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Hintergrund der Erfindung
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Sowohl bei bakteriellen als auch
eukaryotischen Zellen existieren Proteine mit verhältnismäßig langer Halbwertszeit,
deren Halbwertszeiten nahe bei der Zellbildungszeit liegen oder
diese übertreffen,
gemeinsam mit Proteinen, deren Halbwertszeiten weniger als ein Prozent
der Zellbildungszeit betragen können.
Die Raten des intrazellulären
Proteinabbaus sind eine Funktion des physiologischen Zellzustands
und scheinen unterschiedlich für
einzelne Proteine gesteuert zu sein. Insbesondere sind beschädigte oder
auf andere Weise abnormale Proteine in vivo metabolisch instabil.
Obwohl die spezifischen Funktionen des selektiven Proteinabbaus
in den meisten Fällen
noch unbekannt sind, ist offensichtlich, daß zahlreiche Regulationsproteine
eine extrem kurze Halbwertszeit in vivo aufweisen. Die metabolische
Instabilität
derartiger Proteine ermöglicht
eine schnelle Einstellung ihrer intrazellulären Konzentrationen durch regulierte
Veränderungen
in den Raten ihrer Synthese bzw. ihres Abbaus. Die wenigen Augenblicke,
in denen die metabolische Instabilität eines intrazellulären Proteins
als wesentlich für
seine Funktion gezeigt worden ist, umfassen das cII-Protein des
Bakteriophagen Lambda und die HO-Endonuclease der Hefe Saccharomyces
cerevisiae.
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Der größte Teil des selektiven Turnovers
von intrazellulären
Proteinen unter normalen metabolischen Bedingungen ist ATP-abhängig und
(bei Eukaryoten) nicht lysosomal. Jüngste biochemische und genetische Unterlagen
zeigen, daß bei
Eukaryoten eine kovalente Konjugation von Ubiquitin mit intrazellulären Proteinen von
kurzer Halbwertzeit wesentlich für
ihren selektiven Abbau ist. Die Regeln, die bestimmen, ob ein gegebenes
Protein metabolisch stabil oder instabil in vivo ist, waren bisher
unbekannt.
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Nagai und Thogersen, Nature, Band
309, Seiten 810–812
(1984) beschreiben die Einfügung
der Sequenz Ile-Glu-Gly-Arg zwischen die 31 Aminoendständigen Reste
von λ-cII-Protein
und Val 1 von menschlichen β-Globin
und die Produktion des Hybriden mit hohem Ertrag in E.coli. Sie
spalteten dann das Hybrid spezifisch bei dem einzigen Arginin unter
Verwendung des Blutkoagulationsfaktors Xa und
setzten damit die authentische β-Globinkette
frei. Da der Faktor Xa spezifisch für das Tetrapeptid
Ile-Glu-Gly-Arg7 ist, was in Proteinsequenzen
selten ist, ist ihr Expressions/Spaltungssystem anwendbar für die effiziente
Produktion von eukaryotischen Proteinen.
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Hershko u. a., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, Band 81, Seiten 7021–7025
(1984) beschreiben, daß die selektive
Modifikation von NH2-endständigen α-NH2-Gruppen
von Globin und Lysozym ihren Abbau durch das Ubiquitin-Proteolysensystem
von Retikulozyten verhindert. Die Konjugation durch Ubiquitin von ε-NH2-Gruppen von Lysinresten, üblicherweise
in Mehrfachen gesehen, wurde auch bei α-NH2-blockierten
Proteinen verhindert. Natürlicherweise
vorkommende Nα-acetylierte
Proteine werden durch das Ubiquitinsystem nicht mit einer signifikanten
Rate abgebaut, während
ihre nicht-acetylierten Gegenstücke von
anderen Spezies gute Substrate sind. Die Verfasser vermuten, daß eine Funktion
der Nα-Acetylierung
von zellulären
Proteinen darin besteht, ihren Abbau durch das Ubiquitinsystem zu
verhindern. α-NH2-blockierte Proteine können ihre Aktivität als Substrate
für einen
Abbau erhöht
bekommen durch den Einbau von α-NH2-Gruppen durch die Einfügung von Polyalaninseitenketten.
Proteine, bei denen die meisten ε-NH2-Gruppen blockiert sind, die α-NH2-Gruppe jedoch
frei ist, werden durch das Ubiquitinsystem abgebaut, jedoch mit
einer reduzierten Rate. Die Verfasser vermuten, daß das Freisetzen
eines freien NH2-Endpunktes von Proteinen
für den
Abbau erforderlich ist und die Bildung von für den Abbau bestimmten Ubiquitinkonjugaten
initiieren kann.
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Die Erfindung liegt in dem, was in
den Ansprüchen
beansprucht ist. Genkonstrukte und/oder Fusionsproteine, die sich
von denjenigen, die in den Ansprüchen
definiert sind, unterscheiden, werden in der vorliegenden Beschreibung
nur zu Vergleichszwecken erwähnt.
Sie liegen nicht im Rahmen der vorliegenden Erfindung.
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Die Erfindung bezieht sich auf Methoden
zur technischen Behandlung des Aminoendpunktes von Proteinen, um
dadurch die metabolische Stabilität und andere Eigenschaften
eines Proteins zu steuern. Des weiteren sieht die Erfindung ein
Verfahren zur Produktion von Proteinen entweder in vivo oder in
vitro mit einem der Aminosäurereste,
wie im Anspruch 1 angegeben, am Aminoendpunkt des Proteins vor.
Die Erfindung basiert zum Teil auf der überraschenden Feststellung,
daß die
in vivo-Halbwertszeit eines intrazellulären Proteins eine Funktion
ihres Amino-endständigen
Aminosäurerestes
ist, und auf einer neuartigen (und mehr allgemein anwendbaren) Technik,
die es ermöglicht,
Proteine mit spezifizierten Aminoendpunkten in vivo oder in vitro
zu erzeugen. Die Erfindung bezieht sich auch auf eine neu identifizierte
Protease, eine Ubiquitinspezifische Prozeßprotease, die Eigenschaften
hat, die es ermöglichen,
entweder in vitro oder in vivo jeden gewünschten Aminosäurerest
am Aminoendpunkt eines Proteins in Betracht kommenden freizusetzen.
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Die Beschaffenheit der am Aminoendpunkt
eines intrazellulären
Proteins freigesetzten Aminosäure zeigte
sich als eine kritische Determinante, die spezifiziert, ob ein Protein
einen langen oder kurzen Lebenszyklus in vivo aufweist. Die einzelnen
Aminosäuren
können
als entweder stabilisierende oder destabilisierende Aminosäuren in
Bezug auf die Halbwertszeit spezifiziert werden, die sie einem Protein
bei Freisetzung am Aminoendpunkt des Proteins vermitteln. Destabilisierende
Aminosäurereste
vermitteln kurze Halbwertszeiten bis hinunter zu wenigen Minuten
für einige
der destabilisierenden Aminosäuren.
Stabilisierende Aminosäurereste vermitteln
lange Halbwertszeiten von vielen Stunden. Diese überraschende und neu erkannte
Abhängigkeit der
Halbwertszeit eines Proteins von seinem Amino-endständigen Rest
wird hier als die N-Ende-Regel bezeichnet.
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Basierend auf der N-Ende-Regel kann
der Aminoendpunkt eines Proteins somit so konstruiert oder verändert werden,
daß die
intrazelluläre
Halbwertszeit des Proteins verändert
und auf diese Weise die Lebenszeit und/oder die Aktivität des Proteins
in vivo reguliert werden kann. Diese Fähigkeit kann für eine rationelle Proteinausbildung
in vielen verschiedenen Zusammenhängen ausgenutzt werden. Natürliche oder
Wildtypproteine können
so modifiziert werden, daß sie
gegenüber
einem Abbau in vivo mehr oder weniger resistent werden. Die Ausbildung
bzw. Veränderung
des Proteins kann auf der Proteinebene oder auf der genetischen (DNA)-Ebene
vorgenommen werden. Zum Beispiel können Proteine dadurch modifiziert
werden, daß man
den Aminoendpunkt chemisch ändert
bzw. bearbeitet, um eine Freisetzung am Aminoendpunkt eines Aminosäurerestes
der stabilisierenden oder destabilisierenden Klasse herbeizuführen. Auf
der genetischen Ebene können
Proteine kodierende Gene dazu gebracht werden, eine Aminosäure der
gewünschten
Klasse am Aminoendpunkt zu kodieren, so daß das exprimierte Protein eine
vorherbestimmte Amino-endständige
Struktur freilegt, die es entweder metabolisch stabil oder instabil
in Bezug auf den N-Ende-Regel-Weg
des proteolytischen Abbaus macht. Des weiteren können Proteine mit einer "Abdeck"-Protueinsequenz
verschmolzen ausgeprägt werden,
die den bearbeiteten Aminoendpunkt abdeckt, so daß, bei Aufhebung
der Abdeckung, das Protein die gewünschte Eigenstabilität oder andere
Eigenschaften darbietet, die von der Beschaffenheit des Amino-endständigen Restes
des Proteins abhängen.
Bei derartigen Konstrukten kann zum Beispiel die Junktion zwischen den
beiden Proteinsequenzen für
eine spezifische Aufspaltung zum Beispiel durch eine Endoprotease
ausgebildet sein. Die endoproteolytische Spaltung der Fusionssequenz
befreit den spezifisch behandelten Aminoendpunkt des in Betracht
kommenden Proteins und unterwirft das Protein dem durch die N-Ende-Regel
geregelten Abbau. Ein spezifischer und neuer Weg zur Behandlung
des Aminoendpunktes des Proteins wird nach der vorliegenden Erfindung
durch die Identifizierung von Ubiquitin-spezifischer Prozeßprotease
und Bestimmung ihrer Substratspezifizität geschaffen. Unter Verwendung
dieser Protease können
Fusionen von Ubiquitin mit anderen Proteinen spezifisch entweder
in vitro oder in vivo bearbeitet werden, um Proteine mit gewünschten
Amino-endständigen
Resten zu erzeugen.
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Ein anderer und ebenfalls neuer Weg
zur spezifischen Behandlung von Proteinen mit kurzer Lebensdauer
ist nach der vorliegenden Erfindung durch die Erkenntnis geschaffen,
daß Ubiquitin-Protein-Fusionen, wie
etwa Ubiquitin-Pro-β-Galactosidase, die
nicht wirksam entubiquitiniert werden können, metabolisch instabil
sind. Somit kann man durch die Verbindung der Amino-endständigen Ubiquitinkomponente
mit einem Protein auf eine Weise, die seine Entfernung entweder
unmöglich
oder ineffizient macht, Proteine durch eine verschiedene Technik
destabilisieren, die nicht direkt auf der N-Ende-Regel basiert.
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Außerdem können verschiedene Zellen entwickelt
werden, die putative Mutationen in der/den "N-Ende"-Abbauprotease (s) enthalten, die entweder
konditionell oder nichtkonditionell den Abbau von Proteinen mit kurzer
Lebensdauer stoppen. Diese Zellen können zur Überproduktion von Proteinen
verwendet werden, die für
gewöhnlich
eine kurze Lebensdauer innerhalb der Zelle hätten.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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1 zeigt
die Konstruktion von Ubiquitin-lacZ-Genfusionen.
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2 zeigt
Experimente, bei denen die Halbwertszeiten von behandelten β-Gal-Proteinen direkt
gemessen werden.
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3 zeigt
die Veränderung
von Aminosäureresten
an der Ubiquitin-β-Gal-Junktion (A) unter
Verwendung der neu gefundenen Eigenschaften von Ubiquitin-spezifischer
Prozeßprotease
und die Aminosäuresequenz
in der Nachbarschaft der Junktion (B).
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4 zeigt
das Vorhandensein multipler Ubiquitinkomponenten in metabolisch
instabilen β-Gal-Proteinen.
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5 zeigt
eine Serie von β-Gal-Spezies,
die Ubiquitin in metabolisch instabilen β-Gal-Proteinen enthalten.
