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Psammetich I.

1. altägyptischer König der 26. Dynastie

Psammetich I. (assyrisch Nabu-šēzibani, Pišamilki. Tušamilki; Thronname Wahibre) regierte von 664–610 v. Chr. als Pharao (König) und Begründer der 26. Dynastie (Saïten-Dynastie).

Namen von Psammetich I.

Relief-Darstellung Psammetichs I. im Grab des Pabasa
Horusname
G5
aA
ib Z1
Aa-ib
ˁ3-jb
Mit großem Willen
Nebtiname
G16
V30
D36
Neba
Nb-ˁ
Neb-a
Goldname
G8
N29
N35
D40
Kenu
Qnw
Kenu
Thronname
M23
X1
L2
X1
rawAHib
Wah-ib-Re
W3ḥ-jb-Rˁ
Stark ist das Herz (der Wille) von Re
Eigenname
p
z
mT
k
Psammetich
Psmṯ [j] k
Der Mischweinverkäufer
Griechisch
bei Manetho
Ψαμμήτιχος (Psammetichos)
Psammouthis

Psammetich I. war zu Lebzeiten seines Vaters Necho I. von 667–664 v. Chr. in Athribis (assyrisch Ḫatḫariba) als Gaufürst tätig gewesen. Assyrien versuchte mit dieser Maßnahme, den Einfluss im Nildelta militärisch zu sichern. Entgegen assyrischer Berichte, die eine Kontrolle über ganz Ägypten verlautbaren ließen, beherrschte Assyrien nur die unterägyptischen Gebiete.

Seine Krönung zum Pharao wurde gleichzeitig mit dem Beginn seines ersten Regierungsjahres am zweiten Tag des altägyptischen Mondkalenders (2. Achet I; 29. Januargreg.) des Jahres 664 v. Chr. vorgenommen.[1]

Psammetich I. als assyrischer Statthalter

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Als Pharao Tanotamun (25. Dynastie) nach dem Tod von Taharqa 664 v. Chr. das Nildelta angriff, um die assyrische Herrschaft zu beenden, starb Necho I. als assyrischer Statthalter von Sais. Psammetich I. floh nach der Niederlage seines Vaters zunächst nach Syrien. Dort übertrug der assyrische König Assurbanipal ihm als Nachfolger von Necho I. die Statthalterschaft über Ägypten.[2]

Aufgrund der Inbesitznahme des Nildeltas durch Tanotamun folgte in Memphis eine Zusammenkunft, um über die weiteren Schritte zu beraten. Pakruru vertrat in dieser Friedensverhandlung die Interessen aller Nildeltafürsten. Psammetich I. und Assurbanipal hatten in der Zwischenzeit ein gemeinsames Heer aufgestellt, um die Rebellion Tanotamuns niederzuwerfen. Assurbanipal rückte daher 663 v. Chr. gemeinsam mit Psammetich I. gegen Tanotamun vor.[2]

Nach der Einnahme von Unterägypten verfolgte Assurbanipal Tanotamun bis nach Theben (assyrisch Ni'a), das er anschließend „zerstört und geplündert“ haben will. Tanotamun musste sich kurzfristig an die Grenzen Oberägyptens zurückziehen, kehrte jedoch in der Folgezeit wieder in die thebanischen Gebiete zurück. Assurbanipal übertrug nach seinem Sieg Psammetich I. die Aufgabe, die Fürsten des Nildeltas zu vereinen und unter seine Führung zu stellen.

Herrschaft

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Als das assyrische Reich durch Rebellionen in Babylon und Elam ab dem Jahr 660 v. Chr. geschwächt wurde, befreite er mit Hilfe des Königs Gyges von Lydien und griechischer Söldner Unterägypten von der assyrischen Vorherrschaft. Die Vereinigung Unter- und Oberägyptens gelang ihm in seinem neunten Regierungsjahr, kurz nach dem Tod von Tanotamun. Montuemhat veranlasste, dass Psammetichs Tochter Nitokris I. am 12. Märzgreg. (15. Achet II) 656 v. Chr. als Gottesgemahlin des Amun adoptiert wurde und den neuen Namen Schepenupet III. erhielt.

Er festigte die im Krieg gegen Assyrien entstandene Nordostgrenze des ägyptischen Reichs, indem er ionische und karische Söldner bei Pelusion in permanent bestehenden Lagern stationierte und die Grenzen befestigen ließ. Diese Befestigung erfolgte durch den Ausbau dreier großer Militärgarnisonen (Daphnae, Marea, Elephantine). Er machte die Stadt Sais im Westen des Nildeltas zur neuen ägyptischen Hauptstadt.

Während der folgenden Jahre versuchte Psammetich I., gesellschaftliche Fehlentwicklungen durch die Wiedereinführung alter ägyptischer Ordnungen zu bewältigen. Dies führte jedoch zu starken Widerständen von Seiten der alten Beamten- und Priesterfamilien, die auf der Erblichkeit ihrer Ämter oder ihrer Landbesitzungen bestanden. Weiterhin versuchte er, einen verlässlichen Beamtenstand neu zu erschaffen.

