Köln Z Soziol (2018) 70:469–494
https://doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6
BERICHTE UND DISKUSSIONEN
Der Generationenmythos
Martin Schröder
Online publiziert: 2. Oktober 2018
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Zusammenfassung Dieser Artikel zeigt, dass deutsche Nachkriegskohorten sich
kaum in ihren Einstellungen unterscheiden, weder in Bezug auf Lebensziele noch
in Bezug auf Sorgen oder gesellschaftliches und politisches Engagement. Diese Kohorteneffekte werden unter Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten mit bis zu
551.664 Beobachtungen von bis zu 76.161 Individuen des Sozio-oekonomischen
Panels berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass von der Literatur postulierte Generationsunterschiede zwischen der sogenannten Generation Y, X, den Babyboomern,
den ’68ern sowie der sogenannten Skeptischen Nachkriegsgeneration in Wirklichkeit
kaum existieren. Weithin verbreitete Vorstellungen, wie Generationen sich in ihren
Einstellungen unterscheiden, finden sich somit empirisch nicht bestätigt. Angesichts
dessen sind Umfragen wie die Shell Jugendstudie wenig sinnvoll, ebenso wie eine
Managementliteratur, die Ratschläge zum Umgang mit Generationenunterschieden
gibt, welche empirisch nicht feststellbar sind.
Schlüsselwörter Alter-Perioden-Kohortenmodelle · Karl Mannheim ·
Generation Y · Generation X · Babyboomer · 68er · Nachkriegsgeneration
The Myth of Generations
Abstract This article shows that cohorts in Germany after the Second World War
hardly differ in what they consider important in life, what worries them and how they
engage in politics and society. These cohort effects are calculated after controlling
Zusatzmaterial online Zusätzliche Informationen sind in der Online-Version dieses Artikels (https://
doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6) enthalten.
M. Schröder ()
Institut für Soziologie, Philipps-Universität Marburg
Ketzerbach 11, 35032 Marburg, Deutschland
E-Mail: martin.schroeder@uni-marburg.de
K
470
M. Schröder
for age and period effects using upwards of 500,000 observations from more than
70,000 individuals in the German Socio-Economic Panel study. They show that
differences, which the literature postulates between the so-called generation Y, X, the
baby boomers, the generation of 68, and the so-called skeptical post-war generation
hardly exist. This means that surveys such as the Shell Youth Study make little sense,
as does a management literature that gives advice on how to handle generational
differences that are not empirically identifiable.
Keywords Age-Period-Cohort models · Karl Mannheim · Generation Y ·
Generation X · Babyboomer · Generation of 68 · Post war generation
1 Einleitung
In Abständen von vier bis sechs Jahren berichtet die Shell Jugendstudie über die Einstellungen junger Menschen (Hurrelmann et al. 2002; Albert et al. 2006, 2010, 2015).
Die dahinterstehenden Forscher gehen davon aus, dass der dabei erkennbare Einstellungswandel alle 15 Jahre eine neue Generation hervorbringt, denn gesellschaftliche
Ereignisse während der Jugendzeit einer Geburtskohorte schweißen diese angeblich
mit lebenslang klar abgrenzbaren Einstellungsmustern zusammen (Hurrelmann und
Albrecht 2014, S. 16). Dabei soll die sogenannte Generation Y beispielsweise geprägt worden sein durch 9/11, die Rio-Umweltschutzdeklaration, das Euro-Bargeld,
den Amoklauf von Erfurt, die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, Laptops,
Emails und Internet, das Mobiltelefon, MP3 und den iPod. Die vorherige Generation X hingegen sei durch den Fall der Mauer, Tschernobyl, die EU, Aids, die
Fußball-Weltmeisterschaft 1990, den PC, Telefax, Tastentelefone, CDs und Discmans beeinflusst (Klaffke 2014a, S. 15; Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 22 ff.).
Selbst der „Untergang der Estonia“ (Klaffke 2014b, S. 60) und die Gründung der
„Piratenpartei“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 25) seien generationsprägend
gewesen. Doch wird eine Geburtenkohorte wirklich eine Generation mit lebenslang
abgrenzbaren Einstellungsmustern, weil sie in ihrer Jugend die Rio-Umweltschutzdeklaration statt Tschernobyl, die Fußballweltmeisterschaft 2006 statt 1990, CDs
statt MP3s und SMS statt WhatsApp erlebt hat?
Dieser Artikel zeigt, inwiefern gerade die klassische Generationentheorie Karl
Mannheims (1928) daran zweifeln lässt. Ein Literaturüberblick stellt dar, wie die
Literatur die sogenannte Generation Y von der Generation X, den Babyboomern,
den ̓68ern und der sogenannten Skeptischen Nachkriegsgeneration abgrenzt. Alters-,
Perioden- und Kohortenmodelle untersuchen daraufhin mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels, wie die Einstellungen von im 20. Jahrhundert geborenen Kohorten
sich tatsächlich unterscheiden. Dabei zeigt sich, dass die in der Literatur festgestellten Generationenunterschiede im Wesentlichen nicht existieren. Einstellungen lassen
sich kaum durch die Mitgliedschaft zu einer bestimmten Geburtenkohorte erklären.
Die wenigen und schwachen Effekte, die sich doch zeigen, weisen zudem oft in die
genau gegenteilige Richtung dessen, was die Literatur vermutet.
K
Der Generationenmythos
471
1.1 Der Generationenbegriff als theoretisches Konzept
Nach der klassischen Generationentheorie Karl Mannheims kann von einer Generation „nur insofern gesprochen werden, als und insofern es sich um eine potenzielle
Partizipation an gemeinsam verbindenden Ereignissen und Erlebnisgehalten handelt“
(Mannheim 1928, S. 180). Eine Generation entsteht somit, wenn ein Geburtenjahrgang während seiner besonders prägsamen Jugend- und jungen Erwachsenenjahre
von den gleichen gesellschaftlichen Ereignissen beeinflusst wurde und lebenslang
beeinflusst bleibt, ohne dass der Rest der Gesellschaft dadurch ebenfalls beeinflusst wurde (Mannheim 1928, S. 328; ebenso Ryder 1965, S. 853; Costanza et al.
2012, S. 377).
Die Zwangsläufigkeit, mit der alle 15 Jahre eine neue Generation ausgerufen wird,
widerspricht jedoch diesem Konzept einer „Generationslagerung als Potentialität.“
Denn danach kann eine neue Generation periodisch entstehen, sie muss es aber
nicht. Entsprechend wird bemängelt: „[v]iele der erfundenen Generationenetiketten beziehen sich auf Personen, die letztendlich kaum gemeinsame einschneidende
Erlebnisse [verbinden], und von einem spezifischen gemeinsamen Generationenbewusstsein kann auch nicht die Rede sein. [...] Dies gilt besonders für die Mehrzahl
der propagierten Generationenetiketten, die auf kulturelle Eigenarten abzielt, und
gerade hier handelt es sich um sehr vage Kennzeichnungen“ (Szydlik 2004, S. 9).
Es gilt, drei Generationenkonstrukte zu unterscheiden. Erstens, einen theoretisch
genau definierten Generationenbegriff (Mannheim 1928; Kohli und Szydlik 2000;
Szydlik 2004; Struck 2004). Auf dessen Basis wäre beispielsweise denkbar, dass
Generationen zunehmend postmaterialistisch werden oder ihre Zuversicht negativ
mit ihrer Kohortengröße einhergeht (Easterlin 1961, S. 899; Inglehart 1977). Zweitens, Studien mit wissenschaftlichem Anspruch, die zwar alle 15 Jahre eine neue
Generation ins Leben rufen, deren tatsächliche Existenz jedoch angesichts eines
anspruchsvollen theoretischen Generationenbegriffs zweifelhaft ist (Schelsky 1957;
Scholz 2014; Hurrelmann und Albrecht 2014; Albert et al. 2015; Klaffke 2014a;
Schulenburg 2016; Parment 2013; Krause 2015). Drittens, eine zwar ebenfalls ungenaue Verwendung des Generationenbegriffs, die jedoch auch nur einen populärwissenschaftlichen Anspruch hat, womit sie trotzdem eine potenziell illusorische
öffentliche Wahrnehmung von Generationen bedingt (Illies 2000, 2003; Mangelsdorf 2014). Der folgende Abschnitt verdeutlicht, inwiefern dem eigentlich präzisen
Generationenbegriff der ersten Literatur recht unklar definierte Generationenkonstrukte durch die zweite und dritte Literatur übergestülpt wurden.
1.2 Die Anwendung des Generationenbegriffs auf Geburtenkohorten: Y, X, ̓68er,
Babyboomer, Nachkriegsgeneration
Die derzeit meistdiskutierte Geburtenkohorte ist die zwischen 1985 und 2000 geborene sogenannte Generation Y. Deren Sicherheitsgefühl sei erschüttert, da „Internet,
soziale Netzwerke à la Facebook und die Globalisierung die Gesellschaft gründlich
neu ordnen.“ Zudem sei für Mitglieder der Generation Y „völlig offen“, ob sie „nach
Schule und Ausbildung wirklich einen passablen Job finde[n]“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24). Deswegen fragen deren Mitglieder immer, „was das Beste für
K
472
M. Schröder
sie sei und [verschwenden] keinen Gedanken daran, die Lage auf dem Arbeitsmarkt
politisch zu verändern. Stattdessen konzentrieren sie sich auf Schule, Studium und
Ausbildung“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 33 f.). Entsprechend wird die Generation Y als „Me Me Me Generation“ beschrieben (Klaffke 2014b, S. 59). Ihr wird
eine hohe „Freiheitsorientierung“ (Schulenburg 2016, S. 16) unterstellt und sogar der
„Aufstieg des Individualismus“ (Parment 2013, S. 32) zugeschrieben. Goebel und
Clermont (1997, S. 11) nennen sie „individualisierte Großstadtegomanen.“ Nimmt
man diese Beschreibungen ernst, müsste sich die Generation Y relativ zu vorherigen
Generationen und besonders zur Generation X insofern signifikant unterscheiden,
als dass ihr
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Selbstverwirklichung und
Berufserfolg besonders wichtig sind; sie müsste
eine niedrige Zukunftszuversicht aufweisen,
hohe Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsicherheit und die
eigene wirtschaftliche Situation haben, verbunden mit
niedrigem Politikinteresse und
niedrigem politischem und gesellschaftlichem Engagement.
