Cordula Bischoff
Chinoiserie am sächsischen Hof
Mainstream oder Avantgardei
-
In jeder Abhandlung zum Thema Chinoiserie werden August der Starke, sein Lustschloss Pillnitz und sein PorzellanschlossJapanisches Palais umfassend gewürdigt, in jeder noch so kurzen Zusammenfassung zumindest erwähnt.' Dabei werden diese Bauten
in einem Atemzug mit anderen führenden chinoisen Architekturen wie der Pagodenburg
im Schlosspark Nymphenburg oder dem Chinesischen Teehaus in Potsdam-Sanssouci
genannr. Häufig wird den Dresdner Bauten sogar eine Schlüsselposition zugeschrieben'
Pillnitz gilt als eine der frühesten, wenn nicht die früheste chinoise Architektur Deutschlands,'charakterisiert durch ihre im Außeren ablesbare chinesische Gestaltung in Form der
pagodenähnlich geschwungenen Dächer und der Bemalung mit chinesischen Figuren' Das
Japanische Palais, Gehäuse der umfangreichen augusteischen Porzellansammlung wird als
großartige Sreigerung des Porzellankabinetts, als erstes und singuläres Porzellanschloss
begriffen.3 August der Starke selbst wird als bedeutendster Porzellansammler seiner
Zeit
gewürdigt, dessen Begehrlichkeiten sowohl aufchinesische undjapanische Porzellane als
auch auf Nachschöpfungen aus seiner eigenen Meissener Manufaktur gerichtet waren.
Zwerfellos erreichte die Chinamode am sächsischen Hof einen Höhepunkt. Dennoch
wird häufig übersehen, dass sich hier eher der End- als der Anfangspunkt einer Entwicklung manifestiert und dass Augusts scheinbar megalomanische Sammel- und Bauwut sehr
konkrete ZieIe verfolgte. Es gilt also, eine Einordnung in die bestehenden europäischen
Traditionslinien der Asienrezeption vorzunehmen sowie den Kontext der sächsischen
Kun stpolitik z u spezii zieren.
r.
Das chinoise Kabinett in Europa
Das chinoise Porzellankabinett kann als Kulminationspunkt der frühneuzeitlichen Asienbegeisterung gelten. Im Verlaufdes rTJahrhunderts entstanden vier durch Porzellan-
und Fayenceaussrarrung geprägte Raumtypen: das chinoise Kabinett, die Prunkküche, das
Prunkbad und die Porzellangrotte. Die Entwicklung nahm ihren Ausgangspunkt in den
Niederlanden, verbreitere sich aber innerhalb weniger Jahrzehnte europaweit, getragen vor
allem durch die weiblichen Mitglieder des Hauses Oranien.
308
r.r
Cordula Bischoff
Die ersten Lackkabinette
Das um ß54 geschaffene Lackkabinett der Amalia von Solms-Braunfels, Prinzessin von
Oranien (t6oz-t675), im Huis ten Bosch gilt als das früheste nachgewiesenePorzell.ankabinett,n wobei die exakrere Bezeichnung lauten müsste: das früheste Kabinetr im asiatischen Stil,'Zwar gab es bereits einige Vorläufer-Räume sowohl in Holland als auch in
England, doch erst mit dem neuen Kabinett der Amalia von Solms wurde erstmals eine
Einheit von Wandverkleidung, Mobiliar und Porzellanausstarrung im asiarischen Stil geschafFen. Das Landschloss
in der Nähe Den Haags wurde
ab ß+5 durch die Prinzessin
von Oranien erbaut. Nach dem Tode ihres Mannes Prinz Friedrich Heinrich ß47 ließ sie
insbesondere den Festsaal, den >oranjezaal<, ihm zu Ehren mit einem Memorial- und Tri-
umphprogramm ausstatten.u Während dieser Saal im Wesendichen noch heute unverändert besteht, sind die Wohnquartiere in der Folgezeitkomplett umgebaut worden, sodass
der Zuxand um 165o überwiegend aus Inventaren, Reisebeschreibungen und Kupferstichen rekonstruiert werden muss. Die Bauherrin bewohnte das östliche Appartement des
Erdgeschosses. Es bestand nach französischem Muster aus Vorzimmer, (Parade-)Schlaf-
zimmel großem und kleinem Kabinett sowie einer Garderobe. Zsr Möblierung gehörten
einige der frühesten in Holland eingeftihrtenjapanischen Lackwaren,, beispielsweise eine
t64o von der Ost-Indischen Kompanie als Geschenk für die Prinzessin - aber wohl auf
- in Japan bestellte Balustrade aus Perlmutt und Goldlack auf
schwarzem Grund.n Gleich inzweifacher Hinsicht verblüffte Amalia mit diesem ,Chineser
deren Veranlassung hins
Schranckwerckn: Es war das erste Mal, dass in holländischen Häusern eine Schlafzimmerbalustrade nach französi schem Zeremoniell zur Anwendung kam, und überdies bestand
sie aus dem exotischenJapanlack.'o Kurz nach ßs+Iieß Amalia die Wände ihres Kabinetts
durch japanische Lacktafeln verkleiden. Ihre gesammelten Lackkästen, auf Wandfeldgröße
zurechrgeschnitten, erhielten so eine völlig neue Nutzung. Eine solche Maßnahme wurde
hier wohl zum ersten Mal in Europa durchgefiihrt und erregre entsprechendes Außehen.
In diesem asiatisch-fremdlandisch anmutenden Raum muss man sich Amalias umfangreiche Porzellansammlung von 398 Sdcken vorstellen."
Das Gesamtprogramm des Huis ten Bosch ist auf die Verherrlichung der Familie der
Oranier ausgerichtet. Dazu wurden neben zahlreichen allegorischen Gemälden die kostbarsten Gegenstände, die sich um die Mitte des rT.Jahrhunderts sammeln ließen, nämlich
asiatische Lacke und Porzellane,genutzt. Nahezu der gesamre Ostasienhandel lief seit 16oz
über die Niederlande. Asiatica als spezifisch holländische Luxusobjekte (zu denen auch
Seide und Tee gehörten), deren Handelswert einen Gutteil des niederländischen Wohlsrandes ausmachte,'' waren daher hervorragend geeignet,sowohl das dem Land vorstehende Fürstenhaus als auch die Nobilität dieser adeligen Familie zu versinnbildlichen.
WenigeJahre nach der Einrichtung dieses Kabinetts entstanden auch an anderen Höfen
ähnliche Räumlichkeiten. Für das dänische Schloss Rosenborg sind mehrere Lackkabinet-
Chinoiserie am sächsischen Hof
309
re aus den r66oerJahren,jedoch ohne Porzellanausstattung bezeugt. So wurde zwischen
1663
und ß65 für Frederik III. (16o9-167o) das im ersten Obergeschoss neben seinem
Audienzzimmer gelegene nordöstliche Turmzimmer in ein Indianisches Lackkabinett umgewandelt, das als das älteste erhaltene Lackkabinett Europas gilt.'3 Es diente als privater
Audienzraum, in dem Gesandte empfangen wurden.'o Seine Wandpaneele bestehen aus
chinoisen, teils erhabenen vergoldeten Lackmalereien auf schwarzem Grund, ausgeführt
von dem holländischen Maler Franqois de Bray.'t
Das Trianon de Porcelaine
Auch am französischen Hof wurde mit neuartigen Architekruren experimentiert, Von t67o
bis 16zr ließ Ludwig XIV. im Park von Versailles eine Maison de Plaisance ftir seine offizielle
maitresse en titre Madame de Montesp an (t64r-r7o7) errichten. Das Lustschlösschen bestand
Hauptpavillon und zwei Nebenpavillons sowie zwei Nebenhöfen mitje einem Pavillon und diente als privater Rückzugsort ftir den König. Berühmt wurde es durch seinen
Fayencedekor. Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht waren die Außenfassaden jedoch
aus einem
nicht mit Fliesen belegt. Sowohl die hohen Mansarddächer als auch die zahlreichen großen
Vasen auf der umlaufenden Balustrade, den Dachgiebeln und den Fensterstürzen gaben nur
vor, aus Keramik zu bestehen. Das Dach war mit blau-weiß bemalten Bleiplatten gedeckt, die
mit imitierter Fayencefarbfassung.'u Die blau-weiße Farbigkeit wurde akzentuiert durch goldene Yerzierttngen Im Innern setzte sich die überwiegend
blau-weiße Gestaltung fort: Fliesen-Fußböden,'' Spiegel mit Lackrahmen, Lackmöbel, Stoffe
und Stuckornamente, selbst die Fensterrahmen waren mit blau-weißen Mustern bemalt.'8
Vasen bestanden aus Kupferblech
Für das Palais bürgerte sich schon bald die Benennung Trianon
wohl
es
ursprünglich
als
de Porcelaine ein,'e
ob-
Pavillon de Flore bezeichnet wurde.'o Das Schlösschen wird allge-
mein als Markstein und Beginn der französischen Chinamode gesehen; der chinesische
Kaiserpalasc und die Porzellanpagode in Nanking werden als Vorbilder genannt2l und die
Fayenceoptik wird als Ausweis der Porzellanmode gedeutet. Auch das DresdnerJapanische
Palais wird haufig in seine Nachfolge gestellt.
Auffallend ist jedoch, dass keinerlei asiatische Porzellane in Zusammenhang mit dem
Trianon erwähnt wurden, Die verwendeten Fliesen stammten überwiegend aus französischen Manufakturen," Die Formen der Ziervasen waren europäisch, die meisten
Muster undZierelernente wie Vögel, Blumen, Amoretten wiesen ürkische oder maurische Einflüsse au[, die Möbel waren mit Elfenbein- und Ebenholzmarqueterien oder
mit
italienische Pietra dura imitierenden Glaseinlegearbeiten versehen." Einzig chinesische
Seidenstoffe sind belegt. Die Mischung exotischer Elemente wurde allein durch die alles
dominierende Farbfassung vereint und sinisiert. Gemeint war jedoch nicht chinesisches
Porzellan, sondern die europäisch adaptierte Form der Fayence, und hier bezeichnenderweise nicht die dominierende Delfter Ware, sondern die einheimische Produktion.
