05
232
Landschaft zwischen
Tradition und Innovation
Paesaggio: tra tradizione e innovazione
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Paesaggio: tra tradizione e innovazione
Landschaft zwischen
Tradition und Innovation
Die Bemühungen um Autonomie und Minderheiten-
Paesaggio: tra tradizione
e innovazione
Gli sforzi per l’autonomia e i diritti delle minoranze han-
rechte haben lange Zeit die Kräfte Südtirols gebunden und
no imbrigliato per molto tempo le forze altoatesine, portando
den Blick auf die eigene Situation konzentriert. Angesichts
la regione a concentrare lo sguardo sulla propria situazione
der erzielten Erfolge könnte sich Südtirol nun intensiver sei-
interna. I successi raggiunti consentono ora all’Alto Adige di
ner Mittlerstellung zwischen verschiedenen Kulturräumen
diventare sempre più consapevole del suo ruolo di “regione eu-
im Sinne einer „europäischen Region“ bewusst werden.
ropea” con funzione di mediazione tra diverse aree culturali.
5.1
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten
234
Lorenzo Dal Ri
5.2
Bau- und Kunstdenkmalplege in Südtirol:
Burgen, Bauernhöfe und „Schwierige Erbschaften“
258
Waltraud Kofler Engl
5.3
Das deutsche Schulsystem in Südtirol
266
Peter Höllrigl
5.4
Das Schulsystem in den ladinischen Ortschaften
274
Roland Verra
5.5
Internationale Forschung aus und für Südtirol – die Europäische Akademie Bozen (EURAC Research)
280
Werner Stuflesser
5.6
Mass media in Sudtirolo
Alessandra Zendron
286
233
5.1
Archäologie des Frühmittelalters
in Südtirol: einige neue Daten
Lorenzo Dal Ri
Nuovi dati sull‘archeologia
del primo medioevo in Alto Adige
La ricerca sull’Alto Medioevo in Alto Adige, come altrove, oltre che delle
poche fonti storiche si avvale soprattutto dei reperti archeologici, il cui numero, a differenza di quello delle fonti storiche, cresce di anno in anno. Tale
crescita è dovuta soprattutto ai ritrovamenti casuali in occasione di scavi
d’emergenza in cantieri, sono però state effettuate anche a campagne sistematiche di scavo nell’ambito di programmi scientiici più mirati delle quali
la pubblicazione è attesa in tempi brevi.
Data la grande quantità di nuovi dati raccolti, per il presente contributo si è dovuta operare una selezione severa. Dunque è stato possibile dare
spazio solo ad alcuni dei molti risultati degli scavi. I medesimi sono stati ripartiti in questa sede nelle seguenti categorie: a) città b) insediamenti rurali
c) siti fortiicati d’altura d) chiuse stradali e) ediici sacri. L’attribuzione cronologica dei singoli reperti è sovente soltanto generica (tra il IV e il X secolo).
Spetterà poi agli studi futuri risolvere il quesito, sempre dificile, relativo
all’attribuzione etnica dei ritrovamenti (Romani o Germani? Quali popolazioni germaniche?).
234
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
5.1
Einleitung
Die Archäologie zum Frühmittelalter kann in Südtirol
auf keine derart frühen Funde und erfolgreiche Forschungen zurückblicken, wie es etwa im Trentino mit der Entdeckung des reichen Gräberfeldes von Civezzano (1885) der
Fall war (Campi 1885; Wieser 1886). Dazu fehlten sowohl Befunde von überregionaler Bedeutung als auch herausragende Forscherpersönlichkeiten, die den Befunden angemessene Aufmerksamkeit schenkten. In Südtirol – wie auch im
Trentino – waren dagegen geschäftstüchtige Antiquare mit
ausschließlich kommerziellen Absichten häuig am Werk,
die mitunter bedeutende Fundobjekte ins Ausland exportierten. Dabei fälschten sie oftmals wissentlich die Angaben zur
Herkunft und den Fundumständen der Objekte, die sie dann
den Museen zum Kauf anboten. Es ist anzunehmen, dass auf
diese Art und Weise auch bedeutende archäologische Hinterlassenschaften von der Forschung unbeobachtet blieben
(Terzer 2005). Erst in den 1930er Jahren wurden wichtigere
südtirolbezogene frühmittelalterliche Untersuchungen publiziert (Egger 1930). Unter anderem veröffentlichte Leonhard
Franz, der bereits die Funde aus Civezzano einer Neubewertung unterzogen hatte, eine Zusammenschau frühmittelalterlicher Fundobjekte aus Südtirol. Diese waren teilweise
im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck und teilweise in lokalen Sammlungen aufbewahrt (Franz 1943; Franz
1951). Von großer Bedeutung für die Forschung Südtirols
sind die 1975 von Karl Kromer (Kromer 1980) von der Universität Innsbruck wieder in Angriff genommenen und später von Hans Nothdurfter und Volker Bierbrauer im Auftrag
der Deutschen Forschungsgemeinschaft weitergeführten
Ausgrabungen auf Kloster Säben bei Klausen. Dies ist eine
der bedeutendsten frühmittelalterlichen Höhensiedlungen
Südtirols. Säben war bis ins 10. Jh. auch Bischofssitz, wie unter anderem ein bedeutendes Kirchenensemble verdeutlicht
(Bierbrauer & Nothdurfter 1978).
Besondere Beachtung verdienen vor allem die von Bierbrauer im Laufe der letzten drei Jahrzehnte veröffentlichten
Beiträge über Trentiner und Südtiroler Fundplätze. Zu den
bevorzugten Thematiken des Autors zählen die archäologischen Hinterlassenschaften der vom 5.–9. Jh. auf dem Territorium verbliebenen, romanisierten Bevölkerung, die mit
den nach und nach sukzessiv ins Land drängenden Völkern
germanischer Herkunft (Goten, Franken, Langobarden und
Bajuwaren) auf unterschiedliche Art und Weise interagierte.
Für Bierbrauer waren Zeugnisse und Merkmale von besonderem Interesse, anhand derer diese germanischen Völker
im archäologischen Fundgut erkannt werden können. Bierbrauer hat die Hinterlassenschaften aus den unterschiedlich
befestigten Höhensiedlungen (castra) sowie deren Beziehung
zu den mitunter im Talboden und auf den Mittelgebirgsterrassen der Haupttäler verbliebenen Ansiedlungen mit diesem Ziel untersucht (Bierbrauer 2008a und b).
In diesem Zusammenhang wurde mehrfach auf die
Abb. 1: Das Bozener Becken: Luftaufnahme aus
Schwierigkeit hingewiesen, die bis um die Mitte des 6. Jh.
südlicher Richtung mit den Höhensiedlungen Sigmundskron
anwesenden Ostgoten über das archäologische Fundgut zu
(im Vordergrund) und Virgl (oben).
erfassen. Dasselbe gilt für die Byzantiner, die das Territo-
235
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
rium für einen kurzen Zeitraum nach dem Ende des grie-
Die weiteren Ausführungen dieses Beitrages sind in An-
chisch-gotischen Krieges bis zur Ankunft der Langobarden
lehnung an den prägnanten Titel „Città, castelli e campagne
(also von 555 bis 567/569) zumindest nominell regierten
nei territori di conine tra VI e VII secolo“ einer vor Jahren
(Bierbrauer 2008a). Was die Langobarden anbelangt, die seit
durchgeführten Tagung (Brogiolo 1995) nach folgenden The-
569 von Verona aus das Etschtal aufwärts zogen, sollten die
men gegliedert:
archäologischen Funde eine deutlichere Sprache sprechen.
•
Städte,
Dasselbe gilt für die Bajuwaren, die seit dem Ende des 6. Jh.
•
ländliche Siedlungen,
von Norden oder Nordosten in das Land vorrückten. Größte
•
befestigte Höhensiedlungen („castra“).
Schwierigkeiten bereitet der archäologischen Forschung der
Nachweis kurzlebiger Episoden, wie etwa die Kriegszüge der
Daran können angeschlossen werden:
Franken im 6. Jh.