Aufgrund der Charakteristika vorheriger Generationen sollte sie außerdem den
Wert einer glücklichen Ehe oder Partnerschaft weniger betonen als die sogenannte
skeptische Nachkriegsgeneration, jedoch mehr als die sogenannten ̓68er.
Ob diese acht Eigenschaften auf die Generation Y zutreffen und sie sich damit von anderen Generationen abhebt, ist als Hypothesen H 1 bis H 8 zu prüfen.
Im Folgenden leite ich diese aus der Literatur ab. Dabei sind die entsprechenden
Vermutungen selbst umstritten. Denn oft werden der Generation Y die oben genannten Eigenschaften, gleichzeitig aber auch gegenteilige zugeschrieben. Beispielsweise wird der Generation Y im Rahmen hoher Selbstverwirklichung (H1) nicht nur
eine hohe Freiheitsorientierung, sondern auch das Gegenteil, eine „starke Gemeinschaftsorientierung“ (Schulenburg 2016, S. 13) zugeschrieben. Nach Hurrelmann
und Albrecht (2014, S. 33, 42; vgl. ebenso Albert et al. 2015, S. 16) ordne die
Generation Y zwar alles dem Ziel unter, „in Beruf und Karriere voranzukommen“
(H 2), doch gleichzeitig seien ihr, ganz im Gegenteil, „Gestaltungsmöglichkeiten,
gutes Betriebsklima und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weitaus wichtiger
als eine steile Karriere.“ Andere äußern noch weitergehend, man könne den Eindruck haben, dass „die Angehörigen der Generation Y gar kein Interesse mehr daran
hätten, Karriere zu machen“, sie „bevorzugen eine Karriere, die eher seitlich verläuft“ (Krause 2015, S. 32). Demgegenüber unterstellt Schulenburg (2016, S. 16) der
Generation Y zwar „hohe Vergütungsansprüche“, doch Mangelsdorf (2014, S. 21 f.)
vermutet wieder ganz im Gegenteil, für sie sei „Arbeit nur eine Möglichkeit zur
Selbstverwirklichung.“ Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 38) meinen, die Generation hätte Sorge, „den Lebensstandard, den sie von ihren Eltern gewohnt sind,
selbst nicht halten zu können.“ Doch gleichzeitig sei sie „stets umworben [...] durch
Arbeitgeber“ (Schulenburg 2016, S. 15). Einerseits habe sie eine „lauernde Angst
vor dem Absturz“, andererseits sei sie „immun gegen Ungewissheiten“ (Hurrelmann
und Albrecht 2014, S. 24, 41). Einerseits habe sie eine „realistische und pragmati-
K
Der Generationenmythos
473
sche Weltsicht“, andererseits verliere sie „vorübergehend die Maßstäbe für die reale
Welt“ (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 42 f.).
Nicht nur wird der Generation Y somit immer wieder eine Einstellung und
gleichzeitig deren Gegenteil zugeschrieben. Auch sind etliche der Zuschreibungen
selbst höchst nebulös. So sei die Generation Y „zwischen pragmatischem Idealismus
und robustem Materialismus“ zu verorten (Albert et al. 2015, S. 34). Mangelsdorf
(2014, S. 35) meint gar, dass sich „Ypsiloner subtile Farben und natürliches Licht
[wünschen]. Farbnuancen in entspannten Aquamarinblau- und Grüntönen sind beliebter als grelle, bunte Farben.“ Parment (2013, S. 9, 11) schreibt der Generation Y
zu, „viel Wert auf Emotionen“ zu legen und „die Strategien der Zukunft neu definieren“ zu wollen.
Um zu diesen Urteilen zu kommen, berufen sich viele Autoren auf die Medienberichterstattung, welche sich wiederum auf diese Autoren beruft (vgl. Parment 2013, S. 113; Buchhorn und Werle 2011; Frick 2010; Klaffke 2014a, S. 5;
2014b, S. 66). Doch die zum Beleg der vermeintlichen Generation Y herangezogenen Untersuchungen vergleichen Einstellungen gar nicht kohortenübergreifend.
So äußert Parment (2013, S. 5), nur 2,8 % der Generation Y stimme der Aussage zu, „lieber keine Wahlmöglichkeiten“ zu wollen. Doch man erfährt nicht, ob
frühere Jugendliche öfter „keine Wahlmöglichkeiten“ wollten. Ebenso unterstellen
Autoren der Generation Y „unterdurchschnittliches“ Vertrauen in Parteien (Albert
et al. 2015, S. 23), ohne dies mit anderen Geburtenkohorten zu kontrastieren. Selbst
großangelegte Untersuchungen wie die Shell Jugendstudie sind dazu nicht in der
Lage, da sie Einstellungen Jugendlicher weder über längere Zeiträume noch mit denen Erwachsener vergleichen. Generationenforscher meinen deswegen, es gebe „gewichtige methodische Kritik an der Generationenforschung.“ Doch diese sei „kaum
diskussionswürdig“, da „die Existenz einer Generation Y nicht zu bezweifeln ist“
(Schulenburg 2016, S. 7, S. f.).
Dies mag stimmen, wenn man beschreibt, dass die Generation Y „nach emotionaler Bindung und tiefer Befriedigung“ (Mangelsdorf 2014, S. 23) sucht. Aber gab
es jemals eine Geburtenkohorte, die nicht nach „emotionaler Bindung und tiefer
Befriedigung“ suchte? Auch sei die Generation Y auf der „Suche nach einem gesicherten und eigenständigen Platz in der Gesellschaft“ und versuche „sich den
Gegebenheiten so anzupassen, dass sie Chancen, die sich auftun, ergreifen können“,
sie habe eine „Bedürfnis nach Sicherheit“ und „positiven sozialen Beziehungen“
(Albert et al. 2015, S. 13). Doch ist überhaupt eine Geburtenkohorte denkbar, die
nicht nach einem gesicherten und eigenständigen Platz in der Gesellschaft sucht,
sich nicht anpasst, um Chancen zu ergreifen und kein Bedürfnis nach Sicherheit und
positiven sozialen Beziehungen hat?
Dabei müsste sich die Generation Y von ihrem Vorgänger abgrenzen, der von
1970 bis 1985 geborenen Generation X. Oertel (2014, S. 48) schreibt, diese sehe
„Arbeit als zentralen Lebensinhalt, Freizeit hingegen als weniger wichtig an.“ Doch
drei Sätze später beschreibt Oertel das genaue Gegenteil: die Generation X habe „ein
ausgesprochenes Interesse an einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Privatleben.“ Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 23) meinen sogar, die Generation X habe
„null Bock auf Arbeit“, sie sei „orientierungslos und hedonistisch.“ Für die schon
angesprochene Hypothese 2 werden hier also ebenfalls sehr unterschiedliche Aus-
K
474
M. Schröder
sagen getroffen, wonach der Generation X beruflicher Erfolg wahlweise besonders
wichtig oder unwichtig ist. Ebenso wird der Generation X einerseits angedichtet,
ihren Eltern sehr nahe zu sein (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 23), andererseits habe sie sich „von den Perspektiven und Rollenbildern ihrer Väter und Mütter
emanzipiert“ (Goebel und Clermont 1997, S. 10) und habe eine außergewöhnliche
schlechte Beziehung zu ihren Eltern (Parment 2013, S. 4). Nicht nur scheint die Generation X damit ähnlich janusköpfig wie die Generation Y. Sie ist zumindest in der
populärwissenschaftlichen Literatur auch sehr wandlungsfähig. So hat sich laut Ilies
(2000) das Lebensgefühl dieser Generation innerhalb von drei Jahren „entscheidend
verändert“ (Illies 2003). Doch wie sinnvoll ist ein Generationenbegriff, der innerhalb
von drei Jahren ganz neue Einstellungsmuster in einer Generation vorfindet? Dies ist
schließlich das Gegenteil des klassischen Generationenverständnisses Mannheims,
welches von lebenslang stabilen Einstellungsmustern einer Generation ausgeht.
In Bezug auf solche Einstellungen müsste sich die Generation X von den zwischen 1955 und 1970 geborenen Babyboomern abheben. Diese seien „geprägt von
der Urerfahrung der Masse und mussten lernen, ihren beruflichen Weg beziehungsweise ihre Karriereambitionen mit hoher sozialer Kompetenz zu verfolgen“ (Klaffke
2014a, S. 12; vgl. dahinterstehend die Konzeption in Easterlin 1961: 899). Doch ihre
später geborenen Mitglieder wuchsen dafür angeblich schon „in der saturiertesten
und langweiligsten Epoche der Bundesrepublik auf: ,Es ging allen gut‘“ (Hurrelmann
und Albrecht 2014: 38). Dies ist nicht nur schwer in Einklang zu bringen mit Untersuchungen, die eine Verschlechterung der Arbeitsmarksituation dieser Geburtenkohorte feststellen (Blossfeld 1986, S. 217; Klein 2003, S. 103; Mayer 2004, S. 202).
Auch gibt es in Bezug auf die Einstellungen der Babyboomer erneut sehr widersprüchliche Aussagen. Parment (2013, S. 8) vermutet, typisch für Babyboomer sei,
„auf ihr Hab und Gut zu achten“, womit eine hohe Orientierung an Berufserfolg
(H 2), Sorgen um den Arbeitsplatz (H4) und die eigene wirtschaftliche Situation verbunden sein müsste (H 5). Auch Klein (2003, S. 105) sieht eine „geringere Affinität
zu postmaterialistischen Wertorientierungen“, die mit den oben genannten Effekten
für die angesprochenen Hypothesen und einer niedrigen Betonung von Selbstverwirklichung (H 1) einhergehen müsste. Doch wieder ganz im Gegenteil vermuten
Hurrelmann und Albrecht (2014, S. 23) „postmaterialistische Werte“, was hohe
Selbstverwirklichungswerte bedingen müsste (vgl. ebenfalls Inglehart 1977).
