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Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft nach 1945 im Spiegel ihrer Veröffentlichungen

2016, Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus. Bestandsaufnahme und Perspektiven

Matthis Krischel Mathias Schmidt Dominik Groß (Hrsg.) Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus Bestandsaufnahme und Perspektiven 9 *ukdzfe#ycxn.m* Medizin und Nationalsozialismus 4 LIT Medizin und Nationalsozialismus herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (RWTH Aachen) Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer (Universität Münster) Prof. Dr. Heiner Fangerau (Universität Ulm) Band 4 LIT Matthis Krischel, Mathias Schmidt, Dominik Groß (Hrsg.) Medizinische Fachgesellschaften im Nationalsozialismus Bestandsaufnahme und Perspektiven Schriftleitung: Tina Winzen LIT Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von ProRWTH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-643-13269-7 © LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin 2016 Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-62 03 20 Fax +49 (0) 2 51-23 19 72 E-Mail: lit@lit-verlag.de http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-620 32 22, Fax +49 (0) 2 51-922 60 99, E-Mail: vertrieb@lit-verlag.de Österreich: Medienlogistik Pichler-ÖBZ, E-Mail: mlo@medien-logistik.at E-Books sind erhältlich unter www.litwebshop.de Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft nach 1945 im Spiegel ihrer Veröffentlichungen Mathias Schmidt, Tina Winzen und Dominik Groß1 Die Radiologie ist ein vergleichsweise junges Fach im medizinischen Fächerkanon. Nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) im Jahr 1895 wurde am 2. Mai 1905 die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) gegründet. In der Zeit des „Dritten Reiches“ waren verschiedene Mitglieder der DRG unter anderem an Menschenversuchen und Zwangssterilisationen durch Strahlen beteiligt.2 Die genaue Zahl an Strahlensterilisationen3 sowie die eigentlichen Dimensionen der Verbindung von Radiologie, DRG auf der einen und dem NS-Regime und dessen Ideologie auf der anderen Seite sind bisher noch ungeklärt. Auch in Bezug auf die Rolle der führenden Fachvertreter und ihre Handlungsoptionen besteht Klärungsbedarf. Gleiches gilt für die Aufarbeitung der „Gleichschaltung“ oder „Selbstgleichschaltung“, der Vertreibung und Emigration der jüdischen Mitglieder, der beruflichen Kontinuitäten und Ehrungen nach 1945, der Vergangenheitsaufarbeitung und der eigenen Geschichtsdarstellung in der Geschichte der DRG.4 Insgesamt ist festzustellen, dass die Bemühungen der DRG, ihre Geschichte während des „Dritten Reichs“ aufzuarbeiten, hinter denen der anderen Fachgesellschaften bzw. medizinischen Fächer zurückbleiben5 – trotz eines seit 2010 laufenden Forschungsprojekts im Auftrag der DRG6 – und ferner, dass viele Ergebnisse außerhalb des Fachs und der DRG erarbeitet bzw. eher beiläufig im Rahmen anderer Untersuchungen gewonnen wurden. Zu den vorgenannten Bemerkungen wird im Rahmen dieses Beitrags detailliert Stellung genommen. Außerdem erscheint es sinnvoll, die Geschichte der DRG nach 1945 in Grundzügen nachzuzeichnen und zu analysieren, wie sie mit ihrer NS-Vergangenheit umgegangen ist – oder gegebenenfalls bewusst nicht umgegangen ist. So sollen zusätzlich die noch existierenden gravierenden Forschungslücken und Desiderate aufgezeigt werden. Dabei stehen hauptsächlich die von der Gesellschaft bzw. den Mitgliedern selbst verfassten und die in ihrem Auftrag entstandenen Schriften im Fokus der Untersuchung. Dazu zählen Der Beitrag folgt in Teilen Schmidt/Winzen/Groß (2015a), weshalb hier im weiteren Verlauf nicht gesondert auf diese Arbeit verwiesen wird. 2 Klee (1997), Klee (2001), Behrendt/Schäfer (2011). 3 Bisher existieren nur Einzeluntersuchungen zur Strahlensterilisation im Nationalsozialismus. Über die genaue Anzahl der vorgenommenen Unfruchtbarmachungen durch Strahlung sind (noch) keine Aussagen möglich, ebenso existieren keine genauen Zahlen über die Gesamtzahl der vorgenommenen Sterilisationen. Siehe grundlegend Bock (1986), aktuell und den derzeitigen Wissensstand zusammenfassend Schmuhl (2011). 4 Eine Untersuchung zu den Biographien führender Mitglieder der DRG bzw. exponierter Röntgenologen in den Jahren 1930 bis 1955 durch die Autoren ist z.Zt. in Arbeit. 5 Für einen Überblick siehe Jütte (2011), S. 87f. Siehe auch die Beiträge in diesem Band. In vielen anderen Untersuchungen standen bisher nicht nur die Vertriebenen und Opfer im Fokus, sondern auch die Taten und Karrierewege bedeutender Fachvertreter und Gesellschaftsmitglieder vor und nach 1933 sowie nach 1945. 6 Vorwort zu den Artikeln Moser (2013) und Moser (2014a). 1 271 Schmidt/Winzen/Groß neben Jubiläumspublikationen und den einschlägigen Fachzeitschriften bzw. den maßgeblich von der Gesellschaft herausgegebenen Organen auch Nachrufe, Mitteilungen und Tagungsberichte. Von diesen Quellengruppen ist zu erwarten, dass sie für die Konstituierung eines gemeinsamen Bewusstseins von existentieller Bedeutung sind und zugleich als meinungsbildend und identitätsstiftend nach außen wie nach innen gelten können. 