Saint-Omer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Saint-Omer
Saint-Omer (Frankreich)
Saint-Omer (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Pas-de-Calais (62)
Arrondissement Saint-Omer
Kanton Saint-Omer
Gemeindeverband Pays de Saint-Omer
Koordinaten 50° 45′ N, 2° 16′ OKoordinaten: 50° 45′ N, 2° 16′ O
Höhe 0–27 m
Fläche 16,40 km²
Einwohner 14.661 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 894 Einw./km²
Postleitzahl 62500
INSEE-Code
Website Saint-Omer

Saint-Omer (niederländisch Sint-Omaars) ist eine nordfranzösische Stadt mit 14.661 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pas-de-Calais und der Region Hauts-de-France. Seine Einwohner werden Audomarois genannt. Die nach dem heiligen Audomar benannte Stadt ist Verwaltungssitz des Arrondissements Saint-Omer und des Gemeindeverbands Pays de Saint-Omer.

Saint-Omer liegt ca. 45 km (Fahrtstrecke) südlich von Dünkirchen bzw. südöstlich von Calais; Boulogne-sur-Mer ist etwa 50 km in westlicher Richtung entfernt. Sie wird vom Fluss Aa durchquert, der unterhalb von Saint-Omer Richtung Nordsee für die Schifffahrt kanalisiert wurde. Die Fortsetzung dieses Wasserweges nach Südosten bildet der Canal de Neuffossé. Beide sind Teil des Großschifffahrtsweges Dünkirchen-Schelde. Die Gemeinde gehört zum Regionalen Naturpark Caps et Marais d’Opale. Das Klima wird in hohem Maße bestimmt durch die südliche Nordsee bzw. den Ärmelkanal.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1800 1851 1901 1954 1999 2021
Einwohner 20.109 22.054 20.867 19.280 15.747 14.661
Quellen: Cassini und INSEE

Die Bevölkerung der insgesamt eher agrarisch orientierten Stadt ist im 20. Jahrhundert infolge der Mechanisierung der Landwirtschaft und der damit zusammenhängenden Aufgabe von bäuerlichen Kleinbetrieben („Höfesterben“) deutlich zurückgegangen.

Das Wirtschaftsleben von Saint-Omer und seiner Umgebung ist landwirtschaftlich geprägt. Die Urbarmachung der Sümpfe des marais audomarois erlaubte die Viehzucht und den Gemüseanbau; darüber hinaus ist der Landstrich zu einer touristischen Attraktion geworden. Nicht zuletzt ist Saint-Omer ein wichtiger Sitz von Verwaltungen und Jurisdiktion.

Saint-Omer wurde erstmals im 7. Jahrhundert unter dem älteren Namen Sithieu erwähnt. Hier stiftete Adroald auf den Rat des heiligen Audomar (Saint Omer, von dem der Name der Stadt herrührt), des Bischofs von Thérouanne, die Abtei Saint-Bertin. Zu dessen erstem Abt setzte Audomar um 654 den Mönch Bertinus ein, nach dem das Kloster benannt wurde. Audomar stiftete bei dem Kloster eine Kirche und wurde hier um 670 begraben. Childerich III., der letzte fränkische König aus der Dynastie der Merowinger, starb um 755 in Saint-Omer. Die Normannen verwüsteten den Ort um 860 und 880, mussten aber bei einem um 890 erfolgten neuerlichen Angriff feststellen, dass Balduin II., Graf von Flandern, den Ort und das dortige Kloster mit für sie nicht überwindbaren Mauern umgeben hatte. 1071 erlitten Graf Arnulf III. von Flandern und König Philipp I. von Frankreich in der Nähe Saint-Omers in der ersten Schlacht von Cassel eine Niederlage durch Robert den Friesen. 1127 verlieh Wilhelm I. Clito dem Ort das Kommunalrecht.

Die Stadt gehörte zur Grafschaft Artois und mit dieser zu Burgund. 1469 schloss hier Herzog Siegmund von Österreich-Tirol, der mit den Schweizer Urkantonen auf Kriegsfuß stand, einen Vertrag mit Karl dem Kühnen, laut dem er Letzterem gegen die Zahlung von 50 000 Gulden Gebiete im Breisgau und Oberelsass verpfändete. 1493 kam die Stadt an die Spanischen Niederlande. Im Zuge der Neuordnung der Jurisdiktionen in den Siebzehn Provinzen wurde 1559 das Bistums gegründet. Es bestand bis zum Konkordat zwischen Napoleon und dem Heiligen Stuhl (1801).

Frankreich machte zwischen 1551 und 1596 vergebliche Angriffe auf Saint-Omer, ebenso während des Dreißigjährigen Kriegs in den Jahren 1638 (unter Kardinal Richelieu) und 1647. Schließlich eroberte der Herzog von Orléans 1677 die Stadt im Auftrag Ludwigs XIV., nachdem er sie 17 Tage belagert und den zum Entsatz anrückenden Prinzen Wilhelm von Oranien in der dritten Schlacht bei Cassel geschlagen hatte. Im Frieden von Nimwegen 1678 wurde sie von den Spanischen Niederlanden an Frankreich abgetreten. Noch 1683 klagte Vauban, Saint-Omer sei „noch nicht richtig deespaniolisiert“.[1]

Prinz Eugen und der Herzog von Marlborough belagerten Saint-Omer 1711 vergeblich. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde 1884 ein Denkmal für Jacqueline Robin errichtet, welche die hungernde Besatzung der Festung unter Lebensgefahr durch Lebensmittelzufuhr gerettet hatte.

Während der Restauration befand sich dort das aus etwa 6000 Mann bestehenden permanente Lager von Saint-Omer. Nach den Juliordonnanzen König Karls X. (1830) waren dessen Soldaten bereits gegen Paris aufgebrochen, um der Regierung beizustehen; da traf die Nachricht von der Julirevolution ein und die Truppen erklärten sich für die Sache des Volkes. Im Jahr 1892 wurde Saint-Omer als Festung aufgelassen. Die Stadt erlitt während des Ersten und Zweiten Weltkriegs große Zerstörungen.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kathedrale Notre-Dame
Kathedrale Notre-Dame, Mittelschiff, Wandaufriss
Blick auf die Kathedrale

Saint-Omer ist von den Kriegen des 20. Jahrhunderts weitgehend verschont geblieben und folglich die am besten erhaltene Stadt der Region.

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saint-Omer pflegt Partnerschaften zu folgenden europäischen Städten:

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Saint-Omer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jean-Christian Petitfils: Louis XIV. Ouvrage couronné par l’Académie française (= Marguerite de Marcillac [Hrsg.]: Collection tempus. Nr. 8). 6. Auflage. Éditions Perrin, Paris 2018, ISBN 978-2-262-07504-0, S. 455.
  2. Jennifer Schuessler: Shakespeare Folio Discovered in France. In: The New York Times. 25. November 2014 (nytimes.com), abgerufen am 26. November 2014.