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6 zeigt,
daß sowohl
prokaryotische als auch eukaryotische intrazelluläre Proteine
langer Lebensdauer stabilisierende Aminosäurereste an ihren Aminoendpunkten
aufweisen, während
abgesonderte Proteine einen komplementären Bias darbieten.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
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Die Ermittlung der N-Ende-Regel wird
nachstehend im Einzelnen beschrieben. Kurz gesagt, wurde diese den
Proteinabbau bestimmende Regel aufgefunden durch Untersuchung der
in vivo-Halbwertszeiten der Enzym-β-Galactosidase mit verschiedenen
Aminosäureresten
an ihrem Aminoendpunkt und hergestellt als ein Fusionsprotein mit
Ubiquitin. Wenn ein ein Ubiquitin-β-Galactosidase-Fusionsprotein kodierendes
Chimärengen
in der Hefe S. cerevisiae ausgeprägt wird, wird Ubiquitin von
dem entstehenden Fusionsprotein abgespalten, was eine entubiquitinierte β-Galactosidase
(β-Gal)
ergibt. Mit einer Ausnahme findet diese Spaltung statt ungeachtet
der Beschaffenheit des Aminosäurerestes
von β-Gal
an der Ubiquitin-β-Gal-Junktion,
wodurch es möglich
wird, selektiv verschiedene Reste an den Aminoendpunkten von sonst
identischen β-Gal-Proteinen freizulegen.
Die so ausgebildeten β-Gal-Proteine
zeigen auffallend unterschiedliche Halbwertszeiten in vivo, die
von mehr als zwanzig Stunden bis zu weniger als drei Minuten reichen,
in Abhängigkeit
von der Beschaffenheit der Aminosäure am Aminoendpunkt der β-Gal. Aminosäuren können somit
nach den Halbwertszeiten geordert werde, die sie der β-Gal bei
Vorhandensein in ihrem Aminoendpunkt vermitteln. Zum Beispiel vermitteln
die Aminosäuren
Methionin, Serin, Alanin, Threonin, Valin, Glycin und Cystein eine
Halbwertszeit von mehr als zwanzig Stunden. Phenylalanin, Leucin,
Asparagin und Lysin erbringen Halbwertszeiten von etwa drei Minuten.
Arginin, die am meisten destabilisierende Aminosäure, vermittelt eine Halbwertszeit
von etwa zwei Minu ten. (vgl. Tabelle 1 unten bezüglich einer vollständigen Liste
von Aminosäuren
und den entsprechenden Halbwertszeiten.)
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Die gegenwärtig bekannten Amino-endständigen Reste
in langlebigen, nicht kompartimentierten intrazellulären Proteinen
sowohl von Prokaryoten als auch Eukaryoten gehören praktisch ausschließlich zu
der stabilisierenden Klasse von Aminosäuren, genau wie es durch die
N-Ende-Regel vorausgesagt wird. Dieses Ergebnis impliziert in starkem
Maße die
N-Ende-Regel allgemein im selektiven Abbau von intrazellulären Proteinen.
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Die geeignete Amino-endständige Aminosäure scheint
ein wesentliches (obwohl nicht notwendigerweise ein ausreichendes)
Erfordernis für
die metabolische Stabilität
eines nicht-kompartimentierten, intrazellulären Proteins zu sein. Daher
muß, damit
ein Protein intrazellulär
relativ stabil ist, eine stabilisierende Aminosäure im Aminoendpunkt vorhanden
sein. Das Vorhandensein eines destabilisierenden Restes im Aminoendpunkt
eines Proteins ist häufig,
obwohl nicht immer, ausreichend für seine metabolische Destabilisation
in vivo. Wenn eine solche Destabilisierung in einem verhältnismäßig kleinen
Ausmaß auftritt,
zeigt die weitere Analyse entweder eine nicht ausreichende Zugänglichkeit
des Aminoendpunktes oder einen Mangel an "zulässiger" Sequenzumgebung
in der Nachbarschaft des Aminoendpunktes, wie etwa einen Mangel
an Segmentmobilität
im Amino-endständigen
Bereich des Proteins. Das Vorhandensein einer stabilisierenden Aminosäure am Aminoendpunkt
vermittelt zumindest in einigen Fällen (wie zum Beispiel für β-Gal beobachtet)
dem Protein Stabilität.
Jedoch kann eine stabilisierende Aminosäure am Aminoendpunkt nicht
immer eine lange Halbwertszeit erbringen, weil andere Abbauwege
bei der Bestimmung des endgültigen
Schicksals des Proteins beteiligt sein können. Zum Beispiel können endoproteolytische
Spaltungen (Spaltungen außerhalb
der Endpunktregionen des Proteins) zur Freisetzung einer destabilisierenden
Aminosäure
am Aminoendpunkt eines resultierenden Produkts der Spaltung führen, das
dann schnell über
den N-Ende-Regel-Weg abgebaut wird. Die geeigneten Umstände für die Verwendung
einer stabilisierenden Aminosäure
können
empirisch ermittelt werden.
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Obgleich die N-Ende-Regel nur eine
Komponente (wenn auch eine zentrale) einer komplexeren "Halbwertszeitregel" sein kann, die andere
Aspekte des selektiven Proteinabbaus in vivo umfaßt, liefert
die N-Ende-Regel einen rationellen, praktikablen Zugang für den Aufbau
bzw. die Veränderung
der Proteinstruktur, um Proteine zu produzieren, die mehr oder weniger
widerstandsfähig
gegenüber
einem Abbau durch den N-Ende-Regel-Weg sind als natürliches,
nicht modifiziertes Protein. Proteine können auf der Protein- oder
Genebene aufgebaut oder verändert
werden, um eine gewünschte
Aminosäure
entweder der stabilisierenden oder der destabilisierenden Klasse
an ihrem Aminoendpunkt vorzunehmen. Die Fähigkeit, die Halbwertszeit
eines Proteins, zu regulieren, gibt die Möglichkeit, die intrazelluläre Aktivität des Proteins
zu modulieren.
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Ein direkter Zugang zum Modifizieren
eines Proteins zur Erhöhung
oder Verringerung seiner metabolischen Stabilität besteht darin, den Aminoendpunkt
des Proteins direkt auf der Proteinebene zu bearbeiten. Um eine
gewünschte Proteins
direkt auf der Proteinebene zu bearbeiten. Um eine gewünschte Amino-endständige Aminosäure zu schaffen,
kann der Aminoendpunkt des in Betracht kommenden Proteins chemisch verändert werden,
zum Beispiel durch Zugabe einer Aminosäure der stabilisierenden oder
destabilisierenden Klasse zum Aminoendpunkt eines Proteins oder
Polypeptids unter Verwendung eines geeigneten chemischen Verfahrens.
So kann zum Beispiel ein instabiles Protein dadurch stabiler gemacht
werden, daß ein
stabilisierender Aminosäurerest
(z. B. Methionin, Serin, Alanin, Threonin, Valin, Glycin oder Cystein)
dem Aminoendpunkt des Proteins hinzugefügt wird. Umgekehrt kann ein
stabiles Protein dadurch destabilisiert werden, daß eine destabilisierende
Aminosäure
dem Aminoendpunkt hinzugefügt
wird. Ein eindeutiger Weg zur Modifizierung des Aminoendpunktes
eines Proteins wäre
es, spezifische Enzyme, Aminosäure-Protein-Ligasen,
zu verwenden, die eine posttranslatorische Hinzufügung einer
einzelnen Aminosäure
zum Aminoendpunkt des Proteins katalytisch beeinflussen. Andere
Methoden für
nicht-genetische Veränderungen
der gleichen Art können ohne
weiteres vom Fachmann ermittelt werden.
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Bei einigen Proteinen ist das Amino-endständige Ende
als Ergebnis der Gestaltung des Proteins (d. h. seine tertiäre oder
quaternäre
Struktur) verdeckt. In diesen Fällen
kann eine intensivere Veränderung
des Aminoendpunktes erforderlich sein, um das Protein für den N-Ende-Regel-Weg
zugänglich
zu machen. Zum Beispiel können
dann, wenn ein einfacher Zusatz oder Ersatz des einzelnen Amino-endständigen Restes
wegen eines unzugänglichen
Aminoendpunktes nicht ausreichend ist, mehrere Aminosäuren (einschließlich Lysin,
die Stelle der Ubiquitinverbindung mit Substratproteinen) dem anfänglichen
Aminoendpunkt zugesetzt werden, um die Zugänglichkeit und/oder Segmentmobilität des bearbeiteten
Aminoendpunktes zu erhöhen.
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Die Modifizierung bzw. Ausbildung
des Aminoendpunktes eines Proteins kann auch auf der genetischen
Ebene durchgeführt
werden. Es können
herkömmliche
Techniken der Mutationsort-gerichteten Mutagenese für den Zusatz
oder Ersatz geeigneter Codons am 5'-Ende eines isolierten oder synthetisierten
Gens zur Erschaffung einer gewünschten
Amino-endständigen
Struktur für
das kodierte Protein verwendet werden. So kann zum Beispiel, damit
das ausgeprägte
Protein die gewünschte
Aminosäure
an seinem Aminoendpunkt aufweist, das geeignete Codon für eine stabilisierende
Aminosäure
in den Aminoendpunkt der Protein-kodierenden Sequenz eingesetzt
bzw. eingebaut werden.
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Gleichzeitig werden ausgeprägte Proteine
häufig
in natürlicher
Weise innerhalb einer Zelle nach der Translation modifiziert. Dies
kann eine Modifizierung des Aminoendpunktes einschließen. Zum
Beispiel kann auf den Aminoendpunkt durch eine Aminopeptidase eingewirkt
werden, die eine oder mehrere Aminosäuren vom Aminoendpunkt abspaltet.
Aminosäuren
können
dem Aminoendpunkt auch durch posttranslatorische Verfahren zugesetzt
werden. Die Erfindung bietet einen Weg zur "Umgehung" noch undefinierter Regeln der Aminoendständigen Proteinbehandlung,
um exakt und spezifisch die gewünschten
Aminosäurereste
am Aminoendpunkt einer ausgereiften bearbeiteten Protein spezies
freizusetzen. Um die Wirkung derartiger posttranslatorischer Ereignisse
auf die endgültige
Struktur des Aminoendpunktes eines in Betracht kommenden Proteins
zu minimieren, kann ein spezifisches Fusionsprotein gebildet werden,
wobei dem Aminoendpunkt eines in Betracht kommenden Proteins (behandelt
für die
gewünschte
stabilisierende oder destabilisierende Struktur) eine "Abdeck"-Proteinsequenz,
verschmolzen mit dem Aminoendpunkt, vorausgeht. Die Fusionsproteine
sind so ausgebildet, daß die
mit dem Aminoendpunkt des in Betracht kommenden Abdeckproteins verschmolzene Proteinsequenz
für eine
spezifische Spaltung an der Verbindung zwischen den beiden zugänglich ist.
Die Entfernung der Proteinsequenz hebt somit die Abdeckung des Aminoendpunktes
des in Betracht kommenden Proteins auf und die Halbwertszeit des
freigesetzten Proteins wird so durch den vorbehandelten Aminoendpunkt
geregelt. Das Fusionsprotein kann für eine spezifische Spaltung
in vivo, zum Beispiel durch eine Wirtszellenendoprotease, oder für eine spezifische
Spaltung in eine in vitro-System ausgestattet sein, wobei es nach
der Trennung von einer Produktionszelle (der die Fähigkeit
zur Spaltung des Fusionsproteins fehlt) aufgespalten werden kann.
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Ubiquitin ist ein weithin nützlicher
Fusionspartner für
die Konstruktion eines Fusionsproteins mit einem in Betracht kommenden
Protein, die Erkenntnis, daß künstliche
Ubiquitin-Protein-Fusionen präzise
durch eine cytoplasmische eukariotische Protease mit geringer oder
keiner Abhängigkeit
von dem Protein, mit dem Ubiquitin verschmolzen ist, aufgespalten
werden kann, kann sowohl in vivo als auch in vitro bei Strategien
zur Proteingestaltung angewandt werden und ist ein hervorstehender
Aspekt der vorliegenden Erfindung. Zum Beispiel kann die Ubiquitin-Protein-Fusionsmethode
zur künstlichen
Erzeugung authentischer Aminoendpunkte in durch künstliche
Maßnahmen
produzierten Proteinen verwendet werden. Somit kann eine Aminoendpunktcharakteristik
von natürlichen
eukaryotischen oder prokaryotischen Proteinen durch Aufspaltung
in vitro von in einem prokaryotischen Wirt produzierten Ubiquitin-Protein-Fusionen
erzeugt werden.
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Eine spezifische Methodik zur Produktion
von Ubiquitin-β-Galactosidase-Fusionsproteinen
wird nachstehend im einzelnen beschrieben. LacZ (das β-Gal-Gen) kann bei
dieser Methodik durch irgendwelche andere Proteine kodierende Gene
ersetzt werden.
