DaimlerChrysler AG
Lenksystem
Die Erfindung betrifft Lenksystem nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Beim Lenksystem ist das Lenkrad des Fahrzeugs mechanisch mit den lenkbaren Fahrzeugrädern gekoppelt.
Aus der DE 102 20 123 AI geht eine Überlagerungslenkung mit einer Überlagerungseinrichtung hervor. Die durch die Lenkbetätigung der Lenkhandhabe erzeugte Handhabengröße und ein von einem Uberlagerungssteller erzeugte Überlagerungsgröße werden durch die Überlagerungseinrichtung zu einer Ausgangsgröße Liberiagert. Entsprechend der Ausgangsgröße wird der Lenkwinkel an den lenkbaren Fahrzeugrädern durch einen Lenkaktuator eingestellt .
Bei der Ansteuerung des Uberlagerungsstellers wird immer auch ein Rückwirkungsmoment von der Überlagerungseinrichtung zurück an die Lenkhandhabe gegeben, das für den Fahrer spürbar ist. Ein aktiver, Fahrer unabhängiger Lenkeingriff über den Uberlagerungssteller ist nur möglich, wenn der Fahrer das Rückwirkungsmoment abstützt. Unerwartet auftretende Rückwirkungsmomente können den Fahrer insbesondere bei höheren Fahr- zeuggeschwindigkeiten irritiere .
BESTATIGUNGSKOPIE
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Lenksystem zu schaffen, das die Möglichkeiten für aktive, Fahrer unabhängige Lenkeingriffe verbessert.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.
Mit dem erfindungsgemäßen Lenksystem wird es möglich, zum Beispiel fahrdynamische Eingriffe vorzunehmen. Es ist beispielsweise bekannt, durch fahrdynamische Systeme, wie ESP- Systeme, die Lenkung alternativ oder zusätzlich zur Betätigung der Bremsen zu beeinflussen, wenn das Fahrzeug eine von der Soll-Gierrate abweichende Ist-Gierrate aufweist. Derartige Lenkeingriffe können mit dem erfindungsgemäßen Lenksystem erfolgen, ohne dass für den Fahrer irritierende Rückwirkungen durch den aktiven Lenkeingriff auf die Lenkhandhabe stattfinden. Hierfür werden der Uberlagerungssteller und die Stelleinrichtung gleichzeitig angesteuert. Über den Uberlagerungssteller oder die Stelleinrichtung wird der Lenkwinkel an den lenkbaren Fahrzeugrädern beeinflusst. Mit dem jeweils anderen Steller - also mit der Stelleinrichtung bzw. dem Uberlagerungssteller - kann das Rückwirkungsmoment auf das Lenkrad beeinflusst werden, wodurch störende oder den Fahrer irritierende Rückwirkungsmomente vermieden werden können.
Ohne die zusätzlich zum Uberlagerungssteller vorgesehene Stelleinrichtung wäre das Rückwirkungsmoment durch ein Fahrer unabhängigen Lenkeingriff auf das Lenkrad nicht beeinflussbar. Es könnte kein beliebiger, Fahrer unabhängiger Lenkeingriff erfolgen, da der Fahrer das auftretende Rückwirkungsmoment vollständig abzustützen hätte. Der Fahrer wird somit durch das mittels der Stelleinrichtung unabhängig einstellbare Zusatzlenkmoment Lenksystem beim Lenken seines Fahrzeugs unterstützt und nicht durch unerwartete Rückwirkungsmomente
in Folge eines Fahrer unabhängig eingestellten Zusatzlenkwinkels irritiert oder verunsichert.
Außerdem kann durch das erfindungsgemäße Lenksystem der Komfort erhöht werden. Beispielsweise können Störgrößen gezielt unterdrückt werden. Der Geradeauslauf des Fahrzeugs kann verbessert und von den Rädern bis zum Lenkrad übertragene Störmomente z.B. auf Grund von Unebenheiten der Fahrbahn können verringert werden.
