Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe, -klebstoffe und -dichtungsmassen und ihre Verwendung
Die vorliegende Erfindung betrifft neue Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe, - klebstoffe und -dichtungsmassen. Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung ' der neuen Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe zur Herstellung von neuen Klarlackierungen oder färb- und effektgebenden Unidecklackierungen, Basislackierungen und Mehrschichtlackierungen in der Kraftfahrzeugserienlackierung und -reparaturlackierung, der Lackierung von Bauwerken im Innen- und Außenbereich, der Möbel-, Fenster- und Türenlackierung sowie der industriellen Lackierung, inklusive Coil Coating, Container Coating und der Imprägnierung von elektrotechnischen Bauteilen. Des weiteren betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung der neuen Mehrkomponentenklebstoffe und -dichtungsmassen für die Herstellung von neuen Klebschichten und Dichtungen, insbesondere auf den vorstehend aufgeführten Anwendungsgebieten.
Zweikomponentenbeschichtungsstoffe, die - ganz allgemein Reaktivkomponenten mit isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen, übliche und bekannte Polyisocyanate sowie Addukte von Dusocyanaten und Dioxolanen, Dioxanen oder Oxazolidinen, die eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe aufweisen, im Molverhältnis 1 : 1 enthalten, sind aus der deutschen Patentanmeldung DE 196 09 617 A 1 bekannt.
Nach Seite 3, Zeile 68, bis Seite 4, Zeile 10, handelt es sich bei den Reaktivkomponenten inter alia um hydroxyfunktionelle Polymere mit einem Gehalt an Hydroxylgruppen von 0,1 bis 20 Gew.-% (entsprechend 33 bis 660 mg KOH/g). Das zahlenmittlere Molekulargewicht der Polymeren beträgt vorzugsweise 1.000 bis 100.000. Die Polymeren enthalten vorzugsweise mehr als 50 Gew.-% C Caö-Alky^metl jacrylat, Vinylaromaten mit bis zu 20
Kohlenstoffatomen, Vinylester von bis zu 20 Kohlenstoffatomen enthaltenden Carbonsäuren, Vinylhalogenide, nicht aromatische Kohlenwasserstoffe mit 4 bis 8 Kohlenstoffatomen und 1 oder 2 Doppelbindungen, ungesättigte Nitrile und deren Mischungen. Bevorzugt werden Polymere, die bis zu 60 Gew.-% Cι-Cιo- Alkyl(meth)acrylate, Styrol oder deren Mischungen enthalten.
Darüber hinaus enthalten die Polymeren hydroxyfunktionelle Monomere, entsprechend dem obigen Hydroxylgruppengehalt, sowie weitere Monomere wie nicht näher spezifizierte ungesättigte Säuren, insbesondere Carbonsäuren, Säureanhydride oder Säureamide.
Angaben zur Herstellung der Polymeren werden nicht gemacht.
Nach Seite 9, Zeilen 30 bis 45, „Herstellung und Prüfung der Klarlacke mit den Verbindungen A - Zweikomponentensystem" wird das hydroxyfunktionelle Vinylpolymerisat Lumitol® H 136 der BASF Aktiengesellschaft mit einer OH- Zahl von 136 mg KOH/g als Reaktivkomponente verwendet. Diese bekannten Klarlacke weisen einen hohen Festkörpergehalt von bis zu 16 Gew.-% auf. Die hieraus hergestellten Klarlackierungen weisen gute mechische Eigenschaften, insbesondere eine hohe Härte und Flexibilität, sowie eine hohe Chemikalienbeständigkeit auf.
Die aus DE 19609617 A 1 bekannten Zweikomponentenbeschichtungsstoffe sind indes nicht so breit anwendbar, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Außerdem muß ihre Standzeit, d.h. die Zeit, innerhalb derer sie nach dem Vermischen der beiden Komponenten einwandfrei verarbeitbar sind und einwandfreie Beschichtungen liefern, noch verlängert werden.
