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Köln Z Soziol (2018) 70:469–494 https://doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6 BERICHTE UND DISKUSSIONEN Der Generationenmythos Martin Schröder Online publiziert: 2. Oktober 2018 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 Zusammenfassung Dieser Artikel zeigt, dass deutsche Nachkriegskohorten sich kaum in ihren Einstellungen unterscheiden, weder in Bezug auf Lebensziele noch in Bezug auf Sorgen oder gesellschaftliches und politisches Engagement. Diese Kohorteneffekte werden unter Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten mit bis zu 551.664 Beobachtungen von bis zu 76.161 Individuen des Sozio-oekonomischen Panels berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass von der Literatur postulierte Generationsunterschiede zwischen der sogenannten Generation Y, X, den Babyboomern, den ’68ern sowie der sogenannten Skeptischen Nachkriegsgeneration in Wirklichkeit kaum existieren. Weithin verbreitete Vorstellungen, wie Generationen sich in ihren Einstellungen unterscheiden, finden sich somit empirisch nicht bestätigt. Angesichts dessen sind Umfragen wie die Shell Jugendstudie wenig sinnvoll, ebenso wie eine Managementliteratur, die Ratschläge zum Umgang mit Generationenunterschieden gibt, welche empirisch nicht feststellbar sind. Schlüsselwörter Alter-Perioden-Kohortenmodelle · Karl Mannheim · Generation Y · Generation X · Babyboomer · 68er · Nachkriegsgeneration The Myth of Generations Abstract This article shows that cohorts in Germany after the Second World War hardly differ in what they consider important in life, what worries them and how they engage in politics and society. These cohort effects are calculated after controlling Zusatzmaterial online Zusätzliche Informationen sind in der Online-Version dieses Artikels (https:// doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6) enthalten. M. Schröder () Institut für Soziologie, Philipps-Universität Marburg Ketzerbach 11, 35032 Marburg, Deutschland E-Mail: martin.schroeder@uni-marburg.de K 470 M. Schröder for age and period effects using upwards of 500,000 observations from more than 70,000 individuals in the German Socio-Economic Panel study. They show that differences, which the literature postulates between the so-called generation Y, X, the baby boomers, the generation of 68, and the so-called skeptical post-war generation hardly exist. This means that surveys such as the Shell Youth Study make little sense, as does a management literature that gives advice on how to handle generational differences that are not empirically identifiable. Keywords Age-Period-Cohort models · Karl Mannheim · Generation Y · Generation X · Babyboomer · Generation of 68 · Post war generation 1 Einleitung In Abständen von vier bis sechs Jahren berichtet die Shell Jugendstudie über die Einstellungen junger Menschen (Hurrelmann et al. 2002; Albert et al. 2006, 2010, 2015). Die dahinterstehenden Forscher gehen davon aus, dass der dabei erkennbare Einstellungswandel alle 15 Jahre eine neue Generation hervorbringt, denn gesellschaftliche Ereignisse während der Jugendzeit einer Geburtskohorte schweißen diese angeblich mit lebenslang klar abgrenzbaren Einstellungsmustern zusammen (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 16). Dabei soll die sogenannte Generation Y beispielsweise geprägt worden sein durch 9/11, die Rio-Umweltschutzdeklaration, das Euro-Bargeld, den Amoklauf von Erfurt, die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, Laptops, Emails und Internet, das Mobiltelefon, MP3 und den iPod. Die vorherige Generation X hingegen sei durch den Fall der Mauer, Tschernobyl, die EU, Aids, die Fußball-Weltmeisterschaft 1990, den PC, Telefax, Tastentelefone, CDs und Discmans beeinflusst (Klaffke 2014a, S. 15; Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 22 ff.). Selbst der „Untergang der Estonia“ (Klaffke 2014b, S. 60) und die Gründung der „Piratenpartei“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 25) seien generationsprägend gewesen. Doch wird eine Geburtenkohorte wirklich eine Generation mit lebenslang abgrenzbaren Einstellungsmustern, weil sie in ihrer Jugend die Rio-Umweltschutzdeklaration statt Tschernobyl, die Fußballweltmeisterschaft 2006 statt 1990, CDs statt MP3s und SMS statt WhatsApp erlebt hat? Dieser Artikel zeigt, inwiefern gerade die klassische Generationentheorie Karl Mannheims (1928) daran zweifeln lässt. Ein Literaturüberblick stellt dar, wie die Literatur die sogenannte Generation Y von der Generation X, den Babyboomern, den ̓68ern und der sogenannten Skeptischen Nachkriegsgeneration abgrenzt. Alters-, Perioden- und Kohortenmodelle untersuchen daraufhin mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels, wie die Einstellungen von im 20. Jahrhundert geborenen Kohorten sich tatsächlich unterscheiden. Dabei zeigt sich, dass die in der Literatur festgestellten Generationenunterschiede im Wesentlichen nicht existieren. Einstellungen lassen sich kaum durch die Mitgliedschaft zu einer bestimmten Geburtenkohorte erklären. Die wenigen und schwachen Effekte, die sich doch zeigen, weisen zudem oft in die genau gegenteilige Richtung dessen, was die Literatur vermutet. K Der Generationenmythos 471 1.1 Der Generationenbegriff als theoretisches Konzept Nach der klassischen Generationentheorie Karl Mannheims kann von einer Generation „nur insofern gesprochen werden, als und insofern es sich um eine potenzielle Partizipation an gemeinsam verbindenden Ereignissen und Erlebnisgehalten handelt“ (Mannheim 1928, S. 180). Eine Generation entsteht somit, wenn ein Geburtenjahrgang während seiner besonders prägsamen Jugend- und jungen Erwachsenenjahre von den gleichen gesellschaftlichen Ereignissen beeinflusst wurde und lebenslang beeinflusst bleibt, ohne dass der Rest der Gesellschaft dadurch ebenfalls beeinflusst wurde (Mannheim 1928, S. 328; ebenso Ryder 1965, S. 853; Costanza et al. 2012, S. 377). Die Zwangsläufigkeit, mit der alle 15 Jahre eine neue Generation ausgerufen wird, widerspricht jedoch diesem Konzept einer „Generationslagerung als Potentialität.“ Denn danach kann eine neue Generation periodisch entstehen, sie muss es aber nicht. Entsprechend wird bemängelt: „[v]iele der erfundenen Generationenetiketten beziehen sich auf Personen, die letztendlich kaum gemeinsame einschneidende Erlebnisse [verbinden], und von einem spezifischen gemeinsamen Generationenbewusstsein kann auch nicht die Rede sein. [...] Dies gilt besonders für die Mehrzahl der propagierten Generationenetiketten, die auf kulturelle Eigenarten abzielt, und gerade hier handelt es sich um sehr vage Kennzeichnungen“ (Szydlik 2004, S. 9). Es gilt, drei Generationenkonstrukte zu unterscheiden. Erstens, einen theoretisch genau definierten Generationenbegriff (Mannheim 1928; Kohli und Szydlik 2000; Szydlik 2004; Struck 2004). Auf dessen Basis wäre beispielsweise denkbar, dass Generationen zunehmend postmaterialistisch werden oder ihre Zuversicht negativ mit ihrer Kohortengröße einhergeht (Easterlin 1961, S. 899; Inglehart 1977). Zweitens, Studien mit wissenschaftlichem Anspruch, die zwar alle 15 Jahre eine neue Generation ins Leben rufen, deren tatsächliche Existenz jedoch angesichts eines anspruchsvollen theoretischen Generationenbegriffs zweifelhaft ist (Schelsky 1957; Scholz 2014; Hurrelmann und Albrecht 2014; Albert et al. 2015; Klaffke 2014a; Schulenburg 2016; Parment 2013; Krause 2015). Drittens, eine zwar ebenfalls ungenaue Verwendung des Generationenbegriffs, die jedoch auch nur einen populärwissenschaftlichen Anspruch hat, womit sie trotzdem eine potenziell illusorische öffentliche Wahrnehmung von Generationen bedingt (Illies 2000, 2003; Mangelsdorf 2014). Der folgende Abschnitt verdeutlicht, inwiefern dem eigentlich präzisen Generationenbegriff der ersten Literatur recht unklar definierte Generationenkonstrukte durch die zweite und dritte Literatur übergestülpt wurden. 