Che Guevara

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Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt Che Guevara (* 14. Mai 1928 in Rosario, Argentinien; † 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien) war ein argentinischer Arzt und kubanischer Revolutionär, Politiker und Guerillaführer. Guevara begründete neben Mao Zedong theoretisch die Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes und versuchte mit wechselndem Erfolg, seine revolutionären Thesen auch in die Praxis umzusetzen.

Während seine Anhänger in ihm den „vollkommensten Menschen unserer Zeit“ (Jean-Paul Sartre) sehen, bezeichnen Kritiker ihn, unter anderem wegen seiner Tätigkeit in den Revolutionsgerichten, als Massenmörder.

Sein Übername Che kommt von dem in Südbolivien, Argentinien, Paraguay und Uruguay gebräuchlichen Anrede-Partikel „Che“. In Guatemala wurde er zum ersten Mal so genannt.

Che Guevara-Wandbild auf Kuba

Leben

Kindheit, Jugend, Studium

Ernesto Guevara wurde am 14. Mai 1928 als Kind von Celia de la Serna Llosa und Ernesto Guevara Lynch geboren. Als Geburtsdatum wird meist der 14. Juni 1928 angegeben. Um zu vertuschen, dass sie bei ihrer Hochzeit schon im dritten Monat schwanger war, ließ Guevaras Mutter von einer befreundeten Ärztin das Datum auf der Geburtsurkunde um einen Monat verschieben, da im siebten Schwangerschaftsmonat geborene Kinder keine Seltenheit waren.

Ernesto Che Guevara, der in Lateinamerika von vielen Menschen als eine „Ikone“ des südamerikanischen Patriotismus angesehen wird, entstammte einer großbürgerlichen Familie aus der argentinischen Oligarchie. Anders als viele andere oligarchische Familien grenzten sich die Eltern des jungen Ernesto nicht gegen sozial schwächere Schichten ab. Sie vertraten fortschrittliche, freiheitliche und tolerant sozialliberale Positionen, die für manche andere Angehörige der Oligarchie eine Provokation darstellten.

Der junge Ernesto erlitt im Alter von 2 Jahren seinen ersten Asthma-Anfall. Das Asthma blieb eine lebenslange Krankheit Guevaras, die sich prägend auf seine Persönlichkeit und Entwicklung auswirkte. 1932 zieht die Familie auf ärztlichen Rat in das nahegelegene Städtchen Alta Gracia. Es heißt, die Eltern seien mit dem kleinen Ernesto bisweilen in die klimatisch heilsamen Berge von Córdoba gefahren, unter anderem in das damals luxuriöse Edén Hotel von La Falda.

In seiner Kindheit war Ernesto schon Wortführer einer Kinderclique, die sich aus den verschiedenen sozialen Schichten seiner Umgebung zusammensetzte. Die soziale und charismatische Ader Ernestos wurde von seinen Eltern gefördert. Trotzdem war Ernesto ein oft in sich gekehrter und ernsthafter Junge, der sich schon früh für Literatur interessierte. Dieses Interesse verlor er auch nicht, als er, wohl auch durch sein Asthma-Leiden motiviert, Medizin an der Universidad Nacional de Córdoba mit dem Schwerpunkt Lepraleiden studierte.

Während seiner berühmten Motorradreise (Latino Américana) zusammen mit seinem Freund Alberto Granado, welche ihn u.a. durch Bolivien, Peru und Venezuela führte, gewann Ernesto einen Eindruck der sich z.T. in völliger wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit befindlichen lateinamerikanischen Länder Südamerikas. Im Rahmen dieser Reisen entwickelte der junge Che ein politisches Bewusstsein und formte sein vom Marxismus geprägtes Weltbild. Bereits in seiner Jugend war er allerdings - entgegen anderslautenden Legenden - politisch aktiv, besonders im Hinblick auf die Herrschaft Peróns in Argentinien.

Unter dem Eindruck der unterdrückten Völker Südamerikas reifte der Entschluss, sich persönlich für die Interessen der südamerikanischen Bevölkerung einzusetzen. Während Granado in Venezuela blieb, beendete Ernesto sein Studium. Im Jahre 1953 kam er nach Guatemala, wo er den von den USA organisierten Putsch gegen die frei gewählte sozialistische Regierung und die Verfolgung deren Anhänger miterlebte. Mit dieser bitteren Erfahrung im Gedächtnis reiste er nach Mexiko.