1. Personelle Kontinuitäten nach 1945 Die personellen Kontinuitäten im Bereich der Radiologie sowie der DRG standen bisher nicht detailliert im Fokus der Forschung. Erste Untersuchungen7 sowie weitergehende Bemühungen der Verfasser – die hier nicht explizit erläutert werden können – haben zahlreiche Hinweise auf Karrierekontinuitäten führender Röntgenologen ergeben, was allerdings nicht überraschen kann und für nahezu alle akademischen Berufe und Fachgesellschaften konstatiert wird.8 Im Falle der DRG ist die Situation nach bisheriger Forschungslage aus mehreren Gründen dennoch speziell und im Vergleich mit anderen Fachgesellschaften zum Teil ungleich komplizierter: Strahlensterilisierungen waren in der Zeit des „Dritten Reiches“ gesetzlich legitimiert, wurden offiziell allerdings nur in geringer Zahl vorgenommen9 und galten selbst nach 1945 bei den Besatzungsmächten und in der frühen Bundesrepublik nicht grundsätzlich als Verbrechen.10 Ungewöhnlich viele der exponierten Mitglieder der DRG, denen bisher eine aktive Mitarbeit in der Partei oder einer ihrer Gliederungen nachgewiesen werden konnte, sind noch vor 1945 verstorben11 oder starben Ende der 1940er Jahre bzw. in den 1950er Jahren,12 was allerdings keineswegs heißt, dass es keine Karrierekontinuitäten gab. Klee (1997), Klee (2001), Klee (2005), Behrendt/Schäfer (2011). Ash (1995), Freimüller (2001) und Schleiermacher (2007) mit weiterführender Literatur und dem Hinweis auf regionale Unterschiede, teilweise bedingt durch die unterschiedliche Strenge der Entnazifizierungsverfahren der jeweiligen Besatzungsmacht. 9 Insgesamt wird der Anteil der Röntgensterilisationen im Vergleich zu operativen Verfahren gering eingeschätzt, bereits Behrendt und Schäfer wiesen jedoch darauf hin, dass diese Zahlen täuschen könnten, da die Reichsärztekammer 1941 die hohe Zahl von Strahlensterilisationen zur Unfruchtbarmachung ohne indizierten Grund kritisierte, vgl. Behrendt/Schäfer (2011), S. 238, mit Verweis auf Rothmaler (1991), S. 185-187. 10 Vgl. Westermann (2010), Kühl (1997). 11 Karl Frik, 1934 bis 1938 Leiter der DRG, verstarb 1944. Der Führer des SS-Röntgensturmbanns und Frankfurter Professor Hans Holfelder war Ende 1944 gefallen. Ebenfalls als Mitglied des Röntgensturmbanns fiel 1945 der SS-Hauptsturmführer und Leiter der Tötungsanstalt Hadamar, Friedrich Berner. Carl Hermann Lasch, stellvertretender Vorsitzender der DRG ab 1938 und später tätig an der Universität Posen, blieb nach 1945 verschollen, vgl. Thom (2000), S. 39, Schmidt/Winzen/Groß (2015b), Weiske (2010) und Benzenhöfer (2010). 12 Rudolf Grashey (1876-1950) war 1905 Mitbegründer der DRG, langjähriger Herausgeber der Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und ab 1928/29 erster Inhaber eines auf Dauer eingerichteten Lehrstuhls für Röntgenologie in Deutschland, vgl. Klee (2003), S. 196, und Behrendt/Schäfer (2011). Erstaunlicherweise wurde – im Jahr 2010/11! – die „Publikation dieses Beitrages in Rudolf Grasheys Zeitschrift ‚Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen‘ […] in bemerkenswerter Weise von den […] Herausgebern abgelehnt“, S. 239. Fedor Haenisch (1874-1952) war von 1913 bis 1945 leitender Oberarzt der Röntgenab7 8 272 Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft Die (bisher bekannten) Menschenversuche mit Röntgenstrahlen in den Konzentrationslagern sind nicht von Röntgenologen durchgeführt worden,13 und wenn Versuche von Röntgenologen durchgeführt oder verantwortet wurden, dann handelte es sich nicht um Strahlenversuche.14 Des Weiteren war die Röntgenologie zum Zeitpunkt der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein relativ junges Fach, das sich an den Universitäten noch nicht vollständig etabliert hatte. So gab es bis 1945 Ordinariate nur in Köln, Frankfurt, Hamburg, Berlin und Leipzig. Viele Röntgenabteilungen wurden in jener Zeit von weisungsgebundenen und insofern unselbstständigen Ärzten geführt, die in der Mehrzahl der Fälle sogar „nur“ sogenannte „Teil-“ oder „Auchröntgenologen“ waren.15 Besonders augenfällig verlief die Karriere von Werner Knothe (1900-1967), stellvertretender Leiter der DRG unter Karl Frik und ab 1938 dessen Nachfolger. 1923 in Kiel promoviert, war er nach Stationen in Bremen und Mainz ab 1927 an der Berliner Charité tätig. Dort habilitierte er sich 1931 und leitete seit diesem Jahr auch die Röntgenabteilung. Sein Beitritt zur SA und NSDAP erfolgte bereits 1933 – und damit zu einem Zeitpunkt, als er auf seinem Karriereweg bereits weit vorangeschritten war. 1934 wurde er zum „Führer der Dozentenschaft“ an der Berliner Universität ernannt, war zudem Obmann der Lehrbeauftragten für Luftfahrtmedizin an den deutschen Hochschulen und gab die Luftfahrtmedizinischen Abhandlungen heraus. Ab 1934 leitete er das Röntgeninstitut am Horst-WesselKrankenhaus. Während des Zweiten Weltkriegs fungierte Knothe zudem als Oberstabsarzt der Luftwaffe und Kommandeur der Sanitäts-Versuchs- und Lehrabteilung der Luftwaffe in Jüterbog. Angesichts seines Werdegangs im „Dritten Reich“ verlor er seine Ämter unmittelbar nach Kriegsende, leitete jedoch bereits 1950 wieder ein Röntgeninstitut, nun am Hamburger Krankenhaus Bethanien.16 Im direkten Vergleich mit einigen anderen Fachgesellschaften, deren Leiter oder spätere Vorsitzende, prominente Mitglieder oder wissenschaftliche Größen nachweislich massiv in das NS-System oder die nationalsozialistischen