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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Türinnenverkleidung für eine Kraftfahrzeugtür, umfassend eine Mehrzahl von Befestigungselementen, mittels derer die Türinnenverkleidung an einer Innenseite der Kraftfahrzeugtür befestigbar ist. Darüber hinaus betrifft die Erfindung eine Kraftfahrzeugtür mit einer Türinnenverkleidung, die an einer Innenseite der Kraftfahrzeugtür befestigt ist.
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Unter dem Aspekt der Fahrzeugsicherheit, insbesondere der Sicherheit von Personenkraftwagen, spielt der Schutz der Fahrzeuginsassen eine besonders wichtige Rolle. Zahlreiche Untersuchungen von Verkehrsunfällen haben gezeigt, dass die Unfallart des Seitencrashs in diesem Zusammenhang besonders kritisch ist. Daher ist eine weitere Optimierung aller für diesen Lastfall relevanten Bauteile des Kraftfahrzeugs von besonderer Bedeutung. Um die Folgen von Seitencrashs zu untersuchen und auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse die passive Sicherheit von Kraftfahrzeugen zu verbessern, wird der Lastfall eines seitlichen Pfahlcrashs simuliert, bei dem ein Pfahl seitlich auf das Kraftfahrzeug prallt, insbesondere im Bereich einer Fahrertür und somit zwischen einer A-Säule und einer B-Säule, so dass dadurch eine starke lokale Intrusion im Bereich der Fahrertür verursacht wird. Bei diesem Lastfall müssen bestimmte biometrische Grenzwerte im Bereich des Kopfes, der Rippen, des Bauches und des Beckens eines Test-Dummies eingehalten werden.
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Da im Falle eines Seitencrashs der Ort der Krafteinwirkung in unmittelbarer Nähe zu einem Fahrzeuginsassen liegt, können Deformationsräume, die aus einer Rohbaustruktur des Kraftfahrzeugs, der Kraftfahrzeugtür sowie der Türinnenverkleidung bestehen, nur in einem begrenzten Umfang zum Abbau der während des Seitenaufpralls wirkenden kinetischen Energie vorgesehen werden. Um einen möglichst hohen Schutz der Fahrzeuginsassen im Falle eines Seitenaufpralls zu erreichen, muss die Steifigkeit der Türverkleidung so ausgelegt sein, dass das Risiko durch Intrusionen und Annäherungen von deformierten Fahrzeuginnenraumteilen minimiert wird. Diese Maßnahmen beinhalten insbesondere eine entsprechende Auslegung und Optimierung der Steifigkeit der Türinnenverkleidung in denjenigen Bereichen, in denen sie bei einem Seitenaufprall auf die jeweiligen Körperregionen eines Fahrzeuginsassen einwirken können.
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Herkömmliche, mechanisch vergleichsweise labile Türinnenverkleidungen können sich bei einem Seitenaufprall zusammen mit der Kraftfahrzeugtür deformieren und dadurch - ohne dass es zu einer Ablösung der Türinnenverkleidung von der Kraftfahrzeugtür kommt - zu verbesserten Bedingungen für eine kontrollierbare Energieabsorption zwischen einem Fahrzeuginsassen und einem innerhalb der Kraftfahrzeugtür verbauten Seitenairbagsystem des Kraftfahrzeugs beitragen. Wenn die Türinnenverkleidung demgegenüber komplexer ausgeführt ist und beispielweise mit Leder bezogen ist, komplexe Dekormaterialien aufweist oder mit Holzapplikationen versehen ist, ist diese mechanische Labilität der Türinnenverkleidung im Falle einer seitlichen Kollision, insbesondere bei einem Pfahlaufprall, konstruktiv nicht möglich beziehungsweise nicht erwünscht. Bei einer derartigen Türinnenverkleidung stellt sich das Problem, dass sich diese aufgrund ihrer erhöhten Steifigkeit plötzlich und unkontrolliert aus ihren Anbindungen lösen kann. Diese Separation der Türinnenverkleidung von der Kraftfahrzeugtür hat zur Folge, dass die Türinnenverkleidung hervorschnellt und dadurch einen Fahrzeuginsassen mit einer erhöhten kinetischen Energie beaufschlagt.
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Die
DE 10 2013 109 615 A1 offenbart eine Türinnenverkleidung mit einem Griff, der an einer Innenseite der Türinnenverkleidung befestigt ist. An diesem Griff ist ein erstes Ende eines Fangbandes angebracht, dessen zweites Ende an einer Außenseite der Türinnenverkleidung befestigt ist. Durch diese Ausgestaltung soll im Falle eines Seitencrashs eine unerwünschte Separation und Intrusion des Griffs in den Fahrzeuginnenraum verhindert werden.
