Sonderdruck aus „Bayerische Vorgeschichtsblätter“ 79 (2014)
Bayerische Vorgeschichtsblätter 79, 2014, S. 195–218
… in locis firmissimis …
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
in den äußeren judikarischen Tälern (Trentino, Italien)
Marcus Zagermann, München und Enrico Cavada, Trento
Die Übergangszeit zwischen Antike und Mittelalter hat
Europa stark geprägt. Diesen spannenden Zeitraum untersucht die Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften in einem Forschungsschwerpunkt exemplarisch für den mittleren Alpenraum1. Teil des Projektes ist die Ausgrabung einer befestigten Höhensiedlung im Trentino2. Diese regelhaft
in ur- und frühgeschichtlichen Epochen auftretende
Siedlungsform spielt in der römischen Kaiserzeit, wenn
überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Jedoch greift
man auf diesen althergebrachten Typ ab dem späten 3.
Jahrhundert wieder zurück, und zwar, weil die Zeiten
unruhiger und unsicher werden. In vielen Gegenden
des spätrömischen Reiches und darüber hinaus sind
diese Höhensiedlungen die gesamte Spätantike und
das frühe Mittelalter über von großer Wichtigkeit und
das aus unterschiedlichen Gründen. Jede Region kennzeichnen dabei eigene Charakteristika. Gemeinsam
haben die betreffenden Plätze aber ihre natürliche Fortifikation, also die gut zu befestigende Höhenlage, oft
verbunden mit weiter Fernsicht.
Im heutigen Südtirol und vor allem im Trentino treffen wir eine besondere Situation an: Es gelingt
nicht nur die Lokalisierung vieler Höhensiedlungen
im Gelände, sondern sie sind uns mitunter auch durch
die frühmittelalterliche Überlieferung namentlich
bekannt (Abb. 1) 3. Vor allem Quellen aus der Karolingerzeit, in erster Linie die Werke von Paulus Diaconus,
vermitteln uns wichtige Details. Während der Langobardenzeit sind befestigte Höhensiedlungen demnach
entscheidende Plätze im Spannungsfeld von langobardischer Herrschaft, fränkischen Beutezügen und oströmischer Italienpolitik. Im mittleren Alpenraum liefern
sie folglich die Schlüsselbefunde für diese Zeit, in der
sich der Übergang zwischen Antike und Mittelalter
vollzog.
Im Jahr 2004 begann die damalige Soprintendenza
per i beni archeologici aus Trento mit der Ausgrabung
einer dieser Anlagen. Vorausgegangen waren siedlungsarchäologische Studien im Umfeld der judikarischen
Täler4. Ausgangspunkt waren Dokumentations- und
Sicherungsarbeiten an der Kirche auf dem Monte San
Martino di Lundo/Lomaso, die erhalten blieb, weil sie bis
in die Neuzeit noch für Bittgänge aus dem Tal genutzt
wurde. Seit 2008 wird die gesamte Anlage systematisch
in einem gemeinsamen Projekt der Soprintendenza per
i beni architettonici e archeologici, der Comune di Comano Terme und der Kommission zur vergleichenden
Archäologie römischer Alpen- und Donauländer erforscht5.
Lage und Topographie
Der Fundplatz liegt im süwestlichen Teil der Provincia Autonoma di Trento, rund 20 Kilometer nördlich
des Gardasees, im Bereich der Giudicarie esteriori, also
der äußeren judikarischen Täler (Abb. 2) 6. Die Talschaft
liegt eingebettet zwischen den Höhenzügen des Monte
Casale im Osten, den Brenta-Dolomiten im Norden und
des Monte Misone bzw. Ausläufern der Alpe di Ledro im
Westen und zerfällt in die drei Bezirke Bleggio, Banale
und Lomaso. Der Monte San Martino (985 m ü. NN)
liegt in strategischer und weithin sichtbarer Position
auf einem Ausläufer des Monte Casale und dominiert
so die äußeren judikarischen Täler. Östlich des Monte
San Martino führt der alte Passweg über San Giovanni (1105 m ü. NN) in Richtung Arco und dann nach
Riva del Garda zum schiffbaren Gardasee. Die Westseite des Berges fällt dagegen 200 Meter tief steil ins
Tal ab (Abb. 3). Auffällig ist die Möglichkeit, von hier
aus sämtliche Taleingänge der judikarischen Täler zu
beobachten. Es ist die Eigenschaft als hervorragende
1
2
3
4
5
6
Das Vorhaben II.E.05 wird im Rahmen des Akademienprogramms vom Bund und vom Freistaat Bayern gefördert.
Die Autoren möchten sich an dieser Stelle für Hinweise und
Diskussionen zu diesem Vorbericht bei V. Bierbrauer und W.
Zanier (München) bedanken. – Für die Unterstützung bei
der Feldforschung sei der Comune di Comano Terme, der TU
München (Dr.-Ing. W.-R. Barth; Dr.-Ing. P. Wasmeier) für die
Tachymeterleihe, M. Stephani (München) für die Erstellung
des Höhenlinienplans und natürlich den studentischen Grabungshelfern herzlich gedankt.
Stellvertretend mit grundlegenden Beobachtungen: Possenti
2004; Brogiolo 2007; Bierbrauer 2008a; Possenti 2013.
Zur Genese des Forschungsprojektes: Brogiolo u. a. 2004 (zu
den vorausgegangenen Untersuchungen); Cavada 2009, 43 ff.;
Cavada/Forte 2011, 133 f.
Wissenschaftliche Leitung: E. Cavada (Trento), V. Bierbrauer
(München).
Zur Talschaft: Loose 1984; Colecchia 2001; Cavada 2007, 232
ff.; Rapanà 2010, 299 ff.; Colecchia u. a. 2011.
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Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Alternative zur via publica im Etschtal, welche die Talschaft nicht zuletzt in der Spätantike und im frühen
Mittelalter so bedeutend macht. An den verkehrsgeographischen Schlüsselstellen entstehen damals drei
Höhensiedlungen, die durch ihre Martinspatrozinien7
aufs Engste miteinander verbunden sind: San Martino
di Lundo/Lomaso, San Martino di Bleggio und der noch
nicht näher zu charakterisierende Bau im Bereich der
mittelalterlichen Burg von Stenico (Abb. 4) 8. Der Monte San Martino di Lundo/Lomaso liegt unmittelbar am
südlichen Ausgang in Richtung Riva, sein Pendant
im Bleggio (1450 m ü. NN) oberhalb des Passo Durone
Abb. 1. Höhensiedlungen der Venetia et Histria in Südtirol, im Trentino und um den Gardasee. M. 1:80.000.
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Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
Abb. 2. Satellitenaufnahme der äußeren judikarischen Täler und Umgebung.
(1000 m ü. NN), der den Übergang in Richtung Val Rendena bildet. Schließlich Stenico, das den nördlichen
Talein- und ausgang sperrt. Von dort konnte man über
den Sattel von Molveno ins Val di Non gelangen, wo
Möglichkeiten bestanden, die Etschtal- und Reschenroute der via publica zu erreichen oder über das Val
d’Algone in Richtung Val Rendena zu gelangen. Wenn
man die Route über den Passo Durone ins Val Rendena
und von dort über den Campo Carlo Magno hinab ins
Val di Sole wählte, stand von dort die Westverbindung
des Passo Tonale offen. Es wird deutlich, dass sich hier
im Tal diverse Verkehrswege kreuzen, welche die ge-
samte Region zu einer Durchgangslandschaft machen.
Während der Spätantike und dem Frühmittelalter
bedeutete dies aber auch eine Gefahr, nämlich durch
mögliche Beutezüge oder Invasoren von außerhalb des
römischen Reiches oder auch innere Feinde, wie Bürgerkriegsgegner und marodierende Soldaten.
