Drehgestell für Schienenfahrzeuge
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Drehgestell für ein Schienenfahrzeug, insbesondere ein schnell fahrendes Schienenfahrzeug, mit einem Drehgestellrahmen und einer sich in Drehgestellquerrichtung erstreckenden Wiege zur Abstützung eines Wagenkastens, wobei an dem Drehgestellrahmen in Drehgestellquerrichtung zu beiden Seiten der Drehgestell¬ rahmenmitte jeweils ein Federträger mittels wenigstens einer Pendeleinrichtung befesfigt ist, die an dem Drehgestellrahmen und dem Federträger angelenkt ist, und wobei die Wie¬ ge über eine Sekundärfedereinrichtung auf dem jeweiligen Federträger abgestützt ist.
Ein derartiges Drehgestell ist beispielsweise aus der DE 27 10 983 C2 bekannt. Dort sind auf beiden Drehgestelllängsseiten mittels Flachlenkerblättern quergeführte Radsätze vor¬ gesehen, wobei die Flachlenkerblätter an den Radsatzlagern sowie am Drehgestellrahmen ansetzen. Auf den Radsätzen ist über Primärfedern ein Drehgestellrahmen federnd gela¬ gert. Auf einer quer zum Drehgestellrahmen angeordneten Wiege liegt der Wagenkasten auf. Die Wiege ist nahe ihren Enden über ein Sekundärfedersystem auf Federträgern ab- gestützt. Die Federträger sind wiederum über Pendel am Drehgestellrahmen aufgehängt und untereinander mittels Querverbindern fest verbunden.
Das Sekundärfedersystem umfasst einen Zwischenträger, der zwischen dem Federträger und den Sekundärfedem angeordnet ist. Auf diesem Zwischenträger sind die Sekundärfe¬ dern abgestützt. Der Zwischenträger ist seinerseits über als Stützelemente wirkende Gummi-Metall-Elemente in Form von Kegelhülsenfedern, auf dem Federträger abgestützt. Die Sekundärdämpfer sind weiterhin direkt zwischen Wiege und Federträger angeordnet.
Über die Stützelemente, mit denen der Zwischenträger auf dem Federträger abgestützt ist, wird bei diesem Drehgestell eine akustische Entkoppelung des Wagenkastens vom Dreh¬ gestell erzielt. Hierzu sind die Stützelemente als spezielle Gummi-Metall-Elemente, insbe- sondere offene Kegelhülsenfedern ausgebildet, die hochfrequente Schwingungen abbauen, ohne zur Gesamtelastizität des Sekundärfedersatzes beizutragen. Die durch die Bauhöhe der Kegelhülsenfedern bedingte Reduktion der Länge der Schraubenfedern auf etwa 70% des Abstands zwischen dem Federträger und der Wiege soll zudem deren akustisches Resonanzverhalten in einen ebenfalls günstigeren Bereich verstimmen.
Darüber hinaus reduzieren die starren Querverbinder der beiden Zwischenträger durch deren Parallelhalten den Flexicoil-Federanteil bei Querbewegung und verstärken der Vorteil der Lastabhängigkeit der Pendel zwischen Federträger und Drehgestellrahmen (erhöhte Pendelwege durch die Wirkung der geneigten Gummielemente).
Das bekannte Drehgestell hat jedoch den Nachteil einer durch die relativ kurzen Schrau¬ benfedern in der Sekundärstufe bedingten recht hohen Steifigkeit des Sekundärfedersy¬ stems, was dem Fahrkomfort - insbesondere bei hohen Fahrgeschwindigkeiten - abträg¬ lich ist.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein Drehgestell der ein- gangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, welches die oben genannten Nachteile nicht oder zumindest in geringerem Maße aufweist und insbesondere auf einfache Weise einen verbesserten Fahrkomfort bei hohen Fahrgeschwindigkeiten ermöglicht, ohne die Schall¬ isolationseigenschaften wesentlich zu beeinträchtigen oder die Bauhöhe des Fahrwerks zu vergrößern.
Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe ausgehend von einem Drehgestell gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmale.
Der vorliegenden Erfindung liegt die technische Lehre zu Grunde, dass man einen verbes¬ serten Fahrkomfort bei hohen Fahrgeschwindigkeiten erzielt, ohne die Schallisolationsei- genschaften wesentlich zu beeinträchtigen oder die Bauhöhe des Fahrwerks zu vergrö¬ ßern, wenn die Sekundärfedereinrichtung wenigstens ein Schraubenfederelement umfasst, das sich über 80% bis 95% des Abstands zwischen der Wiege und dem Federträger er¬ streckt.
Es hat sich gezeigt, dass hiermit durch die Verlängerung des Schraubenfederelements im Vergleich zu dem bekannten Drehgestell mit kurzen Schraubenfederelementen ohne nen¬ nenswerte Verschlechterung der akustischen Entkopplung eine weichere Federung mit deutlicher Verbesserung des Fahrkomforts gerade bei hohen Fahrgeschwindigkeiten er¬ zielen lässt. Besonders günstige Verhältnisse lassen sich dabei erzielen, wenn sich das Schraubenfederelement über 85% bis 95% des Abstands zwischen der Wiege und dem Federträger erstreckt.
Während die erhöhte axiale Länge des Schraubenfederelements eine weichere Federcha¬ rakteristik nach sich zieht, ist es möglich in dem verbleibenden Zwischenraum zwischen Schraubenfederelement und Federträger bzw. Wiege ein flaches Dämpfungselement an¬ zuordnen, welches eine ausreichende akustische Entkopplung ermöglicht. Bevorzugt ist daher zwischen dem Schraubenfederelement und dem Federträger und/oder zwischen dem Schraubenfederelement und der Wiege ein im Längsrichtung des Schraubenfedere¬ lements flach ausgebildetes Dämpfungselement angeordnet.
Dieses Dämpfungselement kann in beliebiger geeigneter Weise gestaltet sein. Bevorzugt ist es ringartig oder tellerartig ausgebildet, da es sich dann besonders einfach in die Se- kundärfederanordnung integrieren lässt.
Das Dämpfungselement kann grundsätzlich aus einem oder mehreren beliebigen geeig¬ neten Materialien aufgebaut sein. Insbesondere kann es aus einer oder mehreren Schich¬ ten gleicher oder unterschiedlicher Materialien aufgebaut sein. Um eine gute Festigkeit und ausreichend lange Standzeiten zu erzielen, umfasst es vorzugsweise wenigstens eine Lage aus einem gummiartigen Werkstoff.
Besonders günstige schwingungstechnische Verhältnisse, insbesondere günstige akusti¬ sche Verhältnisse, ergeben sich bei bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen Dreh¬ gestells, bei denen das Dämpfungselement in Längsrichtung des zugeordneten Schrau¬ benfederelements eine Federsteifigkeit von 500 N/mm bis 560 N/mm, vorzugsweise von 520 N/mm bis 540 N/mm, aufweist.
Bei weiteren vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Drehgestells ist vorgesehen, dass das Dämpfungselement quer zur Längsrichtung des zugeordneten Schraubenfedere¬ lements eine Quersteifigkeit aufweist, die geringer ist als die Quersteif ig keit des Schrau¬ benfederelements. Hierdurch trägt das Dämpfungselement zum einen zur Verringerung der Quersteifigkeit der Sekundärfederanordnung und damit zur Erhöhung des Fahrkomforts bei. Weiterhin muss das erforderliche Querspiel für die Wiege in vorteilhafter Weise nicht durch das Schraubenfederelement alleine zur Verfügung gestellt werden.
Bei weiteren vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Drehgestells sind die Feder¬ träger in Drehgestellquerrichtung über eine Querverbindungseinrichtung fest verbunden. Hiermit ist es möglich, durch Parallelhalten der Federträger den Flexicoil-Federanteil bei Querbewegung zu reduzieren und den Vorteil der Lastabhängigkeit der Pendeleinrichtung zwischen Federträger und Drehgestellrahmen zu verstärken.