Zumindest besteht Einigkeit, dass die Generationen Y und X sich von den Protesten der von 1940 bis 1955 geborenen ̓68er Generation distanziert haben, die gegen
Kapitalismus, Machtverhältnisse, Konsum und Wachstum protestierten (Hurrelmann
und Albrecht 2014, S. 19 f.; Boltanski und Chiapello 2001, S. 468). Dabei hätten
sie „familiäre und geschlechtliche Leitbilder“ hinterfragt (Herbert 2003, S. 110; vgl.
ebenfalls Boltanski und Chiapello 2001, S. 468 f.) und seien eine politisch aktive
Generation gewesen (Lüscher und Liegle 2003, S. 31; Wirth 2001, S. 14). Die ̓68er
sollten somit eine hohe Neigung zur Selbstverwirklichung aufweisen (H 1), Berufserfolg als weniger wichtig ansehen (H 2), ein höheres Politikinteresse aufweisen (H 6)
und ein höheres Interesse an entsprechendem politisch-gesellschaftlichem Engagement (H 7) haben. Sie sollten außerdem traditionelle Werte und Lebensmodelle, wie
eine glückliche Ehe/Partnerschaft als weniger wichtig einschätzen (H 8). Doch auch
diese Charakterisierungen sind umstritten. So äußert Herrmann (2003, S. 161; vgl.
K
Der Generationenmythos
475
ebenso Herbert 2003, S. 113), politisches Engagement sei nur „bei kleinen Teilgruppen stark ausgeprägt“ gewesen, die Masse habe in „passiver Interessiertheit“
verharrt.
Ein geringes Politikinteresse (H 6) und Engagement (H 7) sei wiederum typisch
für die Vorgänger der ̓68er, die von 1925 bis 1940 geborene sogenannte Skeptische
Generation. Denn diese wurde mit der Ideologie des Nationalsozialismus indoktriniert, um daraufhin dessen Zusammenbruch zu erleben. Deswegen sollte sie eine
„deutlich hervortretende Politikferne“ aufweisen (Herbert 2003, S. 104). Sie sei
aufgrund ihrer Jugenderfahrung auch „skeptischer, misstrauischer, glaubens- oder
wenigstens illusionsloser als alle Jugendgenerationen vorher“ und werde „nie revolutionär, in flammender kollektiver Leidenschaft auf die Dinge reagieren [und] alles
Kollektive ablehnen, ohne daraus ein Gegenprogramm zu machen [...], damit das
mühselig und glücklich wieder Erreichte, der Wohlstand und das gute Gewissen, die
gebilligte Demokratie und die private Zurückgezogenheit, nicht wieder aufs Spiel
gesetzt werden“ (Schelsky 1957, S. 488 f.). Dies suggeriert ein niedriges Politikinteresse (H 6), eine niedrige Bereitschaft, sich politisch oder gesellschaftlich einzusetzen
(Hypothese H 7) und die hohe Relevanz einer glücklichen Ehe und Partnerschaft
(Hypothese H 8) für diese vermeintliche Generation.
Als Nachfolger der Generation Y wird schon die Generation Z ausgemacht.
Über deren maximal 14-Jährige Mitglieder berichten Hurrelmann und Albrecht
(2014, S. 26), es handele sich um eine „sehr selbstbewusste und wieder politisch
stärker interessierte junge Generation“, die sich „nicht so unter Leistungsdruck setzt
wie die vorangehende.“ Scholz (2014, S. 29 f.) bezieht sein Generationenurteil über
maximal 14-Jährige aus folgenden vier Quellen: einem „Aufsatz aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift, den zwei Forscher aus Gazibad (einem Vorort von New
Delhi) verfasst haben [...], Zeitungsartikeln [...], Blogs, Foren [und] viertens dokumentierte Einzelbeobachtungen.“ Doch wenn Autoren äußern, für die Generation Z
stehen „Bedürfnisse nach Sicherheit, Orientierung und Zugehörigkeit [...] flexibel
neben Leistungsorientierung und Ehrgeiz sowie dem Wunsch nach Abwechslung,
individueller Entfaltung und Lebensgenuss“ (Klaffke 2014b, S. 73), so kann man
auch hier fragen, ob jemals eine Geburtenkohorte gegen Sicherheit, Orientierung
und Zugehörigkeit, Abwechslung, individuelle Entfaltung und Lebensgenuss war?
Gegenüber Charakterisierungen, die schon 14-Jährige als neue Generation ansehen, gibt es kaum empirische Ergebnisse aus begutachteten Fachzeitschriften, die
durch Einstellungen abgrenzbare Generationen empirisch belegen könnten (vgl. als
einzige Ausnahme Klein 2003). Insofern präsentiert die derzeitige Literatur „a problematic picture of the empirical evidence for generational differences. The evidence
is at best mixed, with as many studies failing to find differences between generations as finding them [and] a number of authors finding differences that contradict
the popular stereotypes of Baby Boomers, Generation X and Generation Y“ (Parry
und Urwin 2011, S. 88). Insgesamt gebe es „little evidence supporting the existence of significant and meaningful differences that are attributable to generation
membership“ (Costanza et al. 2012, S. 288). Kohli und Szydlik (2000, S. 7) sprechen gar von einer „Generationenetikettierungswut“ und bezweifeln, dass dahinter
reale Einstellungsunterschiede stehen (vgl. ebenso Struck 2004, S. 49; Mommsen
2003, S. 115).
K
476
M. Schröder
Jene, die immer wieder neue Generationen identifizieren, äußern zwar, diese
Kritik habe „in Wissenschaftskreisen schon zu Zweifeln geführt, ob [mit dem Generationenbegriff] überhaupt gearbeitet werden kann und soll.“ Doch dies wischen
sie beiseite mit dem Argument, der Generationenbegriff gehöre „zur Umgangssprache. Man kann daher annehmen, dass er auf verbreitete Erfahrungen und Vorstellungen verweist und zu deren Umschreibung nützlich ist“ (Lüscher und Liegle
2003, S. 33). Doch sollte Wissenschaft sich von der Umgangssprache diktieren
lassen, welche Konzepte sie für geeignet hält oder sollte sie alltagsweltliche Beobachtungen vielmehr kritisch auf ihren empirischen Wahrheitsgehalt prüfen? Bisher
stehen entsprechende empirische Studien aus, wie Costanza et al. (2012, S. 379) in
ihrer Metaanalyse feststellen: „Empirical studies using longitudinal designs are rare
and studies that include a conceptualization of the changing nature of generational
differences over time are rarer still.“
2 Daten und Methoden
Das deutsche Sozio-oekonomische Panel (SOEP) enthält 586.422 Beobachtungen
von 80.459 Individuen aus den Geburtenkohorten 1892 bis 1998. Die Tabelle unter Überschrift 2 im Online Anhang („Deskriptive Informationen: Verteilung der
Generationen auf Geburtenjahrgänge“) zeigt, wie diese Beobachtungen sich auf
die Geburtenjahrgänge verteilen. Aus diesen Beobachtungen habe ich acht Einstellungsvariablen genutzt, welche die acht Hypothesen über Generationen testen
können (vergleiche dazu die deskriptiven Darstellungen der acht Variablen unter
Überschrift 2 im Online Anhang „Deskriptive Informationen: Einstellungsvariablen/
abhängige Variablen“). Je nach Einstellungsvariable stehen 110.516 bis 582.132 Beobachtungen zur Verfügung. Dabei berücksichtige ich nur Personen, die nach dem
Jahr 1925 geboren wurden, was den Datensatz auf (je nach Variable) 104.792 bis
551.664 Beobachtungen reduziert. Tabelle 1 gibt eine Übersicht darüber, welche
Hypothese mit welcher Variable untersucht wird.
Die ersten beiden Variablen wurden so kodiert, dass Befragte mit den Antwortmöglichkeiten 1) ganz unwichtig, 2) weniger wichtig, 3) wichtig und 4) ganz wichtig
bewerten, für wie essenziell sie es halten, sich selbst zu verwirklichen und Erfolg im
Beruf zu haben. Dies kann Hypothese H 1 und H 2 testen. Hypothese H 3, dass sich
Tab. 1 Hypothesen und entsprechende Variablen
Hypothese
Getestet mit Variable
1
2
Wichtigkeit: sich selbst verwirklichen
Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben
3
Sehe Zukunft zuversichtlich
4
5
Sorgen Arbeitsplatzsicherheit
Sorgen eigene wirtschaftliche Situation
6
7
Interesse für Politik
Wichtigkeit: sich politisch, gesellschaftlich einsetzen
8
Wichtigkeit: glückliche Ehe, Partnerschaft haben
K
Der Generationenmythos
477
Generationen in ihrer Zukunftszuversicht unterscheiden, teste ich mit einer Variable,
die Befragte bittet, auf die Aussage „Sehe Zukunft zuversichtlich“, mit den Antwortmöglichkeiten: 1) gar nicht, 2) eher nicht, 3) eher und 4) ganz und gar zu antworten.
Die Hypothesen H 4 und H 5 zu unterschiedlichen Sorgen der Generationen teste ich mit Variablen, in denen Befragte gebeten wurden anzugeben, ob sie sich 1)
keine Sorgen, 2) einige Sorgen oder 3) große Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit und
die eigene wirtschaftliche Situation machen. Hypothese H 6, die von unterschiedlichem Politikinteresse der Kohorten ausgeht, teste ich mit einer Variable, in der das
Interesse für Politik mit den Kategorien 1) „überhaupt nicht“, 2) „nicht stark“, 3)
„stark“ und 4) „sehr stark“ abgefragt wurde. Zudem messe ich Hypothese H 7, welche unterschiedliches politisches und gesellschaftliches Engagement der Kohorten
postuliert, mit Fragen nach der wahrgenommenen Wichtigkeit dieses Engagements.
Hypothese H 8, zum Rückzug ins Private einiger Generationen, teste ich mit einer
Variable, welche abfragt, für wie wichtig Befragte eine glückliche Ehe oder Partnerschaft halten. Die Kategorien dieser letzten beiden Variablen sind dieselben wie
bei den Variablen zu Hypothese H 1 und H 2.