3ro
Cordula Bischolf
Das Trianon ist als Pendant zur Menagerie, der Sammlung exorischer Tiere, errichtet
worden, und herausragendes Merkm al des Pauillon de Flore war seine Blumenvielfalt. Nicht
weniger als 96.ooo Blumenstöcke und zwei Millionen einzelne Blumentöpfe, darunrer
zahlretche Orangen-, Granat- undZitronenbäumchen, ermöglichren saisonale Farbwechsel und eine andauernde Duftsymphonie.'o In einer zeitgenössischen Beschreibung Andrö
Fdlibiens von ß73 wird diese Blumenvielfalt als Charakterisrikum hervorgehoben.'5 Auch
in einer 1677 verfassten Ekloge wird die Schönheit der Blumen der kostbaren Materialvielfalt gegenübergestellt und das Trianon als Orr ewigen Frühlings gefeierr.'6 Zwar fand" die
Bauform des tianons, eines eingeschossigen mit hohem Dach versehenen Pavillons, eine
rege Nachfolge," doch auf die Entwicklung des Porzellankabinetts hatte das Palais keinen
entscheidenden Einfluss.
Selbstverständlich wurde auch am französischen Hof bereits vor den umfangreichen
Schenkungen durch die Siamesischen Gesandrschaften ß84 und r686 asiatisches Porzellan gesammelt und geschätzt. Doch der ,goüt chinois< äußerte sich vor allem in der Verwendung chinesischer Möbel und StofFe, ergänzt um chinoise dekorative Malereien.,s Mit
dem Trianon entstand eine neue Art der Innenraumgestaltung: Neben der Ausmalung in
Marmorimitation und einer mit feiner Goldornamenrik überzogenen weißen Wandausmalung wurde nun auch die ,fagon de pourcelineu, die blau-weiße Bemalung, modern.,e
Anders als in den Niederlanden aber war Porzellannicht integraler Bestandteil des chinoisen Kabinetts' Zum dominierenden Element französischer Prunkkabinerte wurden Spiegel, insbesond ere ganze verspiegelte Wände, vor denen vor allem Gegenstände aus Kristall,
Schmucksteinen und Edelmecallen präsentiert wurden.3o Die Galerie des Glaces in Versailwurde unmittelbar nach dem Frieden von N!'megen 1678 geplanrund bis ß86 fertiggestellt. Das ikonografische Programm ist dem erfolgreich geführten Krieg gegen Holland
les
gewidmet, und in Grafiken wird die Galerie
- enrgegen der Realität - zum wichti gstenZeremonialraum des Schlosses stilisiert.r' Es ist sicher kein ZufaIl, dass Ludwig XIV. genau
zu dem Zerrpunkt, zu dem sich das Haus Oranien durch Porzellanausstatung profilierte,
eine eigene abweichende Form des Paraderaumes, eben das Spiegelkabinett, etablierte.
r.3
DiePorzellansammlungsräumederOranierinnen
Das Bemühen, chinesische Elemente in die Innenraumdekoration zuintegneren, ist um die
des I7'Jahrhunderts also an verschiedenen Höfen Europas in unterschiedlicher Form
Mitte
erkennbar.Jedoch einzig das neuartige Porzellankabinett schaffte es, durch eine beispiellose
VerbreitungskamPagne durch das Haus Oranien zu einem tnverzichtbaren Bestandteil d.er
höfischen Repräsentation aufzusteigen. Um rToo gehörte ein Porzellankabinerr kanonisch
zu jedem Paradeappartement einer Fürstin, ja, es srellte dessen exklusivsten und prachtvollsten Raum dar.
Chinoiserie am sächsischen Hof
]rt
Die vier Töchrer der oranischen Prinzessin Amalia von Solms-Braunfels, Louise Henriette von Brandenburg $627-1667),Alberdne Agnes von Nassau-Diez (t@4-t696),Hen'
riette Catharina von Anhalt-Dess au (1637-r7o8) und Maria von Simmern Q6az-ß88),
allesamt mir deutschen Fürsten verheiratet, ließen in ihren jeweiligen Fürstentümern
Lustschlösser erbauen, die sowohl von der Ausstattung als auch von der Programmatik
her Bezige zum Huis ten Bosch und zu den weiteren elterlichen Schlössern aufiviesen'
Schon die Namen der neu errichreten Schlösser der vier Fürstinnen machen deutlich: Mit
Oranienburg (bei Berlin), Oranienstein (berDtezlLahn), Oranienbaum (bei Dessau) und
Oranienhof (bei Bad Kreuznach) wird nicht nur der Rückbezug zur Herkunftsfamilie hergesrellt, sondern auch die Verwandtschaft und der Zusammenhalt untereinander betont."
Das Bestreben der vier Fürstinnen zielte darasf,die in vieler Hinsicht als überlegen gehenden Errungenschaften der niederländischen Hochkultur in ihrerjeweiligen neuen Heimat,
in den vom DreißigjährigenKrieggezeichneten, zumeist bescheiden ausgestatteten deutschen Residenzen ihrer Ehemänner einzuftihren.
Der Konrakt zu denheimischen Niederlanden und zu den Geschwistern brach nie ab,
sodass sowohl architektonische als auch andere künstlerische Projekte vorrangig im Kontexr der Familie zu sehen sind.,, Die Schwestern informierten sich sehr genau über anste-
hende Pläne und orientierten sich eng aneinander. Sie tauschten Informationen, Baupläne
und Handwerker untereinander aus. Der Informationsfluss erfolgte über gut funktionierende Person alnetze.t*
Die Übernahme niederländischer Gedanken, Formen und Strukturen ermöglichte einerseirs ein Leben im von Kindheit an gewohnten Milieu, ftihrte andererseits aber auch die
Leistungsfähigkeit des niederländischen Handwerks und Handels im >Ausland< vor. Das
Haus Oranien erwies sich als eine der führenden Nationen Europas durch seine Kunst
und Kultur, wozu auch das Sammeln von Porzellan und Fayence sowie die Einrichtung von
Porzellansammlungsräumen zählten.
t.+
Die Porzellansammlungsräume des Hauses Brandenburg
Das ersre Porzellankabinert in einem deutschen Schloss wurde 1663, nur wenigeJahre nach
der Einrichtung des Lack- und Porzellankabinetts im Huis ten Bosch, durch Louise Henrierre von Brandenburg Q6z7-1667) in ihrem Lustschloss Oranienburg eingerichtet' Über
ist fast nichts bekannc Die Wände waren in den oranischen
Ölbild"ttt
Farben mit gold-blauen Ledertapeten beschlagen, und die Decke bestand
"r,.
mit indianischen Szenen in goldenen Rahmen'3t
Bereits t667, wenigeJahre nach Vollendung des Baues, starb die Kurfürstin. Ihr drittgeborener Sohn und Nachfolger in der Regierung, Kurfürst Friedrich III., ließ in den
das Aussehen dieses Raumes
r68oer und r6goerJahren den bestehenden Bau zu einem Memorialbau für seine Mutter
umbauen. Zwar wurde der holländische Stil des Außenbaues zugunsten des moderneren
7t2
Cordula Bischoff
italienischen stils verändert, doch
hielt Friedrich die Erinnerung an seine
Murter wach,
indem er zahlreicheFlinweise auf
die Begründerin des SchlosseJeinfiigte,
etwa in Form
von Inschriften und Monogramm".r,
I- hrrr"r'rieß er einen neuen Fest- und speisesaal,
den
'orange Saal< einrichten, dessen ikonografisches programm die Genealogie der oranier mit Friedrich selbst als Endpunkt
verhe-rrlichte sowie >das Lob auf
die Tugenden der
Königl' Frau Mutter und.den Ruhm und
[dieJ Thaten ihrer Eltern o.rd vo."lr"r' aus dem
Hause oranien< versinnbildlichte.ru
In der parkanlage entstand um rToo eine
orangerie,
die mehrere Räume beherbergte, wovon
einerein_großes Deckengemälde
mit
einer
Apotheose der verstorbenen Kurftirstinmutter
enthielt.r, Alr dies ,,-,'Är" unmissverständ.lich
klar' dass der preußische König legitimiert
über die oranische Abstammung seiner
Mufter,
politische Ansprüche auf die Nachfolge
des kind.erlosen wilhelm III. von
oranien erhob.,,
Neben der direkten birdlichen u-r"tzo.rg
seiner politischen Ambidonen argumentierre Friedrich aber vor allem mit
der Einrichtung von ebenjenen Räumen,
zt)d.erenEr-
und Verbreit:"g_:"i"" Mutter gut
3o Jahre zuvor maßgebrich beigetragen
hatte.
'ndung
Mehr als jedes andere bildliche od". a..iit"ktonische
Element rl"rrd"., porzelrankammer,
Lackkabinem und Prunkküche um
rToo sinnbildhaft ftir das Haus oranien.
offenbar war
der gesamte nordwesdiche Pavillon
mit diesen repräsentativen
Räumen ausgesrartet. Im
Zwischengeschoss lag der speisesaal,
an d.en sich sehr wahrscheinlich
die >Holländische
Küche< anschloss. über dem Speisesaal
befand.en sich der größte Raum,
die (neue) porzellankammer, und daneben ein >Gelacktes
Kabinetrn.rn In-einer Beschreibung
von ryg6
wirddifferenziert zwischen der ,große[n] porzenankammer<,
ausgesr"*, -i, blau-weißer
ware' und der >kleine[n] Porzellankammer
von lauter buntem plorzellanrr.".Die
Ausstattung der Räume zählte zumprächtigsten,
was das damalige Europa
wie in
zahlreichen zeitgenössisch",r B"s.hr"ibungen
hervorgehoben wurd.e "otr"r"nhame,
(Abb.t).
Damir war eine Traditionsrinie
poizeilansammelns
des
.rrrd -p.ä."ntierens begründer
worden' die alle nachfolgenden in
das Haus Brandenburg einheiratenden
Fürsrinnen d.urch
die Einrichtung eigener chinoiser
Kabinette for ßetzten.+,
Die Porzellanthematik war besonders
geeignet, die Verbindung zu Holland
und damit
verbundene polirische Ansprüche
auszudÄ.kJr,, d" porzelran(-imiort)
und Fayence(-produktion) quasi als synonym fiir holrändische
Kultur sranden. Der symborische Repräsentationswert des Porzellans war eng verknüpft
mit seinem realen Handelswert. Indem
d,e
Brandenburger ihre Schlöss"r mit
sämdichen Varianten von porzellansammlungsräumen
einrichteten' setztensie innerhalb Deutschlands
Standards im Bereich der Interieurgesral-
tung' Sie dokumentierten ihre Internationalität
und d.emons*ierten ihre Verankerung
innerhalb eines
mächtigen Beziehungsgeflechtes.