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Im allgemeinen werden Ubiquitin-Fusionsproteine
durch ein Chimärengenkonstrukt
ausgeprägt,
das, in der Orientierung 5' bis
3', ein Ubiquitingen
umfaßt,
das mit einem das in Betracht kommende Protein kodierenden Gen verbunden
ist. Das Codon für
die Amino-endständige
Aminosäure
des in Betracht kommenden Proteins ist unmittelbar angrenzend an
das Ende 3' des
Ubiquitingens angeordnet. Das Fusionsgenprodukt wird endoproteolytisch
entweder in vivo oder in vitro (unter Verwendung entweder reiner
oder teilweise gereinigter Ubiquitin-spezifischer Protease, identifiziert
nach der vorliegenden Erfindung) am Knotenpunkt zwischen Ubiquitin
und dem in Betracht kommenden Protein aufgespalten, um das in Betracht
kommende Protein mit der gewünschten
Aminosäure
an seinem Aminoendpunkt zu erzeugen. Es gibt eine Anzahl spezifischer Verwendungen
für die
beschriebene Fähigkeit
zur spezifischen Gestaltung des Aminoendpunktes des Proteins. Eine
derartige Verwendung ergibt sich durch die Tatsache, daß die intrazelluläre Halbwertszeit
des freigesetzten Proteins durch die Prinzipien der N-Ende-Regel
bestimmt wird. Andere Anwendungen der hier beschriebenen spezifischen
Methode zur Gestaltung des Aminoendpunktes des Proteins reichen
von der Einstellung der gewünschten
Funktionseigenschaften eines in Betracht kommenden Proteins bis
zur Modulierung seiner Antigenität
und wiederum bis zu anderen Verwendungen, die ohne weiteres vom
Fachmann ermittelt werden können.
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Diese Methode des Erzeugens des gewünschten
Aminosäurerestes
am Aminoendpunkt eines in Betracht kommenden Proteins beinhaltet
zwei neuartige Komponenten: zum einen die Verwendung von Ubiquitin-Protein-Fusionen
und zum anderen die Verwendung von Ubiquitin-spezifischer Prozeßprotease,
die identifiziert worden ist und deren auffallende Substratanforderungen
in dieser Arbeit erkannt wurden. Obgleich die anfängliche
Identifizierung der Ubiquitinspezifischen Protease in vivo vorgenommen
wurde, ist das Enzym auch verhältnismäßig stabil
und aktiv in vitro (in Extrakten) und kann ohne weiteres durch dem
Fachmann bekannte Techniken auf Homogenität gereinigt werden. Des weiteren
wird die Substratspezifizität
der Ubiquitin-spezifischen Prozeßprotease in hohem Maße in der
Entwicklung beibehalten und ist die gleiche in Hefe und bei Säugetieren.
Das Enzym kann chromatographisch von einem Rohextrakt durch sequentielle
Chromatographie auf Phosphorzellulose, DEAE-Zellulose und SH-Sepharose unter anderen
dem Fachmann bekannten Metho den gereinigt werden. Alternativ kann
das Gen für
diese Protease vom Fachmann geklont werden. Das geklonte Proteasegen
kann entweder in vivo verwendet werden, oder das Gen kann alternativ
in einem geeigneten Wirt im Übermaß ausgeprägt werden,
wobei die im Übermaß ausgeprägte Ubiquitinspezifische
Protease gereinigt und für
den gleichen oder ähnliche
Zwecke in vitro verwendet wird. Die Auffindung dieses Enzyms und
die detaillierte Charakterisierung seiner Substratspezifizität sorgt
für die
Nutzung dieses Enzyms in vitro und in vivo.
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Die Verwendung von Ubiquitin-Protein-Fusionen
zur Ermöglichung
der Erzeugung eines gewünschten Aminosäurerestes
am Aminoendpunkt eines in Betracht kommenden Proteins kann auf eine
Förderung
der Reinigung derartiger Proteine aus Produktionszellen ausgedehnt
werden. Es kann ohne weiteres ein Gen konstruiert werden, das ein
geeignetes Markenprotein, wie etwa Streptavidin, kodiert, verbunden
mit einem oben beschriebenen Ubiquitin-Protein-Fusionskonstrukt. Die resultierende
(Markenprotein)-Ubiquitin-Protein-Fusion kann auf einfache Weise
von Produktionszellen unter Verwendung der vorgewählten Eigenschaft
des Markenproteins, zum Beispiel der bekannten Fähigkeit von Streptavidin der
Trennbarkeit durch Affinitätschromatography
auf einer Biotinsäule,
getrennt werden. Somit kann die gereinigte (Markenprotein)-Ubiquitin-Protein-Fusion sodann
spezifisch durch die mit der vorliegenden Erfindung beschriebene
Ubiquitin-spezifische-Protease aufgespalten werden, um ein Endprodukt,
ein interessierendes Protein mit dem gewünschten Aminosäurerest
an seinem Aminoendpunkt, zu erzeugen.
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Das Codon für die Amino-endständige Aminosäure der
gewünschten
Aminosäure
durch zum Beispiel Mutationsort-gerichtete Mutagenesetechniken ist
geläufiger
Standard auf dem Fachgebiet. Wenn das das interessierende Protein
kodierende Gen ein synthetisches Gen ist, kann das geeignete 5'-Codon während des Syntheseprozesses
eingebaut werden. Alternativ können
Nukleotiden für
einen spezifisches Codon dem 5'-Ende
eines isolierten oder synthetisierten Gens durch Ligation einer
geeigneten DNA-Sequenz mit dem (den Aminoendpunkt kodierenden) 5'-Ende des Gens zugefügt werden.
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Ubiquitin-ähnliche Fusionspartner, die
die Fähigkeit
haben, durch die Ubiquitinspezifische Protease aufgespalten zu werden,
können
ebenfalls benutzt werden. Außerdem
können
andere Fusionspartner als Ubiquitin zum Abdecken des Aminoendpunktes
eines in Betracht kommenden Proteins verwendet werden. In geeigneten
Fällen
können
die Fusionsproteine so ausgebildet werden, daß sie eine proteolytische Spaltungsstelle
für eine
Restriktions-Endoprotease enthalten, die eine ausreichend enge Spezifizität aufweist,
so daß nur ein
Zielort in einem Fusionsprotein aufgespalten wird. Eine kritische
Eigenschaft für
eine derartige Protease muß eine
ausreichend gelockerte Anforderung an die Beschaffenheit des/der
Aminosäurereste
(s) sein, die an die Carboxy-endständige Seite des Aufspaltungsortes
anstoßen.
Der Zielort für
die Aufspaltung ist der Knotenpunkt zwischen dem Fusionspartner
und dem Aminoendpunkt des in Betracht kommenden Proteins und somit
ist die Erkennungsstelle für
die Endoprotease so lokalisiert, daß die Spaltung an dieser Stelle
erfolgt. Die im Handel erhältliche
Protease, Komplementfaktor Xa, bietet diese
Eigenschaften und kann somit verwendet werden, um direkt Proteine
mit vorbestimmten Aminosäureresten
in der Endposition ihrer Aminoendpunkte zu erzeugen (vgl. K. Nogai
und H.C. Thogersen Nature 309: 810 (1984)). Die Erkennungsstelle
für die
Endoprotease kann in den Knotenpunkt zwischen der abdeckenden Proteinsequenz
und der Region 3' eingebaut
werden, die den Aminoendpunkt des in Betracht kommenden Proteins
kodiert.
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Eine andere und unterschiedliche
Methode zur Konstruktion kurzlebiger Proteine wird nach der Erfindung
durch die Erkenntnis geliefert, daß Ubiquitin-Protein-Fusionen, wie etwa die Ubiquitin-Pro-β-Galactosidase-Fusion
(Tabelle 1), die nicht wirksam entubiquitiniert werden können, metabolisch
instabil sind. Somit kann man durch die Verbindung der Amino-endständigen Ubiquitinkomponente
mit einem Protein in einer Weise, die ihre Entfernung entweder unmöglich oder
ineffizient macht, ein Protein durch eine bestimmte Technik destabilisieren,
die qualitativ verschieden ist von der Methode der Erzeugung des
gewünschten
Aminoendpunktes eines Proteins gemäß den Erfordernissen der N-Ende-Regel. Eine
Verhinderung der wirksamen Entubiquitinierung einer Ubiquitin-Protein-Fusion
kann auf mehreren Wegen erreicht werden, zum Beispiel durch Verwendung
eines Prolinrestes am Ubiquitin-Protein-Knotenpunkt, wie in Tabelle
1 gezeigt, oder durch Veränderung
der Aminosäurensequenz
des Ubiquitins nahe seinem Carboxylendpunkt in der Weise, daß die Ubiquitinkomponente
nicht länger
von der Ubiquitin-spezifischen Prozeßprotease erkannt wird, jedoch
noch von dem Rest des Abbauweges erkannt werden kann. Diese und andere
Wege zur Reduzierung der Rate einer Entubiquitinierung einer Ubiquitin-Protein-Fusion
können
ohne weiteres vom Fachmann ermittelt werden.
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Die Methoden nach der Erfindung können u.
a. zur Regulierung der Halbwertszeit eines Proteins auf intrazelluläre Weise
verwendet werden. Es gibt viele Fälle, in denen diese Fähigkeit
vorteilhaft ist. Zum Beispiel kann, wenn ein Gen in eine Zelle für eine Ausprägung in
dieser eingeführt
wird, das ausgeprägte
Produkt auf eine lange oder kurze Halbwertszeit hin je nach der
besonderen Notwendigkeit konstruiert werden.
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Im allgemeinen sind destabilisierte
Proteine, die kurze Halbwertszeiten haben, eher zugänglich für eine Regulierung
intrazellulärer
Werte des Proteins. Die Fähigkeit
zur Feinregulierung der intrazellulären Werte und Aktivität eines
Proteins kann in der Therapie oder bei der Arbeit mit Zellkulturen
in vitro nützlich
sein. Bei der Gentherapie kann zum Beispiel ein Gen in eine Zelle
eingesetzt werden, um einen genetischen Defekt oder anomalen Zustand
zu kompensieren. Das Gen kann unter der Kontrolle eines induzierbaren
Promoters eingesetzt werden. Die Einführung resultiert in einer verstärkten Ausprägung des
Genprodukts und folglich höheren Werten
des Produkts innerhalb der Zelle. Falls das Gen so konstruiert ist,
daß ein
instabiles Protein kodiert wird, ist die intrazelluläre Konzentration
des ausgeprägten
Proteins schneller ansprechend auf eine spätere Reduktion in der Rate
ihrer Synthese, weil es in der Zelle nicht überdauert. Auf diese Weise
kann der intrazelluläre
Wert und/oder Aktivitätszustand
des durch das eingesetzte Gen kodierten Proteins feiner reguliert
werden.
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Das Verfahren nach der Erfindung
kann auch zur Erweiterung der Verwendung auswählbarer Marker durch Verkürzung der
Zeit verwendet werden, die für
einen auf den Marker bezogenen Phenotyp notwendig ist, um manifest
zu werden. Zu diesem Zweck kann ein von einem Markergen kodiertes
Produkt dadurch destabilisiert werden, daß sein Aminoendpunkt gemäß der N-Ende-Regel
verändert
wird. Auf diese Weise kann die Selektion für den negativen Phenotyp gefördert werden,
weil das Produkt des Markergens schneller vernichtet wird, nachdem
die Funktion des den Marker kodierenden Gens aufgehoben ist. Ein
Beispiel ist das Thymidin-Kinase-Gen-(tk-Gen). Das tk-Gen kann so
konstruiert werden, daß ein
weniger stabiles Enzym kodiert wird, indem eine geeignete destabilisierende
Aminosäure
am Aminoendpunkt eingeführt
wird. Die zum tk–-Phenotyp führende Genmutation wird von
den Zellen schneller manifestiert, weil Rest-tk schneller abgebaut wird.
Dieses kann besonders nützlich
bei langsam wachsenden Zellen sein, bei denen mehr Zeit erforderlich ist,
um tk "auszudünnen", das vor der Umwandlung
zum tk–Typ
synthetisiert worden ist.
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Die Prinzipien einer auf der N-Ende-Regel
basierenden Proteinmodifizierung können auch bei der Konstruktion
von Cytotoxinen verwendet werden. Proteinhaltige Cytotoxine können als
instabile Proteine konstruiert werden, die durch den N-Ende-Regel-Weg
abbaubar sind, so daß sie
nicht fortbestehen, nachdem ihre toxische Wirkung auf eine Empfängerzelle
ausgeübt
worden ist. Die Reduzierung der Lebensdauer des Toxins reduziert
die Wahrscheinlichkeit, das Nichtempfängerzellen abgetötet werden.