1.2 Die Anwendung des Generationenbegriffs auf Geburtenkohorten: Y, X, ̓68er, Babyboomer, Nachkriegsgeneration Die derzeit meistdiskutierte Geburtenkohorte ist die zwischen 1985 und 2000 geborene sogenannte Generation Y. Deren Sicherheitsgefühl sei erschüttert, da „Internet, soziale Netzwerke à la Facebook und die Globalisierung die Gesellschaft gründlich neu ordnen.“ Zudem sei für Mitglieder der Generation Y „völlig offen“, ob sie „nach Schule und Ausbildung wirklich einen passablen Job finde[n]“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24). Deswegen fragen deren Mitglieder immer, „was das Beste für K 472 M. Schröder sie sei und [verschwenden] keinen Gedanken daran, die Lage auf dem Arbeitsmarkt politisch zu verändern. Stattdessen konzentrieren sie sich auf Schule, Studium und Ausbildung“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 33 f.). Entsprechend wird die Generation Y als „Me Me Me Generation“ beschrieben (Klaffke 2014b, S. 59). Ihr wird eine hohe „Freiheitsorientierung“ (Schulenburg 2016, S. 16) unterstellt und sogar der „Aufstieg des Individualismus“ (Parment 2013, S. 32) zugeschrieben. Goebel und Clermont (1997, S. 11) nennen sie „individualisierte Großstadtegomanen.“ Nimmt man diese Beschreibungen ernst, müsste sich die Generation Y relativ zu vorherigen Generationen und besonders zur Generation X insofern signifikant unterscheiden, als dass ihr 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Selbstverwirklichung und Berufserfolg besonders wichtig sind; sie müsste eine niedrige Zukunftszuversicht aufweisen, hohe Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsicherheit und die eigene wirtschaftliche Situation haben, verbunden mit niedrigem Politikinteresse und niedrigem politischem und gesellschaftlichem Engagement. Aufgrund der Charakteristika vorheriger Generationen sollte sie außerdem den Wert einer glücklichen Ehe oder Partnerschaft weniger betonen als die sogenannte skeptische Nachkriegsgeneration, jedoch mehr als die sogenannten ̓68er. Ob diese acht Eigenschaften auf die Generation Y zutreffen und sie sich damit von anderen Generationen abhebt, ist als Hypothesen H 1 bis H 8 zu prüfen. Im Folgenden leite ich diese aus der Literatur ab. Dabei sind die entsprechenden Vermutungen selbst umstritten. Denn oft werden der Generation Y die oben genannten Eigenschaften, gleichzeitig aber auch gegenteilige zugeschrieben. Beispielsweise wird der Generation Y im Rahmen hoher Selbstverwirklichung (H1) nicht nur eine hohe Freiheitsorientierung, sondern auch das Gegenteil, eine „starke Gemeinschaftsorientierung“ (Schulenburg 2016, S. 13) zugeschrieben. Nach Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 33, 42; vgl. ebenso Albert et al. 2015, S. 16) ordne die Generation Y zwar alles dem Ziel unter, „in Beruf und Karriere voranzukommen“ (H 2), doch gleichzeitig seien ihr, ganz im Gegenteil, „Gestaltungsmöglichkeiten, gutes Betriebsklima und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weitaus wichtiger als eine steile Karriere.“ Andere äußern noch weitergehend, man könne den Eindruck haben, dass „die Angehörigen der Generation Y gar kein Interesse mehr daran hätten, Karriere zu machen“, sie „bevorzugen eine Karriere, die eher seitlich verläuft“ (Krause 2015, S. 32). Demgegenüber unterstellt Schulenburg (2016, S. 16) der Generation Y zwar „hohe Vergütungsansprüche“, doch Mangelsdorf (2014, S. 21 f.) vermutet wieder ganz im Gegenteil, für sie sei „Arbeit nur eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.“ Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 38) meinen, die Generation hätte Sorge, „den Lebensstandard, den sie von ihren Eltern gewohnt sind, selbst nicht halten zu können.“ Doch gleichzeitig sei sie „stets umworben [...] durch Arbeitgeber“ (Schulenburg 2016, S. 15). Einerseits habe sie eine „lauernde Angst vor dem Absturz“, andererseits sei sie „immun gegen Ungewissheiten“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24, 41). Einerseits habe sie eine „realistische und pragmati- K Der Generationenmythos 473 sche Weltsicht“, andererseits verliere sie „vorübergehend die Maßstäbe für die reale Welt“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 42 f.). Nicht nur wird der Generation Y somit immer wieder eine Einstellung und gleichzeitig deren Gegenteil zugeschrieben. Auch sind etliche der Zuschreibungen selbst höchst nebulös. So sei die Generation Y „zwischen pragmatischem Idealismus und robustem Materialismus“ zu verorten (Albert et al. 2015, S. 34). Mangelsdorf (2014, S. 35) meint gar, dass sich „Ypsiloner subtile Farben und natürliches Licht [wünschen]. Farbnuancen in entspannten Aquamarinblau- und Grüntönen sind beliebter als grelle, bunte Farben.“ Parment (2013, S. 9, 11) schreibt der Generation Y zu, „viel Wert auf Emotionen“ zu legen und „die Strategien der Zukunft neu definieren“ zu wollen. Um zu diesen Urteilen zu kommen, berufen sich viele Autoren auf die Medienberichterstattung, welche sich wiederum auf diese Autoren beruft (vgl. Parment 2013, S. 113; Buchhorn und Werle 2011; Frick 2010; Klaffke 2014a, S. 5; 2014b, S. 66). Doch die zum Beleg der vermeintlichen Generation Y herangezogenen Untersuchungen vergleichen Einstellungen gar nicht kohortenübergreifend. So äußert Parment (2013, S. 5), nur 2,8 % der Generation Y stimme der Aussage zu, „lieber keine Wahlmöglichkeiten“ zu wollen. Doch man erfährt nicht, ob frühere Jugendliche öfter „keine Wahlmöglichkeiten“ wollten. Ebenso unterstellen Autoren der Generation Y „unterdurchschnittliches“ Vertrauen in Parteien (Albert et al. 2015, S. 23), ohne dies mit anderen Geburtenkohorten zu kontrastieren. Selbst großangelegte Untersuchungen wie die Shell Jugendstudie sind dazu nicht in der Lage, da sie Einstellungen Jugendlicher weder über längere Zeiträume noch mit denen Erwachsener vergleichen. Generationenforscher meinen deswegen, es gebe „gewichtige methodische Kritik an der Generationenforschung.“ Doch diese sei „kaum diskussionswürdig“, da „die Existenz einer Generation Y nicht zu bezweifeln ist“ (Schulenburg 2016, S. 7, S. f.). Dies mag stimmen, wenn man beschreibt, dass die Generation Y „nach emotionaler Bindung und tiefer Befriedigung“ (Mangelsdorf 2014, S. 23) sucht. Aber gab es jemals eine Geburtenkohorte, die nicht nach „emotionaler Bindung und tiefer Befriedigung“ suchte? Auch sei die Generation Y auf der „Suche nach einem gesicherten und eigenständigen Platz in der Gesellschaft“ und versuche „sich den Gegebenheiten so anzupassen, dass sie Chancen, die sich auftun, ergreifen können“, sie habe eine „Bedürfnis nach Sicherheit“ und „positiven sozialen Beziehungen“ (Albert et al. 2015, S. 13). Doch ist überhaupt eine Geburtenkohorte denkbar, die nicht nach einem gesicherten und eigenständigen Platz in der Gesellschaft sucht, sich nicht anpasst, um Chancen zu ergreifen und kein Bedürfnis nach Sicherheit und positiven sozialen Beziehungen hat? Dabei müsste sich die Generation Y von ihrem Vorgänger abgrenzen, der von 1970 bis 1985 geborenen Generation X. Oertel (2014, S. 48) schreibt, diese sehe „Arbeit als zentralen Lebensinhalt, Freizeit hingegen als weniger wichtig an.“ Doch drei Sätze später beschreibt Oertel das genaue Gegenteil: die Generation X habe „ein ausgesprochenes Interesse an einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Privatleben.“ Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 23) meinen sogar, die Generation X habe „null Bock auf Arbeit“, sie sei „orientierungslos und hedonistisch.