Susanne König-Lein
„Vielle pussierte Contrafehtt“ – Keroplastische Porträts in fürstlichen
Sammlungen der Frühen Neuzeit
Abb. 1
Heinrich Rappost († 1592), Wachsporträt des Herzogs Julius von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1528–1589); Braunschweig,
Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv.-Nr. Wac 143
In seinem Diarium, einem Reisetagebuch der Jahre 1594
bis 1635, beschrieb Herzog August der Jüngere von
Braunschweig-Lüneburg (1579–1666) seinen Besuch in
der Münchner Kunstkammer am 22. Oktober 1598; zu
den Werken, die dort seine besondere Aufmerksamkeit
erhielten und in seinem Bericht genannt werden, gehörten
auch „Vielle pussierte Contrafehtt“.1 Damit sind die kleinplastischen Wachsbildnisse gemeint, die nachweislich in
großer Zahl in der dortigen Sammlung vorhanden waren:
Das 1598 von Johann Baptist Fickler (1533–1610) verfasste Inventar der Münchner Kunstkammer verzeichnet
über 120 Wachsporträts, darunter viele Darstellungen
von Familienmitgliedern oder anderen Herrschern.2 Diese Kunstform wurde in der Frühen Neuzeit in ganz
Europa hochgeschätzt; in nahezu allen fürstlichen Kunstkammern waren Wachsbildnisse gefragte Sammelobjekte.
Kaiser Rudolf II. (1552–1612) hatte in seiner Prager
Sammlung über 130 „von wachs bossierte Sachen“, darunter zahlreiche Porträtdarstellungen.3
Auch Herzog August der Jüngere besaß Wachsbildnisse von Zeitgenossen wie dem schwedischen König
Gustav Adolf oder Kaiser Ferdinand III.,4 deren Verbleib
jedoch unbekannt ist. Die nachfolgenden Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel sammelten ebenfalls keroplastische Werke, die den Grundstock für die umfangreiche Sammlung an Wachsarbeiten des 17. bis 20. Jahrhunderts im Herzog Anton Ulrich-Museum darstellen.5
Jedoch waren hier keine Porträts aus dem 16. Jahrhundert
vertreten, bis 1993 mit dem von Jochen Luckhardt initiierten Erwerb des Wachsbildnisses von Herzog Julius von
Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1528–1589) eine
ideale Ergänzung hinzukam.6 Das um 1589 von Heinrich
Rappost (oder Rappusch) dem Älteren († 1592) gefertigte
Porträt (Abb. 1) ist auf einer schwarz hinterlegten Glas-
Susanne König-Lein
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„Vielle pussierte Contrafehtt“ – Keroplastische Porträts in fürstlichen Sammlungen der Frühen Neuzeit
Abb. 2
Heinrich Rappost († 1592), Doppelbildnis des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg (1525–1598) und seiner Ehefrau Elisabeth
von Anhalt (1563–1607); Basel, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1874.66
platte in einer runden, vergoldeten Messingkapsel eingesetzt. Die auf der Einfassung der Glasabdeckung eingravierte Inschrift nennt den Namen und Titel des Dargestellten, der in einem minutiös geformten Relief aus gefärbtem und bemaltem Wachs wiedergegeben ist. Bemerkenswert ist die detaillierte Schilderung der höfischen
Kleidung, die mit winzigen Perlen besetzt ist und eine
kleinteilige Halskrause aufweist.
Diese Charakteristika finden sich auch bei anderen
Werken von Heinrich Rappost, der vermutlich aus Nürnberg stammte und 1574 in Berlin ansässig wurde. Von
1579 bis 1589 war er als Hofgoldschmied, Medailleur und
Wachsbossierer am kurbrandenburgischen Hof tätig.7 Er
schuf mehrere Wachsporträts der brandenburgischen und
sächsischen Herrscherfamilien, darunter das Doppelbildnis des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg
(1525–1598) und seiner Ehefrau Elisabeth von Anhalt
(1563–1607), das sich heute im Historischen Museum in
Basel befindet (Abb. 2).8 Auch hier ist der Harnisch sehr
detailliert ausgestaltet, die Kleidung ist reich mit Perlen
und Edelsteinen geschmückt. Übereinstimmungen zeigen
sich auch in der Wiedergabe von Inkarnat und Haaren.