Kubanische Revolution

Hauptartikel: Kubanische Revolution

In Mexiko-Stadt lernte Ernesto im Juli/August 1955 Fidel Castro kennen. Der Anführer der Moncadistas war nach seiner Haftentlassung nach Mexiko ins Exil gegangen, wo er mit einer Gruppe von Exil-Kubanern der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) eine bewaffnete Expedition zurück nach Kuba vorbereitete, die die Absicht hatte, das Volk von der Batista-Regierung zu befreien und den Kommunismus in Kuba einzuführen. Guevara schloss sich zunächst als Expeditionsarzt der Gruppe an. Am 25. November 1956 brachen 81 Revolutionäre (von ihnen erhielt er auch den Spitznamen Che) von Tuxpan (Mexiko) mit der Yacht Granma nach Kuba auf, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen.

Im Verlaufe des Guerillakampfes änderte sich die Rolle von Che schnell. Immer weniger sah er seine Aufgabe als Arzt, immer stärker wurde sein direkter Einsatz bei bewaffneten Aktionen. Sein entschlossener Einsatz und sein taktischer Überblick ließen ihn schnell zu einer wichtigen militärischen Instanz werden. Als erster Guerillero nach Comandante en Jefe Fidel Castro wurde Che am 21. Juli 1957 in den Rang eines Comandante der Rebellenarmee M-26-7 erhoben und mit der Führung der II. Kolonne betraut.

Als seine größte militärische Leistung gilt bis heute die Einnahme von Santa Clara am 29. Dezember 1958. Nach zweijährigem Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte, aber demotivierte und überalterte Batista-Armee in den Bergen der Sierra Maestra konnten die Rebellen nach der Flucht von Batistas Truppen schließlich nach Santa Clara vordringen und auch der Weg in die Hauptstadt Havanna war frei. Am 1. Januar 1959 flüchtete der Diktator Batista aus Kuba, und Castros Gruppe übernahm die Kontrolle.

Seit Castro nach der Revolution 1959 klarstellte, ein unabhängiges Kuba aufzubauen und der anschließenden Verstaatlichung der kubanischen Tochterunternehmen US-amerikanischer Konzerne, führten die USA dauerhaft verdeckte militärische und politische Operationen gegen Kuba. Der bekannteste Angriff war 1961 der Einfall in der Schweinebucht, wobei die Invasoren bereits von der kubanischen Armee erwartet und problemlos besiegt wurden. Fidel Castro ist mittlerweile wohl der Präsident, welcher die meisten Attentate durch die größte Militärmacht des 20. Jahrhunderts überlebte. Andere lateinamerikanische Befreiungsbewegungen betrachteten Kuba zumindest teilweise als Vorbild für ihre eigenen Revolutionen.

Guevara war, neben Fidel Castro, Raúl Castro, Camilo Cienfuegos und einigen anderen, nach dem Erfolg der Revolution wichtiges Mitglied in der neuen kubanischen Regierung, welche schnell wesentliche Reformen durchführte. Guevara zeichnete sich insbesondere durch seine Härte gegenüber politischen Gegnern und Deserteuren aus. Während seiner Zeit als Ankläger wurden im Gefängnis La Cabaña ehemalige Täter des Batista-Regimes sowie Kollaborateure und Vertreter des US-Geheimdienstes verurteilt.

Nach der Einnahme der Festung Havanna sowie des Gefängnisses und der Befreiung der einsitzenden politischen Gefangenen Batistas, diente das Gebäude der Inhaftierung der Verantwortlichen des Batista-Regimes sowie der Beteiligten des US-Geheimdienstes CIA. Die Urteile fielen durch die vom Volk legitimierten Revolutionsgerichte, in denen auch Che führend mitwirkte. Die Verurteilungen trafen neben den Schergen der Batista-Diktatur, welche für die Unterdrückung, das Verschwinden sowie die Ermordung politischer Gegner Fulgencio Batistas verantwortlich waren, auch normale Anhänger Batistas, sowie andere (potenzielle) Gegner der Kommunisten. 179 Erschießungsopfer dieser Tribunale können als gesichert gelten, Schätzungen gehen von bis zu 2000 Opfern aus.

Guevara richtete in dieser Zeit so genannte Lager für Besserungsarbeit („Guanacahabibes“) ein. In sie sollen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle geschickt worden sein.

In der sozialistischen Regierung nahm Guevara naturgemäß kommunistisch geprägte Positionen ein, stärker noch als der vorrangig pragmatisch und realpolitisch geprägte Fidel Castro. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Aktivität in Kuba war Guevara Leiter der Nationalbank Kubas. Kurz darauf wurde er zusätzlich Industrieminister.