“ Für die schon angesprochene Hypothese 2 werden hier also ebenfalls sehr unterschiedliche Aus- K 474 M. Schröder sagen getroffen, wonach der Generation X beruflicher Erfolg wahlweise besonders wichtig oder unwichtig ist. Ebenso wird der Generation X einerseits angedichtet, ihren Eltern sehr nahe zu sein (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 23), andererseits habe sie sich „von den Perspektiven und Rollenbildern ihrer Väter und Mütter emanzipiert“ (Goebel und Clermont 1997, S. 10) und habe eine außergewöhnliche schlechte Beziehung zu ihren Eltern (Parment 2013, S. 4). Nicht nur scheint die Generation X damit ähnlich janusköpfig wie die Generation Y. Sie ist zumindest in der populärwissenschaftlichen Literatur auch sehr wandlungsfähig. So hat sich laut Ilies (2000) das Lebensgefühl dieser Generation innerhalb von drei Jahren „entscheidend verändert“ (Illies 2003). Doch wie sinnvoll ist ein Generationenbegriff, der innerhalb von drei Jahren ganz neue Einstellungsmuster in einer Generation vorfindet? Dies ist schließlich das Gegenteil des klassischen Generationenverständnisses Mannheims, welches von lebenslang stabilen Einstellungsmustern einer Generation ausgeht. In Bezug auf solche Einstellungen müsste sich die Generation X von den zwischen 1955 und 1970 geborenen Babyboomern abheben. Diese seien „geprägt von der Urerfahrung der Masse und mussten lernen, ihren beruflichen Weg beziehungsweise ihre Karriereambitionen mit hoher sozialer Kompetenz zu verfolgen“ (Klaffke 2014a, S. 12; vgl. dahinterstehend die Konzeption in Easterlin 1961: 899). Doch ihre später geborenen Mitglieder wuchsen dafür angeblich schon „in der saturiertesten und langweiligsten Epoche der Bundesrepublik auf: ,Es ging allen gut‘“ (Hurrelmann und Albrecht 2014: 38). Dies ist nicht nur schwer in Einklang zu bringen mit Untersuchungen, die eine Verschlechterung der Arbeitsmarksituation dieser Geburtenkohorte feststellen (Blossfeld 1986, S. 217; Klein 2003, S. 103; Mayer 2004, S. 202). Auch gibt es in Bezug auf die Einstellungen der Babyboomer erneut sehr widersprüchliche Aussagen. Parment (2013, S. 8) vermutet, typisch für Babyboomer sei, „auf ihr Hab und Gut zu achten“, womit eine hohe Orientierung an Berufserfolg (H 2), Sorgen um den Arbeitsplatz (H4) und die eigene wirtschaftliche Situation verbunden sein müsste (H 5). Auch Klein (2003, S. 105) sieht eine „geringere Affinität zu postmaterialistischen Wertorientierungen“, die mit den oben genannten Effekten für die angesprochenen Hypothesen und einer niedrigen Betonung von Selbstverwirklichung (H 1) einhergehen müsste. Doch wieder ganz im Gegenteil vermuten Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 23) „postmaterialistische Werte“, was hohe Selbstverwirklichungswerte bedingen müsste (vgl. ebenfalls Inglehart 1977). Zumindest besteht Einigkeit, dass die Generationen Y und X sich von den Protesten der von 1940 bis 1955 geborenen ̓68er Generation distanziert haben, die gegen Kapitalismus, Machtverhältnisse, Konsum und Wachstum protestierten (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 19 f.; Boltanski und Chiapello 2001, S. 468). Dabei hätten sie „familiäre und geschlechtliche Leitbilder“ hinterfragt (Herbert 2003, S. 110; vgl. ebenfalls Boltanski und Chiapello 2001, S. 468 f.) und seien eine politisch aktive Generation gewesen (Lüscher und Liegle 2003, S. 31; Wirth 2001, S. 14). Die ̓68er sollten somit eine hohe Neigung zur Selbstverwirklichung aufweisen (H 1), Berufserfolg als weniger wichtig ansehen (H 2), ein höheres Politikinteresse aufweisen (H 6) und ein höheres Interesse an entsprechendem politisch-gesellschaftlichem Engagement (H 7) haben. Sie sollten außerdem traditionelle Werte und Lebensmodelle, wie eine glückliche Ehe/Partnerschaft als weniger wichtig einschätzen (H 8). Doch auch diese Charakterisierungen sind umstritten. So äußert Herrmann (2003, S. 161; vgl. K Der Generationenmythos 475 ebenso Herbert 2003, S. 113), politisches Engagement sei nur „bei kleinen Teilgruppen stark ausgeprägt“ gewesen, die Masse habe in „passiver Interessiertheit“ verharrt. Ein geringes Politikinteresse (H 6) und Engagement (H 7) sei wiederum typisch für die Vorgänger der ̓68er, die von 1925 bis 1940 geborene sogenannte Skeptische Generation. Denn diese wurde mit der Ideologie des Nationalsozialismus indoktriniert, um daraufhin dessen Zusammenbruch zu erleben. Deswegen sollte sie eine „deutlich hervortretende Politikferne“ aufweisen (Herbert 2003, S. 104). Sie sei aufgrund ihrer Jugenderfahrung auch „skeptischer, misstrauischer, glaubens- oder wenigstens illusionsloser als alle Jugendgenerationen vorher“ und werde „nie revolutionär, in flammender kollektiver Leidenschaft auf die Dinge reagieren [und] alles Kollektive ablehnen, ohne daraus ein Gegenprogramm zu machen [...], damit das mühselig und glücklich wieder Erreichte, der Wohlstand und das gute Gewissen, die gebilligte Demokratie und die private Zurückgezogenheit, nicht wieder aufs Spiel gesetzt werden“ (Schelsky 1957, S. 488 f.). Dies suggeriert ein niedriges Politikinteresse (H 6), eine niedrige Bereitschaft, sich politisch oder gesellschaftlich einzusetzen (Hypothese H 7) und die hohe Relevanz einer glücklichen Ehe und Partnerschaft (Hypothese H 8) für diese vermeintliche Generation. Als Nachfolger der Generation Y wird schon die Generation Z ausgemacht. Über deren maximal 14-Jährige Mitglieder berichten Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 26), es handele sich um eine „sehr selbstbewusste und wieder politisch stärker interessierte junge Generation“, die sich „nicht so unter Leistungsdruck setzt wie die vorangehende.“ Scholz (2014, S. 29 f.) bezieht sein Generationenurteil über maximal 14-Jährige aus folgenden vier Quellen: einem „Aufsatz aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift, den zwei Forscher aus Gazibad (einem Vorort von New Delhi) verfasst haben [...], Zeitungsartikeln [...], Blogs, Foren [und] viertens dokumentierte Einzelbeobachtungen.“ Doch wenn Autoren äußern, für die Generation Z stehen „Bedürfnisse nach Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit [...] flexibel neben Leistungsorientierung und Ehrgeiz sowie dem Wunsch nach Abwechslung, individueller Entfaltung und Lebensgenuss“ (Klaffke 2014b, S. 73), so kann man auch hier fragen, ob jemals eine Geburtenkohorte gegen Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit, Abwechslung, individuelle Entfaltung und Lebensgenuss war? Gegenüber Charakterisierungen, die schon 14-Jährige als neue Generation ansehen, gibt es kaum empirische Ergebnisse aus begutachteten Fachzeitschriften, die durch Einstellungen abgrenzbare Generationen empirisch belegen könnten (vgl. als einzige Ausnahme Klein 2003). Insofern präsentiert die derzeitige Literatur „a problematic picture of the empirical evidence for generational differences. The evidence is at best mixed, with as many studies failing to find differences between generations as finding them [and] a number of authors finding differences that contradict the popular stereotypes of Baby Boomers, Generation X and Generation Y“ (Parry und Urwin 2011, S. 88). Insgesamt gebe es „little evidence supporting the existence of significant and meaningful differences that are attributable to generation membership“ (Costanza et al. 2012, S. 288). Kohli und Szydlik (2000, S. 7) sprechen gar von einer „Generationenetikettierungswut“ und bezweifeln, dass dahinter reale Einstellungsunterschiede stehen (vgl. ebenso Struck 2004, S. 49; Mommsen 2003, S. 115). K 476 M. Schröder Jene, die immer wieder neue Generationen identifizieren, äußern zwar, diese Kritik habe „in Wissenschaftskreisen schon zu Zweifeln geführt, ob [mit dem Generationenbegriff] überhaupt gearbeitet werden kann und soll.