•
Unter den Forschern aus dem deutschsprachigen Raum
(Volker Bierbrauer, Mechthild Schulze-Dörrlamm und zuletzt mit unterschiedlichen Ansätzen Stefanie Keim und El-
Straßen, Straßenkontrollstellen („clausurae“) und
Einrichtungen an anderen für den Verkehr wichtigen
geograischen Stellen,
•
Sakralgebäude.
len Riemer) gibt es eine lebhafte Debatte bezüglich einer ethnischen Zuweisung der archäologischen Befunde (Romanen
oder Germanen?). Dasselbe gilt für die Diskussion mit Vertre-
Diesen fünf Kategorien müssen selbstredend die in ihrem Umfeld freigelegten Gräber zur Seite gestellt werden.
tern anderer Schulen insbesondere aus Italien, die mitunter
gegenteilige Meinungen vertreten. So haben die Archäologen
Gianpaolo Brogiolo, Elisa Possenti, Silvia Lusuardi Siena und
Historiker wie Cristina La Rocca, Aldo Settia und Walter Pohl
Städte
verstärkt auf die Schwierigkeit hingewiesen, über Objekte
aus Grabausstattungen bzw. anhand einzelner Grabbräuche
Für die römische Epoche fällt es schwer, in Südtirol von
auf eine ethnische Zugehörigkeit zu schließen (Brogiolo &
tatsächlichen urbanen Verhältnissen sprechen zu können.
Possenti 2001). Mit dem rasch zunehmenden Verzicht auf die
Abgesehen vom Hauptort Tridentum, dem heutigen Trient,
Beigabensitte (in der zweiten Hälfte des 7. Jh. und im 8. Jh.)
einer Niederlassung mit präzise deinierter städtischer An-
wird die Situation für die Archäologie noch problematischer,
ordnung, deren ager sich auf einen großen dem heutigen
da etwa die typologisch sowie chronologisch relevanten Ob-
Südtirol ensprechenden Abschnitt des oberen Etschtales er-
jekte ausbleiben. Was die Siedlungsarchäologie anbelangt,
streckte, waren die restlichen Zentren von geringerer Bedeu-
erschwert u.a. beträchtlich die Forschung die Tatsache, dass
tung. Dies gilt umso mehr für die Spätantike und das Früh-
unsere Kenntnisse über die Entwicklung der keramischen
mittelalter, als die urbanistischen und architektonischen
Formen weiterhin am Anfang stehen.
Strukturen zunehmend spärlicher und von bescheidener
Auf regionaler Ebene stützt sich die Erforschung der
Natur zu werden scheinen. Art und Weise dieser architekto-
Spätantike und des Frühmittelalters auf drei Arten von
nischen Veränderungen würden auch auf lokaler Ebene ein
Quellen. Neben den extrem seltenen historisch-literarischen
interessantes Forschungsfeld darstellen.
Texten (Jarnut 1991; Bierbrauer 2008a und b), und neben den
etwas reicheren Gesetzestexten privatrechtlicher oder öffentlicher Natur (Azzara 2005) sind die rein archäologischen
Quellen zu erwähnen. Diese nehmen von Jahr zu Jahr zu.
Bauzanum – Bozen
Von den derzeitigen städtischen Zentren, deren Wurzeln
in frühmittelalterliche Zeit zurückreichen, muss insbesondere Bozen genannt werden (siehe Abb. 1). In der Historia
Die archäologischen Quellen
Langobardorum des Paulus Diaconus wird für das letzte Viertel des 7. Jh. der Ortsname (castellum) Bauzanum erwähnt, das
von der Forschung aufgrund des offensichtlichen Gleich-
Nur zu selten gelang bedauerlicher Weise eine umfas-
klangs übereinstimmend mit einer befestigten Anlage im
sende Veröffentlichung einer in den letzten Jahren durchge-
Bozner Talkessel in Zusammenhang gebracht wird. Es han-
führten Grabung.
delte sich eindeutig ursprünglich um einen Predialnamen
Von größtem Interesse ist die Thematik rund um das
236
römischen Ursprungs (Loose 1989; Jarnut 1989).
Verhältnis zwischen den spätantik-frühmittelalterlichen
Diese befestigte Höhensiedlung wird sich wohl auf dem
und den römerzeitlichen Siedlungen. Darüber hinaus ver-
Virgl befunden haben, wo bei den Ausgrabungen in der St. Vi-
dienen insbesondere die Zusammenhänge zwischen den
giliuskirche unter anderem ein Grab des 8. Jh. freigelegt wer-
Siedlungsspuren der frühmittelalterlichen Bevölkerung und
den konnte, das zwei Elemente einer italisch-byzantinischen
den hochmittelalterlichen, neuzeitlichen und zeitgenössi-
Gürtelgarnitur enthielt (siehe Tafel II, 16–17) (Dal Ri 2000; De
schen Siedlungsstrukturen Südtirols verstärkt Beachtung,
Marchi 2000; Daim 2000). Zweifelsohne wurde der Name, der
da in dieser Hinsicht vielfach enge Verbindungen letztge-
auf dem Hügel gelegenen Festung im Laufe der Jahrhunder-
nannter mit den Siedlungsbefunden der „dunklen Jahrhun-
te von der Niederlassung im Tal übernommen. Zu Füßen der
derten“ bestehen.
von der Bergrippe des Virgls direkt einsehbaren Hügellanke
5.1
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
verlief eine seit der Römerzeit bestehende Brücke über den
stammt hingegen bereits aus der karolingischen Siedlungs-
Eisack („Pons Drusi“), die auch während des Frühmittelalters
phase (Rizzolli 2006). Eine etwas jüngere Scheibenibel mit
in Funktion blieb (Loose 1989). Etwas weiter im Nordwesten
kreuzförmigem Furchenmotiv (für eine Emaileinlage) sowie
wurde Ende des 5. Jh. oder wahrscheinlicher im 6. Jh. ein sa-
metallene Gürtelbeschläge (10.−11. Jh.) (Bombonato et al.
krales Gebäude am Ort der heutigen Marienkirche errichtet.
2000) datieren indes in die Zeit des vor Ort errichteten Mai-
Dieses Gebäude wurde jedoch bald darauf durch ein katas-
erhofes von St. Afra, der zum Besitz der Diözese Augsburg
trophales Ereignis ungeklärter Ursache stark in Mitleiden-
zählte (Loose 1998; Weber 1999) (siehe Tafel I, 10).
schaft gezogen. Die Kirche scheint bereits am Übergang vom
6. zum 7. Jh. durch den plötzlichen Einsturz der südlichen
Kirchenschiffmauer zu einer Ruine verkommen zu sein und
Castrum Maiense − Meran
blieb über einen längeren Zeitraum hinweg unbenutzt. Erst
Die Entstehung der Stadt Meran ist wohl mit dem Cas-
während dem 8.−9. Jh. kam es zu einem Wiederaufbau (Ras-
trum Maiense in Verbindung zu setzen, das Arbeo von Frei-
mo 1957; Spada 1989; Nothdurfter 2003b). An der Außensei-
sing in der Lebensgeschichte des Heiligen Korbinians für das
te der südlichen Schiffmauer der romanischen (=heutigen)
8. Jh. erwähnt (Lunz 1976; Weber 1999; Hye 1991). Bereits in
Kirche hat man Spuren von Tätigkeiten einer Glasmacher-
römischer Zeit dürfte eine Brücke über die Passer bestan-
werkstatt ermittelt. Diese war wahrscheinlich unter ande-
den haben, die zu einer bedeutenden Verkehrsachse (der Via
rem wohl mit der Herstellung von Einrichtungsgegenstän-
Claudia Augusta) − gehörte (siehe Abb. 2).
den für eine ursprüngliche Kirche beauftragt (Fenstergläser;
In mittelalterlichen Schriftzeugnissen wird anstelle der
Glaslampen). Zum Fundmaterial zählen neben Stengel-
heutigen Postbrücke wiederholt ein solcher Übergang er-
fußgläsern (5.−7. Jh.) auch Beispiele von glasierter Keramik
(4.−6. Jh.) (siehe Tafel I, 1–6) (Dal Ri 1989). Diese Werkstatt
stellte wohl die Produktion in den letzten Jahrzehnten des
6. Jh. ein. Wegen der beachtlichen Ausmaße der ursprünglichen Kirchenanlage (40 x 12 m), die auf regionaler Ebene
mit jenen der Coemeterialbasilika des Hl. Vigilius in Trient
(43 x 14 m) vergleichbar sind und aufgrund ihrer architek-
b
tonischen Merkmale, ist mit der Existenz eines bedeutenden antiken Siedlungszentrums in unmittelbarer Nähe zu
rechnen. Bis jetzt kamen vereinzelte Spuren vorwiegend aus
dem Frühmittelalter ans Tageslicht. So sind beim Bau des
neuen Pastoralzentrums (1990−91), unmittelbar südöstlich
der Kirche, durch spätere Eingriffe arg beschädigte Überreste
(Basis aus Stein- und Ziegelbruch) einfacher (Holz-)Häuser
zum Vorschein gekommen. Dazwischen verlief ein Straßenzug mit einer Schottertrasse (Dal Ri 1995; Bierbrauer 2008).