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Die Auffindung des N-Ende-Regel-Wegs
des Abbaus ermöglicht
die Entwicklung von Mutantenzellen mit Mutationen in Genen, die
wesentliche Komponenten des N-Ende-Regel-Wegs kodieren. Zum Beispiel
können
Zellen erzeugt werden, die entweder dauernd oder bedingt unfähig sind,
ansonsten kurzlebige Proteine wirksam abzubauen. Diese Zellen können dazu
verwendet werden, gewünschte
Proteine herzustellen, die normalerweise in einer Zelle instabil
wären.
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Die Erfindung wird durch die folgende
detaillierte Beschreibung der Ermittlung der N-Ende-Regel weiter
erläutert.
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Verfahren
Proteinsequenzierung
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S. cerevisiae-Zellen, die pUB23 (1) tragen, welches ub-Met-β-Gal (3A) kodiert, wurden mit [35S]-Methionin markiert, gefolgt von einer
Extraktherstel-Jung,
Immunausscheidung von β-Gal
und Elektrophorese, wie nachfolgend beschrieben. Das feuchte Polyacrylamidgel
wurde der Autoradiographie ausgesetzt, das Band von β-Gal wurde
erregt und die elektroeluierte β-Gal
wurde sechs Zyklen einer radiochemischen Sequenzierung durch Edman-Abbau
unterzogen. Die Sequenzierung wurde ausgeführt von W. Lane von der Mikrochemischen
Fakultät
der Harvard-Universität.
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Ortsgerichtete
Mutagenese
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pUB23 (1)
wurde sequentiell mit Acc I, dem Klenow-Fragment von pol I und Bam
HI behandelt. Ein den Ort Xho I enthaltendes Fragment wurde gereinigt
und eingesetzt zwischen einem eingefüllten Hind-III-Ort und einem
BAM-HI-Ort der M13mp9-Phagen-DNA.
(J. Messing und J. Vieira, Gene 19, 263 (1982). Die ortsgerichtete
Mutagenese (M. Smith, Annu. Rev. Genet. 19, 423 (1985)) wurde ausgeführt wie
beschrieben von Kramer, W. u. a. Nucl. Acids Res.12, 9441 (1984)
unter Verwendung eines synthetischen 25-Rest-Oligodeoxyribonucleotids, enthaltend
zehn Basen am 5'-Ort
und zwölf
Basen am 3'-Ort
des Met-Codons von β-Gal.
Alle vier Basen konnten an den ursprünglichen Met-Codon-Positionen
während
der Synthese auftreten. Primäre
Phagenplaques wurden durch Hybridisierung gescreent (Wood, N.I.
u. a. PNAS 82, 1585 (1985)), unter Verwendung einer 12-Rest-Oligonukleotidsonde,
die die Region von Codonveränderungen
und Hybridisierung zur Ursprungssequenz überspannte. Nicht-hybridisierende
Plaques, die Einschlüsse
von der gewünschten
Größe enthielten,
wurden durch die Kettenterminationsmethode sequenziert. (Sanger,
F. u. a., PNAS 71 5463 (1977)). Zur Übertragung der gewünschten
Konstrukte in den pUB23-Hintergrund, wurde Replikationsform-DNA
von Mutantphagen mit Xho I und Bam HI digeriert und dem gleichen
Digest des Plasmids pLGSD5-ATG zugesetzt (vgl. 1 und L. Guarente, Methods Enzymol.,
101 181 (1983)). Das verbundene Gemisch wurde zur Umwandlung des
E. coli-Stammes MC1061 verwandt. (M.J. Casadaban und S.N. Cohen, J.
Mol. Biol., 138179 (1980)). Kolonien, die in Betracht kommende Plasmide
enthielten (bei denen der offene Leserahmen von β-Gal wiederhergestellt war)
wurden an ihrer hellblauen Farbe auf X-Gal-Platten erkannt.
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Impuls-Behandlungsversuche
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S. cerevisiae-Zellen des Stammes
BWG-9a-1 (MAT his4 ura3 ade6), umgewandelt (F. Sherman u. a. "Methods in Yeast
Genetics" Cold Spring
Harbor Laboratory, N.Y., 1981)) mit in Betracht kommenden Plasmiden
wurden bei 30°C
auf A600 von etwa 5 in einem Medium von
2 Prozent Galactose, 0,67 Prozent Hefestickstoffbase ohne Aminosäuren (DIFCO),
Adenin (10 μg/ml)
und Aminosäuren
einschließlich
Methionin (Sherman, F. u. a. a. a. O.) zum Wachsen gebracht. In
typischer Weise wurden Zellen aus einer Kultur von 5 ml durch Filtration
durch die Mulde einer Millipore-Microtiterfiltrationsplatte abgeerntet,
mehrere Male auf dem Filter mit dem gleichen, Methionin-fehlenden
Medium gewaschen und in 0,3 ml einer 1-prozentigen Galactose, 50
mM Caliumphosphatpuffer (ph-Wert 7,4) resuspendiert. Sodann wurde
[35S] Methionin (50 bis 100 μCi) über 5 Minuten
bei 30°C
zugesetzt; die Zellen wurden durch Filtrierung gesammelt und auf
0,4 ml des Cycloheximid mit 0,5 mg/ml enthaltenden Wachstumsmediums
resuspendiert. Proben (0,1 ml) wurden zu angegebenen Zeiten abgezogen
und 0,75 ml eines Kaltpuffers A zugegeben (vgl. unten wegen der
Pufferzusammensetzung), der Leupeptin, Pepstatin A, Antipain, Aprotinin
und Chymostatin (Sigma), (jeweils mit 20 μg/ml) zusätzlich zu 0,4 ml Glaskügelchen
enthielt. Unmittelbar danach wurden die Zellen durch Verwirbelung über etwa
3 Minuten bei 4°C
zerstört;
die Extrakte wurden bei 12.000 g über 3 Minuten zentrifugiert
und Radioaktivität
säureunlöslichen 35S in den Überständen wurde be stimmt. Aliquoten
der Überstände, die
gleiche Mengen des gesamten säureunlöslichen 35S enthielten, wurden zur Immunausscheidung
mit einem monoklonalen Antikörper
auf Gal behandelt. Aszitische Flüssigkeit,
die einen molaren Überschuß des Antikörpers (zumindest
das Zehnfache) enthielt, wurde jeder Aliquote zugesetzt, mit anschließender Inkubation
bei 4°C über 2 Stunden;
dann wurde Protein-A-Sepharose (Pharmacia) zugesetzt, die Suspension
wurde unter Schütteln
bei 4°C
30 Minuten lang inkubiert und bei 12.000 g für 1 Minute zentrifugiert. Die
Protein-A-Sepharose-Pellets wurden dreimal im Puffer A (siehe unten),
der 0,1 Prozent Natriumdodecylsulfat (SDS) enthielt, gewaschen,
resuspendiert in einem SDS, Dithiotreitol (DTT) enthaltenden elektrophonetischen
Probenpuffer (U.K. Laemmli, Nature 227680 (1970)), 3 Minuten lang
bei 100°C
erwärmt
und dann 1 Minute bei 12.000 g zentrifugiert. Gleiche Aliquoten
der Überstände wurden
der Elektrophorese in einem 7-prozentigen diskontinuierlichen Polyacrylamid-SDS-Gel (15
mal 15 mal 0,15 cm) mit anschließender Fluoreszenzaufnahme
unterzogen. Bei einigen Versuchen wurde das obige Protokoll nicht
verwendet, sondern die Extrakte wurden dadurch hergestellt, daß die Zellen
direkt in Gegenwart von SDS, im wesentlichen mit den gleichen Ergebnissen,
aufgekocht wurden.
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Analyse von in E. Coli
produzierten ub-β-Gal-Proteinen
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Plasmid pUB23 (1 und 3)
wurden in DS410, einen Kleinzellen produzierenden E. coli-Stamm,
eingeführt.
(N. Stoker, u. a., in "Transcription
and Translation: A practical Approach", B. D. Harnes und S. J. Higgins, Herausgeber,
IRL Press, Oxford, 1984, Seite 153). Es wurden Kleinzellen hergestellt
und 60 Minuten lang bei 36°C
mit [35S] Methionin (600 Ci/mmol, Amersham)
markiert, wie von N. Stoker u. a., a. a. O., beschrieben.
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Die markierten Kleinzellen wurden
zentrifugiert, resuspendiert in 2 Prozent SDS, 10 mM DTT, 10 mM Na-HEPES
(ph-Wert 7,5) und 3 Minuten lang bei 100°C erwärmt. Nach dem Zentrifugieren
bei 12.000 g für
1 Minute wurde der Überstand
mit Puffer A (1 Prozent Triton X-100, 0,15 M NaCl, 5 mM Na-EDTA,
50 mM Na-HEPES, ph-Wert 7,5) zwanzigfach verdünnt, gefolgt von dem Zusatz
von Phenylmethyl-Sulfonylfluorid (PMSF) und N-Ethylmaleimid zu 0,5
mM bzw. 10 mM. Nach 4 Stunden bei 4°C wurde die Probe gegen Puffer A,
0,5 mM PMSF enthaltend, über
Nacht bei 4°C
dialysiert und für
eine Immunausscheidung behandelt (wie oben beschrieben).
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Analyse von in Hefe produzierten
ub-β-Gal-Proteinen
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S. cerevisiae-Zellen, die in Betracht
kommende Plasmide trugen, wurden in 800 ml eines Uracil-fehlenden
Mediums zum Wachsen gebracht, dann abgeerntet und mit Glaskügelchen
in einem Puffer A zerstört, der
Leupeptin, Pepstatin A, Antipain, Aprotinin und Chymostatin (jeweils
mit 3 μg/ml)
enthielt. Der Extrakt wurde bei 12.000 g für 3 Minuten zentrifugiert.
Gesättigtes
Ammoniumsulfat wurde dem Überstand
bis zu einer Endkonzentration von 57 Prozent zugesetzt. Nach einer Über-Nacht-Inkubation
bei 4°C
wurde das ausgeschiedene Protein durch Zentrifugieren bei 23.000
g für 30
Minuten gesammelt. Das Pellet wurde im Proteasehemmer enthaltenden
Puffer A erneut gelöst.
Nach Klärung
bei 12.000 g über
3 Minuten wurde die Probe durch eine Affinitätssäule geleitet, die durch Vernetzung
einer IgG-Fraktion aus einer aszitischen Flüssigkeit (einen monoklonalen
Antikörper
zu Gal zu Affi-Gel 10 (Bio-Rad) enthaltend) hergestellt war. Die
IgG-Fraktion, die für
die Vernetzung verwendet wurde, war von der aszitischen Flüssigkeit
durch Affinitätschromatographie auf
Protein-A-Sepharose
gereinigt worden. Nach dem Waschen mit Puffer A, dem Triton X-100 fehlte, wurden die
Antikörper-gebundenen
Proteine mit 0,25 M Glycin-HCl (ph-Wert 2,6) eluiert. Das Eluat
wurde unmittelbar auf einen ph-Wert von 7,5 mit 1 M Na-HEPES (pH-Wert
8,5) eingestellt und danach auf 0,1 Prozent SDS gebracht. Die Probe
wurde durch Ultrafiltration in Centricon 30 (Amicon) konzentriert
und der Elektrophorese in einem 7-prozentigen diskontinuierlichen
Polyacrylamid-SDS-Gel unterzogen (U. K. Laemmli, Nature (London) 227,
680 (1970)). Elektroblotting von Proteinen zu Nitrozellulose und
Immunoblot-Analyse
mit einem Peptid-vermittelten Antikörper zu Ubiquitin wurden durchgeführt wie
beschrieben P. S. Swerdlow, D. Finley und A. Varshavsky, Analyt.
Biochem. 156, 147 (1986). Die gleichen Ergebnisse wurden mit einem
anderen Antikörper zu
Ubiquitin, erhalten von A. Haas (Univ. of Milwaukee Med. School)
erzielt.