Verbrechen involviert waren und ihre (akademischen) Karrieren in der Zeit zwischen 1933 und 1945 gemacht bzw. vorangetrieteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbek. 1933 bis August 1943 war er Mitglied der NSDAP und diverser anderer Parteigliederungen, z.B. der Deutschen Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Siehe dazu Pieper (2003), S. 200-202. Wieso Piepers Angaben zufolge seine Mitgliedschaft 1943 endete, gilt es noch zu klären. Carl Alexander Lorey (1880-1949) war am Aufbau der Röntgenologie am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf beteiligt, bevor er 1934 als Chefarzt an das Krankenhaus Bethanien in Hamburg wechselte, vgl. Montz (1989). Über seine Verstrickung in den Nationalsozialismus ist nichts bekannt, da ausführliche biographische Forschungen bisher nicht unternommen wurden. 13 Der Gynäkologe Karl Ehrhardt experimentierte mit Röntgenkontraststoffen bei Ungeborenen zur Erforschung der intrauterinen Lebensvorgänge, der Gynäkologe Carl Clauberg suchte nach einem alternativen Röntgenkontrastmittel. Der Chirurg Horst Schumann testete im Auftrag der SS Verfahren zur Reihensterilisierung, u.a. durch Bestrahlung. Siehe Klee (2001), S. 133-137, Klee (1997), S. 436-447. 14 Der Röntgenologe Georg August Weltz war ab 1937 Mitglied des Beirats der DRG und Raschers Vorgesetzter bei dessen Unterdruckversuchen in Dachau. Er wurde im Nürnberger Ärzteprozess freigesprochen. Roth (2001), Ebbinghaus/Roth (2001), S. 645. 15 Vortrag Hans Holfelders über die Organisation des Röntgendienstes an Universität und Krankenhaus auf der 30. Tagung der DRG 1939, abgedruckt in: Grashey (1939), S. 21-31, vgl. Behrendt/Schäfer (2011). 16 Vgl. Grüttner (2004), S. 93f., Klee (2003), S. 322. 273 Schmidt/Winzen/Groß ben hatten,17 erscheint die DRG damit auf den ersten Blick vergleichsweise wenig belastet. Es stellt sich hier jedoch die Frage, ob dieser Eindruck zutreffend ist oder lediglich durch bestehende Forschungslücken und/oder durch den damaligen Status der Röntgenologie als junge und spärlich akademisch verankerte Disziplin hervorgerufen wird. Zudem ist zu überprüfen, ob und inwiefern sich dieser Befund auf das Selbstverständnis der Fachvertreter nach 1945 ausgewirkt hat. Ebenso stehen weitere Forschungen bezüglich der Parteimitgliedschaft oder der Mitwirkung an den politischen Zielen der Nationalsozialisten durch führende Mitglieder der DRG aus – sie können jedoch im Rahmen dieses Beitrags nicht vertiefend vorgenommen werden. Seit Ende 1946 hatten sich in den westlichen Besatzungszonen bereits verschiedene regionale Röntgengesellschaften neu bzw. wieder konstituiert: Die Röntgenologen-Vereinigung Württemberg-Baden im Dezember 1946, die Bayerische und die Rheinisch-Westfälische Röntgengesellschaft im Jahr 1947. 1948 folgten die Gründungen der Hessischen Röntgengesellschaft und der Nordwestdeutschen Röntgen-Gesellschaft.18 Eine wichtige Rolle bei der Wiederaufnahme der Gesellschaftsarbeit der DRG übernahm Hans Meyer, der 1942 in den Ruhestand gegangen war, von 1946 bis 1950 als Honorarprofessor die Radiologie in Marburg vertrat und kein Mitglied der NSDAP gewesen war.19 Parallel dazu gründete sich in der sowjetischen Besatzungszone die Arbeitsgemeinschaft der leitenden Röntgenologen der DDR (Oktober 1950).20 Auf dem ersten Delegiertentreffen in Marburg standen „die gegenwärtigen organisatorischen, standesrechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Gegenwartsfragen der Röntgenologen“ auf dem Programm. Nahtlos wurde nach dem Zusammenbruch 1945 an die Forderungen der Zeit der Weimarer Republik und der Nazi-Herrschaft angeknüpft, die „medizinische Strahlenkunde […] [müsse] Pflicht- und Prüfungsfach werden“. Sie müsse „durch einen eigenen Fachvertreter […] vertreten werden“, der „Leiter einer diagnostischtherapeutischen Einrichtung einer Strahlenklinik und eines Forschungsinstituts im Rahmen Wie etwa die Arbeitsmedizin unter Ernst Wilhelm Baader, der Anatom Max Clara oder die Urologen Karl Heusch und Hans Boeminghaus. Der Internist Hans Eppinger führte Meerwasser-Trinkversuche an Sinti und Roma durch, die Tropenmediziner Gerhard Rose und Claus Schilling Malariaversuche. Siehe Rauh/Leven (2013), Grüttner (2004), S. 35, Halling (2011), Klee (1997), S. 243-255, Hulverscheidt (2005), vgl. auch die entsprechenden Beiträge in diesem Band. 18 Vgl. Rees (1948), Hammer (1948), Kröker (1948), Lossen (1948a) und Prévôt (1948). 19 Aumüller et al. (2001), S. 722, siehe auch Kutzer (1994). Hans Meyer (1877-1964) war Deutschlands erster Privatdozent für das Fach Röntgenkunde und Lichttherapie und Mitbegründer der Zeitschrift Strahlentherapie (1912). Ab 1912 leitete er die Strahlenabteilung der Staatlichen Krankenanstalten in Bremen. Detaillierte Untersuchungen zu Meyers Verstrickung in den Nationalsozialismus gibt es nicht, bisher ist lediglich seine Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt bekannt. Des Weiteren lassen verschiedene dokumentarische Unterlagen darauf schließen, dass sein ehemaliger Mitarbeiter René du Mesnil de Rochemont (seit 1933 SA- und ab 1937 NSDAP-Mitglied), den er 1938 für eine Professur in Marburg empfahl, zwischen 1936 und 1939 mehrere Juden behandelt haben soll, siehe Aumüller/Grundmann (2001), S. 228 mit Anm. 132, und Grundmann (2001), S. 276-278. Es ist also möglich, dass Meyer tatsächlich unbelastet gewesen ist bzw. der Ideologie des Nationalsozialismus fern stand, allerdings fehlen weitere biographische Forschungen. 