monologe (1)
ich hätte heute früh zur uni gehen sollen. bin dann aber "spontan" zu hause geblieben, obwohl ich pünktlich aufgewacht bin, schon geduscht hatte und eigentlich schon halb fertig war. dann hab ich mich aber "nicht so danach gefühlt".
kurz saß ich da und hab überlegt, ob ich wirklich den tag in die tonne schmeißen soll und um so mehr ich darüber nachgedacht hab, um ssoomehr bin ich auf den schluss gekommen: "ja. scheiß einfach drauf. bleib zu hause."
mir sind zwar auch gründe eingefallen, wieso ich ebenso gut zur uni gehen könnte, die haben aber emotional nicht so schwer gewogen. ich vermutete aber schon, dass ich mich, sollte ich zu hause bleiben, dafür schämen, mich wertlos, einsam und isoliert fühlen würde.
dann hab ich vor lauter überforderung (und umes meiner beschissenen existenz "leicht zu machen") einen joint geraucht.
und ja: was soll ich halt sagen..
auch wenn ich dieses gefühl versuche zu bekämpfen, fühl ich mich halt wie dreck.
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deshalb, jetzt: ein monolog über die absolute beschissenheit des seins. und wie ich da wieder hinauszukommen gedenke.
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so. also. ich muss jetzt nochmal nachschauen, aber ich glaube, bald bin ich exakt zwei jahre lang "arbeitsunfähig". ausgeknockt. isoliert. aus der bahn geworfen.
*guckt kurz schnell in seinen unterlagen nach m die zeiträue zu checken*
japp. ab juni 2024 ist es genau zwei jahre her, seitdem ich bei dem träger aufgehört habe, als einzelfallhelfer zu arbeiten. seitdem arbeite ich zwar weiterhin als einzelfallhelfer für einen klienten, aber das nur einmal die woche, für vier stunden. das mache ich auch bis heute. außerdem habe ich vor mehr als einem jahr angefangen, mittwochs regelmäßig zwei stunden nachhilfe zu geben. zusätzlich besuche und "betreue" ich auch noch mein altes klientenkind und das vollkommen ehrenamtlich, dafür auch mindestens einmal im monat, in der regel sogar alle zwei wochen. außerdemtelefoniere ich regelmäßig mit diesen "klientenkindern" und habe auch außerhalb der treffen mit ihnen über whatsapp oder telefon regelmäßigen kontakt.
trotzdem ist das alles nicht vergleichbar mit einem vollzeitjob. wenn ich wenigstens zur uni gehen würde, könnte ich mir wenigstens einbilden, dort ein wenig "produktive arbeitszeit" zu verbringen und mein leben nicht vollkommen zu vergeuden. oder dass ich wenigstens darauf zuarbeite, in ein paar jahren einen anständigen job zu haben, in dem ich 30-40 wochenstunden arbeiten kann.
aber nö. der dude bleibt zu hause. und kifft.
seit zwei. fucking. jahren.
und geht auch nicht zur uni.
weil: welt scheiße. menschen scheiße. zukunft scheiße. alles scheiße.
weil: adhs im erwachsenenalter.
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und heute halt: schon wieder. die gleiche scheiße. weil, das geilste ist: es ist ja nicht zum ersten mal so. ich hatte während meiner zwanziger immer wieder kurze phasen der arbeitslosigkeit. auch wenn ich zwischendurch für längere zeit regelmäßig beschäftigt war, praktika und weiterbildungen absolviert habe, ein studium begonnen habe, angefangen habe für ein meinungsforschungsinstitut, aber auch für verschiedenste journalistische, mediale projekte zu arbeiten, das studium dann verkackt habe, dann als "verkaufsberater" für mobilcom handyverträge vertickt habe, als mir diese ganze medienscheiße auf den sack ging, dann dort auch aufgehört habe, angefangen habe in dem pflegedienst meines vaters in der leitung zu arbeiten und soziale arbeit zu studieren.. um dort dann nach vier jahren schließlich auch meine sachen zu packen und nach kurzer arbeitslosigeit schließlich bei nem träger als einzelfallhelfer anzufangen..
