Opel
Opel hieß ursprünglich Opelia. Es war die reizende Idee von Eva Opel das erste deutsche Automobil so zu nennen. Zuerst war Autofahren Frauensache. Und zwar eine ganz geheime. Dank der großen Krinoline, die frau seinerzeit zu tragen pflegte, waren die kleinen wendigen Flitzer leicht unter den weiten Röcken zu verstecken. Eva Opel war mit Adam Opel, einem Rüsselsheimer Nähmaschinen-Fabrikanten verheiratet. Leichtsinnig wie sie war baute sie in dessen Werkstatt eine ganze Serie von Opelias und verkaufte sie an Damen von Stand, die damit ihren Anstandsdamen leicht entkommen und zum Rendezvous mit Liebhabern eilen konnten, zu Liebhabern, die so geheim waren wie ihre Opelias.
Wurden die Damen ihrer Liebhaber überdrüssig, gaben sie ihre Opelias weiter an ihre Dienstmägde, aber verpflichteten sie auf die Eva Opel versprochene Geheimhaltung des Unterrockgefährts. Und so sah man bald beschürzte Haubenträgerinnen auf geheimnisvolle Weise über gründerzeitliche Chausseen flitzen. Und langsam kamen Männer dahinter, dass da etwas unter den Röcken mithalf, und zwei wollten es ganz genau wissen und wurden so zu den ersten Schürzenjägern, nämlich Gottlieb Daimler und Carl Benz. Sie lüfteten in unverschämtester Manier die Röcke einiger unschuldiger Mägdelein und fanden so ein Geheimnis, das sie dann nur noch zu kopieren trachteten. Aber die Männer mit ihren gröberen Händen brachten es halt nicht fertig, so kleine und wendige Individualfahrzeuge herzustellen. Ihre Konstruktionen wurden immer größer, lauter, und stinkender, so dass an diskretes schnelles Vorankommen nicht mehr zu denken war. Was Daimler und Benz mit ihren Riesenversionen des Ur-Automobils in Wirklichkeit erfanden war der Stau.
Eva Opel war am Ende die einzige, die noch mit ihrer Original-Opelia herumflitzte, bis sie dabei eines Tages mit einem amerikanischen Dreizehn-Sterne-General zusammenstieß und sich zum Trost für dessen Blessuren mit diesem auf eine Liaison einließ, an deren Ende sie alle Patentrechte am ersten deutschen Motorwagen an den feschen Offizier verlor. Der General baute ein Motorwagen-Imperium auf, verzockte es aber letztlich and der Börse von Monte Carlo.
Zuvor jedoch beauftragte er Adam Opel mit der Fabrikation von Automobilen nach den Vorbildern von Daimler und Benz. Opel gelang es, Opel-Autos mit klangvollen Namen wie "Doktorwagen", "Raketenwagen", "Kermit", "Blitz", und "Korse" anzubieten. Kritischen Beobachtern entging aber nicht, dass es sich bei Adam Opels Konstruktionen lediglich um Nähmaschinen mit vier Rädern handelte. Als sich der langjährige Betriebsrat Grönemeyer zum Dank für seine Verdienste einen Heimarbeitsplatz einrichten durfte, gründete er das Opelwerk in Bochum, in dem das Angebot der Firma um Straßenversionen von Grubenlokomotiven erweitert wurde. In der Wartburg zu Eisenach übernahm Opel die älteste Autowerkstätte der Welt, die schon für Reformator Martin Luther das "Reformobil" baute, als er noch auf der Burg vor seinen Gegnern geschützt werden musste. Das Auto war der Vorläufer des Papamobils, d.h. man war darin geschützt, aber konnte nur stehend darin fahren, was Luther bei einem Ausflug nach Worms zu seinem geflügelten Wort "Hier stehe ich und kann nicht anders" inspirierte. 1972 war Opel der wichtigste deutsche Automobilhersteller. Bald sorgte jedoch ein von der Konnkurrenz ins Firmenmanagement eingeschleustes U-Boot namens López dafür, dass Opel bald wieder das Image des Herstellers fahrbahrer Nähmaschinen bekam.
Eva Opel machte noch einmal auf sich aufmerksam, als sie bei einem Israel-Besuch auf den Spuren von Jesus über den See Genezareth wandelte. Alle Welt vermutete, dass sie nun auch eine schwimmende Opelia konstruiert hatte. In Wirklichkeit, so gestand sie eines Tages der Klatschpresse, habe sie den See auf dem Rücken eines Manta überquert. Das Erbe der kleinen, wendigen und sogar elchtestfesten Opelia Unter-dem-Rock-Automobile sind die fünfrädrigen Fahrgestelle moderner Bürostühle. Die Opelias waren auch der Ursprung des heute noch gebräuchlichen Begriffes "fahrbarer Untersatz".