In jedem Fall sind die dabei berechneten Kohorteneffekte nur bereinigt um Alterseffekte aussagekräftig. Denn dass junge Menschen anders als ältere denken, sagt
nichts über eine Generation aus, schließlich kann auch das jeweilige Lebensalter
Einstellungsunterschiede erklären. Um auf Kohorteneffekte und damit Generationen
zu schließen, muss man deswegen Menschen im gleichen Alter vergleichen. Dies
geschieht zuerst deskriptiv, indem ich für jede der Einstellungsvariablen zeige, ob
jede Geburtenkohorte im Alter von 16 bis 25 eine besondere Verteilung auf die Antwortmöglichkeiten aufweist. In einem zweiten Schritt fasse ich Geburtenjahrgänge
zu den in der Literatur postulierten Generationen zusammen. Dabei versuche ich, die
Antworten auf die Einstellungsvariablen mit der Kohortenzugehörigkeit zu erklären,
während ich die Variablen Alter, Alter quadriert und Erhebungsjahr kontrolliere.
Erst unter Kontrolle dieser linearen und nicht-linearen Einflüsse des Lebensalters
und von Periodentrends, die die gesamte Bevölkerung erfassen können, zeigt sich,
ob tatsächlich die Kohortenzugehörigkeit der Befragten deren Antworten beeinflusst.
Ein in der Methodenliteratur vieldiskutiertes Problem ist, dass Alters-, Periodenund Kohorteneffekte rein statistisch nicht zu trennen sind (Glenn 1976; Mason und
Wolfinger 2001; Ryder 1965). Denn die Kohortenzugehörigkeit ergibt sich aus dem
Jahr einer Messung minus dem Lebensalter zum Jahr dieser Messung, sodass jeder
Kohorteneffekt durch eine lineare Kombination von Perioden- und Alterseffekten erklärbar ist (Mason et al. 1973; Mason und Fienberg 1985). Es ist prinzipiell unmöglich, diese lineare Abhängigkeit der drei Zeitvariablen aufzulösen (O’Brien 2011;
Smith 2004, S. 113; Holford 1991; Luo 2013). Beispielsweise kann man nicht feststellen, ob ein 20-Jähriger im Jahr 1990 eine Einstellung hatte, weil er 1970 geboren
ist (Kohorteneffekt) oder weil er im Jahr 1990 genau 20 Jahre alt ist (Perioden- plus
Alterseffekt). Denn es gibt keine Vergleichsgruppe, die zwar ebenfalls 1970 geboren
wäre, aber 1990 nicht 20 Jahre alt ist. Dies ist allerdings nur problematisch, wenn
man gleichzeitig Dummyvariablen für Geburtsjahr, Lebensjahr und Kalenderjahr
aufnimmt oder für jede Kohorte spezifische Alters- oder Periodeneffekte zugrunde
legt. Unproblematisch messbar ist dahingegen, ob eine Geburtenkohorte unter Kontrolle ihres Lebensalters und des Messzeitpunktes eine andere Einstellung als eine
K
478
M. Schröder
andere Kohorte aufweist, solange man denselben linearen und gegebenenfalls quadratischen Einfluss des Lebensalters und Messzeitpunktes auf die Einstellungen aller
Kohorten unterstellt (Glenn 1976; Rodgers 1982; Holford 1985; Mason und Wolfinger 2001, S. 2190 f.). Um sicherzustellen, dass diese Unterstellung unproblematisch
ist, muss man die Ergebnisse der deskriptiven Analysen mit den Ergebnissen durch
Alters-, Perioden- und Kohortenmodelle vergleichen.
Unstrittig ist, dass die Antworten „sehr wichtig“, „wichtig“, „weniger wichtig“
und „ganz unwichtig“ abnehmende Zustimmung implizieren. Unklar ist jedoch, in
welchem Ausmaß die Zustimmung sich von einer Kategorie zur nächsten verringert. Eine logistische Random Effects-Regression kann nichtsdestotrotz berechnen,
wie die kohortenspezifische Zustimmung sich nach Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten unterscheidet. Denn sie stellt die ordinale Skalierung der Antwortmöglichkeiten in Rechnung, indem sie zeigt, wie wahrscheinlich es für jede der Geburtenkohorten ist, eine höhere Antwortkategorie zu wählen, beispielsweise „sehr
wichtig“ statt „wichtig.“ Da die meisten Hypothesen über die Generation Y vorliegen, berechne ich, ob die Antworten jeder vorherigen Generation sich von denen
der Generation Y unterscheiden. Ich differenziere dazu die von 1985–2000 geborene
Generation Y 1) von der Skeptischen Generation (Geburt 1925–40), 2) den ̓68ern
(1940–55), 3) den Babyboomern (1955–70) und der 4) Generation X (1970–85).
Da Signifikanztests bei den hier genutzten sehr hohen Fallzahlen falsche positive
Ergebnisse liefern, ist es erstens sinnvoll, sich auch die substanziellen Effektstärken klar zu machen. Zweitens ist ein Nachteil der Analysemethoden für kategoriale
Daten, dass Effekte in Regressionsmodellen immer relativ zu einer anderen Generation gezeigt werden müssen (hier zur Generation Y). Ein dritter Nachteil ist,
dass diese Modelle zwar ausrechnen, wie hoch die Chance einer bestimmten Kohorte ist, eine höhere Antwortkategorie (und damit stärkere Zustimmung zu einer
Einstellungsfrage) auszuwählen. Die Modelle unterscheiden jedoch nicht, ob eine
bestimmte Kohorte beispielsweise Antwortmöglichkeit 3 statt 2 oder 4 statt 3 wählt.
Um diesen drei Problemen zu begegnen, visualisiere ich alle Effektstärken, indem
ich zeige, wie stark jede der Kohorten jede der Antwortmöglichkeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit wählt, als es der Durchschnitt aller Geburtenkohorten tut,
nachdem Alters- und Periodeneffekte kontrolliert wurden.
Neben diesen Alters- und Periodeneffekten kontrolliere ich, ob Befragte aus Westoder Ostdeutschland kommen. Dies stellt in Rechnung, dass die deutsche Bevölkerung nach 1990 nicht dieselbe ist wie vorher. Die unten präsentierten Effekte habe
ich ebenfalls unter Kontrolle von und jeweils getrennt nach Geschlecht, Ausbildungsniveau, Beschäftigungssituation und deutscher Staatsangehörigkeit berechnet.
Dies verändert die Ergebnisse jedoch kaum. Deswegen, und da die Literatur gerade nicht vermutet, dass Kohorten sich erst nach Kontrolle von Bildung, Geschlecht
oder Herkunft unterscheiden, nehme ich keine weiteren Kontrollvariablen in die
Hauptberechnungen auf.
K
Der Generationenmythos
479
3 Resultate
3.1 Deskriptive Datendarstellung
Die Grafiken in Abb. 1 zeigen deskriptiv, wie jede Geburtenkohorte im Jugendalter von 18 bis 25 auf die acht untersuchten Einstellungsfragen geantwortet hat.
Alle Daten sind gewichtet, um ein repräsentatives Bild der auf Gesamtdeutschland
hochgerechneten (jugendlichen) Bevölkerung zu geben. Wenn es wirklich Generationen gibt, dann müssten die unterschiedlichen Geburtenkohorten im Jugendalter
unterscheidbare Einstellungen haben.
Die deskriptiven Grafiken in Abb. 1 zeigen, dass entgegen der Annahme unterschiedlicher Generationen, von 1966 bis 1991 geborene Geburtenkohorten im Jugendalter jeweils sehr ähnlich auf die verschiedenen Einstellungsfragen geantwortet
haben. Die von der Literatur diskutierten Unterschiede finden sich kaum. So gibt es
gerade in Bezug auf die Wichtigkeit von Selbstverwirklichung kaum systematische
Unterschiede des Antwortverhaltens verschiedener Geburtenkohorten. Ein leichter
Trend scheint erkennbar zu sein, wonach ab 1972 geborene Kohorten Berufserfolg
als wichtiger ansehen, was Teile der Literatur für die Generation X und Y annehmen, andere jedoch nicht. Man könnte auch argumentieren, dass zumindest in den
letzten vier gemessenen Jahrgängen (der Generation Y) die Zukunftszuversicht etwas niedriger ist. Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsicherheit oder wirtschaftliche
Situation scheinen jedoch kaum systematisch mit den verschiedenen Geburtenkohorten zu schwanken, ebenso wenig das Interesse für Politik. Für die Wichtigkeit,
Wichtigkeit: Sich selbst verwirklichen
[1] Ganz unwichtig
0
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1
12
13
0
1
13
10
1
1
13
10
1
1
14
10
1
1 7
10
0
1 7
0 5
1
9
14
0
1
11
7
2
7
1
0
8
1
9
10
2
1 6
11
0
1
8
0 8
7
1
1
9
[2] Weniger wichtig
20
40
[3] Wichtig
[4] Sehr wichtig
60
80
50
52
51
55
51
57
52
49
58
53
44
100
37
35
35
34
36
32
34
40
34
38
49
58
55
46
54
50
54
54
53
51
57
52
51
54
52
55
37
35
40
34
41
38
37
37
37
36
37
40
38
40
36
Abb. 1 Einstellungsvariablen für 18–25-Jährige, je nach Geburtsjahrgang
K
480
M. Schröder
Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben
[1] Ganz unwichtig
[2] Weniger wichtig
0
20
[3] Wichtig
40
1966 3
8
1967 0
8
1968 1
10
1969 2
10
X0
9
1971 1
8
1972 1
10
1973 3
9
1974 1 6
1975 2 4
1976 2
6
1977 1 3
1978 1 5
1979 1