Eine 1579 datierte Variante dieses Doppelbildnisses
82
gehörte zu den Sammlungen im Berliner Schloss Monbijou.9
Das Reliefbildnis von Kurprinz Christian I. von Sachsen (1560–1591, ab 1586 Kurfürst) in der Dresdner Rüstkammer wird ebenfalls Heinrich Rappost zugeschrieben.10
Auch der Kurprinz ist im Harnisch mit einer Halskrause
dargestellt, auf seinem Kopf trägt er einen goldenen Kranz
mit Perlen, Rubinen und Smaragden, der als Hochzeitskranz gedeutet wird. Da seine Hochzeit mit Sophia von
Brandenburg im April 1582 in Dresden stattfand, wird
das Wachsporträt in dieses Jahr datiert.
Die Verbindung zwischen den Herrscherhäusern in
Sachsen und Brandenburg dokumentiert ein weiteres
Werk von Heinrich Rappost: Das 1588 datierte Wachsrelief mit dem Doppelporträt der beiden Kurfürsten,
Christian I. von Sachsen und Johann Georg von Brandenburg, das als „Verbrüderungsapotheose“ gedeutet wurde und sich bis zum Zweiten Weltkrieg in Schloss Monbijou in Berlin befand.11
Außerdem gestaltete Rappost um 1590 die 15 Wachsbildnisse zeitgenössischer Fürsten aus den Häusern Brandenburg, Sachsen, Ansbach-Bayreuth, BraunschweigWolfenbüttel, Pommern-Wolgast und -Stettin, Pfalz-Sim-
mern, Anhalt, Mecklenburg sowie dem dänischen Königshaus, mit denen die Spielsteine eines kostbaren Brettspielkastens geschmückt sind.12 Die Miniaturporträts sind
jeweils auf einer silbernen und einer silbervergoldeten
Kapsel angebracht, der Name des Dargestellten wird in
einer eingravierten Inschrift genannt.13 Das gesamte
Tricktrack-Brettspiel kam 1591 als Neujahrsgabe des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg an seinen Schwiegersohn Christian I. und wurde in die Dresdner Kunstkammer aufgenommen.
Familiäre Beziehungen waren auch der Anlass für die
Entstehung des Braunschweiger Wachsporträts von Herzog Julius, denn er war seit 1560 mit Hedwig von Brandenburg (1540–1602), der Halbschwester von Kurfürst
Johann Georg von Brandenburg, verheiratet.14 Für die
höfische Geschenkpraxis in der Frühen Neuzeit waren
derartige reich ausgestaltete Miniaturporträts bestens geeignet; die keroplastischen Werke des Berliner Hofkünstlers Heinrich Rappost, die an verwandte und befreundete
Herrscher geschickt wurden, stellen in diesem Kontext
herausragende Beispiele dar.15
Einen Sonderfall bilden die sechs Wachsbildnisse von
Rappost im Historischen Museum in Basel, darunter das
bereits erwähnte Doppelbildnis (Abb. 2), außerdem ein
weiteres mit Kurfürst Johann Friedrich und Katharina
von Brandenburg sowie die Porträts von Kurfürst Johann
Georg, Elisabeth von Brandenburg, Kaiser Maximilian
II. und Kaiserin Maria.16 Sie stammen aus dem Besitz des
Basler Goldschmieds und Naturforschers Leonhard Thurneysser (1531–1596), der von 1571 bis 1585 als Leibarzt
am Hof des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg
tätig war und die Dargestellten größtenteils persönlich
kannte.17 Ob er die keroplastischen Werke als Geschenk
erhielt oder ob er diese aus eigenem Interesse oder aus
anderen Gründen sammelte, ist bislang ungeklärt.