Erstes Ziel der nachrevolutionären Wirtschaftspolitik war es, die Wirtschaft ins Eigentum des Kubanischen Volks zu überführen. Dies bedeutete faktisch die Enteignung in der Mehrheit US-amerikanischer Konzerne. Dies war eine der Maßnahmen, welche schlussendlich zur bis heute andauernden Blockade der USA führten.

Aufgrund der beschriebenen fehlenden Fachkenntnis Ches in Wirtschaftsfragen und der rigiden Planwirtschaft, die er umsetzte, kam die Zuckerproduktion beinahe vollkommen zum Erliegen, die Getreideproduktion halbierte sich, die Industrialisierung scheiterte und Rationierungen mussten eingeführt werden. Doch schaffte es die Regierung, den unter Batista alltäglichen Hunger zu vermeiden und Kuba in diesem Punkt von seinen Nachbarländern abzuheben.

Die Aufopferungsbereitschaft und den unbedingten Willen, die Revolution voranzutreiben, die Guevara von anderen forderte, legte er auch selber an den Tag. So half er beispielsweise regelmäßig bei freiwilligen Arbeitseinsätzen mit und lehnte jegliche Vergünstigungen für sich und seine Familie ab. Er gab sich alle Mühe, seinem Idealbild vom Neuen Menschen gerecht zu werden und stets als gutes Beispiel zu dienen. Von einer Konferenz, zu der er Kaffee für seinen eigenen Bedarf mitgebracht hatte, ist überliefert, dass er, um den Kaffee beneidet, danach gefragt wurde. Er schloss die Kanne wieder mit den Worten: „Wenn ihr keinen Kaffee habt, will ich auch keinen haben.“

Unter anderem aufgrund der Konfrontation mit den USA richtete sich die kubanische Regierung in dieser Zeit zwangsläufig an der UdSSR aus, was Guevara zunächst befürwortete. Dies führte allerdings zu neuen Abhängigkeiten. So meinte Guevara gegenüber britischen Journalisten kurz nach der Kubakrise von 1962, er hätte die Atomraketen in Richtung USA abgefeuert, wenn die Sowjetunion es zugelassen hätte.

Industrieminister Guevara reiste in die Sowjetunion, war vom dortigen System aber nicht begeistert. 1964 äußerte er bei einem Besuch im unabhängigen Algerien Vorbehalte gegenüber der UdSSR. Unter anderem lehnte er vermehrte materielle Anreize für die arbeitende Bevölkerung zwecks Aufbau des Sozialismus ab - er plädierte für einen idealistischeren Ansatz. Seine Überzeugung von der Pflicht zur Beteiligung an der kubanischen Revolution, dem sozialistischen Aufbau und dem Kampf gegen Angriffe auf das befreite Kuba vertrat Che in allen Tätigkeiten und Handlungen. Im Hinblick auf die durch den Einfall in der Schweinebucht bewiesene kompromisslose außenpolitische Haltung der USA gegenüber Kuba kann dies als direkte Reaktion zum Schutz des Landes verstanden werden.

Dieser idealistische Ansatz kam auch in seinen öffentlichen Auftritten verstärkt zum Ausdruck. Guevaras leidenschaftliche Reden zur internationalen Umverteilung verhallten vor der UNO ohne großes Echo. Die Differenzen mit Castro spitzten sich zu. Che Guevara verließ Kuba in der Verkleidung eines Geschäftsmanns und reiste im Juli 1964 in den Kongo.

Guerilla-Praxis

Um die Revolution weltweit zu verbreiten (Zitat: „Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnams“), und weil er mit der an der Sowjetunion ausgerichteten Politik Fidel Castros später nicht mehr vollständig übereinstimmte, weil sie ihm dem Westen gegenüber zu kompromissbereit war, verließ Guevara Kuba und widmete sich in verschiedenen Entwicklungsländern dem revolutionären Guerillakampf. Im Kongo und in Bolivien versuchte er, seine theoretischen Ansätze und praktischen Erfahrungen anzuwenden.

