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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 9
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Lüthgen, Eugen: Das Museum für ostasiatische Kunst der Stadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0465

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DAS MUSEUM FÜR OSTASIATISCHE KUNST
DER STADT KÖLN

VON

G. E. LÜTHGEN

jT'ie Neuerwerbungen des Museums für ostasiatische tion einzelner Gewandteile ist in der Hozoyanatechnik

Kunst, die Professor Adolf Fischer, der Leiter durch Auftrag von Blattgold mit einem sicheren Gefühl

*J des Museums, auf seiner letzten Expedition durch für die malerische Wirkung erfolgt. Dadurch, dass die

die Mandschurei, Korea, Japan und China gemacht hat, Tempelbilder oft jahrhundertelang dem Einflüsse des

waren im Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln eine Weihrauches ausgesetzt waren, haben alle Farben eine

Zeitlang der Öffentlichkeit zugänglich. Das Museum, dem modernen Empfinden zusagende Abtönung er-

das neben dem Kunstgewerbe die grosse Kunst Ostasiens fahren, aus der das Rot und Gold, das sich in dem

von ihren Anfängen bis zur Ver-
fallzeit vor Augen führt, hat in
den diesjährigen Neuerwerbun-
gen einen künstlerisch bedeut-
samen Zuwachs erhalten. Zahl-
reiche Tempelbilder auf Seide
oder Papier gemalt zeigen inner-
halb typiscli bestimmter Ent-
wicklungsphasen der japanischen
und chinesischen Malerei fest
umrissene künstlerische Indivi-
dualitäten. Die Bezeichnungen
der einzelnen Stücke der Samm-
lung Fischer beruhen auf sorg-
fältigem, wissenschaftlichen Stu-
dien in den ostasiatischen Mu-
seen und Klöstern und wurden
unter Mitwirkung der bedeu-
tendsten japanischen Kunstken-
ner gewonnen. Dabei handelte
es sich nicht so sehr darum, die
Werke einem bestimmten Mei-
ster zuzuschreiben, als vielmehr
sie dem entwicklungsgeschicht-
lichen Zusammenhang einzuord-
nen auf Grund stilkritischer
Analyse.

Trotzdem in europäischen
Sammlungen Malereien der
Tangperiode wohl kaum vorhan-
den sind, ist das älteste Tempel-
bild, ein Kakemono mit der
Gottheit Miroku, vielleicht das
bedeutendste Stück der Neu-
erwerbungen, dieser frühen Zeit
zuzuschreiben. Die Ornamenta-

IIOLZSTATUE, VERGOLDET. JAPAN, II. —12 JAHRII.

Rauche am besten erhielt, mit
gemilderter Intensität hervor-
leuchtet. Eine Kwannon am
Wasserfall mit einem kleinen
Adorant im Stil des Godoshi,
wohl erst aus dem zehnten bis
elften Jahrhundert, ist durch den
Fluss derLinien, ein Buddha des
zwölften Jahrhunderts ist vor-
nehmlich durch das stärkere
Leuchten des Rot und Gold von
feinster künstlerischer Wirkung.
Aus dem zehnten Jahrhundert
sei noch eine elfköpfige Kwan-
non auf der Lotosblume stehend,
erwähnt, ferner eine dem Hiro-
taka zugeschriebene Gottheit,
aus dem elften Jahrhundert eine
Amida mit Kwannon durchaus
im buddhistischen Stil sowie eine
Kwannon im Stil des Aizen-
Mia-O. Für den Takumastil im
zwölften Jahrhundert sind zwei
Altarflügel charakteristisch:

Amida, der Herr des westlichen
Paradieses mit den 2$ Bosatsu,
werdenden Gottheiten, auf
schwarzem Lackgrund. Für die
figürlichen Darstellungen wurde
der Lack ausgespart und Gold-
grund gelegt. In der Anmut der
Linienführung der weichen
Schmiegsamkeit der Gestalten,
die mit verschiedenen Instru-
menten in den Händen von
feiner Charakteristik der Be-

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