In Kunstkammern und anderen Sammlungen der
Frühen Neuzeit dienten auch Wachsbildnisse in Miniaturform dem Memorialgedanken, da sie das Andenken
an die dargestellte Person sicherten. Zudem waren sie
auch ein Mittel zur Vergegenwärtigung der dynastischen
Verbindungen. Daher bezeichnete der am Münchner Hof
unter Herzog Albrecht V. tätige Samuel Quiccheberg
(1529–1567) in seinem 1565 publizierten Traktat zur Museumstheorie „Porträts, die Münzen ähnlich sind: aus
Metall, Stein, Holz, Wachs, Gips“ als unverzichtbaren Be-
standteil einer idealen Kunstkammer.18 Auch Gabriel Kaltemarckt († 1611), der 1587 für Kurfürst Christian I. von
Sachsen die Abhandlung „Wie eine Kunst-Cammer aufzurichten seyn mochte“ verfasste, zählte derartige Wachsbildnisse zu den wichtigen Sammelobjekten.19
Die kleinformatigen, den Medaillen ähnlichen Artefakte, die oftmals mit aufwendig gearbeiteten Metallkapseln versehen wurden, hatten bei Sammlern und Sammlerinnen einen hohen Stellenwert. Dies war durch die
Vielseitigkeit des Materials und seine besondere Formbarkeit, mit der auch sehr feine Details erzeugt werden
konnten, begründet. Zudem konnten durch das Einfärben
von Wachs die gewünschte Polychromie erzeugt und Textilien, Perlen sowie andere Materialien appliziert werden.
Somit konnten naturgetreue Darstellungen von Inkarnat,
Kleidung und Schmuck erreicht werden. Aufgrund ihrer
geringen Größe konnten derartige Wachsbildnisse einfach
in die Hand genommen und von Nahem betrachtet werden. Zudem waren sie leicht zu transportieren und daher
auch als Geschenke bestens geeignet.
Die Technik der keroplastischen Miniaturbildnisse
wurde maßgeblich von dem aus Oberitalien stammenden
Medailleur und Wachsbossierer Antonio Abondio (1538–
1591)20 geprägt; auch Heinrich Rappost wurde von dessen
Werken stark beeinflusst.21 Abondio gestaltete zahlreiche
Wachsporträts, die durch eine subtile Modellierung und
eine detailreiche Darstellung charakterisiert sind.
Zu den frühesten, erhaltenen Werken gehören die
Porträts des Herzogs Alfonso II. d’ Este, Herzog von Ferrara (1533–1597), und seiner Ehefrau Barbara von Österreich (1539–1572), die wohl anlässlich der Heirat 1565
in Auftrag gegeben wurden.22 Eine weitere frühe Arbeit
in Wachs zeigt das Porträt des niederländischen Politikers
Charles de Berlaymont (1510–1578), das um 1566 datiert
wird.23
In der Folgezeit war Abondio vor allem für mehrere
habsburgische Herrscher tätig: Ende 1566 wurde er von
Kaiser Maximilian II. (1527–1576) zum „kaiserlichen
conterfetter“ mit einem monatlichen Gehalt von 20 Gulden ernannt.24 Die Wachsporträts von Kaiser Maximilian
II. und seiner Ehefrau Maria von Spanien (1528–1603)
entstanden danach in Wien.25 Ein zweites, sehr aufwendig
gestaltetes Wachsbildnis der Kaiserin Maria schuf Abondio um 1568;26 ein weiteres befindet sich seit 1685 in der
Ambrosiana in Mailand.27 Das in Wien erhaltene Wachs-
Susanne König-Lein
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„Vielle pussierte Contrafehtt“ – Keroplastische Porträts in fürstlichen Sammlungen der Frühen Neuzeit
Abb. 3
Antonio Abondio (1538–1591), Wachsporträt des Kaisers Maximilian II. (1527–1576); Wien, Kunsthistorisches Museum,
Kunstkammer, Inv.-Nr. KK 3074
porträt von Kaiser Maximilian II. wird einige Jahre später
datiert (Abb. 3).28 Auch Kardinal Scipione Gonzaga
(1542–1593), der sich wiederholt am kaiserlichen Hof in
Wien aufhielt,29 wurde von Abondio 1571 in Wachs porträtiert.30
„Mit kaiserlicher Erlaubnis“ reiste Abondio von Juni
1571 bis März 1572 nach Spanien;31 vermutlich schuf er
in dieser Zeit in Madrid die Wachsporträts des Königs
Philipp II. (1527–1598)32 und seiner Ehefrau Elisabeth
von Frankreich (1545–1568)33 sowie des Infanten Don
Carlos von Spanien (1545–1568).34 Möglicherweise gehört
das Bildnis eines bisher nicht identifizierten Mannes im
Harnisch35 auch zu dieser Gruppe, denn alle vier weisen
die gleiche Provenienz auf.