Die Pendeleinrichtung kann grundsätzlich ebenfalls in beliebiger geeigneter Weise gestaltet sein. Bevorzugt ist der Federträger über zwei in Drehgestelllängsrichtung vor und nach der jeweiligen Sekundärfedereinrichtung angeordnete Pendel an dem Drehgestellrahmen auf¬ gehängt, da sich hiermit eine besonders einfache Konstruktion ergibt.
5 Bei vorteilhaften Varianten des erfindungsgemäßen Drehgestells sind die Radlagergehäuse wenigstens eines Radsatzes über jeweils ein Primärfederelement in Richtung der. Drehge¬ stellhochachse an dem Drehgestellrahmen abgestützt und jeweils über wenigstens eine sich in Drehgestelllängsrichtung erstreckende, in Richtung der Drehgestellhochachse fe¬ dernde Blattfedereinrichtung an dem Drehgestellrahmen angelenkt. Die Blattfedereinrich- o tung umfasst dann wenigstens eine Blattfeder mit in Richtung der Drehgestellhochachse weicher Federcharakteristik. Die weiche Blattfeder wirkt sich zum einen positiv auf das Schwingungs- und Geräuschverhalten aus. Zum anderen reduzieren sich bei weichen Blattfedereinrichtungen die Festigkeits- und Standzeitprobleme. Die erforderliche Fe¬ dercharakteristik der gesamten Primärfedereinrichtung lässt sich dabei problemlos anhand 5 der unkritischen Primärfederelemente einstellen.
Bei bevorzugten Varianten des erfindungsgemäßen Drehgestells mit weicher Federcha¬ rakteristik der Blattfedereinrichtung beträgt die Dicke der Blattfeder in Richtung der Dreh¬ gestellhochachse 1 ,05% bis 1,45%, vorzugsweise 1 ,15% bis 1 ,35%, der freien Federlänge der Blattfeder. Durch die reduzierte Dicke verringern sich dabei in vorteilhafter Weise die im o Bereich, der Ober- und Unterseite der Blattfeder auftretenden maximalen Spannungen, wo¬ durch sich der zu betreibende Aufwand für die Blattfeder reduziert.
Um insbesondere auch bei der reduzierten Dicke der Blattfeder eine ausreichende Festig¬ keit und eine gute Querführung des Radsatzes zu erzielen, ist vorzugsweise vorgesehen, dass die Breite der Blattfeder in Drehgestellquerrichtung 32,5% bis 35,0%, vorzugsweise 5 33,0% bis 34,5%, der freien Federlänge der Blattfeder beträgt.
Die Blattfeder kann grundsätzlich in beliebiger geeigneter Weise gestaltet sein. So kann sie bei besonders einfach gestalteten Varianten entlang ihrer Längsachse eine im Wesentli¬ chen gleich bleibende Breite aufweisen. Bei bevorzugten Varianten des erfindungsgemä¬ ßen Drehgestells mit besonders guter Querführung des Radsatzes, günstigem Kraftverlauf o in der Blattfeder und hoher Tragfähigkeit der Anordnung ist vorgesehen, dass sich die Breite der Blattfeder in Drehgestelllängsrichtung vom Radlagergehäuse zum Drehgestell¬ rahmen hin erhöht.
Um eine einfache Parallelführung des Radsatzes in Richtung der Drehgestellhochächse zu erzielen umfasst die Blattfedereinrichtung bevorzugt zwei in Richtung der Drehgestellhoch¬ ächse übereinander angeordnete Blattfedern.
Besonders günstige Schwingungsverhältnisse ergeben sich im Übrigen, wenn die Blattfe- dereinrichtung in Richtung der Drehgestellhochächse eine Federsteifigkeit von 120 N/mm bis 200 N/mm, vorzugsweise von 140 N/mm bis 180 N/mm, aufweist.
