Wilfersdorf (Niederösterreich)
Marktgemeinde Wilfersdorf
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mistelbach | |
Kfz-Kennzeichen: | MI | |
Fläche: | 30,47 km² | |
Koordinaten: | 48° 35′ N, 16° 39′ O | |
Höhe: | 190 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.073 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 68 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2193 | |
Vorwahl: | 02573 | |
Gemeindekennziffer: | 3 16 54 | |
NUTS-Region | AT125 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Marktplatz 12–16 2193 Wilfersdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Josef Tatzber (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (21 Mitglieder) |
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Lage von Wilfersdorf im Bezirk Mistelbach | ||
Marktplatz mit Blick Richtung Norden und der Pfarrkirche im Hintergrund | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Wilfersdorf ist eine Marktgemeinde mit 2073 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mistelbach in Niederösterreich.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wilfersdorf liegt im Weinviertel im nördlichen Niederösterreich an der Brünner Straße, einer alten Straßen- und Postverbindung zwischen Wien und Brünn. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 30,45 km², wovon 2,23 Prozent bewaldet sind.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet umfasst vier Ortschaften, die zugleich Katastralgemeinden sind (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
- Bullendorf (504)
- Ebersdorf an der Zaya (177)
- Hobersdorf (293)
- Wilfersdorf (1099)
Am 1. Jänner 1967 erfolgte die Eingemeindung von Hobersdorf nach Wilfersdorf[2], am 1. Jänner 1971 die Eingemeindung von Bullendorf und Ebersdorf an der Zaya.[3]
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eibesthal | Erdberg | Bullendorf |
Mistelbach | Maustrenk | |
Ebendorf | Hobersdorf | Kettlasbrunn |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Gemeindegebiet wurde eine Besiedlung in der frühen Bronzezeit und in der Römerzeit (2. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) nachgewiesen. Die erste urkundliche Erwähnung von Wilfersdorf ist aus dem 12. Jahrhundert überliefert, als das Dorf im Besitz der Maissauer war. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ging die Herrschaft auf die Kuenringer über. 1371 werden urkundlich wieder die Maissauer genannt, 1436 das Haus Liechtenstein.[4] Das Marktrecht von Wulfenstorf wurde erstmals in einem Urbar von 1514 genannt.[5]
1705 wurde der Ort durch einen Einfall der Kuruzzen in Mitleidenschaft gezogen.[4]
1884 gründeten 34 Männer die Freiwillige Feuerwehr Wilfersdorf.[6]
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs war die Gemeinde Wilfersdorf Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Truppen der Wehrmacht und der Roten Armee. Am 15. April 1945 wurde Wilfersdorf aus der Luft angegriffen, wobei mehrere Gebäude zerstört wurden. Im Zuge der Bodenkämpfe gelang es einer kleinen deutschen Panzereinheit drei Mal, die Sowjets über die Zaya zurückzuwerfen. In weiterer Folge stand der Ort drei Tage lang unter Artilleriebeschuss, wobei 35 % des Gebäudebestandes zerstört und zwei Zivilisten getötet wurden. Am 19. April 1945 marschierte die Rote Armee in Wilfersdorf ein. In Hobersdorf fielen bei Kampfhandlungen zwischen 17. und 19. April insgesamt 27 deutsche Soldaten, 11 Gebäude wurden durch Brand zerstört. In Bullendorf fielen bei Infanteriegefechten 25 Soldaten der Waffen-SS, sechs Rotarmisten und drei Zivilpersonen. Am 20. April besetzten die sowjetischen Soldaten Bullendorf. Es kam zu Plünderungen, schweren Übergriffen und Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Vergewaltigungen sind über einen Zeitraum von fast einem halben Jahr nach Einmarsch der Sowjets in Bullendorf bezeugt. Männer, welche die Verstecke von Frauen nicht verraten wollten, wurden erschossen. Durch die schlechte Versorgungslage brach der Typhus aus und forderte weitere Todesopfer. Erst im Herbst 1945 begann sich die Lage zu normalisieren.[7]
Im August 2016 wurden beim Bau der Nord Autobahn (A5) bei Bullendorf zwei mit 2,5 m Länge ungewöhnlich lange Stoßzähne und Wirbelknochen eines Ur-Mammuts geborgen. Die Fossilien werden auf eine Million Jahre alt geschätzt.[8]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 2.037 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 1.829 Einwohner, 1981 hatte sie 1.906 Einwohner und im Jahr 1971 2.086 Einwohner.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schloss Wilfersdorf: Das Schloss ist das Stammhaus des Hauses Liechtenstein und seit 1436 in ihrem durchgehenden Besitz. Es beherbergt eine Dauerausstellung zur Geschichte der Familie Liechtenstein – von Hugo von Liechtenstein (Mitte des 12. Jhdts.) bis zu Hans-Adam II., dem regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein – einem Spiegelbild österreichischer und europäischer Geschichte.