 
Amulett in Form eines Gegengewichts, das den Namen Psammetichs I. trägt (Louvre, Paris)

Aus der in den Rylands Papyri veröffentlichten Bittschrift des Priesters Peteese geht jedoch hervor, dass der Egoismus der Beamten und Priester so stark war, dass dieses Unterfangen scheiterte. Psammetich I. konnte sich nur auf das Heer als staatserhaltende Macht stützen. Da das Heer zu einem großen Teil aus griechischen Söldnern bestand, war seine Regierungszeit der Beginn einer Epoche starken griechischen Einflusses in Ägypten.

Aus der Inschrift einer Serapeum-Stele geht hervor, dass am 7. Januargreg. (20. Schemu IV) der Apis-Stier verstarb, der zuvor im 26. Regierungsjahr von Taharqa am 4. Septembergreg. (9. Peret IV) 666 v. Chr. geboren wurde. Im 53. Regierungsjahr von Psammetich I. wurde ein weiterer heiliger Apis-Stier am 8. Juligreg. (24. Peret II) 612 v. Chr. geboren. Er verstarb am 16. Februargreg. (6. Achet II) 595 v. Chr. im 16. Regierungsjahr von Necho II.

Der Prozess der inneren Reorganisation des Staates wurde 28 Jahre nach dem Regierungsantritt des Pharaos durch eine äußere Bedrohung unterbrochen, die vom Niedergang des assyrischen Reiches und der Expansion des neubabylonischen Reiches ausging. Trotzdem gelang es Psammetich I. das Land zu einem neuen Aufschwung des Handels und zu einer großen kulturellen Blüte zu bringen, wie es sie seit 500 Jahren nicht mehr gegeben hatte.

Einen im Jahr 628 v. Chr. beginnenden Versuch des assyrischen Reiches, Ägypten wieder unter seine Kontrolle zu bringen, konnte er 627 v. Chr. abwehren. Im Jahr 616 v. Chr. unterstützte er mit Truppen das bereits sehr geschwächte Assyrien im Kampf gegen die Babylonier. Er sah in Babylon eine Gefahr für Ägypten und wollte Assyrien als eine Pufferzone erhalten.

Tod von Psammetich I.

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Der assyrische König Aššur-uballiṭ II. sah sich 610 v. Chr. verstärkten Angriffen des babylonischen Königs Nabopolassar ausgesetzt, der seit Juni (Simanu) auf seinem Vormarsch zahlreiche assyrische Ortschaften eroberte. Aššur-uballiṭ II., der sich immer weiter zurückziehen musste, hatte Ägypten daher wohl um militärische Hilfe ersucht. Psammetich I. verstarb in seiner im östlichen Nildelta gelegenen Garnison Daphne, wahrscheinlich bei den Vorbereitungen seines Feldzuges nach Assyrien. Die Einbalsamierung von Psammetich I. soll ebenfalls noch in Daphne vorgenommen worden sein.[3]

Der ungefähre Todeszeitpunkt von Psammetich I. konnte unter anderem mittels des Berichtes über die Sonnenfinsternis vom 23. September 610 v. Chr. datiert werden. Die erste belegte Verlautbarung von Necho II. stammt vom 24. Augustgreg.; Psammetichs Tod wird daher wohl kurz davor erfolgt sein. Das von den Ägyptern selten dokumentierte Ereignis ereignete sich am frühen Vormittag des 12. Schemu I.[4] Der Kernschatten verlief allerdings über Spanien und Frankreich, weshalb im Alten Ägypten das Naturschauspiel den Charakter einer partiellen Sonnenfinsternis hatte. Die Besonderheit an diesem Ereignis stellt der zeitgleiche Beginn des Amun-Re-Festes in Theben dar, weshalb die Verfinsterung als negatives Omen gedeutet wurde. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Necho II. das Amt des Pharao.

Anekdote

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Herodot berichtet,[5] dass Psammetich die Ursprache des Menschen herausfinden wollte. Aus diesem Anlass ließ er zwei Kinder isoliert von einem Schäfer aufziehen, der mit ihnen nicht sprechen durfte. Nach zwei Jahren sagten sie bekos, was auf Phrygisch „Brot“ bedeutet haben soll. Daher wurde angenommen, Phrygisch sei die älteste Sprache. Das Experiment wurde im 13. Jahrhundert von dem italienischen Chronisten und Franziskaner Salimbene von Parma verwendet, um Kaiser Friedrich II. zu verunglimpfen.[6]

Statuenfund

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Bergung eines Bruchstücks der Kolossalstatue Psammetichs I. aus El Matariya