Weiterhin ist es unter Schwingungsgesichtspunkten vorteilhaft, wenn die Länge der in den Radlagern wenigstens eines Radsatzes gelagerten Achsstümpfe gegenüber den bisher aus dem Stand der Technik bekannten Drehgestellen um wenigstens 5% erhöht wird. Bevor- . zugt beträgt die Länge der in den Radlagern wenigstens eines Radsatzes gelagerten Achs¬ stümpfe wenigstens 6,25%, vorzugsweise wenigstens 6,5%, des Mittenabstandes der Radlagereinrichtungen des ersten Radsatzes (1 ). Hiermit ergeben sich unter Lastvertei¬ lungsgesichtspunkten besonders vorteilhafte Verhältnisse.
Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Schienenfahrzeug, insbesondere ein schnell fahrendes Schienenfahrzeug, mit einem erfindungsgemäßen Drehgestell.
Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen bzw. der nachstehenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels, welche auf die beigefügten Zeichnungen Bezug nimmt. Es zeigen
Figur 1 eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfin- dungsgemäßen Drehgestells;
Figur 2 eine schematische Darstellung des Details Il aus Figur 1.
Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform des erfin¬ dungsgemäßen Drehgestells 100 mit zwei in Drehgestelllängsrichtung 100.1 beabstande- ten Radsätzen 1 , auf deren Radsatzlagern 2 ein Drehgestellrahmen 3 abgestützt ist. Auf dem Drehgestellrahmen 3 ist mittig eine sich hauptsächlich in Drehgestellquerrichtung - d.h. senkrecht zur Zeichnungsebene - erstreckende Wiege 4 angeordnet, welche zur Ab¬ stützung eines - nicht dargestellten - Wagenkastens dient.
Der Drehgestellrahmen 3 stützt sich zum einen über jeweils eine Primärfedereinrichtung in Form einer Primärfederstufe 5 auf dem jeweiligen Radsatzlager 2 ab. Weiterhin sind die
Radsätze 1 über eine an dem jeweiligen Radsatzlager 2 befestigte Blattfedereinrichtungen 6 am Drehgestellrahmen 3 angelenkt. Die Blattfedereinrichtung 6 umfasst jeweils zwei Blattfedern 6.1 , die in Richtung der Drehgestellhochachse 100.2 übereinander angeordnet sind und in dieser Richtung eine Parallelführung des Radsatzlagers 2 bilden. Die Blattfe- dem 6.1 sind am Drehgestellrahmen 3 und an den Gehäusen der Radsatzlager 2 durch Zahnplatten eingespannt.
Die Wiege 4 ist an beiden Längsseiten des Drehgestells 1 über Sekundärfedereinrichtun¬ gen 7 und Sekundärdämpfereinrichtungen 8 auf jeweils einem Sekundärfederträger 9 ab¬ gestützt. Wie insbesondere Figur 2 zu entnehmen ist, umfasst die jeweilige Sekundärfe- dereinrichtung 7 ein Schraubenfederelement 7.1 und ein Dämpferelement 10. Der Sekun¬ därfederträger 9 ist über zwei in Drehgestelllängsrichtung 100.1 vor und nach den Sekun¬ därfedereinrichtungen 7 angeordnete Pendeleinrichtungen 11 an dem Drehgestellrahmen 3 aufgehängt.
Das Schraubenfederelement 7.1 weist eine Längsachse 7.2 auf und ist als so genannte Flexicoil-Anordnung mit zwei koaxialen Schraubenfedern ausgebildet. Das Schraubenfede¬ relement 7.1 erstreckt sich in Richtung der Drehgestellhochachse 100.2 über eine Länge L, die 85% des Abstands D zwischen der Wiege 4 und dem Sekundärfederträger 9 beträgt.
Das Schraubenfederelement 7.1 ist an seinem oberen Ende mit der Wiege 4 verbunden. An seinem unteren Ende ist das Schraubenfederelement 7.1 über das Dämpferelement 10 mit dem Sekundärfederträger 9 verbunden.