Ahnlich erfolgreich funkdonierte die ve.breitung
der neuen Raumkonzepte auch in
den
übrigen deutschen Fürstentümern,
indem Ttichter und schwiegertöchter
der oranierinnen
die Tradition
fortserzten.
Chinoiserie am sächsischen Hof
Abb. I Augustin Terwesten: Allegorie auf die Einführung
des Porzellans in
Oranienburg Porzellankammer,
3r3
Europa.Deckengemälde in Schloss
r697.
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
3r+
t.5
Cordula Bischoff
Die Verbreitung
d.er chinoisen
Kabinetre
Zsr raschen Verbreitung der Porzellansammlungsräume trugen nicht nur die verwandtschaftlichen Beziehungen der Auftraggeberinnen, sondern auch ein neu enrwickeltes Design bei. Der hugenottische Architekt und Entwerfer Daniel Marot (166o- 1756), der nach
der Aufhebung des Edikts von Nantes vom französischen Hof vertrieben worden war,
entwickelte unter den Oraniern einen prägenden französisch-niederländischen Hoßtil. In
Honselaarsdijk schuf er 1685 ein lndiaanse Cabinet, das alle bis dato entstandenen Kabinette in den Schatten stellte. Das Zusammenspiel von Wandverkleidung aus chinesischem
Lack, Verspiegelung des Deckenplafonds, Aufstellun gvon zahlreichen Porzellanen auf der
Kaminummantelung und Möblierung im asiatischen Stil veranlasste zeitgenössische Besucher zuenthusiasdschen Kommentaren. Der von Marot enrwickelte Blickfang des indianischen Kabinetts, die Kaminwand, wurde innerhalb kürzester Zeit zueinem kanonischen
Interieurelemenr, das für zahlreiche Schlösser und in unterschiedlichen Räumen über-
Abb. z Daniel Marot:
Entwurf einer Kaminwand. Radierung und
Kupferstich, in: Noauelles
Cheminöes faites en plusieur
en droits de la Hollande et
autres Prouinces du Dessein
de
D. Marot. Amsterdam
1712.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupfer-
stich-Kabinet! Inu-Nr.: in
B z8z,z.
Chinoiserie am sächsischen Hof
]r5
Abb.3 Daniel Marot: Das Porzellan- und Bilderkabinett in Het Loo. Radierung unten beschnitten, nachträglich koloriert, in: Nouveaux Livre da Partements.tzot/ oz (Aktentitel: Ansicht der Ausgestaltung und
Einrichtung eines Kabinetts in einem unbekannten fiirstlichen Schloss). Das Blatt steht möglicherweise in
Zusammenhang mit einem Aufenthalt des Dresdner Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann in Het Loo
rmJahreryry.
SächsHStA Dresden, rooo6 Oberhofmarschallamt, Plankammer, Cap.9, Nn
ra, Makrofiche
Nr
8734.
nommen wurde. Ursprünglich in Einheit mit einer kompletten chinoisen Raumausstattung gedacht, verselbstständigte sich diese sogenannte Cbeminöe ä la Hollondoire zu einem
Miniatur-Porzellankabinett, das aus Konsolen auf der Kaminummantelung und dem umgebenden Rahmen bestand, die mit Porzellangefäßen besrückt wurden, Über dem Kamin
hinterfing ein großer Spiegel oder auch ein Gemälde die Sammlungsstücke (Abb. z).Die
Neuartigkeit dieses Kamintyps bestand in der Verschmelzungdes französischen Kaminaufbaus mit eingelassenem Spiegel und niederländischen Dekorationselementen zu einem
einheitlich gestalteten, den Raum dominierenden Prinzipalstück.
In den I68oerJahren hatte sich der Raumtyp >chinoises Kabinetto als intimsrer und
künstlerisch aufivändigster Raum des weiblichen Paradeappartements etablierr. In der
Regel vereinte er asiatisches Porzellan, asiatische und/oder chinoise Lackboiserien und
-möbel und einen oder mehrere Spiegel. Zusätzlich konnten chinesische oder chinoise
Textilien und Malereien die asiatische Wirkung unterstützen. Ab den r68o/goerJahren
setzte eine Differenziersng ein;Je nach vorherrschendem Material entstanden Lack- oder
Cordula Bischoff
3t6
Spiegelkabinette,4' die nunweniger oder manchmal gar keine Porzellanemehr enthielten,a3
oder deren chinoiser Charakter nicht mehr im Vordergrund stand. Das chinoise Kabinett,
dessen Hauptdekorationsmerkmale aus Porzellan, Lacktafeln und wenigen Spiegeln be-
standen hatten, war einem Prunkkabinett gewichen, das je nach Gusto einem Material den
Yorzuggab oder eine beliebige Mischung der verschiedenen Anreile vereinigte (Abb. i.
Dafür besaß man nun häufig mehrere solcher Kabinette,a* und
es
wurde
ofFenb
ar
ange-
strebt, ftir die überwältigende Fülle der gesammelten Asiatica ganze Raumfolgen, Gebäudeftgel oder gar eigene Schlösser einzurichren.
ftir
Bis um IToo waren all diese Porzellansammlungsräume nahezuausschließlich von oder
Frauen geschaffen worden.a5 Sie hatten sich im Laufe von 4oJahrenzuunverzichtbaren
Repräsentationsräumen entwickelt, die nun zwangsläufig in jedem Schloss erwarrer wurden. Insbesondere in den ersten beidenJahrzehnten des r8.Jahrhunderts hatten sich die
chinoisen PorzeIIan-Lack-spiegelkabinette so weit verbreiter, dass sie - in Deutschland und
Holland - ihren Charakter als rypisch weibliche Räume verloren, was erwa in Frankreich
und England auf Kritik stieß
- mit dem Argument, der chinesische Geschmack sei >effemiZunehmendbegannen nun auch Männer, ihre Paradeapparremenrs mit chinoisen
Kabinetten zu versehen, um die veränderten Standards einer standesgemäßen Aussrattung
nate<<.a6
zu erfiillen. Bezeichnenderweise gehörten zu den ersten Fürsten, die sich eigene Porzellankabinette einrichteten, unverheiratete Männer - wie etwa Kirchenfürsren -, die nicht die
Paraderäume ihrer Ehefrauen zur repräsentativen Selbstdarstellung nurzen konnren.oT
2.
Die Chinamode am sächsischen
Hof
Wie stellt sich nun die Siuation am sächsischen Hof dari Um rToo unterschied sich der
Dresdner Hof in puncto Asieninteresse zunächst nichr von anderen deutschen Höfen.
Selbstverständlich besaßen die sächsischen Fürstinnen Kabinette im asiatischen Stil, die
auch mit Porzellanen und Lackwaren bestückt waren.ns Allerdings weiß man zum jetzigen
Zeitpunkt sehr wenig darüber. August der Starke hätte sicherlich, wie es üblich war, die Paradezimmer seiner Gemahlin zur Repräsentation nurzen können. Da sich Christiane Eberhardine wegen der Konversion ihres Ehemannes und ihres Sohnes zum Katholizismus jedoch mit August überworfen hatte, mied sie die Residenz Dresden und lebte überwiegend
in Torgau und ihrem eigenen Schloss Pretzsch. Nur bei unvermeidlichen Gelegenheiten
nahm sie ihre Funktion als Landesherrin wahr und trat gemeinsam mit August in der Öffentlichkeit auf. Aufgrund ihrer Abwesenheit erftillte sie ihre Rolle als höfische Hausherrin
und Gastgeberin nicht, weshalb auch ihre Appartements nicht als repräsentative Gesellschaftsräume zur Verftigung standen. Insofern war Augusts Bestreben, selbst für geeignete
Paradegemächer zu sorgen, vielleicht ausgeprägter als bei anderen Fürsten.
Insbesondere durch zwei Ereignisse, die zu einem ernormen Macht- und Presrigezuwachs führten, stieg die Notwendigkeit der reytresentatio maiestatis mithilfe angemessener
Chinoiserie am sächsischen Hof
Bauten und Kunstsammlungen.
Ztm
3r7
einen übte August der Starke nach dem Tode Kaiser
Josephs I. rTrr das Reichsvikariar aus, zum anderen schufer eine enge Verbindung zum
Kaiserhaus durch die Hochzeit seines Sohnes mit der Kaisertochter MariaJosepha imJahre t7t9. Dementsprechend nahm die Bau- und Planungstätigkeit, die Modernisierung und
Strukturierung der Residenz gerade in denJahren um rTro bis ryzo enorm zu. Beispielhaft
sei eine eigenhändige Liste Augusts von r7r6 angeführt, in der er sich mit der Neudefini-
tion und -einrichtung seiner Dresdner Lustschlösser beschäftigre.ae Für z4 ,Schleßer und
lustheißer umb Dresten auf 3. meillen am weirresren< plante er jeweils unterschiedliche
Funktionen und dazu passende Ausstattungen. Offenbar bestand die Absichr, sysremarisch
nach Stilen ztdifferenzieren.Explizitgenannt werden spanische, französische, englische,
italienische, deutsche, türkische, persische und chinesische Möblierung.io Aus dem späteren Bauverlauf ist erkennbar, dass vieles davon umges etzt wurde, jedoch nicht unbedingt
an den hier aufgeftihrten Orten. Vielmehr waren die Planungen einem srändigen Wechsel
unterworfen. Die güldge Zuordnangeines Ortes zu einem bestimmten Stil spielte offenbar
eine weitaus geringere Rolle als der Wunsch, alle Stilrichtungen verrreren zu wissen. Auch
ist nicht ersichtlich, dass der chinesische Stil zu diesem Zeitpunkt eine bevorzugte Rolle
gespielt haben könnte.