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Aus der
DE 10 2008 039 962 A1 ist eine Kraftfahrzeugtür mit einer Türinnenverkleidung bekannt, die mit Hilfe von Befestigungselementen an einem Türinnenblech der Kraftfahrzeugtür gehalten wird. An der Türinnenverkleidung ist ein Seitenanschlag ausgebildet, der im Falle eines Seitenaufpralls das Lösen der Türinnenverkleidung verhindern kann.
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Die vorliegende Erfindung macht es sich zur Aufgabe, eine Türinnenverkleidung der eingangs genannten Art sowie eine Kraftfahrzeugtür mit einer Türinnenverkleidung mit weiter verbesserten Eigenschaften im Falle eines Seitenaufpralls zu schaffen.
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Die Lösung dieser Aufgabe liefert eine gattungsgemäße Türinnenverkleidung mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1. Hinsichtlich der Kraftfahrzeugtür wird diese Aufgabe durch eine Kraftfahrzeugtür der eingangs genannten Art mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 9 gelöst. Die Unteransprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
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Eine erfindungsgemäße Türinnenverkleidung zeichnet sich dadurch aus, dass die Befestigungselemente so ausgebildet sind, dass sie eine zeit- und/oder kraftgesteuerte Bruchcharakteristik aufweisen. Dadurch, dass die Befestigungselemente eine zeit- und/oder kraftgesteuerte Bruchcharakteristik aufweisen, wird in vorteilhafter Weise erreicht, dass sich die Türinnenverkleidung im Falle eines Seitencrashs nicht plötzlich und in unkontrollierter Weise von der Kraftfahrzeugtür löst. Vielmehr kommt es zu einem gesteuerten Bruch der Befestigungselemente im Crashfall, so dass ein kontrollierbares Ablösen eines definierten Bereichs der Türinnenverkleidung von der Kraftfahrzeugtür erreicht werden kann. Dadurch kann die kinetische beziehungsweise elastische Energie der sich beim Seitencrash von der Kraftfahrzeugtür lösenden Türinnenverkleidung verringert werden, so dass der auf einen Insassen einwirkende Energieeintrag reduziert werden kann und so der Insassenschutz wirksam verbessert werden kann.
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Um die Montage zu vereinfachen, wird in einer vorteilhaften Ausführungsform vorgeschlagen, dass die Befestigungselemente integral mit der Türinnenverkleidung ausgebildet sind. Die Befestigungselemente sind somit in vorteilhafter Weise keine separaten Bauteile, die zunächst aufwändig an der Türinnenverkleidung montiert werden müssen, bevor die Montage der Türinnenverkleidung an der Innenseite der Kraftfahrzeugtür erfolgen kann.
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In einer bevorzugten Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die Befestigungselemente so ausgeführt sind, dass sie durch Verschrauben oder Vernieten an der Innenseite der Kraftfahrzeugtür befestigbar sind. Eine alternative Ausgestaltung sieht vor, dass die Befestigungselemente so ausgebildet sind, dass sie stoffschlüssig an der Innenseite der Kraftfahrzeugtür befestigbar sind. Vorzugsweise können die Befestigungselemente dabei mit der Innenseite der Kraftfahrzeugtür verklebt sein.
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In einer bevorzugten Ausführungsform können die Befestigungselemente einen Montageabschnitt aufweisen, der in einer Montagesolllage an der Innenseite der Kraftfahrzeugtür anliegt.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform können die Befestigungselemente eine Anzahl von Haltestegen aufweisen, die sich zwischen dem Montageabschnitt und der Türinnenverkleidung erstrecken. Die Haltestege können insbesondere eine oder mehrere definierte Bruchstellen aufweisen, in denen sie im Falle eines Seitencrashs aufgrund der zeit- und/oder kraftgesteuerten Bruchcharakteristik in kontrollierter Weise brechen können.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform besteht die Möglichkeit, dass die Befestigungselemente eine Aufnahmeöffnung aufweisen, die innerhalb des Montageabschnitts ausgebildet ist und zur Aufnahme eines Befestigungsmittels, insbesondere einer Befestigungsschraube oder eines Befestigungsniets, eingerichtet ist.
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Vorzugsweise können die Befestigungselemente als Befestigungsdome ausgebildet sein.
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Eine erfindungsgemäße Kraftfahrzeugtür zeichnet sich gemäß Anspruch 9 dadurch aus, dass die Türinnenverkleidung nach einem der Ansprüche 1 bis 8 ausgebildet ist.