Das Dämpferelement 10 ist ein in Richtung der Längsachse 7.2 flaches Element, d.h. es weist in Richtung der Längsachse 7.2 eine Ausdehnung aus, die im Vergleich zu seiner Ausdehnung quer zur Richtung der Längsachse 7.2 gering ist. Das Dämpferelement 10 ist als ringförmiges Element ausgebildet. Es weist eine zentrale Lage 10.1 aus einem gum- mielastischen Material auf, die fest mit zwei Endringen 10.2 aus Metall verbunden ist. Das Dämpfungselement weist in Richtung der Längsachse 7.2 des zugeordneten Schraubenfe- derelements 7.1 eine Federsteif igkeit von 530 N/mm auf, wodurch sich besonders günstige schwingungstechnische Verhältnisse, insbesondere günstige akustische Verhältnisse, er¬ geben.
Es hat sich gezeigt, dass durch diese Verlängerung der Schraubenfederelemente 7.1 im Vergleich zu den bekannten Drehgestellen mit kurzen Schraubenfederelementen ohne nennenswerte Verschlechterung der akustischen Entkopplung eine weichere Federung mit
deutlicher Verbesserung des Fahrkomforts gerade bei hohen Fahrgeschwindigkeiten erzielt werden kann.
So zieht die erhöhte axiale Länge des Schraubenfederelements 7.1 eine weichere Fe¬ dercharakteristik der Sekundärfedereinrichtung 7 nach sich, während das in dem verblei- benden Zwischenraum zwischen Schraubenfederelement 7.1 und Sekundärfederträger 9 angeordnete flache Dämpfungselement 10 eine ausreichende akustische Entkopplung zur Verfügung stellt.
Hierbei versteht es sich, dass bei anderen Varianten der Erfindung auch vorgesehen sein kann, dass das Dämpfungselement zwischen dem Schraubenfederelement und der Wiege angeordnet ist. Ebenso versteht es sich, dass an beiden Enden des Schraubenfederele¬ ments ein entsprechendes Dämpfungselement angeordnet sein kann. Das Dämpfungsele¬ ment kann weiterhin auch anderweitig gestaltet sein. Insbesondere kann es tellerartig aus¬ gebildet sein und/oder aus mehreren Schichten gleicher oder unterschiedlicher Materialien aufgebaut sein.
Das Dämpfungselement 10 weist quer zur Längsachse 7.2 des zugeordneten Schrauben¬ federelements 7.1 eine Quersteifigkeit auf, die geringer ist als die Quersteifigkeit des Schraubenfederelements 7.1. Hierdurch trägt das Dämpfungselement 10 zum einen zur Verringerung der Quersteifigkeit der Sekundärfederanordnung 7 und damit zur Erhöhung des Fahrkomforts bei.
Weiterhin muss das erforderliche Querspiel für die Wiege 4 anders als bei den bekannten Drehgestellen mit zwischengeschaltetem Zwischenträger und kurzen Federn nicht über kurze, vergleichsweise quersteife Elemente zur Verfügung gestellt werden. Vielmehr kann das erforderliche Querspiel über eine Querverformung der Sekundärfederanordnung 7 über nahezu den gesamten Abstand D zur Verfügung gestellt werden, sodass sich die Belastun- gen der einzelnen Bauteile in vorteilhafter Weise reduzieren.
Die Sekundärfederträger 9 sind in Drehgestellquerrichtung über eine Querverbindungsein¬ richtung starr verbunden. Hiermit ist es möglich, durch Parallelhalten der Sekundärfeder¬ träger 9 den Flexicoil-Federanteil bei Querbewegung zu reduzieren und den Vorteil der Lastabhängigkeit der Pendeleinrichtung 11 zwischen Sekundärfederträger 9 und Drehge- stellrahmen 3 zu verstärken.
Eine weitere Erhöhung des Fahrkomforts wird dadurch erzielt, dass die Blattfedern 6.1 der Blattfedereinrichtung 6 in Richtung der Drehgestellhochachse 100.2 eine weiche Federcha¬ rakteristik aufweisen. Im vorliegenden Fall weist die Blattfedereinrichtung in Richtung der Drehgestellhochachse 100.2 eine Federsteifigkeit von 160 N/mm auf.
