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Die Erfindung bezieht sich auf eine
Hinterradaufhängung
für ein
Kraftfahrzeug, umfassend einen Radträger, einen Längslenker, über den
der Radträger
in Fahrzeuglängsrichtung
weich am Fahrzeugaufbau angebunden ist, und zwei Querlenker, die
bei Betrachtung in der Horizontalebene trapezförmig an dem Radträger angelenkt
sind, wobei der aufbauseitige Anlenkpunkt des Längslenkers höher liegt,
als die radseitigen Anlenkpunkte der trapezförmig angeordneten Querlenker.
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Eine derartige Hinterradaufhängung ist
aus der
EP 0 655 355
B1 bekannt. Insbesondere offenbart diese eine Hinterradaufhängung aus
zwei unteren Querlenkern und einem Längslenker im Verbund mit einem
McPherson-Federbein. Anstelle des Federbeins können auch zwei aufgelöste obere
Lenkerarme vorgesehen sein. Bei etwa gleich harter Kennung der Lager
des hinteren und vorderen unteren Querlenkers sowie einer in Fahrzeuglängsrichtung nachgebenden
Lagerung des Längslenkers
wird unter Seitenkrafteinfluß am
kurvenäußeren Rad
ein Vorspureffekt erzielt, wodurch etwaigen Übersteuerungstendenzen entgegengewirkt
wird.
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Dieser für ein stabiles Fahrverhalten
in der Kurve vorteilhafte Vorspureffekt am kurvenäußeren Rad
der Hinterachse ist weiterhin aus der
DE 195 17 074 A1 oder der
EP 0 575 354 B1 bekannt.
Das kurveninnere Rad geht hierbei in Nachspur. Praktisch bedeutet
dies an einer seitenkraftuntersteuernden Hinterachse ein "Gleichlenken" der Hinterräder mit den
Vorderrädern.
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Ein untersteuerndes Verhalten läßt ein Fahrzeug
unhandlicher erscheinen, da in der Kurve ein verstärkter Lenkeinschlag
erforderlich ist. Übersteuernde
Fahrzeuge, bei denen unter Seitenkrafteinfluß an der Hinterachse ein "Gegenlenken" der Hinterräder auftritt,
d. h. bei denen das kurvenäußere Rad
in Richtung Nachspur und das kurveninnere Rad in Richtung Vorspur
geht, benötigen
einen geringeren Lenkeinschlag, geraten jedoch ohne Gegenmaßnahmen
leichter in stabilitätskritische
Zustände.
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Die Erfindung geht von der Überlegung
aus, eine Hinterradaufhängung
zu schaffen, die für
unterschiedliche Beladungszustände
eines Kraftfahrzeugs ein der jeweiligen Situation angepaßtes elastokinematisches
Verhalten aufweist.
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Dazu wird eine Hinterachse gemäß Patentanspruch
1 vorgeschlagen. Diese zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß die Trapezanordnung der
Querlenker und die Längsnachgiebigkeit
der Anbindung über
den Längslenker
derart konfiguriert ist, daß sich
in Abhängigkeit
des Beladungszustands des Kraftfahrzeugs ein gegensätzliches
Seitenkraftlenken einstellt, dahingehend, daß in einem Leerzustand des
Fahrzeugs am kurvenäußeren Rad
unter Seitenkrafteinfluß eine
Radstellungsänderung
in Richtung Nachspur auftritt, in einem voll beladenen Zustand des
Kraftfahrzeugs am kurvenäußeren Rad unter
Seitenkrafteinfluß hingegen
eine Radstellungsänderung
in Richtung Vorspur auftritt.
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Vorteil dieser Konfiguration ist
eine im Leerzustand oder bei geringer Beladung tendenziell erhöhte Agilität des Fahrzeugs
verbunden mit einem präzisen
Lenkerverhalten, wohingegen im beladenen Zustand dem Gesichtspunkt
einer hohen Stabilität Vorrang
eingeräumt
wird. Die im Leerzustand gegenlenkende Wirkung der Hinterachse wandelt
sich bei Beladung zu einer gleichlenkenden Wirkung. Damit läßt sich
eine maximale Spreizung des Seitenkraftlenkens zwischen den Beladungszuständen "leer" und "voll" realisieren.