Zunächst versucht er dies im Kongo, wo es bereits seit 1960 bürgerkriegsähnliche Zustände und politische und militärische Bewegungen gab, die jeweils von den USA, der Sowjetunion oder China unterstützt wurden. Der Versuch, die Revolution nach Afrika zu tragen, scheiterte aber, nach Che Guevaras Angaben (vgl. Das Jahr in dem wir nirgendwo waren) am Phlegma, der fehlenden Konsequenz und Organisation der Rebellen um Laurent Kabila im Kongo. Ende 1965 kehrte er enttäuscht aus dem Kongo.

Das kubanische Engagement in Südamerika in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre geht auf das Betreiben Che Guevaras und Castros zurück. Zunächst war Peru als nächster Einsatzort gedacht, doch gingen die kubanischen Comandantes Che Guevara und Juan Vitalio Acuña Núñez sowie Tamara Bunke und andere bewaffnete kubanische Kämpfer 1966 schließlich nach Bolivien, um dort zusammen mit den streikenden Bergarbeitern im Westen Boliviens eine Revolution aufzubauen und durchzuführen (vgl. Das vollständige Bolivianische Tagebuch). Che Guevara führte dann selbst die kleine bewaffnete Gruppe an, die zunächst aus 44 Kämpfern bestand. Dabei versuchten Che Guevara und seine kubanischen Mitstreiter, ihre Erfahrungen, die sie in ihrem über gut zweijährigen, erfolgreichen kubanischen Guerillakampf (1956-1959) mit der Rebellenarmee des M-26-7 in den Bergen der Sierra Maestra gesammelt hatten, auf Bolivien zu übertragen. So legten sie ihr Operationsgebiet in die bewaldeten Berghänge des östlichen zentralbolivianischen Hochlandes. Ab März 1967 lieferten sie sich dort Scharmützel mit Regierungstruppen.

Es gelang ihnen letztlich aber nicht, die verarmten Bauern im bolivianischen Hochland für ihre Sache zu gewinnen. Zwar respektierte und unterstützte die vorwiegend indigene Landbevölkerung die Rebellen, blieb aber ansonsten auf Distanz zum bewaffneten Kampf. Auf dem Land schlossen sich lediglich zwei einheimische Bauern Che Guevaras Truppe an. Andererseits scheiterte der Versuch, die Revolution nach Bolivien zu tragen nicht zuletzt auch an der fehlenden Unterstützung durch die Kommunistische Partei Boliviens (PCB). Grundsätzlich hatte wohl aber auch Che Guevara die im Vergleich zum kreolisch-karibischen Kuba ganz anders gelagerte Mentalität in den bolivianischen Anden unterschätzt, insbesondere die der jahrhundertelang in extremer feudaler Abhängigkeit lebenden indigenen Bevölkerung.

Mitte des Jahres 1967 wurde das Rückzugsgebiet der bewaffneten Kämpfer um die Kubaner immer enger. Bereits im August 1967 wurden sie weitgehend aufgerieben. Der Chef der Zweiten Gruppe, Juan Vitalio Acuña Núñez, starb am 31. August 1967 zusammen mit Tamara Bunke in einem feindlichen Hinterhalt bei Vado de Puerto Mauricio. Am Ende bestand die Gruppe um Che Guevara nur noch aus 14 Mann. Er selbst wurde Anfang Oktober 1967 nach einem Gefecht mit Regierungstruppen bei La Higuera verwundet und gefangen genommen.

Das bolivianische Militär wurde auf der Jagd nach den marxistischen Guerilleros massiv vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt. Che Guevara wurde nach seiner Festnahme in einem dörflichen Schulhaus in La Higuera inhaftiert und dort unter anderem durch den CIA-Agenten und Exil-Kubaner Felix Rodríguez verhört.

Am 9. Oktober 1967 13:10 Uhr wurde der Gefangene Che Guevara vor Ort von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, ohne Gerichtsverhandlung erschossen. Dieser hatte sich zwar als Freiwilliger für die Exekution gemeldet, bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun, sodass er erst nach mehreren Stunden und unter starkem Alkoholeinfluss bereit war, die Erschießung vorzunehmen. Im nachhinein verbreiteten sich viele Gerüchte und Mythen über Guevaras letzte Worte. Nach der Ermordung sollte die Leiche Che Guevaras spurlos beseitigt werden. Ihr wurden beide Hände entfernt, um eine Identifizierung auszuschließen. Che Guevara wurde auf dem Flugplatz im etwa 30 Kilometer entfernten Vallegrande heimlich begraben.

Guevaras auch persönliche Erfahrungen während der bolivianischen Zeit sind in seinem später veröffentlichten Bolivianischen Tagebuch dokumentiert.