“ Doch dies wischen sie beiseite mit dem Argument, der Generationenbegriff gehöre „zur Umgangssprache. Man kann daher annehmen, dass er auf verbreitete Erfahrungen und Vorstellungen verweist und zu deren Umschreibung nützlich ist“ (Lüscher und Liegle 2003, S. 33). Doch sollte Wissenschaft sich von der Umgangssprache diktieren lassen, welche Konzepte sie für geeignet hält oder sollte sie alltagsweltliche Beobachtungen vielmehr kritisch auf ihren empirischen Wahrheitsgehalt prüfen? Bisher stehen entsprechende empirische Studien aus, wie Costanza et al. (2012, S. 379) in ihrer Metaanalyse feststellen: „Empirical studies using longitudinal designs are rare and studies that include a conceptualization of the changing nature of generational differences over time are rarer still.“ 2 Daten und Methoden Das deutsche Sozio-oekonomische Panel (SOEP) enthält 586.422 Beobachtungen von 80.459 Individuen aus den Geburtenkohorten 1892 bis 1998. Die Tabelle unter Überschrift 2 im Online Anhang („Deskriptive Informationen: Verteilung der Generationen auf Geburtenjahrgänge“) zeigt, wie diese Beobachtungen sich auf die Geburtenjahrgänge verteilen. Aus diesen Beobachtungen habe ich acht Einstellungsvariablen genutzt, welche die acht Hypothesen über Generationen testen können (vergleiche dazu die deskriptiven Darstellungen der acht Variablen unter Überschrift 2 im Online Anhang „Deskriptive Informationen: Einstellungsvariablen/ abhängige Variablen“). Je nach Einstellungsvariable stehen 110.516 bis 582.132 Beobachtungen zur Verfügung. Dabei berücksichtige ich nur Personen, die nach dem Jahr 1925 geboren wurden, was den Datensatz auf (je nach Variable) 104.792 bis 551.664 Beobachtungen reduziert. Tabelle 1 gibt eine Übersicht darüber, welche Hypothese mit welcher Variable untersucht wird. Die ersten beiden Variablen wurden so kodiert, dass Befragte mit den Antwortmöglichkeiten 1) ganz unwichtig, 2) weniger wichtig, 3) wichtig und 4) ganz wichtig bewerten, für wie essenziell sie es halten, sich selbst zu verwirklichen und Erfolg im Beruf zu haben. Dies kann Hypothese H 1 und H 2 testen. Hypothese H 3, dass sich Tab. 1 Hypothesen und entsprechende Variablen Hypothese Getestet mit Variable 1 2 Wichtigkeit: sich selbst verwirklichen Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben 3 Sehe Zukunft zuversichtlich 4 5 Sorgen Arbeitsplatzsicherheit Sorgen eigene wirtschaftliche Situation 6 7 Interesse für Politik Wichtigkeit: sich politisch, gesellschaftlich einsetzen 8 Wichtigkeit: glückliche Ehe, Partnerschaft haben K Der Generationenmythos 477 Generationen in ihrer Zukunftszuversicht unterscheiden, teste ich mit einer Variable, die Befragte bittet, auf die Aussage „Sehe Zukunft zuversichtlich“, mit den Antwortmöglichkeiten: 1) gar nicht, 2) eher nicht, 3) eher und 4) ganz und gar zu antworten. Die Hypothesen H 4 und H 5 zu unterschiedlichen Sorgen der Generationen teste ich mit Variablen, in denen Befragte gebeten wurden anzugeben, ob sie sich 1) keine Sorgen, 2) einige Sorgen oder 3) große Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit und die eigene wirtschaftliche Situation machen. Hypothese H 6, die von unterschiedlichem Politikinteresse der Kohorten ausgeht, teste ich mit einer Variable, in der das Interesse für Politik mit den Kategorien 1) „überhaupt nicht“, 2) „nicht stark“, 3) „stark“ und 4) „sehr stark“ abgefragt wurde. Zudem messe ich Hypothese H 7, welche unterschiedliches politisches und gesellschaftliches Engagement der Kohorten postuliert, mit Fragen nach der wahrgenommenen Wichtigkeit dieses Engagements. Hypothese H 8, zum Rückzug ins Private einiger Generationen, teste ich mit einer Variable, welche abfragt, für wie wichtig Befragte eine glückliche Ehe oder Partnerschaft halten. Die Kategorien dieser letzten beiden Variablen sind dieselben wie bei den Variablen zu Hypothese H 1 und H 2. In jedem Fall sind die dabei berechneten Kohorteneffekte nur bereinigt um Alterseffekte aussagekräftig. Denn dass junge Menschen anders als ältere denken, sagt nichts über eine Generation aus, schließlich kann auch das jeweilige Lebensalter Einstellungsunterschiede erklären. Um auf Kohorteneffekte und damit Generationen zu schließen, muss man deswegen Menschen im gleichen Alter vergleichen. Dies geschieht zuerst deskriptiv, indem ich für jede der Einstellungsvariablen zeige, ob jede Geburtenkohorte im Alter von 16 bis 25 eine besondere Verteilung auf die Antwortmöglichkeiten aufweist. In einem zweiten Schritt fasse ich Geburtenjahrgänge zu den in der Literatur postulierten Generationen zusammen. Dabei versuche ich, die Antworten auf die Einstellungsvariablen mit der Kohortenzugehörigkeit zu erklären, während ich die Variablen Alter, Alter quadriert und Erhebungsjahr kontrolliere. Erst unter Kontrolle dieser linearen und nicht-linearen Einflüsse des Lebensalters und von Periodentrends, die die gesamte Bevölkerung erfassen können, zeigt sich, ob tatsächlich die Kohortenzugehörigkeit der Befragten deren Antworten beeinflusst. Ein in der Methodenliteratur vieldiskutiertes Problem ist, dass Alters-, Periodenund Kohorteneffekte rein statistisch nicht zu trennen sind (Glenn 1976; Mason und Wolfinger 2001; Ryder 1965). Denn die Kohortenzugehörigkeit ergibt sich aus dem Jahr einer Messung minus dem Lebensalter zum Jahr dieser Messung, sodass jeder Kohorteneffekt durch eine lineare Kombination von Perioden- und Alterseffekten erklärbar ist (Mason et al. 1973; Mason und Fienberg 1985). Es ist prinzipiell unmöglich, diese lineare Abhängigkeit der drei Zeitvariablen aufzulösen (O’Brien 2011; Smith 2004, S. 113; Holford 1991; Luo 2013). Beispielsweise kann man nicht feststellen, ob ein 20-Jähriger im Jahr 1990 eine Einstellung hatte, weil er 1970 geboren ist (Kohorteneffekt) oder weil er im Jahr 1990 genau 20 Jahre alt ist (Perioden- plus Alterseffekt). Denn es gibt keine Vergleichsgruppe, die zwar ebenfalls 1970 geboren wäre, aber 1990 nicht 20 Jahre alt ist. Dies ist allerdings nur problematisch, wenn man gleichzeitig Dummyvariablen für Geburtsjahr, Lebensjahr und Kalenderjahr aufnimmt oder für jede Kohorte spezifische Alters- oder Periodeneffekte zugrunde legt. Unproblematisch messbar ist dahingegen, ob eine Geburtenkohorte unter Kontrolle ihres Lebensalters und des Messzeitpunktes eine andere Einstellung als eine K 478 M. Schröder andere Kohorte aufweist, solange man denselben linearen und gegebenenfalls quadratischen Einfluss des Lebensalters und Messzeitpunktes auf die Einstellungen aller Kohorten unterstellt (Glenn 1976; Rodgers 1982; Holford 1985; Mason und Wolfinger 2001, S. 2190 f.). Um sicherzustellen, dass diese Unterstellung unproblematisch ist, muss man die Ergebnisse der deskriptiven Analysen mit den Ergebnissen durch Alters-, Perioden- und Kohortenmodelle vergleichen. Unstrittig ist, dass die Antworten „sehr wichtig“, „wichtig“, „weniger wichtig“ und „ganz unwichtig“ abnehmende Zustimmung implizieren. Unklar ist jedoch, in welchem Ausmaß die Zustimmung sich von einer Kategorie zur nächsten verringert. Eine logistische Random Effects-Regression kann nichtsdestotrotz berechnen, wie die kohortenspezifische Zustimmung sich nach Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten unterscheidet. Denn sie stellt die ordinale Skalierung der Antwortmöglichkeiten in Rechnung, indem sie zeigt, wie wahrscheinlich es für jede der Geburtenkohorten ist, eine höhere Antwortkategorie zu wählen, beispielsweise „sehr wichtig“ statt „wichtig.