20 Auf sie kann hier nicht weiter eingegangen werden. Für einen Überblick siehe die mit Unterstützung der DRG veröffentlichte, allerdings weitgehend unkritische Dissertation von Anke Zeiler: Zeiler/Platzbecker/Herrmann (2008). 17 274 Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft der Universitätsanstalten sein“ sollte.21 Auch wenn über die genauen Kompetenzen, Funktionen und die hierarchische Position des prototypischen Radiologen aufgrund der Interdisziplinarität der Mitglieder der DRG im Detail keine einhellige Meinung vorherrschte, war es bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts das erklärte Ziel der Fachvertreter, die Röntgenologie bzw. Strahlenkunde als verpflichtendes Lehr- und Prüfungsfach im Unterrichtskanon der medizinischen Fakultäten zu etablieren.22 Es ist bemerkenswert, dass dieselbe Forderung, für die sich Meyer 1948 – nach dem Ende der NS-Herrschaft – aussprach, von ihm selbst in ähnlichem Wortlaut bereits auf dem 24. Kongress der DRG 1933 – direkt nach der Machtübernahme Hitlers – erhoben worden war.23 Zwar war in die sogenannte Bremer Richtlinie 1924 auch der Facharzt für Röntgenologie und Strahlenheilkunde aufgenommen worden und die Röntgenologie ab 1939 verpflichtendes Unterrichtsfach, doch wurde danach immer wieder darauf hingewiesen, dass erstens auch andere Fachärzte die Röntgenologie zur Diagnosestellung nutzten, was einige Röntgenologen zu Zwecken der Wahrung der Hegemonie durchaus unterbinden wollten. Zweitens unterhielten viele Kliniken Röntgeninstitute, die nicht von Röntgenologen geleitet wurden bzw. in denen der Institutsleiter häufig dem Leiter der Chirurgischen Klinik bzw. Abteilung unterstellt war. Drittens stand dem Wunsch der zeitgenössischen Röntgenologen der Status ihres Faches entgegen, dem keine Prüfungsrelevanz zukam.24 Mit dem Neubeginn der Gesellschaftsarbeit nach 1945 verbanden sich demnach zugleich standespolitische Forderungen an die neuen Machthaber bzw. das neue politische System, geäußert durch einen Funktionär, der diese Forderungen 1933 bereits an die Nationalsozialisten gerichtet hatte. Dies zeigt einerseits, wie wichtig den Röntgenologen die Durchsetzung ihrer Ziele war und wie konsistent sie in dieser Frage agierten, andererseits aber auch, wie wenig ihre standesrechtlichen Ziele am jeweiligen Herrschaftssystem – dem Nationalsozialismus, den Besatzungsmächten und später der jungen Bundesrepublik – ausgerichtet waren. Folgerichtig definierten seine Fachkollegen 1948 auf dem zweiten Treffen der westdeutschen Röntgenologen nach dem Krieg in Karlsruhe Meyers Rolle als „Vorkämpfer für die Anerkennung der Strahlenheilkunde als Lehrfach“, neben den ebenfalls anwesenden „berühmten Pionieren der Röntgenologie“ wie Rudolf Grashey, Fedor Haenisch, Hermann Holthusen,25 Alexander Lorey und August Mayer,26 deren NS-Vergangenheit niemanden Lossen (1948b). Weisz (2006), S. 122. 23 Vgl. die Präsidentenansprache Hans Meyers auf dem 24. Kongress der DRG 1933 in Bremen, gedruckt in: Grashey (1933), S. 7-10. 24 Vortrag Hans Holfelders über die Organisation des Röntgendienstes an Universität und Krankenhaus auf der 30. Tagung der DRG 1939, abgedruckt in: Grashey (1939), S. 21-31, Behrendt/Schäfer (2011). 25 Hermann Holthusen (1886-1971) war ab 1922 leitender Oberarzt am Röntgeninstitut des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg. Es gibt keine Hinweise auf Mitgliedschaft in der NSDAP, allerdings im NS-Lehrerbund. 1944 sitzt er im Wissenschaftlichen Beirat des Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen, Karl Brandt; vermutlich in mindestens einem Fall Durchführung einer Sterilisation durch Strahlen, siehe Klee (2003), S. 268, Rothmaler (1991), S. 185-187, und Behrendt/Schäfer (2011), S. 238. 26 August Mayer (1876-1968) war von 1917 bis 1950 Direktor der Tübinger Universitätsfrauenklinik und zur Sterilisierung per Strahlen ermächtigt. Unter seiner Leitung wurden in Tübingen bis 1944 mindestens 740 Zwangssterilisierungen vorgenommen, vgl. Klee (2003), S. 397, und ausführlich Doneith (2008). 21 22 275 Schmidt/Winzen/Groß sonderlich zu interessieren oder gar zu stören schien.27 Die DRG und ihre Mitglieder gingen somit Ende der 1940er Jahre zum Tagesgeschäft über – ohne sich dieses durch allzu hartnäckiges Nachfragen oder kritische Selbstreflexion zu erschweren. Dabei sind mit den personellen Kontinuitäten zugleich auch Kontinuitäten in den standespolitischen Forderungen zu beobachten. 2. Erinnerungspolitik und Aufarbeitung der Vergangenheit Ein erster Blick soll der Ausgabe der Röntgen-Blätter von 1948 gelten. Zur Einführung des ersten Bandes der neu erscheinenden Zeitschrift weisen die Herausgeber auf das 50. Jubiläum der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Conrad Wilhelm Röntgen im Jahr 1945 hin, das durch den Zweiten Weltkrieg und die Niederlage nicht ausreichend gewürdigt werden konnte. Um dies im Rahmen der Zeitschrift nachzuholen, beginnt die Reihe mit einem Beitrag über Röntgen, der „einen Einblick in die Atmosphäre gibt, die durch die Persönlichkeit dieses hervorragenden Wissenschaftlers und Wohltäters für die Menschheit in den Räumen des Würzburger Physikalischen Instituts kurz nach der Entdeckung der ‚X-Strahlen‘ herrschte.