7
8
Grundlegend zu diesem Patrozinium in Norditalien: Lusuardi
Siena/Spalla 2012, 7–16.
Cavada 2007.
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Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 3. Luftbild des Monte San Martino von Norden.
Historischer Kontext – Fragestellungen
In besagte Zeit fällt eine gravierende Zäsur des spätrömischen Reiches: Die gotisch-byzantinischen Auseinandersetzungen brachten vor allem ab 541 für die
italische Bevölkerung und allgemein die politischen
und kulturellen Verhältnisse in Italien viel weiter
reichende Auswirkungen als das Ende des Westkaisertums 4769. Ab 568 tritt mit den Langobarden eine
neue politisch-militärische Größe auf, gegen die sich in
der Folge mehrfach Aktionen von Byzanz und seinen
Bündnispartnern richten. Bereits im 4. Jahrhundert
zeichnet sich eine deutliche Militarisierung Italiens ab:
Neben den nicht zu lokalisierenden Anlagen des tractus
Italiae circa Alpes, verdeutlichen dies vor allem zahlreiche militärische Einheiten, welche in der Notitia Dignitatum überliefert sind10. Zum Ausbau von Festungen
wird spätestens seit ostrogotischer Zeit nun auch die
lokale Bevölkerung zur Mithilfe verpflichtet11. Auf
dem Monte San Martino bietet sich die Gelegenheit,
das Schicksal einer Siedlung in dieser unruhigen Epoche nachzuvollziehen12. Moderne, großflächige Ausgrabungen sind in diesem Zusammenhang besonders
wichtig, denn spärliche Schrift- und archäologische
Quellen führen dazu, dass sich in den castra zentrale
Fragestellungen bündeln13: Was war die Intention die-
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ser kleinen Festungen? Veränderten sie sich im Laufe
der Zeit und wenn ja, wie? In welchen Zeitabschnitt
fällt ihre Errichtung und handelt es sich um staatliche
Maßnahmen? Kombinieren die castra unterschiedliche
Funktionen militärischer, administrativer und ziviler
Art? Wo liegen Unterschiede und Gemeinsamkeiten
der einzelnen Höhensiedlungen? Geht mit ihrer Einrichtung eine grundlegende Umstrukturierung der
Siedlungslandschaft einher? – Mit dem Forschungsprojekt „San Martino a Lundo/Lomaso (SMaLL)“ möchten
die Kooperationspartner einen Beitrag zur Klärung der
vielen Fragen zur Übergangszeit zwischen Antike und
Mittelalter leisten, ausgehend von der flächigen Ausgrabung eines Castrums dieser Zeit.
Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang
die kulminierende Überlieferung in langobardischer
Zeit. Konkret geht es um massive fränkische Raubzüge
in den 580er Jahren und vor allem im Sommer 590. Diese Offensiven geschahen unter Billigung, vielleicht sogar
Aufforderung Byzanz’ mit dem Ziel, die langobardische
Herrschaft in Italien zu schwächen. Die Bevölkerung
zieht sich in locis firmissimis zurück14. Wir erfahren so
die Namen diverser castra, die von den Franken erobert
werden (s. Abb. 1): „Nomina autem castrorum quae diruerunt
in territorio Tridentino ista sunt: Tesana, Maletum, Sermiana,
Appianum, Fagitana, Cimbra, Vitianum, Bremtonicum, Volaenes, Ennemase, et duo in Alsuca et unum in Verona. Haec omnia
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
castra cum diruta essent a Francis, cives universi ab eis ducti
sunt captivi.“15 Allerdings fällt auf, dass sich die vielfach
unschwer zu lokalisierenden Anlagen in unmittelbarer
Nähe zur alten via publica oder nur wenig davon entfernt
befinden. Der Charakter dieser Anlagen muss daher
nicht zwingend auf andere, nicht genannte oder in entfernteren Talschaften gelegene Festungen übertragen
werden. Eventuell gehört in diese Namensliste auch der
Monte San Martino, denn es ist möglich, dass er mit der
Anlage Ennemase zu verbinden ist16.
In den von Paulus Diaconus genannten Festungen befindet sich also römische Zivilbevölkerung (cives).
Diese wird zum großen Teil gefangen genommen mit
dem (erfolgreichen) Ziel der Lösegelderpressung. Ein
Festungskampf ist nicht direkt überliefert, sondern
meistens erfolgreiche Übergabeverhandlungen mit der
Zusage körperlicher Unversehrtheit für die Gefangenen.
Dieser Befund spricht nach V. Bierbrauer eher gegen
militärische Kontingente (das wären in diesem Falle
Langobarden) in diesen Anlagen, bei denen von massiver Gegenwehr auszugehen wäre17. Anders sieht dies
E. Possenti, die sich für eine regelhafte langobardische
Präsenz in den castra ausspricht18. Sie argumentiert auf
der Grundlage archäologischer Funde, allerdings sind
einige dieser Objekte hinsichtlich ihrer Aussagekraft
umstritten. Zumindest fühlte sich aber der langobardische rex Agilulf (Ago) für die gekidnappten Insassen
der besagten Festungen verantwortlich, denn er ist es,
der den Auftrag für die Lösegeldverhandlungen an den
Bischof von Trient gibt19. Das ist verständlich, handelt
es sich bei den Gefangenen doch um ihm steuerpflichtige Untertanen. Trotzdem führt dies zu der Frage, ob
9
10
11
12
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16
17
18
19
Stellvertretend: Pohl 2002, 17; 20; Christie 2006, 34 ff.; Börm
2008, 58 f.
Zum tractus: Not. Dig. Oc. XXIV 5. Zu den Truppen: Not. Dig.
occ. VII 2–39.158–165; XXIV; XLII 3–11.45–63.
Cavada 2007, 238 f. mit Anm. 37.
In diese Forschungen mit einbezogen wird dabei auch das
Umland, dessen gleichzeitiger archäologischer Quellenbestand möglichst vollständig ediert und ausgewertet werden
soll.
Zusammenfassend, vor allem zum unmittelbaren Arbeitsgebiet: Bierbrauer 2008a, 655 ff.; Brogiolo 2007; Possenti 2004.
Paulus Diaconus, Historia Langobardorum III 31.
Ebd.
Landi 2003, 134 ff. mit Anm. 130 (mittelalterliche Formen des
Ortsnamens Lomaso: [de] Nomass[o] von 1210 und aus dem 13.
Jahrhundert Nomas[o], Nomas[i] und Nomasc[i]); ders. 2013. –
Vgl. nun aber Brogiolo 2013, 96; 98 (Nomesino, Vallagarina).
Bierbrauer 2008a, 654.
Possenti 2013, 35 f.
Confirmata igitur Agilulf, qui et Ago dictus est, regia dignitate, causa eorum qui ex castellis Tridentinis captivi a Francis ducti fuerant,
Agnellum episcopum Tridentinum in Franciam misit. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum IV 1.
Abb. 4. Blick vom Monte San Martino in die äußeren judikarischen Täler mit den beiden anderen Martinsorten im Bleggio und in Stenico.
199
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
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Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
man genau deswegen nicht in jedem Fall auch von vorherigem militärischen Schutz dieser Personen ausgehen
muss, der in diesem Fall eben nicht ausreichend war,
weswegen die Anlagen sich in der Regel ergaben. Vergleichbar den spätrömischen Anlagen an der Grenzzone
nördlich der Alpen (z. B. Kaiseraugst, castrum Rauracense)
betont W. Landi daher die Kombination genuin militärischer Aufgaben (Kontrolle und Sicherung der Verkehrswege) mit Funktionen zum Schutz der Zivilbevölkerung
(hier im Sinne von zeitweiligen Refugien) der castra20 .
Sehr wichtig sind auch die Hinweise, dass diese Anlagen Sitz staatlicher territorialer Verwaltungsorgane sein
konnten bzw. diese Funktion übernahmen, weswegen
sie vor allem in langobardischer und karolingischer Zeit
mitunter mit der Bezeichnung civitas belegt werden21.