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Aufgrund der weichen Anbindung über den Längslenker
bewegt sich im Leerzustand des Fahrzeugs das kurvenäußere Rad
unter Seitenkrafteinfluß in
Fahrtrichtung nach vorn und geht rein kinematisch betrachtet in
Richtung Nachspur. Unter Beladung kehrt sich die Radstellungsänderung
um. Das kurvenäußere Rad
bewegt sich infolge der Seitenkraft unter Beladung nach hinten.
Bei Seitenkrafteinfluß geht
dieses also für
die Fahrstabilität
vorteilhaft in Vorspur. Diese Bewegungsumkehr ermöglicht eine automatische
beladungsabhängige
Fahrwerksanpassung zwischen den Extremen einer hohen Lenkwilligkeit
und einer hohen Fahrstabilität.
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Selbstverständlich können diesen Radstellungsänderungen
weitere spurkorrigierende Effekte überlagert werden, so zum Beispiel
in den zugehörigen
Lagern der Lenker, so daß bei
einer Radstellungsänderung
in Richtung Nachspur ein insgesamt neutrales oder untersteuerndes
Verhalten realisierbar ist.
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Weitere, vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind in den Patentansprüchen angegeben.
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So kann zur Vermeidung stabilitätskritischer Zustände der
kinematisch bedingten Übersteuerungstendenz
der Hinterachse ein entgegengerichteter Effekt überlagert werden. Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfährt hierzu von den trapezförmig angeordneten
Querlenkern der in Fahrtrichtung vordere Querlenker eine in Fahrzeugquerrichtung
weichere Abstützung
als der andere, hintere Querlenker.
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Vorzugsweise wird durch die Überlagerung der
beiden Effekte ein insgesamt leicht untersteuerndes Vorspurlenken
eingestellt. Dies läßt sich
beispielsweise über
die Auslegung der Elastizitäten
der Lenker-Lager-Anordnungen realisieren.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung
liegen die Gesamtsteifigkeit am vorderen Querlenker einschließlich der
zugehörigen
Lagerelastizitäten
im Bereich von 65 bis 75 Prozent der entsprechenden Gesamtsteifigkeit
am hinteren Querlenker. Vorzugsweise erfolgte die Differenzierung
der Steifigkeit an den einzelnen Querlenkern durch die Ausgestaltung
des jeweiligen aufbauseitigen Lenkerlagers. Bei Verwendung von Gummi-Metall-Lagern
ist hierbei die Gummisteifigkeit das wesentliche Abstimmungsmittel.
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Die Anordnung der trapezförmigen Querlenker
erfolgt vorzugsweise so, daß bei
Betrachtung in der Horizontalebene der vordere Querlenker in Richtung
der Fahrzeugmitte in Vorwärtsfahrtrichtung
und der hintere Querlenker in Richtung der Fahrzeugmitte gegen die
Vorwärtsfahrtrichtung
angestellt ist. Dabei kann in einem Beladungszustand des Kraftfahrzeugs
der vordere Querlenker einen dem Betrag nach größeren Anstellwinkel zur Fahrzeugquerrichtung
aufweisen als der hintere Querlenker.
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Gemäß einer weiteren, vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung sind die Querlenker und der Längslenker
getrennt voneinander am Radträger
angekoppelt. Dies gewährleistet
in besonders wirkungsvoller Art und Weise die gezielte Kopplung
der Längsbewegung
des Fahrzeugrades infolge des Beladungszustandes mit der im Radaufstandspunkt
angreifenden Seitenkraft.
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Um für die beladungsabhängige "Bewegungsumkehr" an dem radträgerseitigen
Ende der Trapezanordnung einen ausreichend großen Verschiebeweg in Fahrzeuglängsrichtung
zu schaffen, weist gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung das aufbauseitige Längslenkerlager
eine Federrate von weniger als 400 N/mm auf. Diese Federrate kann
allein vom Längslenkerlager
oder aber auch durch die gesamte Längslenker-Lager-Anordnung bereitgestellt
werden.
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Vorzugsweise besitzt das aufbauseitige Längslenkerlager
einen linearen Federweg von mindestens +/- 3,5 mm. Der maximale
Federweg des aufbauseitigen Längslenkerlagers
beträgt
in vorteilhafter Ausgestaltung mehr als +/- 7 mm.
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In einer weiteren, vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung ist ein weiterer, obere Querlenker vorgesehen,
der in Höhe über der
Radmitte an dem Radträger
angreift. Dieser obere Querlenker kann bezogen auf die Fahrzeuglängsrichtung
zwischen den unteren, trapezförmig
angeordneten Querlenkern an dem Radträger angreifen.