“28 Ausführlich berichtet der Mineraloge Wolfgang Brendler über seinen persönlichen Kontakt zu Röntgen, beschreibt dessen Charakter und gibt so manch unterhaltsamen Schwank aus „der Würzburger ‚goldenen Zeit‘, […] wie [Röntgen] […] die Jahre in Würzburg selbst zu nennen pflegte“, wieder.29 Der Beitrag endet mit dem Tod Röntgens, bevor direkt im Anschluss zur „Tagesordnung“ übergegangen wird und der nächste Beitrag zu den Problemen der Leuchtschirmphotographie beginnt. Ähnlich ist der Aufbau der ersten Nachkriegsausgabe der Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen, die mit dieser Ausgabe mit der bereits ein Jahr zuvor wieder erschienenen Röntgenpraxis zusammengeführt wurde. Ausführlich wird gleich in den ersten beiden Beiträgen des Jahrgangs der 100. Geburtstag Röntgens gewürdigt, den man 1945 ebenfalls nicht hatte begehen können.30 Anknüpfungsbestrebungen an die Zeit der Erfindung der Radiologie bzw. ihren Erfinder Röntgen, die Gründung der DRG und die Gründungsmitglieder finden sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Beispielsweise fand das erste Treffen der Delegierten der nach 1945 neu- bzw. wiedergegründeten regionalen RöntgenGesellschaften der Westzone am 10. Februar 1948 – Röntgens 25. Todestag – statt,31 und die Hessische Röntgengesellschaft beging eine 50-Jahrfeier zur Entdeckung des Radiums.32 Zur Einstimmung auf die 31. Tagung der DRG 1949 – der ersten seit Kriegsbeginn 1939 – druckten die Röntgen-Blätter einen Beitrag zur Entwicklung und Geschichte der Deutschen Vonessen (1948). Brendler (1948), S. 1. 29 Brendler (1948), S. 6. 30 Vgl. Grashey (1949), Friedrich (1949). 31 Lossen (1948a). 32 Lossen (1948c). 27 28 276 Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft Röntgenkongresse von 1905-1914.33 1955, zum 50-jährigen Gründungsjubiläum der DRG, erschien in den Röntgen-Blättern ein sehr ausführlicher, über 50 Seiten starker Beitrag mit den Biographien der neun Gründungsmitglieder, und auch auf dem Kongress selbst wurde die Geschichte in einem Festvortrag thematisiert, wobei sehr genau darauf geachtet wurde, die Jahre zwischen 1933 und 1945 möglichst vollständig auszuklammern.34 Nicht ganz so weit geht die zu diesem Anlass veröffentlichte Festschrift.35 Zwar wird auch hierin der starke Rückbezug auf Röntgen und die Gründungsmitglieder der DRG deutlich, etwa durch den Faksimile-Abdruck der originalen Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Gesellschaft Würzburg von 1895, in denen Röntgen der Fachwelt erstmals von seiner Entdeckung berichtet hatte. Gleichzeitig werden hier aber auch die Tagungspräsidenten aller bis dahin abgehaltenen Kongresse der DRG sowie die Träger von Auszeichnungen, Ehren- und korrespondierende Mitglieder detailliert aufgelistet – unabhängig davon, welcher Nationalität oder Religion sie angehört hatten bzw. zum damaligen Zeitpunkt angehörten oder welcher „Rasse“ sie während des „Dritten Reiches“ zugeordnet wurden. Grundsätzlich nicht genannt werden allerdings die Lebensdaten oder Zeitpunkte von Verleihungen gleich welcher Art. Hier hätte möglicherweise die Erinnerung an manchen Suizid oder Tod in den Diensten des NS-Regimes geweckt werden können oder es wären Fragen nach der Vertreibung oder Ermordung im Konzentrationslager zu befürchten gewesen. So wird etwa explizit erwähnt, dass die Gründung des Röntgenmuseums in Remscheid-Lennep 1930 durch den Münsteraner Professor Dr. Paul Krause, den damaligen Vorsitzenden der Rheinisch-Westfälischen Röntgengesellschaft, erfolgte.36 Dass Krause 1934 den Freitod gewählt hatte, weil er in Konflikt mit verschiedenen NS-Funktionären geraten war, wird hingegen geflissentlich verschwiegen.37 Unter den Ehrenmitgliedern wird u.a. Prof. Franz Maximilian Groedel aufgeführt, der auf direkten Druck der Nationalsozialisten 1933 zur Emigration in die USA gezwungen war.38 Schließlich nimmt die Publikation zum 75. Jubiläum der Entdeckung der Röntgenstrahlen 1970 das Muster der Festschrift von 1955 noch einmal auf – als Autor fungiert in beiden Fällen Georg Grössel. Auch hier werden mit starkem Rückbezug auf Röntgen und die Gründungsväter der DRG alle Kongresspräsidenten und Ausgezeichneten vollständig aufgeführt. Es zeigt sich jedoch ein inkonsequenter Umgang mit den teils sensiblen, weil unter Umständen auf Kriegsgeschehnisse und etwaige Nachkriegskontinuitäten verweisenden Lebensdaten der Preisträger verschiedener Auszeichnungen. 1970 existierten vier Ehrungen für Röntgenologen. Die ersten beiden, die Hermann-Rieder- und die Albers-Schönberg-Medaille, werden jeweils seit 1928 bzw. 1932 verliehen, ehren also zum Teil auch während der NS-Zeit praktizierende, besonders erfolgreiche Wissenschaftler. Die anderen beiden, der HermannHolthusen-Ring und die Röntgen-Plakette, jeweils 1955 bzw. 1951 gestiftet, ehren zwar zum Teil ebenfalls Größen des Fachs, die in den Jahren von 1933 bis 1945 relevante Karriereentwicklungen durchlebten, allerdings deuten die in der Nachkriegszeit situierten Neustiftungen Lossen (1949). Vgl. Walther (1955), Lossen (1956). 35 Grössel (1955). 36 Vgl. Grössel (1955), S. 43. 37 Siehe dazu Ferdinand (2013), S. 225-227. 38 Fye (2000), Zoske (1966). 