In der nicht vorveröffentlichen Patentanmeldung DE 198 50 243 werden (Meth)Acrylatcopolymerisate beschrieben, die durch radikalische
Copolymerisation von olefinisch ungesättigten Monomeren in flüssigen, thermisch vernetzbaren Reaktivverdünnern hergestellt . werden. Die (Meth)acrylatcopolymerisate bzw. deren flüssige Mischungen mit den besagten Reaktivverdunnem können in Mehrkomponentenbeschichtungsstoffen, - klebstoffen und -dichtungsmassen verwendet werden. Die resultierenden Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen sind thermostabil, witterungsbeständig, kratzfest und lichtbeständig. Indes muß ihr Eigenschaftsprofil, was Härte, Flexibilität, Chemikalienbeständigkeit, Glanz, Reflow und Polierbarkeit betrifft, noch weiter verbessert werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es die bekannten Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe unter vollem Erhalt des bereits erreichten Eigenschaftsprofϊls weiterzuentwickeln, so daß neue vorteilhafte Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe resultieren, die einen hohen Festkörpergehalt bei niedriger Viskosität und eine lange Standzeit haben und Beschichtungen, insbesondere Klarlackierungen und färb- und oder effektgebende Unidecklackierungen, Basislackierungen und Mehrschichtlackierungen liefern, die außer einer hohen Härte, Flexibilität und Chemikalienbeständigkeit auch noch einen hervorragenden Verlauf, eine sehr gute Zwischenschichthaftung, einen hervorragenden optischen Gesamteindruck, eine sehr gute Witterungsbeständigkeit, eine sehr hohe Kratzfestigkeit und eine sehr gute Polierbarkeit aufweisen. Außerdem ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die bislang bekannten Zweikomponentenklebstoffe und - dichtungsmassen weiterzuentwickeln, so daß neue Mehrkomponentenklebstoffe und -dichtungsmassen mit einem hohen Festkörpergehalt bei niedriger Viskosität und einer lange Standzeit resultieren, die Klebschichten von besonders hoher Klebkraft und Dichtungen von besonders hoher Dichtungsfähigkeit auch gegenüber chemisch aggressiven Stoffen liefern.
Demgemäß wurden die neuen Mehrkomponentenbeschichtungstoffe, -klebstoffe und -dichtungsmassen gefunden, enthaltend
(A) mindestens eine flüssige Mischung aus mindestens einem (Co)Polymerisat und mindestens einem thermisch härtbaren Reaktiwerdünner, herstellbar, indem man mindestens ein olefinisch ungesättigtes Monomer (al) mit mindestens einer isocyanatreaktiven funktionellen Gruppe in mindestens einem thermisch härtbaren Reaktivverdünner mit mindestens zwei isocyanatreaktiven funktioneilen Gruppen (co)polymerisiert,
und
(B) mindestens ein Addukt, herstellbar aus
(bl) mindestens einem Diisocyanat und
(b2) mindestens einer Verbindung der allgemeinen Formel I mit einer isocyanatreaktiven funktioneilen Gruppe:
R R1
' " \ /
R3 C (I),
R5 ^ V R2
(I),
worin die Variablen die folgende Bedeutung haben:
R1 und R2: unabhängig von einander = Wasserstoffatome oder Alkylreste mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen;
U und V: unabhängig voneinander = Sauerstoffatom, Schwefelatom oder ein Rest >N-R6, worin R6 = aliphatischer Rest mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen, deren Kohlenstoffketten durch ein oder mehrere Sauerstoffatome unterbrochen sein kann, oder aromatische Gruppe mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen;
R3: Alkylenrest mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen;
R4 und R5: unabhängig voneinander Wasserstoffatome, isocyanatreaktive funktionelle Gruppen oder
Reste R6;
mit der Maßgabe, daß ein Rest R4, R.5 oder R6 eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe enthält oder ein Rest R4 oder R5 eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe ist, wobei die anderen Reste R4, R5 oder R6 - sofern vorhanden - keine isocyanatreaktiven funktioneilen Gruppen aufweisen;
wobei das Molverhältnis von Isocyanatgruppen in den Dusocyanaten (bl) zu den isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen in der Verbindung I bei
0,8 : 1,2 bis 1,2 : 0,8 liegt.
Im folgenden werden die neuen Mehrkomponentenbeschichtungsstoffe, - klebstoffe und -dichtungsmassen der Kürze halber als „erfindungsgemäße Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen" bezeichnet.
Außerdem wurde das neue Verfahren zur Herstellung einer Klarlackierung durch Applikation eines Klarlacks auf ein grundiertes oder ungrundiertes Substrat oder eine hierauf befindliche Lackierung gefunden, bei dem man den erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoff als Klarlack verwendet.
Des weiteren wurde das neue Verfahren zur Herstellung einer färb- und/oder effektgebenden Lackierung durch Applikation eines pigmentierten Unidecklacks auf ein grundiertes oder ungrundiertes Substrat gefunden, bei dem man den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff als Unidecklack verwendet.
Nicht zuletzt wurde das neue Verfahren zur Herstellung einer färb- und/oder effktgebenden Mehrschichtlackierung auf einem grundierten oder ungrundierten Substrat durch
(1) Applikation eines Basislacks auf das Substrat,
(2) Trocknung und/oder partielle Härtung oder vollständige Härtung der Basislackschicht,
(3) Applikation eines Klarlacks auf die getrocknete und/oder partiell gehärtete Basislackschicht oder die gehärtete Basislackierung und
(4) gemeinsame Härtung der Klarlackschicht mit der Basislackschicht oder separate Härtung der Klarlackschicht,
gefunden, bei dem man
(a) eirien an sich bekannten Basislack und als Klarlack den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff,
(b) einen an sich bekannten Klarlack und als Basislack den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff oder
(c) als Basislack und als Klarlack einen pigmetierten und einen nicht pigmentierten erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff verwendet.