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Bevorzugt schließt der obere Querlenker mit der
Fahrzeugquerrichtung einen Winkel in Vorwärtsfahrtrichtung von 0 bis
60 Grad, vorzugsweise 10 bis 30 Grad ein. Im Falle einer Anwinkelung
verläuft
der obere Querlenker zur Fahrzeugmitte hin schräg nach vorn.
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Weiterhin kann ein Schwingungsdämpfer vorgesehen
sein, der mit einem Ende hinter und unterhalb der Radmitte auf den
Radträger
einwirkt und mit seinem oberen, am Fahrzeugaufbau angekoppelten
Ende in Fahrtrichtung nach vorn geneigt ist. Bei einer starken Einfederung
bewirkt der in Fahrzeuglängsrichtung
geneigte Schwingungsdämpfer
im Verbund mit der oben erläuterten
Lenkerkonfiguration einen zusätzlichen,
spur- und sturzkorrigierenden Effekt, mit dem unter extremen Fahrbedingungen
das Fahrzeug stabilisiert wird. Zudem bleibt die Einzelradaufhängung in
ihren Abmessungen kompakt und ermöglicht eine hohe Durchladebreite
und niedrige Ladekante.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in:
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1 eine
schematische Draufsicht einer Kraftfahrzeug-Hinterradaufhängung nach
der Erfindung in einem leeren Beladungszustand des Kraftfahrzeugs,
wobei die Reaktion unter Seitenkrafteinfluß auf ein kurvenäußeres Rad
in unterbrochenen Linien angedeutet ist,
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2 eine
schematische Draufsicht einer Kraftfahrzeug-Hinterradaufhängung nach
der Erfindung in einem vollen Beladungszustand des Kraftfahrzeugs,
wobei die Reaktion unter Seitenkrafteinfluß auf ein kurvenäußeres Rad
in unterbrochenen Linien angedeutet ist, und in
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3 eine
schematische Seitenansicht der Hinterradaufhängung in einem leeren Beladungszustand
entsprechend 1.
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Das in den 1 bis 3 dargestellte
Ausführungsbeispiel
zeigt eine Vierlenker-Einzelradaufhängung 1 für eine Kraftfahrzeug-Hinterradachse
zusammen mit einem Fahrzeugrad 2. Das Fahrzeugrad 2 ist
hier nicht angetrieben. Jedoch ist die nachfolgend erläuterte Vierlenker-Einzelradaufhängung auch
an angetriebenen Hinterrädern
einsetzbar.
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Wie 1 zeigt,
ist das Fahrzeugrad 2 an einem Radträger 3 gelagert. Der
Radträger 3 ist über vier
Radführungsglieder
gegen einen nicht näher dargestellten
Fahrzeugaufbau abgestützt.
Je Fahrzeugseite sind dabei ein Längslenker 4 und drei Querlenker 5, 6 und 7 vorgesehen.
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Der Längslenker 4 koppelt
den Radträger 3 in
Fahrzeuglängsrichtung
weich an den Fahrzeugaufbau an. Dazu ist aufbauseitig ein elastokinematisches
Längslenkerlager 8 in
Form eines Gummi-Metall-Lagers vorgesehen, das zum einen eine Schwenkbewegung
um eine im wesentlichen in Fahrzeugquerrichtung verlaufende und
in etwa horizontale Achse ermöglicht,
und das in Fahrzeuglängsrichtung
eine geringe Steifigkeit besitzt.
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Das aufbauseitige Längslenkerlager 8 weist eine
Federrate von weniger als 400 N/mm auf. Bei einer Verwirklichung
der dargestellten Einzelradaufhängung
an einem Personenkraftfahrzeug der unteren Mittelklasse wurde eine
Federrate von 170 N/mm verwendet. Dabei erscheint für die weiter
unten noch näher
erläuterte,
vom Beladungszustand des Fahrzeugs abhängige "Bewegungsumkehr" des Seitenkraftlenkverhaltens ein linearer
Federweg von mindestens +/- 3,5 mm bei einem maximalen Federweg von
mehr als +/- 7 mm zweckmäßig. Bei
der bereits erwähnten Verwirklichung
der dargestellten Einzelradaufhängung
betrug der lineare Längsfederweg
+/- 4 mm bei einem maximalen Federweg von +/- 9 mm.