Nach Guevaras Tod

Che Guevaras bis dahin verschollene Gebeine wurden erst 1997 in Vallegrande entdeckt, nachdem ein ehemaliger Offizier der bolivianischen Armee den Begräbnisort verriet. Die sterblichen Überreste wurden exhumiert und nach Kuba überführt, um dort mit einem Staatsbegräbnis in einem eigens geschaffenen Mausoleum in Santa Clara beigesetzt zu werden. Santa Clara ist die Stadt, deren Fall Ende 1958 nach einem von Che Guevara geführten Angriff den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zur Flucht zwang, womit der Sieg der Revolutionäre faktisch besiegelt wurde.

Guevaras Engagement für die kubanische und andere revolutionäre Bewegungen, seine Radikalität, die schließlich zum Mord an dem Guerillaführer in Bolivien führten, machten ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in der ganzen Welt. In den lateinamerikanischen Ländern gilt „Che“ bis heute vielerorts als Volksheld und revolutionäres Idol, aber auch in den Industriestaaten des Westens wurde er vor allem von großen Teilen der Studentenbewegung, die sich gegen die herrschende politische Ordnung des Kapitalismus und der ihm vorgeworfenen Ausbeutung der „Dritten Welt“ wandte, als revolutionäres Vorbild idealisiert. In manchen kommunistischen Staaten Osteuropas wurde zeitweilig von staatlicher Seite eine Art Kult um ihn betrieben, mit dem die entsprechenden Regierungen vor allem die Jugend für den Kommunismus und Internationalismus begeistern wollten, auch wenn dabei Guevaras Kritik an der Verkrustung und dem Bürokratismus der realsozialistischen Länder größtenteils verschwiegen wurde.

Datei:Che-Bildnis in Santa Clara.jpg
Variation des ursprünglichen Gutierrez-Fotos von Che Guevara am Busbahnhof von Santa Clara

In der vor allem von Studenten getragenen Außerparlamentarischen Opposition (APO) Westeuropas während der 1960er Jahre beriefen sich viele auf Guevaras revolutionäre Thesen des Guerillakampfes oder diskutierten diese kritisch-positiv. Bei verschiedenen Demonstrationen der Studentenbewegung wurde oft neben dem Porträt des führenden nordvietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh und dem Mao Zedongs auch das von Che auf Transparenten mitgeführt. Der kubanische Fotograf Alberto Korda Gutierrez hatte es am 5. März 1960 aufgenommen, und es wurde nach dem Tod Guevaras vom Verleger Giangiacomo Feltrinelli weltweit vermarktet; es war ursprünglich Teil eines Gruppenfotos. Bis heute ist dieses in vielen Variationen verbreitete Bild zu einer Art Pop-Ikone und damit Ausdruck einer gewissen Verklärung der Person Che Guevaras geworden.

Guevaras Ideologie: Der neue Mensch

Die Anfänge für Den neuen Menschen entwickelte Guevara hauptsächlich während des Guerilliakampfes auf Kuba. Über die Jahre wurde dann allerdings aus einer einfachen Idee eine komplexe, gut durchstrukturierte Ideologie, welche er 1965 in seinem Text Der Sozialismus und der Mensch in Kuba formulierte. Er selbst betrachtete sein Programm eher als umfassende Umerziehung. Der Mensch sollte die Vorstellung einer materiellen Vergütung, die er für eine getane Arbeit erhält, ablegen. Stattdessen sollte ihn allein die Tatsache befriedigen, dass er durch seine Arbeit etwas Neues geschaffen oder etwas Altes verbessert habe.
Als Musterbeispiel für solch einen Menschen nahm Guevara die Guerillakrieger, mit denen er die Revolution auf Kuba durchführte. Das Einzige, was sie forderten, war die Befreiung Kubas von der batistischen Diktatur und dafür opferten sie alles, viele sogar ihr Leben. Dieses Beispiel brachte Guevara auch in vielen Reden immer wieder ein.

Guevara sah das gemeine Volk als wichtige Ressource für die Schaffung des neuen Menschen. Diese Ressource musste nur durch ihn, bzw. die politische Führung, genutzt werden. Es stellt nach Guevaras Ansicht die Masse dar, während die politische Führung die Rolle der Vorhut übernimmt. Der wohl wichtigste Faktor zwischen Vorhut und Masse ist eine gut aufgebaute und durchstrukturierte Kommunikation, denn die Anweisungen, die die Vorhut gibt, müssen die Masse direkt erreichen. Eine wichtige Grundlage bei der Ausführung dieser Aufgaben ist, dass die Vorhut mit gutem Beispiel vorangeht und so die Begeisterung der Masse für diese Aufgabe schürt. Guevara selbst hatte dieses Prinzip ebenfalls praktiziert. Er wollte nichts von der Masse abverlangen, was er nicht selbst zu Stande bringen konnte.