Weiterhin werden, wie bereits erwähnt, fahrdynamische Lenkeingriffe ermöglicht, beispielsweise zur Gierratenregelung, wobei aufgrund des beeinflussbaren Rückwirkungsmoments keine Einschränkung für die Fahrer unabhängige Lenkwinkelbeeinflussung vorliegen. Die Funktionalität des vorliegenden Lenksystems kommt einem Konzept eines sogenannten "Steer-by-wire" - Lenksystems sehr nahe, obwohl hier eine mechanische Verbindung zwischen der Lenkhandhabe und den gelenkten Rädern besteht. Weitere Anwendungsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Lenksystems ergeben sich zum Beispiel bei Fahrer unabhängigen Lenkeingriffen im Rahmen eines Spurhalteunterstützungssystems oder eines Einparkunterstützungssyste s .
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Lenksystems ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen.
Es ist vorteilhaft, wenn ein Soll-Rückwirkungsmoment fest o- der Parameter abhängig vorgegeben ist und das Rückwirkungsmoment entsprechend dem Soll-Rückwirkungsmoment eingestellt wird. Durch diese Maßnahme lassen sich gewünschte Rückwirkungsmomente zur haptischen Fahrerinformation über die aktuelle Fahrsituation des Fahrzeugs einstellen ohne dass die Gefahr einer Irritation des Fahrers besteht. Das Soll-
Rückwirkungsmoment kann dabei auch in etwa gleich null betragen, wobei dann keine Rückwirkung am Lenkrad spürbar ist.
Bei einer einfach zu realisierenden Ausgestaltung wirkt die Stelleinrichtung auf den das Lenkrad und die Überlagerungs- einrichtung verbindenden ersten Lenksäulenabschnitt ein.
Alternativ dazu ist es auch möglich, dass die Stelleinrichtung auf den die Überlagerungseinrichtung und einen zur Einstellung des Lenkwinkels an den lenkbaren Fahrzeugrädern vorgesehenen Lenkaktuator verbindenden zweiten Lenksäulenabschnitt einwirkt. Das von der Stelleinrichtung auf das Lenkrad zurück übertragene Stelleinrichtungsdrehmoment wird dann noch durch die Übersetzung der Überlagerungseinrichtung verändert. Alternativ zur Einwirkung auf den zweiten Lenksäulenabschnitt kann - zur Erzielung einer kompakten Bauweise - die Stelleinrichtung auf einen zur Einstellung des Lenkwinkels an den lenkbaren Fahrzeugrädern vorgesehenen Lenkaktuator einwirken, z.B. direkt auf die Zahnstange eines als Zahnstangenlenkung ausgeführten Lenksystems.
Es ist weiterhin vorteilhaft, wenn das Lenksystem als elektrisches, hydraulisches oder elektro-hydraulisches Hilfskraftlenksystemen ausgebildet ist. Dabei kann die Stelleinrichtung Bestandteil der Hilfskrafteinrichtung sein, so dass bereits ohnehin vorhandene Komponenten des Hilfskraftlenksystems gleichzeitig als Stelleinrichtung verwendet werden. Dadurch kann der Bauteil- und Kostenaufwand reduziert werden.
Wenn die Überlagerungseinrichtung und/oder die Hilfskrafteinrichtung im Lenkaktuator als gemeinsame Baueinheit integriert sind, kann eine sehr kompakte Bauform erzielt werden.
Die Stelleinrichtung kann fluidisch oder elektrisch aktivierbar ausgeführt sein.
Eine einfach zu realisierende fluidische Aktivierung kann durch eine Druckdifferenz zwischen einem ersten Druckpotenzial und einem zweiten Druckpotenzial bewirkt werden, wobei die Größe des Stelleinrichtungsdrehmomentes vom Betrag der Druckdifferenz und die Richtung des Stelleinrichtungsdrehmomentes vom Vorzeichen der Druckdifferenz abhängt. Dabei kann insbesondere dann eine hydraulische Aktivierung der Stelleinrichtung vorgesehen sein, wenn es sich um ein hydraulisches oder elektro-hydraulisches Hilfslenksystem handelt.