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Durch das in Fahrzeuglängsrichtung
weiche Lager 8 wird die Übertragung von Stößen und Schwingungen
vom Fahrzeugrad 2 an den Fahrzeugaufbau gedämpft bzw.
unterbunden.
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Die drei Querlenker 5, 6 und 7 stützen sich jeweils
mit einem Ende über
ein elastokinematisches Lager 9, 10 bzw. 11 gegen
den Fahrzeugaufbau ab und sind mit ihrem anderen Ende jeweils über ein
Gelenk 12, 13 bzw. 14 an dem Radträger 3 angekoppelt.
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Zwei der Querlenker 5 und 6 sind
in einer unteren Kraftebene unterhalb der Radmitte M angeordnet,
wohingegen der dritte Querlenker 8 in einer zweiten Kraftebene
oberhalb der Radmitte M liegt. Dabei greift der vordere, untere
Querlenker 5, der hier als Spurstange ausgebildet ist,
vor der Radmitte M an dem Radträger 3 an.
Der hintere, untere Querlenker 6 ist als Federlenker ausgebildet
und greift hinter der Radmitte M an dem Radträger 3 an. Wie insbesondere
den 1 und 2 entnommen werden kann,
verlaufen die beiden unteren Querlenker 5 und 6 im
wesentlichen in Fahrzeugquerrichtung. Insbesondere sind diese bei
Betrachtung in der Horizontalebene trapezförmig angeordnet, wobei der
gedachte Schnittpunkt der Lenker 5 und 6 jenseits
der Außenseite
des zugehörigen
Rades 2 liegt. In Abhängigkeit des
Beladungszustandes des Fahrzeugs liegt dieser Schnittpunkt in Fahrzeuglängsrichtung
entweder vor der Radmitte M, nämlich
im Beladungszustand "leer" (vgl. 1), oder hinter der Radmitte
M, nämlich
im Beladungszustand "voll" (vgl. 2). Weiterhin liegen die
radseitigen Anlenkpunkte bzw. Lager 12 und 13 der
trapezförmig
angeordneten Querlenker 5 und 6 in ihrer Höhe unter
dem aufbauseitigen Anlenkpunkt bzw. Lager 8 des Längslenkers 4.
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Dabei existiert in Geradeausfahrt
mindestens eine Stellung, in der bei Betrachtung in der Horizontalebene
der vordere Querlenker 5 in Vorwärtsfahrtrichtung und der hintere
Querlenker 6 gegen die Vorwärtsfahrtrichtung angewinkelt
sind.
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Der obere Querlenker 7 ist,
bezogen auf die Fahrzeuglängsrichtung,
zwischen den unteren Querlenkern 5 und 6 an dem
Radträger 3 angekoppelt.
Er verläuft
unter einem Winkel im Bereich von 0 bis 60 Grad zur Fahrzeugquerrichtung
vom Radträger 3 zur Fahrzeugmitte
hin schräg
nach vorn. Bevorzugt liegt dieser Winkel in einem Bereich von 10
bis 30 Grad.
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Die vorstehend erläuterte Lenkeranordnung ist
in bezug auf die Trapezanordnung der Querlenker 5 und 6 und
die Längsnachgiebigkeit
der Anbindung über
den Längslenker 4 derart
abgestimmt, daß sich in
Abhängigkeit
des Beladungszustands des Kraftfahrzeugs ein gegensätzliches
Seitenkraftlenken einstellt. Dies soll nachfolgend anhand der 1 und 2 näher
erläutert
werden, die jeweils das kurvenäußere Rad 2 zeigen.
Die Vorwärtsfahrtrichtung
ist dabei durch den Pfeil F gekennzeichnet.
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Wie bereits erwähnt, zeigt 1 den Beladungszustand "leer", in dem das Fahrzeug
lediglich mit dem Fahrer besetzt ist. In diesem Fall stellt sich unter
Seitenkrafteinfluß Fs
eine Radstellungsänderung
in Richtung Nachspur ein, der in 1 durch
die in unterbrochenen Linien gezeigte Stellung und den Winkel δhn dargestellt
ist. An dem hier nicht dargestellten, kurveninnenseitigen Rad kommt
es zu einer korrespondierenden Radstellungsänderung in Richtung Vorspur,
womit an der Hinterachse gewissermaßen ein gegenlenkender Effekt
mit Übersteuerungstendenz
auftritt. Dies begünstigt
die Lenkwilligkeit bzw. Agilität
des Fahrzeugs.