Im März 2017 wurden in einer Schlammgrube im Kairoer Stadtteil El Matariya, wo sich die antike Stadt Heliopolis befunden haben soll, größere Bruchstücke einer Quarzit-Statue gefunden.[7] Nachdem zuerst vermutet worden war, es handele sich um eine Darstellung von Ramses II., deutet nach einer ersten Untersuchung eine Aufschrift, die auf Nebaa lautete, auf Psammetich I. hin, der als einziger Pharao diesen Nebtinamen geführt hat.[8][9][10] Später sind im September 2017 bei Grabungen auf dem Gelände des Tempels von Heliopolis neben Fragmenten einer Kolossalstatue von Ramses II. und weiteren Funden auch weitere Teile der Psammetich-Statue entdeckt worden. Durch diese neuen Funde kann nunmehr mit Sicherheit gesagt werden, dass die Quarzit-Figur Psammetichs den stehenden Pharao zeigt und ohne Basis etwa neun Meter hoch war.[11]

Literatur

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  • James Henry Breasted: Geschichte Ägyptens. Phaidon, Zürich 1936 (Reprint der Ausgabe 1957: Parkland-Verlag, Köln 2001, ISBN 3-89340-008-7).
  • Leo Depuydt: Saite and Persian Egypt, 664 BC–332 BC (Dyns. 26–31, Psammetichus I to Alexander’s Conquest of Egypt). In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section 1: The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden / Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 265–283, doi:10.1163/9789047404002 (Scan – Internet Archive).
  • Alan H. Gardiner: Geschichte des Alten Ägypten. Weltbild, München 1993, ISBN 3-89350-723-X.
  • Albert Kirk Grayson: Assyria 668–635 BC: The Reign of Ashurbanipal. In: John Boardman: The Assyrian and Babylonian Empires and other states of the Near East, from the eighth to the sixth centuries B.C. Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 0-521-22717-8, S. 142–161.
  • Wolfgang Helck: Geschichte des Alten Ägypten. Brill, Leiden 1968, ISBN 90-04-06497-4.
  • Friedrich Karl Kienitz: Die politische Geschichte Ägyptens vom 7. bis zum 4. Jahrhundert vor der Zeitwende. Akademie-Verlag, Berlin 1953.
  • Susanne Martinssen-von Falck: Die großen Pharaonen. Vom Neuen Reich bis zur Spätzeit. Marix, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-7374-1057-1, S. 206–212.
  • Diana Alexandra Pressl: Beamte und Soldaten: Die Verwaltung in der 26. Dynastie in Ägypten (664–525 v. Chr.). Lang, Frankfurt 1998, ISBN 3-631-32586-X.
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 200–201.

Dokumentarfilme

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Commons: Psammetich I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. John H. Hays: The Beginning of the regnal Years in Israel and Judah. In: John Andrew Dearman, Matt Patrick Graham: The land that I will show you: Essays on the History and Archaeology of the Ancient Near East in honour of James Maxwell Miller. Sheffield Academy Press, Sheffield 2001, ISBN 1-84127-257-4, S. 99.
  2. a b Anthony Spalinger: Psammetichus, King of Egypt: I. In: Journal of the American Research Center in Egypt. Band 13. 1976, S. 133.
  3. M. Smith: Did Psammetichus I Die Abroad? In: Orientalia Lovaniensia Periodica. (OLP) Band 22, 1991, S. 101–109.
  4. Der 23. September entspricht dem 30. September im proleptisch-julianischen Kalender; NASA-Dokumentation der Sonnenfinsternis im astronomischen Jahr -609 (610 v. Chr.); vgl. dazu Rolf Krauss: Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens. Gerstenberg, Hildesheim 1985, S. 174.
  5. Herodot: Historien. Buch II. 2.
  6. Wolfgang Stürner: Friedrich II. Teil 2: Der Kaiser 1220–1250. Primus-Verlag, Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-025-5, S. 449.
  7. Kairo: Archäologen finden riesige Pharaonen-Statue. In: Spiegel Online. 10. März 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
  8. Pharaonen-Statue: Es ist doch nicht Ramses. In: Spiegel Online. 17. März 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
  9. Aiman Ashmawy, Dietrich Raue: Eigentlich abgeschlossen. Ägyptisch-deutsche Grabungen im Areal 200 Suq el-Khamis von Heliopolis. In: Amun. Magazin für die Freunde der Ägyptischen Museen. Band 55. Leipzig 2017, ISSN 2196-8942, S. 4–11 (ScanIssuu).
  10. Aiman Ashmawy, Dietrich Raue: Héliopolis en 2017: les fouilles égypto-allemandes dans le temple du soleil à Matariya/Le Caire. In: Bulletin de la Société Française d’Égyptologie. (BSFE) Band 197. Paris 2017, ISSN 0037-9379, S. 29–45.
  11. Nach Sensation in Kairo: Weitere bedeutende Funde freigelegt. Pressemitteilung 255 vom 11. Oktober 2017. In: uni-leipzig.de, abgerufen am 4. März 2019.
VorgängerAmtNachfolger
Necho I.Pharao von Unterägypten
664–657 v. Chr.
Necho II.
TanotamunPharao von Ägypten
656–610 v. Chr.
Necho II.