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Verfahren zur Herstellung von leichtverdaulichen Beifuttermitteln
Das in den Knochen enthaltene basische Tricalciumphosphat ist schwer verdaulich,
da es sich im Magen-Darmkanal des damit gefütterten Tieres nur langsam und unvollständig
löst. Als mineralisches Beifuttermittel benutzt man -deshalb das gefällte Dicalciumphosphat,
das nach seiner Herstellungsweise aus Knochen auch als Knochenpräzipitat bezeichnet
wird, Es ist in einer ammoniakalischen Ammoncitratlösung leicht löslich, und diese
Eigenschaft wird in der Fütterungspraxis der Magenlöslichkeit gleichgestellt.
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Zur Gewinnung dieses bei der Ernährung der Haus- und Nutztiere viel
verwendeten Knochenpräzipitates oder phosphorsauren Futterkalkes werden bekanntlich
entweder entfettete Knochen mit verdünnter Salzsäure ausgezogen oder entfettete
und entleimte Knochenmehle bzw. auch Knochenasche in der gleichen Säure gelöst.
Die dabei anfallenden sauren Brühen werden durch Absitzenlassen geklärt oder filtriert
und dann mit Kalkmilch oder einer Aufschwemmung vou kohlensaurem Kalk bis zur auftretenden
neutralen Reaktion versetzt, wodurch die in Lösung gegangene Phosphorsäure als Dicalci.umphosphat
neben wenig neutralem Tricalciumphosphat ausgefällt bzw. präzipitiert wird.
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Man hat auch den. zur Ausfällung der Phosphorsäure benutzten kohlensauren
Kalk in starkem ÜberschuB den sauren Lösungen zugesetzt, um ein Calciumphosphatcarbonat-Mischsalz
zu erhalten, das durch die Feinstv erteilung des Dicaleiumphosphates ein wirksameres
und durch seinen erhöhten Kalkgehalt ein geeigneteres mineralisches Beifutter ist
als das gewöhnliche Dicalciumphosphat.
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Dieses Verfahren ist dann technisch noch dadurch vereinfacht worden,
daß man zur Bildung des Mischsalzes nicht von den stark sauren Lösungen der Knochen
ausging, sondern bereits fertiges Dicalciumphosphat zunächst mit der berechneten
Menge Salzsäure zur Überführung in Monocalciumphosphat verrührte und diesekonzentrierteLösungdann
mit
so viel überschüssigem kohlensaureinKalk versetzte, wie für die Bildung des genannten
1Tischsalzes niit bestimmtem Phosphorsäuregehalt notwendig war.
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Weiterhin sind noch Verfahren bekanntgeworden. aus Knochenphosphat
leichtverdauliche Salzgemische herzustellen. die außer Kalksalzen noch andere Nährsalze
enthalten. Man hat dabei Knochenmehl in starker Salzsäure unter Erhitzen völlig
gelöst, die Lösung zunächst mit Calciulncarbonat und -Magnesinincarbonat bis zur
Bildung der priinä -reu Phosphate neutralisiert und sie dann vom vorhandenen Bodenkörper
durch Dekantieren getrennt. Dieser Lösung von --\lonocalcium-und Monomagnesiumpliosphat
hat inan Natriumchlorid, -@ininoniuniclilor'd. Mangaiichlorid und Eisencarbonat
zugesetzt und das Ganze bis zur vollständigen Kristallisation eingeengt.
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Ferner hat man ein le:clitver;lauliclies Calcium-Natrium-Pliosphat-Salzgemiscli
leergestellt, indem man ebenfalls von bereits fertigem Dicalciumphosphat oder Tricalciumphosphat
ausging und diese Salze mit so viel überschüssiger Pliospliors<itire behandelte,
daß sieh Monocalciumphosphat und naeli Neutralisation des Phosphorsä ureiiberschusses
mit Wasser freiem 1?atriuincarbonat noch Monoitatr:tinil>llospiiat bildeten.
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Diese bisher bekannten Verfahren haben verschiedene -Nacliteile,-uriF1
zwar in technisch-wirtschaftlicher wie auch in ernährungsphysiologischer Beziehung.