Die Befunde auf dem Monte San Martino
Durch Airborne-Laserscan-Daten, Begehungen vor Ort
und die Ausgrabungskampagnen lässt sich das Bild der
Siedlung mittlerweile gut in seinen Grundzügen skizzieren (Abb. 5)22: Eine Umfassungsmauer in Mörtelbauweise umschließt eine Siedlungsfläche von einem Hektar. Ihr vorgelagert ist eine weitere Mauer aus großen
Blöcken ohne Mörtelbindung, deren Datierung unklar
ist. Zugangsmöglichkeiten befinden sich an den einzigen beiden von Natur aus gegebenen Positionen im
Norden und Süden des Berges, jeweils gekennzeichnet
durch eine Toranlage. Im Innern gelang die Erfassung
einer Schotterstraße, an der sich kleine Bauten befanden. Während diese regelhaft in Trockenbauweise erstellt waren, befinden sich im Verlauf der Umfassungsmauer in unregelmäßigen Abständen Anbauten an
diese in Mörtelbauweise. Den höchsten Punkt der Anlage dominiert die Kirche mit einem charakteristischen
Anbau. Zu den Befunden im Detail:
sauber vermörtelte Zweischalenmauer, die im Aufgehenden zwischen 80 Zentimeter und einem Meter breit
ist. Verwendet wurde ein gelblicher, sandiger Kalkmörtel, die Bruchsteine wurden lokal gewonnen (s. u.). Am
sehr steilen Westhang wurden zur besseren Fundamentierung an den Stellen, die nicht auf dem anstehenden
Fels aufsaßen, große Blöcke lokalen Gesteins als eine
Art Rollierung verwendet (Abb. 6). Der Fundamentbereich zeigt sich hier in seiner Breite sehr unregelmäßig.
Diverse Details unterstreichen den fortifikatorischen
Charakter dieser Umwehrung. Vollständig ergraben ist
das Nordtor, das sich als Kammertor mit wuchtigen Vorsprüngen präsentiert und nach vorangegangener Prospektion vor Ort sicher am Reißbrett entworfen wurde
(Abb. 7). Im Süden befindet sich östlich des dortigen Eingangsbereiches ein Turm, der zur Vorfeldbeobachtung
gedient haben dürfte. Aus Sicht des Festungsbauwesens
sicher nicht ideal sind zum einen die vergleichsweise geringe Mauerbreite von höchstens einem Meter im Aufgehenden und die Positionierung mehrerer pfeilerartiger
Vorsprünge an der Mauer. Da sie tote Winkel schaffen,
kann es sich entweder um statische Maßnahmen handeln oder diese Details sind bewusst dort platziert, wo
Ankommenden ein besonders wehrhafter und massiver
Charakter mithilfe der Architektur vermittelt werden
sollte (Abb. 8,1–2). Vor Ort war es sicher notwendig, aus
den knappen Ressourcen das maximal mögliche herauszuholen, weswegen ein solcher Kunstgriff durchaus
vorstellbar ist. Parallelen finden diese baulichen Details
beispielsweise auf der befestigten Höhensiedlung auf
dem Duel bei Feistritz in Kärnten23, aber auch im nahen
Loppio24 in der Vallagarina. Auch hier sind sie nur an
bestimmten Stellen entlang der im Aufgehenden nur einen knappen Meter messenden Mauer platziert25.
An die Umfassungsmauer angelehnte Bauten
Die vermörtelte Umfassungsmauer umschließt die Bergkuppe an vom Gelände vorgegebenen Steilabfällen und
ist somit von unregelmäßiger Form. Die am höchsten
erhaltenen Bereiche im Süden stehen dabei noch über
zwei Meter hoch an (nach Freilegung), während an
anderen Stellen, beispielsweise am Steilhang im Westen, mitunter nur noch eine Lage des Mauerwerks auf
uns gekommen ist. Technisch handelt es sich um eine
Bislang sind mindestens sechs solcher Anbauten erfasst
worden (Abb. 5; Abb. 9). Die meisten sind in vergleichbarer
Technik und in einem Zuge mit der Umfassungsmauer
errichtet worden, gehörten also zur Grundkonzeption
der Anlage. Dieses Prinzip findet im spätrömischen Festungsbauwesen bekanntlich spätestens seit valentinianischer Zeit26 verbreitete Anwendung und bietet drei
wesentliche Vorteile. Erstens spart man Ressourcen, da
eine Gebäudeseite von der Umfassungsmauer gebildet
wird, zweitens bleibt der Festungsinnenraum hierdurch
unberührt und kann anderweitig genutzt werden, und
schließlich liegen die Bauten im toten Winkel der Wehrmauer und können dadurch schlecht beschossen werden.
Abb. 5. Monte San Martino.
Schematisierter Gesamtplan, Stand Frühjahr 2014, genordet.
In Schwarz die ergrabenen Strukturen,
in Magenta die moderne Wegeführung und in
Orange sichtbare, aber nicht ergrabene Strukturen.
M. 1:1.000.
20
21
22
23
24
25
26
Die Umfassungsmauer und die Zugänge
Landi 2003, 125.
Brogiolo 2006, 15; Possenti 2013, 35.
Vgl. Cavada/Zagermann 2013, 313.
Zusammenfassend: Glaser 2008, 631 f. mit Abb. 15.
Maurina/Postinger 2013, 107 mit 106 Abb. 2.
Ciglenečki 1987, 31.
Lander 1984, 2 f. 259 ff.
201
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 6. Monte
San Martino.
Die freigelegten
Reste der Umfassungsmauer
am Westhang,
Kampagne 2013.
Abb. 7. Monte
San Martino.
Das Nordtor der
Festung gegen
Ende der
Kampagne 2011.
202
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
Trotz sparsamer Bauweise war die Errichtung mit einigem Aufwand verbunden, denn an vielen Stellen musste
das harte Gestein des anstehenden Felsens abgespitzt
werden, um einigermaßen ebene Laufflächen oder Untergründe herzustellen. Wo erhalten, sind die Schwellensteine dieser Bauten häufig aus rotem Kalkstein, der
in Steinbrüchen der näheren Umgebung ansteht, aber
dennoch extra auf den Berg gebracht werden musste27.
Die Dachdeckung erfolgte hingegen offenbar mit organischem Material, da Ziegel weitestgehend im Fundmaterial fehlen. Auffällig selten sind Feuerstellen nachgewiesen, wenn überhaupt, handelt es sich um kleinere,
eher sporadisch anmutende, wohingegen gemauerte
Herdstellen größeren Ausmaßes bislang vollständig fehlen. Die einstige Nutzung dieser Gebäude ist daher nur
schwer zweifelsfrei festzulegen, denkbar sind multifunktionale Verwendungen, einerseits als (nur zeitweise
genutzte?) Behausung, andererseits als Depot (an zwei
Stellen gelang der Nachweis von verkohlten Getreidevorräten28), Werkstatt oder ähnliches.
wiesen wurden. Dieser ist in seinem Aufbau kennzeichnend für die bestmögliche Ausnutzung der Ressourcen
und des knappen Baumaterials. Zuunterst finden wir
eine Schicht aus sandigem bis festem Kalk: die ausplanierten Reste der Kalklösch- und/oder Mörtelmischplätze zur Errichtung der Umfassungsmauer. In der gesamten Nordwestecke des Berges begegnet diese Schicht in
unterschiedlicher Stärke, sie ist gleichsam der Anzeiger
für den Beginn der spätantik-/frühmittelalterlichen Aktivitäten auf dem Berg. Stets korrespondiert sie mit dem
Verlauf des Straßenkörpers, franst jedoch an den Kanten stark aus. Auch mit den Abschlägen der Bausteine
wurde konsequent umgegangen: Sie wurden zwischen
den beiden Steinreihen als Straßenkörper aufgeschüttet. Dieser zeigt sich in unterschiedlich guter Erhaltung,
eine Zeitlang wurde er wohl auch als Müllplatz verwendet, wie zahlreiches Fundmaterial in bestimmten Arealen zeigt, das zudem wichtige Hinweise zum Alltag in
der Anlage gibt. Zu nennen sind mehrere stili, Münzen,
Schmuck, aber auch Keramik und Lavez sowie Glasgefäße (Abb. 11,1–8). Speiseabfälle in Form von Tierknochen
mit Schnittspuren vervollständigen das Ensemble.