Bei einer besonders zweckmäßigen Ausführungsform wird die Stelleinrichtung gleichzeitig zur Mittenzentrierung des Lenksystems bzw. des Lenkrads verwendet. In Verbindung mit der fluidisch aktivierbaren Stelleinrichtung erfolgt eine Mittenzentrierung des Lenksystems bzw. des Lenkrads dann, wenn zwischen den beiden Druckpotenzialen derselbe Druck anliegt.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels eines als hydraulisches Hilfskraftlenksystems ausgeführten Lenksystems mit Überlagerungseinrichtung,
Fig. 2 eine schematische Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels als hydraulisches Hilfskraftlenksystems ausgeführten Lenksystems mit Überlagerungseinrichtung,
Fig. 3 eine schematische Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels als hydraulisches Hilfskraftlenksystems ausgeführten Lenksystems mit Überlagerungseinrichtung,
Fig. 4 eine schematische Darstellung eines vierten Ausführungsbeispiels eines als elektrisches Hilfskraftlenksystems ausgeführten Lenksystems mit Überlagerungseinrichtung,
Fig. 5 eine schematische Darstellung im Querschnitt eines Ausführungsbeispiels einer Stelleinrichtung eines Lenksystems,
In der Fig. 1 ist ein Lenksystem 1 gezeigt, das ein Lenkrad 2 aufweist, das über eine Lenksäule 3 mit einem Lenkaktuator 10 verbunden ist, der zur Einstellung des Lenkwinkels δL an den lenkbaren Fahrzeugrädern 11 vorgesehen ist. Das Lenksystem 1 weist weiterhin eine Überlagerungseinrichtung 6 auf, die über einen ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3 mit dem Lenkrad 2 verbunden ist. Die Überlagerungseinrichtung 6 ist über einen zweiten Abschnitt 8 und eine beispielsgemäß hydraulische Hilfskrafteinrichtung 9 mit einem Lenkaktuator 10 verbunden.
Die Überlagerungseinrichtung 6 ist allen hier dargestellten Ausführungsbeispielen als Überlagerungsgetriebe realisiert, beispielsweise als Planetengetriebe oder ein sogenanntes "Harmonie Drive Getriebe".
Die hydraulische Hilfskrafteinrichtung 9 weist ein Einstell- element 15 auf, das die Ventilöffnung eines Lenkventils 16 der Hilfskrafteinrichtung 9 in Abhängigkeit von einer Betätigungsgröße einstellt. Eine erste Ansteuerleitung 17 und eine zweite Absteuerleitung 18 verbinden das Lenkventil 16 mit dem
Lenkaktuator 10. Über eine Zufuhrleitung 19 ist das Lenkventil 16 mit einer Druckquelle 20, beispielsweise mit der Druckseite einer Motor-Pumpen-Einheit 21 verbunden. Eine Rückförderleitung 22 verbindet das Lenkventil 16 mit einem Vorratsbehälter 23. Das Einstellelement 15 ist bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel von einem Drehstab 24 gebildet, der als Betätigungsgröße das am zweiten Abschnitt 8 der Lenksäule 3 anliegende Betätigungsmoment bzw. den Betätigungswinkel erfasst. In Abhängigkeit der Richtung und des Betrages der Betätigungsgröße wird die Ventilöffnung des Lenkventils 16 variiert. Dadurch wird entsprechend der Betätigungsgröße eine Hilfskraft zur Betätigung des Lenkaktuators 10 hervorgerufen.
Die Überlagerungseinrichtung 6 ist mit einem durch eine Steuereinrichtung 25 ansteuerbaren Uberlagerungssteller 26 verbunden. Der Uberlagerungssteller 26 kann durch einen Elektromotor gebildet sein und erzeugt eine beispielsgemäß von einem Überlagerungswinkel gebildete Überlagerungsgröße U, die mechanisch an die Überlagerungseinrichtung 6 übertragen wird.
Die Steuereinrichtung 25 steuert auch eine Stelleinrichtung 27 an, die ebenfalls von einem Elektromotor gebildet sein kann und die dazu dient, das am Lenkrad 2 für den Fahrer spürbare Rückwirkungsmoment MR zu beeinflussen. Über die Stelleinrichtung 27 kann hierfür ein Stelleinrichtungsdrehmoment MS oder Widerstandsmoment erzeugt werden, das bei dem In Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel des Lenksystems 1 auf den ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3 einwirkt.