9
1980 1
6
1981 1
8
1982 1 6
1983 2
8
1984 1 5
Y 4
7
1986 1 5
1987 0 5
1988 0 5
1989 1 5
1990 0 6
1991 1
10
[4] Sehr wichtig
60
80
54
56
52
46
52
50
44
43
100
35
36
37
42
39
41
45
45
45
48
45
49
48
44
47
49
51
43
43
48
61
32
46
51
44
42
54
58
45
37
37
44
49
45
43
42
44
41
45
50
52
52
50
47
Abb. 1 (Fortsetzung)
Sehe Zukunft zuversichtlich
[1] Gar nicht
[2] Eher nicht
0
20
1966
7
1967
29
1969
9
1971
28
1972
5
1973 3
1974 4
1975
1976
24
1978
3
1979
4
1980
24
19
55
19
52
20
21
52
14
66
18
20
57
23
29
57
21
15
31
21
55
17
Abb. 1 (Fortsetzung)
17
64
56
13
12
59
20
11
K
15
53
13
4
16
19
29
Y 2
1986 3
1991
16
51
22
5
1989 1
1990 1
16
21
56
24
1987 1
1988 1
16
56
23
1983 1
1984 3
14
55
25
6
3
16
57
22
1977
45
51
24
3
15
55
25
3
100
45
47
23
5
[4] Ganz u.gar
80
53
32
7
X
60
33
4
1968
[3] Eher
40
60
57
23
22
26
Der Generationenmythos
481
Sorgen Arbeitsplatzsicherheit
[1] Keine Sorgen
0
[2] Einige Sorgen
20
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
[3] Grosse Sorgen
40
60
80
53
53
56
52
51
55
54
32
31
31
32
34
32
32
42
44
41
44
42
46
44
41
39
36
41
47
38
40
41
40
40
41
42
38
36
39
41
40
41
37
33
39
38
35
54
31
49
48
35
35
57
100
15
16
13
16
16
12
14
18
16
18
14
21
18
18
18
21
23
22
21
23
22
24
16
16
16
14
29
Abb. 1 (Fortsetzung)
Sorgen eigene wirtschaftliche Situation
[1] Keine Sorgen
0
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
20
[2] Einige Sorgen
40
28
30
31
24
24
29
26
23
27
22
26
22
25
26
22
22
21
20
21
20
19
19
27
22
28
28
[3] Grosse Sorgen
60
53
52
51
55
54
52
54
54
52
57
51
54
54
49
51
52
50
52
53
52
54
55
49
56
50
52
80
100
19
18
18
21
22
19
19
22
21
21
23
24
21
25
26
25
28
28
26
28
28
26
24
22
22
20
Abb. 1 (Fortsetzung)
K
482
M. Schröder
Interesse fuer Politik
[4] Ueberh. nicht
0
[2] Nicht stark
20
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
[3] Stark
40
[4] Sehr stark
60
80
50
23
50
19
22
23
26
25
23
24
24
28
26
26
23
24
27
31
29
25
23
32
29
31
27
24
25
28
100
22
24
51
52
21
21
57
56
56
53
55
54
53
53
57
50
54
48
48
52
52
48
50
51
50
52
48
47
15
16
17
19
17
15
18
18
17
22
16
18
18
19
20
16
17
15
18
21
22
20
5
7
6
3
2
3
4
3
4
3
3
3
3
3
4
4
6
4
4
4
4
3
5
3
5
6
Abb. 1 (Fortsetzung)
Wichtigkeit: Sich politisch, gesellschaftlich einsetzen
[1] Ganz unwichtig
0
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
[2] Weniger wichtig
20
[3] Wichtig
40
60
23
21
21
48
58
56
19
21
53
16
13
15
55
52
51
24
26
28
31
22
26
17
19
19
54
51
55
47
62
56
18
17
15
20
13
16
48
31
60
52
52
22
23
24
25
21
25
21
16
21
56
52
33
51
13
15
18
53
53
28
27
52
57
21
17
Abb. 1 (Fortsetzung)
23
23
20
52
26
17
100
26
29
31
32
29
K
[4] Sehr wichtig
80
44
35
3
2
2
1
1
1
3
3
5
2
3
3
1
3
2
1
3
4
2
3
4
3
3
2
2
4
Der Generationenmythos
483
Wichtigkeit: Glueckliche Ehe, Partnerschaft haben
[1] Ganz unwichtig
[2] Weniger wichtig
0
1966
1967
1968
1969
X
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
Y
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1 3
2 5
1
7
6
2
2 5
1
7
3
5
3
10
5
8
8
4
9
3
3
7
6
3
2 2
0 6
0 6
8
3
9
3
2
6
4
9
11
4
1
7
1 6
1 5
10
2
0 7
20
40
27
[3] Wichtig
[4] Sehr wichtig
60
80
100
68
66
64
66
72
67
63
28
28
26
22
24
29
36
33
51
54
58
53
52
50
31
35
38
41
25
70
30
32
26
63
62
63
36
33
52
59
32
32
35
33
30
33
29
55
54
57
60
64
55
64
Abb. 1 (Fortsetzung)
sich politisch und gesellschaftlich einzusetzen, kann man noch am ehesten erkennen,
dass die zuletzt geborene Geburtskohorte hohe Werte zeigt, was jedoch genau dem
Gegenteil dessen entspricht, was der Generation Y unterstellt wird. Auch der Wert
einer Rückkehr ins Privatleben scheint kaum systematisch zwischen vermeintlichen
Generationen zu schwanken, wenn man sich anschaut, wie stark einzelne Kohorten
die Wichtigkeit einer glücklichen Ehe oder Partnerschaft betonen.
Anhand dieser deskriptiven Daten kann man kaum von nennenswerten Generationeneffekten sprechen, erst recht nicht von jenen, die die Literatur postuliert.
Doch die deskriptive Analyse hat drei Nachteile. Sie kann zwar die Einstellungen
von Geburtenkohorten im selben (Jugendalter) untersuchen, jedoch nur für den Zeitraum, für den wir Daten entsprechender Jugendlicher haben. Sie kann zudem nicht
zeigen, ob Unterschiede statistisch signifikant sind und kann keine Periodeneffekte
herausrechnen. Dies geschieht deswegen im Folgenden.
3.2 Inferenzstatistische Analyse
Alle Effekte der Tab. 2 beruhen auf ordinalen Regressionen. In diesen wird die
Chance jeder Generation angegeben, bei der jeweiligen Variablen eine Antwortmöglichkeit anzugeben, die einen Punkt über den Antworten der Generation Y liegt. So
bedeutet beispielsweise der erste Effekt von 0,895 in Modell 1, dass die sogenannte
skeptische Generation gegenüber der Generation Y eine um 10,5 % (insignifikant)
verringerte Chance hat, Selbstverwirklichung auf der Viererskala für eine Kategorie
wichtiger als die Generation Y zu halten. Die mit den Geburtenkohorten verbunde-
K
484
K
Tab. 2 Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
Wichtig
Selbst verwirklichen
Wichtig
Erfolg
Beruf
Zuversichtlich
Zukunft
Sorge
Arbeitsplzsicher
Sorge
eigen
wirt Sit
Interesse
Politik
Wichtig
pol gesell
einsetzen
Wichtig
glueck Ehe
Partner
Skeptisch
0,895
0,797
0,922
1,084
0,879
0,717
0,763
1,243
1926–40
68er
(–0,79)
1,109
(–1,54)
1,121
(–0,59)
0,963
(0,58)
0,948
(–1,13)
0,940
(–1,89)
1,357*
(–1,74)
1,266
(1,22)
0,926
1941–55
(0,95)
(1,02)
(–0,35)
(–0,50)
(–0,70)
(2,25)
(1,95)
(–0,55)
Babyboom
1956–70
X: 1971–85
0,953
(–0,63)
0,969
(–0,40)
0,892
(–1,47)
1,096
(1,23)
1,271***
(3,98)
1,111
(1,12)
0,998
(–0,02)
0,956
(–0,46)
Y: 1986–00
Alter
0,899*
0,789***
0,954
1,059
1,298***
0,837**
0,820***
1,187**
(–2,09)
1
(–4,60)
1
(–0,86)
1
(1,16)
1
(6,79)
1
(–2,97)
1
(–3,54)
1
(2,73)
1
0,931***
(–16,64)
0,979***
(–4,48)
0,958***
(–10,14)
1,105***
(20,11)
1,049***
(15,12)
1,080***
(17,74)
0,992
(–1,68)
1,114***
(19,65)
Alter2
1,000***
0,999***
1,000***
0,999***
0,999***
1,000***
1,000
0,999***
Erhebungsjahr
(3,95)
1,005*
(–11,59)
0,994*
(4,23)
1,029***
(–25,13)
0,987***
(–23,15)
1,004
(–11,17)
0,977***
(0,53)
1,036***
(–26,38)
0,979***
(–2,31)
(11,37)
(–5,25)
(1,92)
(–7,58)
(12,75)
(–6,45)
1,324***
(12,02)
1,351***
(12,10)
0,679***
(–17,94)
3,285***
(48,83)
2,176***
(38,99)
0,951
(–1,72)
0,714***
(–12,96)
0,886***
(–3,96)
N_clust
Observations
48.147
111.112
47.429
106.083
35.581
104.792
55.894
335.796
76.161
551.664
75.202
541.410
48.172
111.203
48.102
110.759
Koeffizienten sind Odds Ratios; t-Statistiken in Klammern; *p < 0,05, ** p < 0,01, ***p < 0,001
M. Schröder
(2,02)
Ostdeutschland
Der Generationenmythos
485
nen Effektstärken zeigen somit, ob eine Kohorte bestimmten Einstellungen stärker
zustimmt als die Generation Y, unabhängig von Lebensalter und Messzeitpunkt.
Das erste Modell zeigt nur einen einzigen signifikanten Kohorteneffekt: Nach
Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten hat die sogenannte Generation X eine um
10,1 % geringere Chance, Selbstverwirklichung für eine Antwortkategorie wichtiger
zu halten als die Generation Y. Die Hypothese, dass einzelne Generationen, wie die
̓68er oder die „Ypsiloner“, einen besonders starken Hang zur Selbstverwirklichung
haben, wird also mit Ausnahme eines geringen Hangs zur Selbstverwicklung der
Generation X nicht bestätigt.
Das zweite Modell zeigt wieder nur einen einzigen signifikanten Kohorteneffekt,
nämlich dass die sogenannte Generation X eine um 21,1 % geringere Chance als die
Generation Y hat, Berufserfolg für eine Antwortkategorie wichtiger zu halten. Dies
ist erstaunlich, da einige der Generation X nachsagen, „Arbeit als zentralen Lebensinhalt“ anzusehen (Oertel 2014, S. 48), wobei eben auch die genau gegenteiligen
Aussagen zu finden sind. Die vermeintliche Generation Y unterscheidet sich in ihrer
Betonung von Berufserfolg nicht signifikant von allen anderen Generationen. Selbst
die sogenannte ̓68er-Generation bewertet Berufserfolg als (insignifikant) wichtiger
als die Generation Y. Dass gerade für die Generation Y Berufserfolg wichtig sei,
beispielsweise gegenüber der sogenannten ̓68er-Generation, kann also nicht bestätigt
werden.