Wegeführung und Bebauung im Innenraum
Weit weniger spektakulär als die monumentale Toranlage, aber absolut vergleichbar in der Bedeutung
für die Erforschung der Anlage ist ein Straßenbefund,
der auf 40 m Länge verfolgt werden kann (Abb. 10).
Gekennzeichnet wird er durch Steinreihen, die ein- bis
zweilagig an den Rändern des Straßenkörpers nachge-
27
28
Zur Lokalisierung: Cavada/Forte 2011, 136.
Zum Komplex von 2012 vorerst: Zagermann 2013. Das ebd.
geborgene Material befindet sich derzeit im Institut für Botanik der Universität Innsbruck zur Bearbeitung. Zum Komplex in den Anbauten an die Umfassungsmauer südlich der
Kirche: Cavada 2009, 52.
Abb. 8. Monte San Martino. 1 Umfassungsmauer im Süden mit Turm und Mauervorsprüngen in restauriertem Zustand;
2 Detailansicht eines Mauervorsprungs in diesem Bereich.
203
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 9. Monte San Martino. Anbauten an die Umfassungsmauer südlich der Kirche, Kampagne 2009.
Abb. 10. Monte San Martino. Der freigelegte Straßenkörper mit begleitenden Steinreihen von Süden.
Im Bildhintergrund die bereits restaurierten Reste der Toranlage, Kampagne 2012.
204
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
Abb. 11. Monte San Martino. Fundensemble aus dem Straßenkörper (ca. 5.–7. Jh.) der Kampagne 2012. 1 Bronzekette;
2 eiserne Pfeilspitze, deformiert; 3 Gebrauchskeramikscherbe; 4 zwei eiserne Schreibgriffel; 5 Schuhnagel; 6 spätrömische Münze;
7 zwei Glasfragmente; 8 eiserner Löffelbohrer. M. 1:2.
Zwei Arten von Gebäuden sind im Inneren zu beobachten: Solche, die in Mörtelbauweise im Innern der
Anlage frei stehen (bislang erst in einem Fall nachgewiesen) und Trockenmauern als Sockel von Holz- oder Fachwerkbauten. Eventuell dienten die straßenbegleitenden
Steinreihen als Auflage für die Ständer von Laubengängen oder kleineren Bauten. Etwas rückversetzt wurden
2012 zwei Rechteckbauten mit solchen Trockenmauern
aufgedeckt (Abb. 12). Aufgrund einer dünnen Schmutzschicht im Inneren auf dem Felsen, auf den sie gesetzt
sind, dürfte es sich nicht um reine Terrassierungen handeln, sondern um Bauten, in denen Personen ein- und
ausgingen, zu welchen Zwecken auch immer.
Kirche mit Anbauten
Der höchste Punkt der Festung wird geprägt durch die
Kirchenanlage mit dem direkt an sie angesetzten Gebäude (Abb. 13). Zu diesem Komplex sind bereits zwei
ausführliche Berichte erschienen 29. Der heute sichtbare
Bauzustand der hoch erhaltenen Kirche gehört in das
Mittelalter und die Neuzeit. Im Aufgehenden sind aber
bereits durch verschiedene Mauertechniken diverse
Bauphasen erkennbar.
Die erste Erwähnung dieser Kirche in den Quellen
datiert in das 16. Jahrhundert. Eine Bleistiftvorzeich-
nung von Johanna von Isser Großrubatscher entstand
am 25. Juli 1832. Darauf ist die Kirche noch aufrecht
stehend und mit intakter Dachdeckung dargestellt
(Abb. 14). Erst im 20. Jahrhundert wird das Ziegeldach
abgetragen, die Kirche verfällt, und Vegetation überwuchert die Mauerreste. Seit 2004 wurden die Überreste
wieder ans Licht gebracht und konservatorisch betreut.
In diesem Zusammenhang gelangen Beobachtungen,
die zeigten, dass die Kirche ursprünglich nicht alleine
stand, sondern in den Kontext einer befestigten Höhensiedlung eingebunden war.
Vier Perioden sind zu unterscheiden, wovon hier
nur die frühmittelalterlichen interessieren (Abb. 15,1).
Der älteste Bau (Periode 1) hat eine Grundfläche von
über 200 m2 und ist in zwei Teile gegliedert, nämlich
einen Anbau im Süden und einen Hauptteil (Kirchenbau). Der Hauptteil misst im Inneren 16,7 m × 7,5 m
und ist in zwei mit einer Tür verbundene Räume aufgeteilt: einen kleineren, rechteckigen Vorraum (30 m2)
sowie einen etwa doppelt so großen Rechteckraum (60
m2) mit Apsis im Osten. Die Apsis ist maximal 3,7 m tief
und öffnet sich zum Innenraum hin auf einer Länge
von 6 m. Aus dem kleineren Raum gelangte man durch
eine Tür in den Anbau im Süden und durch eine weitere
29
Cavada/Forte 2011; Bellosi/Cavada 2013.
205
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 12. Monte San Martino. Gebäude mit Trockenmauern östlich der Straße, Kampagne 2012.
Abb. 13. Monte San Martino. Luftbild der Kirchenanlage auf dem höchsten Punkt des Berges.
206
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
nach Westen ins Freie. Der Anbau selbst erstreckt sich
an der Südflanke der Kirche und läuft weiter in südlicher Richtung in einen Hof aus, der gekennzeichnet
ist durch starke Abarbeitungsspuren im Felsen. Aus diesem Hof gelangte man durch eine große Türöffnung in
den eigentlichen Baukörper hinein. Dessen vier Räume
sind von West nach Ost aufgereiht und fallen aufgrund
ihrer geringen Raumgröße auf. Von besonderem Interesse ist der westlichste Raum, denn er liefert einige
wichtige Detailinformationen. In einer Ecke ist eine Art
Brunnen in den Felsen gehauen. Der Unterbau für eine
Treppe, deren erste zwei Stufen erhalten sind, zeigt an,
dass das Gebäude einst mehrstöckig gewesen sein muss.
Die miteinander verzahnten Mauern weisen identische
Breiten um 60 cm auf und sind in gleicher Technik errichtet, was den Anbau als eine einzige zusammenhängende Baumaßnahme ausweist. Deutlich schwieriger
gestaltet sich die Beantwortung der Frage, ob der erste
Kirchenbau und der Anbau in einem Zuge und mit untereinander verzahnten Mauern errichtet wurden. Spätere Umbauten haben leider die jeweiligen Anschlüsse
zerstört. Die Mauertechnik und das verwendete Material sind vergleichbar, ebenso wie die Ausführung im
Detail. Daher spricht viel für eine einzige zusammenhängende Baumaßnahme von Anbau und Kirche. Das
wäre anders als in Vrsenice (Serbien), wo ein – zumindest auf den ersten Blick – frappierend ähnlicher Befund ergraben wurde (Abb. 15,2).30 Allerdings stecken
im bisherigen Plan31 zwei grundlegend verschiedene
Phasen. Der ältere Bau dort ist spätrömisch und datiert
aus dem 4. Jahrhundert, auf diesen wird in frühbyzantinischer Zeit zu Beginn des 6. Jahrhunderts eine Kirche
mit Apsis gesetzt. Eine solche Bauabfolge ist aufgrund
der fehlenden Anschlüsse aber auch auf dem Monte San
Martino nicht gänzlich auszuschließen, allerdings fehlen für eine Datierung in das 4. Jahrhundert entsprechende Funde. Merkwürdig mutet in Vrsenice wie auch
in San Martino an, dass die Umfassungsmauer für die
Kirche umgebaut wird. Für San Martino sprechen deutliche Parallelen (Mauern, Mauervorsprünge) in der Bautechnik von Kirche und dem ebenfalls hoch erhaltenen
Turm im Süden aber dafür, eine relative zeitliche Nähe
zu postulieren.
