Vitrine 06

Herbarbelege und Pflanzenbilder aus Gmelins botanischem Wirken (Forts.)
KIT

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Volltexte und Digitalisate

Die Volltexte und Digitalisate der in dieser Vitrine ausgestellten Exponate sowie weiterer Fundstücke zum Thema finden Sie hier.

Schlehen, Schwarzdorn, Prunus Spinosa

62. Gemeiner Schlehdorn. Schlehdorn. Schwarzdorn. Schlehen.
Prunier sauvage. Prunier epineux. – Prunus spinosa.

Ein Strauch, seltener ein kleiner Baum. Die Aeste abwechslend, an der Spitze mit einem Dorne endigend. Die Blätter abwechslend, gestielt, eyrund-lanzettförmig, gesägt, unterhalb feinhaarig. Die Blüthen weiß, gestielt. Die Stiele zerstreut, einblüthig. Staubfäden 18 – 20 – 24. Die Steinfrüchte rundlich, schwarzblau, von der Größe einer kleinen Kirsche.

Wächst hie und da sehr häufig an den Zäunen der Wege, im Gebüsche, und an dem Traufe der Waldungen, sowohl in niedern verflächten, als in den Thal- und Gebirgsgegenden, blühet ehe die Blätter zum Vorschein kommen, im März und April, und reifet seine Früchten im späten Herbste. Die sehr sauern und zusammenziehenden Schlehenfrüchten, werden, wenn sie im späten Herbste bei warmen Tagen und mehreren Nachtfrösten gehörig reifen, milde saftig und schmackhaft. Sie werden mit Zucker und Essig eingemacht, oder mit gedörrten Zwetschen abgekocht, welchen sie einen angenehmen Geschmack mittheilen.

Sie sind bei Bereitung eines haltbaren und schmackhaften Apfelweins, ganz vorzüglich in unsern Gegenden zu empfehlen. In dieser Absicht, bedient man sich ihrer, frisch oder gedörrt, und setzt sie demselben, vor oder nach der Gährung zu, wodurch er nebst einer beliebten rothen Farbe, einen sehr angenehmen Geschmack erhält.

Die Engländer machen ihren Rumpunk daraus, ein sehr beliebtes und angenehmes Getränke, das sie aus dem Schlehensafte mit Aepfelmoste, Arack, Rum, oder Franzbrandtewein bereiten.

*Anmerkung. Die Schlehen sollte man vorzüglich beym Apfelwein bestens benutzen, desgleichen in unsern Küchen, wo sie ausgesteint und gedörrt, mit süßem Obste, als Aepfeln, Birnen, Zwetschen und Kirschen in kleiner Gabe beygemengt und damit abgekocht, den zu süßen Geschmack wesentlich verbessern. Aus ihnen kann auch ein vorzüglich guter Essig bereitet werden.

Sauerdorn, Berberis

36. Gemeiner Sauerach. Sauerdorn. Essigdorn. Berberizenstaude. Berbisbeere. Weinnägelein. Erbsel. Erbsele.
Epinevinette. – Berberis vulgaris.

Ein 4 – 5 – 9 – 12 Fuß hoher, dichter Strauch. Die Aeste abwechslend, unter jedem Ast stehen dreyfache, sehr steife, gerade ausstehende Stacheln. Die Blätter abwechslend gestielt, eyrund, stumpf, glatt, am Rande feinstachelig gesägt. Die Blüthen traubenförmig, gelb. Die Trauben ausgehend, etwas überhängend. Der Blüthenkelch sechsblätterig, gelblich, abfallend. Die Blumenkrone sechsblätterig, gelb, kaum größer als der Blumenkelch. Honigbehältnisse 2, runde, am Grunde jedes einzelnen Blumenblatts. Die Beeren eyrund-walzenförmig, einfächerig, zwey bis dreysamig, blutroth, der Same länglich, stumpf.

Wächst in den Rhein-, Main-, Donau-, und Neckargegenden, sowohl in ebenen als in Mittelgebirgs-Gegenden vorzüglich an Hecken, am Rande der Waldungen, auf Kalk-Thon-Hügeln, an Hohlwegen, an rauhen, ungebauten, sonnenreichen, steinigen Abhängen, um die Ruinen alter Bergschlösser, hin und wieder in großer Menge, zu deren Verschönerung sie nicht wenig beyträgt. Blühet im May, Juni, und reifet ihre Beeren im September, October. Die jungen angenehmen säuerlichen Blätter, können als schmackhaftes Zugemüße und als Salat verspeist werden. Auch geben sie vorzüglich den Schweinen eine gute Nahrung.

Die reifen Beeren, womit im Spätherbste, dieser Strauch prangt, liefern ausgepreßt, einen rothen stark sauern angenehmen Saft, der dem der Citronen sehr ähnlich ist, und eben so gut wie dieser benutzt werden kann. Aus den Beeren kann man durch die Gährung trefflichen Essig und Brandtewein bereiten. Man pflegt sie hie und da auch zu dörren und dem gekochten süßen Obste beyzusetzen.

*Anmerkung. Dieser so schöne als wohlthätige Strauch, welcher die rauhen steinigen Abhänge ziert, und die Erde derselben festhält, ist seit mehr als zwanzig Jahren, vorzüglich in den Rheingegenden, nebst vielen andern Straucharten, dermaßen vermindert worden, daß sichs allerdings der Mühe verlohnt, sie an jenen Orten, wieder anzupflanzen und zu vermehren, welches am besten durch Samen, und Zertheilung der Wurzeln geschehen kann. Vermuthlich haben die Saffianfärber, welche zum Gelbfärben, sich der innern Rinde der Aeste, und vorzüglich der Wurzeln bedienen, auch etwas zur Verminderung, durch das Aufsuchen und Ausgraben der Wurzeln beigetragen.

 

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Vitrine 6 - Objekt KIT
Schlehen, Schwarzdorn, Prunus Spinosa. Aquarell-Beispiel aus: Flora Kuppenheimensis, 1809, Original in BLB. Siehe "Volltexte und Digitalisate"
Vitrine 6 - Objekt KIT
Sauerdorn, Berberis. Aquarell-Beispiel aus: Flora Kuppenheimensis, 1809, Original in BLB. Siehe "Volltexte und Digitalisate"