Nicht zuletzt wurde das neue Verfahren zur Herstellung neuer Klebschichten und/oder Dichtungsmassen auf und in grundierten und ungrundierten Substraten gefunden, bei dem man erfindungsgemäße Klebstoffe und oder Dichtungsmassen auf und/oder in die Substrate appliziert und härtet.
Im folgenden werden die neuen Verfahren zusammenfassend als „erfϊndungsgemäße Verfahren" bezeichnet.
Weitere erfϊndungsgemäße Gegenstände gehen aus der Beschreibung hervor.
Im Hinblick auf den Stand der Technik war es überraschend und für den Fachmann nicht vorhersehbar, daß die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe durch die spezielle Kombination einer flüssigen Mischung (A) und eines Addukts (B), die das vorzügliche Eigenschaftsprofϊl der neuen erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen sowie der hieraus hergestellten Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen hervorruft, gelöst werden konnte. Außerdem überraschte die außerordentlich breite Anwendbarkeit der speziellen Kombination. Des weiteren überraschte das gute Reflow-Verhalten und die Polierbarkeit der erfindungsgemäßen Beschichtungen.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen sind Mehrkomponentensysteme. Dies bedeutet, daß ihre hochreaktiven
Bestandteile auf mehrere Komponenten, die für sich selbst gesehen lagerstabil sind, verteilt vorliegen und erst vergleichweise kurz vor der Anwendung zusammengegeben werden. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung bedeutet „vergleichsweise kurz" einen Zeitraum von 1 min bis 24 h und „lagerstabil", daß die betreffende Komponente mindestens 24 h, vorzugsweise mindestens eine Woche ohne Zersetzung und oder vorzeitige Vernetzung gelagert werden kann. Vorzugsweise liegen die Bestandteile auf zwei Komponenten verteilt vor, wobei die Bindemittel sowie ggf. die Reaktivverdünner in der einen und die Vernetzungsmittel in der anderen Komponente vorliegen.
Bei der ersten Komponente der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, - klebstoffe und -dichtungsmassen handelt es sich um die flüssige, (co)polymerisathaltige, d.h. bindemittelhaltige, Mischung (A).
Die erfϊndungsgemäß zu verwendende flüssige Mischung (A) ist erhältlich, indem man mindestens ein olefinisch ungesättigtes Monomer (al), das mindestens eine, vorzusweise eine, isocyanatreaktive funktionelle Gruppe enthält, in mindestens einem thermisch härtbaren Reaktivverdünner, der mindestens zwei, vorzugsweise zwei, isocyanatreaktive funktionelle Gruppen enthält, (co)polymerisiert, vorzugsweise radikalisch (co)polymerisiert.
Beispiele für geeignete isocyanatreaktive funktionelle Gruppen sind Hydroxylgruppen, Thiolgruppen oder primäre oder sekundäre Aminogruppen, insbesondere Hydroxylgruppen.
Beispiele geeigneter olefinisch ungesättigter Monomere (al) mit einer isocyanatreaktiven funktionellen Gruppe sind hydroxylgruppen-, thiolgruppen- und/oder amingruppenhaltige, vorzugsweise hydroxylgruppen und/oder amingruppenhaltige, insbesondere hydroxylgruppenhaltige Monomere (al) wie
Hydroxyalkylester der Acrylsäure, Methacrylsäure oder einer anderen alpha,beta-ethylenisch ungesättigten Carbonsäure, die (i) sich von einem Alkylenglykol ableiten, der mit der Säure verestert ist, oder (ii) durch Umsetzung der Säure mit einem Alkylenoxid wie Ethylenoxid oder Propylenoxid erhältlich sind, insbesondere Hydroxyalkylester der
Acrylsäure, Methacrylsäure, Crotonsäure oder Ethacrylsäure, in denen die Hydroxyalkylgruppe bis zu 20 Kohlenstoffatome enthält, wie 2- Hydroxyethyl-, 3-Hydroxypropyl-, 3-Hydroxybutyl-, 4-
Hydroxybutylacrylat, -methacrylat, -ethacrylat oder -crotonat oder 2- Methyl-, 2-EthyI-, 2-Propyl-, 2-Isopropyl- oder 2-n-Butyl-propan-l ,3-diol- monoacrylat, -methacrylat, -ethacrylat oder -crotonat; 1,4- Bis(hydroxymethyl)cyclohexan- oder Octahydro-4,7-methano-lH-inden- dimethanolmonoacrylat, -monomethacrylat, -monoethacrylat oder - monocrotonat; oder Umsetzungsprodukte aus cyclischen Estern, wie z.B. epsilon-Caprolacton und diesen Hydroxyalkylestern; oder olefinisch ungesättigte Alkohole wie Allylalkohol; oder Polyole wie Trimethylolpropanmono- oder diallylether oder Pentaerythritmono-, -dioder -triallylether. Diese höherfunktionellen Monomeren (al) werden im allgemeinen nur in untergeordneten Mengen verwendet. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind hierbei unter untergeordneten Mengen an höherfunktionellen Monomeren (al) solche Mengen zu verstehen, welche nicht zur Vernetzung oder Gelierung der Copolymerisate führen, es sei denn, sie sollen in der Form von vernetzten Mikrogelteilchen vorliegen;