Als Periode 2 wurde die Zeit der Nutzung der Kirche als Begräbnisstätte definiert, wenngleich möglich
ist, dass sie mit Periode 1 zeitlich zusammenfällt. Da
der Beginn des Kirchenbaus jedoch schwer zu fassen ist,
wurden die beiden Perioden getrennt. Sieben Bestattungen sind nachgewiesen, davon liegen vier im Hauptteil,
zwei im Vorraum und eine außerhalb neben der Apsis32.
30
31
32
Popović/Bikić 2009, 53 (Plan).
Abgebildet bei Milinković 2008, 544 Abb. 8.
Zu den Bestattungen im Detail: Cavada/Forte 2011, 145 f.; Cavada u. a. (im Druck).
Abb. 14. Bleistiftvorzeichnung (Vigo Lomaso und Castell Spine) von Johanna von Isser Großrubatscher vom 25. Juli 1832.
207
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Es handelt sich um vier Erwachsene und drei Jugendliche/Kinder, wenn bestimmbar allesamt männlichen Geschlechts. Die Toten lagen in jeweils drei Fällen in einfachen Grabgruben oder solchen mit Steinbegrenzung
sowie einmal mit einer gemauerten Einfassung. Typisch
sind die sehr geraden Wände der langrechteckigen
Abb. 16. Monte San Martino. Gräber 1 und 2 in hervorgehobener
Position unmittelbar vor der Apsis, Kampagne 2007.
Abb. 15. Kirchenbauten von San Martino und Vrsenice
im Vergleich. 1 Phasenplan der Kirche von San Martino
mit Anbau (weiß, ohne Phaseneinteilung);
2 Kirchenanlage der Höhensiedlung in Vrsenice (Serbien).
208
Grabgruben. Die Köpfe der Toten lagen im Westen, die
Arme waren bei allen an den Körper angelegt. Es wurden also feste Behältnisse verwendet, sehr wahrscheinlich Holzsärge, wie Holzreste in vier Fällen nachweisen.
Auffällig sind zwei unmittelbar nebeneinander positionierte Bestattungen in hervorgehobener Position, zentral vor der Apsis (Abb. 16). Aus einer dieser Bestattungen
stammt die einzige Beigabe sämtlicher Gräber vor Ort
in Form eines zweizeiligen Beinkammes (Abb. 17). Leider
ist durch diesen keine genaue Datierung möglich. Doch
C14-Daten weisen die ältesten Bestattungen in die Spanne vom Beginn der ostrogotischen Herrschaft bis zu den
Gotenkriegen, die jüngsten Gräber wurden in langobardischer Zeit angelegt (610/620).
Im Zusammenhang mit dem Sakralbau steht
eventuell ein eisernes Steckkreuz, das ohne direkten
Befundzusammenhang außerhalb der Kirche entdeckt wurde (Abb. 18)33. Eiserne Steckkreuze des frühen Mittelalters haben eine auffällige Konzentration
im heutigen Bayern, während andere Gegenden, vor
allem südlich der Alpen, nahezu fundleer bleiben34.
Die Deutung der Objekte bleibt problematisch. Ungewöhnlich ist in unserem Fall, dass das Stück nicht mit
einem Bau der römischen Kaiserzeit mit frühmittelalterlicher Nachnutzung in Verbindung gebracht werden
kann, wie dies sonst regelhaft zu beobachten ist. Auch
das Vorkommen in einer befestigten Höhensiedlung
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
scheint bislang singulär. Das Stück vom Monte San Martino steht typologisch und technisch zwischen den aus
Bayern bekannten Objekten und Sargaufsätzen, wie sie
(singulär?) aus Civezzano35 bekannt sind. Ebenso auffällig sind zahlreiche Fragmente frühmittelalterlicher
Stängelgläser, die im Kirchenbereich (wie auch in der
übrigen Höhensiedlung) geborgen wurden. Denkbar ist,
dass sie hier nicht ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung gemäß als Trinkgeschirr, sondern eher als Lampen verwendet wurden.
Die dritte Periode kennzeichnet das Ende der
Nutzung als Begräbnisstätte und die feste bauliche
Ausgestaltung zur Feier von Messen mit Teilnahme
von Klerikern. Erhielt die Kirche damals auch das Martinspatrozinium36? Kennzeichnend für die Periode ist
der Einbau einer fest installierten Chorschranke, welche die beiden Gräber in der Apsisöffnung überlagert.
Abdrücke im Mörtel deuten darauf, dass sich einst
ein hölzerner Aufbau auf dieser befand. Zu einem
Tischaltar gehörten sehr wahrscheinlich bearbeitete
Oolith-Fragmente, die allerdings ohne direkten Befundzusammenhang geborgen wurden. Diese und einige
Fragmente von anderen bearbeiteten Bestandteilen der
Bauausstattung datieren in das 8. und 9. Jahrhundert.
Ihre stilistische Ausführung und das verwendete Gesteinsmaterial zeigen, dass sie wohl alle aus derselben
Werkstatt stammen. Ein alter Steinbruch mit solchem
Rohmaterial kann im nahen Lundo lokalisiert werden.
Vielleicht entwickelte in besagter Zeit von hier aus das
anzunehmende Atelier seine rege Produktionstätigkeit,
von der diverse Nachweise in der Umgebung zeugen37.
Eine Neugestaltung erfährt der Bau in seiner vierten Periode. Der Vorraum wird aufgegeben und der größere Rechteckraum mit der Apsis von Grund auf neu
errichtet. Im Zuge dieser Arbeiten wird auch die Apsis
deutlich verkleinert. Neu sind ein Fenster im Süden und
eine Türöffnung im Norden, die aus zwei großen Monolithen errichtet wurde. Der Fußboden besteht nun aus
33
34
35
36
37
Cavada 2009, 48; Cavada/Forte 2011, 145 mit 144 Abb. 19.
Zu den Steckkreuzen zuletzt zusammenfassend mit weiterer
Literatur und Forschungsgeschichte: Later 2005 v. a. 297 Abb.
11 (Verbreitungskarte für Bayern) u. 303.
Terzer 2001, 211 Abb. 50a,B20. – Zur Singularität dieses Befundes siehe ebd. 213 ff.
Vgl. Lusuardi Siena/Spalla 2012, 43.
Vgl. Cavada/Forte 2011, 146 Anm. 30; 149; ferner: Cavada
2002.
Abb. 17. Monte San Martino. Beinkamm aus Grab 2 in situ. Breite: 15,4 cm.
209
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
großen roten Kalksteinplatten. Aus den Spalten zwischen diesen Platten stammen Münzen ab der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts, die zeigen, dass ab diesem
Zeitpunkt mit der Begehung dieses Bodens zu rechnen
ist. In dieser Phase war die umgebende Höhensiedlung
nicht mehr in Benutzung, lediglich die Kirche existierte weiter. Zu ihr gehörte wahrscheinlich eine Unterkunftsmöglichkeit für Reisende. Hierfür sprechen
diverse Scherben von Küchengeschirr vergleichbarer
Zeitstellung, bis hin zu verfüllten Pfostenlöchern einer
leichten Holzarchitektur, die im Umfeld der Kirche beobachtet werden konnten.
sem Zusammenhang40. Ihr Vorhandensein wird meist
entweder mit einer Vorgängerbesiedlung oder mit einer
Sekundärverwendung der Stücke erklärt.
