Martin F. Meyer (Koblenz)
Aristoteles über die Lebensdauer der Tiere und Pflanzen
Schon Herodot, einige Autoren des Corpus Hippocraticum und Platon haben
Fragen der Lebensdauer erörtert. Aristoteles’ Schrift De longitudine et brevitate
vitae ist die erste eigenständige Abhandlung zu diesem Thema. Es wird noch
gezeigt, wie sie von früheren Forschungen inspiriert ist. Nachstehend wird für
drei Thesen argumentiert: (1) Aristoteles’ Erklärungen zur Lebensdauer stützen
Wolfgang Kullmanns Deutung, wonach der Stagirit in der Biologie zweiteilig
vorgeht, also zunächst mit der Bestandsaufnahme der Tatsachen beginnt und
dann Kausalerklärungen für die Befunde gibt. 1 Umfängliche Fakten zur tierischen Lebensdauer präsentiert Aristoteles in Historia animalium V-VII (tabellarische Liste der Belege; siehe unten). (2) Der Kausalerklärung geht eine gezielte
Zusammenstellung der Tatsachen voran. In De longitudine et brevitate vitae
ordnet er die scheinbar verwirrenden Fakten so, dass er sie unter eine einzige
Regel bringen kann. Dieses Verfahren lässt sich als vorbereitende Induktion
zweiter Ordnung begreifen. Erst die so gewonnene ‚Formel‘ wird dann aitiologisch erklärt. (3) De longitudine et brevitate vitae lässt erkennen, wie Aristoteles
Phänomenen begegnet, für die es keine monokausalen Erklärungen gibt. Es wird
sich zeigen, wie Aristoteles die relevanten Ursachen scharfsinnig miteinander
kombiniert.
1.
De longitudine et brevitate vitae
De longitudine et brevitate vitae gehört zu einer Gruppe von Einzelschriften, die
seit dem 13. Jahrhundert als Parva naturalia bezeichnet werden. Chronologische Indizien wie Querverweise und Vorlesungsstil sprechen dafür, dass die
Texte in der Zeit von Aristoteles’ zweiten Athen-Aufenthalt entstanden sind.
August Immanuel Bekker hat die Parva naturalia in seiner Edition 1831 hinter
De anima angeordnet. Mit 44 Bekker-Seiten (436-480) entsprechen sie dem
Umfang von drei Aristoteles-Büchern. Sechs der neun Schriften geht es um tierische Lebensfunktionen wie Wahrnehmung, Erinnerung, Wiedererinnerung,
Wachen, Schlafen, Träumen und Atmung. Es sind dies also zoologische Werke.
De longitudine et brevitate vitae, De juventute et senectute, De vita et morte behandeln Fragen, die Pflanzen und Tiere betreffen. Aristoteles rekurriert hier auf
1
Vgl. Kullmann (1974); ders. (1998) passim.
56
Martin F. Meyer
frühere biologische Beobachtungen, bereits vorgelegte anatomische Erklärungen, teils auch auf Zeichnungen in seinem Anatomischen Atlas. Es ist schwer zu
entscheiden, ob De longitudine et brevitate vitae, De juventute et senectute und
De vita et morte ursprünglich (auch mit De respiratione) 2 zusammenhingen.
Sachlich bilden die Texte eine Einheit: Aristoteles diskutiert, was für den Tod
der Lebewesen ursächlich ist. Damit verbindet sich die Frage, welche Ursachen
ein langes Leben begünstigen. Dies ist das explizite Thema von De longitudine
et brevitate vitae. Die Schrift tangiert auch das pflanzliche Leben. Aristoteles
deutet aber an, dass er eigentlich eine zoologische Abhandlung geplant hatte.3
Botanischen Fragen sollten in einer gesonderten Pragmatie Π
φυ
(De
plantis) behandelt werden.4 Zwei Querverweise informieren darüber, dass er zuvor über Wachen und Schlafen gesprochen hatte und Fragen von Leben und Tod
anschließend untersuchen wollte.5 In der Bekker-Edition fasst De longitudine et
brevitate vitae drei Seiten (464b-467b) mit 1840 Wörtern, gegliedert in sechs
Kapitel. Der Inhalt lässt sich wie folgt skizzieren:
Kapitel 1:
Kapitel 2:
Kapitel 3:
Kapitel 4:
Kapitel 5:
Kapitel 6:
Problemstellung, Begriffsklärung, Zusammenhang zu anderen Ausführungen
Allgemeine Ursachen zum Vergehen natürlicher Entitäten
Allgemeine Ursachen zum Vergehen natürlicher Entitäten
Ordnung der Tatsachen zur Etablierung einer erklärbaren Regel
Zoologische Erklärung interner und externer Ursachen
Botanische Erklärung interner und externer Ursachen
Mein Beitrag konzentriert sich auf die Erklärung der Lebensdauer. Die ersten
drei Kapitel spielen hier eine nur untergeordnete Rolle. Auf einige wichtige Aspekte sei indes verwiesen: (a) Gleich im ersten Satz sagt Aristoteles, es ginge
um eine Untersuchung der Ursachen ( π
π
α α ) für Länge und
2
3
4
5
Vgl. King (2001); ders. (2011), 102; Meyer (2011), 31-33 (mit Verweis auf das sog.
Ptolemaios-Schriftenverzeichnis MS Ayasophya 4833) für den engen Zusammenhang
dieser Texte.
Vgl. Arist. De long. 6. 467b 5-6: ῦ
π
ἄ
[
]
α
α
π
υ
α
α υ
; De long. 6. 467b 8-9:
π
.
Vgl. Arist. De long. 6. 467b 4-5:
π
α α ' α
ῖ Π
φυ
α ; weiterführend: Herzhoff (2006).
Vgl. Arist. De long. 1. 464b 30-32: π
π υ α
α
π
,π
α α
υ
; De long. 6. 467b 6-8:
π
'
ῖ
α π
α
α
α α
υ.
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
57
Kürze des Lebens.6 Einige Zeilen später wird dies nochmals unterstrichen.7 Es
handelt sich bei De longitudine et brevitate vitae also um eine aitiologische Untersuchung. Aristoteles fragt, ob es für die Lebensdauer eine oder mehrere Ursachen gebe. Für das komplexe Phänomen der Lebensdauer könnten verschiedene Ursachen relevant sein. Es sei daher keine monokausale Erklärung zu erwarten. Umso spannender wird sein, wie diese Ursachen miteinander korrelieren. (b) Aristoteles problematisiert das Verhältnis von Biologie und Medizin.
Das Thema begegnet auch in anderen Texten der Parva naturalia.8 Dies zeigt,
dass ihn die Grenzen zur Medizin systematisch beschäftigt haben.9 (c) Aristoteles sagt, Unterschiede in der Lebensdauer begegnen nicht nur in (größeren) Gattungen, sondern auch innerhalb einer Spezies wie beim Menschen. Die weitere
Untersuchung konzentriert sich allein auf die Spezies. Auch dies ist eine Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Biologie und Medizin. Der Text ist
paradigmatisch für die Artzentriertheit der aristotelischen Biologie. Die Biologie
unterscheidet sich von der medizinischen Wissenschaft, in der das Individuum
im Mittelpunkt steht. Der Text belegt, dass Aristoteles eine distinkte Vorstellung
von Begriff „Art/Spezies“ (
) hatte (vgl. Meyer 2015a, 426-437; ders.
2015b). (d) Zu den Ausführungen über die allgemeinen Ursachen des Vergehens
6
7
8
9
Vgl. Arist. De long. 1. 464b 19-22: Π
ῦ
α α
α
α
α, α π
υ α
α
, π
π
α α,
α αῖα π
ῦ απ
α π α
.
Vgl. Arist. De long. 1. 464b 33-465a 2: ῦ
π
α α
ῦ
α α
α
α
α, α π
α π
,
.
Vgl. Arist. De sens. 436a 18-b 1: „Der Naturphilosoph (der φυ
) muss auch die Anfangsgründe von Gesundheit und Krankheit in seine Betrachtung einbeziehen, denn weder Gesundheit noch Krankheit kann leblosen Wesen zukommen. Daher werden auch
die meisten Naturphilosophen letztlich zu medizinischen Fragen geführt – während die
Ärzte, die ihre Kunst eher philosophisch (φ
φ
) betreiben, von
Fragen über die Natur (π φ
) ausgehen“; De respir. 11. 480b 22-30: „Sich über
die Ursachen von Gesundheit und Krankheit zu äußern, ist nicht allein Angelegenheit
des Arztes, sondern bis zu einem bestimmten Grad auch Sache des Naturforschers ( ῦ
φυ
ῦ). Inwiefern sich aber die Betrachtungsweisen dieser beiden Gruppen von Forschern unterscheiden und inwieweit es sich um verschiedene Formalobjekte handelt,
darf man nicht übersehen, wenn auch die Erfahrung bezeugt, dass beider Arbeit bis zu
einem gewissen Punkte parallel geht. Denn alle Ärzte, die Niveau haben und ihren Beruf ernst nehmen (
α π
), äußern sich auch über die Natur und
nehmen für sich in Anspruch, sich ihre Prinzipien von ihr zu holen, während die verdienstvollsten (
α
α ) unter denen, die über die Natur gearbeitet haben, letztlich geradezu bei den Prinzipien der Heilkunst gelandet sind“; vgl. Meyer (2015a), 268266.