“ Da die meisten Hypothesen über die Generation Y vorliegen, berechne ich, ob die Antworten jeder vorherigen Generation sich von denen der Generation Y unterscheiden. Ich differenziere dazu die von 1985–2000 geborene Generation Y 1) von der Skeptischen Generation (Geburt 1925–40), 2) den ̓68ern (1940–55), 3) den Babyboomern (1955–70) und der 4) Generation X (1970–85). Da Signifikanztests bei den hier genutzten sehr hohen Fallzahlen falsche positive Ergebnisse liefern, ist es erstens sinnvoll, sich auch die substanziellen Effektstärken klar zu machen. Zweitens ist ein Nachteil der Analysemethoden für kategoriale Daten, dass Effekte in Regressionsmodellen immer relativ zu einer anderen Generation gezeigt werden müssen (hier zur Generation Y). Ein dritter Nachteil ist, dass diese Modelle zwar ausrechnen, wie hoch die Chance einer bestimmten Kohorte ist, eine höhere Antwortkategorie (und damit stärkere Zustimmung zu einer Einstellungsfrage) auszuwählen. Die Modelle unterscheiden jedoch nicht, ob eine bestimmte Kohorte beispielsweise Antwortmöglichkeit 3 statt 2 oder 4 statt 3 wählt. Um diesen drei Problemen zu begegnen, visualisiere ich alle Effektstärken, indem ich zeige, wie stark jede der Kohorten jede der Antwortmöglichkeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit wählt, als es der Durchschnitt aller Geburtenkohorten tut, nachdem Alters- und Periodeneffekte kontrolliert wurden. Neben diesen Alters- und Periodeneffekten kontrolliere ich, ob Befragte aus Westoder Ostdeutschland kommen. Dies stellt in Rechnung, dass die deutsche Bevölkerung nach 1990 nicht dieselbe ist wie vorher. Die unten präsentierten Effekte habe ich ebenfalls unter Kontrolle von und jeweils getrennt nach Geschlecht, Ausbildungsniveau, Beschäftigungssituation und deutscher Staatsangehörigkeit berechnet. Dies verändert die Ergebnisse jedoch kaum. Deswegen, und da die Literatur gerade nicht vermutet, dass Kohorten sich erst nach Kontrolle von Bildung, Geschlecht oder Herkunft unterscheiden, nehme ich keine weiteren Kontrollvariablen in die Hauptberechnungen auf. K Der Generationenmythos 479 3 Resultate 3.1 Deskriptive Datendarstellung Die Grafiken in Abb. 1 zeigen deskriptiv, wie jede Geburtenkohorte im Jugendalter von 18 bis 25 auf die acht untersuchten Einstellungsfragen geantwortet hat. Alle Daten sind gewichtet, um ein repräsentatives Bild der auf Gesamtdeutschland hochgerechneten (jugendlichen) Bevölkerung zu geben. Wenn es wirklich Generationen gibt, dann müssten die unterschiedlichen Geburtenkohorten im Jugendalter unterscheidbare Einstellungen haben. Die deskriptiven Grafiken in Abb. 1 zeigen, dass entgegen der Annahme unterschiedlicher Generationen, von 1966 bis 1991 geborene Geburtenkohorten im Jugendalter jeweils sehr ähnlich auf die verschiedenen Einstellungsfragen geantwortet haben. Die von der Literatur diskutierten Unterschiede finden sich kaum. So gibt es gerade in Bezug auf die Wichtigkeit von Selbstverwirklichung kaum systematische Unterschiede des Antwortverhaltens verschiedener Geburtenkohorten. Ein leichter Trend scheint erkennbar zu sein, wonach ab 1972 geborene Kohorten Berufserfolg als wichtiger ansehen, was Teile der Literatur für die Generation X und Y annehmen, andere jedoch nicht. Man könnte auch argumentieren, dass zumindest in den letzten vier gemessenen Jahrgängen (der Generation Y) die Zukunftszuversicht etwas niedriger ist. Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsicherheit oder wirtschaftliche Situation scheinen jedoch kaum systematisch mit den verschiedenen Geburtenkohorten zu schwanken, ebenso wenig das Interesse für Politik. Für die Wichtigkeit, Wichtigkeit: Sich selbst verwirklichen [1] Ganz unwichtig 0 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1 12 13 0 1 13 10 1 1 13 10 1 1 14 10 1 1 7 10 0 1 7 0 5 1 9 14 0 1 11 7 2 7 1 0 8 1 9 10 2 1 6 11 0 1 8 0 8 7 1 1 9 [2] Weniger wichtig 20 40 [3] Wichtig [4] Sehr wichtig 60 80 50 52 51 55 51 57 52 49 58 53 44 100 37 35 35 34 36 32 34 40 34 38 49 58 55 46 54 50 54 54 53 51 57 52 51 54 52 55 37 35 40 34 41 38 37 37 37 36 37 40 38 40 36 Abb. 1 Einstellungsvariablen für 18–25-Jährige, je nach Geburtsjahrgang K 480 M. Schröder Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben [1] Ganz unwichtig [2] Weniger wichtig 0 20 [3] Wichtig 40 1966 3 8 1967 0 8 1968 1 10 1969 2 10 X0 9 1971 1 8 1972 1 10 1973 3 9 1974 1 6 1975 2 4 1976 2 6 1977 1 3 1978 1 5 1979 1 9 1980 1 6 1981 1 8 1982 1 6 1983 2 8 1984 1 5 Y 4 7 1986 1 5 1987 0 5 1988 0 5 1989 1 5 1990 0 6 1991 1 10 [4] Sehr wichtig 60 80 54 56 52 46 52 50 44 43 100 35 36 37 42 39 41 45 45 45 48 45 49 48 44 47 49 51 43 43 48 61 32 46 51 44 42 54 58 45 37 37 44 49 45 43 42 44 41 45 50 52 52 50 47 Abb. 1 (Fortsetzung) Sehe Zukunft zuversichtlich [1] Gar nicht [2] Eher nicht 0 20 1966 7 1967 29 1969 9 1971 28 1972 5 1973 3 1974 4 1975 1976 24 1978 3 1979 4 1980 24 19 55 19 52 20 21 52 14 66 18 20 57 23 29 57 21 15 31 21 55 17 Abb. 1 (Fortsetzung) 17 64 56 13 12 59 20 11 K 15 53 13 4 16 19 29 Y 2 1986 3 1991 16 51 22 5 1989 1 1990 1 16 21 56 24 1987 1 1988 1 16 56 23 1983 1 1984 3 14 55 25 6 3 16 57 22 1977 45 51 24 3 15 55 25 3 100 45 47 23 5 [4] Ganz u.gar 80 53 32 7 X 60 33 4 1968 [3] Eher 40 60 57 23 22 26 Der Generationenmythos 481 Sorgen Arbeitsplatzsicherheit [1] Keine Sorgen 0 [2] Einige Sorgen 20 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 [3] Grosse Sorgen 40 60 80 53 53 56 52 51 55 54 32 31 31 32 34 32 32 42 44 41 44 42 46 44 41 39 36 41 47 38 40 41 40 40 41 42 38 36 39 41 40 41 37 33 39 38 35 54 31 49 48 35 35 57 100 15 16 13 16 16 12 14 18 16 18 14 21 18 18 18 21 23 22 21 23 22 24 16 16 16 14 29 Abb. 1 (Fortsetzung) Sorgen eigene wirtschaftliche Situation [1] Keine Sorgen 0 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 20 [2] Einige Sorgen 40 28 30 31 24 24 29 26 23 27 22 26 22 25 26 22 22 21 20 21 20 19 19 27 22 28 28 [3] Grosse Sorgen 60 53 52 51 55 54 52 54 54 52 57 51 54 54 49 51 52 50 52 53 52 54 55 49 56 50 52 80 100 19 18 18 21 22 19 19 22 21 21 23 24 21 25 26 25 28 28 26 28 28 26 24 22 22 20 Abb. 1 (Fortsetzung) K 482 M. Schröder Interesse fuer Politik [4] Ueberh. nicht 0 [2] Nicht stark 20 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 [3] Stark 40 [4] Sehr stark 60 80 50 23 50 19 22 23 26 25 23 24 24 28 26 26 23 24 27 31 29 25 23 32 29 31 27 24 25 28 100 22 24 51 52 21 21 57 56 56 53 55 54 53 53 57 50 54 48 48 52 52 48 50 51 50 52 48 47 15 16 17 19 17 15 18 18 17 22 16 18 18 19 20 16 17 15 18 21 22 20 5 7 6 3 2 3 4 3 4 3 3 3 3 3 4 4 6 4 4 4 4 3 5 3 5 6 Abb. 1 (Fortsetzung) Wichtigkeit: Sich politisch, gesellschaftlich einsetzen [1] Ganz unwichtig 0 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 [2] Weniger wichtig 20 [3] Wichtig 40 60 23 21 21 48 58 56 19 21 53 16 13 15 55 52 51 24 26 28 31 22 26 17 19 19 54 51 55 47 62 56 18 17 15 20 13 16 48 31 60 52 52 22 23 24 25 21 25 21 16 21 56 52 33 51 13 15 18 53 53 28 27 52 57 21 17 Abb. 1 (Fortsetzung) 23 23 20 52 26 17 100 26 29 31 32 29 K [4] Sehr wichtig 80 44 35 3 2 2 1 1 1 3 3 5 2 3 3 1 3 2 1 3 4 2 3 4 3 3 2 2 4 Der Generationenmythos 483 Wichtigkeit: Glueckliche Ehe, Partnerschaft haben [1] Ganz unwichtig [2] Weniger wichtig 0 1966 1967 1968 1969 X 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 Y 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1 3 2 5 1 7 6 2 2 5 1 7 3 5 3 10 5 8 8 4 9 3 3 7 6 3 2 2 0 6 0 6 8 3 9 3 2 6 4 9 11 4 1 7 1 6 1 5 10 2 0 7 20 40 27 [3] Wichtig [4] Sehr wichtig 60 80 100 68 66 64 66 72 67 63 28 28 26 22 24 29 36 33 51 54 58 53 52 50 31 35 38 41 25 70 30 32 26 63 62 63 36 33 52 59 32 32 35 33 30 33 29 55 54 57 60 64 55 64 Abb. 1 (Fortsetzung) sich politisch und gesellschaftlich einzusetzen, kann man noch am ehesten erkennen, dass die zuletzt geborene Geburtskohorte hohe Werte zeigt, was jedoch genau dem Gegenteil dessen entspricht, was der Generation Y unterstellt wird. Auch der Wert einer Rückkehr ins Privatleben scheint kaum systematisch zwischen vermeintlichen Generationen zu schwanken, wenn man sich anschaut, wie stark einzelne Kohorten die Wichtigkeit einer glücklichen Ehe oder Partnerschaft betonen. Anhand dieser deskriptiven Daten kann man kaum von nennenswerten Generationeneffekten sprechen, erst recht nicht von jenen, die die Literatur postuliert. Doch die deskriptive Analyse hat drei Nachteile. Sie kann zwar die Einstellungen von Geburtenkohorten im selben (Jugendalter) untersuchen, jedoch nur für den Zeitraum, für den wir Daten entsprechender Jugendlicher haben. Sie kann zudem nicht zeigen, ob Unterschiede statistisch signifikant sind und kann keine Periodeneffekte herausrechnen. Dies geschieht deswegen im Folgenden. 