Helmboltz über Kunst. von vr. Hans Schmidkunz.
2,
Getmholtz über Kunst.
von vr. Dans Schmidkunz.
V^ermann v. Helmholtz, dessen Tod am 8. Sep-
^ tember d. I. die deutsche Nation um einen ihrer
größten Ruhmesträger ärmer gemacht hat, war mit
allem Recht nicht nur wegen der tief eindringenden
Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeiten be-
rühmt, sondern auch wegen der Vielseitigkeit, mit
der er, und keineswegs auf Kosten ernster Gründ-
lichkeit, eine ganze Reihe von Wissensgebieten
schaffend umfaßte. Es wäre dabei fast verwunder-
lich, wenn dieser große Mathematiker, Physiker,
Physiolog und Philosoph, der erste genauere Er-
forscher unserer Welt des Sehens und Hörens,
nicht auch der Kunst und ihrer kritischen Erkenntnis
ein Stück seines reichen Forschungsschatzes ge-
widmet hätte, lieber seine allgemeine Stellung in
der Geschichte modernen Denkens wie über seine
Leistungen auf den Feldern, die seinen eigent-
lichen Ruhm bezeichnen, mögen die dazu Berufenen
das Ihrige sagen; nur was Helmholtz den Künst-
lern war oder noch sein kann, soll uns hier einige
Augenblicke aushalten.
Nicht als ob von dem gern gehörten Weisen
spezielle Urteile der Kunstkritik vorlägen, die im
täglichen Wogen des Geschmacks und seiner Streitig-
keiten als begierig erhaschte Lichter aufgeblitzt
wären. Dazu war der Vielseitige zu gewissen-
haft; vielmehr begnügte er sich damit, von seinen
jeweiligen Forschungen das der Kunst zu geben,
was ihm gerade griffrecht in der Hand lag. Keines-
wegs war es, wie er ausdrücklich bekennt, seine
Absicht, Vorschriften zu finden, nach denen die
Künstler handeln sollten; ja er hielt es überhaupt
für ein Mißverständnis, daß irgend welche ästhetische
Untersuchungen dies jemals leisten könnten. Im
Gegensatz dazu waren es für ihn hier hauptsächlich
die vorhandenen Schöpfungen von Künstlern, denen
er entnahm, was er zu einer richtigen Auffassung
der Kunst beitragen wollte. Sein Ausgangspunkt
war auch nie die Kunst als solche, sondern diese
oder jene theoretische Angelegenheit, insbesonders
die Physiologie unserer Empfindungen, auf die es
nur eben galt. Künstlerisches aufzubauen. Seine
Jugend ist nicht wie bei manch' anderem großen
Denker durch Kunstschwärmerei bezeichnet, und aus
seiner ersten Schaffensperiode, die mit seinem
dritten Decennium und den vierziger Jahren un-
seres Jahrhunderts zusammenfällt, in der die Ent-
deckung des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft
geschah, liegt kein nennenswerter Beitrag zur Philo-
sophie der Kunst vor. Anders in seiner zweiten,
vorwiegend physiologischen Periode, in seinem
vierten und fünften Lebensjahrzehnt, etwa von der
Erfindung des Augenspiegels (1851) an bis zu der
Zeit, da er sich wieder, als Professor der
Physik in Berlin, zu dem Gebiet seines großen
Jugendsieges zurückwendete. In jener zweiten
Periode entstanden die „Lehre von den Tonempfin-
dungen", zuerst 1862 und zum Viertenmal 1877
Venedig huldigt der Cakharina Cvrnaro. von Hans Makart.
2,
Getmholtz über Kunst.
von vr. Dans Schmidkunz.
V^ermann v. Helmholtz, dessen Tod am 8. Sep-
^ tember d. I. die deutsche Nation um einen ihrer
größten Ruhmesträger ärmer gemacht hat, war mit
allem Recht nicht nur wegen der tief eindringenden
Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeiten be-
rühmt, sondern auch wegen der Vielseitigkeit, mit
der er, und keineswegs auf Kosten ernster Gründ-
lichkeit, eine ganze Reihe von Wissensgebieten
schaffend umfaßte. Es wäre dabei fast verwunder-
lich, wenn dieser große Mathematiker, Physiker,
Physiolog und Philosoph, der erste genauere Er-
forscher unserer Welt des Sehens und Hörens,
nicht auch der Kunst und ihrer kritischen Erkenntnis
ein Stück seines reichen Forschungsschatzes ge-
widmet hätte, lieber seine allgemeine Stellung in
der Geschichte modernen Denkens wie über seine
Leistungen auf den Feldern, die seinen eigent-
lichen Ruhm bezeichnen, mögen die dazu Berufenen
das Ihrige sagen; nur was Helmholtz den Künst-
lern war oder noch sein kann, soll uns hier einige
Augenblicke aushalten.
Nicht als ob von dem gern gehörten Weisen
spezielle Urteile der Kunstkritik vorlägen, die im
täglichen Wogen des Geschmacks und seiner Streitig-
keiten als begierig erhaschte Lichter aufgeblitzt
wären. Dazu war der Vielseitige zu gewissen-
haft; vielmehr begnügte er sich damit, von seinen
jeweiligen Forschungen das der Kunst zu geben,
was ihm gerade griffrecht in der Hand lag. Keines-
wegs war es, wie er ausdrücklich bekennt, seine
Absicht, Vorschriften zu finden, nach denen die
Künstler handeln sollten; ja er hielt es überhaupt
für ein Mißverständnis, daß irgend welche ästhetische
Untersuchungen dies jemals leisten könnten. Im
Gegensatz dazu waren es für ihn hier hauptsächlich
die vorhandenen Schöpfungen von Künstlern, denen
er entnahm, was er zu einer richtigen Auffassung
der Kunst beitragen wollte. Sein Ausgangspunkt
war auch nie die Kunst als solche, sondern diese
oder jene theoretische Angelegenheit, insbesonders
die Physiologie unserer Empfindungen, auf die es
nur eben galt. Künstlerisches aufzubauen. Seine
Jugend ist nicht wie bei manch' anderem großen
Denker durch Kunstschwärmerei bezeichnet, und aus
seiner ersten Schaffensperiode, die mit seinem
dritten Decennium und den vierziger Jahren un-
seres Jahrhunderts zusammenfällt, in der die Ent-
deckung des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft
geschah, liegt kein nennenswerter Beitrag zur Philo-
sophie der Kunst vor. Anders in seiner zweiten,
vorwiegend physiologischen Periode, in seinem
vierten und fünften Lebensjahrzehnt, etwa von der
Erfindung des Augenspiegels (1851) an bis zu der
Zeit, da er sich wieder, als Professor der
Physik in Berlin, zu dem Gebiet seines großen
Jugendsieges zurückwendete. In jener zweiten
Periode entstanden die „Lehre von den Tonempfin-
dungen", zuerst 1862 und zum Viertenmal 1877
Venedig huldigt der Cakharina Cvrnaro. von Hans Makart.