2.r
Turquerie und Chinoiserie
Am Beispiel der drkischen und der chinesischen Einrichrung kann nachvollzogen werden, wie sich erst allmählich durch Ausweitung der Sammlungen eine DifFeren zierungder
Ausstattungsmodi ergab. Zwischen ryry undAnfang r7r5 wurdengroße Mengen an exorischen Kunsrwerken nach Warschau geliefert, darunterPorzellane,specksteine, chinesische
Tapeten, Lackmöbel, Wandschirme und Spiegel, welche die Ausstattung der Warschauer
Palais komplettieren sollten. ryr4ließ August der Starke geziek Orientalica in der Türkei
ankaufen, die, wohl zur Einrichtung eines Türkschen Palais bestimmt, ebenfalls von Dresden nach Polen geliefert wurden, Am 6.Januar r7ry wurdein Warschau ein türkisches Fest
gefeien,das in einem türkischen Ambiente sraftfand.
Nur wenige Monate spärer, im August r7r5, endete der Aufenthalr Augusts des starken in Polen. Seine Bestrebungen, den Sejm zu entmachten und die Königskrone im
Hause Wettin erblich zu machen, provozierten den Aufstand des polnischen Kleinadels.
Eine überstürzte Rückkehr nach Dresden war die Folge. Seine soeben erst angelieferten
orientalischen Kunstwerke wurden bereits im Mai undJuni r7r5 nachDresden, zunächst
in das Grüne Gewölbe, zurückgebracht. Die in Warschau begonnenen Projekte wurden
nun in Dresden ausgeftihrt. Zam einen sah sich August möglicherweise mit dem pro-
blem konfrontiert, wo er die für mehrere Warschauer Räumlichkeiren angesammelten
Porzellane und Exotica unterbringen sollte, deren Anzahl zudem durch weitere große
Porzellankäufe ständig stieg.Zumanderen hatte er ofFenbar zeitgleichohnehin auch
ftir
3r8
Corduia Bischoff
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L.
Abb. + Matthäus Daniel Pöppelm ann: Entwurf
für ein Porzellanarrangement in der Elbgalerie desJapanßchen
Pqlais in Dresden.lJm ry27 [Aktentitel: Aufriss der Osthälfte der Hoßeite/Nordseite
der Elbgalerie (Variante),
(oNeu Prcject von der Gallerie von Hinden<) im Südflügel des ersten Obergeschossesl.
SächsHStA Dresden, rooo6 Oberhofmarschallamt,
Plankammer, Cap. z, Nn r5, Bl. z6hl2, Makro6che Nr,6rqz.
die Dresdner Lusthäuser Umgestaltungen geplant, wie aus seinem Plan der z4 Schlösser
zu erkennen ist,t'
Daher brachte er imJuli r7t5 einenTeil der polnischen Exotica zur Vervollständigung
der Inneneinrichtung in das Taschenbergpalais, das, zurückgekauft von der verbannten
Gräfin Cosel, zum fürkschen Haus umgebaut worden war. Bereirs dreiJahre später, t7tl,
wurde es erneut umgestaltet und zum Wohnpalais des kurprinzlichen Paares bestimmt. Es
sollte von nun an auch nicht mehr Türksches Palais genannt werden. Stattdessen wanderte
die Ausstattung in das sogenannte Lusthaus in >Ihrer Hoheit oder Italiänischen Garten
auf der Plauischen Gassen<<.t'Das dortige Palais wurde ryry ztmTarl<schen palais umgebaut und mit einem türkischen Fest eingeweiht, eine Gelegenheit, bei welcher Aog.rrt J.,
Gebäude seiner frischgebackenen Schwiegertochter MariaJosepha zum Geschenk machte.
Innerhalb von nur ftinfJahren wurden also die Turquerien mindestens vier- od.er ftinfmal
an unterschiedliche Orte rransporriert.
Zeitgleich, ab etwa r7r5'hafteAugust auch begonnen, versrärkr Asiatica, vor allem porMit dem Kauf des Holländischen palais im April ryry ergabsich eine
neue Möglichkeit, die zahlreichenPorzellane aus der Dresdner Residenz und die Neuanzellane, zu erwerben.
Chinoiserie am sächsischen
käufe dieser
Zeit dorthin
Hof
)r9
zu überftihren und hier schwerpunktmdßig das asiatische Porzel,-
lan zu sammeln. Die Einrichtung erfolgte in holländischer Manier, das heißt im chinoisen
Stil, den man sich aber im Sinne Marots vorstellen muss: mit Wandbespannungen, Silbermöbeln und französischen Spiegeln, dekoriert mit Porzellanen(Abb. a).
Ab rzry wurde das Palais auch als Japanisches Palais bezeichnet.
Für die Zeit um
rTrg/zo ist eine Differenzierang in der Porzellansammelpolitik und damit auch in der Gestaltung der Räumlichkeiten festzustellen. Ganz offensichdich verdichtete sich die Idee, das
Palais vorrangig dem Thema r>Japan< zu widmen.
Unterjapanischem Porzellan verstand man farbige Ware (Imari). Blau-weißes Porzellan
hingegen galt als Inbegriffdes chinesischen Porzellans. Dieses sollte nach einem Vorschlag
Wackerbarth s nun (r7zr/ zz) im neu gestalteten >indianischen Lustgebäuden Pillnitz kon-
zentriertwerden, während das ebenfalls noch vorhandene türkische Porzellanrzrg/zo mit
umfangreichen Lieferungen an das Türkische Palais ausgegliedert wurde, Im Frühjahr rTzr
wurde eine erste Aufnahme des Porzellanbestandes desJapanischen Palais vorgenommen.
Obwohl die Meissener Porzellanmanufaktur seit rTro produzierte und auch von Beginn an
ostasiatische Muster kopierte, befanden sich unter denr4.5r3 Keramiken nur 959 Stücke
aus Meissener Produkdon.t3
Dies hat einen Grund: Die Bemalung mit bunten Schmelzfarben, also im >japanischen<
Stil, stellte eine weitaus größerc technische Herausforderung dar als die blau-weiße ,chinesische< Farbgebung. Erst t7zo, mit Eintritt des MalersJohann Gregorius Höroldt, war die
Meissener Manufaktur technisch im Stande, zufriedenstellende Kopien und Adaptionen
der japanischenPorzellane herzustellen, sodass nun, vor allem ab
sener Waren im japanischen Stil geliefert werden konnten (Abb.
Uzj, zahbeiche Meis5).Zielwar jedoch von
Anfang an, die Importwaren zu überrefFen.
Abb. s Zw ei D eckelvasen,
Links: JapanlArita, Manufaktur Sakaida Kakiemon,
um 169o, H.3z cm,Inv.-Nr,
PO szz (Gefäß) und PO
+zo+ (Deckel).
Rechts: Meissen, um
t7z8-3o,H.3t,2 cn,
Inv-Nn PE 6773a, b.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung/ Fotograf:
HerbertJäger.
Cordula Bischoff
320
z,z
KonkurrentBraridenburg
ZumZeitpunkt der Einrichtung
desJapanischen Palais war zweifellos der preußische
Hof
führend, was Porzellansammlungen betraf, Das Haus Brandenburg hatte sich über mehrere Generationen hinweg ein europaweites Renommee als Experte
fiir chinoise Kabinette
und deren Ausstattung mit chinesischen Porzellanen geschaffen (Abb. 6).* Wie erfolgreich
Konzept aufging,lässt sich daran erkennen, dass die Sammlungspolitik Preußens als
vorbildhaftes Exempel in die Anweisungsliteratur eingegangen isr:
dieses
Fast in jedem Hauße 6ndet man jetzt einen Aufbutz von Porcellan, also ist sich nicht zu verwun-
dern/ wann auch grosse Herren gantze Collectiones davon machen, Es ist aber mehr eine Sammlung des Fürstlichen Frauen=Zimmers. Die gröste Collection, so man in Europa davon antrifft/ ist
zuPotzdambey dem König von Preußen/ bey welcher doch die vorigen Churftirstinnen den ersten
Grund geleget. Die Menge des Porcellans, und der grossen Gefäße insonderheit/ ist so considerable, daß man auch diesen Schatz auf mehr als eine Tonne Goldes
hält,"
Augusts Bestrebungen, den Fokus stärker aufJapan als auf China zulegen, sind sicher in
Konkurrenz zu Preußen zu verstehen.t6 Da die Chinathematik bereits belegt war, musste August eine andere Strategie entwickeln und etwas Neues, Eigenes schaffen. Das heißt
nicht, dass ausschließlich japanische Porzellane gesammek oder aufgestellt worden wären
-
bei Weitem die größte AnzahI bestand aus in China geferügtenWaren. Doch der Schwer-
punkt lag auf farbigen und damit als japanisch geltenden Waren, einerlei, ob sie in China
oderJapan oder später in Meißen hergestellt wurden. Das Grundkonzept der Innenausgestaltung desJapanischen Palais sah eine nach Farben sortierte Aufstellung vor. Auch da-
mit unterschied sie sich deutlich von der bis dato vorrangigen Ausrichtung in Blau-Weiß.
Während Brandenburg blau-weiße chinesische und chinoise Keramik (vor allem auch die
holländischen Fayencen) zu seinem Markenzeichen gemacht hatte, versuchte Sachsen offenbar, auf dem Gebiet der farbigen Porzellaneaufzutrumpfen. Das lag nahe, denn Sachsen
konnte - anders als Brandenburg, das via Holland sozusagen den exklusiven Verteilerweg
nutzen konnte
-
nicht mit direkten Beziehungen zu China aufivarten. Wohl aber hatren
einige Sachsen bereits im rT.JahrhundertJapan bereist:tt Der Dresdner ZachariasWagner
(r6ra-r668) verbrachte als erster deutscher Ostasienfahrer überhaupt mehrereJahre in Edo
(Tokyo) sowie in Südamerika. Teile seiner Autobiografie und kolorierte Tierzeichnungen
gelangten nach seinem Tod 1668 in die Dresdner Kunsrsammlungen.t'Wagner trug wesentlich zur Wiederbelebung des japanischen Porzellanexports nach Europa bei.5, Auch
der 1689 zum kurfürstlich sächsischen Hofgärtner ernannte Georg Meister war zwischen
ß77 wnd ß87 mehrfach in Japan gewesen und hatte von dort über 4oo Pfanzensamen
mitgebracht. 169z veröffentlichte er Beschreibungen der Pflanzen in seinen Reiseerlebnissen.