3.2 Inferenzstatistische Analyse Alle Effekte der Tab. 2 beruhen auf ordinalen Regressionen. In diesen wird die Chance jeder Generation angegeben, bei der jeweiligen Variablen eine Antwortmöglichkeit anzugeben, die einen Punkt über den Antworten der Generation Y liegt. So bedeutet beispielsweise der erste Effekt von 0,895 in Modell 1, dass die sogenannte skeptische Generation gegenüber der Generation Y eine um 10,5 % (insignifikant) verringerte Chance hat, Selbstverwirklichung auf der Viererskala für eine Kategorie wichtiger als die Generation Y zu halten. Die mit den Geburtenkohorten verbunde- K 484 K Tab. 2 Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) Wichtig Selbst verwirklichen Wichtig Erfolg Beruf Zuversichtlich Zukunft Sorge Arbeitsplzsicher Sorge eigen wirt Sit Interesse Politik Wichtig pol gesell einsetzen Wichtig glueck Ehe Partner Skeptisch 0,895 0,797 0,922 1,084 0,879 0,717 0,763 1,243 1926–40 68er (–0,79) 1,109 (–1,54) 1,121 (–0,59) 0,963 (0,58) 0,948 (–1,13) 0,940 (–1,89) 1,357* (–1,74) 1,266 (1,22) 0,926 1941–55 (0,95) (1,02) (–0,35) (–0,50) (–0,70) (2,25) (1,95) (–0,55) Babyboom 1956–70 X: 1971–85 0,953 (–0,63) 0,969 (–0,40) 0,892 (–1,47) 1,096 (1,23) 1,271*** (3,98) 1,111 (1,12) 0,998 (–0,02) 0,956 (–0,46) Y: 1986–00 Alter 0,899* 0,789*** 0,954 1,059 1,298*** 0,837** 0,820*** 1,187** (–2,09) 1 (–4,60) 1 (–0,86) 1 (1,16) 1 (6,79) 1 (–2,97) 1 (–3,54) 1 (2,73) 1 0,931*** (–16,64) 0,979*** (–4,48) 0,958*** (–10,14) 1,105*** (20,11) 1,049*** (15,12) 1,080*** (17,74) 0,992 (–1,68) 1,114*** (19,65) Alter2 1,000*** 0,999*** 1,000*** 0,999*** 0,999*** 1,000*** 1,000 0,999*** Erhebungsjahr (3,95) 1,005* (–11,59) 0,994* (4,23) 1,029*** (–25,13) 0,987*** (–23,15) 1,004 (–11,17) 0,977*** (0,53) 1,036*** (–26,38) 0,979*** (–2,31) (11,37) (–5,25) (1,92) (–7,58) (12,75) (–6,45) 1,324*** (12,02) 1,351*** (12,10) 0,679*** (–17,94) 3,285*** (48,83) 2,176*** (38,99) 0,951 (–1,72) 0,714*** (–12,96) 0,886*** (–3,96) N_clust Observations 48.147 111.112 47.429 106.083 35.581 104.792 55.894 335.796 76.161 551.664 75.202 541.410 48.172 111.203 48.102 110.759 Koeffizienten sind Odds Ratios; t-Statistiken in Klammern; *p < 0,05, ** p < 0,01, ***p < 0,001 M. Schröder (2,02) Ostdeutschland Der Generationenmythos 485 nen Effektstärken zeigen somit, ob eine Kohorte bestimmten Einstellungen stärker zustimmt als die Generation Y, unabhängig von Lebensalter und Messzeitpunkt. Das erste Modell zeigt nur einen einzigen signifikanten Kohorteneffekt: Nach Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten hat die sogenannte Generation X eine um 10,1 % geringere Chance, Selbstverwirklichung für eine Antwortkategorie wichtiger zu halten als die Generation Y. Die Hypothese, dass einzelne Generationen, wie die ̓68er oder die „Ypsiloner“, einen besonders starken Hang zur Selbstverwirklichung haben, wird also mit Ausnahme eines geringen Hangs zur Selbstverwicklung der Generation X nicht bestätigt. Das zweite Modell zeigt wieder nur einen einzigen signifikanten Kohorteneffekt, nämlich dass die sogenannte Generation X eine um 21,1 % geringere Chance als die Generation Y hat, Berufserfolg für eine Antwortkategorie wichtiger zu halten. Dies ist erstaunlich, da einige der Generation X nachsagen, „Arbeit als zentralen Lebensinhalt“ anzusehen (Oertel 2014, S. 48), wobei eben auch die genau gegenteiligen Aussagen zu finden sind. Die vermeintliche Generation Y unterscheidet sich in ihrer Betonung von Berufserfolg nicht signifikant von allen anderen Generationen. Selbst die sogenannte ̓68er-Generation bewertet Berufserfolg als (insignifikant) wichtiger als die Generation Y. Dass gerade für die Generation Y Berufserfolg wichtig sei, beispielsweise gegenüber der sogenannten ̓68er-Generation, kann also nicht bestätigt werden. Erstaunlich ist ebenfalls, dass Modell 3 zeigt, wie keine einzige der Generationen signifikant zuversichtlicher oder hoffnungsloser in die Zukunft blickt als die Generation Y. Die Hypothese, dass die Generation Y eine „lauernde Angst vor dem Absturz“ und ein „erschüttertes Sicherheitsgefühl“ habe (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 15, 24), kann durch den Vergleich mit anderen Generationen somit ebenfalls widerlegt werden. Modell 4 zeigt, dass auch keine der vorherigen vermeintlichen Generationen sich signifikant mehr oder weniger Arbeitsplatzsorgen als die zuletzt geborene vermeintliche Generation Y macht. Damit wiederlegen die Daten die angeblich hohen Arbeitsplatzsorgen der Generation Y (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24, 33 f.). Überhaupt zeigt sich, dass Zukunftszuversicht und Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit keine signifikanten Kohorteneffekte aufweisen und sich insofern nicht zwischen vermeintlichen Generationen unterscheiden. Modell 5 zeigt angesichts der Vorhersagen der Literatur ebenfalls überraschende Ergebnisse. Denn gegenüber den letzten Geburtenjahrgängen der sogenannten Generation Y haben die Babyboomer eine um 27,1 % und die Generation X eine um 29,8 % erhöhte Chance, sich mehr Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation zu machen. Dies widerspricht Hypothese H 5, wonach angeblich gerade Mitglieder der Generation Y besorgt seien, „den Lebensstandard, den sie von ihren Eltern gewohnt sind, selbst nicht halten zu können.“ Die Daten zeigen das genaue Gegenteil: nicht die Kinder-, sondern die Elternkohorten machen sich Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation. Dies passt zu empirischen Untersuchungen, die für diese Kohorten eine Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation ausmachen (Blossfeld 1986, S. 217; Klein 2003, S. 103; Mayer 2004, S. 202). Es widerspricht allerdings Studien, die diesen Kohorten postmaterialistische Werte und privilegierte Rahmenbedingungen nachsagen (vgl. Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 23 f., 38 ff.). K 486 M. Schröder Modell 6 zeigt, dass die sogenannten ̓68er eine um 35,7 % erhöhte Chance aufweisen, ihr Politikinteresse eine Kategorie höher einzustufen als die Generation Y. Die Hypothese, dass die ̓68er ein hohes Politikinteresse haben, wird somit nicht durch die Daten bestätigt. Allerdings zeigt die sogenannte Generation X ein signifikant niedrigeres Politikinteresse als die Generation Y. Damit scheinen die ̓68er ein hohes Politikinteresse zu haben, die letztgeborene Generation Y jedoch kein besonderes Desinteresse. Auch die klassische Aussage Schelskys (1957, S. 488 f.), wonach die Nachkriegsgeneration eine „skeptische“ Generation sei, die sich ins Privatleben zurückziehe und wenig für Politik interessiere, wird durch die Daten nur insofern bestätigt, als dass sie ein insignifikant niedrigeres Politikinteresse aufweist. Hypothese H 7, wonach die Generation Y politisches Engagement als weniger wichtig erachtet, wird von den Daten ebenfalls widerlegt. Zwar zeigen die Jahrgänge der sogenannten ̓68er-Generation tatsächlich eine (insignifikant) höhere Betonung