Aufgrund des hohen Ansehens, das Abondio bei Kaiser Maximilian II. hatte, wurden ihm Freiheiten zugestanden, und so konnte er in folgenden Jahren auch an
anderen Höfen im deutschen Reich tätig sein: 1572 hielt
er sich in München auf, wo er für den bayerischen Herzog
84
Wilhelm V. (1548–1626) arbeitete.36 In Graz schuf Abondio 1575 die Wachsbildnisse von Erzherzog Karl II.
(1540– 1590) und seiner Ehefrau Maria von Bayern
(1551–1608) „in ain silbern verguldten Kästl“ und wurde
mit 80 Gulden entlohnt.37 Möglicherweise entstand
gleichzeitig eine zweite Ausführung in vergoldeten Messingkapseln, die dann als Geschenk an die Eltern der Erzherzogin in München geschickt wurde und 1598 in der
dortigen Kunstkammer nachgewiesen ist (Abb. 4).38 Auch
Maximilians Sohn und Nachfolger, Kaiser Rudolf II.
(1552–1612), beschäftigte Abondio als Hofkünstler.39 Dieser blieb zunächst in Wien, wo ihm Rudolf II. ein Haus
am Neuen Markt zur Verfügung stellte.40 Ein vermutlich
in dieser Zeit entstandenes Wachsbildnis zeigt den Bruder
des Kaisers, Erzherzog Ernst von Österreich (1553–
1595).41
1577 übersiedelte Abondio nach Prag, jedoch war er
neben dem Kaiser weiterhin auch für andere Auftraggeber
tätig. Für die Ausarbeitung der Wachsbildnisse nutzte er
vermutlich auch graphische Vorlagen.42 Die aus Wachs
gestalteten Reliefporträts des Kurfürsten Johann Georg
von Brandenburg (1525–1598) und der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg (1563–1607), die sich seit 1676
in der Dresdner Kunstkammer befanden, werden mit Antonio Abondio in Verbindung gebracht.43 Trotz seiner
häufigen Abwesenheit vom kaiserlichen Hof in Prag schuf
Abondio etliche keroplastische Arbeiten, die in der dortigen Kunstkammer verwahrt wurden. Im Inventar von
1607–11 finden sich 15 Wachsbossierungen mit der Angabe vom „alten Abundi“.44 Sein monatliches Gehalt wurde vom Kaiserhof Ende 1583 auf 33 Gulden erhöht.45 Das
Wachsporträt von Erzherzog Matthias (1557–1619), des
Bruders von Rudolf II., wird um 1580 datiert.46
Bereits bei seinen Zeitgenossen genoss Abondio einen
außergewöhnlichen Ruf als Wachsbossierer. Der bereits
erwähnte, in Dresden tätige Gabriel Kaltemarckt bezeichnete ihn 1587 in seiner Abhandlung als den derzeit berühmtesten Künstler in dieser Gattung.47 Auch im 17.
Jahrhundert wurden seine Wachsbildnisse sehr bewundert; der Maler und Kunsthistoriker Joachim von Sandrart
(1606–1688) beschrieb Abondio in seiner Teutsche Academie 1675 als „curiosen Kunstreichen Mann“48 und lobte
ihn überschwänglich: „er brachte seine Bilder die er vorstellen wolte also mit Wachs erhoben zuwegen daß alles
wie es in der Natur begriffen hervor kame: sonderlich gab
Abb. 4
Antonio Abondio (1538–1591), Wachsporträts des Erzherzogs Karl II. von Innerösterreich (1540– 1590) und seiner Ehefrau Maria von
Bayern (1551–1608); Riggisberg, Abegg-Stiftung, Inv.-Nr. 9.7.63 und 9.8.63
er auch denenselben dermaßen die natürliche Farben daß
sie wie erhobene Gemälde schienen und waren solche
Bilder in der Zeichnung ganz vollkommen und über die
Maß zierlich dahero dann auch seine fürtrefliche Stuck
wegen der Rarität und unvergleichlichen Kunst nur bey
denen großen und fürnehmen Herren gefunden wurden.“49
Zu Abondios Nachfolgern gehörte neben Heinrich
Rappost vor allem sein Sohn Alessandro Abondio (um
1570–1645), der im Juli 1606 ebenfalls am kaiserlichen
Hof in Prag als „sculptor und bildgraber“ angestellt wurde.50 Nach Rudolfs II. Tod arbeitete er auch für Kaiser
Matthias (1557–1619), bevor er 1619 nach München ging.