Die Steuereinrichtung 25 ermittelt auf Grund von einem oder mehreren Eingangssignalen wie z.B. dem Handhabenwinkel δH, dem Lenkmoment, dem Fahrspurverlauf, den Reifenkräften, der Fahrzeuglängsgeschwindigkeit, der Istgierrate, dem Schwimm-
winkel, der Querbeschleunigung, etc. welche Uberlagerungsgrö- ße U und welches Stelleinrichtungsdrehmoment MS eingestellt werden soll. Dadurch kann ein am Lenkrad 2 gewünschtes Rückwirkungsmoment MR erzielt werden. Derartige EingangsSignale, insbesondere den aktuellen längs- und/oder querdynamischen Zustand des Fahrzeugs beschreibende Eingangssignale, können entweder im Fahrzeug direkt sensorisch erfasst oder aus Sen- sorgrößen indirekt ermittelt werden. In modernen Fahrzeugen sind bereits viele solcher Eingangsgrößen auf einem Fahrzeug- Datenbus verfügbar .
Alternativ kann ein nicht dargestellter übergeordneter Fahrsystemregler vorhanden sein, der die Uberlagerungsgroße U ermittelt und an das Steuergerät 25 übermittelt, so dass das Steuergerät 25 lediglich das Stelleinrichtungsdrehmoment MS bestimmt. Der Fahrsystemregler ist dabei beispielsweise dazu vorgesehen, den Geradeauslauf des Fahrzeugs zu regeln und/oder querdynamische Störgrößen wie Seitenwind oder Fahr- bahnquerneigungen auszuregeln und/oder den Istgierwinkel des Fahrzeugs entsprechend dem aktuellen Lenkradwinkel zu regeln und/oder eine Fahrer unabhängige Spurhaltung durchzuführen. Dabei werden ein oder mehrere der genannten Eingangssignale dem Fahrsystemregler zugeführt.
Bei einem Fahrer unabhängigen Lenkeinriff wird ein auf das Lenkrad zurück wirkendes Rückwirkungsmoment MR verursacht, das sich bei der vorliegenden Erfindung aus einem durch den Uberlagerungssteller hervorgerufenes Überlagerungsmoment MU und dem Stelleinrichtungsdrehmoment MS ergibt .
Durch den zusätzlichen Freiheitsgrad, der sich durch das Vorsehen der Stelleinrichtung bietet, besteht die Möglichkeit die Lenksäule durch das Stelleinrichtungsdrehmoment zu fixieren, einen Lenkeingriff vorzunehmen oder das Rückwirkungsmo-
ent MR gemäß einem vorgebbaren Soll-Rückwirkungsmoment einzustellen. Dabei kann das Soll-Rückwirkungsmoment betragsmäßig auch ungleich null sein, um dem Fahrer eine gewünschte haptische Rückmeldung über den Fahrer unabhängigen Lenkeingriff zu geben. Wird das Soll-Rückwirkungsmoment betragsmäßig in etwa gleich null gewählt, so muss das Stelleinrichtungsdrehmoment MS so gewählt werden, dass das Überlagerungsmoment MU kompensiert wird. Bei einer zwischen der vom Überlagerungsgetriebe gebildeten Überlagerungseinrichtung 6 und dem Lenkrad 2 am ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3 angreifenden Stelleinrichtung 27 entspricht das Stelleinrichtungsdrehmoment dann dem negativen Überlagerungsmoment MU: MS=-MU.
Alternativ zu der Möglichkeit das Soll-Rückwirkungsmoment fest vorzugeben ist es auch möglich, das Soll-Rückwirkungsmoment durch eine Kennlinie und/oder ein Kennfeld und/oder ein Rechenmodell Parameter abhängig vorzugeben. Als Parameter können eine oder mehrere der folgenden Größen oder damit kor- relierte Größen verwendet werden: Fahrzeuglängsgeschwindigkeit, Fahrzeuglängsbeschleunigung, Fahrzeugquerbeschleunigung, Gierrate, Raddrehzahlen, Lenkradwinkel, Lenkradwinkelgeschwindigkeit, Winkelgeschwindigkeit am Ausgang der Überlagerungseinrichtung 6 bzw. des zweiten Abschnitts 8 der Lenksäule 3, Winkelgeschwindigkeit eines am Lenkaktuator 10 angreifenden Ritzels, die über die Hilfskrafteinrichtung 9 zur Verfügung gestellte Hilfskraft am Lenkaktuator 10, die bei einer hydraulischen Hilfskrafteinrichtung 9 in den Ansteuerleitungen 17, 18 oder im Lenkaktuator herrschenden Hydraulikdrücke, das Lenkmoment an den lenkbaren Fahrzeugrädern 11, der Motorstrom des als Elektromotor ausgeführten Uberlagerungsstellers 26 bzw. der als Elektromotor ausgeführten Stelleinrichtung 27, das Stelleinrichtungsdrehmoment MS, das vom Uberlagerungssteller 26 hervorgerufene Überlagerungsmo-
ment MU und Radbremsmomente an einem oder mehreren der Fahrzeugräder .