politisch-gesellschaftlichen Engagements, wieder in Einklang mit der Literatur, die sie als politische Generation ansieht (Lüscher und Liegle 2003, S. 31). Doch insgesamt ist den zuletzt geborenen Kohorten politisches Engagement nicht durchweg wichtiger oder unwichtiger als vorherigen Kohorten. Insbesondere zeigt sich auch hier wieder keine (signifikant) politikskeptische Nachkriegsgeneration, obschon der substanzielle Effekt in diese Richtung weist. Dass die Generation Y politisches Engagement für genauso wichtig wie vorherige Kohorten hält, ist nicht mit Aussagen in Einklang zu bringen, wonach die Generation Y angeblich „keinen Gedanken daran“ verschwände, für ihre Probleme politische Lösungen zu suchen (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 33 f.). Die Hypothese H 8, wonach gerade die „Skeptische“ Generation sich ins Privatleben zurückgezogen hat, wird nur insofern bestätigt, als dass Modell 8 zeigt, wie diese Kohorten die Wichtigkeit einer glücklichen Ehe/Partnerschaft insignifkant stärker betonen. Erstaunlich ist auch, dass die sogenannten ̓68er tradierte Lebensformen weder stärker noch schwächer als andere befürworten. Insgesamt zeigt sich damit, dass die Zustimmung zur Wichtigkeit von Ehe und Partnerschaft nur schwach von der Geburtenkohorte abhängt. 3.3 Visualisierung der Ergebnisse Die vorherigen Regressionen zeigten, ob Geburtenkohorten bestimmte Einstellungen stärker als die vermeintliche Generation Y haben. Sie können jedoch weder zeigen, ob die Antworten einzelner Geburtenkohorten über dem Durchschnitt aller Geburtenkohorten liegen, noch ob bestimmte Kohorten einzelne Antwortmöglichkeiten öfter als andere wählen. Deswegen visualisieren Abb. 2 und 3 die Effekte der obigen Regressionen. Bei starken Kohorteneffekten müsste erkennbar sein, dass einzelne Kohorten einzelne Antworten auf Fragen signifikant häufiger als andere wählen. Dies ist der Fall, wenn die Antwortwahrscheinlichkeit einer Geburtenkohorte von den Antworten aller Geburtenkohorten (eingezeichnet als horizontale Linie) signifikant (also inklusive des Konfidenzintervals) abweicht. Inwiefern dies der Fall ist, zeigen die folgenden Grafiken. K Der Generationenmythos 487 Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben 0 0 ,2 ,2 ,4 ,4 ,6 ,6 ,8 ,8 Wichtigkeit: Sich selbst verwirklichen Skeptisch 68er Babyboom X 1925-40 1940-55 1955-70 1970-85 Outcome=1 Outcome=2 Outcome=3 X Y 68er Babyboom Skeptisch Y 1970-85 1985-00 1940-55 1955-70 1985-00 1925-40 Outcome=4 Outcome=1 Outcome=2 Outcome=3 Outcome=4 ,5 Sorgen Arbeitsplatzsicherheit ,2 0 ,1 ,2 ,3 ,4 ,4 ,6 Sehe Zukunft zuversichtlich Skeptisch 68er Babyboom X 1925-40 1940-55 1955-70 1970-85 Outcome=1 Outcome=2 Outcome=3 Skeptisch 68er Y 1940-55 1985-00 1925-40 Outcome=1 Outcome=4 Babyboom X Y 1955-70 1970-85 1985-00 Outcome=2 Outcome=3 Abb. 2 Visualisierte Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten Die ersten vier in den Regressionen ausgewerteten Variablen zeigen, dass kaum eine der vermeintlichen Generationen mit signifikant höherer oder niedrigerer Wahrscheinlichkeit eine Antwortmöglichkeit auswählt als der Durchschnitt aller Generationen. Schwache Kohorteneffekte sind nur insofern zu erkennen, als dass die sogenannten ̓68er etwas seltener die Antwortmöglichkeit 2 auf die Frage nach Selbstverwirklichung ausgewählt haben und dafür etwas öfter die Antwort 4 (höhere Antwort- K 488 M. Schröder Interesse fuer Politik 0 0 ,2 ,2 ,4 ,4 ,6 ,6 ,8 ,8 Sorgen eigene wirtschaftliche Situation Skeptisch 1925-40 68er 1940-55 Outcome=1 Skeptisch 68er Babyboom X Y Babyboom X Y 1940-55 1955-70 1970-85 1985-00 1955-70 1970-85 1985-00 1925-40 Outcome=1 Outcome=2 Outcome=3 Outcome=4 Outcome=2 Outcome=3 Wichtigkeit: Glueckliche Ehe, Partnerschaft haben 0 0 ,2 ,2 ,4 ,4 ,6 ,6 ,8 ,8 Wichtigkeit: Sich politisch, gesellschaftlich einsetzen Skeptisch 1925-40 68er 1940-55 Outcome=1 Babyboom 1955-70 Outcome=2 X 1970-85 Outcome=3 Skeptisch Y 1985-00 1925-40 Outcome=4 68er 1940-55 Outcome=1 Babyboom 1955-70 Outcome=2 X 1970-85 Outcome=3 Abb. 3 Visualisierte Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten-2 K Y 1985-00 Outcome=4 Der Generationenmythos 489 kategorien bedeuten stärkere Zustimmung). Auch haben die ̓68er öfter die höchste Zustimmung (Kategorie) 4 gewählt bei der Frage, wie wichtig Berufserfolg ist und dafür etwas seltener die Antwortmöglichkeit 2. Ansonsten gibt es in Bezug auf die ersten vier Variablen keine vermeintliche Generation, die eine der Antwortmöglichkeiten deutlich öfter oder seltener wählt als der Durchschnitt aller Kohorten. Ein ähnliches Bild zeigt sich für die nächsten vier untersuchten Variablen. In Bezug auf die Variablen, die in den Modellen 5–8 untersucht wurden, zeigt sich, dass die ersten Geburtenjahrgänge seltener und die mittleren häufiger Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation angeben (Antwortmöglichkeiten 3 oder 2 statt 1). Auch zeigt sich wieder, dass die ̓68er öfter ein eher hohes (Antwortmöglichkeit 3 von 4) und die skeptische Generation ein niedriges Politikinteresse angeben. Ebenso bewerten die ̓68er die Wichtigkeit politisch-gesellschaftlichen Engagements auf der Viererskale häufiger mit 3 und seltener mit nur 1 oder 2 Punkten. Insgesamt zeigt die Visualisierung der Kohorteneffekte insofern nur schwache Ausschläge, welche die vorherigen Regressionsergebnisse illustrieren. Selbst wenn man lediglich verlangt, dass beispielsweise eine Kohorte eine bestimmte Antwortmöglichkeit mit nur 5 % höherer Wahrscheinlichkeit als der Durchschnitt aller Kohorten auswählt, so findet man keinen entsprechenden Kohorteneffekt. Die wenigen schwachen Effekte entsprechen zudem kaum den Vorhersagen der Literatur, mit Ausnahme einer politisch eher interessierten ̓68er-Generation. 3.4 Alternative Operationalisierungen von Generationenunterschieden Denkbar ist, dass kaum Einstellungsunterschiede zwischen Geburtenkohorten erkennbar sind, weil Einstellungen mit den falschen Variablen operationalisiert wurden. Alternativ könnte man aufgrund der Literatur vermuten, dass es der Generation Y aufgrund ihrer vermeintlichen Selbstbezogenheit weniger wichtig ist, für andere da zu sein oder sie weniger bei Freunden und Verwandten mithilft, sich weniger in Vereinen und Verbänden engagiert oder eine geringere Parteipräferenz hat. Aufgrund ihrer Verunsicherung könnte sie sich auch weniger Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung oder die Friedenserhaltung machen. Doch die Untersuchung dieser sechs weiteren Einstellungen mit deskriptiven Analysen, ordinalen Modellen und visualisierten Effektstärken (vergleiche die Überschriften 3 bis 5 im Online-Anhang) lässt ebenfalls kaum nennenswerte Einstellungsunterschiede erkennen. Nicht nur die vermeintliche Generation Y ist in Bezug auf diese Einstellungen unauffällig, sondern auch alle anderen vermeintlichen Generationen sind es. Wenn sich jedoch (schwache) Effekte zeigen, weisen diese abermals in die genau gegenteilige Richtung dessen, was die Literatur vermutet. So zeigt sich deskriptiv und nach Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten, dass es gerade für später geborene Kohorten und damit besonders für die sogenannte Generation Y wichtiger wird, für andere da zu sein. Auch das tatsächliche Mithelfen bei Freunden und Verwandten nimmt etwas zu, ebenso wie das ehrenamtliche Engagement. Auch zeigen sich zurückgehende Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und um die Friedenserhaltung. Die Generation Y hat sogar eine stärkere Politikpräferenz als die vorhergehende Generation. All dies passt weder zu einer selbstbezogenen noch zu K 490 M. Schröder einer unpolitischen und erst recht nicht zu einer angeblich in ihrem Sicherheitsgefühl erschütterten