Noch heute befinden sich im Dresdner Kupferstich-Kabinett nicht nur chinesische,
Chinoiserie am sächsischen
Hof
Abb. o Martin Engelbrecht
nachJohann Friedrich
Eosander: Schloss Char-
lottenburg Entwurfftir
die Ostwand des Porzell-
ankabinetts, in:
Tb eatrum
Europeum,Bd,ß: t7o7
(t7q),S.z5zf.
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Inv.-Nr. GK II (r)
16585.
fut
Qthnrt (\' tt\t tr'./dttr ti (fia,{,llrtl,rü
' 't, /,, /t,.i., 11,n.,t,...1tr, '1ilu,,./
t
D,,/,,p, /,; /,:,:1,,
t'c(
sondern auch jaPanischeZeichnungen, Landkarten und Bücher, die nachweislich bereits
zu Augusts Zeiten vorhanden waren.6o
Die Selbstdarstellung Sachsens als Produzent von Porzellan und insbesondere von farbigem Porzellan scheint von der Öffentlichkeit auch so wahrgenommen worden zu sein.
Es istjedenfalls bemerkenswert, dass in Carl Christian Schramms Reiselexikon der ausftihrliche und überschwänglich lobende EintragzuDresden mit dessen vollkommener Porzellanherstellung beginnt - unter Betonung der Farbbrillanz des sächsischen Por2ellans,
welche die japanische überrrefFe:
Das auf den höchsten Gipffel der Vollkommenheit gebrachte Sächsisch-Meißnische und Dreßd-
nische Porcellain-Werck, so dem Japanischen am Wesen gleichet, an der Bildung aber es weit
übertrift, zeuget von
so etwas ausserordentlichem,
das
Ost-Indien
so
wie China beständig vor un-
möglich gehdten, und welches doch durch die ietziger Zeit so hoch gesdegene Emaillen-Kunst,
vermittelst deren die Farben mit Golde und Silber auf das schärfste eingebrannt werden, in die
völlige Wircklichkeit versetzet werden.6,
Selbswerständlich kannte August der Starke die brandenburgischen Porzellankabinette.
Noch I7r7 hatte er sich darum bemüht, diePorzellanbestände zweier Prunkküchen aus
Charlottenburg und Oranienburg - über 2.ooo Geäße - sowie eine der zur Präsentation
der Geschirre entwickelten pyramidenformigen Etageren zu erwerben. Friedrich Wilhelm
I. trennte sichjedoch nicht von diesen Stücken, sondern überließ August im Tausch ge-
Cordula Bischol{
gen ein Dragonerregiment l5I teils großformatige Gefäße, die später sogenannren Dragonervasen. Ab ryzz entstanden Pläne, imJapanischen Palais einen Raum als Prunkküche
einzurichten, wie es zu diesem Zeitpunkt in allen brandenburgischen Schlössern längst
kanonisch war- t72i wurden die bis dahin wirtschaftlich genutzter- Räume im Souterrain
des Corps de Logis entsprechend umgebaut, das heißt mit Fayencefliesen belegt und mit
Regalschränken zur Aufnahme der Tafel- und Speiseservice möblierr. Abweichend zu den
ersten Planungen bestand die Prunkküche nunjedoch aus zehn Räumen, womit sie alle an-
deren Schlösser übertraf.u'Vermutlich war auch hier vorgesehen, eine räumliche Differen-
zierungnach Materialien oder Farben vorzunehmen. So ist belegt, dass ein Raum kleinere
Lackgegenstände zusammen mit schwarz glasierter Keramik aufnehmen sollte.63
2.3
Der
tiumph
des Meissener Porzellans
Urn r73o lässt sich eine erneute Planänderung in der Einrichrung desJapanischen Palais
feststellen, die sich in programmatischer Form auch am Eingangsportal ablesen lässt, Das
l73r ausgeführte Relief zeigt die Allegorie Sachsens (gekennzeichnet durch den Kurfürstenhut und ein Schild mit dem kurfürstlichen Wappen), der sich von rechts europäische
Figuren mit Porzellanen nähern. Diese werden angeftihrt durch eine Frau mit Mauerkrone,
der gängigen Personifikation einer Stadt, vermutlich also Meißens. Auf der anderen, der
tradidonell höherwertigen heraldisch rechten Seite, präsenriert eine Gruppe Asiaten ihr
eingeft.ihrtes Porzellan, das sie aus ihren Schiffen entlädt.
Unterhalb des Tympanons waren zwei wetrere Reliefs geplant (Abb. 7), die nicht ausgeführt wurden, zu denen sich aber die EntwurßzeichnungenJean de Bodts erhalten haben. Links und rechts des sächsisch-polnischen Wappens häcen Allegorien auf die Porzel-
lanmalerei und auf die Gefäßbildnerei ihren Platz gefunden,un eine Charakterisierung der
Gebäudefunktion, die man eher am Portal der Porzellanmanufaktur erwarter hätte als an
einem ftirstlichen Stadryalais. Ungewöhnlich ist, eine solche Aussage an so zenrraler Srelle
am Giebel des Eingangs, anzubringen. Damit wird bereits außen die Hauptfunktion des
Gebäudes angesprochen: der Triumph des Meissener Porzellans über die asiatische Ware.
Dieser Gedanke, der als Wunschvorstellung bereits die Gründung der Porzellanmanufakrur
mitbesdmmt hatte, konnte tatsächlich ab etwa r73o umgeserztwerden,ZudiesemZeitpunkt war die Meissener Manufaktur in der Lage, technisch und ästhetisch überzeugende
PorzeLlane in großen Mengen zuliefern. Der Plan, asiatische und europäische Porzellane
getrennt aufzustellen, nahm Gestalt an und ftihrte zu einer kompletten Neuordnung indem
nämlich das gesamte erste Geschoss ausschließlich mir Meissener Ware bestückt wurde, die
somit symbolisch über die asiatischen Porzellaneim Erdgeschoss triumphierte.
Nach dem Tod Augusts des Starken führte August III. die begonnene Linie fort und
konzentrierte sich auf die Meissener Ware, In einem bis dato nichr gekannten Ausmaß
scheint er die Ausstattung des Palais mit sächsischem Porzellan vorangetrieben zuha-
Chinoiserie am sächsischen Hof
Abb.
7
j23
Jean de B odt: Entwurf des Portikus
des Japankcben Palais.Zeichnung um r73o, Detail
[Aktentitel:
Aufriss des Nordflügels (Ausftihrungsvarianre) desJapanischen Palais].
sächsHStA Dresden, rooo6 oberhofmarschallamt, Plankammer, cap.
z,
Nr. 16,81.9, Makrofiche
6238.
ben' Die Entnahme von über 35.ooo Porzellanen aus dem Warenlager der Manufaktur
im November 1733 sowie die AnweisungrTJ4, Fremdaufträge nachrangig zu behandeln,
mündeten in der Entscheidung t7]5, die Innenraumgesraltung nicht mehr im asiarischen
Sdl auszuftihren. Innerhalb wenigerJahre war das Ziel, ein Gesamtkunstwerk >Asiarica<
zu schaffen, abgelöst worden durch das Besrreben, eine Leistungsschau der Meissener Ma-
nufaktur vorzuft.ihren. Folgerichdg wurden das Specksreinkabinett, die Prunkküchen und
die Lackräume aufgelösr.
Mit der technischen Beherrschung
Werkstoffes Porzellan schien alles machbar zt)
sein: August der Starke hatte anfangs durch schiere Menge beeindrucken wollen. Mit den
zunehmenden Möglichkeiten ging es jedoch auch darum, die Grenzen des Materials auszuloten. Diese Idee führte August
des
III. fort. Ob monumentale Tierplastiken, Thron und
im Audienzsaal, Kapellenaussrarrung mir Altar,
Kreuzigungsgruppo lebensgroßen Apostelbüsten, eine Orgel mit porzellanenen Orgelpfeifen oder das geplante Reiterstandbild - die Umsetzung von Großplastik, Mobiliar und
das große gegenüberliegende Glockenspiel
Bauskulptur in Porzellan stellte eine neue Dimension dar.
Der schriftlich fixierte Longuelune'sche Entwurf des Deckenfreskos von etwar.r,5/37
sah ein dreiteiliges Gemälde ftir die Galerie vor. Neben dem zentral.en Triumph des sächsischen Porzellans sollten die Künste und Manufakturen Sachsens sowie die Natur- und
Bodenschärze des Landes dargestellt werden. Ein ganz ähnliches Bildprogramm findet sich
32+
Cordule Bischoff
Abb. g Rückwand einer
Sänfte Bemalung durch
Christian Wilhelm Ernst
Dietrich: Personifilationen
Sachsens und Polens. Dresden,
un r74o.
Staatliche Schlösser, Burgen
und Gärten Sachsen
gGmbH, Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen, Inv. Nr, 89 s/ s6/Fotograi Werner Lieberknecht,
Dresden.
auf einer prunkvoll durch Christian Wilhelm Ernst Dietrich bemalten kOniglichen Sanf-
Während auf der Vorderfront Merkur, Gott des Handels, sowie zahlreiche Putti mit
Insignien der Künste und'Wissenschaften auftreten, ist die Rückseite mit zwei Bildfeldern
geschmückt. Im oberen thront Minerva, Götdn der Weisheit. Im unteren sind Personifite.6t
kationen des Kurfürstentums Sachsen und des Königreichs Polen dargestellt, wobei die
Saxonia deutlich hervorgehoben ist (Abb. s). Ihr zu Füßen sind mehrere Porzellangefäße
abgestellt, die scheinbar aus einem Füllhorn voller Früchte quellen. Auch hier erhält Porzellan den Vorrang vor den übrigen sächsischen Erzeugnissen.
