Verspinnen geeignete Endviskosität der Lösung eingestellt.
Zwecks Pigmentierung wird eventuell noch die
gewünschte Menge Titandioxyd in die Elastomerlösung eingerührt.
In der nachfolgenden Tabelle sind die Mengen für verschiedene Lösungstypen in Teilen angegeben.
4,4'-Di- | Dimethyl | Wasser | Titan | Fest | |
phenyl- | formamid | dioxyd | stoff | ||
lyp | raethan- | (0,02% | 129 | gehalt | |
diisocyanal | H2O-Gehalt) | 112 | 7o | ||
a) | 2814 | 31330 | 99 | 496 | -25 |
b) | 2850 | 28160 | 76 | 27 | |
c) | 2343 | 29820 | 475 | -25 | |
d) | 2109 | 26950 | 27 | ||
m 250 Teile Polyester (OH-Zahl 61,5) aus Adipinsäure,
Äthylenglykol und Propandiol-1,2 im Molverhältnis 4:3:1 werden bei 750C klar aufgeschmolzen und
unter Rühren 30 Minuten bei 75 bis 80° C mit 86,5 Teilen 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat zur Reaktion
gebracht. Man löst die Schmelze in 1020 Teilen Dimethylformamid, das 0,01 % H2O enthält, und
kühlt in 15 Minuten auf 25°C ab. Dann tropft man 3,5 Teile Wasser zur Reaktionslösung. Unter CO2-
Entwicklung ist die zum Spinnen geeignete Lösungsviskosität nach etwa 20 Stunden erreicht. Der Feststoffgehalt
der Lösung beträgt etwa 25 %·
Das Verspinnen der in den Beispielen 1 bis 4 beschriebenen Lösungen zu endlosen gummielastischen
Fäden und der technische Fortschritt
Die in den Beispielen 1 bis 4 beschriebenen Lösungen mit stabilen Viskositäten von 500 bis 1000 Poise bei
2O0C, gemessen im Höppler-Viskosimeter, werden vor
dem Verspinnen durch eine Filterpresse filtriert und anschließend bis zur Blasenfreiheit evakuiert.
I. Naßspinnverfahren
Die gut filtrierte und evakuierte Lösung wird mittels Spinnpumpe durch eine Mehrlochdüse mit Düsendurchmessern
von 75 bis 200 μ in ein auf 20 bis 70° C, vornehmlich 40 bis 500C, geheiztes 2 bis 6 m langes
Wasserbad, das 2 bis 10 % Dimethylformamid enthält, eingesponnen und die erhaltenen Fäden mit einer
Geschwindigkeit von 10 bis 50 m/min bei einem Verzug von 0,5 bis 4,5 abgezogen. Nach anschließender
Trocknung bei 7O0C werden sie auf Hülsen aufgespult.
Die physikalischen Eigenschaften der so erhaltenen Fäden sind Tabelle I zu entnehmen.
II. Trockenspinnverfahren Tabelle I
Eigenschaften naß gesponnener Elastomerfäden
Eigenschaften naß gesponnener Elastomerfäden
E-Modul 150%
kp/mm2
0,51 0,60 0,53 0,53 0,48 0,45 0,50
Tabelle II
Eigenschaften trocken gesponnener Elastomerfäden
Eigenschaften trocken gesponnener Elastomerfäden
Titer | Festig keit1"* |
Bruch | Bleibende | |
Lösung | deh | Deh | ||
Beispiel | den | g/den | nung1) | nung2) |
540 | 0,55 | % | Vo | |
1 | 540 | 0,45 | 400 | 15 |
2 a) | 480 | 0,52 | 350 | 20 |
2b) | 480 | 0,55 | 400 | 18 |
3 a) | 45 000 | 0,49 | 400 | 15 |
480 | 0,41 | 500 | 16 | |
3 c) | 480 | 0,49 | 400 | 12 |
4 | 400 | 10 | ||
20 Lösung Beispiel |
Titer den |
Festig keit1) g/den |
Bruch deh nung1) |
Bleibende Deh nung2) |
E-Modul 150% kp/mma |
3a) 25 3b) 3 c) 3d) |
170 140 140 150 |
0,95 0,93 0,82 0,78 |
550 600 650 650 |
18 15 12 11 |
0,4 0,41 0,3 0,33 |
Die gut filtrierte und evakuierte Lösung wird mittels einer Spinnpumpe dem Spinnkopf, der je nach
Lösungsviskosität auf 30. bis 900C vorgewärmt ist, zugeführt und durch eine Mehrlochdüse mit Düsenlochdurchmessern
von 100 bis 250 μ in einen auf 210 bis 2300C geheizten Schacht eingespritzt. Die
Temperatur der Anblasluft muß dabei so hoch gewählt werden, daß die Lufttemperatur an der Spinndüse
175 bis 2000C beträgt. Bei Abzugsgeschwindigkeiten von 200 bis 800 m/min, vorzugsweise 350 bis 500 m/min,
und einem Schachtverzug von 3 bis 18, vorzugsweise 8 bis 12, ergeben sich für die Fäden optimale Werte
der physikalischen Eigenschaften, die in Tabelle II für verschiedene Lösungstypen angegeben sind. Der
Dimethylformamidgehalt der unter diesen Bedingungen gesponnenen Fäden beträgt <!%■
x) Festigkeit und Dehnung mittels Schrödergerät bestimmt;
Dehnungsgeschwindigkeit 400 %/17 Sekunden.
2) Bleibende Dehnung in Prozent nach dreimaligem Dehnen
auf 300 % bei einer Dehn- und Entspannungsgeschwindigkeit von 150 mm/min nach einer Erholzeit von 60 Sekunden.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zum Herstellen von Fäden oder Fasern durch Naß- oder Trockenspinnen von Reaktionsprodukten aus Polyestern mit einer OH-Zahl von 35 bis 110 und einem Überschuß von 115 bis 300 % — berechnet auf die vorhandenen Hydroxylgruppen — eines aromatischen Diisocyanate, die durch Reaktion unter 1200C erhalten worden sind, dadurch gekennzeichnet, daß man im Vakuum entgaste Lösungen von Umsetzungsprodukten verspinnt, die in einem Polyacrylnitril-Lösungsmittel bei 10 bis 5O0C mit einer Menge von 80 bis 120 % Wasser — bezogen auf die noch im Umsetzungsprodukt verbliebenen freien NCO-Gruppen — weiter umgesetzt worden sind.709 517/514 2.67 Bimdesdnickerei Berlin
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