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Freimaurer - Lexikon

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Freimaurer
Lexikon: Freimaurer
Im 18. Jahrhundert, mit dem Beginn des Philosophierens uber
Selbstbewutsein und Verantwortlichkeit des Menschen, entstehen
zahlreiche geheime Gesellschaften bzw. Geheimbunde. Einer der
bekanntesten ist der Bund der Freimaurer. Der Freimaurerbund ist
entstanden aus der Tradition der spatmittelalterlichen Gilden der
Maurer und Steinmetze, deren Symbolik er sich auch bedient
(Winkelma, Zirkel, Hammer, Kelle ...). Der Begriff "Freimaurer"
enstand, da sich die Steinmetze und Maurer im Gegensatz zu den
lokal gebundenen Zunften uberall, wo groe Steinbauten (z.B.
Dome) entstanden, zeitlich begrenzt niederlieen. Diese Zunfte
sonderten sich von den ubrigen Handwerkern ab und huteten ihr
Wissen als Geheimnis. Mit der Zeit nahm man auch Nicht-Handwerker
auf, so dass aus der Handwerkergilde eine Art Geheimgesellschaft
wurde. Die Freimaurerei ist keine Religion oder
Glaubensgemeinschaft, sie ist vielmehr ein ethischer Bund.
Freimaurer streben moralische Vervollkommnung, geistige
Vertiefung sowie die Pflege echter Menschlichkeit an. Sie treten
fur Toleranz und Menschnwurde ein. Organisiert in Logen und
Grologen , sind sie bis heute weltweit uber alle Lander mit
freiheitlicher Verfassung verbreitet.
Die Urspunge der Freimaurer
Ursprung, Brauchtum und Symbole der Freimaurer gehen auf die
mittelalterlichen Steinmetzbruderschaften zuruck. Diese
mittelalterlichen Bauleute mussten frei geboren sein, d.h. frei
von Leibeigenschaft und feudaler Abhangigkeit. Um Dome und
Kathedralen errichten zu knnen, genossen sie eine fur das
Mittelalter auerordentlich seltene Freizugigkeit. Geschutzt
durch papstliche Bulle und zahlreiche Privilegien, gaben sie sich
schon fruh eine eigene Berufsordnung. Die Werkstatten der
Baumeister, die auch als Versammlungsort dienten, nannte man
"lodge", in deutscher bersetzung "Loge". Streng huteten die
Steinmetze und Maurer die Geheimnisse ihrer Kunste.
Als im 17. Jahrhundert die groen Dombauten allmahlich ein Ende
fanden, entwickelte sich neben der "Werkmaurerei" immer mehr eine
"spekulative Freimaurerei". Das bedeutet: man begann in den
Bauhutten auch geistig zu arbeiten, sich Gedanken uber Gott und
die Welt zu machen. Die Bauhutten bzw. Logen wurden
erstaunlicherweise bald auch zum Treffpunkt fur Nicht-Maurer wie
z.B. rzte, Schriftsteller, Adelige, Theologen ... Durch diese
Unterwanderung von anderen Berufsgruppen wandelten sich die Logen
allmahlich zu einer mehr geistigen, d.h. symbolisch bauenden
Gemeinschaft.
Vier solcher Freimaurerlogen schlossen sich 1717 in London zu
einer Grologe zusammen. Dieses Datum gilt heute als Beginn der
Freimaurerei. Bereits 1723 gaben sich die Freimaurer mit den
sogenannten "Alten Pflichten" eine Verfassung, die bis heute
Gultigkeit hat. Im 18. Jahrhundert breitete sich die Freimaurerei
uber ganz Europa aus. Die erste deutsche Loge wurde 1737 in
Hamburg gegrundet. Viele bekannte Persnlichkeiten der damaligen
Zeit, u.a. Kunstler, Philosophen und Politiker, gehrten den



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Freimaurern an, z.B. Goethe, Herder, Lessing, Mozart, Friedrich
der Groe, Voltaire ... Die Beruhmtheit der Genannten gibt
bereits einen Eindruck von der gesellschaftlichen und geistigen
Bedeutung der Freimaurerei in jener Zeit. Als bedeutendste
Organisation der deutschen Freimaurer entstanden die drei
preuischen Grologen (deren einer fast alle Hohenzollern seit
Friedrich dem Groen angehrten).