An Kleinfunden konnten nur wenige Münzen spätrömischer
Prägung, ein Schreibgriffel aus Bronze und spärliche Keramik geborgen werden (siehe Tafel II, 1). Auch auf dem Areal
des ehemaligen Bozner Krankenhauses, etwa 300 m östlich
der Kirche, stieß man auf Überreste (Pfostenlöcher, Lehm-
A
böden) einfacher Häuser (Marzoli 2001). Außerdem fanden
sich Münzen spätrömischer Prägung und eine ovale Gürtelschnalle ohne Beschlag aus Eisen (6.−7. Jh.?) (siehe Tafel II,
15). Vom Waltherplatz (1985) in unmittelbarer Nähe der Marienkirche stammt der Streufund einer Armbrustibel vom
Typ Siscia (spätes 5.–Anfang 6. Jh.) (Schulze-Dörrlamm 1986;
Bierbrauer 2008b) (siehe Tafel I, 7).
Überreste
einfacher
frühmittelalterlicher
Gebäude
(Mauern in Lehmbindung, Lehmstampfböden, Pfostenlöcher etc.) konnten ferner im Bereich des Kapuzinerklosters
etwa 150 m südwestlich der Kirche (Grabungen 1995−97)
freigelegt werden. Zu den dort geborgenen Funden zählen
ein propellerförmiger Gürtelbeschlag mit Kerbschnittverzierung, für den eine militärische Herkunft möglich ist (4.−5.
Jh.), eine Vogelibel mit Kreisaugenverzierung (5.−7. Jh.) und
ein Schnallendorn mit schildförmiger Basis (6.−7. Jh.) (sie-
Abb. 2: Meran: Luftaufnahme aus nördlicher Richtung mit den zwei
he Tafel I, 8–9). Eine Münze Ludwig des Frommen (814−840)
Fundstellen: a) Sandplatz; b) Untermais, Frauenkirche.
237
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
wähnt. Dieser Übergang musste infolge von Überschwem-
während der Spätantike als auch im Frühmittelalter hin (5.
mungen mehrfach wieder aufgebaut werden. Die Vermu-
und 6. Jh.). So zeichnet sich hier eine Verdichtung von Münz-
tung, eine frühgeschichtliche Siedlung in engster Beziehung
funden und Trachtbestandteilen im 4./Beginn des 5. Jh. ab,
mit dem Castrum Maiense von Arbeo in der „Altstadt“ neben
die auf die Anwesenheit von Militäreinheiten hindeuten kön-
der Passer im Bereich des Steinachviertels (Dal Ri & Rizzi
nen (Dal Ri 1984; Kaufmann & Demetz 2001). Außerdem fand
1995) lokalisieren zu können, gewinnt mehr und mehr an
sich eine Fibel mit kurzem Fuß und gelochtem Bügelende, die
Gewicht. So kam beispielsweise während der Grabungsar-
wohl typologisch in die Nähe des Typs Invillino zu stellen ist
beiten am Sandplatz (2007) in unmittelbarer Nähe der oben
(Mitte 5.−Mitte 6. Jh.) (siehe Tafel III, 2-5) (Dal Ri & Rizzi 1995).
erwähnten Postbrücke und im Vorfeld des hochmittelalterli-
Die dem Säbener Bischof am Beginn des 10. Jh. übertra-
chen Bozner Tores eine Kreuzibel mit Kreisaugen- und Ritz-
gene curtis Prihsna gehörte offensichtlich zum Fiskalgut. Die
liniendekor zum Vorschein (6.−7. Jh.) (siehe Tafel III, 1). Es
Bezeichnung inter convallia, die in der Schenkungsurkunde
konnten dort einige Münzen spätrömischer Prägung gebor-
von 901 als geograische Angabe aufscheint, stimmt gut mit
gen werden (Marzoli 2009). Außerdem gibt es eine Fundnotiz
der Lage des Fundortes Stufels und dem Gebiet am Zusam-
über eine Goldmünze Konstantins II. (306–337) aus Meran
menluss von Eisack und Rienz überein. Mit größter Wahr-
(Hormayr 1826; Lunz 1976).
scheinlichkeit war die Verlegung des Bischofssitzes von dem
castrum Säben bei Klausen nach Brixen im Laufe des 10. Jh.,
Prihsna − Brixen
238
die infolge der Schenkung der curtis Prihsna durch Ludwig das
Kind an Bischof Zacharias vonstatten ging, wohl nur eine
Während der in den letzten Jahren durchgeführten Gra-
Rückkehr zum ursprünglichen Sitz (Dal Ri 1984; Kaufmann
bungen konnten im Talbecken von Brixen wiederholt Spuren
& Demetz 2001). Nach derzeitigem Forschungsstand gab es
einer bedeutenden römerzeitlichen Siedlung nachgewiesen
dagegen im frühen Mittelalter rund um das Talbecken von
werden, die augenscheinlich mit der wichtigen Verkehrs-
Brixen keine befestigten Höhensiedlungen. Die Gegend dürf-
achse durch das Eisacktal in Zusammenhang stand (siehe
te auch zwischen dem 6. Jh. und dem Beginn des 10. Jh. nicht
Abb. 3). Der Siedlungsschwerpunkt scheint sich im Stadtteil
vollständig verlassen worden sein, obwohl die Besiedlung we-
Stufels auf einer felsigen Vorgebirgsterrasse am Zusammen-
niger intensiv und das öffentliche Leben dürftiger ausgeprägt
luss zwischen Eisack und Rienz, am linksseitigen Rienzufer
waren. Damals dürfte wohl die landwirtschaftliche Nutzung
ausgebreitet zu haben. Die archäologischen Überreste deu-
der fruchtbaren Böden des Schwemmkegels im Vordergrund
ten in Stufels auf eine kontinuierliche Besiedlung sowohl
gestanden haben.
Abb. 3: Brixen – Stufels (am Zusammenluss von Eisack und Rienz): Luftaufnahme von Südosten.
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
5.1
Abb. 4: St. Lorenzen im Pustertal: Solidus im Namen
des Anastasios. Gold (Vorder- und Rückseite).
etwa cm. 1,8
Hauptsächlich auf die karolingerzeitliche Wiederbesied-
1985). Bis heute konnten zwei Gräberfelder lokalisiert wer-
lung im 9. Jh. und den daran anschließenden Wiederaufbau
den, wobei das größere der beiden an die östliche Peripherie
urbaner Strukturen gehen archäologische Befunde entlang
der Siedlung in der Flur „Pichlwiese“, etwa 200 m östlich der
des Eisackufers (Stufels, Hotel Stremitzer) zurück. Abgesehen
Anhöhe Sturmbühel anschließt (Dal Ri et al. 2002).
von einem beachtlichen Keramikfundgut kam dort auch eine
Die Grabungen der letzten drei Jahrzehnte zeigen, dass
Scheibenibel des Facies Köttlach mit Darstellung des Heili-
die römerzeitlichen Ruinen von einem Siedlungshorizont
gen Lammes zum Vorschein (siehe Tafel III, 7) (Dal Ri 1979;
mit Überresten einfacher Gebäude überlagert werden. Es
Kaufmann & Demetz 2001).
fanden sich u. a. ausgedehnte, dichte Steinsetzungen, die
Ein zweiter Siedlungsschwerpunkt zeichnet sich im
wohl als Basis für Holzhütten dienten. Während der großlä-
Stadtteil Rosslauf am rechtsseitigen Eisackufer ab, der im
chigen Ausgrabungen im Jahr 1938 hatte man diese Struktu-
Laufe des letzten Jahrzehnts großlächig untersucht werden
ren nicht richtig erkannt, und auch einer ganzen Reihe früh-
konnte. Zahlreiche Überreste einfacher Gebäude belegen
mittelalterlicher Fundobjekte (geschnitzte Knochennadeln,
neben älteren Siedlungsspuren auch eine spätantike und
Bronzenadeln, aus Ziegel ausgeschnittene Spinnwirtel usw.)
frühmittelalterliche Besiedlung des Areals. Zum Fundmate-
wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Lediglich ein aus
rial zählen das Bruchstück einer möglichen Zikadenibel (5.
Goldmünzen bestehender Schatzfund, der sich in den Ru-
Jh.), eine Vogelibel und eine silberne Stilusnadel (6.–7. Jh.)
inen des Thermalgebäudes fand, erregte beachtliches Auf-
sowie ein eiserner Reitersporn mit Spuren von Verzierung
sehen (Bansa 1939; Arslan 2001; Lunz 2004b; Rizzolli 2007).