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Zur vollständigen Auflösung des inincralischen Anteiles der Knochen
sind heträchtliche Mengen Salzsäure notwendig, und diese nitiß noch dazu in stark
verdünntem Zustande, etwa $°jgig, also in vierfacher Verdünnunder- handelsüblichen
Ware voll 20%2r Be, zur. Einwirkung kommen. Zum Neutralisieren der =sehr sauren
Läsungen und zum Ausfällen des Dicalciumphosphates werden erhebliche Mengen von
Ätzkalk oder kohlensaurem Kalle 1uenötigt. Eiei Teil dieses zugesetzten Kalkes sowie
ein kleiner der Ausfällung erltgangener oder durch die Waschwässer wieder elöster
Anteil an Phosphorsäure gehen mit dem Filtrat verloren.
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Ein weiterer hTachteil dieser Verfahren liegt darin, daß durch die
erschöpfende Mazeration bzw. völlige Auflösung der Knochensubstanz, durch das anschließende
Klären, Ausfällen des Phosphates und Filtrieren außer einem Teile des Kalkes und
der Phospliorsäure noch sämtliche anderen mineralisehen Bestandteile des Knochens
entfernt werden, die das Tier im Wachstum darin abgelagert hatte, wie Magnesium,
Calciuinfluorid, Mangan, Eisen -u. a. Das durch Ausfällen erhaltene Dicalciuniphosphat
kann deshalb als ein physiologisch volll;onnnenes Beifutter nicht bezeichnet "verden.
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Wie Versuche des Erfinders nun ergeben "aben, lüßt sich das rlen Knochen
enthaltene scüwerverdauliche basische Tricalciumlai@,a,ii,@t auch unter Umgehung
der vollstä n-4igen Auflösung der mineralischen Knochen-#IUbstanz. des Ausfällend,
des Filtrierend und rlri- damit verbundenen Verluste aii Nährstof-Irn, die im vorhanden
waren. in das leichter verdauliche Dicalciumphosphat überführen, wenn man die folgende
Arbeitsweise einschlägt.
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Entfettetes Knochenmehl wird erfindungsgemäla zunächst mit starker
Salzsäure von 2o/2i Be in mir der zur Umsetzung des Trica;citnnphosphates in Dicalciumphosphat
und des Calciumcarlionats in Calciunichlorid erin geririgein l ber:chuß befindlichen
:Menge verrührt und die dabei entstehende zähe Masse nach deni Aufhören der lsolilensäureent«-ic1celung
2.1 Stunden sich selbst überlassen. Hiernach wird feinstgeinahlene, gut getrocknete
Kreide oder kohlensaurer Kalk in etwa gier anderthalbfachen Menge des vorgelegten
Knochcii:nehles zugegeben und mit der stark sauren, dicken, zähen Reaktionsmasse
innig vermischt bzw. verknetet, wodurch die freie Pliospliorsäure und das .\ onocalciumphosphat
neutralisiert und in Dicalciulnphospliat umgesetzt werden, sowie gleichzeitig die
konzentrierte Lösung von Calciuincliloricl aufgesaugt wird, so daß ohne Eindampfen,
Filtrieren und Auswaschen eine nur noch schwach feuchte, krümelige Masse entsteht,
die in wenigen Stunden nach dem Ausbreiten an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur
abgetrocknet ist.
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Das Fertigerzeugnis ist streu- und lagerfähig; es hat nicht die hygroskopischen
Eigenschaften der unter Verwendung von Calciumchlorid auf rein mechanischem Wege
hergestellten Futtergemische, und gegenüber den ebenfalls durch mechanisches Vermengen
von phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk bereiteten Futterkalkinischungen hat es
den praktischen Vorzug, daß es nicht stäubt und sich auch nicht eiltinischt.
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Die im Ausgangsstoff enthaltene Gesamtpliospilorsäure ist zu go bis
93 °j0 citrat- oder nianganiöslic:i geworden, während die bisher ini Handel befindlichen
Präzipitate oft nur eine Curatlöslichkeit von 8o °/o aufweisen.
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Den inineralisclierl l-',eifutterinitteln, ilamentl:ch denjenigen,
die zur Verfütterung an Milchvieh bestimmt sind, werden stets einige Prozente Kochsalz
mechanisch zugemischt. Bei dein Verfahren der vorliegenden Erfindung kann der jeweilig
erforderliche Kochsalzzusatz durch chemische Umsetzung miterzielt werden, wenn die
berechnete Menge
wasserfreier :Soda an Stelle der gleichen Menge
kohlensauren Kalkes zur Neutralisation benutzt `wird.