Beruhmte Freimaurer
Viele beruhmte Persnlichkeiten, darunter Dichter, Philosophen,
Musiker, Maler, aber auch Politiker, Naturwissenschaftler und
Forscher, gehrten bzw. gehren den Freimaurern an. Ihre
bedeutendsten Vertreter hatte die Freimaurerei zur Zeit der
Aufklarung, besonders unter den Vatern der amerikanischen und
Franzsischen Revolution und deren Verfassungen, aber auch unter
dem liberalen Beamtentum der preuischen Reformzeit.
Name Beruf / Tatigkeit
Friedrich II., der Groe (*1712, + 1786) Preuischer Knig
Lessing, Gotthold Ephraim (* 1729, + 1781) Deutscher Schriftsteller und
Philosoph
Washington, George (*1732, + 1799) Erster Prasident der USA
Hayn, Josef (*1732, + 1809) Osterreichischer Komponist
Goethe, Johann Wolfgang von (*1749, + 1832) Deutscher Dichter,
Naturforscher und Staatsmann
Mozart, Wolfgang Amadeus (* 1756, +1781) Osterreichischer Komponist
Bolivar, Simon (*1783, + 1813) Sudamerikanischer Unabhangigkeitskampfer und
Nationalheld
Wilhelm I. (*1797, + 1888) Knig von Preuen und erster Deutscher Kaiser
Garibaldi, Guiseppe (*1807, +1882) Italienischer Freiheitskampfer
Liszt, Franz (*1811, +1886) Deutscher Pianist und Komponist
sterreichisch-ungarischer Herkunft
Ford, Henry (*1863, +1947) US-amerikanischer Industrieller,
Begrunder der Ford Motor Company
Churchill, Sir Winston (*1874, +1977) Englischer Staatsmann,
1940-1945 Premier- und Verteidigungsminister
Chagall, Marc (*1887, +1985) Franzsischer Maler russischer Herkunft
Chaplin, Charlie (*1889, *1977) Britischer Filmschauspieler, Drehbuchautor
und Produzent
Lindbergh, Charles (*1902, +1974) Amerikanischer Flugpionier, der
als erster den Atlantik uberquerte
Armstrong, Neil (*5.8.1930) Amerikanischer Astronaut (Apollo 11),
der als erster den Mond betrat
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Grundsatze und Ziele der Freimaurer
Die Freimaurerei hat das Ziel, ihre Mitglieder durch bruderliche
Gemeinschaft in der Loge, besonders durch die "rituelle
Tempelarbeit" , zu sittlicher und geistiger Vervollkommnung und
echter Menschlichkeit anzuleiten. Die Mannner - die Freimaurerei
ist ein reiner Mannerbund - sollen sich dann an ihrem Platz in
Leben und Gesellschaft entsprechend verhalten. Die Freimaurer
treten fur Freiheit, Menschenwurde, Nachstenliebe, Toleranz und
soziale Gerechtigkeit ein. Sie stehen auch fur demokratische
Freiheiten und die Durchschaubarkeit von Machtverhaltnissen ein.
In Diktaturen sind sie wegen ihres Eintretens fur Geistesfreiheit
verboten. Die Freimaurerei tritt auerdem fur die berwindung der
nationalen und konfessionellen Gegensatze ein.
Ihren Zielen und ihre Zusammensetzung nach ist die Freimaurerei
stets eine Organisation des liberalen Burgertums gewesen und auch
bis heute geblieben. In ihrem Kern ist sie ein ethischer Bund,
nicht etwa eine Religion oder Glaubensgemeinschaft. Das Wesen des
Freimaurerbundes besteht in der Einhheit von leitender Idee,
bruderlicher Gemeinschaft und symbolisch-rituellem Erlebnis.
Freimaurer sind sich bewusst, dass die Werte, zu denen sie sich
bekennen, immer neu belebt und konkretisiert werden mussen. Sie
verzichten jedoch auf politische Programme und gesellschaftliche
Utopien. Die Logen sollen vielmehr die Statte sein, an der durch
Information und gemeinsames Nachdenken verantwortliches
persnliches Handeln vorbereitet wird.
Die Logen der Freimaurer
Die einzelnen Freimaurer schlieen sich in Logen zusammen, die
wiederum national in Grologen oder Landeslogen verbunden sind.
Der Weltfreimaurerbund ist der Zusammenschluss einiger, nicht
jedoch aller Logen. An der Spitze einer Loge steht der
Logenmeister ("Meister vom Stuhl"); die Grologen werden durch
Gromeister geleitet. Rund 6 Millionen Logenbruder sind in uber
130 Landern in 40 000 Logen organisiert.
Jede einzelne Loge ist fur sich allein selbstandig. Sie wahlt
jahrlich aus ihrer Mitte den Beamtenrat (Meister vom Stuhl und
Stellvertreter, zwei Aufseher und je einen Schriftfuhrer, Redner
und Schatzmeister) und ist fur die Aufnahme und Schulung neuer
Mitglieder verantwortlich. Sie unterwirft sich bestimmten
Grundsatzen, nimmt z.B. nur Manner auf und bekennt sich zur
Verschwiegenheit.