Generation Y (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24). Die Regressionen und die grafischen Visualisierungen der Effektstärken zeigen jedoch auch, dass die Zugehörigkeit zu einer Geburtenkohorte nur einen substanziell schwachen und meist insignifikanten Einfluss auf das Antwortverhalten hat. 4 Diskussion Dass weithin genutzte Generationenetiketten kaum etwas mit realen Einstellungsunterschieden zu tun haben, wurde bisher lediglich vermutet, empirisch jedoch nicht nachgewiesen (vgl. Szydlik 2004, S. 9; Struck 2004, S. 49). Die oben präsentierten Daten haben gezeigt, dass Geburtenkohorten sich in ihren Einstellungen tatsächlich nur geringfügig unterscheiden und wenn doch, dann kaum so, wie Generationenforscher es vermuten. So wird zwar angenommen, dass die im Nationalsozialismus sozialisierten Kohorten nach dessen Zusammenbruch zu einer politisch „skeptischen“ Generation wurden (Schelsky 1957, S. 488 f.; Herbert 2003, S. 104). De facto halten sie jedoch politisches Engagement nicht für signifikant unwichtiger als andere Jahrgänge. Am ehesten lässt sich noch bestätigen, dass die um das Jahr 1968 sozialisierten Geburtenjahrgänge tatsächlich ein höheres Politikinteresse bekunden (Lüscher und Liegle 2003, S. 31; Boltanski und Chiapello 2001, S. 468; Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 19 ff.). Die Literatur argumentiert allerdings, dass die ̓68er auch tradierte Lebensweisen in Frage stellten (Herbert 2003, S. 110) und besonders kapitalismuskritisch waren (Boltanski und Chiapello 2001, S. 468 f.). Dies zeigen die Daten nicht. So bewerten die sogenannten ̓68er die Wichtigkeit von Ehe und Partnerschaft, beruflichem Erfolg und Selbstverwirklichung weder als wichtiger noch als unwichtiger als andere Generationen. Dass die Generation X Berufserfolg für etwas weniger wichtig als die Generation Y hält, ist erstaunlich, da über sie geschrieben wurde, sie sehe „Arbeit als zentralen Lebensinhalt“ (Oertel 2014, S. 48) an, wobei eben auch das genaue Gegenteil über sie geschrieben wurde (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 23). Die Daten zeigen ebenfalls, dass weitverbreitete Analysen über die Generation Y falsch sind. Ihr wird politisches Desinteresse unterstellt (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 33 f.), doch die Daten können dies nicht zeigen. Ihr wird übertriebene IchBezogenheit unterstellt (Klaffke 2014b, S. 59; Parment 2013, S. 32; Schulenburg 2016, S. 16). De facto zeigen sich jedoch leicht erhöhte ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen und Verbänden sowie kein außergewöhnlicher Hang zur Selbstverwirklichung. Ihr wird ein erschüttertes Sicherheitsgefühl, wirtschaftliche Sorge und Karriereorientierung unterstellt (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24, 33 f., 38). De facto zeigen sich eine leicht erhöhte Zukunftszuversicht, keine außergewöhnliche Bewertung beruflichen Erfolgs sowie leicht verminderte Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation und Arbeitsplatzsicherheit. Vielleicht noch relevanter als die Richtung der Effekte ist, dass die meisten Kohorteneffekte sehr schwach sind. Es finden sich beispielsweise keine Einstellungsvariablen, bei denen eine vermeintliche Generation nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten eine Antwort mit auch K Der Generationenmythos 491 nur um 5 % höherer Wahrscheinlichkeit als der Durchschnitt aller Geburtenkohorten auswählt. Eine Ausnahme ist eine politisch interessiertere und engagiertere ̓68er-Generation. Das weitgehende Fehlen von Kohorteneffekte auf Einstellungsunterschiede hat weitreichende Folgen für die Literatur. Autoren wie Bude (2003, S. 145) argumentieren, man könne „Deutschland als das Land der Generationen bezeichnen“ und an ihnen „die politische Kultur eines Landes“ festmachen. Die Daten zeigen, dass dies kaum sinnvoll ist. Zumindest auf der Basis von Einstellungsunterschieden kann man zugespitzt sagen: Es gibt in Deutschland keine Generationen. Dies widerspricht nicht einer generellen Nutzung des Generationenbegriffs. Beispielsweise ist denkbar, dass noch weiter zurückliegende Geburtenkohorten, die ihre Erfahrungen im Ersten oder Zweiten Weltkrieg gemacht haben, tatsächlich so stark davon geprägt wurden, dass man von Generationen sprechen kann. Es scheint jedoch auch prinzipiell einsichtig, dass monumentale Ereignisse wie der Grabenkrieg und das sinnlose Massensterben des Ersten Weltkriegs Generationen nachhaltiger prägten als die Gründung der Piratenpartei oder der Untergang einer Fähre, obwohl diese, wie in der Einleitung aufgeführt, als prägende Ereignisse kontemporärer Generationen genannt werden. Zumindest für Nachkriegskohorten konnten jedoch keine nennenswerten Einstellungsunterschiede gefunden werden. Diese Ergebnisse sind kompatibel mit Sichtweisen, die beispielsweise eine zunehmende Postmaterialität diagnostizieren (Inglehart 1977). Zumindest mittels der hier getesteten Variablen, stellen sich solch sekuläre Einflüsse jedoch eher als Periodentrends dar, welche die gesamte Gesellschaft beeinflussen und damit keine Kohorteneffekte sind, welche nur einzelne Geburtenkohorten betreffen. So zeigt beispielsweise der in den Regressionen kontrollierte Periodeneffekt, dass mit der Zeit alle Menschen die Relevanz politischen und gesellschaftlichen Engagements höher einschätzen, sich tatsächlich auch stärker engagieren, die Zukunft zuversichtlicher sehen und sich weniger Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Dies ist nur eben kein Einstellungswandel, der einzelne Geburtenkohorten betrifft, sondern der sich als Periodeneffekt unter allen Deutschen verbreitet. Die hier zutage geförderten Ergebnisse widersprechen auch nicht Untersuchungen, wonach einzelne Geburtenkohorten unterschiedlich schwierige Berufseinstiege hatten (Blossfeld 1986; Mayer 2004). Denn durchaus im Einklang mit diesen Vorhersagen haben die sogenannten Babyboomer und Generation X unabhängig von Messzeitpunkt und Alter etwas stärkere Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation. Was sich jedoch nicht zeigt, sind weitverbreitete Einstellungsunterschiede, obwohl diese von populären Generationenforschern aufgrund von Jugendbefragungen immer wieder konstatiert werden. Angesichts dessen ist es wenig sinnvoll, Befragungen wie die Shell Jugendstudie durchzuführen, um vermeintliche Generationen zu unterscheiden. Denn solche Befragungen verfolgen zwar Einstellungsveränderungen aufeinanderfolgender Jugendkohorten (Hurrelmann et al. 2002; Albert et al. 2006, 2010, 2015). Doch diese Einstellungsveränderungen heben sich kaum von denen der Gesamtgesellschaft ab, sie verschwinden also nach Kontrolle von Periodeneffekten. Zudem haben die hier gezeigten Ergebnisse Bedeutung für eine Literatur, die Tipps zum Umgang mit einer vermeintlich „anderen“ Generation Y geben möchte (Schulenburg 2016; vgl. ebenfalls Krause 2015; Parment 2013). Da nach Berücksich- K 492 M. Schröder tigung von Alters- und Periodeneffekten kaum eine Besonderheit der sogenannten Generation Y übrigbleibt, kann man zugespitzt formulieren, dass diese Literatur Lösungen für ein Problem anbietet, das sie selbst herbeischreibt. Insgesamt legen die hier gezeigten Ergebnisse nahe, dass es wenig Sinn macht, Nachkriegsgenerationen auf der Basis ihrer Einstellungen zu unterscheiden. Die empirischen Daten zeigen durchgehend schwache Effekte, die zumeist in die gegenteilige Richtung dessen weisen, was die Literatur vermutet. Insofern illustriert das periodische Ausrufen neuer Generationen mit unterschiedlichen Einstellungsmustern eher die Konstruktion gesellschaftlicher Mythen als tatsächliche Generationenunterschiede. 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