Erstaunlich ist ebenfalls, dass Modell 3 zeigt, wie keine einzige der Generationen signifikant zuversichtlicher oder hoffnungsloser in die Zukunft blickt als die
Generation Y. Die Hypothese, dass die Generation Y eine „lauernde Angst vor dem
Absturz“ und ein „erschüttertes Sicherheitsgefühl“ habe (Hurrelmann und Albrecht
2014, S. 15, 24), kann durch den Vergleich mit anderen Generationen somit ebenfalls
widerlegt werden.
Modell 4 zeigt, dass auch keine der vorherigen vermeintlichen Generationen
sich signifikant mehr oder weniger Arbeitsplatzsorgen als die zuletzt geborene vermeintliche Generation Y macht. Damit wiederlegen die Daten die angeblich hohen
Arbeitsplatzsorgen der Generation Y (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24, 33 f.).
Überhaupt zeigt sich, dass Zukunftszuversicht und Sorgen um Arbeitsplatzsicherheit keine signifikanten Kohorteneffekte aufweisen und sich insofern nicht zwischen
vermeintlichen Generationen unterscheiden.
Modell 5 zeigt angesichts der Vorhersagen der Literatur ebenfalls überraschende Ergebnisse. Denn gegenüber den letzten Geburtenjahrgängen der sogenannten
Generation Y haben die Babyboomer eine um 27,1 % und die Generation X eine
um 29,8 % erhöhte Chance, sich mehr Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation zu
machen. Dies widerspricht Hypothese H 5, wonach angeblich gerade Mitglieder
der Generation Y besorgt seien, „den Lebensstandard, den sie von ihren Eltern gewohnt sind, selbst nicht halten zu können.“ Die Daten zeigen das genaue Gegenteil:
nicht die Kinder-, sondern die Elternkohorten machen sich Sorgen um die eigene
wirtschaftliche Situation. Dies passt zu empirischen Untersuchungen, die für diese Kohorten eine Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation ausmachen (Blossfeld
1986, S. 217; Klein 2003, S. 103; Mayer 2004, S. 202). Es widerspricht allerdings
Studien, die diesen Kohorten postmaterialistische Werte und privilegierte Rahmenbedingungen nachsagen (vgl. Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 23 f., 38 ff.).
K
486
M. Schröder
Modell 6 zeigt, dass die sogenannten ̓68er eine um 35,7 % erhöhte Chance aufweisen, ihr Politikinteresse eine Kategorie höher einzustufen als die Generation Y.
Die Hypothese, dass die ̓68er ein hohes Politikinteresse haben, wird somit nicht
durch die Daten bestätigt. Allerdings zeigt die sogenannte Generation X ein signifikant niedrigeres Politikinteresse als die Generation Y. Damit scheinen die ̓68er
ein hohes Politikinteresse zu haben, die letztgeborene Generation Y jedoch kein
besonderes Desinteresse. Auch die klassische Aussage Schelskys (1957, S. 488 f.),
wonach die Nachkriegsgeneration eine „skeptische“ Generation sei, die sich ins Privatleben zurückziehe und wenig für Politik interessiere, wird durch die Daten nur
insofern bestätigt, als dass sie ein insignifikant niedrigeres Politikinteresse aufweist.
Hypothese H 7, wonach die Generation Y politisches Engagement als weniger
wichtig erachtet, wird von den Daten ebenfalls widerlegt. Zwar zeigen die Jahrgänge
der sogenannten ̓68er-Generation tatsächlich eine (insignifikant) höhere Betonung
politisch-gesellschaftlichen Engagements, wieder in Einklang mit der Literatur, die
sie als politische Generation ansieht (Lüscher und Liegle 2003, S. 31). Doch insgesamt ist den zuletzt geborenen Kohorten politisches Engagement nicht durchweg
wichtiger oder unwichtiger als vorherigen Kohorten. Insbesondere zeigt sich auch
hier wieder keine (signifikant) politikskeptische Nachkriegsgeneration, obschon der
substanzielle Effekt in diese Richtung weist. Dass die Generation Y politisches Engagement für genauso wichtig wie vorherige Kohorten hält, ist nicht mit Aussagen
in Einklang zu bringen, wonach die Generation Y angeblich „keinen Gedanken daran“ verschwände, für ihre Probleme politische Lösungen zu suchen (Hurrelmann
und Albrecht 2014, S. 33 f.).
Die Hypothese H 8, wonach gerade die „Skeptische“ Generation sich ins Privatleben zurückgezogen hat, wird nur insofern bestätigt, als dass Modell 8 zeigt,
wie diese Kohorten die Wichtigkeit einer glücklichen Ehe/Partnerschaft insignifkant
stärker betonen. Erstaunlich ist auch, dass die sogenannten ̓68er tradierte Lebensformen weder stärker noch schwächer als andere befürworten. Insgesamt zeigt sich
damit, dass die Zustimmung zur Wichtigkeit von Ehe und Partnerschaft nur schwach
von der Geburtenkohorte abhängt.
3.3 Visualisierung der Ergebnisse
Die vorherigen Regressionen zeigten, ob Geburtenkohorten bestimmte Einstellungen stärker als die vermeintliche Generation Y haben. Sie können jedoch weder
zeigen, ob die Antworten einzelner Geburtenkohorten über dem Durchschnitt aller
Geburtenkohorten liegen, noch ob bestimmte Kohorten einzelne Antwortmöglichkeiten öfter als andere wählen. Deswegen visualisieren Abb. 2 und 3 die Effekte
der obigen Regressionen. Bei starken Kohorteneffekten müsste erkennbar sein, dass
einzelne Kohorten einzelne Antworten auf Fragen signifikant häufiger als andere
wählen. Dies ist der Fall, wenn die Antwortwahrscheinlichkeit einer Geburtenkohorte von den Antworten aller Geburtenkohorten (eingezeichnet als horizontale Linie)
signifikant (also inklusive des Konfidenzintervals) abweicht. Inwiefern dies der Fall
ist, zeigen die folgenden Grafiken.
K
Der Generationenmythos
487
Wichtigkeit: Erfolg im Beruf haben
0
0
,2
,2
,4
,4
,6
,6
,8
,8
Wichtigkeit: Sich selbst verwirklichen
Skeptisch
68er
Babyboom
X
1925-40
1940-55
1955-70
1970-85
Outcome=1
Outcome=2
Outcome=3
X
Y
68er
Babyboom
Skeptisch
Y
1970-85
1985-00
1940-55
1955-70
1985-00 1925-40
Outcome=4
Outcome=1
Outcome=2
Outcome=3
Outcome=4
,5
Sorgen Arbeitsplatzsicherheit
,2
0
,1
,2
,3
,4
,4
,6
Sehe Zukunft zuversichtlich
Skeptisch
68er
Babyboom
X
1925-40
1940-55
1955-70
1970-85
Outcome=1
Outcome=2
Outcome=3
Skeptisch
68er
Y
1940-55
1985-00 1925-40
Outcome=1
Outcome=4
Babyboom
X
Y
1955-70
1970-85
1985-00
Outcome=2
Outcome=3
Abb. 2 Visualisierte Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten
Die ersten vier in den Regressionen ausgewerteten Variablen zeigen, dass kaum
eine der vermeintlichen Generationen mit signifikant höherer oder niedrigerer Wahrscheinlichkeit eine Antwortmöglichkeit auswählt als der Durchschnitt aller Generationen. Schwache Kohorteneffekte sind nur insofern zu erkennen, als dass die sogenannten ̓68er etwas seltener die Antwortmöglichkeit 2 auf die Frage nach Selbstverwirklichung ausgewählt haben und dafür etwas öfter die Antwort 4 (höhere Antwort-
K
488
M. Schröder
Interesse fuer Politik
0
0
,2
,2
,4
,4
,6
,6
,8
,8
Sorgen eigene wirtschaftliche Situation
Skeptisch
1925-40
68er
1940-55
Outcome=1
Skeptisch
68er
Babyboom
X
Y
Babyboom
X
Y
1940-55
1955-70
1970-85
1985-00
1955-70
1970-85
1985-00 1925-40
Outcome=1
Outcome=2
Outcome=3
Outcome=4
Outcome=2
Outcome=3
Wichtigkeit: Glueckliche Ehe, Partnerschaft haben
0
0
,2
,2
,4
,4
,6
,6
,8
,8
Wichtigkeit: Sich politisch, gesellschaftlich einsetzen
Skeptisch
1925-40
68er
1940-55
Outcome=1
Babyboom
1955-70
Outcome=2
X
1970-85
Outcome=3
Skeptisch
Y
1985-00 1925-40
Outcome=4
68er
1940-55
Outcome=1
Babyboom
1955-70
Outcome=2
X
1970-85
Outcome=3
Abb. 3 Visualisierte Kohorteneffekte nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten-2
K
Y
1985-00
Outcome=4
Der Generationenmythos
489
kategorien bedeuten stärkere Zustimmung). Auch haben die ̓68er öfter die höchste
Zustimmung (Kategorie) 4 gewählt bei der Frage, wie wichtig Berufserfolg ist und
dafür etwas seltener die Antwortmöglichkeit 2. Ansonsten gibt es in Bezug auf die
ersten vier Variablen keine vermeintliche Generation, die eine der Antwortmöglichkeiten deutlich öfter oder seltener wählt als der Durchschnitt aller Kohorten. Ein
ähnliches Bild zeigt sich für die nächsten vier untersuchten Variablen.
In Bezug auf die Variablen, die in den Modellen 5–8 untersucht wurden, zeigt sich,
dass die ersten Geburtenjahrgänge seltener und die mittleren häufiger Sorgen um ihre
eigene wirtschaftliche Situation angeben (Antwortmöglichkeiten 3 oder 2 statt 1).
Auch zeigt sich wieder, dass die ̓68er öfter ein eher hohes (Antwortmöglichkeit 3
von 4) und die skeptische Generation ein niedriges Politikinteresse angeben. Ebenso
bewerten die ̓68er die Wichtigkeit politisch-gesellschaftlichen Engagements auf der
Viererskale häufiger mit 3 und seltener mit nur 1 oder 2 Punkten.