(Tauschierung) (7.–8. Jh.) (siehe Tafel IV, 1–3). Abgesehen
Ein Solidus im Name des Anastasios (491–518), der vor
von zwei Münzen Karls des Großen (Rizzolli 2006) und ei-
zwei Jahren von einer Privatperson übergeben wurde (sie-
nem halbmondförmigen, emailverzierten Ohrring (9.−10. Jh.)
he Abb. 4), war ebenfalls sehr wahrscheinlich ursprünglich
(siehe Tafel IV, 4) ist eine Siedlungskontinuität bis ins Hoch-
Teil dieses Fundkomplexes. Während der Grabungen in den
und Spätmittelalter für Rosslauf hingegen nicht bezeugt. Im
1980er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends kamen
Bereich der hochmittelalterlichen Altstadt (mit den Lauben
linksseitig der Rienz weitere spätantike/frühmittelalterliche
und dem Dom) ergaben sich hingegen nur vage Hinweise
Funde ans Tageslicht. Hierzu zählt ein im Jahr 410 in Raven-
auf eine frühmittelalterliche Nutzung. Dies ist wahrschein-
na geprägter Goldtremisse des Honorius aus der Schotter-
lich auf die dichte Verbauung im Laufe der Jahrhunderte zu-
schicht der antiken Straßentrasse (Baggio & Dal Ri 1985).
rückzuführen, die zur Vernichtung älterer Siedlungsspuren
Von der Flur Puenland (Grabung 1984) stammen Bestand-
beigetragen hat.
teile von Gürteln vermutlich militärischer Herkunft (ein
Andere Niederlassungen auf Südtiroler Boden, die in rö-
„propellerförmiger“ Gürtelbeschlag und eine Riemenzunge)
mischer Zeit von einer gewissen Bedeutung waren, verloren
(Cavada 1999), ein- und zweizeilige Knochenkämme (6.–7.
hingegen im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr ihren
Jh.), eine Bügelknopfibel vom Typ „Altenerding“ (spätes 5.–
einstigen Stellenwert. Diesbezüglich zu erwähnen sind etwa
Anfang 6. Jh.) (Dal Ri & Rizzi 1995; Maurina 2001; Bierbrauer
Sebatum entlang der Rienz bzw. Littamum im Quellgebiet der
2008a) sowie eine Fibel mit umgeschlagenem Fuß (6. Jh.), ein
Drau.
Reitersporn und eine rechteckige Schnalle aus Bronze (siehe
Tafel IV, 5–12; siehe Tafel V, 1-3). Im Grundstück Steger fand
Sebatum – St. Lorenzen im Pustertal
sich eine weitere Bügelknopfibel vom Typ „Altenerding“. Vom
Areal des Thermalgebäudes (Grundstück Savoy) stammt ein
Sebatum – St. Lorenzen, das an den westlichen Ausläu-
Schnallendorn mit schildförmiger Basis des 6.–Anfang 7. Jh.
fern des Brunecker Talkessels an der Einmündung dreier Tä-
und vom Grundstück Heiligkreuz eine Terra-Sigillata Lampe
ler (Pustertal, Ahrntal und Gadertal) liegt, galt in römischer
ebenfalls des 6.–7. Jh. (Maurina 2001) (siehe Tafel V, 3-5). In
Zeit als eine der wenigen Niederlassungen Südtirols mit an-
der jüngsten Grabungskampagne (2004) konnte schließlich
nähernd urbanem Charakter. Hier bestand eine Straßensta-
eine Münze des Teodahats (535–536) geborgen werden (Par-
tion, die in einem antiken Straßenführer (Itinerarium Antonini)
nigotto 2006).
Erwähnung indet.
Die einstigen römerzeitlichen bzw. frühmittelalterlichen
Die Siedlungsareale erstreckten sich am linksseitigen
Siedlungsareale wurden nach ihrem Niedergang urbar ge-
Rienzufer, zu beiden Seiten einer breiten Durchfahrtsstraße.
macht und in weiterer Folge ausschließlich landwirtschaft-
Ein Ortsteil lag zusammen mit einem großen öffentlichen
lich genutzt, womit für künftige archäologische Untersu-
Gebäude auf dem gegenüberliegenden Ufer (Baggio & Dal Ri
chungen eine eher günstige Ausgangslage gegeben ist. Die
239
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
hoch- und spätmittelalterliche Siedlungstätigkeit konzent-
(5.–6. Jh.), ein Kettenverschluss aus Bronze (6.–7. Jh.), ein
rierte sich hingegen um und westlich der Pfarrkirche, unter
Kurzsax (kleines Hiebmesser) mit Rille auf der Klinge (Ende
der man auf Überreste eines frühchristlichen Sakralgebäu-
6. Jh.?) (Dal Ri & Fusi 1997) (siehe Tafel VI, 5–9).
des stieß (Dal Ri & Rizzi 1995).
Was den frühmittelalterichen Grabritus anbelangt, fand
sich 1938 auf dem Grundstück Mutschlechner etwa hun-
Montan – Pinzon
dert Meter südwestlich des obgenannten Sturmbühels eine
Auch in Pinzon in der Gemeinde Montan (Grundstück
mögliche Familiengrabstätte (Lunz 2002a), wo die Überreste
Stuppner) kamen im Jahr 2004 auf einer Hangterrasse etwa
einer (alt profanierten) Grabkiste innerhalb einer gemauer-
150 m über dem Talboden am Anfang der Fleimstaler Straße
ten Einfriedung (12 x 6 m) zum Vorschein kamen. Das Grab
sieben Körpergräber mit bescheidenen Beigaben (eine Press-
war noch von einer Steinplatte abgedeckt, das Skelett mit
blechibel, ein Armreifen, eine Schnalle, zwei Körbchenohr-
Blickrichtung Norden niedergelegt. Zu den Beigaben zählte
ringe, ein Messer und eine Glasperlenkette) zum Vorschein,
u. a. eine Pressblechibel mit iligraner Silberaulage, mit Per-
die in die Mitte des 7.–Mitte des 8. Jh. datiert werden kön-
le aus blauer Glaspaste im Zentrum (siehe Tafel V, 6). Der
nen (Marzoli 2004). Ein Grab mit der Beigabe eines einfachen
Fund datiert in die zweite Hälfte des 7. bis ersten Jahrzehnte
Schleifenohrringes aus Bronze wurde 1989 in der Sakristei
des 8. Jh.
der kleinen St. Daniel Kirche in der Gemeinde Montan frei-
Auch das Gräberfeld in der Pichlwiese zu Füßen des
gelegt (Dal Ri 1995a). Im Jahre 2007 konnten neben einer
Sturmbühels wurde sicherlich noch in spätantiker und früh-
antiken Straßentrasse, die von dem Hügel des castrums Cas-
mittelalterlicher Zeit belegt (5.–7. Jh.), wie beispielsweise ein
telfeder, über den Schwarzenbach weiter in Richtung Nor-
Armreif mit verdickten Enden aus Grab 12 verdeutlicht. Eine
den führt, mehrere beigabenlose Bestattungen untersucht
im Gräberfeldbereich an der Oberläche aufgelesene Bron-
werden (Marzoli 2009). Laag liegt etwa vier km von der be-
zenadel mit proiliertem Kopf (6.–7. Jh.) stammt wohl aus
festigen Anlage Castelfeder entfernt, Pinzon etwa zwei Kilo-
einem gestörten Grab. Einige hundert Meter weiter östlich
meter, St. Daniel und das Gräberfeld neben der Straße nur
fanden sich in einem ebenfalls als Bestattungsort genutzten
wenige hundert Meter: Im Einzugsgebiet eines bedeutenden
Areal (Baustelle Bauexpert) eine Bügelknopfibel vom Typ
und ausgedehnten frühmittelalterlichen castrums (Baggio &
Altenerding (5.–6. Jh.) und eine Nadel mit proiliertem Kopf
Dal Ri 2003) bestanden also kleine Siedlungsgemeinschaften
des 6.–7. Jh. (Steiner 2009) (siehe Tafel VI, 1–4). Des Weiteren
mit eigenen Friedhöfen und Sakralgebäuden.
kamen im Presbyterium des unter der Pfarrkirche ermittelten
frühmittelalterlichen Sakralgebäudes, Gräber (ohne Beigaben, mit Speiseopfer) zum Vorschein (Dal Ri & Rizzi 1994).