",?T;:r,ä:5:f#ä:::i!::1tö:ä"i*ä',:Tl#!',"';:,1'#öäffi::
streben aller frühneuzeitlichen merkantilistischen Staaten richtete sich aufdie Produktion
I
Chinoiserie atr sächsischen Hof
125
Der Staatswissenschaftler Friedrich Carl Moser hatte die für ,große Herren,, geeigneten Geschenke in ,dreyerley Gattung< unterteilt:
IE]ntweder bestehen sie nemlich in Naturalien, lebendigen oder leblosen, welche in dem eigenen
Land eines Souverains hervorgekommen und gezeuget worden sind, oder die Kunst hat den meisten Anteil daran,jedoch so, daß es abermals in dem Land selbst ge- und verarbeitet worden; oder
es
ist sonst was seltenes, an welchem entweder die Natur, oder die Kunst, oder beides zugleich zu
bewundern ist,..uu
Der brandenburgisch-preußische Hof verftigte über ein landestypisches konkurrenzloses
Produkt, das der dritten Kategorie entsprachr Bernstein und daraus geferügte Kunstgegenstände. Die reichen Bernsteinvorkommen an der preußischen Küste ermöglichten nicht
nur, diesen Werkstoffin großen Mengen zu verschenken, sondern führten auch zu einer
spezialisierten Kunstproduktion, die von Galanteriewaren und Kästchen bis hin zu Kabinenschränken, Thronsesseln und ganzen Zimmervertäfelungen reichte, Um den Umfang
der Sammlung und die Kunstfertigkeit der eigenen Handwerker vorzufiihren, wurden in
den brandenburgischen Schlössern nicht nur Porzellankabinette, sondern auch Bernstein-
zimmer eingerichtet. Im ryo9 errichteten westlichen Stadtfügel von Schloss Oranienburg
war eine im rechten Winkel an die Porzellangalerie anschließende Bernsteingalerie vorge-
nicht vollendet wurde.6t Beide Galerien wären vom Audienzgemach
aus zugänglich gewesen und häcen die beiden hochrangigsten brandenburgischen Repräsentationsgüter unmittelbar nebeneinander vor Augen geführt, Schon zuvor ist die Verräsehen, ein Projekt, das
felung des berühmten Bernsteinzimmers entstanden, das ursprünglich noch unter Königin
Sophie Charlotte für Schloss Ltetzenburg(Charlotrenburg) geplant, spärer in das Berliner
Stadtschloss versetzt und r716 anZar Peter den Großen verschenkr wurde.us
Durch die Nacherfindung des Porzellans hatte Sachsen ein ebenso wertvolles Handelsgut zu bieten, das imJapanischen Palais wie in einer Ausstellungshalle werbewirksam vorgeftihrt wurde.un Die Strategie erwies sich als erfolgreich: Binnen wenigerJahre überstieg
die Wertschätzung des Meissener Porzellans die des asiarischen.
Meissener Porzellan begann nun seinerseits, vorbildhaft zu werden, vor allem, nachdem
mit der Produktion von Speiseservicen begonnen worden war. Am sächsischen Hof wurde
-
- ab ry$ bei offiziellen Festessen der Dessertgang auf asiatischem
Porzellan serviert. Bereits ab ryry wurde ftir alle Gänge statt Silber oder vergoldetem Silber
Porzellan verwendet, und zwar überwiegend das kostbare und rare japanische Porzellan.
wie andernorts auch
Damit zählt Dresden zu den ersten Höfen, an denen komplette Porzellanservice benutzt
wurden, zumindest im Japanischen Palais, das per Definition keine Residen z war und daher auch nicht dem offiziellen Staatszeremoniell unterlag. Schon zur Gründung der Meissener Manufaktur hatteJohann Friedrich Böcger visionäre Ideen vorgestellt. Er beabsichtigte, komplette Tischservice nach dem Vorbild von Silbergerät in Porzellan herzustellen,
Cordula Bischoff
326
wasjedoch zu diesem Zeitpunkt technisch noch nicht überzeugend ausgeführt werden
konnte.to Für einigeJahre behalf man sich daher ofFenbar mit der japanischen Ware, die,
noch begehrter als chinesisches Porzellan, sukzessive im Rang aufstieg und dem hierarchisch höherwertigen Edelmetallgeschirr ebenbürtig wurde. Nachdem ab etwa ry28 tatsächlich komplette Meissener Service produziert werden konnten, verdrängten sie die asiatischen Geschirre. Da diese zumeist erst in Europa zu Servicen zusammengestellt werden
mussten und überdies viele der benötigten Gefäßformen nicht aufiviesen, waren sie klar im
Nachteil, Die Meissener Porzellane konnten in allen erwünschten Formen und Dekoren
und somit in einheitlichen Serien produziert werden. Zu Sachsens diplomatischen Geschenken zähIten nun vermehrt Tafelservice, sodass sich der Gedanke, Porzellan für die
herrschaftliche offene Tafel hoffähig zu machen, durchsetzte.
2.+
Fazit
Die Asienmode am sächsischen Hof zeigte zunächst keine avantgardistischen
ZigeBine
seit 5o Jahren bestehende Tradition, chinoise Kabinette in den Paradegemächern von
Fürstinnen einzurichten, wurde fortgesetzt. Die Tendenz, die immer größer werdenden
Porzellansammlungen in Raumfolgen unterzubrin gen, war andernorts vorgeprägt. Auch
konnte sich August in die im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts zunehme nde Zahl
männlicher Auftraggeber und Nutzer chinoiser Architekturen einreihen. Erst ab etwa
tTrybegannAugust, Porzell,ane und Asiatica in größerem Umfang zukaufen, zunächst
jedoch ebenso wie andere Kunstgegenstände in der Absicht, Schlösser und Raumfolgen
in unterschiedlichen Modi zu gestalten. Das Asienthema war unmittelbar gekoppelt an
PorzelLan, ja, Porzellan stand als pars pro toto ftir Asien. Als sich abnszeichnen begann,
dass die Meissener Manufaktur tatsächlich in der Lage war, dem Originalporzellan Ebenbürtiges oder gar Überlegenes enrgegenzusetzen, erlangtedie Asienthematik Priorität ftir
den sächsischen Kurfürsten. Zunächst gelang es August, durch schiere Masse zabeeindrucken. Sodann versuchte er, in Abgrenzur.gzu Preußen dieJapanthemadk zu besetzen.
Als schließlich das Meissener Porzellan 4r einem hochwertigen Produkr herangereift
war, das in der europäischen Geschenkdiplomatie eine herausragende Rolle spielen konnte,
verlor die Asienthematik am sächsischen Hof an Brisanz. Das Thema Chinoiserie ver-
lagerte sich in der zweiten Hälfte des r8.Jahrhunderts in ganzBuropazunehmend auf die
Gartenkunst.t'
Anmerkungen
r
z
Vgl. die Beiträge von Dirk Welich und Stefan Hertzig in diesem Band.
Lupfer, Gilbert:
'Weil
es doch ein orientalisches Lust-Gebäude sein soll.n Exotische Anklänge
Dresdner Schlossarchitektur des IS.Jahrhunderts,
in
in der
Dresden. Spiegel der Wek. Die Staatlichen Kunst-
sammlungen Dresden in Japan. Atsstellungskatalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden/National MuAn Tokyo. Tokyo zoo5, deutsches Beiheft, S, r+8-r5r, hier S, r+9.
seum ofWestern
Chinoiserie am sächsischen Hof
tL/
May, Walter: Das Holländische und dasJapanische Palais, in: Marx, Harald (H g.): Matthäus Daniel pöp,
pelmann. Der Arcbilekt des Dresdner Zwingers.Leipzig 1989, S. 198-2o6, hier S. zo6.
Zur Baugeschichte des Huis ten Bosch siehe Loonstra, Marten: ,het buys int boschn. Het Koninklijk Paleß
Huis ten Boscb historiscb gezien / The Royal Palace Huis ten Bosch in a historical view. Amsterdam 1985. Datierung des Kabinetts folgend Lunsingh Scheurleer, Theodoor Herman: De woonvertrekken in Amalia's
Huis in het Bosch,int Oud Holland, s+ 0969),5, zg-66.
Die kunsthistorische Forschung hat eine de6nitorische Trennung zwischen Porzellan-, Spiegel- und
Lackkabinett vorgenommen, die aus der historischen Rückschau, d. h. aus einer Zeit,als sich die KabinetttyPen ausdifferenziert hatten, gerechtfertigt erscheint. ZrBeginn der Enrwicklung kam es den zeitgenössischen Auftraggebenden und Benutzenden solcher Prachträumejedoch genau auf die Mischung
dieser Elemente an. Die Mehrzahl der frühen rekonstruierbaren oder noch bestehenden Kabinette dieser
Art sind nicht eindeutig einem der drei Typen zuzuordnen. Auch die zeitgenössischen Bezeichnungen
ftir solche Prunkkabinette veriierten und lassen nicht unbedingt aufdie materielle Ausstartung schließen,
Daher wird im Folgenden allgemein von ,chinoisem Kabinettn gesprochen. Bischofi Cordula: Spiegel-,
Lack- oder Porzellankabinett? Der chinoise Sammlungsraum und seine Ausdifferenzierung in: Kritische
Berichte. Zeitschriftfür Kunst- und Kulturwissenscbaften,3z/z (zoo4),5. ry-26.
Peter-Raupp, Hanna: Die Ikonograpbie des Oranjezaal. Hildesheim/New york r98o; Gaehtgens, Barbara: Amalia von Solms und die oranische Kunstpolitik, in: Lademacher, Horst (Hg,): Onder den Oranje
Boom. Dynastie in der Republik, Das Haus Oranien-Nassau als Wrmittler niederländiscber Kuftur in deutschen Territorien im 17. und ß. Jahrhundert. Ausstellungskatalog Krefeld u. a. (Textband). München 1999,
5.265-285.
Zum europäischen Handel mit japanischen Kunstwerken vgl. Ayers,John/Impey, Oliver/Mallet,John V.
G: Porcetain tor Palaces. Tbe Fasbion for Japan in Euroyte r65o-1750. Ausstellungskatalog British Museum.
London r99o.
Fock, C. Willemijn: The apartments of Frederick Henry and Amalia of Solms. Princely splendour and
the triumph ofporcelain, in: Van der Ploeg, Peter/Vermeere n, Carola: Princely Patrons: Tbe Collection of
FrederickHenry of Orange and Amalia of Solms in Tbe Hague. Atsstellungskatalog DenHaag.ZwollerygT,
S.76-86, hier S.78.