Auf dem Monte San Martino ist vor allem das
Fehlen von frühen Münzen (wenige Ausnahmen können auch dem spätantik-/frühmittelalterlichen Umlauf
entstammen) und zeitgenössischer Keramik besonders
auffällig. Eine Dauersiedlung dürfte daher auszuschließen sein, warum jedoch die Fibeln regelhaft begegnen,
muss noch erklärt werden.
Charakter der Siedlung und Chronologie
Externe Bauten
Außerhalb des Mauerrings (s. Abb. 5) waren im östlichen
und südöstlichen Vorfeld der Festung Schutthügel mit
erkennbaren Mauerresten von insgesamt drei Bauten
auszumachen. Direkt am Zufahrtsbereich der Anlage
lag eines dieser Gebäude, das wegen dieser vielversprechenden Positionierung ausgegraben wurde (Abb. 19). Es
zeigt sich als langrechteckiger Bau mit zwei Räumen,
dessen Längsseite mit je einer Türschwelle zur Wegeführung hin ausgerichtet war. Er war direkt auf den anstehenden Fels gesetzt worden. Äußerst problematisch
ist es, eine funktionale und chronologische Einordnung
für den Befund zu treffen: Trotz Metalldetektoreinsatzes und Siebens des gesamten Aushubmaterials gelang
es nicht, aus den Schichten datierbares Fundmaterial
zu gewinnen. Lediglich aus dem Waldhumus stammen
zwei eiserne frühmittelalterliche Pfeilspitzen und etwas (karolingerzeitliche?) Keramik. Speiseabfälle, Hinweise auf leichte Feuerstellen und Scherben von Gefäßkeramik bzw. Lavez sind aus dem Inneren der Festung
regelhaft in den erhaltenen Resten von Gebäuden entdeckt worden. Deren Fehlen ist in diesem externen Gebäude sehr auffällig. Wurde es planmäßig aufgelassen
und ausgeräumt oder etwa nie in Benutzung genommen? Mittlerweile machen C14-Daten aus den Planierschichten (wohl Auffüllungen zum Niveauausgleich für
Fußbodenunterbau) im Gebäude eine hochmittelalterliche Datierung wahrscheinlich38.
Mittlerweile liegt vom Monte San Martino ein interessantes Fundspektrum aus Spätantike und Frühmittelalter vor, das chronologische und kulturgeschichtliche
Einblicke gestattet. Die Fragen an das Material sind die
nach dem Beginn und Ende der Siedlung sowie nach
deren Charakter. Was zeichnet die Siedlung aus, wie
Fundmaterial
Metallrecycling oder Vorgängerbesiedlung?
Im Fundmaterial begegnen regelhaft römerzeitliche
Stücke, die chronologisch deutlich vor den Siedlungsbeginn (s. u.) auf San Martino zu setzen sind. Dominant
sind dabei bronzene Armbrustspiralfibeln (Abb. 20,1),
die in der Umgebung39 einen weit verbreiteten Typ, vornehmlich flavischer Zeit, darstellen. Altmaterial auf
späten Höhensiedlungen ist zwar ein gängiges Phänomen, auffällig ist aber die Häufigkeit von Fibeln in die-
210
Abb. 18. Monte San Martino. Eisernes Steckkreuz aus
der Umgebung der Kirchenanlage. Höhe: 22 cm.
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
Abb. 19. Monte San Martino. Vermessungsarbeiten im externen Bau 2013.
lebten ihre Bewohner? Es fällt im Vergleich zu anderen
Plätzen zunächst ein eher geringer Fundanfall auf, der
jedoch einige Besonderheiten aufweist, die interessante
Schlüsse ermöglichen.
Die älteste Münze ist bislang ein halbierter republikanischer Denar, Einzelstücke stammen aus der mittleren Kaiserzeit. In größeren Stückzahlen begegnen
Antoniniane des späten 3. Jahrhunderts. Häufig sind
Aes 4 des 4. Jahrhunderts. Für ältere Münzen in frühmittelalterlichen Komplexen wird die Möglichkeit der
Weiterverwendung bereits länger diskutiert41. Auch
für San Martino ist denkbar, dass der Kleingeldumlauf
des 5. und 6. Jahrhunderts weitgehend mit älteren Prägungen bestritten wurde. Münzen des 5. Jahrhunderts
fehlen bislang ganz. Bereits aus dem 6. Jahrhundert
stammt ein Solidus42, der durch einen Sondengänger
auf dem Berg gefunden worden sein soll. Die Grabung
2009 erbrachte die erste Münze des 6. Jahrhunderts
(Abb. 20,2), die vor Ort einem Befund zugewiesen werden kann: Der kleine, recht massive Schrötling (Dm.
0,93 cm, H. 0,25 cm) unterscheidet das Stück deutlich
von den älteren spätrömischen Münzen. Auf der Vorderseite ist schemenhaft nur noch eine Büste, wohl
nach rechts, zu erkennen. Die Rückseite zeigt ein V
im Kranzrand. Die charakteristische Randgestaltung
spricht für italische Provenienz ebenso wie das lateinische Zahlzeichen, das auch das Nominal des Stücks
als Pentanummium vom MIB-246-Typ identifizieren
lässt43. Bereits in die langobardische Zeit gehört eine
Achtelsiliqua (Abb. 20,3) des Perctarit (661/688)44.
Das Keramikspektrum des Berges ist im Vergleich
zu gleichzeitigen urbanen Zentren wie Brescia und
Trento, aber auch anderen Höhensiedlungen wie Invillino, Monte Barro und Loppio noch eher gering. Dennoch
ist bereits eine Vielfalt zu konstatieren, bei der neben
wohl lokal produzierter Grobkeramik auch Importware
unterschiedlicher Art begegnet. Überraschend ist der
erste Nachweis von Fragmenten so genannter langobardischer Keramik mit figürlicher Stempelverzierung
(Abb. 20,4) auf einer Höhensiedlung im Trentino45. Charakteristisch für diese Warenart sind die dunklen, glatten Oberflächen, bestimmte Gefäßformen und typische
Dekorationen in Form von Einglättverzierungen und/
oder Stempelungen. Neu und ohne erkennbare Vorläufer wird diese Keramik wohl von den Angehörigen des
Heeres (und des zugehörigen Trosses – exercitu vulgique
promiscui moltitudine)46, das im Jahr 568 Teile (Ober-)Italiens unter seine Kontrolle bringt, mitgebracht. In der erschlossenen Herkunftsregion47 dieser Leute finden sich
zahlreiche Vergleiche für diese Keramik. Diese in den
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
Erlangen: Erl-18942, 849±40, Delta C13 -25,2; Heidelberg:
MAMS 19674, 882±27, Delta C13 -26,4.
Zur Verbreitung siehe E. Cavada in: Endrizzi/Marzatico 1997,
429–436 v. a. 433 Abb. 31; Giovanazzi 2002, 654.
Vgl. das Material von Loppio, S. Andrea: Maurina 2008, 20
Abb. 19–21. – Allgemein zu diesem Phänomen: Ladstätter
2000, 169.
Allgemein: Rizzi 1985; Gorini 1992. – Mit Zusammenstellung
weiterer Plätze: Maurina/Mosca 2007, 183 ff.
Rizzolli 2006, 600 mit 601 Abb. 141 (Datierung: nach 507).
Grundlegend zu den Prägestätten, mit Favorisierung von Sizilien: Hahn 1973, 74 f. Zusammenfassend zur Diskussion mit
Favorisierung der Münzstätten auf dem Festland: M. Munzi
in: Pavolini 1997, 32 f.; A. Rovelli in: Arena u. a. 2001, 253–265
weist die Stücke Rom zu. – Allgemein zur Datierung: Hahn
1973, 46 ff. 72 ff.; A. Rovelli in: Arena u. a. 2001, 253–265 v.
a. 254. Das geringe Gewicht deutet eher auf ein bereits reduziertes Stück, vgl. Hahn 1973, 75 mit Prägetabelle 9.