Der Grundsatz der Freimaurerei heit: "Erkennen durch Erleben".
Die Erkenntnisstufen, die in den Logen durchlaufen werden, werden
durch drei Grade symbolisiert: Lehrling, Geselle und Meister:
"Der Lehrling schaue in sich", "Der Geselle schaue um sich" und
"der Meister schaue uber sich". Wahrend die vor allem in
Deutschland verbreiteten, nach dem Schutzheiligen der Steinmetzen
benannten "Johanneslogen" keine weitere Gradeinteilung kennen,
haben die schottischen, nach dem Schutzheiligen ihres Landes
benannten "Andreaslogen" eine bis zu 33 Graden aufsteigende
Hierarchie (Hochgrad-Freimaurerei); sie sind hauptsachlich in den
angelsachsischen Landern verbreitet.
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Die Loge ist die Grundlage des freimaurischen Wirkens. Sie ist
das Zentrum der geistigen Arbeit, Ort der Begegnung und
Besinnung. Als Zeichen engster Verbundenheit nennen sich die
Freimaurer untereinander Bruder. Die Freimaurerei ist aus
Tradition ein reiner Mannerbund. Am geselligen Leben der Logen
nehmen jedoch auch die Familienmitglieder teil.
Die Rituale der Freimaurer
Zentrum der freimaurischen Tatigkeit und zugleich Gegenstand der
Spekulationen und Kontroversen sind die mit Schweigen und einem
Geheimnis umgebenen Rituale der Freimaurer in den Statten der
Zusammenkunft. Das Ritual ist der Versuch, durch das bewusste
Nacherleben einer mglichst prazisen aueren Ordnung eine innere
Ordnung im Menschen anzuregen. Die rituellen Arbeiten finden in
einem besonders eingerichteten Raum statt, der nach dem Grundriss
des sagenumwobenen Tempels Knig Salomons aufgebaut ist und
ebenfalls als "Tempel" bezeichnet wird.
Vom Westen aus zuganglich, ist der Tempel in der Ordnung der
Himmelsrichtungen klar gegliedert:
Im Osten ist der Platz des Meisters vom Stuhl als Leiter der
Logenarbeit. Ihm gegenuber sind im Westen die beiden Aufseher
plaziert, die mit dem Meister zusammen die rituelle Arbeit durch
Rede und Gegenrede gestalten. Im Norden und Suden befinden sich
auf den Kolonnen (Sitzreihen) die ubrigen Logenbruder.
Weitere Funktionstrager der Loge sind z.B. der Redner, der mit
seinen Beitragen die geistige Arbeit anregt sowie der
Zeremonienmeister, der fur einen wurdigen aueren Ablauf der
Tempelarbeit sorgt.
Die "rituellen Arbeiten" der Freimaurer, die ihren Ursprung in
den mittelalterlichen Bauhutten haben, dienen
der Einfuhrung neuer Mitglieder in die Gemeinschaft
der Vertiefung menschlicher Bindungen innerhalb der Bruderschaft
der Besinnung auf die moralischen Normen des Freimaurerbundes
der Sammlung und Erbauung des einzelnen Bruders
Die feierliche Einrichtung des Tempels sorgt fur eine Stimmung,
die entscheidend zur Erlebnisfahigkeit des Einzelnen beitragt.
Erst das Abschalten vom Alltagsleben und dei Besinnung auf
ethische Ziele erlauben es dem Freimaurer, mit den Werkzeugen
"geistigen Bauens" umzugehen. Das freimaurische Ritual kennt bei
der Beschreibung und Interpretation der Werkzeuge keine
vorgefassten Erklarungen. Jeder Bruder erarbeitet sich seine
individuellen Symbolerklarungen selbst.
Die Symbole der Freimaurer
Symbole spielen eine wichtige Rolle in der Freimaurerei. Die
Interpretation von Symbolen ist Sache des einzelnen Freimaurers.
Es gibt zwar Anhaltpunkte fur die Deutung, aber es besteht keine
Vorschrift, die besagt, dass bestimmte Symbole nur diese oder
jene Bedeutung haben. Die Symbole sind im Wesentlichen aus der
Werkmaurerei der mittelalterlichen Dombauer hervorgegangen.