Vgl. Althoff (1999); van der Eijk (1999); Oser-Grote (2004); van der Eijk (2005) zum
Einfluss der frühen Medizintheorie im Corpus Hippocraticum auf Aristoteles.
58
Martin F. Meyer
in Kapitel 2 sei bemerkt, dass Aristoteles hier (ähnlich wie in De generatione et
corruptione) erstens abhebt auf den Unterschied von substantiellem und akzidentellem Vergehen und zweitens auf den Unterschied von belebten und unbelebten Dingen (vgl. Föllinger 2005a). Das Spezifikum der Vergänglichkeit lebender Wesen akzentuiert die Sonderstellung der Biologie im Konzert der Naturwissenschaften. (e) Das dritte Kapitel setzt die allgemeinen Überlegungen
fort. Im Zentrum stehen die ewigen Substanzen im supralunaren Raum. Da sich
in Teilen der Forschung das Vorurteil hält, in Aristoteles’ Naturwissenschaft
kämen die Vorgaben seiner Syllogistik nicht zur Anwendung, seien daraus einige Beispiele syllogistischer Argumentationen angeführt:
(p1) Alles, was vergeht, vergeht aufgrund von gegensätzlichen Eigenschaften.
(p2) Im supralunaren Raum gibt es keine Gegensätze.
(c) Also gibt es supralunaren Raum kein Vergehen.
(p1) Alles Feuer geht an seinem Gegensatz zugrunde.
(p2) Im supralunaren Raum gibt es keine Gegensätze.
(c) Feuer im supralunaren Raum vergeht nicht.
(p1) Alles, was nicht vergeht, besteht ewig.
(p2) Feuer im supralunaren Raum vergeht nicht.
(c) Feuer im supralunaren Raum besteht ewig.
Insgesamt gilt für die natürlichen Körper im sublunaren Raum:
Daher ist alles stets in Veränderung begriffen und wird oder vergeht. Die Umgebung (
π
) wirkt dabei [beim Vergehen] entweder förderlich oder hemmend. Und daher
nehmen Dinge, die aus ihrer ursprünglichen in eine andere Umgebung gelangen, die Eigenschaft an, längere oder kürzere Zeit zu existieren, als es ihnen natürlicherweise zukommt.10
Aristoteles kommt auf diesen (auf die unbelebten Dinge gemünzten) Gedanken
später nur kurz zurück. Es scheint prima facie, er habe angenommen, Tiere und
Pflanzen lebten stets nur an ihrer Physis entsprechenden natürlichen Orten. Bedeutsam sind daher seine Befunde über artgleiche Lebewesen, die in verschiedenen Regionen (z.B. in Europa und Afrika) leben. In summa lassen sich die
Kapitel De longitudine et brevitate vitae 1-3 als präliminarische Überlegungen
begreifen. Sie dienen der Begriffsklärung, verweisen auf frühere Gedanken, haben teils den Status von Exkursen und geben beredtes Zeugnis von Aristoteles’
lebendigem Vorlesungsstil.
10
Vgl. Arist. De long 3. 465b 25-29:
φ
α.
π
υ π
π υ
ώ α
α α
α α
.
π
ώ
α
π
α
φ
. α
,
ῦ
α '
,
α
α
α
α
ῦ,
α
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
2.
59
Angaben zur Lebensdauer in der Historia animalium
In der Historia animalium V-VII finden sich Angaben zur Lebensdauer von
etwa dreißig Tierspezies. In diesen Büchern geht es vor allem um die Fortpflanzung und Reproduktion der Tiere. Im Zentrum stehen Themen wie Paarungszeiten, Geschlechtsreife, Fertilitätsdauer und die Anzahl der Reproduktionsprodukte. Informationen zur Lebensdauer sind in verschiedene Kontexte eigebunden.
Gelegentlich handelt es sich nur um singuläre Notizen. Es ist schwer zu sagen,
ob Aristoteles schon bei der Sammlung der Daten an entsprechende Erklärungen
gedacht hat. Seine diesbezüglichen Bemerkungen belegen aber, dass er sich für
diese Problematik schon früh interessiert und Gewährsleute wie Bauern, Fischer
oder Imker zur Lebensdauer der Tiere befragt hat. Auffällig häufig stehen Aussagen zur Lebensdauer im Zusammenhang mit quantitativen Angaben zur Fertilitätsdauer und/oder zur durchschnittlichen Anzahl der Nachkommen. Ebenfalls
geschlechtsspezifische Angaben sind in besonderer Weise berücksichtigt. Da
sich mein Beitrag hauptsächlich auf Aristoteles’ Explanation zur Lebensdauer
richtet, werden die Daten nachstehend nur tabellarisch aufgelistet:
SÄUGETIERE
Katze
6 Jahre
HA VI 35
Ägyptisches
Ichneumon
6 Jahre
HA VI 35
Ziege
8 Jahre; in Aithiopien 10 bis 11 Jahre
HA VI 19
Schaf
max. 10-11 (Leithammel 15) Jahre; in
Aithiopien 12 bis 13 Jahre
HA V 14 / VI 19
Hirsch
ca. 8 Jahre (Kritik mythischer Angaben zur
Langlebigkeit)
HA VI 29
Lakonischer Hund
♂ 10 Jahre; ♀ 12 Jahre
HA VI 20
Hund
12 bis 14 Jahre; max. 20 Jahre
HA VI 20
Schwein
15 Jahre; max. 20 Jahre
HA VI 18
Rind
♀15 Jahre; ♂ beschnitten max. 20 Jahre
HA VI 21
Pferd
18 bis 20 Jahre; ♂ 35 / ♀ 40; max. 75 Jahre
HA V 14 / VI 22
Esel
30 Jahre; ♀ „länger“
HA VI 23
Maulesel
„lang“; max. 80 Jahre
HA VI 24
Delphin
„viele Jahre“; manche 25 bis 30 Jahre
HA VI 12
Kamel
30 bis 50 Jahre; max. 100 Jahre
HA VI 26 / VIII 9
Elefant
200 Jahre; max. 300 Jahre [basiert auf
anonymen Berichten]
HA VIII 9
60
Martin F. Meyer
VÖGEL
Sperling
♂ max. ein Jahr; ♀ langlebiger als ♂
HA IX 7 / De long. 5
Turteltaube
max. 8 Jahre; ♀ langlebiger als ♂
HA IX 7
Steinhuhn
15 bis 16 Jahre; ♀ langlebiger als ♂
HA VI 4 / IX 7
Pfau
25 Jahre
HA VI 9
Ringeltaube
30 bis 40 Jahre
HA VI 4 / IX 7
Adler
langlebig
HA IX 32
FISCHE
Thunfisch
2 Jahre
HA VI 17
Aal
7 Jahre; max. 8 Jahre
HA VIII 2
REPTILIEN
Eidechse
0,5 Jahre
HA V 33
Flusskrokodil
„lange Lebensdauer“
HA V 33
INSEKTEN
sog. Ephemeron
ein Tag
HA V 19
Biene
6 Jahre; max. 7 Jahre
HA V 22
MOLLUSKEN
Mollusken allg.
max. ein Jahr
De long. 4
Polypoden
kurzlebig; max. 2 Jahre
HA V 18 / IX 37
Sepie
kurzlebig; max. 2 Jahre
HA V 18 / IX 37
Kalmar
max. 2 Jahre
HA V 18
OSTRAKODERMA
Purpurschnecke
6 Jahre
HA V 15
Trompetenschnecken „langes Leben“
HA V 15
CRUSTACEA
Langusten
HA V 17
3.
„alle langlebig“
Die Ordnung der Fakten
In De longitudine et brevitate vitae 4 bewegt Aristoteles sich noch ganz auf der
Ebene der Tatsachen: Hier bereitet er die aitiologische Erklärung der folgenden
Kapitel nur vor. Das Fundament der Explanation ist die richtige Auswahl und
Einordnung der relevanten Fakten. Es ließe sich von einer vorbereitenden Induk-
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
61
tion sprechen. Der Ausdruck müsste indes präzisiert werden: Auch die Tatsachenbehauptungen in der Historia animalium sind das Resultat von Induktionen.