Sollte dies jedoch dennoch einmal geschehen, hätte dies schlimme Folgen. Der Enthusiasmus der Masse würde nachlassen, bis er auf ein Minimum schrumpfte. Sollte dieser Fall eintreten, müsste die politische Führung zu diesem Problem Stellung nehmen und ihre Fehler zugeben. Nur so konnte die Vorhut, nach Guevaras Meinung, das Vertrauen zum Volk aufrechterhalten. Das erklärte auch die Rollenverteilung, welche er für die beiden Parteien vorsah. Während die Vorhut die Initiative bilden sollte, fielen die Rollen der Exekutive und der Judikative auf das Volk.

Die alleinige, geistige Befriedigung für eine vollbrachte Arbeit war jedoch kein neuer Gedanke. Dererlei konnte man schon in verschiedenen Nachkriegsphasen oder Widerstands- bzw. Revolutionsbewegungen beobachten. Als praktisches Beispiel kann man die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa nehmen.

Guevara war klar, dass dieser Wechsel zum neuen Menschen nicht abrupt vollzogen werden konnte. Er war der Ansicht, dass sich der Wechsel über Jahrzehnte oder sogar ein ganzes Jahrhundert hinwegziehen könnte. Wichtig war für ihn jedoch, dass sich der Wechsel überhaupt vollkommen vollzog und nicht nach seinem oder dem Tod eines anderen politischen Führers gestoppt oder gar rückgängig gemacht würde. Dies war unter anderem auch etwas, was Guevara am Kapitalismus kritisierte.
Er war allerdings ein großer Befürworter des Leninismus und Marxismus, von denen er viele Ideen und Denkanstöße für seine Ideologie übernahm. Dies spiegelt sich vor allem in der materiallosen Arbeitsvergütung, aber auch in dem Gleichstand aller Bevölkerungsgruppen wieder.

Vom heutigen Standpunkte aus betrachtet, war Guevaras Ideologie zwar gut durchdacht, jedoch waren die Grundlagen, die gegeben sein mussten, damit sie vom Volk akzeptiert wurde, zu vielseitig. Dies war auch der Grund, warum er im Kongo oder Bolivien scheiterte. Nur die kubanische Bevölkerung war, nicht zuletzt aufgrund der jahrelangen Terrorherrschaft unter Batista, dazu bereit diese Idee aufzunehmen und auch tatsächlich umzusetzen. Dies war jedoch auch ein Verdienst von geschickt eingesetzter Propaganda seitens Guevaras und Fidel Castros. Allerdings wird der kubanische Charakter auch heute noch als einmalig beschrieben und der in Kuba angewandte Sozialismus gilt als einziger praktisch angewandter Versuch.

Werke

  • Latìno Amèricana (Lateinamerika-Reise 1951/52 mit Alberto Granado)
  • Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein (Lateinamerika-Reise 1953-56 u.A. mit Carlos Ferrer)
  • Cubanisches Tagebuch
  • Guerillakampf und Befreiungsbewegung
  • Das Jahr in dem wir nirgendwo waren
  • Aufsätze zur Wirtschaftspolitik
  • Der neue Mensch - Entwürfe für das Leben in der Zukunft
  • Der Sozialismus und der Mensch auf Cuba Brief an Carlos Quijano von der Wochenzeitschrift Marcha, Montevideo, Uruquay, März 1965
  • Der afrikanische Traum („Kongo-Tagebuch“)
  • Bolivianisches Tagebuch. Dokumente einer Revolution (Reinbek 1986).
  • Das vollständige Bolivianische Tagebuch
  • Partisanenkrieg - Eine Methode

Literatur

Filme

  • Die Reise des jungen Che, Spielfilm USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien/Chile/Peru 2004, Regie: Walter Salles
  • Che Guevara - Stosstrupp ins Jenseits, (gescheiterter Revolutionsversuch und Tod in Bolivien), Italien 1968, Regie: Paolo Heusch
  • David Attwood: Fidel & Che. USA 2002, 123 Min., Drama/Biografie

Musik

Siehe auch

Gesprochene Wikipedia

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