Insgesamt zeigt die Visualisierung der Kohorteneffekte insofern nur schwache
Ausschläge, welche die vorherigen Regressionsergebnisse illustrieren. Selbst wenn
man lediglich verlangt, dass beispielsweise eine Kohorte eine bestimmte Antwortmöglichkeit mit nur 5 % höherer Wahrscheinlichkeit als der Durchschnitt aller Kohorten auswählt, so findet man keinen entsprechenden Kohorteneffekt. Die wenigen
schwachen Effekte entsprechen zudem kaum den Vorhersagen der Literatur, mit
Ausnahme einer politisch eher interessierten ̓68er-Generation.
3.4 Alternative Operationalisierungen von Generationenunterschieden
Denkbar ist, dass kaum Einstellungsunterschiede zwischen Geburtenkohorten erkennbar sind, weil Einstellungen mit den falschen Variablen operationalisiert wurden. Alternativ könnte man aufgrund der Literatur vermuten, dass es der Generation Y aufgrund ihrer vermeintlichen Selbstbezogenheit weniger wichtig ist, für
andere da zu sein oder sie weniger bei Freunden und Verwandten mithilft, sich weniger in Vereinen und Verbänden engagiert oder eine geringere Parteipräferenz hat.
Aufgrund ihrer Verunsicherung könnte sie sich auch weniger Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung oder die Friedenserhaltung machen. Doch die
Untersuchung dieser sechs weiteren Einstellungen mit deskriptiven Analysen, ordinalen Modellen und visualisierten Effektstärken (vergleiche die Überschriften 3 bis
5 im Online-Anhang) lässt ebenfalls kaum nennenswerte Einstellungsunterschiede
erkennen. Nicht nur die vermeintliche Generation Y ist in Bezug auf diese Einstellungen unauffällig, sondern auch alle anderen vermeintlichen Generationen sind
es.
Wenn sich jedoch (schwache) Effekte zeigen, weisen diese abermals in die genau
gegenteilige Richtung dessen, was die Literatur vermutet. So zeigt sich deskriptiv
und nach Kontrolle von Alters- und Periodeneffekten, dass es gerade für später geborene Kohorten und damit besonders für die sogenannte Generation Y wichtiger
wird, für andere da zu sein. Auch das tatsächliche Mithelfen bei Freunden und Verwandten nimmt etwas zu, ebenso wie das ehrenamtliche Engagement. Auch zeigen
sich zurückgehende Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und um die Friedenserhaltung. Die Generation Y hat sogar eine stärkere Politikpräferenz als die
vorhergehende Generation. All dies passt weder zu einer selbstbezogenen noch zu
K
490
M. Schröder
einer unpolitischen und erst recht nicht zu einer angeblich in ihrem Sicherheitsgefühl
erschütterten Generation Y (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24). Die Regressionen und die grafischen Visualisierungen der Effektstärken zeigen jedoch auch, dass
die Zugehörigkeit zu einer Geburtenkohorte nur einen substanziell schwachen und
meist insignifikanten Einfluss auf das Antwortverhalten hat.
4 Diskussion
Dass weithin genutzte Generationenetiketten kaum etwas mit realen Einstellungsunterschieden zu tun haben, wurde bisher lediglich vermutet, empirisch jedoch nicht
nachgewiesen (vgl. Szydlik 2004, S. 9; Struck 2004, S. 49). Die oben präsentierten
Daten haben gezeigt, dass Geburtenkohorten sich in ihren Einstellungen tatsächlich
nur geringfügig unterscheiden und wenn doch, dann kaum so, wie Generationenforscher es vermuten.
So wird zwar angenommen, dass die im Nationalsozialismus sozialisierten Kohorten nach dessen Zusammenbruch zu einer politisch „skeptischen“ Generation
wurden (Schelsky 1957, S. 488 f.; Herbert 2003, S. 104). De facto halten sie jedoch
politisches Engagement nicht für signifikant unwichtiger als andere Jahrgänge. Am
ehesten lässt sich noch bestätigen, dass die um das Jahr 1968 sozialisierten Geburtenjahrgänge tatsächlich ein höheres Politikinteresse bekunden (Lüscher und Liegle
2003, S. 31; Boltanski und Chiapello 2001, S. 468; Hurrelmann und Albrecht 2014,
S. 19 ff.). Die Literatur argumentiert allerdings, dass die ̓68er auch tradierte Lebensweisen in Frage stellten (Herbert 2003, S. 110) und besonders kapitalismuskritisch
waren (Boltanski und Chiapello 2001, S. 468 f.). Dies zeigen die Daten nicht. So
bewerten die sogenannten ̓68er die Wichtigkeit von Ehe und Partnerschaft, beruflichem Erfolg und Selbstverwirklichung weder als wichtiger noch als unwichtiger
als andere Generationen. Dass die Generation X Berufserfolg für etwas weniger
wichtig als die Generation Y hält, ist erstaunlich, da über sie geschrieben wurde, sie
sehe „Arbeit als zentralen Lebensinhalt“ (Oertel 2014, S. 48) an, wobei eben auch
das genaue Gegenteil über sie geschrieben wurde (Hurrelmann und Albrecht 2014,
S. 23).
Die Daten zeigen ebenfalls, dass weitverbreitete Analysen über die Generation Y
falsch sind. Ihr wird politisches Desinteresse unterstellt (Hurrelmann und Albrecht
2014, S. 33 f.), doch die Daten können dies nicht zeigen. Ihr wird übertriebene IchBezogenheit unterstellt (Klaffke 2014b, S. 59; Parment 2013, S. 32; Schulenburg
2016, S. 16). De facto zeigen sich jedoch leicht erhöhte ehrenamtliche Tätigkeiten
in Vereinen und Verbänden sowie kein außergewöhnlicher Hang zur Selbstverwirklichung. Ihr wird ein erschüttertes Sicherheitsgefühl, wirtschaftliche Sorge und Karriereorientierung unterstellt (Hurrelmann und Albrecht 2014, S. 24, 33 f., 38). De
facto zeigen sich eine leicht erhöhte Zukunftszuversicht, keine außergewöhnliche
Bewertung beruflichen Erfolgs sowie leicht verminderte Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation und Arbeitsplatzsicherheit. Vielleicht noch relevanter als die
Richtung der Effekte ist, dass die meisten Kohorteneffekte sehr schwach sind. Es
finden sich beispielsweise keine Einstellungsvariablen, bei denen eine vermeintliche
Generation nach Kontrolle von Perioden- und Alterseffekten eine Antwort mit auch
K
Der Generationenmythos
491
nur um 5 % höherer Wahrscheinlichkeit als der Durchschnitt aller Geburtenkohorten
auswählt. Eine Ausnahme ist eine politisch interessiertere und engagiertere ̓68er-Generation. Das weitgehende Fehlen von Kohorteneffekte auf Einstellungsunterschiede
hat weitreichende Folgen für die Literatur. Autoren wie Bude (2003, S. 145) argumentieren, man könne „Deutschland als das Land der Generationen bezeichnen“
und an ihnen „die politische Kultur eines Landes“ festmachen. Die Daten zeigen,
dass dies kaum sinnvoll ist. Zumindest auf der Basis von Einstellungsunterschieden
kann man zugespitzt sagen: Es gibt in Deutschland keine Generationen.
Dies widerspricht nicht einer generellen Nutzung des Generationenbegriffs. Beispielsweise ist denkbar, dass noch weiter zurückliegende Geburtenkohorten, die ihre
Erfahrungen im Ersten oder Zweiten Weltkrieg gemacht haben, tatsächlich so stark
davon geprägt wurden, dass man von Generationen sprechen kann. Es scheint jedoch auch prinzipiell einsichtig, dass monumentale Ereignisse wie der Grabenkrieg
und das sinnlose Massensterben des Ersten Weltkriegs Generationen nachhaltiger
prägten als die Gründung der Piratenpartei oder der Untergang einer Fähre, obwohl diese, wie in der Einleitung aufgeführt, als prägende Ereignisse kontemporärer
Generationen genannt werden. Zumindest für Nachkriegskohorten konnten jedoch
keine nennenswerten Einstellungsunterschiede gefunden werden.
Diese Ergebnisse sind kompatibel mit Sichtweisen, die beispielsweise eine zunehmende Postmaterialität diagnostizieren (Inglehart 1977). Zumindest mittels der
hier getesteten Variablen, stellen sich solch sekuläre Einflüsse jedoch eher als Periodentrends dar, welche die gesamte Gesellschaft beeinflussen und damit keine
Kohorteneffekte sind, welche nur einzelne Geburtenkohorten betreffen. So zeigt
beispielsweise der in den Regressionen kontrollierte Periodeneffekt, dass mit der
Zeit alle Menschen die Relevanz politischen und gesellschaftlichen Engagements
höher einschätzen, sich tatsächlich auch stärker engagieren, die Zukunft zuversichtlicher sehen und sich weniger Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Dies ist nur
eben kein Einstellungswandel, der einzelne Geburtenkohorten betrifft, sondern der
sich als Periodeneffekt unter allen Deutschen verbreitet.
Die hier zutage geförderten Ergebnisse widersprechen auch nicht Untersuchungen, wonach einzelne Geburtenkohorten unterschiedlich schwierige Berufseinstiege
hatten (Blossfeld 1986; Mayer 2004). Denn durchaus im Einklang mit diesen Vorhersagen haben die sogenannten Babyboomer und Generation X unabhängig von
Messzeitpunkt und Alter etwas stärkere Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation. Was sich jedoch nicht zeigt, sind weitverbreitete Einstellungsunterschiede,
obwohl diese von populären Generationenforschern aufgrund von Jugendbefragungen immer wieder konstatiert werden.
Angesichts dessen ist es wenig sinnvoll, Befragungen wie die Shell Jugendstudie durchzuführen, um vermeintliche Generationen zu unterscheiden. Denn solche
Befragungen verfolgen zwar Einstellungsveränderungen aufeinanderfolgender Jugendkohorten (Hurrelmann et al. 2002; Albert et al. 2006, 2010, 2015). Doch diese
Einstellungsveränderungen heben sich kaum von denen der Gesamtgesellschaft ab,
sie verschwinden also nach Kontrolle von Periodeneffekten.
Zudem haben die hier gezeigten Ergebnisse Bedeutung für eine Literatur, die
Tipps zum Umgang mit einer vermeintlich „anderen“ Generation Y geben möchte
(Schulenburg 2016; vgl. ebenfalls Krause 2015; Parment 2013). Da nach Berücksich-
K
492
M. Schröder
tigung von Alters- und Periodeneffekten kaum eine Besonderheit der sogenannten
Generation Y übrigbleibt, kann man zugespitzt formulieren, dass diese Literatur
Lösungen für ein Problem anbietet, das sie selbst herbeischreibt.