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Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die beiliegenden Abbildungen. Dabei zeigen
- 1 eine schematisch stark vereinfachte Draufsicht auf eine Kraftfahrzeugtür mit einer Türinnenverkleidung, die gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung ausgeführt ist,
- 2 eine perspektivische Darstellung der Türinnenverkleidung,
- 3 einen Längsschnitt durch ein Befestigungselement der Türinnenverkleidung,
- 4a bis 4d mehrere schematisch stark vereinfachte Draufsichten auf die Kraftfahrzeugtür, die die Auswirkungen eines seitlichen Pfahlcrashs veranschaulichen,
- 5 einen Längsschnitt durch das Befestigungselement gemäß 3 im Versagensfall.
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Unter Bezugnahme auf 1 weist eine Kraftfahrzeugtür 2 eine Türinnenverkleidung 1 auf, die gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung ausgeführt ist und die in 2 im Detail gezeigt ist. Die Kraftfahrzeugtür 2 ist in einer geschlossenen Stellung an einer Fahrzeugsäule 7, die vorliegend eine B-Säule ist und einen Unterbau einer Karosserie des Kraftfahrzeugs mit einer Dachstruktur der Karosserie verbindet, verriegelt.
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Wie in 2 zu erkennen, weist die Türinnenverkleidung 1 eine Mehrzahl von Befestigungselementen 3 auf, mittels derer die Türinnenverkleidung 1 an einer Innenseite 20, insbesondere an einem Türinnenblech, der Kraftfahrzeugtür 2 befestigt werden kann. Die Befestigungselemente 3 sind so ausgeführt, dass sie eine zeit- und/oder kraftgesteuerte Bruchcharakteristik aufweisen. Dadurch wird in vorteilhafter Weise erreicht, dass sich die Türinnenverkleidung 1 im Falle eines Seitencrashs nicht plötzlich und in unkontrollierter Weise von der Kraftfahrzeugtür 2 löst.
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In 3 ist eines dieser Befestigungselemente 3 im Detail dargestellt. Die Befestigungselemente 3 sind vorliegend als Befestigungsdome ausgeführt, die integral mit der Türinnenverkleidung 1 ausgebildet sind. Die Befestigungselemente 3 weisen an ihrer der Innenseite 20 der Kraftfahrzeugtür 2 zugewandten Seite einen Montageabschnitt 30 auf, der in der Montagesolllage der Türinnenverkleidung 1 an der Innenseite 20 der Kraftfahrzeugtür 2 anliegt. Ferner weisen die Befestigungselemente 3 eine Anzahl von Haltestegen 32, 33 auf, die sich zwischen dem Montageabschnitt 30 und der Türinnenverkleidung 1 erstrecken. Innerhalb des Montageabschnitts 30 ist eine Aufnahmeöffnung 31 ausgebildet, in die bei der Montage der Türinnenverkleidung 1 an der Kraftfahrzeugtür 2 ein Befestigungsmittel 4 eingesetzt werden kann, um das betreffende Befestigungselement 3 an der Innenseite 20 der Kraftfahrzeugtür 2 befestigen zu können. Das Befestigungsmittel 4 ist in diesem Ausführungsbeispiel eine Befestigungsschraube. Alternativ kann das Befestigungsmittel 4 auch als Befestigungsniet ausgebildet sein. In weiteren alternativen Ausführungsformen ist es möglich, die Befestigungselemente 3 nicht durch eine Schraub- oder Nietverbindung an der Innenseite 20 der Kraftfahrerzugtür 2 zu befestigen, sondern zu diesem Zweck eine stoffschlüssige Verbindung, insbesondere eine Klebeverbindung, vorzusehen. Dann ist es nicht erforderlich, dass der Montageabschnitt 30 der Befestigungselemente 3 eine Aufnahmeöffnung 31 für das Befestigungsmittel 4 aufweist.
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4a bis 4d zeigt die Situation eines Seitencrashs, bei dem ein Pfahl 5 seitlich auf die Kraftfahrzeugtür 2 aufprallt. Aufgrund der zeit- und/oder kraftgesteuerten Bruchcharakteristik der Befestigungselemente 3 kommt es zu einem gesteuerten Bruch der Befestigungselemente 3 im Crashfall, so dass ein kontrollierbares Ablösen eines definierten Bereichs der Türinnenverkleidung 1 von der Kraftfahrzeugtür 2 erreicht werden kann. Dadurch kann die kinetische beziehungsweise elastische Energie der sich beim Seitencrash von der Kraftfahrzeugtür 2 lösenden Türinnenverkleidung 1 verringert werden, so dass der auf einen Insassen 6 einwirkende Energieeintrag reduziert werden kann und so der Insassenschutz erhöht werden kann.
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5 zeigt eines der Befestigungselemente 3 im Versagensfall. Zu erkennen ist dort eine definierte Bruchstelle 34 im Haltesteg 33, in der dieser Haltesteg 33 aufgrund der zeit- und/oder kraftgesteuerte Bruchcharakteristik in kontrollierter Weise gebrochen ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013109615 A1 [0005]
- DE 102008039962 A1 [0006]