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Die
Erfindung betrifft einen Biochip zum quantitativen fotometrischen
Nachweis von Biomolekülen
mittels Proteinbindungs-, Immuno- oder Hybridisierungsassay gemäß Hauptanmeldung
DE 101 48 102.0-52 .
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Einen Überblick über den
neuesten Stand der Biochip-Technologien gibt die Monographie: Mark
Schena (Ed.), Microarray Biochip Technology, Eaton, 2001. Des weiteren
existieren Publikationen zu Protein-Biochips. Einen Überblick
gibt das Buch von Weinberger, S.R., Morris, T.S. und Pawlak, M.:
Recent trends in protein biochip technology, Ashley Publications,
2000. Im Vordergrund stehen dabei sogenannte high-densitiy-Biochips
(Biochips mit hoher Punktdichte und kleinen Spots (p1- bis unterer
n1-Bereich), die mit laserangeregter Fluorometrie, mit dem MALDI-TOF-Verfahren
(Massenspektrometrie oder Plasmon Pherometrie ausgewertet werden).
Gegenstand dieser Schrift ist ein sogenannter Low-Densitiy-Biochip
(Biochip mit niedriger Punktdichte und größeren Spots (1 bis 2 μl)), der
mittels eines einfachen Durchlichtscanners ausgewertet werden kann.
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In
DE 101 48 102.0-52 wurde
bereits vorgeschlagen, Biochips zu verwenden, die durch eine Aminosilan-vorbehandelte
Glasoberfläche
gekennzeichnet sind. Zusätzlich
weisen sie eine mit biotinyliertem vernetztem Rinder-gamma-globulin
und einem Gemisch aus vernetztem Streptavidin- und Avidin-Polymerisat
beschichtete Oberfläche
auf. Dabei finden bevorzugt die in der Mikroskopie üblichen
Glasobjekträger
Verwendung. Andere Gläser,
wie z.B. DIA-Gläser sind
ebenfalls geeignet.
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Auf
den Glasoberflächen
erfolgt die Beschichtung eines zuvor mit Reaktionspunkten (Spots)
versehenen Glasträgers
mit einem Aminosilan, vorzugsweise mit 3-Aminopropyltriethoxysilan und anschließend mit Glutaraldehyd,
danach Kopplung von biotinyliertem vernetztem Rinder-γ-Globulin
an diesen so vorbehandelten Spots sowie abschließende Beschichtung mit einem
vernetztem Streptavidin-Avidin-Polymerisat.
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In
der praktischen Anwendung dieses Biochips haben sich einige Nachteile
herausgestellt.
- 1) Die Streuung der Biotin-Bindung
der Streptavidin-Avidin-Beschichtung zwischen den Spots war trotz
Optimierung der Beschichtunsgprozesse auf den Glasoberflächen zu
hoch. Selten wurde ein Variationskoeffzient der Biotinbindung unter
20 % erreicht.
- 2) Das Beschichtungsverfahren erwies sich nach weiteren Optimierungen
als sehr aufwendig.
- 3) Die Biotinbindungskapazität
war insbesondere für
die Anwendungen des Biochips für
den Sandwich-Immunoassay zu gering.
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Der
Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, einen Biochip zu entwickeln,
der diese Nachteile vermeidet.
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Die
Erfindung wird gemäß den Ansprüchen realisiert.
Kernpunkt der Erfindung ist die Verwendung von glasklaren Kunststoffoberflächen bei
der Herstellung von Biochips. Auf diese werden im gleichen Format
wie auf den Glasbiochips Streptavidin-Avidin-Mischungen nach dem Beschichtungsverfahren,
wie unter Patentanmeldung 197 24787.3 beschrieben, immobilisiert.
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Dadurch
vereinfacht sich der Schichtenaufbau für die Streptavidin-Avidin-Beschichtung
gegenüber
der Hauptanmeldung.
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Auf
den Kunststoffoberflächen
kann die Voraktivierung mit Aminosilan, vorzugsweise mit 3-Aminopropyltriethoxysilan
und die anschließende
Kopplung mit Glutaraldehyd entfallen. Die Beschichtung beginnt mit der
Adsorption des biotinylierten vernetztem Rinder-γ-Globulin an den Spots der Kunststoffoberfläche. Als
bevorzugter glasklarer Kunststoff wird Polycarbonat verwendet.
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Vorteile
sind nun eine Verkürzung
und Vereinfachung der Beschichtung des Biochips, eine Erhöhung der
Biotin-Bindungskapazität
der Spots des Biochips und eine erhebliche Verringerung der Streuung
der Biotinbindungskapazität
zwischen dem Spots.