Insgesamt legen die hier gezeigten Ergebnisse nahe, dass es wenig Sinn macht,
Nachkriegsgenerationen auf der Basis ihrer Einstellungen zu unterscheiden. Die
empirischen Daten zeigen durchgehend schwache Effekte, die zumeist in die gegenteilige Richtung dessen weisen, was die Literatur vermutet. Insofern illustriert das
periodische Ausrufen neuer Generationen mit unterschiedlichen Einstellungsmustern
eher die Konstruktion gesellschaftlicher Mythen als tatsächliche Generationenunterschiede.
Literatur
Albert, Mathias, Klaus Hurrelmann, Tns-Infratest und Shell. Hrsg. 2006. Jugend 2006: eine pragmatische
Generation unter Druck. Shell-Jugendstudie. Frankfurt a. M.: Fischer.
Albert, Mathias, Klaus Hurrelmann, Gudrun Quenzel, Tns-Infratest und Shell. Hrsg. 2010. Jugend 2010:
eine pragmatische Generation behauptet sich. Shell-Jugendstudie. Frankfurt a. M.: Fischer.
Albert, Mathias, Klaus Hurrelmann, Gudrun Quenzel, Tns-Infratest und Shell. Hrsg. 2015. Jugend 2015:
eine pragmatische Generation im Aufbruch. Shell-Jugendstudie. Frankfurt a. M.: Fischer.
Blossfeld, Hans-Peter. 1986. Career opportunities in the Federal Republic of Germany: A dynamic
approach to the study of life-course, cohort, and period effects. European Sociological Review
2:208–225.
Boltanski, Luc, und Eve Chiapello. 2001. Die Rolle der Kritik in der Dynamik des Kapitalismus und der
normative Wandel. Berliner Journal für Soziologie 11:459–477.
Buchhorn, Eva, und Klaus Werle. 2011. Generation Y. Die Gewinner des Arbeitsmarkts. Spiegel Online.
Bude, Heinz. 2003. Die 50er Jahre im Spiegel der Flakhelfer und der 68er-Generation. In Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, Hrsg. Jürgen Reulecke, 145–158. Berlin: De Gruyter
Oldenbourg.
Costanza, David P., Jessica M. Badger, Rebecca L. Fraser, Jamie B. Severt und Paul A. Gade. 2012. Generational differences in work-related attitudes: A meta-analysis. Journal of Business and Psychology
27:375–394.
Easterlin, Richard A. 1961. The American baby boom in historical perspective. The American Economic
Review 51:869–911.
Frick, Marike. 2010. Generation Internet. Wie Personaler die Mitarbeiter der Zukunft suchen. Manager
Magazin.
Glenn, Norval D. 1976. Cohort analysts’ futile quest: Statistical attempts to separate age, period and cohort
effects. American Sociological Review 41:900–904.
Goebel, Johannes, und Christoph Clermont. 1997. Die Tugend der Orientierungslosigkeit. Berlin: Volk &
Welt.
Herbert, Ulrich. 2003. Drei politische Generationen im 20. Jahrhundert. In Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, Hrsg. Jürgen Reulecke, 95–114. Berlin: De Gruyter Oldenbourg.
Herrmann, Ulrich. 2003. „ungenau in dieser Welt“ – kein Krawall, kein Protest: Der unaufhaltsame Aufstieg um 1940 Geborener in einer „Generationen“-Lücke. In Generationalität und Lebensgeschichte
im 20. Jahrhundert, Hrsg. Jürgen Reulecke, 159–186. Berlin: De Gruyter Oldenbourg.
Holford, Theodore R. 1985. An alternative approach to statistical age-period-cohort analysis. Journal of
Chronic Diseases 38:831–836.
Holford, Theodore R. 1991. Understanding the effects of age, period, and cohort on incidence and mortality
rates. Annual Review of Public Health 12:425–457.
Hurrelmann, Klaus, Mathias Albert, Tns-Infratest und Shell. Hrsg. 2002. Jugend 2002. Shell-Jugendstudie.
Frankfurt a. M.: Fischer.
Hurrelmann, Klaus, und Erik Albrecht. 2014. Die heimlichen Revolutionäre. Weinheim: Beltz.
Illies, Florian. 2000. Generation Golf. Eine Inspektion. Berlin: Argon.
Illies, Florian. 2003. Generation Golf Zwei. München: Blessing.
Inglehart, Ronald. 1977. The silent revolution. Princeton, NJ: Princeton University Press.
K
Der Generationenmythos
493
Klaffke, Martin. 2014a. Erfolgsfaktor Generationen-Management – Handlungsansätze für das Personalmanagement. In Generationen-Management: Konzepte, Instrumente, Good-Practice-Ansätze, Hrsg.
Martin Klaffke, 3–25. Wiesbaden: Springer.
Klaffke, Martin. 2014b. Millennials und Generation Z. Charakteristika der nachrückenden ArbeitnehmerGenerationen. In Generationen-Management: Konzepte, Instrumente, Good-Practice-Ansätze, Hrsg.
Martin Klaffke, 57–82. Wiesbaden: Springer.
Klein, Markus. 2003. Gibt es die Generation Golf? Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
55:99–115.
Kohli, Martin, und Marc Szydlik. 2000. Einleitung. In Generationen in Familie und Gesellschaft, Hrsg.
Martin Kohli und Marc Szydlik, 7–18. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Krause, Lea. 2015. Die Generation Y – ihre Wünsche und Erwartungen an die Arbeitswelt. München:
Rainer Hampp.
Luo, Liying. 2013. Assessing validity and application scope of the intrinsic estimator approach to the ageperiod-cohort problem. Demography 50:1945–1967.
Lüscher, Kurt, und Ludwig Liegle. 2003. Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft. Konstanz:
UVK.
Mangelsdorf, Martina. 2014. Generation Y. Offenbach: Gabal.
Mannheim, Karl. 1928. Das Problem der Generationen. Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie 7:157–185,
309–330.
Mason, William M., und Stephen E. Fienberg. 1985. Cohort analysis in social research: Beyond the identification problem. New York: Springer-Verlag.
Mason, William M., und Nicholas H. Wolfinger. 2001. Cohort analysis. In International encyclopedia of
the social & behavioral sciences, Hrsg. Neil J. Smelser und B. Baltes Paul, 2189–2194. Oxford:
Pergamon.
Mayer, Karl Ulrich. 2004. Unordnung und frühes Leid? Bildungs-und Berufsverläufe in den 1980er und
1990er Jahren. In Geboren 1964 und 1971: neuere Untersuchungen zu Ausbildungs- und Berufschancen in Westdeutschland, Hrsg. Steffen Hillmert und Karl Ulrich Mayer, 201–213. Wiesbaden: Verlag
für Sozialwissenschaften.
Mommsen, Hans. 2003. Generationenkonflikt und politische Entwicklung in der Weimarer Republik. In
Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert, Hrsg. Jürgen Reulecke, 115–126. Berlin:
De Gruyter Oldenbourg.
O’brien, Robert M. 2011. Constrained estimators and age-period-cohort models. Sociological Methods &
Research 40:419–452.
Oertel, Jutta. 2014. Baby Boomer und Generation X . Charakteristika der etablierten Arbeitnehmer-Generationen. In Generationen-Management: Konzepte, Instrumente, Good-Practice-Ansätze, Hrsg. Martin Klaffke, 27–56. Wiesbaden: Springer.
Mason, Karen Oppenheim, William M. Mason, H. H. Winsborough und W. Kenneth Poole. 1973. Some
methodological issues in cohort analysis of archival data. American Sociological Review 38:242–258.
Parment, Anders. 2013. Die Generation Y. Mitarbeiter der Zukunft motivieren, integrieren, führen. Wiesbaden: Springer Gabel.
Parry, Emma, und Peter Urwin. 2011. Generational differences in work values: A review of theory and
evidence. International Journal of Management Reviews 13:79–96.
Rodgers, Willard L. 1982. Estimable functions of age, period, and cohort effects. American Sociological
Review 47:774–787.
Ryder, Norman B. 1965. The cohort as a concept in the study of social change. American Sociological
Review 30:843–861.
Schelsky, Helmut. 1957. Die skeptische Generation: eine Soziologie der deutschen Jugend. Düsseldorf:
Diederichs.
Scholz, Christian. 2014. Generation Z: Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt.
Weinheim: Wiley.
Schulenburg, Nils. 2016. Führung einer neuen Generation. Wie die Generation Y führen und geführt werden sollte. Wiesbaden: Springer Gabler.
Smith, Herbert L. 2004. Response: Cohort analysis redux. Sociological Methodology 34:111–119.
Struck, Olaf. 2004. Generation als zeitdynamische Strukturierung von Gesellschaften und Organisationen.
In Generation und Ungleichheit, Hrsg. Marc Szydlik, 49–76. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Szydlik, Marc. 2004. Zum Zusammenhang von Generation und Ungleichheit. In Generation und Ungleichheit, Hrsg. Marc Szydlik, 7–24. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
K
494
M. Schröder
Wirth, Hans-Jürgen. 2001. Vorwort. In Hitlers Enkel oder Kinder der Demokratie?: die 68er, die RAF
und die Fischer-Debatte, Hrsg. Hans-Jürgen Wirth und Carl-Christian Braunmühl, 7–29. Gießen:
Psychosozial.
Martin Schröder Prof. Dr. für Wirtschaftssoziologie, Philipps-Universität Marburg. Forschungsschwerpunkte: Der Einfluss moralischer Argumente auf wirtschaftliches Handeln und soziale Ungleichheit, vergleichende Kapitalismus- und Wohlfahrtsstaatsforschung, Geschlechterbenachteiligung auf Arbeitsmärkten, Lebenszufriedenheitsforschung. Wichtige Publikationen: Generational inequalities and welfare regimes. Social Forces 92, 2014 (mit L. Chauvel); The impact of cohort membership on disposable incomes
in West Germany, France, and the United States. European Sociological Review 31, 2015 (mit L. Chauvel);
Warum es uns noch nie so gut ging und wir trotzdem ständig von Krisen reden. Salzburg 2018.
K