Pfatten – Laimburg
Auf der gegenüberliegenden Seite der Etsch am Fuße eines
Mittelgebirgszuges liegt die Niederlassung von Stadlhof, die auf
Ländliche Siedlungen
eine über eintausend Jahre währende Siedlungskontinuität in
vorgeschichtlicher und römischer Zeit zurückblicken kann. Augenscheinlich bestand dort auch noch im 5.–7. Jh. eine kleine
Besser als anderswo in Südtirol ist man wohl im Unter-
Siedlungszelle, deren Friedhof zum Teil erforscht wurde.
land und dem Burggrafenamt über die Entstehung kleiner,
Eine mit gegensätzlich angebrachten Delinen dekorierte
ländlicher Siedlungseinheiten informiert. Sehr oft entstehen
Gürtelschnalle und eine Riemenzunge aus Gräbern des 4.–5.
diese spätantik-frühmittelalterlichen Siedlungskerne, in de-
Jh., die in den 1960er Jahren freigelegt wurden, können auf ein
nen vielleicht in manchen Fällen langobardische curtes zu
militärisches Milieu hindeuten (Cavada & Dal Ri 1981). 1985
erkennen sind, über Ruinen von römerzeitlichen Siedlungen
wurde einige hundert Meter weiter nördlich im Bereich des
(Azzarra 2005: 33).
vorgeschichtlich-römerzeitlichen Gräberfeldes aus einigen
gestörten Grablegen (Dal Ri 1995c) ein Polyederohrring aus
Neumarkt – Laag
240
Bronze geborgen. Weiters beindet sich unter den im 19. Jh.
erfassten Fundmaterialien eine Bügelknopfibel vom Typ Al-
Im Ortsteil Laag in der Gemeinde Neumarkt in der Nähe
tenerding (Bierbrauer 1985a; Schulze-Dörrlamm 1986). Das
der St. Florian Kirche direkt am linksseitigen Etschufer fan-
Stadtmuseum von Rovereto besitzt zudem ein Fibelfragment
den sich die Überreste einer römerzeitlichen Niederlassung,
aus Pfatten, das wohl von einer Scheibenibel mit durchbro-
die wohl entlang der im Talboden verlaufenden Verkehrs-
chenem Mittelteil stammt sowie eine bronzene Scheibenibel
achse entstand. Die darüberliegenden frühmittelalterlichen
mit randbegleitender Buckelverzierung und schließlich eine
Überreste gehörten zu bescheiden ausgeführten (Holz?)Ge-
kleine Riemenzunge aus Bronze. Die beiden letztgenannten
bäuden, die über einem einfachen Unterbau aus Steinen
Funde könnten in das 7. Jh. datiert werden (Amante-Simoni
und Ziegelbruch errichtet wurden. Zu den Funden zählt ein
1981; Eadem 1984) (siehe Tafel VI, 10–13). Die Siedlungstätig-
Exagium Solidi (Kontrollgewicht) des Honorius und Arcadius
keit nahm im Laufe des Mittelalters mehr und mehr ab, bis
(ca. 402–408), eine Bügelknopfibel vom Typ Altenerding (5.–
Anfang des 19. Jh. nur mehr eine kleine Hofstelle („Stadlhof“,
6. Jh.) (Bierbrauer 1985; Schulze-Dörrlamm 1986; Bierbrauer
heute „Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laim-
2008b), eine punzverzierte Riemenzunge, glasierte Keramik
burg“) bestand.
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
Eppan – St. Pauls
5.1
tierung in das 6./7.–8. Jh. Die Gebäudestrukturen wurden von
Weitere frühmittelalterliche Siedlungsreste kamen et-
Gräbern des 9. - 10. Jh. überlagert, die zu einem Vorgängerbau
was weiter nördlich auf der ausgedehnten Mittelgebirgster-
der Marienkirche gehören. Für eines der Gräber liegt eine 14C-
rasse im Überetsch ans Tageslicht. In St. Pauls/Gemeinde
Datierung vor: AD 880 bis 1031 (99,8 %) (Dal Ri 2007).
Eppan mit dem Altfund einer Münze Kaiser Zenos (474–491)
(Rizzolli 2007) gelang in der Flur Glockenleiten kürzlich die
Freilegung einer großzügig angelegten, spätrömischen Villa,
Andrian – Unterbergwiese
deren letzte prächtige Bauphase in das 4.–erste Hälfte des 5.
Im mittleren Etschtal zwischen Bozen und Meran in
Jh. fällt. Das Gebäude weist aber auch Spuren einer späteren
Andrian, auf der rechten Talseite am Fuße des Berghanges
Siedlungsepisode auf (Marzoli & Bombonato 2008). Letzthin
in der Flur Unterberg wurde ein bronzener Gürtelbeschlag
konnte zudem ein Teil eines spätrömisch-spätantiken Grä-
vom Typ Bieringen geborgen, der aus den landwirtschaft-
berfeldes „Am Aichweg“ einige hundert Meter nördlich der
lich genutzten und deshalb umgelagerten Humusschichten
Villa ergraben werden. Außerdem kamen 2009 in der Frak-
stammt. Diese überlagern ihrerseits eine Schichtabfolge mit
tion St. Michael neben der gleichnamigen Kirche Kultur-
den Überresten einfacher Gebäude (Stein- und Ziegelbruch-
schichten sowie eine Tieribel (Pferdchen?, Greifen?) (6.–7.
lagen als Basis von Holzgebäuden) (siehe Abb. 5). Etwas tie-
Jh.) zum Vorschein (Marzoli 2010) (siehe Tafel VII, 1). Sie erin-
fer zeichneten sich die Mörtelmauern eines römerzeitlichen
nert eng an eine Tieribel, die in dem nahen Montiggler Wald
Gebäudes ab. Die Niederlassung steht wohl in engem Zu-
am oberen Rand des gegen die Etsch verlaufenden Steilhan-
sammenhang mit der antiken Verkehrsachse auf der oro-
ges vor einigen Jahren zum Vorschein kam. Bei derselben Ge-
graisch rechten Talseite (C. Marzoli 2010) (siehe Tafel VII, 7).
legenheit wurden angeblich drei bronzene Gürtelbeschläge
von Typ Bieringen geborgen (siehe Tafel VII, 2–5).
Bozen – Gries
Nals – Gebraidweg
Etwas weiter nördlich, bei Nals wurden vor kurzem weitere beachtenswerte Funde bekannt. Im Ortsteil Gebreid-
An der westlichen Peripherie des Bozner Talkessels fan-
weg kam im Randbereich des vom Nalser Baches gebildeten
den sich unter der Grieser Pfarrkirche Gebäudereste einer
Schotterkegels in Siedlungsschichten oberhalb eines römer-
frühmittelalterlichen Niederlassung, deren spärliche Spuren
zeitlichen Gebäudes das Halbfabrikat einer gegossenen Vo-
(Pfostenlöcher, Fußbodenreste, eine Feuerstelle usw.) bis dato
gelibel (6.–7. Jh.) (siehe Tafel VII, 6) zum Vorschein, wenige
auf engstem Raum dokumentiert wurden. Derzeit erlauben
Meter in Richtung Osten einige Gräber. Aus Grab 1 stammen
die wenigen Keramikfragmente lediglich eine allgemeine Da-
zwei Körbchenohrringe (Mitte 6.–Mitte 7. Jh.) (Marzoli 2009a).
Abb. 5: Andrian – Unterberg: Luftaufnahme aus dem Nordwesten.
241
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
Meran – Mais
Im Meraner Stadtteil Mais konnte kürzlich neben der
Frauenkirche von Untermais ein Gräberfeldabschnitt mit 15
beigabenlosen Bestattungen freigelegt werden (10.–11. Jh.?).
Die Grabgruben wurden in eine Steinlage eingetieft, die zuvor
als Basis für ein einfaches Gebäude diente. Im Randbereich
dieser Steinlage kam ein kleiner „Münzschatz“, bestehend
aus elf spätrömischen Münzen, eine davon durchlocht und
mit einem Bronzering eingerahmt, sowie eine große Glasperle, zum Vorschein (siehe Abb. 6). Die Steinlage überlagerte
ihrerseits die Überreste eines großen viereckigen Gebäudes
(spätrömisch?) mit Fundamentmauern im Lehmverbund
und Holzwänden, die ebenfalls mit Lehm ausgekleidet waren. Das Gebäude wurde durch eine Feuersbrunst zerstört
Abb. 6: Meran – Untermais: bei der Frauenkirche:
(Marzoli 2006). In welchem Zusammenhang diese Struktur
der kleine Münzschatz.
mit dem auf dem gegenüberliegenden Ufer des Wildbaches
Passer liegenden Castrum Maiense (s.o.) steht, bleibt zu klären.
er beschäftigte sich intensiv mit den befestigten Höhensied-
Brixen – Elvas
lungen Südtirols. Nur für wenige sind der antike Name und
der Ort, an dem diese castra errichtet wurden, mit Sicherheit
Im Brixner Talkessel, auf der Anhöhe von Elvas (ca.