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Die
Erfindung soll nachfolgend an Ausführungsbeispielen erläutert werden.
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Beispiel
1 zeigt in einem Bindungsassay für
biotinylierte Proteine die erhöhte
Biotin-Bindungskapazität, die auf
einem Polycarbonat-Biochip im Vergleich zum Glasbiochip gleichen
Formats erreicht wird, Im Beispiel 2 wird darüberhinaus gezeigt, daß die Reproduzierbarkeit
der Messungen auf dem Polykarbonatbiochip wesentlich besser ist
als auf dem Glasbiochip.
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Quantifizierung
der Meßergebnisse
des Biochips mit Hilfe eines Pseudostandards
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Die
Vorteile des Biochips kommen dann erst zum Tragen, wenn eine analytische
Probe (ein Serum, ein Plasma, ein Extrakt aus Körperflüssigkeiten oder aus Lebens-
oder Futtermitteln etc.) gleichzeitig auf mehrere analytisch oder
diagnostisch relevante Substanzen untersucht werden kann. Probe
und Nachweiskonjugate werden dann in einer Inkubationskammer über den
Spots des Biochips gemischt. In diesem Falle kann für die quantitative
Messung keine Standardreihe des Analyten verwendet werden, die zur
Messung der unbekannten Probe herangezogen wird, wie es sonst bei
Immunoassays auf Mikrotiterplatten üblich ist, da ja gleichzeitig
mehrere Analyten in einem Reaktionsgefäß (Inkubationskammer) bestimmt
werden müssen.
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Um
hier trotzdem zu quantitativen Abstufungen in den Konzentrationen
zu gelangen, ist es erforderlich Nachweiskonjugate zu benutzen,
die mit den Spots der zu bestimmenden Analyten nicht kreuzreagieren.
Die Färbung,
die durch Konzentrationsstufen dieses Nachweiskonjugates an den
dafür vorgesehenen
Spots des Biochips hervorgerufen werden, sind dann ein indirektes
Maß für die Konzentration
der Analyten an den für diese
vorgesehenen Spots.
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Beispiel
3 erläutert
diesen Sachverhalt am Beispiel eines Mykotoxin-Biochips.
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Beispiel 1:
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Vergleich von Biochips
aus Glas und aus Polykarbonat im Bindungsassay für biotinyliertes Immunglobulin
G (b-IgG)
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Bindungskapazität für biotinylierte
Proteine
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- Biochip 1: PC-Biochip 16 vom 18.02.03
- Biochip 2: Glas-Biochip 5 vom 19.12.02
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Materialien:
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- Doppelmarkiertes (mit Biotin und POD) Immunglobulin G:
Biotin-IgG-POD
(PD 04/030401) 25 ng/ml
- Biotinyliertes IgG (Biotin-IgG):
in den Konzentrationen
0/1,56/3,25/6,25/12,5/25/50/100 μg/ml
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Versuchsaufbau:
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Der
Biochip bildet ein Feld von 32 Spots a 8 Zeile und 4 Spalten. In
den Spalten werden die Replikate bei gleicher Konzentration und
in die Zeilen die Konzentrationsstufen des Biotin-IgG aufgetragen.
Die jeweiligen Konzentrationstufen des Biotin-IgG , in PBS-Puffer,
0,05 M pH = 7,4 mit 0,1 % RSA gelöst, werden vor Auftragung auf
die Spots mit dem Biotin-IgG-POD
gemischt. Es werden je Spot 4 μl
aufgetragen. Die Belegung des Biochips erfolgt entsprechend dem
nachstehenden Schema 1.
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Der
so beschichtete Biochip kommt zwecks Reaktion für eine Stunde in eine feuchte
Inkubationskammer, danach wird er entnommen und mit Leitungswasser
und Aqua dest. gewaschen. Der Nachweis der an den Spot gebundenen
Sonde erfolgt mit 2 μl/Spot
präzipitierendem
TMB (Tetramethylbenzidin) als gebrauchsfertige Lösung über 30 Minuten in einer feuchten
Inkubationskammer.
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Die
Messung und Auswertung erfolgen über
einen optischen Durchlichtscanner, wie z.B. Agfa Scan e50 und ähnlichen
Scannern und DIA-Scannern, die über
eine Durchlichtscanfläche
für Glas-Objekträger (mindestens
2,6·7,6
cm) verfügen,
wie bereits in
DE 101 48
102.0-52 beschrieben.