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Detaillierte
Beschreibung der Figuren
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1 zeigt
die Konstruktion einer Ubiquitin-lacZ-Genfusion. pUB2, ein genomischen
DNA-Klon auf pBR322-Basis (E. Ozkaynak, u. a., Nature 312, 663 (1984))
enthält
sechs Wiederholungen der Ubiquitin kodierenden Hefesequenz (offene
Kästen)
zusammen mit den Flankenbereichen (gezackte Linien). pUB2 wurde, wie
im Diagramm gezeigt, dadurch modifiziert, daß eine Bam-HI-Stelle sechs
Basen abwärts
von der ersten Ubiquitin-Wiederholung plaziert wurde. Dieses ermöglichte
die Konstruktion einer Rahmeninnenfusion (bestätigt durch Nukleotidsequenzierung)
zwischen einer einzigen Ubiquitin Wiederholung und dem lacZ-Gen
des Expressionsvektors pLGSD5-ATG (genannt G2 bei L. Guarente, Methods
Enzymol. 101 181 (1983)). Der Ausdruck "2 μm" bezeichnet einen
Bereich von pLGSD-ATG, der den Replikationsursprung und Flankensequenzen
des Hefeplasmid genannten 2-μm-Kreises
enthält
(vgl. L. Guarante, a. a. O.). 3B zeigt
die Aminosäuresequenz
des Fusionsproteins in der Nachbarschaft des Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunktes.
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2 zeigt,
daß die
Halbwertszeit in vivo von Gal eine Funktion ihres Aminoendständigen Restes
ist. Kleinzellen (Bahn a), die von dem pUB23 tragenden E. coli-Stamm,
der anfänglichen
ub-lacZ-Fusion (1 und 3B) isoliert waren, wurden
mit [35S]Methionin über 60 Minuten bei 36°C markiert,
mit nachfolgender Analyse von β-Gal
wie beschrieben. Das gleiche Ergebnis wurde erzielt, wenn der markierte
Kleinzellen-SDS-Extrakt mit einem nicht markierten Hefe-SDS-Extrakt vor der
Immunausscheidung von Gal kombiniert wurde (Bahn b). S. cerevisiae-Zellen,
die pUB23 (1) trugen,
was ub-Met-β-Gal
(3B) kodiert, wurden
mit [35S]Methionin über 5 Minuten bei 30°C markiert,
mit nachfolgender Analyse von β-Gal.
Das gleiche Ergebnis wurde erzielt bei Längen der Markierperioden mit
[35S]Methionin von 1 bis 30 Minuten und
mit Hefeextrakten, die entweder durch mechanische Zerstörung von
Zellen in Gegenwart von Proteasehemmern oder durch Aufkochen der
Zellen direkt in einem SDS-haltigen Puffer produziert wurden (Bahn
c). Gleich wie in Bahn a, jedoch E. coli-Zellen, die das Kontrollplasmid
pLGSD5 (genannt G1 in L. Guarente, a. a. O.) trugen, welches Gal
kodiert. (Bahnen d bis g) S. cerevisiae-Zellen, die pUB23 trugen
(1), was ub-Met-β-Gal (3A) kodiert, wurden mit
[35S]Methionin über 5 Minuten bei 30°C markiert
(Bahn d) gefolgt von einer Nachbehandlung in Gegenwart von Cycloheximid über 10,
30 und 60 Minuten (Bahnen e bis g), Extraktion, Immunausscheidung
und Analyse von β-Gal
(Bahnen h bis j) Gleich wie die Bahnen d bis f, jedoch mit ub-IIe-β-Gal (vgl. 3A). (Bahnen k bis m) Gleich
wie die Bahnen h bis j, jedoch mit ub-Gln-β-Gal. (Bahnen n bis q) Gleich
wie die Bahnen d bis g, jedoch ub-Leu-β-Gal. (Bahnen r bis u) Gleich
wie die Bahnen d bis g, jedoch mit ub-Arg-β-Gal. Bezeichnungen: ori; Ursprung
des Trenngels; ub, Ubiquitin; β-Gal,
ein elektrophoretisches Band des einen spezifizierten Amino-endständigen Rest
enthaltenden β-Gal-Proteins;
bei dieser Terminologie wird der Met-β-Gal-Teil der ub-Met-β-Gal als β-Gal bezeichnet.
Pfeilspitzen bezeichnen ein metabolisch stabiles Abbauprodukt von
90kD von β-Gal,
das offensichtlich als Ergebnis einer endoproteolytischen Spaltung
in vivo eines Anteils des kurzlebigen β-Gal-Proteins wie etwa Leu-β-Gal und
Arg-β-Gal
gebildet wird (Bahnen n bis u).
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3 zeigt
die wechselnden Aminosäurereste
von Gal am Ubiquitin-Gal-Knotenpunkt.
(A) Das Anfangsplasmid, pUB23 (1),
das ub-Met-β-Gal
kodiert, wurde, wie oben beschrieben, mutagenisiert, um das ursprüngliche
Met- Codon ATG am
ub-β-Gal-Knotenpunkt
in Codons umzuwandeln, die 19 Aminosäuren als Met spezifizieren.
(Die ursprüngliche
Runde der Mutagenese, gezeigt in 3,
produzierte 15 von 19 möglichen
Substitutionen. Die verbleibenden vier Substitutionen wurden später produziert
(siehe Tabelle 1)). Die Pfeilspitze zeigt die Stelle der Entubiquitinierungsspaltung
in vivo im entstehenden Fusionsprotein, die bei sämtlichen
Fusionsproteinen außer
ub-Pro-Gal auftritt (siehe Text). Sämtliche der gezeigten Konstruktionen kodieren
His als zweiten Gal-Rest. Zusätzlich
folgten bei einigen der Konstruktionen (ub-Met-His-Glyβ-Gal, ub-Met-Gln-Gly-β-Gal und
ub-Met-Gln-His-Gly-β-Gal,
letztere hergestellt durch eine Einsatzmutation, siehe Tabelle 2)
entweder His oder Gln auf Met am Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunkt, mit nicht
unterscheidungsfähigen Konsequenzen
für die
metabolischen Stabilitäten
der entsprechenden Gal-Proteine. (B) Die Aminosäuresequenz (in Einzelbuchstaben-Abkürzungen)
von ub-Met-β-Gal,
das Anfangsfusionsprotein (1)
in der Nachbarschaft des ub-β-Gal-Knotenpunkts. Einzelbuchstaben-Abkürzungen
von Aminosäuren:
A, Ala; C, Cys; D, Asp; E, Glu; F, Phe; G, Gly; H, His; I, IIe;
K, Lys; L, Leu; M, Met; N, Asn; P, Pro; Q, Gln; R, Arg; S, Ser;
T, Thr; V, Val; W, Trp; Y, Tyr.
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4 zeigt,
daß Ubiquitin-Gal,
falls nicht entubiquitiniert, kurzlebig ist. (Bahnen a bis g) S.
cerevisiae-Zellen, die Plasmide tragen, welche ub-X-β-Gal-Fusionsproteine kodieren,
bei denen X der am oberen Ende jeder Bahn angegebene Rest ist, wurden
5 Minuten bei 30°C
[35S]Methionin markiert, gefolgt von Extraktion,
Immunausscheidung und Analyse von β-Gal. Fluorographische Expositionen
für diese
Bahnen waren mehrfach länger
als diejenigen für ähnli che
Muster in 2 zur Enthüllung der
multiplen Ubiquitinierung kurzlebiger β-Gal-Proteine. (Bahnen h, i) Fluorographische Überexposition
der Bahnen n, o in 2 zur
Enthüllung der "Leiter" von mehrfach ubiquitinierten
Leu-β-Gal-Proteinen in einem
Impulsbehandlungsexperiment (Behandlung von 0 bzw. 10 Minuten).
(Bahn j) Gleich wie Bahnen a bis g, jedoch mit ub-Pro-β-Gal. (Bahn
k) Gleich wie Bahn j, jedoch mit ub-Gln-ß-Gal. (Bahn j) Gleich wie
Bahn j. (Bahnen m bis p) S. cerevisiae-Zellen, die ein Plasmid trugen,
das ub-Pro-ß-Gal
kodiert, wurden 5 Minuten bei 30°C
mit [35S]Methionin markiert (Bahn m), gefolgt
von einer Nachbehandlung in Gegenwart von Cycloheximid über 10,
30 und 60 Minuten (Bahnen n bis p). Der obere kleine Pfeil rechts
bei der Bahn p bezeichnet ub-Pro-β-Gal,
wovon ein kleiner Teil noch nach einer Nachbehandlung von einer
Stunde vorhanden ist. Der untere kleine Pfeil zeigt eine augenscheinlich
entubiquitinierte Pro-β-Gal
an, die sich langsam während
der Nachbehandlung ansammelt und metabolisch stabil ist. Der Punkt
links an der Bahn m bezeichnet ein endogenes Hefeprotein, das bei
einigen Versuchen durch den verwendeten Antikörper ausgefällt wird. Eckige Klammern bezeichnen
die mehrfach ubiquitinierten β-Gal-Spezies
(siehe 5). Weitere Bezeichnungen
sind die gleichen wie in 2.
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5 zeigt
die "Leiter"-Gal-Spezies, die
Ubiquitin enthält.
(Bahn a) S. cerevisiae-Zellen, die ein Plasmid trugen, welches ub-Gln-β-Gal kodiert,
wurden aufgezogen und zerstört,
und die Extrakte wurden zur Isolierung von β-Gal-Proteinen durch Affinitätschromatographie
bei einer Säule
mit immobilisiertem Antikörper
gegen β-Gal
behandelt. Die so gewonnenen β-Gal-Proteine
wurden in einem Polyacrylamid-SDS-Gel elektrophoretisch behandelt,
zu Nitrozellulose übertragen
und mit einem Antikörper
zu Ubiquitin untersucht. (Bahn b) Gleich wie Bahn a, jedoch mit
ub-Pro-β-Gal.
(Bahn c) Gleich wie b, jedoch eine längere autoradiographische Exposition.
(Bahn d) S. cerevisiae-Zellen, die ein Plasmid trugen, welches ub-Leu-β-Gal kodiert,
wurden mit (35S]Methionin 5 Minuten markiert,
mit nachfolgender Extraktion, Immunausscheidung und Elektrophorese
von β-Gal
(die gleiche Probe wie in 4,
Bahn f). Eckige Klammern bezeichnen die mehrfach ubiquitinierte Gln-β-Gal-Spezies,
ermittelt mit Antikörper
zu Ubiquitin. Die Pfeilspitzen zeigen die Position des Bandes entubiquitinierter β-Gal (feststellbar
durch entweder Anfärben
mit Coomassie oder metabolische Markierung, jedoch nicht mit einem
Antikörper
zu Ubiquitin), abgeleitet vom ub-Gln-β-Gal-Fusionsprotein.
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6 zeigt,
daß sowohl
prokaryotische als auch eukaryotische langlebige intrazelluläre Proteine
stabilisierende Aminosäurereste
an ihren Aminoendpunkten aufweisen, während abgesonderte Proteine
eine komplementäre
Vorlage zeigen.
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(A) 208 langlebige, direkt sequenzierte,
intrazelluläre
(nicht-kompartimentierte) Proteine mit nicht-blockierten Aminoendpunkten
von sowohl Prokaryoten (77 Proteine) als auch Eukaryoten (131 Proteine)
wurden in drei Gruppen nach der Beschaffenheit ihrer Amino-endständigen Reste
gemäß Definition
durch die N-Ende-Regel
aufgeteilt (Tabelle 1). Sämtliche
der untersuchten langlebigen intrazellulären Proteine tragen ausschließlich stabilisierende
Reste an ihren Ami noendpunkten. In den Feldern B bis D finden sich
Darstellungen von analogen Diagrammen für 243 abgeschiedene eukaryotische
Proteine (B), für
37 leichte und schwere Immunoglobulinketten (C) und für 94 abgeschiedene
eukaryotische Toxine (D). Die Einträge in C und D sind Teilmengen
der Einträge
B. Für
Proteine in B bis D entsprechen die zusammengetragenen Aminoendpunkte, wenn
immer die Zuordnung möglich
ist, der meistbearbeiteten Form eines Proteins, das noch innerhalb
einer Abscheidungszelle lokalisiert ist. Die Daten A bis D wurden
aus dem gesamten Satz vollständiger
Proteinsequenzen, die vor 1981 verfügbar waren, manuell zusammengestellt.
Die gleichen Schlußfolgerungen
wurden kürzlich
nach einer detaillierteren und umfangreicheren, computergestützten Tabulierung
von Protein-Aminoendpunkten unter Nutzung der aktuellen Datenbank
der National Biomedical Research Foundation gewonnen. Die Amino-endständigen Reste
von Asn, Cys, His und Trp wurden aus der Zusammenstellung ausgeschlossen,
weil Halbwertszeiten in vivo der entsprechenden Gal-Proteine noch
unbekannt sind (siehe jedoch die Legende zu Tabelle 1). Die Einbeziehung
der Reste (Tabelle 1) in eine kürzliche
Zusammenstellung der gleichen Art veränderte die ursprüngliche
Schlußfolgerung
nicht. Obgleich das Amino-endständige
Pro ebenfalls von der Zusammenstellung ausgeschlossen war, scheint
Pro ein stabilisierender Rest für β-Gal zu sein
(Tabelle 1), in Konsistenz mit dem häufigen Vorkommen von Pro an
den Aminoendpunkten langlebiger nichtkompartimentierter Proteine.