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Der Radträger 3 und die Trapezanordnung der
unteren Querlenker 5 und 6 befinden sich aufgrund
des Leerzustandes in einer vorderen Stellung. Unter Seitenkrafteinfluß Fs wird
der Längsträger 4 des
kurvenäußeren Rades 2 sowie
das zugehörige Längslenkerlager 8 auf
Druck belastet.
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Durch die gezielte Beeinflussung
der Steifigkeitsverhältnisse
läßt sich
das Fahrverhalten der Radaufhängung
abstimmen. Dies erfolgt bevorzugt über die Lagersteifigkeiten
der aufbauseitigen Lenkerlager 9, 10 und 11.
Eine überkompensierende
Wirkung und somit ein leichtes untersteuerndes Vorspurlenken wird
durch eine gezielte weichere Auslegung der Steifigkeit des vorderen
unteren Querlenkers 5 (Spurstange) im Vergleich zu dem
hinteren unteren Querlenker 6 (Federlenker) erzielt.
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Die Gesamtsteifigkeit der Querlenker-Lager-Anordnung
des vorderen, unteren Querlenkers 5 beträgt dabei
auf jeden Fall jeweils weniger als 80 Prozent der Gesamtsteifigkeit
der hinteren Querlenker-Lager-Anordnung, um die vorstehend erläuterte Kompensation
zu gewährleisten.
Bei der verwirklichten Ausführungsform
lag die Gesamtsteifigkeit am vorderen Querlenker 5 einschließlich der
zugehörigen
Lagerelastizitäten
im Bereich von 65 bis 75 Prozent der entsprechenden Gesamtsteifigkeit
am hinteren Querlenker 6.
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In einem voll beladenen Zustand des
Kraftfahrzeugs ist am kurvenäußeren Rad
unter Seitenkrafteinfluß Fs
hingegen stets ein Vorspureffekt vorgesehen, da hierbei der Fahrstabilität eine höhere Priorität eingeräumt wird,
als der Lenkwilligkeit. Gegenüber
dem Leerzustand sind die Anlenkpunkte der unteren Querlenker 5 und 6 am
Radträger 3 nach
hinten versetzt. Das trapezförmige
Viergelenk aus dem vorderen, unteren Querlenker 5 und dem
hinteren unteren Querlenker 6 ist gegenüber dem Fahrzeugaufbau nach
oben und schräg
hinten verschwenkt. Bei dieser Ausgangslage bewirkt eine Seitenkraft
Fs am kurvenäußeren Rad 2 eine
Radstellungsänderung um
den Winkel δhv in die in unterbrochenen Linien dargestellte
Position. Der Längslenker 4 und
das zugehörige
Längslenkerlager 8 werden
dabei auf Zug belastet. Im Beladungszustand "voll" weist
der vordere Querlenker 5 einen dem Betrag nach größeren Anstellwinkel
zur Fahrzeugquerrichtung auf, als in Leerlage, der hintere Querlenker 6 hingegen
einen kleineren Winkel als in Leerlage. Am kurveninnenseitigen Rad
ergibt sich eine korrespondierende Radstellungsänderung in Richtung Nachspur
und damit an der Hinterachse ein gleichlenkender Effekt mit Untersteuerungstendenz.
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Die vorstehend erläuterte Verlagerung
der Anlenkpunkte der unteren Querlenker 5 und 6 am Radträger 3 nach
vorne bzw. nach hinten infolge des Beladungszustandes – wie in 3 durch die Pfeile B für zunehmende
Einfederung dargestellt – ermöglicht eine
Bewegungsumkehr der Radbewegungstendenz unter Seitenkrafteinfluß und damit
eine automatische beladungsabhängige
Fahrwerkabstimmung, die für
die jeweilige Situation unter den Gesichtspunkten Agilität und Fahrstabilität optimiert
ist.
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Als elastokinematische Lenkerlager 9, 10 und 11 werden
vorzugsweise Gummi-Metall-Lager verwendet, die es ermöglichen,
bei gegebener Lenkergeometrie die Fahrwerkabstimmung ohne großen Aufwand
an unterschiedliche Anforderungen anzupassen. Aufgrund der weitgehenden
Entkopplung zwischen der Längsabstützung und
der Querabstützung
bleibt der Fahrkomfort im wesentlichen unberührt von einem etwas stärkeren oder
etwas schwächeren
Untersteuerungsverhalten.