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Ergebnis
des Vergleichs von Biochips aus Glas und aus Polykarbonat im Bindungsassay
für biotinyliertes
Immuglobulin G (b-IgG) siehe Tabelle 1 und 1.
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Besonders
beim Datenpunkt Biot-IgG = 25 ug/m1 wird deutlich, daß die Bindungskapazität für Biotin-IgG
beim Polycarbonat-Biochip (PC-Biochip) wesentlich höher ist
als auf dem Glas-Biochip. Auch die Reproduzierbarkeit des Assays
auf den PC-Biochips mit einem durchschnittlichen Variationskoeffizient
(VK) von 4,9 % ist erheblich besser als auf dem Glas-Biochip mit
einem VK 14,2 %.
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Beispiel 2:
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Reproduzierbarkeit des
Assays auf dem Glas-Biochip und dem Polycarbonat-Biochip
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Materialien:
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Biotin-IgG-POD,
5 ng/ml in in PBS-Puffer, 0,05 M pH = 7,4 mit 0,1 % RSA
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Versuchsdurchführung
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Der
Biochip bildet ein Feld von 32 Spots a 8 Spalten und 4 Zeilen. In
alle Spots wird die gleiche Biotin-IgG-POD-Konzentration a 4 μl pro Spot
aufgetragen.
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Der
so beschichtete Biochip wird in einer feuchten Inkubationskammer
für eine
Stunde reagieren lassen, danach wird er entnommen und unter Leitungswasser
und mit Aqua dest. gewaschen. Der Nachweis der an den Spots gebundenen
Sonde erfolgt mit 2 μl/Spot
präzipitierendem
TMB (Tetramethylbenzidin) als gebrauchsfertige Lösung über 30 Minuten in einer feuchten
Inkubationskammer.
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Die
Messung und Auswertung erfolgen über
einen optischen Durchlichtscanner, wie z.B. Agfa Scan e50 und ähnlichen
Scannern und DIA-Scannern, die über
eine Durchlichtscanfläche
für Glas-Objekträger (mindestens
2,6·7,6
cm) verfügen,
wie bereits in
DE 101 48
102.0-52 beschrieben.
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Ergebnis
des Versuchs Reproduzierbarkeit des Assays auf dem Glas-Biochip
und dem Polycarbonat-Biochip siehe Tabelle 2
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Der
mittlere Variationskoeffizient (VK) bei 32-facher Wiederholung bei
einer mittleren Biotin-IgG-POD-Konzentration von 5 ng/ml liegt beim
Polycarbonat-Biochip bei 10,7 % und beim Glas-Biochip bei 21,4 %.
Damit liefert der Polycarbonat-Biochip erheblich besser reproduzierbare
Meßergebnisse
als der Glas-Biochip.
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Beispiel 3:
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Quantifizierung der Meßergebnisse
des Biochips mit Hilfe eines Pseudostandards am Beispiel eines Mykotoxin-Biochips
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Es
werden auf 3 Streptavidin-Avidin-Biochips biotinylierte Antikörpern mit
folgender Belegung (entsprechend Schema 2) gespottet
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Dabei
sind die in Zeile 6–8
aufgetragenen biotinylierten Antikörper gegen Zearalenon, Aflatoxin
und Ochratoxin für
den eigentlichen Mykotoxinnachweis erforderlich. Die in Zeile 1 – 5 aufgetragenen
Antikörper sind
die für
die den Pseudostandard (Farbstandard) erforderlichen Antikörper.
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Diese
drei so belegten Biochips werden in Inkubationskammern gelegt und
mit folgenden Mischungen von POD-Konjugaten und Mykotoxinen reagieren
lassen. Biochip
1: Mischung für
den B0-Biochip (keine Mykotoxine zugefügt):
Biochip
2: Mischung für
den B1-Biochip (kleine Mykotoxinkonzentration zugefügt)
Biochip
3: Mischung für
den B2-Biochip (größere Mykotoxinkonzentration
zugefügt)
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1
ml der jeweiligen Mischungen werden in drei verschiedene die Inkubationkammern
gegeben.
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Die
Inkubation erfolgt bei Raumtemperatur für eine Stunde, über Kopf
routieren lassen (in Alu-Folie eingewickelt)
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Nach
einer Stunde werden die Lösungen
absaugt, die Biochips werden in den Kammern 6× mit je 1.2 ml aqua dest.
gewaschen. Die Kammern werden leer gesaugt und mit 1.3 ml TMB (Tetramethylbenzidin)
gefüllt.