-
Ergebnisse und Diskussion
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Schnelle Entubiquitinierung
in vivo eines naszierenden Ubiquitin-β-Gal-Fusionsproteins
-
Verzweigte Ubiquitinkonjugate, bei
denen das Carboxyl-endständige
Glycin von Ubiquitinkomponenten über
eine Isopeptid-Bindung mit den ε-Aminogruppen
von internen Lysinresten in Proteinen vereinigt ist, umfassen offenbar
die Hauptmenge von Ubiquitinkonjugaten in eukaryotischen Zellen.
Die Verbindung von Ubiquitin mit den Amino-endständigen α-Aminogruppen von Targetproteinen
zur Erbringung von linearen Ubiquitinkonjugaten kann auch auf chemischem
Wege durchführbar
sein. Siehe A. Hershko, u. a., PNAS USA 81: 7021 (1984). Ob lineare
Ubiquitin-Protein-Fusionen gegenwärtig in vivo durch posttranslatorische
enzymatische Konjugation von Ubiquitin mit Protein-Aminoendpunkten synthetisiert
werden oder nicht, können
derartige Proteine auch dadurch produziert werden, daß geeignete
Chimärengene
konstruiert und diese in vivo ausgeprägt werden. Die Konstruktion
eines solchen Gens, das Hefeubiquitin gebunden an Gal von Escherichia coli
kodiert, ist in 1 gezeigt.
-
Wenn dieses Gen in E. coli ausgeprägt wird,
hat das resultierende β-Gal-haltige
Protein eine augenscheinliche molekulare Masse, die etwa 6 kD größer ist
als diejenige der Kontroll-β-Gal,
ein Wert, der sich mit dem Vorhandensein von Ubiquitin in dem durch
das Chimärengen
kodierten Protein versteht. Im Gegensatz dazu ist, wenn das gleiche
Gen in Hefe ausgeprägt
wird, das entsprechende β-Gal-Protein
elektrophoretisch von der Kontroll-β-Gal nicht zu unterschei den.
Dieses Ergebnis ist unabhängig
von der Länge
des Zeitraums der Markierung mit [35S]Methionin
(zwischen 1 und 30 Minuten). Ferner bestätigte die Bestimmung des Amino-endständigen Restes
in der putativen Met-β-Gal
(Halbwertszeit t1/2 20 Stunden) durch Edman-Abbau
der in vivo markierten, Gelgereinigten β-Gal (2, Bahn d) direkt das Vorhandensein des
erwarteten Met-Restes (3A und
Tabelle 1) am Aminoendpunkt. Ein unabhängiger Beweis dafür, daß die Ubiquitinabspaltung
vom Fusionsprotein unmittelbar nach dem letzten Gly-Rest von Ubiquitin
auftritt, wird nachstehend erbracht. Wir schlußfolgern, daß in Hefe
Ubiquitin wirksam von dem naszierenden Ubiquitin-Fusionsprotein abgespalten wird, was
eine entubiquitinierte β-Gal
erbringt. [Das Fehlen der Entubiquitinierungsreaktion in E. coli
steht in Übereinstimmung
mit anderen Beweisführungen,
die aussagen, daß den
Prokaryoten sowohl Ubiquitin als auch Ubiquitin-spezifische Enzyme
fehlen].
-
Die durch das Chimärengen,
Gly-Met (1 und 3B) kodierte Ubiquitin-β-Gal-Verbindung ist
identisch mit den Verbindungen zwischen benachbarten Wiederholungen
im Polyubiquitin-Vorläuferprotein,
das wirksam zu ausgereiftem Ubiquitin verarbeitet wird. Somit ist
es wahrscheinlich, daß die
gleiche Protease, bis jetzt biochemisch nicht charakterisiert, sowohl
für die
Umwandlung von Polyubiquitin in ausgereiftes Ubiquitin als auch
für die
Entubiquitinierung des naszierenden Ubiquitin-β-Gal-Proteins verantwortlich
ist. Falls dem so ist, wäre
es ein potentieller Weg, die Entubiquitinierung in vivo der Ubiquitin-β-Gal zu unterbinden
(und dadurch eine Analyse der metabolischen Konsequenzen einer stabilen
Ubiquitin-Anheftung an β-Gal
zu ermöglichen), den
Met-Rest von β-Gal
am Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunkt
(3B) in andere Aminosäurereste
umzuwandeln (3A). Die unerwarteten Ergebnisse eines derartigen Vorgehens
sind nachstehend beschrieben.
-
Die Halbwertszeit in vivo
von β-Gal
ist eine Funktion ihres Amino-endständigen Restes.
-
Das ATG-Codon, welches den ursprünglichen
Met-Rest von Gal am Ubiquitin-Knotenpunkt (3B) spezifiziert, wurde durch stellengerichtete
Mutagenese in 19 andere Aminosäuren
(siehe 3A und Tabelle 1)
spezifizierende Codons umgewandelt. Diese Konstruktionen unterscheiden
sich ausschließlich
im ersten Codon von β-Gal
am Ubiquitin-Knotenpunkt (3A).
Nachdem jedes der so ausgebildeten 16 Plasmide in Hefe eingesetzt
wurde, führte
die Analyse der entsprechenden in vivo impulsmarkierten Gal-Proteine
zu den folgenden Ergebnissen (2, 4 und Tabelle 1):
- 1) Mit einer Ausnahme (siehe unten) erfolgt
die wirksame Entubiquitinierung der naszierenden Ubiquitin-β-Gal ungeachtet
der Beschaffenheit des Aminosäurerestes
von β-Gal
am Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunkt. Somit
ist die offenbar Ubiquitin-spezifische Protease, die das ursprüngliche
Ubiquitin-β-Gal-Protein
am Gly-Met-Knotenpunkt
aufspaltet, im allgemeinen unempfindlich gegenüber der Beschaffenheit des
ersten Restes von β-Gal
am Knotenpunkt (3A und
Tabelle 1). Dieses Ergebnis macht es in der Tat möglich, unterschiedliche
Aminosäurenreste
an den Aminoendpunkten von ansonsten identischen, in vivo produzierten β-Gal-Proteinen
freizulegen.
- 2) Die Halbwertszeiten in vivo der so ausgebildeten β-Gal-Proteine
variieren von mehr als 20 Stunden bis zu weniger als 3 Minuten in
Abhängigkeit
von der Beschaffenheit des am Aminoendpunkt der β-Gal freigelegten Aminosäurerestes
(2, 4 und Tabelle 1). Speziell haben mit
entweder Met, Ser, Ala, Thr, Val, Cys oder Gly am Aminoendpunkt
entubiquitinierte β-Gal-Proteine
verhältnismäßig lange
Halbwertszeiten in vivo von 20 Stunden oder mehr (2, Bahnen d bis g, und Tabelle 1), ähnlich der
Halbwertszeit einer Kontroll-β-Gal,
deren Gen nicht mit dem von Ubiquitin verschmolzen worden war. In
starkem Gegensatz dazu haben die β-Gal-Proteine
mit entweder Arg, Lys, Phe, Leu, Asp oder Trp am Aminoendpunkt sehr
kurze Halbwertszeiten zwischen etwa 2 Minuten für Arg-β-Gal und etwa 3 Minuten für Lys-β-Gal, Phe-β-Gal, Leu-β-Gal, Asp-β-Gal, Asn-β-Gal und
Trp-β-Gal
(2, Bahnen n bis u,
Tabelle 1). Die Halbwertszeit von β-Gal-Proteinen mit Amino-endständigen Resten
von entweder Gln, His oder Tyr beträgt etwa 10 Minuten (2, Bahnen k bis m, und Tabelle
1), während
eine Amino-endständige
Ile oder Glu der β-Gal
eine Halbwertszeit von etwa 30 Minuten vermittelt (2, Bahnen h bis j, und Tabelle 1). Sowohl
Impulsbehandlung als auch kontinuierliche Markiertechniken wurden
bei diesen Ergebnissen verwendet und erbrachten ähnliche Ergebnisse.
-
Der Satz einzelner Aminosäuren kann
mit Blick auf die Halbwertszeiten geordert werden, die sie Gal bei
Freilegung an ihrem Aminoendpunkt vermitteln. Die resultierende
Regel (Tabelle 1) wird als die "N-Ende-Regel" bezeichnet. Tabelle
1
Die N-Ende-Regel
-
*Die Rate der Entubiquitinierung
in vivo von ub-Pro-β-Gal
ist extrem niedrig. Der gezeigte Wert t1/2 ist derjenige des anfänglichen
ub-Pro-β-Gal-Fusionsproteins
(siehe 4, Bahnen j bis
p).
-
Legende zu Tabelle 1
-
Die N-Ende-Regel. Die Halbwertszeiten
in vivo von β-Gal-Proteinen
in der Hefe S. cerevisiae wurden entweder durch die Impulsbehandlungstechnik
(für kurzlebige
Gals; siehe unten) oder durch Messung der enzymatischen Aktivität von Gal
in Rohextrakten bestimmt. Für
die Messung der β-Gal-Aktivität wurden
in einem galactosehaltigen Medium wachsende Zellen an ein im übrigen identisches
Medium übertragen,
dem Galactose fehlte und das 10 Prozent Glucose enthielt. Nach einem
weiteren Wachstum über
zumindest 5 Stunden bei 30°C
wurde das Verhältnis
von β-Gal-Aktivitäten pro
Zelle vor und nach der Verschiebung auf Glucose für jedes
der β-Gal-Proteine
bestimmt. [Gal-Promoter gesteuerte Ausprägung der Fusionsgene (1 und 3) wird im Glucosemedium zurückgedrängt]. Für kürzerlebige β-Gal-Proteine
(t1/2 < 1 Stunde)
wurde die Impulsbehandlungstechnik ebenfalls verwendet (2 und 4). Elektrophoretische Bänder von β-Gal-Proteinen,
markiert mit [25S]Methionin in Puls-Behandlungsexperimenten,
wurden von mit einer Scintillationssubstanz imprägnierten getrockneten Gels ähnlich denen
der 2 und 4 ausgeschnitten, und 35S in den Bändern wurde bestimmt. Der Zerfall
in vivo kurzlebiger Gal-Proteine
wich von der Kinematik erster Ordnung in sofern ab, als die Abbaurate
bei Messung zu späteren
Zeitpunkten (1 Stunde) der Behandlung niedriger war, wobei die niedrigere
Rate entweder einen zeitabhängigen
toxischen Effekt von Cycloheximid oder intrinsische Eigenschaften des
Abbauprozesses in vivo wiedergab. [Ein Anhalten der Translation
ist für
eine wirksame Kurzzeitbehandlung in S. cerevisiae erforderlich wegen
der Aminosäuren-Poolausgleichungsprobleme,
die mit dem Vorhandensein von Vakuolen in diesem Organismus in Verbindung
stehen]. Die unten aufgeführten
Halbwertszeitwerte wurden für
die ersten 10 Minuten der Behandlung bestimmt. Mehrere Beweislinien
(siehe Beschreibung der 4 und 6) lassen darauf schließen, daß Pro ein
Stabilisierungsrest ist. Die aufgelisteten Trägheitsradien der Aminosäuren sind
M. Levitt, J. Mol. Biol. 104: 59 (1976) entnommen.
-
Der Amino-endständige Platz
einer Aminosäure
ist wesentlich für
ihre Wirkung auf die Halbwertszeit von Gal
-
Es wurde eine ortsgerichtete Mutagenese
angewandt, um ein eine "stabilisierende" Aminosäure spezifizierendes
Codon (bei diesem Experiment der Met-Rest) vor dem ersten Codon von β-Gal am Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunkt
einzusetzen (Tabelle 2). Die Einsetzung eines stabilisierenden Restes
(Met) vor entweder einem anderen stabilisierenden Rest (Thr) oder
einer Vielfalt von destabilisierenden Resten (Gln, Lys und Arg)
am Ubiquitin-β-Gal-Knotenpunkt
führt unveränderlich
zu einer langlebigen entubiquitinierten β-Gal (Tabelle 2). Des weiteren
wird im Gegensatz zu Ubiquitin-Pro-β-Gal, die nicht nur kurzlebig,
sondern auch widerstandsfähig
gegenüber
einer Entubiquitinierung ist (4,
Bahnen j bis p und Tabelle 1) Ubiquitin-Met-Pro-β-Gal wirksam in vivo entubiquitiniert,
um eine langlebige Met-Pro-β-Gal
zu erbringen (Tabelle 2). Diese Ergebnisse zeigen, daß sowohl
die Identität
des Aminosäurerestes
und sein Amino-endständiger
Platz (wahrscheinlich das Vorhandensein einer freien α-Aminogruppe) wesentlich
für seine
Wirkung auf die Halbwertszeit von β-Gal sind. Zusätzlich stützen diese
Ergebnisse (Tabelle 2) weiterhin die Erwartung, daß die Ubiquitinabspaltung
vom Fusionsprotein unmittelbar nach dem letzten Gly-Rest des Ubiquitins
auftritt (3A).