dort war ich dann.. wie gesagt.. ein jahr lang.. und seitdem.. lieg ich flach.
durch verschiedenste beschissenheiten und die daraus folgende beschissene finanzielle situation.. wäre ich in den letzten jahren zwei mal fast obdachlos geworden. was einer absoluten katastrophe gleichgekommen wäre. ich bezahl für die wohnung 460 € warm. was billigeres werd ich in berlin wohl kaum finden. mit zwei zimmern und balkon, direkt am ring berlins. diese wohnung ist meine festung. mein reich. hier fühl ich mich sicher. hier in meiner hood. hätte man mir das genommen.. wäre ich endgültig vom fenster gewesen.
nicht nur die obdachlosigkeit.. auch verschiedenste beschissene erlebnisse mit meinen "freunden", mit meiner "familie", mit meiner mutter, mit meinem vater.. mit "der deutschen gesellschaft".. haben mich endgültig aus der bahn geworfen.
am ende kam dann die adhs diagnose. vor einem halben jahr. als "krönender abschluss" für all den wahnsinn, den ich erlebte.
diese diagnose hat mir einerseits stark geholfen, meine erinnerungen, gedanken und gefühle besser einzuordnen, die mit verschiedensten erlebnissen zusammenhängen und dafür sorgen, dass ich seit einiger zeit arbeitsunfähig bin.
andererseits muss ich nun vieles in meinem kopf umsortieren. meine vergangenheit. ich muss alles neu einordnen. das ist sehr verwirrend und.. ungwohnt für mein gehirn. mein bewusstsein hat viele erklärungen für all die verwirrenden erlebnisse gefunden, die mir zeit meines lebens begegnet sind. seit der diagnose musste ich viele erlebnisse, gedanken und gefühle als "adhs-erlebnisse, -gedanken und -gefühle" einordnen, von denen ich bisher dachte, dass jeder mensch sie so oder so ähnlich auch durchlebt und so ähnlich denkt und fühlt, wie ich. im gewissen rahmen ist das ja auch noch so.
dennoch ist der "adhs-faktor" ein gewisser "biochemischer faktor", der in verschiedensten situation mal mehr oder weniger großen einfluss auf mein denken, fühlen und erleben von situationen hat.
vieles, was ich erlebe, ist halt langweilig. uuuuunglaublich langweilig. also wirklich schon SCHMERZHAFT langweilig. sowas zu ertragen kann wirklich manchmal fast schon physisch schmerzhaft sein.
aber anderes, was ich erlebe und fühle und denke.. find ich auch üübelst interessant. dann fokussiere ich mich teilweise richtig drauf, bin übelst motiviert und schmeiß mich vollkommen "übermotiviert" in eine sache.
und am nächsten tag oder sogar am gleichen abend wieder: alles eher so "meh". alle dopamine verballert. und am nächsten morgen ist es wieder etwas vollkommen anderes, was mich übelst motiviert und was ich richtig geil finde.
oder vollkommen langweilig und kakke.
weil: adhs.
es ist nicht "bipolarität". auch nicht "depression". es ist adhs. extrem individuelles adhs.
mein adhs.
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so. also: sich selbst runterzumachen bringt's nicht. dann hab ich halt den tag "in die tonne getreten", auf die uni geschissen und stattdessen einen joint gekifft und.. diesen text geschrieben.
und wisst ihr, was ich gestern gemacht hab? ich war joggen. und hab fitness gemacht. und yoga. richtig viel. und vorgestern auch. kann ich sogar nachwisen. hab alles in meinem fitness-heft protokolliert. außerdem hab ich mich um termine gekümmert. mails beantwortet. sachen organisiert. die wohnung aufgeräumt. wäsche gewaschen. geschirr auch. und sogar alles wieder eingeräumt. geschenke für meine klientenkids besorgt und mir richtig mühe gegeben. den kontakt zu meinem alten, kranken vater gepflegt und ihn besucht und mit ihm gefrühstückt, obwohl wir aus einer zeit des endlosen konflikts kommen und uns so zerstritten hatten, dass ich den typen so HART gehasst hab', das ich echt dachte, ich seh den nie wieder..