Aussagen über Spezies sind per se induktiv, da sie individuelle Eigenschaften zu
artspezifischen Merkmalen verallgemeinern. Insofern wäre der Ausdruck Induktion zweiter Ordnung angemessen. Aristoteles berücksichtigt in De longitudine
et brevitate vitae 4 nicht nur Fakten zur Lebensdauer der Tiere. Er stützt sich
auch auf pflanzliche Befunde, die er mit den zoologischen Daten abgleicht. In
einem Ausschlussverfahren formuliert er zunächst, was die Fakten nicht hergeben. So lässt sich nicht behaupten, dass
(a)
(b)
(c)
(d)
(e)
(f)
(g)
die größten Lebewesen am längsten leben,
die kleinen Lebewesen am längsten leben,
die Pflanzen insgesamt länger leben als die Tiere,
die blutführenden Tiere insgesamt am längsten leben,
die blutlosen Tiere insgesamt länger leben als die blutführenden Tiere,
die terrestrischen Lebewesen insgesamt länger leben als die aquatischen Lebewesen,
die aquatischen Lebewesen länger leben als die terrestrischen Lebewesen.11
Es handelt sich hier gleichsam um negative Befunde. Jede dieser Behauptungen
wird durch ein entsprechendes Gegenbeispiel falsifiziert:
(a)
(b)
(c)
(d)
(e)
(f)
(g)
ist falsch, weil Pferde kürzer leben als Menschen,
ist falsch, weil die meisten Insekten nur ein Jahr leben,
ist falsch, weil manche Pflanzen nur ein Jahr leben,
ist falsch, weil Bienen länger leben als manche Bluttiere,
ist falsch, weil Weichtiere nur ein Jahr leben,
ist falsch, weil manche terrestrische Tiere und Pflanzen nur ein Jahr leben,
ist falsch, weil die aquatischen Schal- und Weichtiere nur sehr kurz leben.
Wie gesehen, finden sich die weitaus meisten Informationen zur Lebensdauer in
der Historia animalium. In De longitudine et brevitate vitae subsumiert Aristoteles die Aussagen unter größere Gattungs- oder Klassenbegriffe. Es ist unwahrscheinlich, dass er sämtliche Daten im Kopf hatte. Vermutlich hatte er den Text
der Historia animalium zur Hand. So konnte er die Daten in einem Zwischenschritt zu größeren Gruppen und Klassen zusammenfassen. Dabei ging es nicht
um eine systematische Taxonomie. Maßgeblich war, die biologischen Begriffe
so zu ordnen, dass sie für weitere Erklärungen nützlich und hilfreich sein würden. Neben den in seiner Zoologie gängigen ‚größeren Gattungen‘ (Insekten,
11
Arist. De long. 4. 466a 1-9: ῎
'
α φ α
α υ ώ
)
( π
α
π
( π
α
α
φυ
),
α α(
α
)
ἄ α α(
α
α π
α
( α
φυ
π
α
α
α π )
α
α α
α
α
α
α).
α ( ππ
ώπ υ
),
φυ
α
π υ
ώ
, ἄ α α ),
α
ῃ ( α
ῖ
62
Martin F. Meyer
Weichtiere, Schaltiere) begegnen im Text auch abstraktere Klassen wie Blutführende und Blutlose, terrestrische und aquatische Wesen (wobei er Pflanzen und
Tiere zusammenfasst) und die klassifikatorisch ganz untaugliche Unterscheidung von großen und kleinen Tieren.12 Für sich genommen erlaubt keines dieser
Merkmale eine Prädikation, die sich als propositio maior für einen Syllogismus
des folgenden Typs eignet:
(p1) Alle Lebewesen, für die X zutrifft, leben länger.
(p2) Für Lebewesen der Klasse A trifft X zu.
(c) Lebewesen der Klasse A leben länger.
Aristoteles gelangte zu der Erkenntnis, dass die Langlebigkeit ein komplexes
Phänomen ist, dessen Erklärung nicht bei einem einzigen Merkmal ansetzen
kann. Etwa in der Mitte des Kapitels nimmt er einen neuen Anlauf:
Aufs Ganze gesehen lässt sich sagen, dass unter den Pflanzen die Individuen mit der
längsten Lebensdauer sind – so wie die Palme – ferner unter den blutführenden Tieren eine
relativ größere Anzahl von langlebigen Spezies ist als bei den Blutlosen – und unter den
Landtieren insgesamt mehr langlebige Tiere als unter den im Wasser lebenden Tieren.13
Das Ausschlussverfahren führt nun zu einer vorsichtigeren Ordnung der Fakten.
Aristoteles fasst die signifikanten Fakten zur Lebensdauer in drei ‚statistischen‘
Regeln zusammen:
(a) Unter den Pflanzen sind die Lebewesen mit der längsten Lebensdauer.
(b) Unter den Bluttieren sind mehr langlebige Tiere als unter den Blutlosen.
(c) Unter den Landtieren sind mehr langlebige Tiere als unter den Wassertieren.
Diese Regeln sind ein erster Ausgangspunkt für die Aitiologie. Hier lassen sich
drei Gedankenschritte beobachten: Der erste Schritt könnte als Reduktion via
Abstraktion bezeichnet werden. Aristoteles reduziert die Merkmalsgruppen auf
eine kleinere Anzahl, deren Prädikate eine größere Bedeutungsextension haben.
Der zweite Schritt ließe sich Exklusion via Falsifikation nennen. Es ist ein Selektionsverfahren, das zur Eliminierung falscher Behauptungen führt. Der dritte
12
13
Vgl. Kullmann (2007), 196-210; Zierlein (2013), 68-69 zu Aristoteles’ dreistufigem
System der Einteilung der Tierarten. Demnach bilden die Blutführenden und Blutlosen
die ‚größte Gattung‘ (
α) auf höchster Stufe; ebenfalls als größte Gattungen
werden bei den Blutführenden Vögel, Fische und Wale, bei den Blutlosen Schaltiere,
Muscheln, Schnecken, Stachelhäuter, Krebstiere, Cephalopoden und Insekten gefasst.
Andere große ‚Gattungen‘ wie die oviparen Tetrapoden bezeichnet Aristoteles nur ausnahmsweise als
α, andere große ‚Gattungen‘ wie die viviparen Tetrapoden
indes nie; vgl. zur Differenz von Bluttieren und Blutlosen aus moderner Sicht: Hirschberger (2001).
Vgl. Arist. De long. 4. 466a 9-11:
α
ώ α α
ῖ φυ ῖ
,
φ ῖ . '
ῖ
α
ῖ
α
, α
ῖ π ῖ
ῖ
.
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
63
Schritt wäre Fokussierung via Häufigkeit zu nennen. Er liegt in der Überführung
allgemeiner Aussagen in ein Ensemble von ‚statistischen‘ Regeln. Das Ergebnis
ist die Fokussierung auf Merkmale, die bei langlebigen Lebewesen am häufigsten vorkommen: pflanzenhaft, blutführend, terrestrisch. Im nächsten Schritt verbindet Aristoteles diese Prädikate wie folgt:
So finden sich unter den Tieren, bei denen die Eigenschaften, blutführend zu sein und
am Land zu leben, diejenigen mit der längsten Lebensdauer, beispielsweise der Mensch
oder der Elefant. Und so kann man auch sagen, dass in der Regel (ὡ π
π ) die
größeren Lebewesen länger leben als die kleineren. Denn auch den anderen sehr langlebigen Lebewesen kommt wie den genannten eine beachtliche Größe zu.14
Aristoteles vereinigt erstens die Aussagen (b) und (c) zu einer neuen Regel, indem er die Prädikate blutführend und terrestrisch durch den Junktor „und“ verknüpft ( υ υ
α : zu einem Paar vereinen). Daraus ergibt sich Regel (d):
Lebewesen, die zugleich blutführend und terrestrisch sind, sind „meistenteils“
am langlebigsten. Er präzisiert zweitens Regel (a): Er grenzt die kleineren Pflanzen aus, da sie meist kurzlebig sind. Daraus ergibt sich Regel (e): Pflanzen mit
einer beachtlichen Größe gehören zu den langlebigsten Lebewesen. Im letzten
Schritt fasst er beide neue Regeln zu einem einzigen Prinzip zusammen. Die argumentative Struktur dieser Synthese lässt sich wie folgt darstellen:
Im Tierreich gilt (p1) gemäß Regel (d):
(p1) Unter den blutführend-terrestrischen Tieren sind die mit der längsten Lebensdauer.