-
Tabelle
2
Der N-endständige
Platz einer Aminosäure
ist wesentlich für
ihre Wirkung auf die Halbwertszeit von β-Gal
-
Der Amino-endständige Platz einer Aminosäure ist
wesentlich für
ihre Wirkung auf die Halbwertszeit von β-Gal. Die Einsetzmutanten erhielt
man im wesent lichen wie für
den Anfangssatz der Mutanten beschrieben, mit der Ausnahme, daß ein 32-Rest-Oligonucleotid,
5'-CCCGGGATCCGTGC
(G/C/T/) (G/T) CATACCACCTCTTAG benutzt wurde, 14 Basen auf der 5'-Seite und 15 Basen
auf der 3'-Seite
des hinter dem Met-Codon eingesetzten mehrdeutigen Codons enthaltend.
Die Basen in Klammern bezeichnen Mehrdeutigkeiten an den Positionen
16 und 17 in der Sequenz. Die Halbwertszeiten der entsprechenden β-Gal-Proteine wurden nach
der Beschreibung in der Legende zu Tabelle 1 bestimmt.
-
Ein langlebiges Spaltungsprodukt
von Gal wird während
des Abbaus kurzlebiger β-Gal-Proteine
gebildet.
-
Die elektrophoretischen Muster von
kurzlebigen (jedoch nicht von langlebigen) β-Gal-Proteinen enthalten unveränderlich
ein spezifisches Spaltungsprodukt von 90 kD von β-Gal (2, Bahnen n bis u), das sich, anders
als die Mutterβ-Gal-Spezies,
während
der Nachmarkierungsbehandlung (chase) ansammelt (4, Bahnen m bis p). Das β-Gal-Fragment
von 90 kD bildet einen verhältnismäßig kleinen
Teil der Anfangsmenge der impulsmarkierten β-Gal. Nichtsdestoweniger besagt
seine Existenz, daß eine
endoproteolytische Spaltung in vivo ein Proteinfragment vor dem
metabolischen Schicksal seines kurzlebigen Mutterproteins retten
kann. Es bleibt abzuwarten, ob die sich ergebende Möglichkeit
mehrfacher Halbwertszeiten innerhalb einer einzelnen Proteinspezies
bei der Konstruktion von natürlicherweise
kurzlebigen Proteinen ausgenutzt wird.
-
Ubiquitin-β-Gal ist
ohne Entubiquitinierung kurzlebig
-
Ubiquitin-Pro-β-Gal, die einzige Ubiquitin-β-Gal-Fusion,
die nicht in vivo entubiquitiniert wird (4, Bahnen j bis p), hat eine Halbwertszeit
von etwa 7 Minuten (Tabelle 1), was weniger ist als 1 Prozent der
Halbwertszeit von metabolisch stabilen β-Gal-Proteinen (Tabelle 1).
Eine Interpretation dieses Ergebnisses besteht darin, daß eine metabolisch
stabile Ubiquitin-Anheftung an Protein-Aminoendpunkte ausreichend ist, um einen Abbau
von Akzeptorproteinen zu signalisieren. Diese Interpretation steht
im Einklang mit früheren
biochemischen und genetischen Beweisführungen, daß eine Ubiquitinierung kurzlebiger
Proteine in einer Säugetierzelle
wesentlich für
ihren Abbau ist. Gleichzeitig werden sämtliche Ubiquitin-β-Gal-Fusionsproteine
außer
Ubiquitin-Pro-β-Gal
schnell in vivo entubiquitiniert (Tabelle 1). Somit darf die posttranslatorische
aminoterminale Ubiquitinierung von Proteinen an einem anfänglichen
Erkennungs- oder Erwartungsschritt, der Proteine für einen Abbau
in vivo bezeichnet, nicht beteiligt sein. Ob eine posttranslatorische
aminoterminale Ubiquitinierung (falls sie tatsächlich in vivo auftritt) wesentlich
ist für
spätere
Stufen des Abbauweges, bleibt noch zu bestimmen. Frühere Experimente
in vitro zeigten, daß die
chemische Vorzugsmodifizierung von Aminoendpunkten von proteolytischen
Substraten ihren Abbau in einem Ubiquitin-abhängigen proteolytischen System
in vitro verhindert. Auf der Grundlage dieser Daten war davon auszugehen,
daß eine
aminoterminale Ubiquitinierung von Proteinen wesentlich für ihren
Abbau ist. Eine alternative Interpretation der gleichen Ergebnisse
besteht darin, daß eine
chemische Blockierung der Aminoendpunkte der Proteine die Erkennung
ihrer Amino-endständigen Reste
durch den "N-Ende-Regel"-Weg verhindert,
dessen anfängliche
Stufen nicht notwendigerweise Ubiquitin-abhängig sind.
-
Kurzlebige β-Gal-Proteine
werden in vivo mehrschichtig ubiquitiniert.
-
Überexpositionen
von Impulsbehandlungsfluorogrammen (2)
legen dar, daß das
Hauptband eines entubiquitinierten, kurzlebigen β-Gal-Proteins mit einer "Leiter" einer größeren Molekularmasse
coexistiert, wobei β-Gal-haltige
Bänder
unregelmäßig mit
Intervallen von 4 bis 7 kD beabstandet sind (4, Bahnen c bis g). Keine derartigen
größeren Spezies
erscheinen, wenn die Fluorogramme langlebiger β-Gal-Proteine in gleicher Weise
einer Überexposition
ausgesetzt werden (4,
Bahnen a und b). Eine immunologische Analyse sowohl mit Antikörpern zu β-Gal als
auch Antikörpern
zu Ubiquitin beweist, daß die "Leiter"-β-Gal-Spezies Ubiquitin enthalten
(5).
-
Ein Modell
für den
selektiven Abbauweg
-
Mit Ausnahme von natürlichen
oder konstruierten Ubiquitin-Fusionsproteinen (1 und Tabelle 1) fehlen den naszierenden
Proteinen offensichtlich Ubiquitinkomponenten. Die Amino-endständige Behandlung in
vivo von naszierenden nicht-kompartimentierten Proteinen erzeugt
ihre ausgereiften Aminoendpunkte über die Wirkung von Amino-endständigen Peptidasen,
deren Substratspezifitäten
zum Teil charakterisiert worden sind. (siehe Tsunasawa, S. u. a.
J. Biol. Chem. 260 5382 (1985); Boissel, J.P. u. a. PNAS USA 82,
8448 (1985)). Wir unterstellen, daß die so erzeugten Aminoendpunkte
von einem "N-Ende-Lese"-Enzym erkannt werden. Ein spezifisches
Modell ist, daß eine
Erwartung für
den Abbau eines Proteinmoleküls
als Ergebnis der Erkennung seines Aminoendständigen Restes durch ein stochastisch
arbeitendes Enzym erfolgt, dessen Wahrscheinlichkeit des "Klemmens" am Aminoendpunkt
des Targets durch die N-Ende-Regel bestimmt wird (Tabelle 1). Sobald
die Erwartung besteht, folgt ihr eine hochgradig prozessive Ubiquitinierung
des Targetproteins, das im Falle von β-Gal zu mehr als 15 Ubiquitinanteilen
pro Molekül
Gal konjugiert wird ( 4,
Bahnen c bis g, und 5).
Das mehrschichtige ubiquitinierte Targetprotein wird dann von einem "Abwärts"-Enzym (1) abgebaut,
für das
die Ubiquitinanteile des Targets entweder als Erkennungssignale
oder Denaturations(Entfaltungs)-Mittel oder beides dienen.
-
Die Ubiquitin-haltigen "Leiter"-β-Gal-Spezies (4, Bahnen c bis l, und 5) bestehen aus offensichtlich verzweigten
Ubiquitinanteilen, die mit den e-Aminogruppen
von internen Lysinresten in β-Gal
vereinigt sind. Überraschenderweise
sind die von Ubiquitin-Pro-β-Gal
abgeleiteten "Leiter"-β-Gal-Spezies elektrophoretisch
nicht unterscheidbar von den analogen Spezies von β-Gal, deren
Amino-endständiges
Ubiquitin vom naszierenden Fusionsprotein abgespaltet ist (4, Bahnen j bis l, und 5). Falls die elektrophoretisch
nicht unterscheidbaren ubiquitinierten β-Gal-Spezies tatsächlich strukturmäßig homolog
sind, stünden
diese Ergebnisse im Einklang mit zwei alternativen Modellen, bei
denen, unmittelbar nachdem die ersten Ubiquitine mit β-Gal zweigkonjugiert
sind, entweder eine zweig-ubiquitinierte Ubiquitin-Pro-β-Gal eine
Amino endständige Entubiquitinierung
erfährt
oder, alternativ, eine analoge β-Gal-Spezies, der die
Amino-endständige
Ubiquitinkomponente fehlt, sie wiedererlangt. Eine experimentelle
Auflösung
dieser Unklarheit mag ergeben, ob die posttranslatorische Amino-endständige Ubiquitinierung
von Proteinen, (falls sie in vivo auftritt) eine Rolle beim selektiven
Protein-Turnover spielt.
-
Obgleich sowohl prokariotische als
auch eukaryotische Proteine der N-Ende-Regel zu folgen scheinen (siehe unten),
fehlt den Bakterien offensichtlich das Ubiquitinsystem. Somit ist
es möglich,
daß das
hypothetische N-Ende-Erkennungsprotein
stärker
zwischen Prokaryoten und Eukaryoten als der Rest des selektiven Abbauweges
gehalten wird. Interessanterweise stehen die Eigenschaften eines
Säugetier-Proteins
E3, dessen Vorhandensein erforderlich ist für die Ubiquitinierung von proteolytischen
Substraten durch Ubiquitin-Konjugationsenzyme
in vitro, im Einklang damit, daß es
eine Komponente des N-Ende-Erkennungsproteins ist.
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Die N-Ende-Regel und die
bekannten Aminoendpunkte von intrazellulären Proteinen.
-
Die nicht-blockierten Amino-endständigen Reste
in metabolisch stabilen, nichtkompartimentierten Proteinen sowohl
von Prokaryoten als auch Eukaryoten gehören ausschließlich (6A) zur stabilisierenden Klasse
(Met, Ser, Ala, Gly, Thr, Val), das heißt der Klasse, die Gal lange
Halbwertszeiten in vivo vermittelt (Tabelle 1). Das eine kurzlebige
intrazelluläre
Protein, für
das der ausge reifte Aminoendpunkt bekannt ist, ist das cII-Protein
des Phagen Lambda, die zentrale Komponente eines Startreagens, das
bestimmt, ob λ lytisch wächst oder
eine infizierte Zelle lysogenisiert. (Y.S. Ho, D. Wulff, M. Rosenberg,
in Regulation of Gene Expression, l. Booth und C. Higgins, Herausgeber
(Cambridge Univ. Press, London, 1986), Seite 79; F. Banuett, M.A. Hoyt,
L. McFarlane, H. Echols, I. Herskowitz, J. Mol. Biol. 187, 213 (1986);
M.A. Hoyt, D.M. Knight, A. Das, H.I. Miller, H. Echols, Cell 31,
565 (1982); K. Nasmyth, Nature (london) 320, 670 (1983)). Die Halbwertszeit
von cII bei Lambda-infiziertem E. coli beträgt weniger als 3 Minuten. Auffällig ist,
daß der
ausgereifte Aminoendpunkt von cll mit Arg (Ho, Y.W. u. a., J. Biol.
Chem. 257, 9128 (1982)) startet, dem am meisten destabilisierenden Rest
der N-Ende-Regel (Tabelle 1).