Die weichen Blattfedern 6.1 wirken sich zum einen positiv auf das Schwingungs- und Ge¬ räuschverhalten aus. Zum anderen reduziert sich bei diesen weichen Blattfedereinrichtun¬ gen 6 der Aufwand zur Bewältigung von Festigkeits- und Standzeitproblemen. Die erforder¬ liche Federcharakteristik der gesamten Primärfederung lässt sich dabei problemlos anhand der im Hinblick auf Festigkeits- und Standzeitprobleme unkritischen Primärfederelemente 5 einstellen.
Um diese günstigen Eigenschaften zu erzielen, beträgt die Dicke der jeweiligen Blattfeder 6.1 in Richtung der Drehgestellhochachse 100.2 etwa 1,25% der freien Federlänge der Blattfeder 6.1. Durch die reduzierte Dicke verringern sich dabei in vorteilhafter weise die im Bereich der Ober- und Unterseite der Blattfeder 6.1 auftretenden maximalen Spannungen, wodurch sich der für die Blattfeder 6.1 zu betreibende Aufwand reduziert.
Um auch bei der reduzierten Dicke der Blattfeder 6.1 eine ausreichende Festigkeit und eine gute Querführung des Radsatzes 1 zu erzielen, beträgt die Breite der Blattfeder 6.1 in Drehgestellquerrichtung, d.h. auch quer zu ihrer Längsachse, etwa 33,75% der freien Fe¬ derlänge FL der Blattfeder 6.1. Die Blattfeder 6.1 weist dabei entlang ihrer Längsachse eine im Wesentlichen gleich bleibende Breite auf.
Bei anderen Varianten des erfindungsgemäßen Drehgestells mit besonders guter Querfüh¬ rung des Radsatzes, günstigem Kraftverlauf in der Blattfeder und hoher Tragfähigkeit der Anordnung kann aber auch ein hinsichtlich der Belastungen optimierter Querschnittsverlauf mit kontinuierlich oder abschnittsweise variierender Dicke und/oder Breite über die Länge der jeweiligen Blattfeder vorgesehen sein. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass sich die Breite der Blattfeder in Drehgestelllängsrichtung vom Radlagergehäuse zum Drehge¬ stellrahmen hin erhöht.
Die Radlager 2 der Radsätze 1 umfassen jeweils eine Radlagereinrichtung, in der ein Achsstumpf gelagert ist. In unter Lastverteilungsgesichtspunkten vorteilhafter Weise ist die Länge der in den Radlagern 2 der Radsätze 1 gelagerten Achsstümpfe gegenüber den bisher aus dem Stand der Technik bekannten Drehgestellen um 5% erhöht. Die Länge des jeweiligen Achsstumpfes beträgt dabei 6,5% des Mittenabstandes der Radlagereinrichtun-
gen des Radsatzes 1. Hiermit ergeben sich unter Lastverteilungsgesichtspunkten beson¬ ders vorteilhafte Verhältnisse am Drehgestell 100.
Im Übrigen entspricht das Drehgestell 100 einer weit verbreiteten Familie von Laufdrehge¬ stellen für schnell fahrende Schienenfahrzeuge. So ist der Drehgestellrahmen 3 ein H- förmiger Rahmen aus zwei Längs- und zwei Querträgern ohne Kopfquerträger. Die Abstüt¬ zung des Wagenkastens erfolgt über vier volltragende seitliche Gleitstücke auf der quer zum Drehgestellrahmen 3 zwischen dessen Querträgern angeordneten und die Längsträ¬ ger überkragenden Wiege 4. Am Wagenkasten ist ein Drehzapfen zur Längsmitnahme und Zentrierung der Wiege 4 angeordnet,
Zur Stabilisierung des Drehgestelllaufs im Spurkanal bei Geschwindigkeiten über 160 km/h ist eine über eine mechanische Drehhemmung vorgesehen. Diese ist realisiert in Form ei¬ ner an der Wiege 4 kardanisch gelagerten torsionssteifen gekröpften Welle, die über zwei Stangen mit dem Drehgestellrahmen 3 verbunden ist. Hierdurch sind Längsbewegungen z.B. beim Einfedem erlaubt, jedoch ist eine Gierbewegung des Drehgestellrahmens 3 ge- genüber der Wiege 4 behindert. Weiterhin sind hierzu seitliche Gleitstücke zwischen Wiege 4 und Wagenkasten vorgesehen. Wegen der Drehhemmung weist die Wiege 4 gegenüber dem Drehgestellrahmen 3 ein Spiel in Fahrtrichtung von einigen Millimetern auf (in einer bevorzugten Ausführung zwischen +/-4 mm und +/-6 mm).