Cavada 2007, 244 f.
Ausführlich zu diesen Stücken: Cavada/Zagermann (in Vorbereitung).
Paulus Diaconus, Historia Langobardorum II 8.
Vgl. Bierbrauer 2008b, 109–115.
211
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 20. Monte San Martino. 1 Vollständige deformierte Armbrustspiralfibel; 2 Pentanummium des 6. Jahrhunderts; 3 Achtelsiliqua
des Perctarit (661–662; 672–688); 4 Scherben so genannter langobardischer Keramik mit figürlichem gestempeltem Dekor;
5 Beispiel für typische glasierte Keramik mit Mehrfachbögen als Dekor. M. 1:1.
frühmittelalterlichen Schriftquellen lateinisch als „Langobardi“ bezeichneten Personen etablieren ab den 570er
Jahren ein stark regional geprägtes Herrschaftssystem
von verschiedenen duces (und comites), die ihre Machtbasis in alten römischen Städten wie Brescia und Trento
haben48. Die neue Keramik wird von bestimmten einheimischen Töpfern bald in ihr Repertoire aufgenommen,
allerdings mehren sich die Hinweise, dass die Verbreitung dieses Geschirrs, das als Trinkgeschirr mit speziellen Tisch- und Trinksitten verbunden ist, stark auf das
Milieu der Einwanderer beschränkt blieb und von der
lokalen Bevölkerung nur wenig rezipiert wurde49.
Problematisch gestaltet sich die Beurteilung der
zahlreichen Funde glasierter Keramik. Nachdem Glasur als Oberflächengestaltung über Jahrhunderte keine
Rolle mehr spielte, erlebt die Warenart in der Spätantike eine Wiederbelebung. Obwohl als Leitfossil des
5./6. Jahrhunderts allgemein akzeptiert, ist es kaum
möglich, für die oberitalischen Exemplare eine feinere Chronologie und Typologie zu erstellen50. Das liegt
wohl an einer starken Regionalisierung der Produktionsstätten und einem großen Variantenreichtum im
Typenspektrum. Dies geht sogar so weit, dass sich viele
Scherben nur unter Vorbehalt überhaupt einem Gefäßtyp zuweisen lassen. Eine größere Anzahl von Wandscherben (Krüge/Kannen?) zeigt auf der sehr dichten,
dunklen Glasur einen charakteristischen Dekor aus
Wellenbändern (Abb. 20,5). Ähnliche Bänder begegnen
auf Produkten aus der bekannten Töpferei von Carlino (UD)51. Allerdings fehlen dort die für die Funde aus
212
San Martino typischen Mehrfachbögen, weswegen eine
Zuweisung zu dieser rege exportierenden Produktionsstätte wohl eher ausscheidet.
Zu einer Late Roman Amphora 4, einer so genannten Gaza-Amphore, gehören mehrere Wandscherben (Abb. 21,1). Die Rillen, die sich auch oberhalb des
Abb. 21. Monte San Martino. 1 Wein(?)amphore vom Typ Late
Roman Amphora 4; 2 Randprofil eines Topfes der so genannten
Hauskeramik. M. 1:3.
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
Abb. 22. Monte San Martino. Ensemble von Standfüßen diverser Stängelgläser.
Griffansatzes befinden, erlauben eine Zuweisung zur
Gruppe Pieri A252, die in das 5. Jahrhundert datiert
wird. Damit scheint es sich um einen der frühesten
Funde der spätantiken Siedlung zu handeln, wenn
man der Datierung ins 5. Jahrhundert folgt. Zusammen mit mehreren Scherben innen überzogener Teller
aus nordafrikanischer Terra sigillata beleuchtet dieser
Fund schlaglichtartig die Anbindung der Siedlung an
wichtige Fernhandelsnetze. Es bestand also eine Nachfrage nach hochwertigen Lebensmittelimporten und
zugehörigem Tafelgeschirr.
In größerer Stückzahl begegnen Töpfe aus grautoniger, scheibengedrehter bzw. freigeformter und überdrehter Grobkeramik, der so genannten Hauskeramik
(Abb. 21,2). Die erste grundlegende Analyse erfolgte
anhand des Materials von Invillino, weitere Vorlagen,
vor allem aus dem Ostalpenraum, schlossen sich an.53
Es zeichnet sich ab, dass diese Warenart ihre Wurzeln
in der kaiserzeitlichen Grobkeramik hat, der spätantik-/frühmittelalterliche Formenschatz jedoch stark
reduziert wird und von einem regionalen und lokalen
Variantenreichtum geprägt ist. Dennoch sind die wesentlichen Gefäßtypen und Dekore weit überregional
verbreitet.
Bei den Glasfunden dominieren Scherben von Bechern Isings 111, so genannten Stängelgläsern (Abb. 22).
Meistens sind die typischen Böden gut erhalten, aber
auch einige Randscherben sind klar zuweisbar. Obwohl
die Stücke bereits im späten 5. Jahrhundert – allerdings
mit einzelnen deutlich früheren Nachweisen54 – vorkommen, scheinen sie ihren Verbreitungsschwerpunkt
erst im 6. Jahrhundert zu erreichen55. Die Stücke sind
mehrfach ausgehend von der Fußgestaltung gruppiert
worden56. Nachweise für stark dezentralisierte Produktion57 warnen aber vor einer möglichen Vermischung
von chronologischen mit regionalen Charakteristika bei solchen Typologien. In einiger Zahl sind auch
Fragmente von gläsernen Lampen nachgewiesen. Als
Gebrauchsform sind sie schwer zu datieren. Aufgrund
der bildlichen und schriftlichen Überlieferung wurde
eine vorwiegende Nutzung im liturgischen Bereich postuliert. Funde in profanen Kontexten sprechen jedoch
mehr und mehr auch für einen universalen Gebrauch58.
Das weitere Spektrum der Kleinfunde gestattet
Aussagen zu Charakter und Chronologie der Siedlung.
Mehrere Fundstücke zeigen, dass auf dem Berg, wie auf
anderen Höhensiedlungen59 bereits belegt, Beinartefakte hergestellt wurden (Abb. 23). Sägespuren60 an Knochen
und Geweih sowie Rohlingfunde lassen dies eindeutig
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
Vor allem aus migrationsgeschichtlicher Sicht jetzt Borgolte
2012, 89 ff.
Skeptisch gegen diese Möglichkeit: Brather 2009, 50 ff.
B. Portulano in: Brogiolo 1999, 125–142 v. a. 125 f.; Marconi/
Anesi 2007, 62.
Zum Spektrum von Carlino: S. Lusuardi Siena/M. Sannazaro
in: Paroli 1992, 185–194 v. a. 192 Abb. 2,18; Magrini 2000; Magrini/Sbarra 2005.
Vgl. Pieri 2005, 103 ff.
Invillino: Bierbrauer 1987, 188 ff. Eine Zusammenstellung
weiterer Arbeiten aus dem Ostalpenraum bietet Ladstätter
2000, 130 ff. – Im Arbeitsgebiet ist vor allem das Ensemble
von Säben interessant: Bierbrauer/Nothdurfter 1988, 268;
Gleirscher 1996, 142 ff.; Bierbrauer/Nothdurfter (in Vorbereitung).
Bierbrauer 1987, 271 ff. 278 f.
Vgl. die Verteilung auf die einzelnen Perioden in Brescia, S.
Giulia: M. Uboldi in: Brogiolo 1999, 271–307 v. a. 294 f. mit
Abb. 8.