(p2) Blutführend-terrestrische Tiere sind meist größer als blutlose aquatische Tiere.
(c) Größere Tiere leben meist länger als kleinere Tiere.
Im Pflanzenreich gilt (e):
(e) Größere Pflanzen leben meist länger als kleine Pflanzen.
Die Verknüpfung von (d) und (e) mit dem Prädikat „größer“ mündet schließlich
in eine einzige Formel. Diese Formel beschreibt das endgültige Resultat der
Überlegungen zur Lebensdauer:
Sowohl bei Tieren wie Pflanzen gilt, dass größere Lebewesen meist länger leben als
kleinere Lebewesen.
Die Formel gilt für Tiere und Pflanzen gleichermaßen, d.h. für alle im Altertum
bekannten Lebewesen.15 Hier setzt die Kausalerklärung dann an. So lässt sich
zur Induktion zweiter Ordnung sagen, dass Aristoteles die möglichen Prinzipien
durch Falsifikation, Generalisierung und Kombination relevanter Prädikate auf
14
15
Vgl. Arist. De long 4. 466a 11-16: ὥ
α υ υα
ῖ
α
α
ώ α α
,
ἄ
π
α
φα . α
α
π
π
π ῖ
α
α
ώ α. α
ῖ ἄ
υ
α
,ὥ π
α ῖ
.
Vgl. Arist. De plant. I 4. 819a30: Aristoteles zählt Pilze zu den Pflanzen.
α π
ῖ
ὡ
ῖ
64
Martin F. Meyer
eine einzige Formel hin verdichtet. Es sei nochmals betont, dass diese Regel
nicht für alle Fälle, sondern nur meistenteils gilt. Die Komplexität des Explanandums führt dazu, dass Aristoteles hier die partikulären Prämissen den allgemeinen Aussagen vorzieht.
4. Die aitiologische Erklärung
De longitudine et brevitate vitae 5 beginnt mit dem Satz: Τ
' α α π
π
ῦ
ἄ
(466a17-18). Damit beginnt die
aitiologische Erklärung. Aristoteles hatte die Regel, wonach größere Pflanzen
meist länger leben, zur Etablierung der Formel genutzt, dass größere Lebewesen
meist länger leben. Von hier versteht sich, warum die eigentlich in die Zoologie
fallende Untersuchung auch botanische Erklärungen anstrebt. Die botanischen
Erklärungen kommen in De longitudine et brevitate vitae 6 zur Sprache. Das
Verfahren, Ausnahmen und Sonderfälle am Schluss (quasi als Zusatzklausel) zu
behandeln, ist typisch für Aristoteles’ biologische Methode: So werden in De
partibus animalium IV die Sonderfälle des flugunfähigen Struthus africanus, der
Elefantenrüssel oder das Spritzrohr der Cetacea je am Ende der entsprechenden
Pragmatien diskutiert (vgl. Kullmann (2007), 183-196). Aristoteles steht für die
epistemologische (auch in der modernen Rechtssystematik nützlichen) Maxime:
Erst die Grundregeln, dann die Ausnahmen! Er war sich bewusst, dass der botanische Exkurs die zoologisch eingestimmten Hörer verwirren könnte. Am Ende
des Traktats weist er darauf hin, dass die Pflanzen noch gesondert untersucht
würden, die zoologische Vorlesung aber nach den anschließenden Überlegungen
zu „Jugend, Alter, Leben und Tod“ ans Ziel gelangt sei (vgl. 467b7-8; dazu Anmerkung oben). De longitudine et brevitate vitae 5 analysiert zuerst interne anatomische und dann externe klimatisch-geographische Ursachen.
4.1 Interne anatomische Faktoren
Die aitiologische Erklärung beginnt bei zwei Eigenschaften, die für alle Lebewesen unabdingbar sind:
Es ist notwendig anzunehmen, dass das Lebewesen von Natur aus feucht und warm ist
und dass diese Eigenschaften zum Leben gehören, dass aber Alter und Tod trocken und
kalt sind. Dies ist evident.16
16
Vgl. Arist. De long. 5. 466a 18-20:
, α
ῦ ,
.
ῖ
α
α ῖ
α
υ
, α
φ
. φα
α
α
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
65
Dass Feuchtigkeit und interne Wärme für alle Lebewesen lebensnotwendig sind,
ist ein Axiom der aristotelischen Biologie. Dies wird insb. in den Ausführungen
über die materielle Zusammensetzung der Tiere in De partibus animalium II 23,17 aber auch anderenorts deutlich.18 Aristoteles erkennt auch den Pflanzen eine
natürliche innere Wärme zu.19 Die lebensnotwenigen Eigenschaften Feuchtigkeit
und Wärme korrelieren in unserm Text mit den Eigenschaften Trockenheit und
Kälte, die Alter und Tod bewirken. Alterung bedeutet materiell gesehen Austrocknen und Erkalten. Hinsichtlich ihrer kausalen Wirkung sind diese Eigenschaften wie in einer Kreuztabelle entgegengesetzt:
Ursachen von Leben
Ursachen von Alter und Tod
Feuchtigkeit
Trockenheit
Wärme
Kälte
Bereits hier zeichnet sich ab, dass Lebewesen, die entweder besonders feucht
sind oder besonders viel Wärme speichern können, bessere Chancen auf ein langes Leben haben – und umgekehrt die eher trockenen und kalten Lebewesen für
ein kürzeres Leben prädestiniert sind. Das Argument hat folgende Struktur:
(p1) Lebewesen, die mehr Feuchtigkeit aufnehmen, leben länger.
(p2) Größere Lebewesen können mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
(c) Größere Lebewesen leben länger.
Hier wäre die Untersuchung schon ans Ende gelangt; die in De longitudine et
brevitate vitae 4 etablierte Formel wäre vollständig erklärt. Aristoteles sagt aber
sofort, Feuchtigkeit sei nicht die einzige Ursache („das einzige Warum“) für die
17
18
19
Vgl. Althoff (1992a); Althoff (1992b); Lennox (2001), 194-196; Kullmann (2007), 384397 [zu PA II 2-3 648a 21- 650a 24].
Vgl. Arist. De juv. 4. 469b 6-13: „Alle Teile und der ganze Körper der Tiere verfügen
über eine angeborene, natürliche Wärme. Daher sind sie, wie man beobachten kann,
warm, wenn sie leben, und kalt, wenn sie sterben und das Leben verlieren. […] Der Ursprung dieser Wärme liegt bei den blutführenden notwendig im Herzen, bei den blutlosen Tieren notwendig in dem analogen Organ. Denn alle Teile, vor allem aber das herrschende Organ, verarbeiten und verdauen die Nahrung durch die natürliche Wärme“.
Am Ende der Schrift steht als Fazit: „Alles, was lebt hat eine Psyche, und diese kann
ohne natürliche Wärme nicht bestehen“ (470a); vgl. Meyer (2013b) [Atmung in Relation zur Wärme der Tiere].
Vgl. Arist. De juv. 5. 470a20-2: Demnach ist die interne „natürliche Wärme“ (
φυ
) die essentielle materiale Bedingung für alles Lebende. Während bei
den komplexer gebauten Tieren Mechanismen wie Atmung die Wärmeregulierung
übernehmen, „ist bei den Pflanzen für die Erhaltung der natürlichen Wärme durch die
Nahrung und die umgebende Luft hinlänglich gesorgt“; vgl. Capelle (1910), 264-291,
insb. 275-277; Wöhrle (1985), 158; Herzhoff (1999), 37-38 zur Theorie der Pflanzenwärme in der Antike bis hin zu Theophrast.
66
Martin F. Meyer
Langlebigkeit:
ῦ
α
ώ α (466a29). Eine monokausale Erklärung kommt also nicht in Betracht. Aristoteles bringt nun auch die Wärme ins Spiel. Dass er Feuchtigkeit als Quantität ( π
), Wärme als Qualität
( π
) bezeichnet, dürfte seinen Grund darin haben, dass Feuchtigkeit anders
als Wärme in der Antike eine messbare Größe war. Als Beispiel für seine These
führt Aristoteles den Menschen an, der wegen seiner hohen inneren Feuchtigkeit
länger lebt als manches größere, aber weniger feuchte Tier. Feuchtigkeit und
Wärme korrelieren demnach wie folgt:
Lebewesen, deren Feuchtigkeit quantitativ geringer ist, leben dann länger, wenn das
Maß von deren qualitativen Vorzug [Wärme] größer ist als derjenige ihres quantitativen
Mangels.20
Damit ist eine erste prinzipielle Erklärung des Problems der Langlebigkeit geleistet: Lebewesen, die aufgrund von geringerer Größe weniger Feuchtigkeit haben, leben genau dann länger, wenn dieser quantitative Mangel durch ein Mehr
an Wärmequalität ausgeglichen wird – und vice versa. Der moderne Leser könnte hier an ein Koordinatensystem denken, bei dem ‚Feuchtigkeit‘ die X-Achse
und ‚Wärme‘ die Y-Achse beschreibt. Doch, wie gesagt: Aristoteles begreift
Wärme nicht als Quantität, sondern als Qualität. Die so etablierte Regel führt
dann zu einer Reihe von Einzelerklärungen:
(a) Günstige anatomische Voraussetzungen für lange Lebensdauer liegen vor,
wenn eine besondere dicke, zugleich warme Fettschicht dem Austrocknen
entgegenwirkt. Fett hat eine wärmespeichernde Konsistenz. Das Fehlen
einer schützenden Fettschicht ermöglicht den schädlichen Entzug von
Feuchtigkeit und die Invasion von Krankheiten. Ergo: Lebewesen mit einer
solchen Fettschicht leben länger.