Die Kennlinie, das Kennfeld bzw. das Rechenmodell können dabei auch während dem Fahrbetrieb aktualisiert werden.
Das Überlagerungsmoment MU kann aus der Differenz zwischen dem aktuell während der Stellbetätigung des Uberlagerungsstellers 26 am Eingang des Lenkaktuators 10 anliegenden Gesamtlenkmoment MG und einem Grundlenkmoment MO bei nicht betätigtem Uberlagerungssteller 26 berechnet werden:
MU= MG-MO (1)
Das Gesamtlenkmoment MG kann dabei direkt sensorisch erfasst oder aus dem Motorstrom I des Uberlagerungsstellers 26 berechnet werden, wobei für die erste Ausführungsform nach Fig. 1 folgende Gleichung gilt:
MG=I«i«k (2) mit : MG: Gesamtlenkmoment am Eingang des Lenkaktuators 10 I: Motorstrom des Uberlagerungsstellers 26 i: Übersetzungsverhältnis der Überlagerungseinrichtung 6 k: Motorkonstante des Uberlagerungsstellers 26
Das Grundlenkmoment MO bei nicht betätigtem Uberlagerungssteller 26 kann aus einem Kennfeld und/oder einem Rechenmodell ermittelt werden, wobei das Grundlenkmoment MO von einem oder mehreren der folgenden Parameter abhängt: Reifenkräfte, Querbeschleunigung, Lenkradwinkel, Lenkradwinkelgeschwindigkeit und Fahrzeuglängsgeschwindigkeit oder einer mit einem der genannten Parameter korrelierten Größe.
Solange sich die lenkradseitige Eingangsgröße an der Überlagerungseinrichtung 6 - in Fig. 1 somit der Lenkradwinkel δH - nicht ändert (δ=konstant) , kann das Überlagerungsmoment MU bei betätigtem Uberlagerungssteller wie folgt bestimmt werden:
MU=MG(tn) -MO(tO) (3) mit : Zeitpunkten t0<tn, n=l, 2, 3, .... und MO(t0)=0.
Fig. 2 zeigt eine weitere Ausführungsform eines Lenksystems 1, wobei die Stelleinrichtung 27 nicht wie in Fig. 1 am ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3, sondern am zweiten Abschnitt 8 der Lenksäule 3 zwischen Überlagerungseinrichtung 6 und Hilfskrafteinrichtung 9 angreift. Ansonsten entspricht das Lenksystem nach Fig. 2 dem in Fig. 1 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel .
Greift die Stelleinrichtung 27 am zweiten Abschnitt 8 der Lenksäule 3 an, der mit dem fahrzeugradseitigen Ausgang der Überlagerungseinrichtung 6 verbunden ist, dann gilt an Stelle von Gleichung (2) folgender Zusammenhang:
MG=I«i«k+MS (4) mit : MG: Gesamtlenkmoment am Eingang des Lenkaktuators 10 I: Motorstrom des Uberlagerungsstellers 26 i: Übersetzungsverhältnis der Überlagerungseinrichtung 6 k: Motorkonstante des Uberlagerungsstellers MS: Stelleinrichtungsdrehmoment
Eine dritte Ausführungsform des Lenksystems 1 ist in Fig. 3 gezeigt. Im Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 ist die Hilfskrafteinrichtung 9 im ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3 angeordnet, so dass der zweite Abschnitt 8 der Lenksäule 3 den Ausgang der Überlagerungseinrichtung 6 direkt mit dem Eingang des Lenkaktuators 10 verbindet. Die Stelleinrichtung 27 greift zur Erzeugung eines auf das Lenkrad 2 wirkenden Stelleinrichtungsdrehmomentes MS am ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3' zwischen dem Lenkrad 2 und der Hilfskrafteinrichtung 9 an. In Abwandlung hierzu wäre es auch möglich, dass die Stelleinrichtung zwischen der Hilfskrafteinrichtung 9 und der Überlagerungseinrichtung 6 am ersten Abschnitt 7 der Lenksäule 3 angreift. Bei dieser dritten Ausführungsform kann die Überlagerungseinrichtung 6 eingangssei- tig unmittelbar mit dem Lenkventil 16 der Hilfskrafteinrichtung 9 und ausgangsseitig unmittelbar mit dem Lenkaktuator 10 verbunden sein, wodurch eine Baueinheit gebildet wird, was zu einer besonders kompakten Bauform führt . Die Wirkungsweise entspricht bei dieser dritten Ausführungsform (Fig.3) der des ersten Ausführungsbeispiels gemäß Fig. 1.
In Abwandlung zu den ersten drei Ausführungsformen zeigt Fig. 4 ein viertes Ausführungsbeispiel des Lenksystems 1, das als elektrisches Hilfskraftlenksystem ausgeführt ist. Dabei ist eine einen Hilfskraftelektromotor 30 aufweisende elektrische Hilfskrafteinrichtung 9' anstatt der hydraulischen Hilfs- krafteinrichtung 9 vorgesehen. Der Hilfskraftelektromotor 30 wird dabei auch als Stelleinrichtung 27 verwendet, so dass ein zusätzlicher Elektromotor für die Stelleinrichtung 27 entfallen kann. Es ist hierbei möglich, dass der als Stelleinrichtung 27 dienende Hilfskraftelektromotor 30 direkt an einer nicht dargestellten Zahnstange des Lenkaktuators 10 angreift. Wie schon im Zusammenhang mit dem zweiten Ausfüh-
rungsbeispiel erläutert gilt anstatt der Gleichung (2) für diese vierte Ausführungsform die Gleichung (4) , da die Stelleinrichtung 27 am zweiten Abschnitt 8 der Lenksäule 3 oder an der Zahnstange des Lenkaktuators 10 und somit an einem mit dem Ausgang der Überlagerungseinrichtung 6 verbundenen Lenkungsteil angreift.
In Abwandlung zu den vier dargestellten Ausführungsformen ist es auch möglich ein Lenksystem 1 mit mehreren Stelleinrichtungen 27 vorzusehen, die an verschiedenen Stellen angreifen, insbesondere an einem mit dem lenkradseitigen Eingang der Ü- berlagerungseinrichtung 6 und einem mit dem Ausgang der Über- lagerungseinrichtung 6 mechanisch verbundenen Lenkungsteil. Dadurch ergeben sich Kombinationen der vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele .
In einer abgewandelten Ausführungsvariante der ersten drei Ausführungsbeispiele kann die Stelleinrichtung 27 auch Bestandteil der Hilfskrafteinrichtung 9 sein, so dass der Bauraumbedarf reduziert werden kann. Die Stelleinrichtung 27 ist dabei als hydraulisch betätigte Stelleinrichtung ausgeführt. Eine mögliche Ausführungsform einer hydraulischen Stelleinrichtung 27 ist in Fig. 5 dargestellt.
Die hydraulische Stelleinrichtung 27 nach Fig. 5 beruht auf einer modifizierten Rückwirkungsanordnung einer Hilfskrafteinrichtung 9. Eine solche Rückwirkungsanordnung dient der Mittenzentrierung des hydraulischen Hilfskraftlenksystems und ist beispielsweise in der DE 196 16 439 Cl beschrieben, auf die insoweit ausdrücklich Bezug genommen wird.
Ein rohrartig ausgebildeter Drehschieber 46 ist im Bereich eines Axialabschnitts koaxial von einer Steuerbuchse 45 umgeben, wobei Drehschieber 46 und Steuerbuchse 45 relativ zuein-
ander in Radialrichtung verdrehbar sind. Abhängig von Größe und Richtung der Relatiwerdrehung wird an zwei Druckanschlüssen der Steuerbuchse 45 ein Differenzdruck erzeugt. Eine derartige Vorrichtung ist bei Hilfskraf lenksystemen bekannt .