33 34 277 Schmidt/Winzen/Groß auf einen dezidierten Neuanfang hin. So spart Grössel im Fall dieser traditionsreicheren Ehrungen (Rieder- und Schönberg-Medaille) die Lebensdaten der Preisträger aus, vermerkt höchstens das zeitlich nicht näher spezifizierte Ableben durch ein Kreuz hinter dem Namen,39 wohingegen im Falle der Röntgenmedaille (ab 1951) die Lebensdaten vollständig angegeben werden. Im Falle des Holthusen-Rings (1955), der sich explizit der Ehrung von Nachwuchswissenschaftlern verschreibt, ist eine Nennung der Lebensdaten hinfällig, da diese Nachwuchswissenschaftler 1970 alle noch leben. Dergestalt vermitteln – gleichsam im Umkehrschluss – die entsprechenden Preisträger der nach der NS-Zeit gestifteten Ehrungen einen tendenziell „unbelasteteren“ Eindruck als die Träger traditionsreicherer Auszeichnungen. Die Ehrung der verschiedenen Röntgenologen ist also – anders als dies zwischen 1933 und 1945 der Fall war – allein durch deren Arbeiten für die Röntgenologie begründet, was allerdings dazu führt, dass hier die Namen von Nationalsozialisten, Verbrechern, Vertriebenen und Opfern der Verfolgungen unterschiedslos nebeneinander genannt werden. Dies ist – im Vergleich zu anderen Fachgesellschaften – keineswegs ungewöhnlich. Eine Besonderheit stellt die DRG jedoch insofern dar, als Heinz Goerke, der die Festschrift zum 75. Gründungsjubiläum im Jahr 1980 verantwortete, Medizinhistoriker und Röntgenologe war.40 Dementsprechend ausführlich ist das Werk (148 Seiten), auch Quellenund Literaturangaben sind angefügt. Dezidiert geht Goerke sogar auf den historischen Kontext ein, der jedoch unkritisch und rein deskriptiv geschildert wird. Goerkes Werk ist eine Meisterleistung hinsichtlich Rhetorik und Konzeption, die vorgibt, keine Fragen offenzulassen, wirklich wichtige Fragen jedoch gar nicht erst stellt, ohne allerdings die entscheidenden Einschnitte und Ereignisse zu verschweigen. Man gewinnt den irreführenden und insofern problematischen Eindruck, eine objektive historische Untersuchung vorzufinden, was die Autoren im Folgenden an einigen ausgesuchten und themenrelevanten Beispielen verdeutlichen möchten. Die Geschichte der DRG ist nach Goerke in insgesamt drei große Abschnitte zu untergliedern. Einen ersten von ihrer Gründung 1905 bis zum Ersten Weltkrieg, eine zweite Phase der Zwischenkriegszeit ab 1918 und in die dritte Phase der Nachkriegszeit nach 1945.41 Das Jahr 1933 wird in der Geschichte der DRG nicht als Zäsur dargestellt, obwohl jedem, der „sich mit der Geschichte der wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland im Jahre 1933 auskennt, […] auch bekannt [ist], daß von seiten des Reichsministeriums des Innern und der Innenministerien der Länder Maßnahmen ergriffen wurden, um die Gesellschaften dem neuen Zeitgeist anzupassen, unliebsame Personen aus den Vorständen zu entfernen und solche mit der Leitung der Gesellschaft zu beauftragen, die den neuen Machthabern wohlgesonnen, zumindest unverdächtig waren. […] In einigen Gesellschaften haben sich auch prominente Ärzte zur Übernahme der Leitung überreden lassen […]. Auch die DRG bekam die Folgen der politischen Machtveränderung zu spüren.“42 Vgl. Grössel (1970), S. 508-512. Goerke (1980). 41 Ebd., vgl. das Inhaltsverzeichnis und ausdrückliche Formulierungen auf S. 112. 42 Goerke (1980), S. 71. 39 40 278 Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft Vor dem 24. Kongress der DRG in Bremen 1933 trat Robert Kienböck aus Wien aus bisher nicht geklärten Gründen43 von der Präsidentschaft zurück, die daraufhin von Hans Meyer übernommen wurde, der „geglaubt [hatte], sich dieser Aufgabe im Interesse der Deutschen Röntgen-Gesellschaft nicht entziehen zu sollen“.44 Dies suggeriert erstens die aufoktroyierte „Gleichschaltung“ und Ordnung nach dem „Führerprinzip“ und entschuldigt zweitens – ohne Begründungen notwendig zu machen – die Tatsache, dass Meyer nun für Kienböck übernahm. Dass die Leitung der DRG 1933 Karl Frik übergeben wurde, findet erst auf der Folgeseite beiläufig Erwähnung. Somit ist diese Aussage räumlich und gedanklich – womöglich bewusst – deutlich von der Bemerkung getrennt, dass es galt, „solche mit der Leitung der Gesellschaft zu beauftragen, die den neuen Machthabern wohlgesonnen, zumindest unverdächtig waren“.45 Der Kongress 1934 „wurde eröffnet von Karl Frik als ‚Leiter‘ der DRG, womit seine Stellung innerhalb der Gesellschaft bereits unmißverständlich gekennzeichnet war. Frik war 1933 auf der Mitgliederversammlung gewählt worden“.46 Bei oberflächlicher Lektüre kann der Leser die Verbindung zwischen der sehr allgemein gehaltenen Erläuterung der nationalsozialistischen „Gleichschaltung“ und der Einsetzung politisch genehmer Führungseliten – die unmittelbar auf Kienböck, Meyer und den Vorsitz des Röntgenkongresses 1933 bezogen ist – über die detailreiche Beschreibung des Kongresses bis hin zu Karl Frik als dem neuen, rechtmäßig gewählten (!) Leiter der Gesellschaft kaum nachvollziehen. Die (stellenweise inkriminierende) Vergangenheit Friks wird mit keinem Wort thematisiert. Dergestalt wird eine objektive Beurteilung bestehender Verbindungen zwischen der allgemeinen politischen Situation während des „Dritten Reichs“ und der gesellschaftspolitischen Lage erheblich erschwert, unter Umständen sogar behindert. Dass diese „Verschleierungstaktik“ nachgerade einem strategischen Akt der Leugnung gleichkommt, macht ein weiteres Beispiel anschaulich. Der Abschnitt über Röntgenologie im Zeichen von Krieg und Nachkrieg im Kapitel Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart schildert eingangs auf einer knappen Seite die Ereignisgeschichte der Jahre 1944/45 und macht besonders auf die Schwierigkeiten im Bereich der Röntgenpraxis aufmerksam. Während es bis in das letzte Kriegsjahr hinein keinen Mangel an Filmmaterial und Ersatzteilen zu verzeichnen gegeben habe, sei die medizinische Arbeit der Röntgenologen – so die Schilderungen Goerkes – lediglich vonseiten alliierter Luftangriffe beeinträchtigt worden, da die Mediziner für die Benutzung der Röntgengeräte auf eine reibungslose Stromversorgung angewiesen waren. Des Weiteren beschreibt der Autor einen als einschränkend empfundenen Mangel an Hilfskräften. Besonderen Anstoß nimmt Goerke weitergehend daran, dass die Nur-Röntgenologen in den Lazaretten im Regelfall neben den Soldaten auch die Zivilbevölkerung zu versorgen hatten, wohingegen die in Dienst stehenden „Teilröntgenologen“ unter den Abteilungsärzten weitgehende Selbstständigkeit genossen. Im Anschluss an die Schilderung des Kriegsendes diskutiert Goerke ähnlich knapp die Entwicklungen der Nachkriegszeit, die er auf einer weiteren Seite – schlechterdings verkürDiese sind vermutlich auf die angespannte politische Situation in Österreich zurückzuführen. Goerke (1980), S. 71. Originalzitat in: Präsidentenansprache Hans Meyers auf dem 24. Kongress der DRG 1933 in Bremen, gedruckt in: Grashey (1933), S. 7-10, hier S. 7. 45 Goerke (1980), S. 71. 46 Ebd., S. 72. 43 44 279 Schmidt/Winzen/Groß zend – schildert und mit dem ersten Nachkriegskongress der DRG 1949 enden lässt.47 Die komplizierten Verstrickungen und Fortentwicklungen der teils massiv belasteten Ärzte schildert er lapidar mit den folgenden Worten: „Mancher kam allerdings nicht an seinen früheren Arbeitsplatz zurück, er war tatsächlich oder formell politisch so belastet, daß er nach den Bestimmungen der Besatzungsmächte und damit auch für seine Dienstherren nicht mehr tragbar war.“48 Eine mögliche Lesart dieser Formulierung legt eine Unzufriedenheit mit dem Vorgehen der Besatzungsmächte nahe und lässt den Eindruck entstehen, dass lediglich „Mancher“ „tatsächlich“ belastet gewesen sei, es jedoch hauptsächlich „formell“ schuldige Röntgenologen gegeben habe. Auf das unrühmliche Kapitel von Strahlensterilisierungen kommt Goerke ausgerechnet im Kapitel über die Strahlentherapie zu sprechen. Neben den zahlreichen Erfolgen besonders in der Krebsbehandlung erwähnt er beiläufig, dass durch die 5. Verordnung vom 25. Februar 1936 zum „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14. Juli 1933 auch Unfruchtbarmachungen durch Strahlen bedingt zugelassen worden waren.49 Anschließend weist er unkommentiert auf die gegensätzlichen Meinungen zur Funktionalität des Verfahrens auf dem Kongress der DRG im Jahr 1933 hin. Ohne weitere Umwege oder erklärende Ausführungen zur Bedeutung von Unfruchtbarmachungen durch Strahlung geht er im Folgenden sachlich völlig unzusammenhängend auf Jodpräparate ein, die man zur Unterstützung in der Krebsbehandlung einsetzte. Dergestalt werden therapeutische und eugenische Ansätze der Röntgenologie auf irritierende Art und Weise in einen entstellenden Sinnzusammenhang gebracht.50 Eine erste kritische Sicht auf die Vergangenheit der Röntgenologie überhaupt lieferte die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Röntgengesellschaft aus dem Jahr 2005. Den vier Seiten umfassenden Beitrag verfasste Ernst Klee.51 Erstmals werden die Strahlensterilisierungen, die Vertreibung jüdischer Ärzte, die Menschenversuche sowie die personellen Kontinuitäten nach 1945 angesprochen, allerdings waren die dargestellten Ergebnisse zu dieser Zeit keineswegs neu. Vielmehr handelt es sich um eine geringfügig bearbeitete Version des Kapitels über die Röntgenverfolgung aus Ernst Klees Buch Deutsche Medizin im Dritten Reich von 2001.52 Um es provokant zu formulieren: Die ersten Bestrebungen zur Vergangenheitsaufarbeitung durch die DRG waren so gestaltet, dass sie das ohnehin bereits der Öffentlichkeit Bekannte erneut wiedergaben. Das Kapitel ist konsequenterweise mit Röntgenverfolgung betitelt, sodass es zwar um die Röntgenologie und einige belastete Röntgenologen geht, nicht aber um die DRG. Der Rest der themenspezifischen Beiträge ist hingegen wenig problemorientiert und verbleibt auf einer rein deskriptiven Ebene. So wird im Ebd., S. 110f. Ebd., S. 111 (Hervorh. durch die Autoren). 49 Fünfte Verordnung zur Ausführung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 25. Februar 1936, gedruckt in: Gütt/Rüdin/Ruttke (1936), S. 102-106. 50 Goerke (1980), S. 101. 51 Klee (2005). 52 Vgl. Klee (2001), S. 133-137, mit Klee (2005). 