überliefert (St. Hippolyt bei Tisens für Tesana, St. Apollonia in
600 m ü. NN) fanden sich wiederholt Reste frühmittelalterli-
Sirmian für Sermiana). Oft ist der Standort zweifelhaft (Ma-
cher Gebäude, die großenteils ältere Gebäudestrukturen wie-
letum, Appianum, Ennemase). In zahlreichen Fällen gibt es
der benutzten (Tecchiati 2002). Zu den Kleinfunden zählen
zwar mehr oder weniger reichhaltige archäologische Hin-
u. a. eine Vogelibel (6.–7. Jh.) und eine Plattenibel im anima-
weise, der antike Name ist jedoch unbekannt bzw. nicht ge-
listischen Stil, mit vier Schlangenköpfen (?) (7. Jh.) (siehe Ta-
sichert (Bierbrauer 2008a).
fel VII, 8–9), beide aus dem Grundstück „Kreuzwiese“. Ebenfalls in Elvas kam im Jahr 2008 auf dem Grundstück Nolte
eine unregelmäßige Steinsetzung als Basis für ein verkommenes rechteckiges (ca. 6 m x 8 m) (Holz-) Gebäude zum Vorschein. Das Gebäude wurde planmäßig aufgegeben (keine
Spur von Brandzerstörung), weshalb das Fundmaterial ausschließlich aus vereinzeten Keramikbruchstücken besteht.
Dieser verschiedenartigen Siedlungsgemeinschaft sind
zwei der wenigen bislang ergrabenen, frühmittelalterlichen
Gräberfelder auf Südtiroler Boden zuzuweisen: jenes der
Zone Elvas 17 (mit ca. fünfzig Bestattungen) und jenes von
Natz Tauberhof. Im letztgenannten Gräberfeld deuten die
Beigaben (Scheibenibel vom Typ „Schongau/Allgäu“, Ende
des 6. Jh.) und vor allem der (Streu-)Fund eines messingtauschierten Spathgriffknaufes (7./8. Jh.) auf eine ausgesprochen germanische Komponente hin (Kaufmann & Demetz
2001) (siehe Tafel VII, 10–11).
Befestigte Höhensiedlungen („castra”)
In „the dark age“ und damit in einer Zeit allgemeiner
Verunsicherung schenkte man den Anhöhen wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Einerseits, weil es sich dabei um
bedeutende Punkte zur Landesverteidigung handelte, andererseits – und dies gilt insbesondere für die ausgedehnteren
Plätze – um der lokalen Bevölkerung Schutz zu bieten. Diese
Niederlassungen bilden eines der zentralen Themen, was die
242
Erforschung der Spätantike und des Frühmittelalters in die-
Abb. 7: Salurn – Haderburg: Luftaufnahme aus
sem Teil der Alpen anbelangt. Insbesondere Volker Bierbrau-
nord-östlicher Richtung.
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
5.1
Abb. 8: Eppan – Höhensiedlung Lamprecht, Luftaufnahme aus südlicher Richtung.
Salurn – Haderburg
Zahlreiche Funde am Lamprechtshügel, die in den letz-
Zu letzteren zählt die Haderburg bei Salurn im Südti-
ten Jahrzehnten auf verschiedenste Art und Weise zum
roler Unterland an der südlichen Provinzgrenze. Linksseitig
Vorschein kamen, verweisen auf eine lang andauernde,
der Etsch erhebt sich ein von drei Seiten aus unzugänglicher
mehrphasige Besiedlung. Zu den Funden zählen mittel- bis
Felssporn, der heute von einer hochmittelalterlichen Burg-
spätrömische Objekte, die generell dem militärischen Bereich
anlage besetzt ist (siehe Abb. 7).
zugeordnet werden können, weitere frühmittelalterliche
Vom Fuß des Felsens stammen neben Münzen spätrö-
Fundgegenstände (Ende 5.–7. Jh.), Objekte aus ottonisch-sa-
mischer Prägung ein peltaförmiger Gürtelbeschlag aus ver-
lischer Zeit (10.–Mitte 11. Jh.) und schließlich solche aus dem
mutlich militärischem Milieu, zweilügelige Pfeilspitzen mit
Hoch- und Spätmittelalter (siehe Tafel VIII, 5–13). Die Besied-
tordiertem Schaft und dreilügelige Pfeilspitzen (siehe Tafel
lungsgeschichte scheint also jener auf dem bereits erwähn-
VIII, 1–4), die auf spätantike und frühmittelalterliche Militär-
ten castrum von Castelfeder zu entsprechen, das sich unweit
besatzungen hindeuten. Von diesem Stützpunkt aus konnte
davon entfernt auf der gegenüberliegenden Talseite beindet.
die antike Straßentrasse nahe der Sperranlage unter Kon-
Aufgrund verschiedener Überlegungen und nicht zuletzt we-
trolle gehalten werden. Bemerkenswerterweise gebraucht
gen der ungewöhnlichen Dichte der frühmittelalterlichen
Paulus Diaconus (Historia Langobardorum III. 9) die Bezeich-
Funde, könnte man die Anlage von Lamprecht mit dem bei
nung „in loco Salurnis“ statt in castro Salurnis. Er bezieht sich
Paulus Diaconus erwähnten castrum Appianum gleichsetzen.
also auf einen ganzen Landstrich und nicht ausschließlich
Historische Studien kamen jüngst allerdings zu einem davon
auf ein Castrum.
abweichendem Schluss (Landi 2005; Bierbrauer 2008).
Eine der Haderburg vergleichbare Rolle spielte die spätrömisch-spätantike Höhensiedlung am nahen Dosson di Faedo (744 m ü. NN), eine lache Bergkuppe an der linken Tallanke, die das umliegende Gelände dominiert (Nicolis 2009).
Bozen – Sigmundskron
Der Bozner Talkessel wird auf der Südostseite von einem felsigen Vorgebirgsmassiv, das an drei Seiten von der
Eppan – Lamprecht
Etsch umspült wird, beherrscht. Heute erhebt sich dort eine
mächtige, mittelalterliche bzw. frühneuzeitliche Burganlage,
Etwas nördlich von Salurn, auf der gegenüberliegenden
bei deren Errichtung die älteren archäologisch relevanten
Seite der Etsch und unweit des Kalterer Sees wurde die Lam-
Schichten arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Da sich
precht, ein felsiger Hügel, befestigt und mit Verteidigungsan-
die archäologischen Grabungen bisher nur auf einen kleinen
lagen ausgestattet (siehe Abb. 8). Über den nicht besonders
Ausschnitt des Geländes beschränkten und darüber hinaus
exponierten Hügel verteilen sich die Überreste einer ausge-
die fundversprechende Akropolis noch nicht berührt wurde,
dehnten Schutzmauer mit einer eindeutigen Toranlage. Die
sind frühmittelalterliche Funde bisher spärlich vertreten. So
Anlage diente wohl der Kontrolle des südlichen Zugangs ins
fanden sich z. B. im Fundamentbereich des SW-Rondells der
Überetsch, eine parallel zum Etschtal gelegene Hochebene.
frühneuzeitlichen Wehrmauer Überreste einer viel älteren
243
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
Mauer (Wehrmauer?) und eines Brandhorizontes. Zum da-
Kreisaugendekor und Tremolierstichverzierung (6.–7. Jh.),
zugehörigen Fundmaterial zählt neben zahlreichen Leisten-
ein Nadelbruchstück aus Bronze, deren Mittelteil mit vier
ziegelfragmenten eine dreilügelige Pfeilspitze. Drei weitere
senkrechten Schlitzen versehen ist, und eine kleine Nadel
Exemplare desselben Typs, von denen eines Spuren eines
aus Silber (Tecchiati 2007) (siehe Tafel IX, 1-13).