Dort stand er 1630 bis 1633 im Dienst des Kurfürsten
Maximilian I. (1573–1651), jedoch war auch er häufig auf
Reisen und für auswärtige Auftraggeber tätig.51
Joachim von Sandrart lobte auch Abondios Sohn 1675
als herausragenden Künstler: „Dieser jüngere Alexander
Abondio soge gleichsam von seinem Vatter die Wißenschaft wie ein Kind aus der Mutter Brüste die Milch und
nachdem er solche neben andern guten Tugenden an sich
gebracht auch auf den bästen Grund der Antichen gesetzt
gab er allen seinen Werken mit edlem Verstand eine große
gratia, die so wol an seinen Bildern Historien und Contrafäten so er in Wachs erhoben in natürlich gebührenden
Farben zu verspühren war daß es ihme nicht wol bald einer gleich gethan.“52
Auch Alessandro Abondio genoss bereits zu Lebzeiten
ein hohes Ansehen. Der Kunstagent Philipp Hainhofer
(1578–1647) erwähnte in seinem Bericht von seiner Reise
nach Dresden 1629, dass er in der Kunstkammer der Kurfürstin Magdalena Sibylla von Sachsen „etliche von Al-
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„Vielle pussierte Contrafehtt“ – Keroplastische Porträts in fürstlichen Sammlungen der Frühen Neuzeit
lessandro Abondio in wachs possierte brustbildlein“53 gesehen habe. Seine keroplastischen Arbeiten waren sehr
begehrt, daher war Hainhofer stolz, dass er den Kunstschrank, den der bereits erwähnte Herzog August der
Jüngere von Braunschweig-Lüneburg 1636 für seine dritte
Ehefrau Sophie von Mecklenburg (1613–1676) bei ihm
in Auftrag gegeben hatte, mit einem Wachsporträt von
Alessandro Abondio ausstatten konnte. In der mitgelieferten Beschreibung des Kunstschrankes wies Hainhofer
ausdrücklich darauf hin: „in gedrehetem büchslin ein
vom Alessandro Abondio in wachs possirtes schöns weibs
brustbildlin“.54
Bildnachweise
Abb. 1: Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig (Fotowerkstatt); Abb. 2: Historisches Museum Basel (Foto: P. Portner);
Abb. 3: Kunsthistorisches Museum Wien; Abb. 4: Abegg-Stiftung
Riggisberg (Foto: Christoph von Viràg)
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S. CLXX
Anmerkungen
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Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel
(1579–1666): Ephemerides Sive Diarium (1594–1635). Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 42.19 Aug. 2°, fol. 7r.
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GOBIET 1984, S. 622, 789 u. 845.
LESSMANN/KÖNIG-LEIN 2002.
Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv.-Nr. Wac
143; Dm. 7 cm; LESSMANN/KÖNIG-LEIN 2002, S. 24f.,
Kat.-Nr. 1; AUSST.KAT.BRAUNSCHWEIG 2000, S. 250,
Kat.-Nr. 296 (Susanne König-Lein); AUSST.KAT.BRAUNSCHWEIG 1998, S. 34, Kat.-Nr. 2 (Jochen Luckhardt).
PYKE 1973, S. 117; HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931,
S. 247–250.
Basel, Historisches Museum, Inv.-Nr. 1874.66; Wachsbossierung in Kapsel aus vergoldetem Kupfer; Dm. 10,5 cm.
HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 247, Abb. 6.
Dresden, Rüstkammer, Inv-Nr. H 0134; Wachsbossierung
auf Schieferplatte in Holzkapsel; Dm. 5,1 cm; https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/282202 (alle in
diesem Beitrag angeführten Verweise auf Internetseiten wurden am 29.11.2018 geprüft).
HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 251f., Abb. 10.
Dresden, Rüstkammer, Inv.-Nr. P 0132.01; Holz mit Silberbeschlägen; teilweise Farbfassung; mit Smaragden besetzt;
L. 39 cm, B. 39 cm, H. 7,8 cm; https://skd-online-collection.s
kd.museum/Details/Index/283360.
Dresden, Rüstkammer, Inv.-Nr. P 0132.02-31; Kapsel aus
Silber, teilweise feuervergoldet; Boden aus Holz; Wachsrelief auf schwarz hinterlegtem Glas; Dm. 4,5 bzw. 4,6 cm,
H. 1,3 cm; https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/2321827.
KRASCHEWSKI 1974, S. 654–655.
Vgl. HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 255.
Basel, Historisches Museum, Inv.-Nrn. 1874.71, 1874.67,
1874.68, 1874.69 und 1874.70; vgl. HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 254.
https://www.hmb.ch/sammlung/object/deckelkapsel-mitdem-doppelbildnis-des-kurfuersten-johann-georg-von-brandenburg-und-seiner-gemahlin-elisabeth-von-anhalt.html
ROTH 2000, S. 50.
„Nach den metaglien sollen volgen flache, halb und ganz runde possirte, geschnizte und gegossene bilder von erden, holz,
wax, gips, stein und metal, durch die berumbtesten meister
solcher kunste zugerichtet und verfertigt“: Gabriel Kaltemarckt, fol. 16r/11v, in: DÄMMIG 2012, S. 54.
Zur Biografie: POLLARD 2007, Bd. 1, S. 535–541; CESSI
1983, S. 151–153; ROSSI 1960a.
Vgl. HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 255.
Budapest, Museum für Angewandte Kunst, Inv.-Nrn. 19153
und 19154; Wachsbossierungen auf Glas in vergoldeten Metallkapseln, H. 8,6 cm, B. 7,5 cm; collections.imm.hu/gyuj-
23
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42
43
temeny/wax-relief/1559 und collections.imm.hu/gyujtemeny/wax-relief/1560; vgl. JOLLY 2011, S. 29, 33 und Abb. 11;
DWORSCHAK 1985, S. 51, 70–71.
London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. A.526-1910;
Wachsbossierung auf Glas, H. 13 cm; B. 8,6 cm;
collections.vam.ac.uk/item/O93471.
BOEHEIM 1888/1, S. CXXIV.
München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv.-Nrn. 12/39
und 12/40; ausgestellt in Landshut, Burg Trausnitz; Wachsbossierungen auf schwarzunterlegtem Glas in ovalen Holzkapseln mit vergoldetem Metallrahmen; vgl. JOLLY 2011,
S. 28 und Abb. 9 und 10; SANGL 2004, S. 39, Nr. 2; DWORSCHAK 1958, S. 53–54, 88–89; HABICH 1900/01, S. 401.
Berlin, Staatliche Museen, Skulpturensammlung, Inv.-Nr.
18200415; Wachsbossierung auf Glas in vergoldeter Metallkapsel, H. 6,3 cm, B. 5,3 cm. www.smb-digital.de/eMuseumPlus?objectId=2353277.
Wachsbossierung, Dm. 10 cm.
Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer, Inv.-Nr.
KK 3074; Wachs, Perlen, Obsidian (?), Silber; Dm. 11,5 cm
(ohne Rahmen); 12,8 cm (mit Rahmen); www.khm.at/objektdb/detail/89080. Es ist im Inventar der Prager Kunstkammer von 1607–11 unter der Nummer 2129 beschrieben; s.
BAUER/HAUPT 1976, S. 109; vgl. HABICH 1900/01, S. 403.
NENZONI 2001.
Budapest, Museum für Angewandte Kunst, Inv.-Nr.
53.1904.1; Wachsbossierung auf Glas; Dm. 10,2 cm; collections.imm.hu/gyujtemeny/wax-relief/9359.
BOEHEIM 1888/2, S. CLXV.