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Gegenüber -den bisherigen Verfahren hat dasjenige der Erfindung den
wirtschaftlichen Vorteil, daß es gestattet, beträchtliche Mengen an Ausgangsstoffen
und Kohlen einzusparen. Von Salzsäure ist nur weniger als die Hälfte notwendig,
um die Gesamtphosphorsäure der verarbeiteten Knochen bis zu 95 °/o citratlöslich
zu machen, und diese Salzsäuremenge wird noch dazu durch Neutralisieren bzw. Umsetzen
restlos in die beiden fütterungstechnisch wichtigen Nährsalze, Calciumchlorid und
-2\atriumchlorid, übergeführt, während bei den bekannten Verfahren die gesamte Säure
mit :dem Filtrat bzw. den Waschwässern verlorengeht. Mit dieser Salzsäure wird auch
nahezu der gesamte Kalkgehalt des Knochenmehles entfernt, und dieser muß dann beim
Ausfällen des Dicalciumphosphates durch Kalkmilch wieder ergänzt werden.
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Weiter' erfordern die bekannten Verfahren die Aufstellung, Bedienung
und Instandhaltung sehr umfangreicher technischer Einrichtungen zur Bewältigung
der bedeutenden Flüssigkeitsmengen, wie große Bottiche mit Rührwerken, Filterpressen,
Druckkessel, Trockenanlagen u. dgl. Auch eine vollkommene Einsparung von Kohlen
gestattet das Verfahren der Erfindung, da die Abtrocknung des Enderzeugnisses an
der Luft, also ohne jede Anwendting von künstlich erzeugter Wärme, möglich ist.
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Das nach dem Verfahren gewonnene Beifuttermittel hat schließlich gegenüber
denen, die durch mechanisches Vermischen von gefälltem Dicalciumphosphat, - kohlensaurem
Kalk und Kochsalz hergestellt werden, den besonderen Vorteil, daß die physiologische
Vollkommenheit des Tierknochens erhalten bleibt, da die darin neben Kalk und Phosphorsäure
aufgespeicherten lebenswichtigen Mineralstoffe und auch die Proteinstoffe, die selbst
in völlig entleimtem Knochenmehl noch 4 bis 6 0/0 ausmachen, nicht v er lorengehen
und dein damit gefütterten Tiere zugutekommen können. Ausführungsbeispiel ioo kg
Knochenmehl mit etwa 32 % Gesamtphosphorsäure-ehalt werden mit 85 kg handelsüblicher
Salzsäure von 2o121 Be verrmscht. Nach Aufhören der Kohlensäureentwickelung wird
die Reaktionsmasse 24 Stunden sich selbst überlassen. Hierauf werden 175 kg kohlensaurer
Kalk oder 151:g wasserfreie Soda und 16o1:- kohlensaurer Kalk so lange eingeknetet,
bis die Masse eine feinkrümelige, nur noch schwach feuchte Beschaffenheit angenommen
hat. Nach der endgültigen Abtrocknung auf freiliegenden Horden, die je nachdem Feuchtigkeitsgehalt
der Luft und der Außentemperatur 1o bis 24 Stunden .lauert, kann das Fertigerzeugnis
gesiebt und abgepackt werden.
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Das so hergestellte Beifuttermittel zeigt eine weißgelbe Färbung und
besitzt den Geruch nach Fleischmehl, da das Protein der Knochen durch die Wirkung
der starken Salzsäure z. T. peptonisiert ist. Sein Gehalt an Gesamtphosphorsäure,
von der 9o bis 95 01o citratlöslich nach Petermann sind, beträgt je nach der Beschaffenheit
der verarbeiteten entleimten Knochenmehle 9 bis 1o Olf,
und 1:e-t damit etwas
höher als bei den auf mechanischem Wege hergestellten Futterkalkinischungen, für
die gegenwärtig ein Gehalt von 8 % Gesamtphosphorsäure, wovon mindestens 8o % citratlöslich
sein sollen, vorgeschrieben ist.