Die Kammern werden dunkel gestellt und 30 min. ruhig stehengelassen.
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Die
Messung und Auswertung der Spot des Biochips unmittelbar in der
Kammer erfolgen über
einen optischen Durchlichtscanner, wie z.B. Agfa Scan e50 und ähnlichen
Scannern und DIA-Scannern, die über eine
Durchlichtscanfäche
für Glas-Objekträger (mindestens
2,6 *7,6 cm) verfügen,
wie bereits im
DE 101 48 102.0-52 beschrieben. Ergebnis: Biochip
ohne Mykotoxine (B0-Biochip)
F/0: Antikörper
für den
Pseudostandard = 0
F/1: Antikörper für den Pseudostandard = 1 ng/ml
F/3:
Antikörper
für den
Pseudostandard = 3 ng/ml
F/9: Antikörper für den Pseudostandard = 9 ng/ml
F/27:
Antikörper
für den
Pseudostandard = 27 ng/ml
Zea: Zearalenon-Antikörper
Afla:
Aflatoxin-Antikörper
Ochra.
Ochratoxin-Antikörper
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Biochip
(B1-Biochip)) mit Mykotoxin-Zugabe (geringe Konzentration)
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Biochip
(B2-Biochip) mit Mykotoxin-Zugabe (höhere Konzentration)
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In 2 ist die Abhängigkeit
des Mykotoxin-Biochip von der Mykotoxin-Zugabe grafisch dargestellt.
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In
den Spalten 1–5
ist der Pseudostandard (Biotin-IgG-FITC mit anti-FITC-POD) aufgetragen.
Mit zunehmender Antikörperkonzentration
von 1 – 27
ng/ml steigen von Spalte 2 – 4
die relativen Pixel-Units (RPU) an. In Spalte 1 ist die unspezifische
Bindung zu sehen, die zwischen dem B0 und B2 Biochip um einen konstanten
Werte fällt
(unspezifische Wirkung der zugegebenen hydrophoben Mykotoxine).
Spalte 6 zeigt die Reduktion der RPU in Abhängigkeit von der zugegebenen
Zearalenonmenge, Spalte 7 die Reduktion der RPU in Abhängigkeit
von der zugegebenen Aflatoxinmenge und die Spalte 8 die Reduktion
der RPU in Abhängigkeit von
der zugegebenen Ochratoxinmenge. Der Pseudostandard repräsentiert
im Vergleich eine bestimmte Mykotoxinkonzentration. In diesem Beispiel
waren im Biochip 1 und 2 folgende Mykotoxinkonzentrationen enthalten:
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Auf
den Pseudostandard bezogen repräsentiert
z.B ein Biotin-IgG-FITC von 9 ng/ml ca. eine Zearalenonkonzentration
von 0,5 pmol/ml, eine Aflatoxinkonzentration von 2,3 pmol/ml eine
Ochratoxinkonzentration von 14,3 pmol..
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Mit
Hilfe des Pseudostandards ist somit eine größerordnungsmäßige Abschätzung der
in Proben enthaltenen Mykotoxinkonzentration möglich, da der Pseudostandard
(bis auf eine kleine konstante unspezifische Beeinflussung) von
der Mykotoxinkonzentration unabhängig
ist.
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Tabellen
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Tabelle
1: Ergebnis des Versuchs: Vergleich von Biochips aus Glas und aus
Polykabonat im Bindungsassay für
biotinylierte Immuglobulin G (b-IgG)
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Tabelle
2: Ergebnis des Vesuchs-Reproduzierbarkeit des Assays auf dem Glas-Biochip
und dem Polycarbonat-Biochip
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Legende zu
den Abbildungen
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- 1 zum Beispiel
1
Vergleich Glas-PC-Biochop mit Biot-IgG-POD mit Biot-IgG
RPU:
relative Pixel Units
Besonders beim Datenpunkt Biot-IgG = 25
ug/m1 wird deutlich, daß die
Bindungskapazität
für Biotin-IgG
beim Polycarbonat-Biochip (PC-Biochip) wesentlich höher ist
als auf dem Glas-Biochip. Auch die Reproduzierbarkeit des Assays
auf den PC-Biochips mit einem durchschnittlichen Variationskoeffizient
(VK) von 4,9 % ist erheblich besser als auf dem Glas-Biochip mit
einem VK 14,2 %.
- 2 zum Beispiel 3
grafische
Darstellung der Abhängigkeit
des Mykotoxin-Biochip von der Mykotoxin-Zugabe