(b) Bei anderen Lebewesen hat die Feuchtigkeit eine andere Konsistenz. Dies
wird in 466b 33 ff. weiter präzisiert (siehe unten).
(c) Was die Vergänglichkeit hindert oder hemmt, darf nicht reich an „überschüssigen Produkten“ sein.21 Solche überschüssigen Produkte wirken der
Langlebigkeit entgegen. Aristoteles denkt dabei an den Samen, den er in
De generatione animalium als überschüssiges Produkt (π
α) der gekochten Nahrung begreift. Mit ‚Same‘ meint er sowohl den männlichen
Samen als auch einen Teil des weiblichen Menstruationsbluts (die sog. Ka20
21
Vgl. Arist. De long. 5. 466a 33-467b 2: α
ώ α
π
α
π
ῦ
ῦ,
π
π
ῃ α
π
π α α
π
.
Vgl. Lennox (2001), 186-187 [zu Arist. PA II 2. 647b 20-a 9]: Unterscheidung von
nützlichem und unnützem π
α.
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
67
tamenien); in funktionaler Hinsicht ist in diese Bedeutung von ‚Same‘ etwa
synonym mit unseren ‚Keimzellen‘.22 Auch in De longitudine et brevitate
vitae heißt es, der Same sei ein überschüssiges Produkt; sein Abfluss trockne den Körper aus (466b4-5). Viel Same entzieht viel Feuchtigkeit. Daher
altern Tiere schnell, die viel Samen produzieren. Dieser Punkt führt zu
zwei konkreten Erklärungen: (i) Maulesel leben länger als Pferde und Esel.
Aristoteles folgert aus der Unfruchtbarkeit der Maulesel, dass sie weniger
Samen produzieren und mithin langlebiger sind. (ii) Weibchen leben dann
länger als Männchen, wenn die Männchen (wie der männliche Sperling)
besonders brünstig sind.
(d) Der Lebensdauer ist es abträglich, wenn die Wärmeproduktion nicht gelingt bzw. das Lebewesen viel Wärme für andere Lebensprozesse (etwa für
Brunft oder ‚Arbeit‘) verbraucht. Schwere körperliche Anstrengung führt
zur Austrocknung des Körpers. Daher leben vor allem solche Tiere kürzer,
die besonders schwere ‚Arbeiten‘ verrichten.23
(e) Insgesamt leben die Männchen, weil sie im Ganzen wärmer sind, länger als
die Weibchen. Dies wird in 467a 6-7 weiter präzisiert (siehe unten).
(f) Blutlose Tiere leben meist kürzer als blutführende, weil es ihnen an Fett
mangelt; exzeptionell sind große Arten: „Und für die blutlosen Tiere gilt
dieselbe Ursache, sofern nicht ihre Größe sie [vor dem Austrocknen]
schützt. Denn sie sind weder fettig noch süß. Aufgrund dieser Ursache sind
die Bienen langlebiger als manche größere Tiere“.24 Zu den blutlosen Tieren rechnet Aristoteles in seiner Zoologie Ostrakoderma, Crustacea, Mol22
23
24
Vgl. Arist. GA I 18. 725a 11 ff.: Aristoteles unterscheidet (i) das eigentlich Leben tragende (schaumartige) Sperma ( π α) und (ii) die dieses Sperma substantiell vermittelnde Samenflüssigkeit (
). Die eigentliche Keimsubstanz ist das π α. Da Frauen von Natur aus etwas kälter sind als Männer, bringen sie diese Kochung nicht zustande. Sie sondern daher statt des Samens Blut aus (GA I 19. 726b 30 ff. und I 20. 728a17).
Auf weiblicher Seite ist für die Fortpflanzung ein besonderer Teil des Menstruationsbluts nötig, den Aristoteles als ‚Katamenien‘ ( α α
α) bezeichnet; vgl. Föllinger
(2005b); King (2005) zum hier gelegentlich schwankenden Wortgebrauch: Der Ausdruck
meint in der frühen Literatur eher die Nachkommenschaft (Il. 24.539; Od. 4.
755; Hes. Op. 733), während π α (etym. von π -: ausbreiten, sähen) zunächst
fast ausnahmslos mit Pflanzen in Verbindung gebracht wird.
Vgl. Arist. HA VI 1. 558b 20-21: Es sei vorgekommen, dass Hühner infolge zu häufigen Legens schneller verendet seien. In HA VI 2. 560b 6-7 heißt es, Hühner, die gar
nicht brüten, „gehen zugrunde oder erkranken.“ Dies lässt m.E. aber den Schluss zu,
dass diese Hühner von vornherein krank waren.
Vgl. Arist. De long. 5. 467a 2-5: α
ἄ α
α ,
πα
α.
π
υ
.
πα
υ .
α
α α
ώ α
.
68
Martin F. Meyer
lusken und Insekten. Abgesehen von den Krustentieren (gemäß Historia
animalium V 17 „sämtlich langlebig“) und einigen Schnecken hält er sie
für relativ kurzlebig. Dass die Bienen länger leben als viele andere Insekten, erklärt er mit der besonderen Süße ihres Fetts. Aristoteles scheint hier
von der Süße des Honigs auf die somatische Konsistenz der Bienen geschlossen zu haben; die Informationen zu den hier gemeinten Königinnen25
verdankt er zweifellos Bienenzüchtern und Imkern.
4.2 Externe (klimatisch-geographische) Faktoren
In der Mitte von De longitudine et brevitate vitae 5 wendet sich Aristoteles den
externen Faktoren zu. Dazu zählen klimatisch-geographische Bedingungen, aber
auch die terrestrischen und aquatischen Habitate der Tiere. Bereits im ersten
Kapitel hatte er mit Blick auf die menschliche Spezies notiert, die Lebensdauer
sei auch von den Klimazonen beeinflusst, in denen die Menschen leben:
Denn es gibt auch unter den Menschen langlebige und kurzlebige, je nachdem, welche
Regionen sie bewohnen (denn die Ethnien in den heißen Gebieten leben länger, die in
kalten Gebieten kürzer); und ebenso unterscheiden sich mitunter auch die Bewohner
derselben Gebiete voneinander.26
In De longitudine et brevitate vitae 5 weitet Aristoteles diesen Befund auf die
Tiere aus. Hier heißt es kurz und knapp:
Dieselben [artgleichen] Tiere leben in heißen Regionen länger als in kalten Gebieten,
aus derselben Ursache, wegen der sie auch größer sind.27
Der Einfluss des Klimas zeigt sich vor allem bei artidentischen Lebewesen: Individuen derselben Spezies leben in heißen und feuchten Regionen länger als in
kalten und trockenen. Mithin ist das Klima sowohl für die Langlebigkeit der
Tiere als auch für ihre Größe (mit-)ursächlich. Die Größe lässt sich leichter beobachten; schon Herodot hatte die enorme Größe einiger afrikanischer Tiere beschrieben. In Historia animalium VIII 28 (dem wichtigsten Referenztext zu De
longitudine et brevitate vitae 5) äußert sich Aristoteles wie folgt:
25
26
27
Vgl. Arist. HA V 21; IX 40; GA III 10; vgl. ausführlich Föllinger (1997), 375-386.
Vgl. Arist. De long 1. 465a 7-12:
α ἄ
π
α
α
α '
υ
π υ
(
ῖ
ῖ
α
ώ α,
'
ῖ
υ ῖ
α υ ώ α), α
α
π
αφ υ
α
π
υ αφ
.
Vgl. Arist. De long. 5. 466b 16-18 :
'α
ῖ
ῖ α
ώ
ῖ υ ῖ
π ,
α
α α 'ἥ π
α
.