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Jedes Werkzeug, jedes Gerat im Tempel, hat seine eigene
symbolische Bedeutung, denn Symbole sind anschaulicher und
einpragsamer als Sprache. Symbole wie z.B. Zirkel und Winkelma
haften als sinnliche Bilder fest im Gedachtsnis und sind den
Freimaurern aller Rassen und Nationen in gleichem Mae
verstandlich. Durch ihre Symbolik gelingt es der Freimaurerei, zu
den "Brudern" der unterschiedlichsten Nationen in einer Sprache
zu reden und Ihnen ein inneres Erlebnis zu vermitteln, ein
Geheimnis, das sich nur im Bild vermitteln lasst.
Das Winkelma steht fur Aufrichtigkeit, Geradheit, Gerechtigkeit,
Recht und Pflicht und fur sittliches Handeln allgemein.
Der Zirkel gilt als Instrument der entwerfenden und abwagenden
Intelligenz, aber auch als Symbol der Bruderlichkeit und des
Dienstes am Menschen.
Die Darstellung von Zirkel und Winkel symbolisiert das
Gleichgewicht der geistigen und materiellen Krafte.
Das Symbol des rauen, unbehauenen Steins steht fur den Freimaurer
selbst auf dem Weg zur Vervollkommnung.
Das Geheimnis der Freimaurer
Wegen Ihrer zahlreichen Symbole und Rituale galt die Freimaurerei
lange Zeit als Geheimbund und war den Anfechtungen und
Verfolgungen ihrer Gegner, die meist der katholischen Kirche
angehrten, ausgeliefert. Dabei ist die Freimaurerei keineswegs
eine Geheimorganisation: Ihre Organisation, ihre Ziele, ihre
Einrichtungen und Statute sind allgemein bekannt. Auch versammeln
sich die Logen nicht im Verborgenen. Jedes Adressbuch verzeichnet
ihren Sitz.
Die Freimaurerei ist vielmehr eine geschlossene Gesellschaft, was
bedeutet: Die Freimaurer sind gehalten, uber Symbolik und
Brauchtum Verschwiegenheit zu bewahren. Freimaurer verschweigen
jedoch nichts zum Nachteil anderer. Sie schatzen Verschwiegenheit
als eine hohe Mannestugend. Goethe spricht die Verschwiegenheit
in einem seiner Logengedichte an:
"Niemand soll und wird es schauen,
Was einander wir vertraut,
denn auf Schweigen und Vertrauen
ist der Tempel aufgebaut!"
Auerdem wollen die Freimaurer durch Verschwiegenheit und
Abgeschlossenheit der Tempelarbeit gegenuber der Auenwelt ihr
tradiertes Brauchtum vor der profanen Offentlichkeit schutzen.
Sie furchten, dass Ideen, die ruckhaltlos der Allgemeinheit
offenbart werden, erniedrigt und mit Fuen getreten werden.
Die Freimaurer heute
Die Freimaurer haben heute weltweit etwa 6 Millionen Mitglieder,
die in 40 000 Logen arbeiten. In Deutschland wurde die
Freimaurerei, die 1933 ca. 76 000 Mitglieder zahlte, vom
Nationalsozialismus unterdruckt und verfolgt. Danach lebte sie
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wieder auf. 1949 schlossen sich 194 Logen mit humanitaren
Hintergrund in der Frankfurter Paulskircke zur "Vereinigten
Grologe der Freimaurer von Deutschland" zusammen. Die
christliche "Groe Landesloge der Freimaurer von Deutschland"
verband sich mit ihr 1958 in den "Vereinigten Grologen von
Deutschland, Bruderschaft der deutschen Freimaurer". Diese
umfasst etwa 20 000 Mitglieder (in den alten Bundeslandern).
Das Verhaltnis zwischen Katholischer Kirche und Freimaurerei ist
auch heute noch gespannt, d.h. zum Beispiel: die gleichzeitige
Zugehrigkeit zur Katholischen Kirche und zur Freimaurerei ist
ausgeschlossen. Mit anderen christlichen Bekenntnissen, z. B. mit
der Evangelischen Kirche, hat die Freimaurerei weniger
Schwierigkeiten.
Literatur
D. A. Binder Die Freimaurer. Ursprung, Rituale und Ziele einer
diskreten Gesellschaft. . Herder Verlag Freiburg 1998
A. Giese Die Freimaurer. Bhlau Verlag 1998
Horst Kischke Die Freimaurer. 1999

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