ethoxylierter und/oder propoxylierter Allylakohol, der von der Firma Arco
Chemicals vertrieben wird, oder 2-Hydroxyalkylallylether, insbesondere 2- Hydroxyethylallylether; sofern verwendet, werden sie vorzugsweise nicht als alleinige Monomere (al), sondern in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.- %, bezogen auf das (Meth)Acrylatcopolymerisat (A), eingesetzt;
Umsetzungsprodukte aus Acrylsäure und/oder Methacrylsäure mit dem Glycidylester einer in alpha-Stellung verzweigten Monocarbonsäure mit 5 bis 18 Kohlenstoffatomen je Molekül, insbesondere eine Versatic®-Säure, oder anstelle der Umsetzungsprodukte eine äquivalenten Menge Acryl- und/oder Methacrylsäure, die dann während oder nach der
Polymerisationsreaktion mit dem Glycidylester einer in alpha-Stellung verzweigten Monocarbonsäure mit 5 bis 18 C-Atomen je Molekül, insbesondere einer Versatic®-Säure (vgl. Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Versatic®-Säuren«, Seiten 605 und 606), umgesetzt wird; und/oder
Allylamin, Crotylamin, 2-Amino-, 2-N-Methylamino, 2-N-Ethylamino-, 2- N-Propylamino- oder 2-N-n-Butylamino-, 2-N-
Cyclohexylaminoethylacrylat, -methacrylat, -ethacrylat oder -crotonat oder 3-Amino-, 3-N-Memylarrιino-, 3-N-Ethylamino-, 3-N-Propylamino-,
3-N-n-Butylamino- oder 3-N-Cyclohexylaminopropylacrylat, methacrylat, -ethacryalat oder -crotonat.
Vorzugsweise wird das Monomer (al) oder werden die Monomeren (al) so gewählt, daß (Meth)Acrylat(co)polymerisate, insbesondere
(Meth)Acrylatcopolymerisate, resultieren.
Erfindungsgemäß ist es von Vorteil, außer dem Monomer (al) oder den Monomeren (al) mindestens ein weiteres Monomer (a2) einzupolymerisieren, weil hierdurch das Eigenschaftsprofil der (Co)Polymeren und somit auch das der erfϊndungsgemäß zu verwendenden flüssigen Mischungen (A) in vorteilhafter Weise breit variiert und dem jeweiligen Verwendungszweck optimal angepaßt werden kann. Erfϊndungsgemäß ist es von besonderem Vorteil, die Monomeren (al) und/oder (a2) so auszuwählen, daß das Eigenschaftsprofil der resultierenden Copolymeren im wesentlichen von den (Meth)Acrylaten bestimmt wird. Somit
werden die (Meth)Acrylatcopolymerisate in den erfindungsgemäß zu verwendenden Mischungen (A) ganz besonders bevorzugt verwendet.
Beispiele geeigneter Monomere (a2) sind
Monomere (a21 :
Im wesentlichen säuregruppenfreie (Meth)acrylsäureester wie (Meth)Acrylsäurealkyl- oder -cycloalkylester mit bis zu 20 Kohlenstoffatomen im Alkylrest, insbesondere Methyl-, Ethyl-, Propyl-, n-Butyl-, sec. -Butyl-, tert- Butyl-, Hexyl-, Ethylhexyl-, Stearyl- und Laurylacrylat oder -methacrylat; cycloaliphatische (Meth)acrylsäureester, insbesondere Cyclohexyl-, Isobornyl-, Dicyclopentadienyl-, Octahydro-4,7-methano-lH-inden-methanol- oder tert- Butylcyclohexyl(meth)acrylat; (Meth)Acrylsäureoxaalkylester oder oxacycloalkylester wie Ethoxytriglykol(meth)acrylat und Methoxyoligoglykol(meth)acrylat mit einem Molekulargewicht Mn von vorzugsweise 550 oder andere ethoxylierte und/oder propoxylierte hydroxylgruppenfreie (Meth)Acrylsäurederivate (weitere Beispiele geeigneter Monomere (a21) dieser Art sind aus der Offenlegungsschrift DE 196 25 773 A 1, Spalte 3, Zeile 65, bis Spalte 4, Zeile 20, bekannt). Diese können in untergeordneten Mengen höherfunktionelle (Meth)Acrylsäurealkyl- oder - cycloalkylester wie Ethylengylkol-, Propylenglykol-, Diethylenglykol-, Dipropylenglykol-, Butylenglykol-, Pentan-l,5-diol-, Hexan- 1,6-diol-, Octahydro-4,7-methano-lH-inden-dimethanol- oder Cyclohexan-1,2-, -1,3- oder - 1 ,4-diol-di(meth)acrylat; Trimethylolpropan-di- oder -tri(meth)acrylat; oder Pentaerythrit-di-, -tri- oder -tetra(meth)acrylat enthalten. Hinsichtlich der Mengen an höherfunktionellen Monomeren (a21) gilt das vorstehend bei den Monomeren (a2) Gesagte.