(alten) Aufschlags zeigt, stammen aus anderen Grabungsbereichen. Ein kleines in Tierkopfform geschnitztes Knochenbruchstück könnte von einem einreihigen Dreilagenkamm
Völs – Schloss Prösels
stammen (für derartige Fundstücke siehe Demarchi 2009)
Kurz vor der Einmündung des Eisacktales in den Bozner
(5.–7. Jh.). Ein Schleifenohrring aus Bronze (Altfund), eine
Talkessel bei Schloss Prösels (875 m ü. NN) kamen ein 52 cm
Scheibenibel mit durchbrochen gearbeitetem Kreuz- (oder
langer Sax (Hiebmesser) (Mitte des 7. Jh.?), eine kleine Mes-
Rad-)Motiv (in der Nähe des Weißturmes gefunden) sind
serklinge, ein Armreif mit verdickten Enden aus Bronze und
dem 7. Jh. zuzuordnen (siehe Tafel IX, 1-5). Vor allem wur-
ein Spinnwirtel aus Speckstein zum Vorschein, die wohl aus
den aber Abschnitte einer mächtigen Mauer (wenige Meter
verschiedenen Grabinventaren stammen dürften (siehe Ta-
nördlich des SW-Rondells) in das 10. Jh. datiert und könn-
fel IX, 7-10). Der Fundort (Schlosshof – Baumann) beindet
ten demnach von jener Festung stammen, die Liutprand aus
sich auf dem Geländesattel, der den Burghügel mit dem da-
Cremona für das Jahr 944/45 erwähnt (Dal Ri et al. 2005).
hinter liegenden Berghang verbindet (siehe Abb. 9). Es handelt sich also wohl um Funde aus einem Gräberfeld, das zu
Jenesien – Greifenstein
An den westlichen Ausläufern des Bozner Talkessels
einem frühmittelalterlichen castrum mit Kapelle im Bereich
des heutigen Schloss Prösels gehörte (Urkunde aus dem Jahre 1244: „in castro Montis sancti Valentini“) (Stampfer 1982).
wurde eine castrumartige Anlage unter Greifenstein auf
einer Felsterrasse mit senkrecht zum Tal abfallenden Wänden identiiziert. Ein Fragment eines viereckigen Heizziegels
244
Völs – Peterbühel
(tubiculum) (Streufund) könnte auf ein ehemals bestehen-
Von großem Interesse ist auch die Situation auf dem
des (spät?)römisches Gebäude hindeuten, das mit einer
Hügel von St. Peter bei Völs, der sich ebenfalls auf der Hoch-
Hypokaustenanlage ausgestattet war. Dagegen fanden sich
ebene von Völs-Seis-Kastelruth beindet. Interessanterweise
unter dem Boden der heutigen St. Cosmas und Damian
wurde hier keine mittelalterliche Burg errichtet, weshalb äl-
Kirche Überreste eines Sakralgebäudes (zusammen mit ei-
tere Strukturen besser als anderswo erhalten geblieben sind.
ner Bestattung des 6. Jh.) (Nothdurfter 1986). Ferner konn-
Im Gelände zeichnen sich zwei konzentrische Mauerzüge
ten Spuren von Wohnhäusern mit Mörtelmauerwerk, aber
ab. Die innere Mauer zeigt einen annähernd trapezoiden
auch von Wirtschaftsstrukturen (mögliche Überreste ei-
Verlauf. Ihr Umfang beträgt etwa 220 m, ihre Mauerstär-
ner Weinpresse, Reste von Eisenschlacken, Abfallprodukte
ke durchschnittlich 1,07 m. Die äußere Mauer zeichnet ein
von Hirschgeweihverarbeitung zur Herstellung von Käm-
unregelmäßiges, elfseitiges Polygon nach und besitzt eine
men?) ausgegraben werden. Es fand sich eine Kreuzibel mit
Länge von 370 m. Ihre Mauerstärke beträgt 1,37 m. An der
Abb. 9: Schloss Prösels bei Völs: die Fundstelle.
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
5.1
Ostseite sind die beiden Durchgänge zu erkennen. Zu klären
bleibt, in welchem Verhältnis die beiden Strukturen zuein-
a)
ander stehen (Erweiterung oder Doppelanlage). Angesichts
derart ausgedehnter Mauerreste nehmen sich die bisher geborgenen frühmittelalterlichen Funde spärlich aus. Neben
wenigen spätrömischen Münzen sind lediglich eine viereckige Bronzeschnalle und eine eiserne Pfeilspitze mit tordiertem Schaft bekannt (siehe Tafel IX, 14-15). Man könnte also
durchaus vermuten, auf St. Peter eine Wehranlage vor sich
zu haben, die nicht dauerhaft bewohnt war (Dal Ri 2010).
St. Lorenzen – Sonnenburger Kopf
Im Pustertal dürften rings um den Talkessel von St. Lorenzen drei spätantik-frühmittelalterliche Höhensiedlun-
b)
gen (castra) anhand von Münzfunden spätrömischer Prägung nachgewiesen sein: Sonnenburger Kopf, Sonnenburger
Schlossbühel und Burgkofel von Lothen (Possenti 2004). Als
besonders aufschlussreich hat sich die Fundstelle auf dem
Sonnenburger Kopf erwiesen. Auf der Nordseite dieses markanten und ausgedehnten Hügels zeichnen sich die Reste
eines mächtigen Mauerringes mit einer Toranlage ab. Auf
der Südostseite des Hügelfußes fand sich vor kurzem eine
gleicharmige Bügelibel (6.–7. Jh.) (Grabfund?), die auf eine
Nutzung des Hügels bis ins Frühmittelalter hinzuweisen
scheint (siehe Tafel IX, 16).
Abb. 10: Malser Haide im Vinschgau:
Strassenstationen („clausurae“) und Einrichtungen
an verkehrsstrategisch wichtigen Stellen
a) vergoldete Silberibel (Länge 7,1 cm) (6. Jh.)
b) Rückenbeschlag für Gürtel (Seite 4,2 cm) (7. Jh.)
Das Verteidigungssystem entlang des Alpenbogens fußte
seit der Spätantike auf einem System von Sperranlagen. Diese
wurden in den Haupttälern an jenen Plätzen errichtet, wo das
funde. Der Fundort liegt nahe am Reschenpass, der den
gebirgige Terrain und der Flussverlauf eine Sperre der Tran-
Vinschgau mit dem Inntal verbindet. Auf einem großen
sitrouten vereinfachten. Für Südtirol verfügt man über eine
Areal, das mit römerzeitlichen Funden und Gebäuderesten
späte schriftliche Überlieferung (11. Jh.), die von einer „clusa
(auch solche mit Hypokaustum) übersät ist, kamen in Fund-
de Balzano“, einer der insgesamt neun Klausenanlagen des Al-
vergesellschaftung mit den Spuren einfacher Bauten (Stein-
penbogens berichtet (Mollo 1996; Eadem 2005). Wo sich diese
lagen) eine vergoldete Bügelibel aus Silber (zweite Hälfte
Anlage konkret befand, gilt es noch zu klären. Eine enge Be-
des 5. - 6. Jh.) und ein versilberter Rückenbeschlag aus Eisen
ziehung mit einer Straßensperranlage (clausa) wurde für Sig-
(7. Jh) zum Vorschein (siehe Abb. 10) (Steiner 2009).
mundskron (s.o.) (Mollo 2005: 56–57) und für den Virglbühel
Demnach wurde eine zur Via Claudia Augusta gehörende,
(Dal Ri & Rizzi 1995), beide im Bozner Talkessel, angenommen.
römerzeitliche Struktur mit großer Wahrscheinlichkeit bis in
Archäologisch konkrete Anhaltspunkte stammen z. B.
das 6. und 7. Jh. als Besatzungsstützpunkt (?) zur Verteidi-
aus dem Etschtal bei Salurn, wo die Etsch mit einer Flussbie-
gung und Kontrolle eines derart neuralgischen Punktes, wie
gung bis an den felsigen Talrand führt, wodurch sie eine Art
es ein Passübergang darstellt, genutzt. Das könnte ein neues
natürliche Sperre bildete. Diese verläuft heute etwa entlang
Licht auf rezentere Funde aus dem Vinschgauer Raum, wie
der Gemeindegrenze zwischen Salurn (Südtirol) und Giovo
z. B. die silbertauschierten Gürtelbestandteile aus der Ste-
(Trentino) und wurde mit einer heute noch bestehenden
phanskirche in Burgeis (Mitte 7. Jh.) (Dal Ri 1993; Bierbrauer
Sperrmauer verstärkt, deren grobe Machart eine Datierung
2008b) oder die Niete für ein Prunkschild aus Schloss Juval,
erschwert. Spärliche Keramikfunde deuten auf das Früh-
werfen (Dal Ri & Tecchiati 1995; Possenti 2000; Lusuardi et
bzw. Hochmittelalter hin. Eine gleichartige Mauer verlief auf
al. 2002). Zu Fragen, wie der Tauschhandel (als Alternative
der gegenüberliegenden Talseite an der heutigen Gemeinde-
zur Ausfuhr von technischen Kenntnissen, Gastgeschenken
grenze zwischen Margreid (Südtirol) und Roverè della Luna
oder Kriegsbeute) funktionierte, könnte eine Weiterführung
(dt. Aichholz – Trentino). Beide Grenzen entsprechen der
dieser Forschungen auf der Malser Haide wohl manche Ant-
heutigen Provinzgrenze zwischen Bozen und Trient.
wort geben.