47 48 280 Die Erinnerungskultur in der Deutschen Röntgengesellschaft Beitrag über die Geschichte der Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen53 beispielsweise nicht erwähnt, dass zwischen dem 47. Band von 1933 und dem 48. Band aus dem zweiten Halbjahr 1933 neben dem Verantwortlichen für das Lübecker Impfunglück, Georg Deycke (1865-1938), auch der bereits 1927 emigrierte jüdische Physiker Julius Edgar Lilienfeld aus dem Herausgeberkonsortium ausschied.54 Im Jahr 2010 beauftragte die DRG schließlich die promovierte Historikerin Gabriele Moser mit der Aufarbeitung der Geschichte im „Dritten Reich“, woran sich 2012 die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anschloss.55 Mosers Verdienst ist es, eine Liste mit 165 als jüdisch stigmatisierten Radiologen erstellt zu haben, denen 1938 die Approbation entzogen worden war (selbst wenn diese nicht Mitglied der DRG waren).56 Zusätzlich legte sie den derzeitigen Forschungsstand in Form einer Ausstellung auf dem 95. Deutschen Röntgenkongress 2014 und in einer vierteiligen Beitragsreihe, die 2014 in Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen abgedruckt wurde, adäquat dar.57 Dabei gilt es in diesem Fall jedoch, die Erwartungshaltung der Zielgruppe zu berücksichtigen: Intendiert war keine umfangreiche historisch-kritische Monographie, sondern ein auf Mediziner zugeschnittener Einblick in die Geschichte der Radiologie in der Zeit des „Dritten Reichs“. Insgesamt ist festzustellen, dass diese bisherigen Aufarbeitungsbemühungen der DRG – auch im Vergleich mit anderen Fachgesellschaften – nicht befriedigen können. 3. Fazit und Ausblick Die Aufarbeitung der Geschichte der Radiologie in der Zeit des Nationalsozialismus steht – trotz diverser Ansätze und Initiativen – noch ganz am Anfang. Bisher müssen die Bemühungen der DRG um Vergangenheitsaufarbeitung als fragmentarisch gelten. Dies zeigen die bisherigen Bestrebungen zur Vergangenheitsaufarbeitung und die gegenwärtige Selbstdarstellung der Geschichte der DRG im „Dritten Reich“. In Bezug auf die Rolle der führenden Fachvertreter und ihre Handlungsoptionen besteht ebenso Nachholbedarf wie im Bereich der Aufarbeitung der „Gleichschaltung“ oder „Selbstgleichschaltung“, der Vertreibung und Emigration der jüdischen Mitglieder sowie der beruflichen Kontinuitäten und Ehrungen nach 1945. Besagte Forschungslücken kön53 Staehr (2005). Auch der Beitrag zum 100-jährigen Jubiläum der Erstausgabe der Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen aus dem Jahr 1997 geht hierauf nicht ein, siehe Günther/Thelen/Wolf (1997). 54 Inwieweit diese sich selbst aus dem Publikationsgeschehen zurückzogen oder ausgeschlossen wurden, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Deycke war im Jahr zuvor verurteilt worden, sodass sein Ausscheiden möglicherweise darauf zurückzuführen ist. Im Falle Lilienfelds ist der Zeitraum durchaus auffällig, allerdings blieb der ebenfalls emigrierte und nach NS-Gesetzen als Jude klassifizierte Franz Maximilian Groedel bis 1938 unter den Herausgebern gelistet. Zu Lilienfeld siehe auch Kleint (2007). 55 Vgl. das Vorwort zu den Artikeln Moser (2013) und Moser (2014a). 56 Moser hat die Zahl der als strahlentherapeutisch oder -diagnostisch tätigen, approbierten Ärztinnen und Ärzte des Deutschen Reiches anhand des Reichsarztregisters und des Reichs-Medizinal-Kalenders ermittelt. Von diesen insgesamt 165 als jüdisch stigmatisierten Medizinern waren 66 Mitglied in der DRG, die zu dieser Zeit insgesamt 1.296 Mitglieder hatte. Nach der Entziehung der Approbation durch das NS-Regime im September 1938 sind diese 66 Personen nicht mehr im Mitgliederverzeichnis angeführt. 77 der 165 Personen (ca. 47%) emigrierten, knapp 10% kamen gewaltsam zu Tode, vgl. Moser (2013). 57 Siehe Moser (2014a), Moser (2014b), Moser (2014c), und Moser (2014d). 281 Schmidt/Winzen/Groß nen nur durch eine umfassende und detaillierte historisch-kritische Aufarbeitung der Geschichte der DRG in der Zeit des Nationalsozialismus geschlossen werden. In Zukunft gilt es nicht nur, die aufgezeigten Forschungslücken soweit wie möglich zu schließen, sondern dabei auch die Besonderheiten des Faches Radiologie bzw. Röntgenologie zu berücksichtigen: Es war in Deutschland bis weit in die Nachkriegszeit hinein nicht bzw. nur in Ausnahmen durch Lehrstühle verankert. In der Mehrzahl waren prominente Fachvertreter Klinik- oder Abteilungsleiter an Krankenhäusern. Die Konsequenz daraus ist, dass einerseits die Aufarbeitung der Geschichte der medizinischen Fakultäten bisher wenig Input geliefert hat und auch zukünftig wenig erwarten lässt, andererseits gleichzeitig personenbezogene Untersuchungen erschwert und in manchen Fällen gar unmöglich machen wird. Archivalische Unterlagen der DRG selbst existieren erst für die Zeit nach 1945. Eben diese Besonderheiten lassen die Geschichte der Deutschen Röntgengesellschaft und ihrer Protagonisten – ungeachtet oder vielmehr aufgrund der schwierigen Quellenlage – als herausforderndes und fruchtbares zukünftiges Forschungsfeld erscheinen. Literatur 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ash (1995): Mitchell G. Ash, Verordnete Umbrüche – Konstruierte Kontinuitäten. Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 43 (1995), S. 903-923. Aumüller et al. (2001): Gerhard Aumüller, Kornelia Grundmann, Esther Krähwinkel, Hans H. Lauer, Helmuth Remschmidt (Hrsg.), Die Marburger Medizinische Fakultät im „Dritten Reich“ (= Academia Marburgensis. Beiträge zur Geschichte der PhilippsUniversität Marburg, 8), München 2001. Aumüller/Grundmann (2001): Gerhard Aumüller, Kornelia Grundmann, Antisemitismus, Verfolgung und Opposition, in: Dies., Esther Krähwinkel, Hans H. 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