Monomere (a22 :
Mindestens eine Säuregruppe, vorzugsweise eine Carboxylgruppe, pro Molekül tragende ethylenisch ungesättigte Monomere oder ein Gemisch aus solchen Monomeren. Als Komponente (a22) werden besonders bevorzugt Acrylsäure und/oder Methacrylsäure eingesetzt. Es können aber auch andere ethylenisch ungesättigte Carbonsäuren mit bis zu 6 C-Atomen im Molekül verwendet werden. Beispiele für solche Säuren sind Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und Itaconsäure. Weiterhin können ethylenisch ungesättigte Sulfon- oder Phosphonsäuren, bzw. deren Teilester, als Komponente (a22) verwendet werden. Als Monomere (a22) kommen desweiteren Maleinsäuremo- no(meth)acryloyloxyethylester, Bernsteinsäuremono(meth)acryloyloxyethylester und Phthalsäuremono(meth)acryloyloxyethylester sowie Vinylbenzoesäure (alle Isomere), alpha-Methylvinylbenzoesäure (alle Isomere) oder
Vinylbenzsolsulfonsäure (alle Isomere), in Betracht. Weitere Beispiele säuregruppenhaltiger Monomere (a22) sind aus der Offenlegungsschrift DE 196 25 773 A 1, Spalte 2, Zeile 58, bis Spalte 3, Zeile 8, oder aus der internationalen Patentanmeldung WO 98/49205, Seite 3, Zeilen 23 bis 34, bekannt
Monomere (a23):
Vinylester von in alpha-Stellung verzweigten Monocarbonsäuren mit 5 bis 18 C-Atomen im Molekül. Die verzweigten Monocarbonsäuren können erhalten werden durch Umsetzung von Ameisensäure oder Kohlenmonoxid und Wasser mit Olefinen in Anwesenheit eines flüssigen, stark sauren Katalysators; die Olefine können Crack-Produkte von paraffinischen Kohlenwasserstoffen, wie Mineralölfraktionen, sein und können sowohl verzweigte wie geradkettige acyclische und/oder cycloaliphatische Olefine enthalten. Bei der Umsetzung solcher Olefine mit Ameisensäure bzw. mit Kohlenmonoxid und Wasser entsteht ein Gemisch aus Carbonsäuren, bei denen die Carboxylgruppen vorwiegend an einem quaternären Kohlenstoffatom sitzen. Andere olefinische Ausgangsstoffe sind z.B. Propylentrimer, Propylentetramer und Diisobutylen. Die Vinylester können aber auch auf an sich bekannte Weise aus den Säuren hergestellt werden,
z.B. indem man die Säure mit Acetylen reagieren läßt. Besonders bevorzugt werden - wegen der guten Verfügbarkeit - Vinylester von gesättigten aliphatischen Monocarbonsäuren mit 9 bis 11 C-Atomen, die am alpha-C-Atom verzweigt sind, eingesetzt. Vinylester dieser Art werden unter der Marke VeoVa® vertrieben (vgl. auch Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, Seite 598).
Monomere (a24):
N,N-Diethylamino-alpha-methylstyrol (alle Isomere), N,N-Diemylaminostyrol (alle Isomere), 2-N,N-Dimethyl-, 2-N-Ethyl-, 2-N,N-Diethyl-, 2-N,N-Dipropyl-, 2-N,N-Dibutyl-, 2-N-Cyclohexyl- oder 2-N,N-Cyclohexyl-memyl-amino- oder 2- N,N,N,N-Tetramemylammonium- oder2-N,N-Dimethyl-N,N-diethylammonium-, 2-Tetramethylphosphonium- oder 2-Triethylsulfonium-ethylacrylat, ethylmethacrylat, -propylacrylat oder -propylmethacrylat oder 3-N,N-Dimethyl-, 3-N,N-Diethyl-, 3-N,N-Dipropyl-, 3-N,N-Dibutyl-, oder 3-N,N-Cyclohexyl- methyl-amino- oder 3-N,N,N,N-Tetramethylammonium- oder 3-N,N-Dimethyl- N,N-diethylammonium-, 3-Tetramethylphosphonium- oder 3-Triethylsulfonium- propylacrylat oder -propylmethacrylat.