9
IO
I2
Lunsingh Scheurleer (r969), S. 48f,
Die erste Erwähnung einer Balustrade in einem SchlaEimmer imJahre r6oz bezieht sich auf die Räume
des jungen Louis XIII. Möglicherweise hatte jedoch bereits Amalias Schwiegermutter Louise de Coligny
eine Balustrade in ihrem schlafzimmer im oude Hof int Noordeinde in Den Haag. Fock (1997), s.78.
Lunsingh Scheurleer (1969), S. 56, Anm. 49. Darüber hinaus befanden sich in ihren Kabinetten in
Noordeinde 5r9 Stück Porzellan, in fujswijk 558. Fock (1997), S. sr.
Die Vereinigten Niederlande bestritten in der zweiten Hälfte des rT.Jahrhunderts zwei Dritrel des Welthandels mit Asiatica. Wappenschmidt, Friederike: Der Trqum von Arkadien. Leben, Liebe, Licbt und Farbe
in Europ a s Lu stschlö s ser n. Minchen r9 9o, S. 26.
r3
Hein, Jsrgen: The Treasure Collection at Rosenborg Castle. The Inventories of fi96 and r7r8. Kopenhagen
zoog,S, +2.
r4
Hein (zoo9), S.54.
r5
Einige Motive entstammen Martini, Martino: Novus Atlas sinensis. Amsterdam ß55, Vgl. Boesen, Gudmund: Kineserier pä Rosenborg, Om hollandske lakerere i Kobenhavn i det rz. ärhundrede og deres
ß
forbilleder, in: Hi storßke Meddelelser om Ksbenhavn. Arbogry77,S. z4-47.
Lablaude, Pierre-Andr6: Die Görten von Versailles.Worms r995, S. ro5, bildet Entwurfszeichnungen zu
diesen Vasen ab.
t1
Es wurden holländische Fliesen
mit blau-weißen Landschaftsdarstellungen und violett-weißen geometri-
schen Mustern verwendet sowie französische Fliesen mit polychromen Blumenmotiven aus Lisieux und
Saint-Claude. Lemmen, Hans van: Delfer Kacheln Stuttgart r998, S. 92.
Cordula Bischoff
328
I8
Neumann, Carsten: Das Trianon de Porcelaine im Park von Versailles als ersrer chinoiser Bau in Europa,
in: Welich, Dirk/Kleiner, Anne (Hg.): Cbina in
19
Schloss und Garten. Cbinoise Architehtur und Innenröuffie.
Dresden zoro, S.75-8r, hier S.8o.
Es ist mir nicht gelungen, herauszuFnden, wann die Bezeichnung zuerst auftaucht. Die zeitgenössischen
Beschreibungen sprechen meist nur von Trianon.In Saint-simons Memoiren ist von >le petit Trianon de
porcelaine.. die Rede (Mömoires complets et authentiques du Duc de Saint-Simon sur Ie siöcle de Louis XIV
et Ia rögence. Paris I856, Bd.
XII, Kap XVI,
nach Abriss des Gebäudes ß87 ein
zo
2r
zz
23
z+
25
S. 393). MOglicherweise bürgerte sich diese Bezeichnung erst
-
zur Unterscheidung von dem an gleicher Stelle errichtete n Grdnd
Trianon, Die Annahme, dass der Name Trianon de Porcelaine >bereits auf die gestalterische Absicht hindeutetn (Neumann Izoro], S. 77), istjedenfalls spätere Interpretation.
Lablaude (r995), S. ro3.
Krause, Katharina: Die Maison
de pldisance. Landbauser der Ile-de-France Q66o-r7o), München 1996, S.
6ttr.
Kaufmann, Gerhard: Bemahe Wandf.iesen. Bunte Wek auf kleinen Platten. Kulturgeschichte, Tecbnih, und
Dekoration der Fliesen in Mitteleuropa.München r973, S. z7; Montclos,Jean-Marie de/Polidori, Roberr:
Versailles.Kölnryq6, S. r6o; Lemmen (rqqS), S. gf
Neumann (zoro), S. ao.
.
Die am stärksten duftenden Pflanzen wurden in einem eigenen Cabinet des Parjims kultiviert. Lablaude
(t995), S, rc4; vgl, auch Nolhac, Pierre de: Wrsailles et Ia Cour de France, Trianon,Pxis t927,
,Ce Palais fut regardd däbord de tout le monde comme un enchanremenr: Car, näyant est6 commencd
quä la fin de l'Hyver, il se trouva fair au Printemps, comme s'il fust sorty de terre avec les feurs desJardins
qui läccompagnent, & qui en mesme temps parurenr disposez tels qu'ils sont aujourd'huy, & remplis de
toutes sortes de Fleurs, d'Orangers & därbrisseaux verts. lbn pourroit dire de Trianon, que les Graces &
les Amours qui forment ce qu'il y a de parfait dans les plus beaux & les plus magniliques ouvrages de lArr,
26
27
28
29
& mesme qui donnent läccomplissement ä ceux de la Nature, ont est6 les seuls Architectes de ce lieu, &
qu'ils en ont voulu faire leur demeuren (Fdlibien, Andr6.: Description sommaire du Cbasteau de Versailles.
Paris 1674, S.9zf .).
Duc de Saint-Aignan: Eloge de Versailles et de Trianon,in: Mercure,Jawar ßTT.ImWorrlaut bei Krause
(reeo), S. oa.
Krause (1996), S.05.
Vgl' Belevitch-Stankevitch, Hölöne: Le goüt chinois
en France au temps de Louis
XIV.
Paris r9ro, Reprint
Genf r97o.
Belevitch-Stankevitch (r9Io), S. rrz. Das chinesische Appartem€nt, das Ludwig XIV im Erdgeschoss von
Versailles besaß, wird t668 von Lorenzo Magalotti beschrieben, wobei u a, Malereien und Textilien sowie
Lackmöbel hervorgehoben werden. Porzellan wird beiläufig erwähnt: Ansonsten sei alles voller feinster
chinesischer Porzellane und anderer Irdenwaren ("e ogni cosa ä piena di porcellane ed alre terre chinesi
[sic!] 6nissime"). Magalotti, Lorenzo: Relazioni di Viaggio in Ingbilterra, Francia e Svezia fu6681. Hg. von
30
3t
Walter Moretti, Bari 1968, S. r8zf.
Vgl. Bischoff(zoo4).
Zieglel Hendrik: Der Sonnenkönig und
seine Feinde. Die Bildpropaganda Ludwigs
XIV. in der Kritik.Pe-
tersberg zoro, S. r54,
32
Zu den Bauten der vier Schwestern vgl. auch Bechler, Katharina:
Kunstpolitik der Oranierinnen in der zweiten Hrilfte
33
34
Scbloss Oranienbaum. Architektur und
ry.Jahrhunderts.Halle"zooT,
Vgl. Groenveld, Simon' Beiderseits der Grenze. Das Familiengellecht bis zum Ende der ersren oranisch-nassauischen Dynastie, ryoz, in:Lademacher (r999), Textband, S. r39-r50.
des
Auch entferntere Verwandte lieferten künstlerische Anregungen. So besuchten Henriette Catharina
von Anhalt-Dessau und Maria von Pfalz-Simmern r668 ihren Cousin Graf Christian-Albrecht Dohna
(t6zt-t677). Dessen Ehefrau, eine geborene von Holland-Brederode-Manen, hatte sich soeben nach nie-
I
Chinoiserie am sächsischen Hof
329
derländischem Vorbild einen Landsigz in Schönhausen (Mark Brandenburg) eingerichtet. Die oranischen
Schwestern waren entzückt und erbaten sich Musterzeichnungen ,fiir die eigene Häuslichkeit<, Dohna,
Graf Siegmar: Karfürstliche Schlösser in der Mark Brandenburg. Theil I: Grunewald, Oranienburg Scbönbau,
sen.Berlin 189o, S. t4r.
35
36
37
38
Boeck, wilhelm: oranienburg. Geschichte eines preufiscben Königsschlosses.Berlin r938, s, 25.
Aus dem rToz publizierten, von dem HistorikerJohann Georg Wachrer enrworfenen ikonografischen Programm des Deckengemdldes.Zit.nach Kat. Nr. r5l7 in: Lademacher (r999), Katalogband, S.429.
Kat. Nr, 8/+o, in: Lademacher (r9el), Katalogban d,S. z+1.
Vgl. Bischofi' Cordula: Porzellansammlungspolitik im Hause Brandenburg, in: Stiftung Preußische
(Hg.): Aspekte der Kunst und Architehtur in Berlin um voo,
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Potsdam zooz, S. r5-23,
39
Boeck (r938), S.52.
4o
Nicolai, Friedrich: Nacbricbt von den Baumeistern, Bitdbauern, Kupferstechern ... in und um Berlin ..,Berlin/
1786, Anhangr.Zit. nach Kemper, Thomas: >Der Triumph des porzellans in Europa<.
Zu Augustin Terwestens Deckenbild in der Porzellankammer des Schlosses Oranienburg i n: Götter und Helden
Stettin
fur Berlin. GemäIde und Zeichnungen
von Augustin
niederländische Künstler am Hofe Friedricbs
93-ror, hier
Q64g-tvl
und Mattbiius (ß7o-t757) Tbrwesten. Zwei
I. und Sophie Cbarlottes. Ausstellungskatalog Berlin
1995, S.
S, roo.
So etwa die zweite Frau des Kurfiirsten Friedrich Wilhelm, Dorothea von Holstein-Sonderburg-Glücksburg (r636-I689) in ihrem Lustschloss Caputh bei Potsdam, Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg (r668-r7o5),zweite Ehefrau von Friedrich L, in Lietzenburg
Iheute Charlottenburg], Sophie
Charlotte oder Sophie Louise von Mecklenburg-Grabat(1685-173t), dritte Ehefrau Friedrichs I., in
Niederschönhausen, Sophie Dorothea von Hannover
$687-t757), Ehefrau von Friedrich Wilhelm L, in
Monbijou.