und ich mach das heute so weiter. und morgen auch. und den rest der woche.
ich streng mich an. und mach die sachen die ich machen kann und für die ich mich bereit genug fühle. es gibt genug gründe, wieso ich "angst" habe, in diese drecks-uni zu gehen. und ich versuch mir das nicht übel zu nehmen (was ich trotzdem machen werde, aber whatever..) und stattdessen versuchen, einen produktiven tag zu haben. fitness zu machen. online die kurs-materialien wenigstens mal anschauen. dinge planen und mich aktiv an die umsetzung machen.
dieses semster wollte ich wieder "langsam" mit dem studium beginnen und spätestens nächstes semester wieder voll durchstarten. optimalerweise natürlich schon dieses. aber ich merk schon, wieso ich das im vorfeld schon so vorsichtig formuliert hab. ein halbes jahr nach der adhs diagnose hat sich zwar schon einiges verbessert.. ich bin aber immernoch nicht ganz fit. ich brauch anscheinend noch ein wenig.
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ich möchte mich wieder zusammen reissen. wieder jeden tag hundert prozent geben. und sogar noch mehr. ich möchte jeden tag mit traumatisierten, "verhaltensauffälligen" kindern und jugendlichen zusammenarbeiten und geld damit verdienen. meine zukunft so verbringen. ich kann es kaum erwarten, bis dieser tag eintrifft. und doch fühle ich mich gezwungen zu warten.
ich fühle mich auf mentaler ebene immernoch vollkommen überfordert. von mir selbst. von meinem gehirn. von meiner umwelt. von den menschen.
ich muss das alles einfach noch richtig einordnen. einen weg finden. für mich selbst. wie ich mich mit dieser diagnose durch die welt navigiere. wie ich den kurs setze.
grad hab ich das gefühl, dass ich nicht mal weiss, wie ich das schiff meiner existenz überhaupt.. steuern soll. wo das steuerrad überhaupt ist. und wieso ich konstant auf diese RIESIGE KRAKE ZUSTEUERE, DIE ALLES UND JEDEN VERSCHLINGT, DAS SICH IHM NÄHERT..
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trotzdem weht meine flagge, hoch oben, am mast, im wind. ich renne auf deck hektisch hin und her, zerre an irgendwelchen seilen und drehe an irgendwelchen rädern, mit der hoffnung, irgendwie den kurs zu ändern und der unausweichlichen katastrophe zu entgehen.
doch es klappt nicht.
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also? also!
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man ach, ich hab doch keine ahnung.
was soll ich denn sagen? was soll ich denn tun? was soll ich denn schreiben? damit das alles aufhört. damit endlich.. "mein leben" beginnt. das.. was ich mir erträumt habe. erwartet habe. wenigstens ansatzweise. wieso musste alles nur.. so enden.
wieso musste ich so enden..?
ausgerechnet.. ich.
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ich glaub ich hab die lösung. zumindest kurzfristig. sie lautet: heulen.
aber grad kann ich irgendwie nicht.
aber ich würd gern. einfach nur heulen. weil alles so passiert ist, wie es apssiert ist. und weil ich daran nichts ändern kann. weil das die einzige, "richtige" reaktion darauf ist.
weinen.
weil ich traurig bin. und grad niemanden habe, der mich in den arm nimmt.
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ha! ich glaub ich schreib heute nen richtig traurigen text. irgendwas, über "früher". über eines der beschissenen dinge, die mir passiert sind. dann fang ich bestimmt an, währenddessen zu heulen. und dann geht's mir wieder besser. und ich kann wieder fitness machen. und yoga. und mich um meinen krams kümmern.
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poah. wieder viel zu lang und viel zu verworren, der text. aber whatever. ich schick das so jetzt ins universum multiversum omniverse.