Monomere (a25):
Diarylethylene, insbesondere solche der allgemeinen Formel VII:
worin die Reste R13, R14, R15 und R16 jeweils unabhängig voneinander für Wasserstoffatome oder substituierte oder unsubstituierte Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkylcycloalkyl-, Cycloalkylalkyl-, Aryl-, Alkylaryl-, Cycloalkylaryl- Arylalkyl- oder Arylcycloalkylreste stehen, mit der Maßgabe, daß mindestens zwei der Variablen R13, R14, R15 und R16 für substituierte oder unsubstituierte Aryl-, Arylalkyl- oder Arylcycloalkylreste, insbesondere substituierte oder
unsubstituierte Arylreste, stehen. Beispiele geeigneter Alkylreste sind Methyl, Ethyl, Propyl, Isopropyl, n-Butyl, iso-Butyl, tert.-Butyl, Amyl, Hexyl oder 2- Ethylhexyl. Beispiele geeigneter Cycloalkylreste sind Cyclobutyl, Cyclopentyl oder Cyclohexyl. Beispiele geeigneter Alkylcycloalkylreste sind Methylencyclohexan, Ethylencyclohexan oder Propan-l,3-diyl-cyclohexan. Beispiele geeigneter Cycloalkylalkylreste sind 2-, 3- oder 4-Methyl-, -Ethyl-, - Propyl- oder -Butylcyclohex-1-yl. Beispiele geeigneter Arylreste sind Phenyl, Naphthyl oder Biphenylyl, vorzugsweise Phenyl und Naphthyl und insbesondere Phenyl. Beispiele geeigneter Alkylarylreste sind Benzyl oder Ethylen- oder Propan-l,3-diyl-benzol. Beispiele geeigneter Cycloalkylarylreste sind 2-, 3- oder 4-Phenylcyclohex-l-yl. Beispiele geeigneter Arylalkylreste sind 2-, 3- oder 4- Methyl-, -Ethyl-, -Propyl- oder -Butylphen-1-yl. Beispiele geeigneter Arylcycloalkylreste sind 2-, 3- oder 4-Cyclohexylphen-l-yl. Vorzugsweise handelt es sich bei den Arylresten R13, R14, R15 und/oder R16 um Phenyl- oder Naphthylreste, insbesondere Phenylreste. Die in den Resten R13, R14, R15 und/oder R]6 gegebenenfalls vorhandenen Substituenten sind elektronenziehende oder elektronenschiebende Atome oder organische Reste, insbesondere Halogenatome, Nitril-, Nitro-, partiell oder vollständig halogenierte Alkyl-, Cycloalkyl-, Alkylcycloalkyl-, Cycloalkylalkyl-, Aryl-, Alkylaryl-, Cycloalkylaryl- Arylalkyl- und Arylcycloalkylreste; Aryloxy-, Alkyloxy- und Cycloalkyloxyreste; Arylthio-, Alkylthio- und Cycloalkylthioreste und/oder primäre, sekundäre und/oder tertiäre Amionogruppen. Besonders vorteilhaft sind Diphenylethylen, Dinaphthalinethylen, eis- oder trans- Stilben, Vinyliden-bis(4-N,N- dimethylaminobenzol), Vinyliden-bis(4-aminobenzol) oder Vinyliden-bis(4- nitrobenzol), insbesondere Diphenylethylen (DPE), weswegen sie bevorzugt verwendet werden. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden die Monomeren (a25) eingesetzt, um die Copolymerisation in vorteilhafter Weise derart zu regeln, daß auch eine radikalische Copolymerisation in Batch-Fahrweise möglich ist. Sofern sie isoeyanatereaktive funktionelle Gruppen aufweisen, können sie auch als Monomere (al) fungieren.
Monomere (a26):
Cyclische und/oder acyclische Olefine wie Ethylen, Propylen, But-l-en, Pent-1- en, Hex-l-en, Cyc lohexen, Cyclopenten, Norbonen, Butadien, Isopren, Cylopentadien und/oder Dicyclopentadien.