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Wie insbesondere 3 entnommen werden kann, weist die Vierlenker-Einzelradaufhängung je
Fahrzeugseite weiterhin einen Schwingungsdämpfer 15 auf, der
an seinem oberen Ende eine Zusatzfeder 16 trägt. Der
Schwingungsdämpfer 15 stützt sich
mit seinem unteren Ende an dem hinteren, unteren Querlenker 5,
alternativ auch an dem Radträger 3 ab.
Die Ankopplung ist dabei stets so gewählt, daß die Kräfte des Schwingungsdämpfers 15 hinter
und unterhalb der Radmitte M auf den Radträger 3 einwirken. Bei
dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel liegt
der radseitige Anlenkpunkt 17 des Schwingungsdämpfers 15 hinter
dem radseitigen Anlenkpunkt 12 des vorderen unteren Querlenkers 5,
so daß der
Schwingungsdämpfer 15 über den
Querlenkern 5 und 6 verläuft.
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Unter nach hinten wirkenden Bremskräften stellt
sich ein gezieltes Vorspurlenken ein. Die sich maximal einstellende
Vorspuränderung
ist dabei jedoch begrenzt, so daß beim Lösen der Bremsen kein deutliches
Lenken in Richtung Nachspur erfolgt, das insbesondere bei Kurvenfahrt
zu unerwünschten Lastwechselreaktionen
führen
würde.
Bei der hier vorgestellten Vierlenker-Einzelradaufhängung 1 ist daher
das Bremskraftlenken auf eine maximale Änderung von weniger als 10
min. beschränkt.
Bei nach vorn wirkenden Radkräften,
d. h. bei einer Fahrzeugbeschleunigung, stellt sich hingegen ein
Lenken in Richtung Nachspur ein.
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Die vorstehend beispielhaft erläuterte Erfindung
ermöglicht
die selbsttätige
Anpassung einer Hinterradaufhängung
an unterschiedliche Beladungszustände eines Kraftfahrzeugs, die
ein für
die jeweilige Beladung optimiertes Fahrverhalten aufweist. Mit zunehmender
Beladung wird die Fahrstabilität
erhöht,
während
bei geringerer Beladung das Kriterium Agilität stärker gewichtet ist.
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Jedoch ist die Erfindung nicht allein
auf das vorstehend erläuterte
Ausführungsbeispiel
beschränkt.
So kann beispielsweise der Längslenker von
einer strengen Längsausrichtung
in Fahrzeuglängsrichtung
abweichen. Die Erfindung umfaßt vielmehr
alle durch die Patentansprüche
definierten Ausgestaltungsformen.
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- 1
- Vierlenker-Einzelradaufhängung
- 2
- Fahrzeugrad
- 3
- Radträger
- 4
- Längslenker
- 5
- vorderer,
unterer Querlenker (Spurstange)
- 6
- hinterer,
unterer Querlenker (Federlenker)
- 7
- oberer
Querlenker
- 8
- elastokinematisches
Längslenkerlager
des Längslenkers 4
- 9
- elastokinematisches
Lenkerlager des Querlenkers 5
- 10
- elastokinematisches
Lenkerlager des Querlenkers 6
- 11
- elastokinematisches
Lenkerlager des Querlenkers 7
- 12
- radseitiges
Gelenk des Querlenkers 5
- 13
- radseitiges
Gelenk des Querlenkers 6
- 14
- radseitiges
Gelenk des Querlenkers 7
- 15
- Schwingungsdämpfer
- 16
- Zusatzfeder
- 17
- radseitiger
Anlenkpunkt des Schwingungsdämpfers 15
- 18
- aufbauseitiger
Anlenkpunkt des Schwingungsdämpfers 15
- B
- Bewegungsrichtung
der Radträgeranlenkpunkte
der unteren Querlenker beim
-
- Einfedern
- F
- Vorwärtsfahrtrichtung
- Fs
- Seitenkraft
- M
- Radmitte
- R
- Radaufstandspunkt
- δhn
- Änderung
in Richtung Nachspur
- δhv
- Änderung
in Richtung Vorspur
- β
- Neigungswinkel
des Schwingungsdämpfers 15
in Vorwärtsfahrtrichtung