Die Einrichtung von Spiegelkabinetten stand häu6g in Zusammenhang mit der Gründung eigener Spiegelmanufakturen, so etwa in Gaibach ry08-ry, Favorite bei Rastatt r7rr, Ludwigsburg r7r3, Gartenpalais
Schönborn r7r8lI9. Vgl. Lohneis, Hans-Dieter: D ie deutschen Spiegelkabinette. Studien zu den Räumen des
späten ry. undfrühen ß. Jabrbunderts. München 1985. Da hier der Stolz auf die großen Spiegelflächen im
Vordergrund stand, wurde oft aufPorzellan verzichtet,
Dx tTtz-t7t7
eingerichtete indianische Kabinett aufschloss Schönborn in Göllerdsorfz. B. enthielt kein
Porzellan, aber die figürliche farbige und vergoldete Ornamentik vor weißem Grund ließ die Wände selbst
wie Porzellantafeln wirken.
44
+5
46
Sophie von Brandenburg (I668-r69o) z.B.ließ in ihrem Schloss Lietzenburg (Charlottenburg/Berlin)
1695-gq ein Indianisches Kabinett und erstmals ein Spiegelkabinett ohne Porzellan einrichten. Vgl, Bi-
schoff(zooz),
Ausftihrlich dazu Bischofi, Cordula: Women collectors and the rise of the porcelain cabinet, in: Carnpen,
Jan vanlEliöns, Titius (Hg.): Chinese and Japanese Porcelain for tbe Dutcb Golden Age. Zwolle zot4, S.
17t-t89.
So äußerte sich rTrr der 3'd Earl of Shaftesbury, ein Anhänger des englischen Palladianismus.Jacobson,
Dawn: Chinoiserie. London r999 [,rsql], S. :+.
Dazu gehörten etwa Lothar Franz von Schönborn (r7oo-t7o5 Chinesisches Kabinett in der Neuen Residenz Bamberg; r7o3 Spiegelzimmer in Mainz), Friedrich Karl von Schönb orn (t7o6-r7tr porzellankabinett im Schönbornpalais Wien), der unverheiratete Prinz Eugen von Savoyen (ab r7o8 Goldkabinett im
+8
stadtpalais wien), clemens August von Köln (mehrere Kabinette in Brühl, erbaut r7z g-r./l3),
sächsischer Fürstinnen bis r733, in: pietsch, ulrich/Bischofi cordula (Hg,):Japanßches Pqlais zu Dresden. Die Königlicbe Porzellansammlung Augusts des Stqrken. München
49
SächsHStA, rooz6 Geheimes Kabinett,Loc.zo97,Nr.5o, Bl. z, fol. a.
vgl' Herz, silke: Porzellan im Besitz
zor4,S.6z-82.
Cordula Bischoff
330
5O
Ausführlich dezrJenzen,lgor: Stil und Modus in der Dekorationskunst Augusts des Starken, oder warum Schloss Moritzburg mit Ledertapeten ausgestattet wurde, in: Staatliche Schlössec Burgen und Gärten Sachsens (Hg.): Ledertapeten. Bestönde, Erhahung und Restaurierung. Tagungsband. Dresden zoo4, S,
z4-3o; vgl. arch den Beitrag von Elisabeth Tiller in diesem Band.
5t
Dort ist ein Serail (rseralge<) ftir einen bisher nicht idendfizierbaren Ort namens ,beiersn vorgesehen.
52
Bechtec Barbara: Etwas von denen Kostbarkeiten des Türkschen Gartens auf der Plauischen Gasse vor
Dreßden, in: Gartenkunst,Jg. t3, H. z (zoor), S. t85-2og.
53
Schwarm, Elisabeth: Das >Inventarium über das Palais zu Alt-Dressden. Anno. r7zr,, und die Bestandsaufnahme der Porzellane und Kunstwerke im Holländischen Palais, in: Pietsch/Bischotr (zora),
S.
54
55
roz-rrr.
Ausliihrlich dazu Bischoff (zooz).
Florinus, Franciscus Philippus [= Philipp von Sulzbach]:
Grosser
Oeconomus prudens etlegalß continuatus. Oder
Heren Stands Und Adelicber Haus-Vatter, Bd. z. Nürnberg ryry, S. n9 (rVon den Fürstlichen
Divertissements und Lustbarkeitenn).
56
57
Ausftihrlich dazu Bischofi, Cordula: Die Porzellansammlungspolitik der sächsischen Kurftirst-Könige, in:
Pietsch/Bischoff (zot4), 5. 287 -299,
Neben den genannten auch der Leipziger Chirurg Caspar Schamberger (t64-r7o6) sowie der Soldat und
Landvermesser Caspar Schmalkalden (um ßr7-t675), Bräutigam, Herbert: Wettiner Lande in Kontakt
mit Ostasien
Cb ino ß er ie
58
-
in D
Facetten eines Kennenlernens, in: Dresdner Geschichtsverein (Hg.):
res de
n. D r esdner Hefte,
a (zo o8), S.
In
Banne Ostasiens.
- 7 9.
Kurtze Beschreibung / Der 35.Jährigen Reisen und Verrich= / tangen, welche Weyland / Herr / Zacharias Wagner / in Europa, Asia, Africa und America, / meistentheils zu Dienst der ost= und West= /
Indianischen Compagnie in Holland, / rühmlichst gethan und abgeleget, / gezogen aus des seelig= gehalte=nen eigenhändigen Journal. Ausftihrlich dazu Michel, Wolfgang: Zacharias Wagner undJapan (I) 9
ein Auszug aus demJournal des >Donnermanns<<,in:
a7
Dokufu*u Bungaku Kenkyu,No.37 (1987), Kyushu
59
Universiry S. 53-ror IURL: http://wwfc.kyushu-u.acjpl-michel/pabl/aufs/28/z8.htm].
Bräutigam (zooA), S. 7r.
6o
Bischofi Cordula: Die ostasiatischen Werke in Augusts
des Starken Kupferstich-Sammlung: das Inventar
von t718, in: Jabrbucb der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,36 (zoto), S. az-7t,
Schramm, Carl Christian: Neues Europäiscbes Historisches Reise-Lexicon, Worinnen Die merckwürdigsten
Liinder und Städte nacb deren Lage,
'\her,
Benennung Erbauung Befestigung Beschafenheit, Geist- und Welt-
... beschrieben werden .. . z Bde,
Leipzig1744,Bd. r, Stw. Dreßden,Sp. *g-++8,hier S. 35r.
Lediglich Herzogin ElisabethJuliane von Braunschweig(rc34-r7o4) ließ - als eine der ersten Fürstinnen
ohne ersichtlichenBeztgzrm Hause Oranien - in der r694 eingeweihten Sommerresidenz Salzdahlum
ihre >Holländische Küchen mit immerhin fünf Schauräumen einrichten, von denen jeder eine andere
lichen Gebäuden, Gewerbe, Wabrzeicben und andern Sehenswürdigh.eiten
62
Sammlung an Speise- und oKochutensilien< enthielt: Zinngefäße, seltene Körbe, Fayencen, ein veneziani-
Ausfrihrlich dazu Bischofi Cordula: ,,.. daß es was artiges sey zum Plaisir einer Fürstin
Zum Phänomen der Prunkküche im Schlossbau des r7. und frühen rS.Jahrhunderts, in: Hirschbiegel,
JanlParavicini, Werner (Hg,): Das Frauenzimmer. Die Frau bei HoJe in Spätmittelalter und Früber Neuzeit.
sches Glasservice.
...n.
63
64
Stuttgart zooo, S. rg3-zo+.
Schwarm, Elisabeth: Einrichtung und Ausstattung der Prunkküchen imJrhr ry4, in: Pietsch/Bischoff
(zot4), S. ryr-r45.
Wittwer, Samuel: Die Galerie der Meifener Tiere. Die Menagerie Augusts des Starken für das Japanßcbe
Palais in Dresden München zoo4, S. 36.
65
Sänfte, um I74o, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Moritzburg und Fasanenschlösschen, Inv. Nr. 8qg/ao. Marx, Harald: Sebrs ucht und Wirklicbkejt
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-
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mit Möbeln, Bildteppichen und Silber, in:
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ScLlos , Oronirnburg.
aus demJabre ry43. Berlin zoor,
Ein Inventar
S.53-6r, hier S,6o.
Peschken geht davon aus, dass das Charlocenburger Bernsteinzimmer
in die Oranienburger Galerie hätte
versetzt werden sollen. Peschken, Goerd: Bernsteinkabinett und
Rote Kammer, in: StiCung preußische
Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hg,): Aspekte der
Kunst und Arcbitektur in Berlin utn 7700.
Potsdamzooz,S.49-57.
Vgl' Weber,Julia: ,, ,.. dass andere Nationen darüber erstaunen müssen
.,.<, Sächsisches porzellan in der
europäischen Diplomatie, in: Pietsch, ulrich/Banz, claudia (H
g.):, Triumph der blauen schwerter. Meisse-
n,er Potzellan
für Adel und Bürgertum ryrc-t8t5. Ausstellungskatalog.
den, Porzellansammlung. Leipzig zoro, S. r53-r6r.
St""tli.h" Korstsammlungen Dres-
Ausftihrlich dazu Schwarm, Elisabeth: Täfeln am sächsisch-polnischen
Hof. Böttgers >Unvorgreiffiiche
Gedankenn fiir das Repertoire der Meißner Manufaktur
- der frühe Gebrauch iriclianischer porzellane
auf dem frirstlich enTisch, in: Jahrbuch der Staatlicben Schlösser, Burgen
und Gärten Sachsen, ry (zooz/ og),
S.z8-42.
So stellt die unter Friedrich Augu strrl. ry69-t78zim chinoisen Stil
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das Repertoire der Meißner Manufaktur - der frühe Gebrauch indianischer Porzellane
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Schwarm, Elisabeth: Das >>Inventarium über das Palais zu Alt-Dressden. Anno, rTzrn und die Bestandsaufnahme der PorzelLane und Kunsrwerke im Holländischen Palais, in: Pietsch, Ulrich/
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WebeqJulia: , ... dass andere Nationen darüber erstaunen müssen ...<. Sächsisches Porzellan in
der europäischen Diplomatie, in: Pietsch, lJkich/Banz, Claudia (Hg.): Triumph der blauen
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flk, Petersberg zoro.
XIV
in d.er Kri-
ELTSABETH TTLLER
(uc.)
NÜCHERWEITEN
- RAUMWETTEN
Zirkulation von Wissen und MachtimZeitalter des Barock
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