Monomere (a27):
Amidogruppenhaltige Monomere wie (Meth)Acrylsäureamide wie
(Meth)Acrylsäureamid, N-Methyl-, N,N-Dimethyl-, N-Ethyl-, N,N-Diethyl-, N- Propyl-, N,N-Dipropyl-, N-Butyl-, N,N-Dibutyl-, N-Cyclohexyl-, N,N- Cyclohexyl-methyl- und/oder N-Methylol-, N,N-Dimethylol-, N-Methoxymethyl- , N,N-Di(methoxymethyl)-, N-Ethoxymethyl- und/oder N,N-Di(ethoxyethyl)- (meth)acrylsäureamid; carbamatgruppenhaltige Monomere wie
(Meth)Acryloyloxyethylcarbamat oder (Meth)Acryloyloxypropylcarbamat; oder harnstoffgruppenhaltige Monomere wie Ureidoacrylat oder -methacrylat;
Monomere (a28):
Epoxidgruppen enthaltende Monomere wie der Glycidylester der Acrylsäure, Methacrylsäure, Ethacrylsäure, Crotonsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und/oder Itaconsäure.
Monomere (a29):
Vinylaromatische Kohlenwasserstoffe wie Styrol, Vinyltoluol, Diphenylethylen oder alpha-Alkylstyrole, insbesondere alpha-Methylstyrol;
Monomere (a210):
Nitrile wie Acrylnitril und/oder Methacrylnitril;
Monomere (a211):
Vinylverbindungen, insbesondere Vinyl- und/oder Vinylidendihalogenide wie Vinylchlorid, Vinylfluorid, Vinylidendichlorid oder Vinylidendifluorid; N- Vinylamide wie Vinyl-N-methylformamid, N-Vinylcaprolactam oder N- Vinylpyrrolidon; 1-Vinylimidazol; Vinylether wie Ethylvinylether, n- Propylvinylether, Isopropylvinylether, n-Butylvinylether, Isobutylvinylether und/oder Vinylcyclohexy lether; und/oder Vinylester wie Vinylacetat, Vinylpropionat, Vinylbutyrat, Vinylpivalat und/oder der Vinylester der 2-Methyl- 2-ethylheptansäure.
Monomere (a212):
Allylverbindungen, insbesondere Allylether und -ester wie Allylmethyl-, -ethyl-, -propyl- oder -butylether oder Allylacetat, -propionat oder -butyrat.
Monomere (a213): Polysiloxanmakromonomere, die ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 1.000 bis 40.000 und im Mittel 0,5 bis 2,5 ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen pro Molekül aufweisen; insbesondere
Polysiloxanmakromonomere, die ein zahlenmittleres Molekulargewicht Mn von 2.000 bis 20.000, besonders bevorzugt 2.500 bis 10.000 und insbesondere 3.000 bis 7.000 und im Mittel 0,5 bis 2,5, bevorzugt 0,5 bis 1 ,5, ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen pro Molekül aufweisen, wie sie in der DE 38 07 571 A 1 auf den Seiten 5 bis 7, der DE 37 06 095 A 1 in den Spalten 3 bis 7, der EP 0 358 153 B 1 auf den Seiten 3 bis 6, in der US 4,754,014 A 1 in den Spalten 5 bis 9, in der DE 44 21 823 A 1 oder in der internationalen Patentanmeldung WO 92/22615 auf Seite 12, Zeile 18, bis Seite 18, Zeile 10, beschrieben sind.
und/oder
Monomere (a214):
Acryloxysilan-enthaltende Vinylmonomere, herstellbar durch Umsetzung hydroxyfunktioneller Silane mit Epichlorhydrin und anschließender Umsetzung des Reaktionsproduktes mit (Meth)acrylsäure und/oder Hydroxyalkyl- und/oder - cycloalkylestern der (Meth)Acrylsäure uund/oder weiterer hydroxylgruppehaltiger. Monomere (a2).
Erfindungsgemäß ist es von ganz besonderem Vorteil, die Monomeren (al) und/oder (a2) derart auszuwählen, daß hydroxylgruppenhaltige (Meth)Acrylat(co)polymerisate resultieren, die eine OHZ von 40 bis 240, vorzugsweise 60 bis 210, Säurezahlen von 0 bis 80, bevorzugt 0 bis 50, ganz besonders bevorzugt 3,9 bis 15,5, Glasübergangstemperaturen von -35 bis +70
°C, bevorzugt -20 bis +60 °C, und zahlenmittlere Molekulargewichte von 1.500 bis 30.000, bevorzugt 1.500 bis 15.000, ganz besonders bevorzugt 1.500 bis 5.000 aufweisen.
Außerdem werden die Monomeren (a2), die reaktive funktionelle Gruppen enthalten, die nicht isocyanatreaktiv sind, nach Art und Menge so ausgewählt, daß sie die Vernetzungsreaktionen der isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen mit den nachstehend beschriebenen Addukten (B) und/oder Vernetzungsmitteln (D) in der zweiten Komponente nicht inhibieren oder völlig verhindern.