Stellvertretend Bierbrauer 1987, 272–276; M. Uboldi in: Brogiolo/Castelletti 1991. – Kritisch: Ladstätter 2000, 181 Anm.
1224.
So beispielsweise in der Crypta Balbi in Rom: L. Saguì in: Arena u. a. 2001, 307–322 v. a. 309 und auf dem Castrum von
Invillino: Bierbrauer 1987, 285 f.
Zusammenfassend: Uboldi 1995, 96 ff.; S. Ladstätter betont
die Häufigkeit in sakralem Kontext: Ladstätter 2000, 183.
Gut vergleichbar ist das Ensemble von Perti, S. Antonino: G.
Murialdo in: Mannoni/Murialdo 2001, 593–596 v. a. 595 Taf.
91,1.6. Ähnlich, aber teilweise mit exotischerem Ausgangsmaterial, die Crypta Balbi in Rom: M. Ricci in: Arena u. a.
2001, 335–339 v. a. 336 f.
Zur Unterscheidung der Bearbeitungs- von Schlacht- und
Fleischverarbeitungsspuren: Deschler-Erb 1998, 194.
213
Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abb. 23.
Gesägte Geweihfunde
als Nachweis der
Herstellung von
Geweihartefakten.
M. 1:1.
erkennen. Noch kann kein Halbfabrikat sicher belegen,
welcher Art die Endprodukte dieser Herstellung auf San
Martino waren. Fertig ausgearbeitete Objekte aus Bein
begegnen jedoch vor allem in Fragmenten zweizeiliger
Dreilagenkämme und Messergriffen.
Besondere Relevanz kommt Funden der zweiten
Hälfte des 6. Jahrhunderts zu, denn sie belegen die
Nutzung der Anlage während dieser kriegerischen und
damit unsicheren Zeit. Das oben erwähnte Pentanummium, Keramikfunde und einige Kleidungsbestandteile scheinen für diese Zeit eine hohe Siedlungsintensität
anzudeuten. Sicher bereits in das 7. Jahrhundert zu
datieren, genauer in dessen zweites Viertel, ist eine
ehemals spiraltauschierte Riemenzunge (Abb. 24,1),
die einen der seltenen Belege für diese Dekorform
im inneralpinen Raum darstellt61. Eine Besiedlung in
langobardischer Zeit, deutlich über die Ereignisse von
59062 hinausgehend, hatte sich bereits durch die Funde einer Achtelsiliqua des Perctarit (661–662; 672–688)
(Abb. 20,3) und durch eine weitere tauschierte Riemenzunge (Abb. 24,2) zumindest für das Umfeld der Kirchenanlage angedeutet63.
Noch spärlich sind Nachweise für Material, das
sicher geschlechtsspezifisch verwendet wurde und mit
der Anwesenheit von Frauen zu verbinden ist. Das ist sicher kein Zufall und zeigt mit mehreren anderen Indi-
Abb. 24.
Monte San Martino.
1 Spiraltauschierte
Riemenzunge, Eisen;
2 Tauschierte Riemenzunge mit Tierstildekor,
Eisen;
3 Bügelknopffibel
vom Typ Gurina, Bronze
mit eiserner Spirale.
M. 1:1.
214
Ausgrabungen auf dem Monte San Martino di Lundo/Lomaso
zien, dass für die Besiedlung auf dem Berg einige Besonderheiten gelten. Das Fehlen größerer, fest installierter
Herdstellen, wenig Fundmaterial, das Frauen und Kindern zugewiesen werden kann und die mit Sicherheit
extrem schlechte Erreichbarkeit im Winter sind dabei
entscheidende Details.
die Neuerrichtung der Anlage zur existierenden Kulturlandschaft? Wie ist es um die Ressourcen bestellt,
wie wird die Anlage versorgt? Vom Bauaufwand bis
hin zum Unterhalt werden also auch Aspekte berücksichtigt, die auf das Castrum als neuen Faktor in einem
bestehenden Umfeld abzielen. Ziel ist es, die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung von San Martino und
seine Stellung innerhalb oder in Zusammenhang mit
der Castra-Frage darzulegen.
Hin zu einer Auswertung –
Neue Fragestellungen
61
Vor dem Hintergrund der Diskussion um die castra
und verwandte Anlagen sind die Ergebnisse des SanMartino-Projektes in einen größeren Zusammenhang
zu setzen. Welche Rolle war der Anlage auf dem Berg
zum Zeitpunkt ihrer Errichtung zugedacht, welche
Rolle spielte sie während der Kriegszeiten in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und wie vollzog sich der
Übergang hin zur karolingischen Herrschaft?
Wenn man ab 568 von der langobardischen Zeit
sprechen darf, dann ist sehr deutlich, dass die meisten
Castra bereits zuvor existierten. Im Falle von San Martino sei hier der Nachweis von zwei Bügelknopffibeln
vom Typ Gurina (Abb. 24,3) genannt64. Regelhaft fehlen
aber Belege für Material des 4. und vor allem der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Die Castra entstanden
also in den letzten Jahren Westroms oder erst in der
ostrogotischen Zeit. Der Bauaufwand in gebirgiger Lage
und bauliche Details wie das Nordtor von San Martino
könnten im Sinne einer zentral geleiteten Initiative bei
der Konzeption und Erbauung gedeutet werden. Spezialisiertes Wissen war vonnöten für die Planung und
Bauausführung, vor allem im Hinblick auf die Mauertechnik, beispielsweise mit den charakteristischen Vorsprüngen an manchen Stellen.
Zu welchem Zweck und mit welcher Zielsetzung
wurden sie aber errichtet? In San Martino könnten
das weitgehende Fehlen weiblichen Kleidungszubehörs
(und auch Nachweise für Kinder), fester Feuerstellen,
flächiger Wohnbebauung und einer Zisterne (Stand
2013) als Argumente gegen eine Dauersiedlung angeführt werden. Wofür wird dann aber eine Kirche in die
Festung integriert? Außer den wenigen Bestattungen
dort sind aber an den Ein- und Ausgängen des Castrums
keine Gräber lokalisiert worden, trotz Suchschnitten
und intensiver Prospektion. Das macht auch die funktionale Interpretation sehr schwierig, denn so müsste
man in Richtung eines befestigten Depots denken, mit
Aufgaben, die in Zusammenhang mit dem Passweg stehen. Zu diskutieren wäre eine erweiterte Funktion zur
Aufnahme von Bevölkerung in Gefahrenzeiten, denn
die Grundfläche von nur einem Hektar schränkt die
Möglichkeiten hierfür klar ein. Welche Rolle spielte der
Platz als Kultort im Zusammenhang mit der Christianisierung des Gebietes?
Hinzu kommt durch die begleitende Regionalstudie die Untersuchung des Umfeldes: Wie verhält sich
62
63
64
Fd. Nr. 52. – Zur Datierung: Keim 2007, 48 f. Zur Verbreitung
in Italien und in den Alpen ebd. 48.
Zusammenfassend: Landi 2003, 128.
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Marcus Zagermann und Enrico Cavada
Abbildungsnachweis
Abb. 1; 4; 6–7; 11; 12; 19; 20; 23; 24: Fotos: M. Zagermann.
Abb. 2: Servizio Urbanistica e Tutela del Paesaggio, Provincia
autonoma di Trento.
Abb. 3: Foto: G. Holzer 2007.
Abb. 5: Zagermann/Cavada.
Abb. 8–10; 16–18; 22: Fotos: E. Cavada.
Abb. 13: Foto: Studio Rensi, Trento.
Abb. 14: Österreichische Nationalbibliothek Wien, Kartensammlung und Globenmuseum, Vues III 17109; +Z85002503.
Abb. 15,1: Nach: Bellosi/Cavada 2013, 196 Abb. 2
mit Ergänzungen.
Abb. 15,2: Nach: Popović/Bikić 2009, 53.
Abb. 21: R. Winkelbauer/M. Zagermann.
218