Das Drehgestell 100 weist weiterhin eine große Wiegenfederbasis (mehr als 2.500 mm) auf, um eine Wankstabilisierung überflüssig zu machen
Durch Montage der Pendel 11 in konzentrisch geneigten Gummielementen werden die wirksame Pendellänge sowie die Rückstellkräfte vergrößert. Die Wiege 4 hat aus Komfort¬ gründen ein vergleichsweise großes Spiel quer zur Fahrtrichtung gegenüber dem Drehge¬ stellrahmen 3. In einer bevorzugten Ausführung liegt dieses Spiel zwischen +/-50 mm und +/-70 mm.
Eine gleisbogenabhängige Begrenzung des Wiegenquerspiels erfolgt über exzentrisch an¬ geordnete Rollen am Drehgestellrahmen 3, die mit entsprechenden Konturstücken am Wa¬ genkasten zusammenwirken. Weiterhin sind elastische Anschläge zwischen Wiege 4 und Drehgestellrahmen 3 in Längs- und Querrichtung vorgesehen.
Die Sekundärdämpfung in vertikaler Richtung erfolgt durch den jeweils zwischen den Se¬ kundärfederanordnungen 7 einer Seite angeordneten hydraulischen Dämpfer 8, der zwi-
sehen den Sekundärfederträger 9 und die Wiege 4 geschaltet ist. Die Sekundärdämpfung in lateraler Richtung erfolgt durch einen zwischen Drehgestellrahmen 3 und Wiege 4 ange¬ brachten hydraulischen Dämpfer.
Die Primärfederstufe 5 ist durch je einen Schraubenfedersatz mit innerer und äußerer Fe- der je Radsatzlager 2 realisiert. Die Primärdämpfung wird durch je einen, parallel zur be¬ treffenden Primärfeder angeordneten hydraulischen Dämpfer erzielt.
Die Montage der Radsätze 1 erfolgt mittels Wechsellager, bei denen das innere Radsatz¬ rollenlagergehäuse in ein oberes äußeres Gehäuseteil eingesetzt und durch eine damit verschraubte untere äußere Lagerschale gehalten wird, deren Führung Parallellauf und ausreichendes Lagerquerspiel gewährleisten
Zur akustischen Entkopplung und zur Vibrations-Entkopplung (sowie zur Rückstromisolie¬ rung an den Radsatzlagern 2) dienen zusätzliche Gummi-Metall-Federelemente in den Fü¬ gestellen von Primär- und Sekundärfederung und der Radsatzlenker 6 sowie die konischen Gummielemente der Pendel 11.
Die Bremsausrüstung besteht aus Wellenscheibenbremsen mit variantenabhängig unter¬ schiedlicher Anzahl Bremsscheiben sowie für Geschwindigkeiten oberhalb 160 km/h zu¬ sätzlich beidseitig vorgesehenen Magnetschienenbremsen.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Lösung liegen im Übrigen nicht nur in der Verbesse¬ rung von Fahrkomfort und Laufverhalten. Weiterhin zeichnet sich die erfindungsgemäßen Lösung auch durch weiter erhöhte Montage- und Wartungsfreundlichkeit aus.