Fig. 5 zeigt zur Erläuterung die Stelleinrichtung 27 im Querschnitt durch die Steuerbuchse 45 und den Drehschieber 46. Die Steuerbuchse 45 und der Drehschieber 46 begrenzen mehrere Axialausnehmungen 47, die in Umfangsrichtung gleichmäßig verteilt nebeneinander angeordnet sind. Jede der Axialausnehmungen 47 weist einen ersten Ausnehmungsbereich 55 mit einem ersten Druckanschluss pi und einen zweiten Ausnehmungsbereich 56 mit einem zweiten Druckanschluss p2 auf. In beiden Ausneh- mungsbereichen 55, 56 einer Axialausnehmung 47 ist jeweils eine Kugel 48 bzw. 49 angeordnet, die zwischen Steuerbuchse 45 und Drehschieber 46 angeordnet ist. Im Ruhezustand liegt die jeweilige Kugel 48, 49 dabei derart an der zugeordneten Ausnehmungsbereichsöffnung 57 an, dass sie diese fluidisch dicht verschließt.
Die beiden Ausnehmungsbereiche 55, 56 einer Axialausnehmung 47 können über einen Innenbereich 58 fluidisch miteinander verbunden werden. Der Innenbereich 58 ist von einer nutartigen Vertiefung 59 in die der Steuerbuchse 45 zugewandte Außenfläche des Drehschiebers 46 gebildet. Im Querschnitt gesehen weist die Vertiefung 59 eine in etwa trapezartige Kontur mit zwei geneigten Flanken 51, 52 auf, wobei die beiden Flanken 51, 52 über eine im Wesentlichen radial verlaufende Verbindungsfläche 60, die den Nutgrund der nutartigen Vertiefung 59 bildet, miteinander verbunden sind. Die Flanken 51, 52 verlaufen in Axialrichtung der Lenksäule 3 gesehen geneigt, so dass die Flanken 51, 52 in Axialrichtung de Lenksäule 3 gesehen einen rampenartigen Verlauf aufweisen. Die beiden in
der Axialausnehmung 47 vorgesehenen Kugeln 48, 49 liegen jeweils auf einer der Flanken 51 bzw. 52 auf.
Über die Druckanschlüsse pl bzw. p2 kann der jeweils zugeordnete Ausnehmungsbereich 55 bzw. 56 mit einem hydraulischen oder pneumatischen Druck beaufschlagt werden, wodurch die zugeordnete Kugeln 48 bzw. 49 gegen die Flanken 51, 52 des Drehschiebers 46 gepresst werden. Bei gleichen Drücken px, p2 erfolgt eine Zentrierung des Drehschiebers 46 gegenüber der Steuerbuchse 45. Ist der Druck am ersten Druckanschluss pi größer als der Druck am Druckanschluss p2, so erfolgt eine Relatiwerdrehung des Drehschiebers 46 gegenüber der Steuerbuchse 45 entgegen dem Uhrzeigersinn. Umgekehrt würde ein höherer Druck am zweiten Druckanschluss p2 als am ersten Druckanschluss px zu einer Relatiwerdrehung der Drehschiebers 46 gegenüber der Steuerbuchse 45 im Uhrzeigersinn erfolgen.
Durch eine Steuerung der Druckdifferenz zwischen den Druckanschlüssen px und p2 kann daher das Stelleinrichtungsdrehmoment MS hervorgerufen werden. Es ist durch diese erzeugte Relatiwerdrehung zwischen Drehschieber 46 und Steuerbuchse 45 auch möglich, einen Handhabenwinkel δH bzw. einen Lenkwinkel δi, einzustellen.
Die Stelleinrichtung 27 wird gleichzeitig zur Fixierung bzw. Mittenzentrierung des Lenksystems 1 und/oder der Lenkhandhabe 2 verwendet. Diese Fixierung und/oder Mittenzentrierung erfolgt, wenn zwischen den beiden Druckpotenzialen pl, p2 derselbe Druck anliegt.