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
69
Auch hinsichtlich der Regionen ( α
π υ ) unterscheiden sich die Tiere. An
manchen Orten kommen einige Tiere überhaupt nicht vor, während sie an anderen Orten zwar vorhanden sind, aber kleiner, von kürzerer Lebensdauer und weniger kräftig.28
Aristoteles zieht (gemäß der epistemologischen Maxime, die Erkenntnis schreite
stets vom Bekannten zum Unbekannten voran)29 Rückschlüsse von der Größe
auf die Lebensdauer. Er konzentriert sich zunächst auf die heißen Klimazonen:
Am offenkundigsten ist die Größe der von Natur aus kalten Tiere: Schlangen, Eidechsen
und Schuppentiere sind in heißen Zonen sehr groß, ebenso die Schaltiere im roten Meer
(
α
ῃ
υ
). Die feuchte Hitze ist der Grund für ihr riesiges Wachstum
und ihr langes Leben.30
Aristoteles begreift Reptilien wie Schlangen,31 Eidechsen und Schuppentiere als
von Natur aus kalte Tiere. (Dies deckt sich in etwa mit den modernen Termini
‚exotherm‘ bzw. ‚poikilotherm‘). Bei den kalten Tieren falle besonders auf, wie
das heiß-feuchte Klima die Körpergröße begünstige. Die Erwähnung der Ostrakoderma32 im Roten Meer deutet darauf, dass er hier v.a. Ägypten und Arabien
im Blick hatte. Umgekehrt bedingen Wärme- und Feuchtigkeitsmangel im Norden eine nur kurze Lebensdauer. Über die kalten (nördlich von Griechenland
gelegenen) Regionen heißt es:
28
29
30
31
32
Vgl. Arist. HA VIII 28. 605b 22 - 606a 24: αφ
α α α
π υ·
ὥ π
α
α πα πα ,
π
α
α
ώ α, α
ῖ. Im Text 605b 24 ff. folgen dann interessante Beispiele: Hasen, die auf Ithaka ausgesetzt wurden, dort aber nicht überlebten; auf
Sizilien existierten keine Rossameisen; in Kyrene fehlten Frösche; in Indien existierten
(nach Aussagen des jedoch unzuverlässigen Ktesias) weder wilde noch zahme Schweine; in Indien seien alle blutlose und schuppenbedeckte Tiere sehr groß; im Roten Meer
seien alle Schaltiere von außerordentlicher Größe usw.
Vgl. Arist. Anal. post. I 1. 71a 1-2: π α
α α α α π α
α
π ϋπα
α ώ
.
Vgl. Arist. De long. 5. 466b 18-21: α
' π
φ
υ
.
' φ
α α αῦ α α
φ
α
ῖ
ῖ
π , α
α
ῃ
υ
α
α.
α
α α α
; vgl. (fast wortgleich) HA VIII 28: „In vielen Regionen ist
auch das Klima Ursache. […] In Arabien gibt es Eidechsen, die mehr als eine Elle lang
werden und Mäuse, die viel größer sind als die Feldmäuse. [….] In Libyen soll es
Schlangen von enormer Größe geben“. Der Ausdruck φ
meint bei Aristoteles
‚alle Tiere, die Schuppen haben‘ (unsere Reptilien), in der modernen Zoologie meint
der Ausdruck ‚Pholidota‘ (Schuppentiere) seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Ordnung von in Ostasien und Afrika lebenden Säugetieren, die Aristoteles unmöglich gekannt haben konnte.
Vgl. Hdt. IV 191: Riesenschlangen im westlichen Nordafrika (nur kurze Erwähnung).
Ostrakoderma (‚Scherbenhäuter‘) sind in Aristoteles’ zoologischen Schriften Schnecken,
ein- und zweitürige Muscheln, Seeigel, Meereicheln, Seescheiden und Schwämme.
70
Martin F. Meyer
In kalten Zonen ist die Feuchtigkeit in den Tieren wässriger und gefriert daher leicht.
Folglich kommen die Arten von Tieren, die wenig Blut haben oder blutlos sind, in den
nördlichen Regionen teils überhaupt nicht vor (dies gilt sowohl für Land- als auch für
Meerestiere), teils kommen sie dort zwar vor, aber nur in vergleichsweise kleinen und
kurzlebigen Exemplaren; der Frost verhindert nämlich ihr Wachstum.33
Hier stehen also die Attribute ‚klein‘ und ‚kurzlebig‘ in einem Zusammenhang.
Die lebensnotwendige Feuchtigkeit wird durch Kälte und Frost vermindert oder
ganz eliminiert. Hierin liegt die Ursache für das geringe Wachstum und die
Kurzlebigkeit dieser Tiere bzw. für das völlige Fehlen einiger Spezies in den
nördlichen Regionen.34 Für Aristoteles ist der Frost noch in einer anderen Hinsicht ursächlich für Kurzlebigkeit: Ohne Nahrung gehen Pflanzen und Tiere zugrunde;35 ohne Nahrung verzehren die Tiere sich selbst.36 Er schildert, wie der
Nahrungsmangel die Vergänglichkeit der Lebewesen beeinflusst. 37 Kälte und
Frost sind einerseits unmittelbar kausal für Kurzlebigkeit (da Kälte die Feuchtigkeit vermindert oder eliminiert), anderseits mittelbar kausal, da Kälte und
Frost zur Minderung des lebensnotwenigen Nahrungsangebots führen.38 Zu den
externen Ursachen zählen für Aristoteles neben klimatischen Faktoren auch die
terrestrischen bzw. aquatischen Habitate der Tiere:
33
34
35
36
37
38
Vgl. Arist. De long. 5. 466b 22-28:
ῖ υ ῖ
π
α
ῖ
.
π
, ὥ
α
α
α
ῖ π
ἄ
π ,
π
υ α
α
ῃ,
α
,
α
α υ ώ α. φα ῖ α
π
α
.
Vgl. Hdt. IV 129: Keine Esel im nördlichen Skythien; dem folgt Arist. HA VIII 28.
606b 2-5 und ergänzt, Esel vertrügen keine Kälte.
Vgl. Arist. De long. 5. 466b 28-29:
φ
α
α α
φυ
α
α
φ
α.
Vgl. Hes. Op. 523-25: hungernde Waldtiere im Winter, insb. einen (gleichnishaft genannten) Polypen, der wegen des Hungers die eigenen Füße verzehrt. Oben im Text ist
nicht ganz klar, wie Aristoteles das ‚sich-selbst-Verzehren‘ meint.
Vgl. Arist. De juv. 1: Hier wird dieser Aspekt weiter präzisiert.
Vgl. Arist. HA VIII 28. 606a 21-606b 2: „In Ägypten sind manche Tiere größer als in
Hellas, wie Rinder und Schafe, andere aber kleiner wie Hunde, Wölfe, Hasen, Füchse,
Raben und Habichte, noch andere von gleicher Größe wie Krähen und Ziegen. Für die
Fleischfresser nämlich ist die Nahrung knapp, weil die kleinen Vögel selten sind, für die
Hasen aber und alle nicht fleischfressenden Tiere, weil die Wald- und Feldfrüchte nur
kurz vorhanden sind.“
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
71
Wassertiere leben weniger lang als Landtiere, nicht einfach deshalb, weil sie feucht,
sondern weil sie wässrig ( α ώ ) sind; und was in dieser Weise feucht ist, das geht
leicht zugrunde, weil es kalt ist und leicht gefriert.39
Aristoteles erläutert hier die zuvor nur beiläufig vorgebrachte Erklärung, bei
manchen Tieren habe die Feuchtigkeit eine „andere Konsistenz“. Wassertiere
leben meist kürzer als Landtiere, da ihre Feuchtigkeit dazu tendiert, „wässrig“
zu sein, was das Erfrieren begünstigt. Hier sei erwähnt, dass die Historia animalium nur wenige Angaben zum Lebensalter der Fische bereithält (nur für Thunfische und Aale), dafür aber umfänglicher über Wale, Delphine und Cephalopoden informiert.40
4.3 Exkurs: Externe Faktoren bei Herodot und im Corpus Hippocraticum
Oben wurde schon gesagt, dass Beobachtungen zum Einfluss externer Faktoren
auf die Lebensdauer in Herodots Historien und einigen Frühschriften des Corpus Hippocraticum vorliegen. 41 Auch Platons Timaios enthält eine (aber vielleicht nicht ganz ernstgemeinte) Notiz zur Lebensdauer.42 Nachstehend werden
einige dieser Überlegungen vorgestellt, um ihren Einfluss auf Aristoteles zu erhellen. Herodot vertritt die Auffassung, das konstant warme Klima in Afrika begünstige den Artenreichtum. Dies gilt auch für manche Pflanzen.43 Unter ande39
40
41
42
43
Vgl. Arist. De long. 5. 466b 33 - 467 a2:
' υ α
π
ἧ
α
α
π
,
'
αώ .