London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. A.523-1910;
Wachsbossierung auf Glas in vergoldeter Metallkapsel,
H. 14,5 cm, B. 8 cm; collections.vam.ac.uk/item/O92989; vgl.
JOLLY 2011, S. 37f. und Abb. 16
London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. A.524-1910;
Wachsbossierung auf Glas in vergoldeter Metallkapsel,
H. 11,4 cm, B. 7,3 cm; collections.vam.ac.uk/item/O93001.
London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. A.525:1,2-1910;
Wachsbossierung auf Glas in vergoldeter Metallkapsel,
H. 14,4 cm, B. 8,1 cm; collections.vam.ac.uk/item/O93010;
vgl. JOLLY 2011, S. 37f. und Abb. 17.
London, Victoria & Albert Museum, Inv.-Nr. A.527-1910;
Wachsbossierung auf Glas in vergoldeter Metallkapsel,
H. 10,5 cm, B. 6,4 cm; collections.vam.ac.uk/item/O93476.
DWORSCHAK 1958, S. 44.
WASTLER 1883, S. 1.
Heute im Besitz der Abegg-Stiftung, Riggisberg, Inv.-Nrn.
9.7.63 und 9.8.63; Wachsbossierungen auf Glas in vergoldeter
Messingkapsel, jeweils 13,5 × 8,5 cm; JOLLY 2011, S. 22f.
ZIMERMAN 1887, S. CLXX. Er erhielt ein Monatsgehalt von
20 Gulden, dieselbe Summe wie der Maler Giuseppe Arcimboldo (1526–1593) und doppelt so viel wie der Goldschmied
Maturin Culpin.
KREYCZI 1894, S. IX.
London, Wallace Collection, Inv.-Nr. S434; H. 8,2 cm, B. 6,4
cm. JOLLY 2011, S. 35 und Abb. 14; HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 236.
Hingegen JOLLY 2011, S. 27f.: „Es wird allgemein angenommen, dass der Künstler die Bildnisse in der Regel nach dem
lebenden Modell anfertigte.“
Dresden, Rüstkammer, Inv.-Nr. H 0130; Wachsrelief auf
Schieferplatte in vergoldeter Kapsel aus Messing oder Kupfer
(?); H. 7,2 cm, B. 5,7 cm. Das Wachsbildnis des Kurfürsten
Susanne König-Lein
87
„Vielle pussierte Contrafehtt“ – Keroplastische Porträts in fürstlichen Sammlungen der Frühen Neuzeit
ist nicht erhalten, nur die Messingkapsel: Inv.-Nr. P 0020;
https://skd-onlinecollection.skd.museum/Details/Index/287425. HOLZHAUSEN/WATZDORF 1931, S. 236–238, datieren die Bildnisse
um 1577; vgl. JOLLY 2011, S. 46.
44 BAUER/HAUPT 1976, S. 107–110, Nr. 2040, 2042, 2057,
2062, 2073, 2099, 2103, 2104, 2105, 2106, 2108, 2109, 2110.
Darunter sind jedoch nur zwei Porträtdarstellungen von Kaiser Rudolf II. und die Bildnisse des spanischen Königs und
seiner Frau aufgelistet. Allerdings werden die Künstler nur
bei wenigen Werken genannt.
45 Boeheim 1888/2, S. CLXV.
46 Berlin, Staatliche Museen, Skulpturensammlung, Inv.-Nr.
8278; Wachsbossierung in vergoldeter Kupferkapsel; vgl.
JOLLY 2011, S. 37 und Abb. 15.
88
47 „In wax mit farben zu contrafecten und runde Bilder zu possiren seint izo im leben und berumbt Anthonius Abundus,
keyserlicher meyestät contrafeter.“ Gabriel Kaltemarckt, fol.
27r/22r, in: DÄMMIG 2012, S. 56.
48 VON SANDRART 1675, II/3, S. 212.
49 VON SANDRART 1675, II/3, S. 341.
50 BOEHEIM 1889, S. XVI. Er erhielt ein monatliches Gehalt
von 20 Gulden.
51 Zur Biografie: BÖRNER 1983, S. 150–151; ROSSI 1960b.
52 VON SANDRART 1675, II/3, S. 341.
53 DOERING 1901, S. 225.
54 DOERING 1901, S. 292.