- Heimatmuseum Wilfersdorf: In einem Seitentrakt vom Schloss Wilfersdorf.
- Katholische Pfarrkirche Bullendorf Maria Königin
- Katholische Pfarrkirche Wilfersdorf hl. Nikolaus
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der FC Wilfersdorf wurde 1950 gegründet. Der Verein spielte in der Saison 2018/2019 in der 2. Klasse Weinviertel Nord. Der größte Erfolg gelang 1996/97 mit dem Meistertitel in der Unterliga. Sonstige Meistertitel: 1952/53 Meister in der 2. Klasse Erdölgebiet, 1983/84 und 1989/90 Meister in der 2. Klasse Zayatal.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2001 gab es 72 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten. Bei der Erhebung von 1999 gab es zudem 84 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort lag nach der Volkszählung 2001 bei 986. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 50,07 Prozent.
Öffentliche Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Wilfersdorf befinden sich zwei Kindergärten und eine Volksschule.[9]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP und 6 SPÖ. (19 Mitglieder)
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 11 ÖVP, 7 SPÖ und 1 FPÖ.[10]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP und 7 SPÖ.[11] (19 Mitglieder)
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 13 ÖVP und 8 SPÖ.[12]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 7 SPÖ und 2 FPÖ.[13]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 12 ÖVP, 8 SPÖ und 1 FPÖ.[14]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 ÖVP, 6 SPÖ und 1 FPÖ.[15]
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oktober 2000 bis April 2012: Anton Döltl (ÖVP)
- seit 2012: Josef Tatzber (ÖVP)
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Gold ein roter Schräglinksbalken, belegt mit einem schreitenden silbernen Wolf.“
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Söhne und Töchter der Gemeinde
- Anton Haizinger (1796–1869), Opernsänger (Tenor)
- Ernst Winkler (1899–1976), Politiker und Schriftsteller
- Josef Huber (1902–1965), in Ebersdorf an der Zaya geborener Politiker
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Manhartsberg. 7 von 34 Bänden. 7. Band: Sebarn bis Zwingendorf. Mechitaristen, Wien 1835, S. 216 (Wilfersdorf – Internet Archive; mit einem Nachtrag zum 6. Band: Schloßhof; c) Sebarn).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Webpräsenz der Gemeinde
- Schloss Wilfersdorf
- Wilfersdorf (Niederösterreich) in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 31654 – Wilfersdorf (Niederösterreich). Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 15. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3 MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022.
- ↑ Gemeindeänderungen ab 1945. Statistik Austria, S. 42. In: Änderungen in der Verwaltungsgliederung. Statistik Austria (ZIP, 1,3 MB; Inhalt PDF); abgerufen am 8. Juni 2022.
- ↑ a b DEHIO Niederösterreich nördlich der Donau. Berger, Wien 2010, ISBN 978-3-85028-395-3, S. 1289.
- ↑ Eigenverlag (Hrsg.): 1514-2014 - 500 Jahre Marktrecht Wilfersdorf. 7 - Schriftenreihe Museum Wilfersdorf. Eigenverlag, Wilfersdorf 2014.
- ↑ Chronik FF-Wilfersdorf. FF-Wilfersdorf, abgerufen am 18. April 2022.
- ↑ Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut (HGM/MHI), Militärgeschichtliche Forschungsabteilung (MilFoA), Studiensammlung, Bestand 1945, Schachtel 5, Fasz. 45/9, Gemeindeberichte Niederösterreich, Bezirk Mistelbach
- ↑ Ur-Mammut auf A5-Baustelle entdeckt. In: noe.orf.at. 29. August 2016, abgerufen am 17. Februar 2019.
- ↑ Schulen & Kindergärten. In: wilfersdorf.gv.at. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Wilfersdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 20. März 2020.