ῦ
φ α
,
υ
α
π
.
Vgl. Scharfenberg (2001), 106-107: Die Autorin führt aus, dass die (von Aristoteles also
richtig konstatierte) kurze Lebensdauer der Cephalopoden nach modernen Erkenntnissen mit ihrer „relativ ungünstigen Stoffwechselbilanz“ zusammenhänge; es gebe allerdings auch Cephalopoden, die fünf Jahre und älter würden.
Vgl. Althoff (1993): Einfluss der medizinischen Theorien auf Herodot. Er vergleicht De
aeribus und De morbo sacro mit den Historien. Aus Herodots Äußerung, das Klima
wirke auf die Konstitution des Menschen, folgert er, Herodot müssten grundlegende
Gedanken von De aeribus bekannt gewesen sein (10); vgl. Brandenburg (1976) zur Medizin bei Herodot.
Vgl. Plat. Tim. 75b-c: Die menschliche Lebensdauer ist optimal bemessen: Hätten die
Menschen lange, fleischige und sehnige Köpfe, würden sie doppelt so lange und mit
weniger Schmerzen leben. Die Götter hätten einstimmig für ein kürzeres Leben votiert,
damit der Mensch in der kürzeren Zeit mehr Aufwand für ein besseres Leben betreibe.
Vgl. Hdt. III 107: Herodot notiert, dass bestimmte Pflanzen nur in einer Gegend vorkommen: Einzig in Arabien „und hier allein und sonst nirgends wächst Weihrauch,
Myrrhe, Kasia, Zimtholz und Ledanon“. Bodenqualität oder klimatische Faktoren
kommen nur exzeptionell in den Blick. Ausnahme ist der Passus I 193 über Babylonien:
„Regen fällt nur wenig im Land der Assyrer. Gerade genug, um die Wurzeln der Saat
wachsen zu lassen. [...] Und unter allen Ländern, von denen wir wissen, ist dies das
weitaus beste, Demeters Frucht zu tragen. Andere Bäume als Palmen zu tragen, ver-
72
Martin F. Meyer
rem des guten Klimas wegen seien Ägypter und Libyer die gesündesten aller
Menschen.44 Die langlebigsten Menschen lebten im klimatisch gemäßigten Aithiopien. Diese „Makrobioten“ erreichten ein Alter von 120 Jahren (III 114).45 In
den nördlichen Regionen seien die Umweltbedingungen indes denkbar schlecht:
Während zwar Pferde die Kälte in Skythien gut vertrügen, gebe es dort weder
Esel noch Maultiere (IV 29). Reinhold Bichler kommentiert Herodots Ansichten
zu den nördlichen Regionen wie folgt:
Überhaupt scheint dort [im hohen Norden] die extreme Kälte die Tierwelt in anderer
Hinsicht auszuzeichnen. So gibt es bei den Sigynnern, weit nördlich der Thraker, besonders kleine Pferde [V 9], und im hohen Norden über Skythien wachsen der Kälte
wegen dem Vieh überhaupt keine oder nur ganz kleine Hörner [IV 29], während in einer
Gegend Libyens die Rinder so große Hörner haben, dass sie beim Weiden nach rückwärts gehen müssen. (Bichler 2001, 27)
In den Historien heißt es, Bienen könnten bekanntlich keine Kälte vertragen.
Wo keine Bienen lebten, könnten auch Menschen nicht existieren. Herodot folgert, die Länder „unter dem Sternbild des Bären“ seien ganz unbewohnt (V 10).
Gemäß IV 31 ist die Gegend nördlich von Skythien wegen langanhaltender heftiger Schneestürme für Menschen unbewohnbar. Die Historien liefern mithin
erste Beiträge zu einer zoologischen Chorologie. Für die Erklärung von Lebensbedingungen sind bei Herodot v.a. klimatische Faktoren maßgeblich. Während
im Norden die Tiere immer kleiner werden, bestimmte Eigenschaften (wie Hörner)46 nicht mehr vorkommen und im extremen Norden gar kein Leben mehr
möglich ist, erscheinen die tierischen Lebensformen im Süden größer und sind
an den südlichen Welträndern geradezu ins Monströse gesteigert. Insgesamt aber
hat Ionien die bei weitem beste Mischung an Jahreszeiten (III 106). Ein ‚Zuviel‘
44
45
46
sucht es erst gar nicht, nicht den Feigenbaum, nicht den Rebstock, nicht den Ölbaum.
Aber für Korn ist es so trefflich, dass es dies bis zum Zweihundertfachen hergibt, wenn
es sich aber selbst übertrifft, bringt es Ertrag bis zum Dreihundertfachen. Die Blätter des
Weizen- und Gerstenhalms werden dort leicht vier Fingerbreit, und zu welcher Höhe
Hirse und Sesam es bringen, ist mir zwar auch bekannt, doch sag’ ich’s lieber nicht“;
vgl. Meyer (2013a), 125-129.
Vgl. Hdt. II 35-37: Den Hauptgrund für Gesundheit und Langlebigkeit der Ägypter
sieht Herodot in ihrer großen Reinlichkeit und den besonderen Hygienevorschriften.
Vgl. Hdt. III 20-23: „Die Äthiopier sind die größten und schönsten Menschen“. Die
Gründe für ihre lange Lebenszeit sieht Herodot u.a. in ihrer einfachen Ernährung (gekochtes Fleisch, Milch) und einer besonderen Quelle, durch welche die Haut wie Öl
glänzt; das Quellwasser ist sehr wohlriechend und so leicht, dass nicht einmal Holz darauf schwimmt.
Vgl. Arist. HA VIII 28. 606a 18-21: Demnach werden in Libyen die hörnertragenden
Widder sofort mit Hörnern geboren [Kritik an Homer]. Am Pontos in Skythien indes sei
es umgekehrt: Die Schafe hätten dort keine Hörner.
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
73
an Leben erscheint Herodot nicht optimal. Die medizinische Schrift De morbo
sacro gibt im Anschluss an detaillierte somatische Erklärungen zur Epilepsie
auch externe Ursachen für diese Krankheit an. Dazu gehören (a) die Winde, deren Einfluss auf den Krankheitsverlauf nach Altersgruppen differenziert (Kinder, Ältere, Älteste) geschildert wird (8.1-9.5); (b) der Einfluss der Jahreszeiten:
Demnach sind v.a. „plötzliche Veränderungen“ ( α α
απ αῖ ) schädlich. Wegen der seltenen Wetterumschwünge gilt der Sommer als vergleichsweise günstige Jahreszeit (10.9-11). Aufschlussreich sind die Erörterungen in
De aeribus 10 zur Bedeutung der Jahreszeiten für Gesundheit und Krankheit.47
In De aeribus 12 heißt es: „In Asien unterscheidet sich die Physis aller Dinge
sehr von der in Europa, sowohl in dem, was aus der Erde wächst – als auch in
den Menschen“. Über die Wirkung der Jahreszeiten und des Klimas in Skythien
schreibt der Anonymus, die Skythen seien wegen der Nordlage kinderarm; dann
heißt es:
Es [Skythien] liegt genau unter dem Sternbild des Bären: Selbst die wilden Tiere werden nicht groß, sondern sind so beschaffen, dass sie sich unter der Erde verbergen können. Am Wachstum hindern sie der Winter und die Kahlheit der Erde, da sie keinen
Schutz vor der Kälte und keine Zuflucht bieten. (De aeribus 19)
Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, die Aussagen detailliert mit
Aristoteles’ Erklärungen zu vergleichen. Es dürfte unstrittig sein, dass Aristoteles die Schriften der Vorgänger gekannt hat. Die oben (und in den Anmerkungen) zitierten Passagen insb. aus Historia animalium VIII 28 lassen keinen
Zweifel daran. Sie belegen aber auch, dass die Historien für Aristoteles nicht die
einzige diesbezügliche Quelle waren. De longitudine et brevitate vitae scheint
insb. von folgenden Gedanken inspiriert: (a) Der Einfluss des Klimas auf Gesundheit und Langlebigkeit der Menschen spielt wie gesehen bei Herodot und
den Medizintheoretikern eine Rolle. Aristoteles folgt der Ansicht, dass Menschen in den kalten Regionen des Nordens kurzlebiger sind als in heißen Gebieten. Was jedoch die Aitiologie angeht, unterscheiden sich die Darstellungen: In
den Historien und im Corpus Hippocraticum bedingen neben kulturell-hygienischen Faktoren vor allem klimatische Konstanz bzw. das Ausbleiben plötzlicher
Veränderungen eine lange Lebensdauer. Aristoteles hebt in De longitudine et
brevitate vitae auf Größe und Feuchtigkeit ab, die er dann spezifischer mit klimatischen Faktoren verbindet. (b) Analoge Parallelen sind für die Tierwelt zu
konstatieren: Aristoteles’ Hinweis auf die besondere Größe und das auffällige
Wachstum der afrikanischen Tiere ist zweifellos Herodots Beobachtungen ge47
Vgl. Schubert / Leschhorn (2006), 385 (Schema 2).