Von großem Interesse sind die jüngst (Herbst 2008) bei
Bemerkenswert ist auch der Fund von zwei Kupfermün-
St. Valentin auf der Haide ans Tageslicht gekommenen Be-
zen des 6. Jahrhunderts (des Ostgotenkönigs Totila) in Waid-
245
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
bruck im Eisacktal und zwar auf dem letzten Gehniveau der
Aussichten und Schlussfolgerungen
Straße im Talboden: die alte Verkehrsader römerzeitlicher
Tradition wurde demnach auch noch so spät, d.h. in ostgotischer Zeit irgendwie begangen.
Es erscheint vielleicht angebracht, einige programmatische Richtlinien der zukünftigen Mittelalterforschung in
Südtirol aufzuzeigen. So bieten sich etwa die Skelettfunde
aus den mittlerweile zahlreichen Gräbern einerseits für eine
Sakralgebäude
systematische Erfassung von 14C-Daten an, andererseits
aber auch für eine breit angelegte anthropologische Studie
darunter, die den bisher in Südtirol (Giovannini 2005) und
Die Sakralgebäude gehören zweifellos zu jener Objektka-
Nordtirol (Stadler 2008) durchgeführten Untersuchungen
tegorie, die die Kontinuität vom Frühmittelalter bis in die fol-
mit ihren viel versprechenden Ergebnissen zur Seite gestellt
genden Epochen und in zahlreichen Fällen bis in heutige Zeit
werden könnten.
am eindruckvollsten anzeigt. Die Ausgrabungen der letzten
Ebenso umfangreiche Aufgaben erwartet die archäozoo-
30 Jahre haben deutlich vor Augen geführt, dass in Dutzen-
logische Forschung, die in der Vergangenheit nur sporadisch
den von Fällen mitunter auch kleine Kirchen im ländlichen
in Betracht gezogen wurde (Riedel 1979). Dasselbe gilt für
Gebiet, deren schriftliche Überlieferungen nicht über das
die Archäobotanik sowohl was Siedlungsgrabungen als auch
12.–14. Jh. hinausreichen, tatsächlich weitaus ältere Wurzeln
die Gräberfeldarchäologie (Speisebeigaben) anbelangt. Dar-
bis ins 8.–7. Jh., mitunter auch ins 5.-6. Jh. besitzen. Sie sind
über hinaus haben erst jüngst veröffentlichte Untersuchun-
ein Beleg dafür, wie die lokale Bevölkerung ihre Kirchen nach
gen an byzantinisch/awarischen Gürtelbestandteilen (Daim
jeder Zerstörung wieder aufbaute, sie aufgrund der stetig
2000) aufgezeigt, welches Potenzial metallurgische Analysen
steigenden Zahl von Gläubigen ständig erweiterte und um-
bei Fragestellungen zur Herkunft und Werkstattzugehörig-
gestaltete bzw. den wechselnden architektonischen Tenden-
keit metallischer Objektfamilien in sich bergen.
zen anpasste, und all dies möglichst am selben Standort. Die
Aber vor allem wird es im Gegensatz zum bisherigen
oben erwähnte Bozner Pfarrkirche ist ein beispielhafter Fall
Vorgehen, lediglich einzelne Artefakte ausgewählter Fund-
dafür. Zu dieser Thematik ist vor einigen Jahren ein Sam-
komplexe zu berücksichtigen, nötig sein, die Grabungen
melwerk erschienen, das den derzeitigen Forschungsstand
ganzheitlich zu betrachten und zu publizieren. Dabei wird
in den Ostalpen umfassend darlegt (Sennhauser 2003).
insbesondere das auf regionaler aber auch überregionaler
Aber offensichtlich gibt es auch Ausnahmefälle wie in
Villanders im Eisacktal, wo 2007/2008 auf dem Kirchplatz
Ebene zu untersuchende Keramikfundgut beitragen, präzise
und gut fassbare Entwicklungstendenzen aufzuzeigen.
der Pfarrkirche St. Stephan (und neben der Friedhofskirche
Einige Schlussfolgerungen kann man aus der Fülle der
St. Michael) die Überreste einer möglichen Taufkirche (mit
oben erwähnten Daten doch schon ziehen. Zum Beispiel
einer Wanne, die über eine von außen herangeführte Leitung
was die menschliche Besiedlung betrifft, kann man jetzt be-
gespeist wurde und mit einem Ablauf ausgestattet war) zum
gründet annehmen, dass sich eine menschliche Präsenz am
Vorschein kamen. Die Kirche scheint sehr früh (Ende 6. Jh.?)
Talboden der größeren Täler, d.h. im Bereich der Reste des
zerstört worden zu sein und an ihrer Stelle wurde ein Kalk-
römerzeitlichen Straßennetzes, auch in der „dark age“, also
ofen errichtet. Die Ruine wurde später eingeebnet und mit
vom 5. bis zum 9. Jahrhundert, ohne wesentliche Unterbre-
Wohnhäusern überbaut. Zum Fundmaterial zählen aus der
chungen weiter entwickelte. Das erfolgte parallel mit dem
Kirchenzeit eine ostgotische Silbermünze (Achtelsiliqua des
oben beschriebenen Phänomen der systematischen Suche
Witiges) und aus den darauffolgenden Siedlungsschichten
nach sicheren Stellen in höheren Lagen, die sowohl für klei-
ein beutelförmiges Gefäß, das sowohl in seiner Formgebung
ne militärische Stützpunkte als auch für größere der zivilen
als auch dem Dekor Ähnlichkeiten mit langobardischer Ke-
Bevölkerung zugängliche Siedlungs- bzw. Zuluchtsorte ge-
ramik der Einwanderungszeit zeigt. In diesem Fall war also
eignet waren.
die ursprüngliche Taufkirche in völlige Vergessenheit geraten, und die kultische Tätigkeit wurde in einem neuen Gebäude ausgeübt (Tecchiati 2010).
An dieser Stelle sei der Kollegin Catrin Marzoli und den Kollegen Stefan Demetz, Hubert Steiner und Umberto Tecchiati für die Genehmigung, nur zum Teil
veröfentlichte Funde aus den von ihnen geleiteten Grabungen im Rahmen dieses Berichtes berücksichtigen zu können, herzlich gedankt. Die Zeichnungen
besorgte Giovanna Fusi, Bozen. Die Restaurierung von Metallobjekten führte Gianni Santuari, Bozen durch. Die Übersetzung von der italienischen Sprache
stammt von Christian Terzer, Renate Telser und Hubert Steiner. Die Photoaufnahmen Nr. 2, 4, 7, 8, 9, 10, 12 sind von Gianni Rizzi, Brixen; Nr. 13 a) und b) von
Gianni Santuari. Allen sei hiermit herzlich gedankt. Die Photoaufnahmen 1, 3, 4, 5, 11 stammen vom Verfasser. Alle anderen: Amt für Bau und Kunstdenkmäler, Autonome Provinz Bozen – Südtirol.
246
5.1
I
Bozen: Marienkirche (1-6); Waltherplatz (7)
Bozen: Kapuzinerkloster (8-10)
247
II
Bozen: Pastoralzentrum
Bozen: Kapuzinerkloster
Bozen: ehem. Krankenhaus
248
Bozen: Vigiliuskirche am Virgil
5.1
III
Meran: Sandplatz
Brixen: Stufels
249
IV
Brixen: Rosslauf
St. Lorenzen: Puenland
250
5.1
V
St. Lorenzen: Puenland
St. Lorenzen: Heiligkreuz (3); Steger (4); Savoy (5); Mutschlechner (6)
251
VI
Bruneck: Bauexpert
Neumarkt: Laag
Pfatten: Laimburg
252
5.1
VII
Eppan: St. Michael
Eppan: Montiggler Wald
Nals: Gebraidweg
Brixen: Elvas
Andrian: Unterbergwiese
Natz: Tauberhof
253
VIII
Salurn: Haderburg
Eppan: Lamprecht
254
5.1
IX
Bozen: Sigmundskron
Völs: Schloss Prösels (Nr. 10, Länge = 53 cm)
Jenesien: Greifenstein
Völs: Peterbühel
St. Lorenzen: Sonnenburger Kopf
255
Landschaft zwischen Tradition und Innovation
Archäologie des Frühmittelalters in Südtirol: einige neue Daten | Lorenzo Dal Ri
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