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Während
die destabilisierenden Aminosäuren
entweder hydrophob, ungeladen hydrophil oder geladen sein können, teilen
sie die Eigenschaft, daß sie
größere Trägheitsradien
aufweisen als irgendeine der stabilisierenden Aminosäuren außer Met
(Tabelle 1).
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Amino-endständige Reste
in kompartimentierten Proteinen gehören zum großen Teil zur stabilisierenden
Klasse.
-
Die 6 veranschaulicht
einen deutlichen Unterschied zwischen der Wahl von Amino-endständigen Resten
bei langlebigen, nicht-kompartimentierten intrazellulären Proteinen
(A) und bei kompartimentierten Proteinen, wie etwa abgeschiedenen
Proteinen (B), von denen viele auch langlebig in ihren jeweiligen extrazellulären Kompartiments
sind. Eine Implikation dieser Erkenntnis ist, daß ein einziger intrazellulärer Abbauweg,
der nach der N-Ende-Regel arbeitet, sowohl für die Verschiedenheit von Halbwertszeiten
in vivo von intrazellulären
Proteinen als auch für
die selektive Zerstörung
von kompartimentierten Proteinen verantwortlich sein könnte, die
abweichend in den intrazellulären
Raum eingeführt
werden. Solche mißkompartimentierten Proteine
können
für die
Zelle schädlicher
sein als andere. Es ist daher von Interesse, daß abgeschiedene eukaryotische
Toxine stark destabilisierende Reste (Arg, Lys, Leu, Phe, Asp) an
ihren Aminoendpunkten öfter enthalten
als die allgemeine Population abgeschiedener Proteine (6, Felder B bis D).
-
Die obige Betrachtung läßt auch
die Vermutung zu, daß,
wenn die topologische Außenseite
einer Zelle, wie etwa die Lumina des endoplastischen Retikulums
und Golgi-Komplexes, und der extrazelluläre Raum Abbauwege analog dem
N-Ende-Regel-Weg
haben sollten, sie auf "invertierten" Versionen der N-Ende-Regel basieren könnten, bei
denen Amino-endständigen
Reste, die in der Zelle destabilisieren, nun die Stabilisierenden
sind und umgekehrt. Somit müssen
die Verfahren nach der vorliegenden Erfindung auch vorteilhaft für die Beeinflussung
der metabolischen Stabilität
und anderer Eigenschaften kompartimentierter Proteine, einschließlich der
sekretierten, sein.
-
Mögliche Rolle
des N-Ende-Regel-Wegs beim Turnover langlebiger Proteine
-
Langlebige intrazelluläre Proteine
mit destabilisierenden (Tabelle 1) vorletzten Resten behalten im
allgemeinen ihren anfänglichen
Amino-endständigen
Methioninrest bei. Die Amino-endständigen Reste in langlebigen
intrazellulären
Proteinen, die eine Amino-endständige
Behandlung erfahren, gehören
unveränderlich zur
stabilisierenden Klasse (Tabelle 1). Eine interessante Möglichkeit,
die den N-Ende-Regel-Weg im Turnover langlebiger Proteine beinhalten
würde,
besteht darin, daß der
Ratenbegrenzungsschritt beim Abbau langlebiger Proteine in vivo
eine langsame Aminopeptidasespaltung sein kann, die einen destabilisierenden
Rest freilegt, gefolgt von einem schnellen Abbau über den
N-Ende-Regel-Weg.
Zu beachten ist, daß eine
Feinabstimmung der Abbaurate in diesem Fall eine Funktion der Rate
der einen destabilisierenden Rest freilegenden Aminopeptidasespaltung
sein kann und nicht eine Funktion der Destabilisierungsfähigkeit
des Restes gemäß der N-Ende-Regel.
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Die N-Ende-Regel
und der selektive Abbau kurzlebiger und beschädigter Proteine
-
Es ist unwahrscheinlich, daß die Erkennung
von Polypeptidketten-Faltungsmustern
oder von lokalen chemischen Merkmalen, die auf ein ansonsten langlebiges,
jedoch beschädigtes
Protein für
einen selektiven Abbau in vivo zielen, direkt durch den N-Ende-Regel-Weg
vermittelt wird. Statt dessen gehen wir davon aus, daß spezifische
Proteasen (in der Funktion analog zu Nucleasen, die spezifische
Lesionen in der DNA erkennen) ein angezieltes Protein spalten, um
so einen destabilisierenden Rest am Aminoendpunkt eines oder der beiden
Produkte einer Spaltung freizulegen. Eine testfähige Voraussage dieses Modells
ist, daß die
anfänglichen
Spaltungsprodukte des Abbauweges destabilisierende Reste an ihren
N-Endpunkten tragen müssen.
Die Vorzugsexposition destabilisierender Reste an den Aminoendpunkten
von Produkten der anfänglichen
Proteinspaltungen kann entweder auf intrinsische Spezifitäten der
beteiligten Proteasen oder einfach auf die Tatsache zurückzuführen sein,
daß eine
Mehrheit der Aminosäuren
zur destabilisierenden Klasse (Tabelle 1) gehört. Des weiteren stünde zu erwarten,
daß anfängliche
Spaltungen eines Proteins Aspekte seiner ursprünglichen Struktur destabilisieren,
womit die Wahrscheinlichkeit weiterer interner Schnitte erhöht wird.
Ob die anfänglichen
Spaltungsprodukte eines Proteins ausschließlich über den N-Ende-Regel-Weg abgebaut
würden
oder durch zusätzliche
interne Spaltungen weiter bearbeitet werden müßten, würde von mehreren Faktoren abhängen, wie
etwa der Freilegung destabilisierender Reste an den Aminoendpunkten
anfänglicher
Spaltungsprodukte, und den relativen Raten der Einbringung interner
Schnitte. Bei diesem Modell würde
der N-Ende-Regel-Weg wesentlich sein für den Abbau der meisten der
metabolisch instabilen Proteine, von chemisch beschädigten,
vorzeitig abgeschlossenen, nicht richtig gefalteten und mißkompartimentierten
bis zu jenen, die sich nicht zu nativen Multiuntereinheitsaggregaten
zusammenfügen,
und schließlich
zu ansonsten normalen Proteinen, die in vivo kurzlebig sind. Somit
kann die metabolische Instabilität
eines Proteins nicht nur durch die Freilegung eines destabilisierenden
Restes an ihrem Aminoendpunkt vermittelt werden, sondern auch durch lokale
strukturelle chemische Merkmale seiner Polypeptidkette, die zu proteolytischen
Spaltungen führen,
welche destabilisierende Reste an den Aminoendpunkten der Spaltungsprodukte
freilegen.
-
Für
ein gegebenes Protein kann eine Vielfalt von Faktoren zusätzlich zur
N-Ende-Regel bei
der Modellierung seiner Halbwertszeit in vivo zusammenwirken. Unter
solchen Faktoren können
genannt werden die Flexibilität
und Zugänglichkeit
des Aminoendpunktes des Proteins (Thornton, J.M. und Sibanda, B.L.,
J. Mol. Bio. 167443 (1983)), das Vorhandensein chemisch blockierender
Aminoendständiger
Gruppen wie etwa der Acetylgruppe, die Verteilung von ubiquitinfähigen Lysinresten
nahe dem Aminoendpunkt und andere Variablen, wie etwa die Struktur
des Carboxyendpunktes. Da Amino-endständige Bereiche von Multiuntereinheitsproteinen
gewöhnlich
bei den Schnittflächen
zwischen Untereinheiten beteiligt sind (Thornton, J.M. und Sibanda, B.L.,
J. Mol. Bio. 167443 (1983)), ist die quarternäre Struktur des Proteins noch
ein weiterer Parameter, von dem angenommen wird, daß er die
Wirkung des N-Ende-Regel-Wegs auf die Proteinhalbwertszeiten in
vivo moduliert. Schließlich
kann, wie oben in Ansatz gebracht wurde, der N-Ende-Regel-Weg auch
wesentlich sein für
den Abbau von Proteinen, deren anfängliche Erkennung als Targets
zum Abbau unabhängig
von der Struktur an ihren Aminoendpunkten ist.
-
Funktionelle Bedeutung
eines posttranslatorischen Zusatzes von Aminosäuren zu Aminoendpunkten von
Proteinen.
-
Es ist seit vielen Jahren bekannt,
daß sowohl
in Bakterien als auch in Eukaryoten eine ungewöhnliche Klasse von Enzymen,
Aminoacyl-Transfer-RNA-Protein-Transferasen,
existiert, die eine posttranslatorische Konjugation von spezifischen
Aminosäuren
mit ausgereiften Aminoendpunkten von Akzeptorproteinen in vitro katalysieren
(R.L. Sofer, in Transfer RNA : Biological Aspects, D. Soll, J.N.
Abelson, P.R. Schimmel, Herausgeber (Cold Spring Harbor Laboratory,
Cold Spring Harbor, NY 1980), Seite 493; C. Deutch, Methods Enzymol. 106,
198 (1984): A. Kaji, H. Kaji, G.D. Novelli, J. Biol. Chem. 240,
1185 (1965)). Die posttranslatorische Zugabe von Aminosäuren zu
Proteinen in vivo beschleunigt dramatisch in einem belasteten oder
regenerierenden Gewebe, zum Beispiel nach einer körperlichen
Verletzung von Axonen von Nervenzellen (S. Shyne-Athwal, R.V. Riccio,
G. Chakraborty, N.A. Ingolia, Science 231, 603 (1986); N.A. Ingolia
u. a., J. Neurosci 3, 2463 (1983)). Die N-Ende-Regel liefert eine
Erklärung
für dieses
Phänomen.
Wir gehen davon aus, daß selektive
Veränderungen
in der metabolischen Stabilität
von ansonsten unbeschädigten,
langlebigen Proteinen, die durch einen veränderten physiologischen Zustand
der Zelle erforderlich sein können,
durch einen posttranslatorischen Zusatz von destabilisierenden Aminosäuren zu
den Aminoendpunkten von Targetproteinen in vivo herbeigeführt werden.
In auffälliger
Weise beteiligen die bekannten Reaktionen eines posttranslatorischen
Zusatzes von Aminosäuren
zu Proteinen (R.L. Sofer, in Transfer RNA: Biological Aspects, D.
Soll, J.N. Abelson, P.R.
-
Schimmel, Herausgeber (Cold Spring
Harbor Laboratory , Cold Spring Harbor, NY 1980), Seite 493; C.
Deutch, Methods Enzymol. 106, 198 (1984) : A. Kaji, H. Kaji, G.D.
Novelli, J. Biol. Chem. 240, 1185 (1965); S. Shyne-Athwal, R.V.
Riccio, G. Chakraborty, N.A. Ingolia, Science 231, 603 (1986); N.A.
Ingolia u. a., J. Neurosci 3, 2463 (1983)) zum großen Teil
diejenigen Aminosäuren
(Arg, Lys, Leu, Phe und Tyr), die gemäß der N-Ende-Regel (Tabelle
1) destabilisierend sind. Physiologische Zustände, bei denen ein Zusatz von
destabilisierenden Aminosäuren
zu Proteinen erwartungsgemäß auftreten
könnte,
umfassen den Eintritt und Austritt aus dem Zellenzyklus, Reaktionen
auf chemische oder physische Beanspruchung und spezifische Differenzierungsereignisse,
wie etwa eine erythroide Differenzierung und Spermatogenese, bei
denen ein Anteil vorexistierender, ansonsten langlebiger intrazellulärer Proteine
selektiv abgebaut wird.
-
Der Abbau in vitro von einigen proteolytischen
Substraten in einem Ubiquitinabhängigen
System von Säugetier-Retikulozyten
wurde kürzlich
als Abhängigkeit
vom Vorhandensein bestimmter Aminoacyl-tRNAs gezeigt (Ferber, S.
und Crechanover, A., J. Biol. Chem. 2613128 (1986)). Wir gehen davon
aus, daß dieses Phänomen ebenfalls
ein Erfordernis für
einen posttranslatorischen Zusatz von spezifischen destabilisierende Aminosäuren zu
den Aminoendpunkten von proteolytischen Substraten widerspiegelt.
Die anfänglichen
in Rede stehenden proteolytischen Substrate haben Amino-endständige Reste
von Asp oder Glu, die beide gemäß der N-Ende-Regel
(Tabelle 1) destabilisierend sind. Dieses führt zu einer interessanten
und testfähigen Möglichkeit,
daß bestimmte Amino-endständige Reste
in Proteinen nicht direkt destabilisierend als solche sein können, sondern
nur durch Ihre Fähigkeit,
mit anderen destabilisierenden Resten konjugiert zu werden.