74
Martin F. Meyer
schuldet. Dies gilt ebenfalls für die in den Historien und De aeribus ähnlich vorliegenden Beschreibungen der skythischen Fauna. Auch hier sind Aristoteles’
Analysen profunder: Sie räumen somatischen Faktoren wie Fettigkeit, Wässrigkeit und auch dem geographisch bedingten Nahrungsangebot mehr Gewicht ein.
(c) Kompositorisch fällt auf, dass Aristoteles der Methode von De morbo sacro
und De aeribus darin folgt, dass er zuerst interne somatische und dann externe
klimatisch-geographische Faktoren diskutiert. (d) Hinsichtlich der Historien ist
zu sagen, dass Aristoteles offenbar von einigen in Griechenland unbekannten
Reptilien fasziniert war und diesen ‚kalten Tieren‘ besondere Aufmerksamkeit
widmet. Insgesamt lässt sich sagen, dass Aristoteles die früheren Schriften
gründlich studiert hat; dass er aber, insbesondere, was die zoologische Aitiologie
angeht, differenziertere Erklärungen anbietet.
4.4 Botanische Erklärungen
De longitudine et brevitate vitae 6 erörtert das Sonderproblem der besonderen
Langlebigkeit größerer Pflanzen. Es wurde schon bemerkt, dass das botanische
Thema nicht zu den zoologischen Absichten der Schrift passt. Da Aristoteles das
Faktum, dass viele größere Pflanzen länger leben als viele Tiere, zur Etablierung
der Formel brauchte, der gemäß größere Lebewesen meist langlebiger sind, bot
es sich aber geradezu an, die pflanzliche Lebensdauer genauer zu beleuchten. Zu
Beginn umschreibt er das Explanandum: „Bei den Pflanzen findet sich die
längste Lebensdauer – und Langlebigkeit ist bei ihnen mehr verbreitet als bei
den Tieren.“48 Für dieses Phänomen führt er folgende Ursachen an: (a) Pflanzen
sind weniger wässrig als Tiere. Daher sind sie dem Erfrieren weniger ausgesetzt.
Die propositio maior des Arguments wurde schon in Kapitel 5 vorgelegt. Das
Prädikat ‚weniger wässrig‘ wird hier nun von Pflanzen ausgesagt. (b) Pflanzen
haben eine eher fettige und viskose Beschaffenheit. Wie Aristoteles in Kapitel 5
anführt, hemmt bzw. hindert das Fett das zu rasche Austrocknen. Auch bei dieser Erklärung handelt es sich um einen lupenreinen Syllogismus im Modus Barbara. (c) Während die Erklärungen (a) und (b) ganz allgemein für alle (oder
doch die meisten) Pflanzen gelten, wendet Aristoteles sich nun explizit den
Bäumen zu. Zuvor hatte er bemerkt, dass die Dattelpalme (Phoenix dactylifera)
zu den langlebigsten Wesen gehört. Hier sagt er nun, für die Langlebigkeit der
Pflanzen gebe es eine andere Ursache als für die Langlebigkeit der Tiere. Die
besondere Langlebigkeit der Bäume erklärt er damit, dass sie sich beständig er48
Vgl. Arist. De long. 6. 467a 6-7: ᾿
ῖ
.
ῖ φυ ῖ
α
ώ α α, α
Aristoteles über die Lebensdauer von Tieren und Pflanzen
75
neuern. Das Lebensprinzip der Pflanzen sei verschieden von dem der Tiere: An
demselben Individuum wachsen stetig neue Sprösslinge nach, zugleich sterben
andere Teile ab. In diesem Kontext verweist er (wie ausführlicher noch in De
juv. 2) auf Experimente an Insekten: Zerschneide man sie, so lebten diejenigen
Teile noch länger fort, in denen sich das Lebensprinzip (locus animi) befinde. In
dieser Hinsicht unterscheiden sich Pflanzen von Tieren: Sie enthalten in jedem
Teil potentiell Wurzel und Stamm. Gerade ihre geringere organische Differenziertheit bedingt es, dass jene Organe, die zur Ernährung und Reproduktion nötig sind, in ihnen überall potentiell vorhanden sind. Aus diesem Grunde verenden (größere) Pflanzen nicht so schnell und leben also länger. Gegen Ende des
Kapitels folgt die Erklärung für den Sachverhalt, dass männliche Individuen in
der Regel länger leben als weibliche:
Für Tiere und Pflanzen gilt dasselbe: bei den Tieren leben die Männchen in der Regel
länger, die oberen Teile sind bei ihnen größer als die unteren (das Männchen ist ja gegenüber dem Weibchen eher zwergenhaft), in den oberen befindet sich das Warme, in
den unteren das Kalte – und ebenso leben bei den Pflanzen diejenigen mit schwerem
Kopf länger.49
Die botanischen Befunde überträgt Aristoteles hier also auf die Tiere; er kommt
somit wieder auf die zoologischen Fragen zurück. Bei den Pflanzen sind die (für
uns) oberen Teile (etwa die Baumkrone) unten, die (für uns) oberen Teile wie
die Wurzeln sind oben. Dieser Gedanke folgt einem Grundsatz der aristotelischen Biologie, demgemäß die ernährenden Teile bei allen Lebewesen oben
sind. Im vorliegenden Fall meint Aristoteles, dass bei den Bäumen das Wurzelwerk als lebensnotweniger nutriver Teil besonders groß ist – und hier also der
Grund für ihre besondere Langlebigkeit liegt (vgl. auch De juv. 1). Genauere
Bestimmungen zu diesem Thema wolle er aber erst in einer eigenen Abhandlung
Über die Pflanzen (Π φυ
) geben.
5.
Fazit
Die Explanation in De longitudine et brevitate vitae erscheint als Musterbeispiel
einer vollständigen Erklärung. Sämtliche Phänomene werden einzeln erklärt und
detailliert auf je spezifische Ursachen zurückgeführt. Für die Problematik der
Lebensdauer gilt, dass Aristoteles auch auf diesem Gebiet zunächst die Tatsa49
Vgl. Arist. De long. 6. 467a 31-b1:
π
ἄ
ἄ
, α
υ
α
ώ α.
ῖ
( α
ἄ
. α
α α
ῦ
φυ
ώ
αὡ π
ἄ
),
φα α
76
Martin F. Meyer
chen sammelt und dann zu aitiologischen Erklärungen übergeht. Von besonderem Interesse ist, wie er im Rahmen einer vorbereitenden Induktion zweiter
Ordnung die Fakten so sichtet und zusammenfasst, dass nur wenige Explananda
übrigbleiben. Die Erklärungen in De longitudine et brevitate vitae 5-6 sind deduktiv; sie folgen syllogistischen Modi. Nach dem Vorbild der früheren Medizintheoretiker diskutiert Aristoteles zuerst intern-anatomische, dann externe
klimatisch-geographische Faktoren. Bei den internen Ursachen stützt er sich auf
Erkenntnisse über die innere Zusammensetzung der Tiere in De partibus animalium II. An diesem Punkt bewegt sich die Aitiologie gleichsam auf einer ‚mikrobiologischen‘ Ebene: ‚Chemische‘ Eigenschaften wie die lebensnotwendige
interne Wärme und Feuchtigkeit spielen die entscheidende Rolle. Aristoteles betont, dass eine monokausale Erklärung nicht in Betracht komme. Er korreliert
beide Faktoren so, dass der geringere Grad einer Eigenschaft durch einen höheren Grand der je anderen kompensiert werden kann. Die externe Erklärung rekurriert, was die Tatsachen angeht, offenkundig auf frühere Forschungsergebnisse aus Herodots Historien und dem Corpus Hippocraticum (Aristoteles erwähnt diese Forscher aber nicht). Im Detail erscheinen seine Erklärungen (so bei
der Unterscheidung von unmittelbaren und mittelbaren Ursachen) präziser, besser strukturiert und von insgesamt größerer Allgemeinheit. Obwohl De longitudine et brevitate vitae auf zoologische Sachverhalte angelegt ist, gibt Aristoteles hier auch botanische Erklärungen, betont aber eigens, dass die Abhandlung
zum zoologischen ‚Vorlesungszyklus‘ gehört.
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