Die Auswahl der Monomeren (al) und/oder (a2) zur Einstellung der
Glasübergangstemperaturen kann vom Fachmann unter Zuhilfenahme der folgenden Formel von Fox, mit der die Glasübergangstemperaturen von Poly(meth)acrylaten näherungsweise berechnet werden können, vorgenommen werden: n = x
1/Tg = Σ Wn/Tgn; Σ„ Wn = l n = l
Tg = Glasübergangstemperatur des Poly(meth)acrylats; Wn = Gewichtsanteil des n-ten Monomers;
Tgn = Glasübergangstemperatur des Homopolymers aus dem n-ten Monomer und x = Anzahl der verschiedenen Monomeren.
Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden (Co)Polymeren, insbesondere der (Meth)Acrylat(co)polymerisate, weist keine verfahrenstechnischen Besonderheiten auf, sondern erfolgt mit Hilfe der auf dem Kunststoffgebiet üblichen und bekannten Methoden der kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Copolymerisation, insbesondere der radikalisch initiierten Copolymerisation, in Lösung unter Normaldruck oder Überdruck in Rührkesseln, Autoklaven, Rohrreaktoren, Schlaufenreaktoren oder Taylorreaktoren bei Temperaturen von 50 bis 200°C.
Beispiele _ geeigneter Copolymerisationsverfahren werden in den Patentanmeldungen DE 197 09 465 A 1, DE 197 09 476 A 1, DE 28 48 906 A 1, DE 195 24 182 A 1, DE 198 28 742 A 1, DE 19628 143 A 1, DE 196 28 142 A 1, EP 0 554783 A 1, WO 95/27742, WO 82/02387 oder WO 98/02466 beschrieben.
Beispiele geeigneter radikalischer Initiatoren sind Dialkylperoxide, wie Di-tert.- Butylperoxid oder Dicumylperoxid; Hydroperoxide, wie Cumolhydroperoxid oder tert.- Butylhydroperoxid; Perester, wie tert.-Butylperbenzoat, tert.- Butylperpivalat, tert.-Butylper-3,5,5-trimethyl-hexanoat oder tert.-Butylper-2- ethylhexanoat; Peroxodicarbonate; Kalium-, Natrium- oder
Ammoniumsperoxodisulfat; Azoinitiatoren, beispielsweise Azodinitrile wie Azobisisobutyronitril; C-C-spaltende Initiatoren wie Benzpinakolsilylether; oder eine Kombination eines nicht oxidierenden Initiators mit Wasserstoffperoxid. Es können auch Kombinationen der vorstehend beschriebenen Initiatoren eingesetzt werden.
Weitere Beispiele geeigneter Initiatoren werden in der deutschen Patentanmeldung DE 196 28 142 A 1, Seite 3, Zeile 49, bis Seite 4, Zeile 6, beschrieben.
Vorzugsweise werden vergleichsweise große Mengen an radikalischem Initiator zugegeben, wobei der Anteil des Initiators am Reaktionsgemisch, jeweils bezogen auf die Gesamtmenge der Monomeren (a) und des Initiators, besonders bevorzugt 0,2 bis 20 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt 0,5 bis 15 Gew.-% und insbesondere 1,0 bis 10 Gew.-% beträgt.
Vorzugsweise werden die resultierenden (Co)Polymere, insbesondere die (Meth)Acrylacopolymerisate, nach Art und Menge so ausgewählt, daß die erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, -klebstoffe und -dichtungsmassen nach ihrer Aushärtung ein Speichermodul E' im gummielastischen Bereich von mindestens lθ756 pa und einen Verlustfaktor tanδ bei 20 °C von maximal 0,10 aufweisen, wobei das Speichermodul E' und der Verlustfaktor mit der Dynamisch-Mechanischen Thermo-Analyse an freien Filmen mit einer Schichtdicke von 40 + 10 μm gemessen worden sind (vgl. hierzu das deutsche Patent DE 197 09 467 C 2).
Für die vorliegende Erfindung ist es wesentlich, daß die (Co)Polymerisation, insbesondere die radikalische (Co)Polymerisation, in mindestens einem thermisch härtbaren Reaktivverdünner mit mindestens zwei isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen durchgeführt wird. Zu der Eigenschaft „thermisch härtbar" wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, »Härtung«, Seiten 274 bis 276, verwiesen.
Die erfindungsgemäß zu verwendenden thermisch härtbaren Reaktivverdünner enthalten mindestens zwei der vorstehend beschriebenen isocyanatreaktiven
funktionellen Gruppen. Demgemäß kommen prinzipiell alle Polyole, Polythiole, Polyamine, Polyolpolythiole, Polythiolpolyamine, Aminoalkohole und/oder Polyolpolyaminpolythiole als Reaktiwerdünner in Betracht, vorausgesetzt, sie inhibieren oder unterdrücken nicht die (Co)Polymerisation der Monomeren (al) oder (al) und (a2) oder führen nicht zu unerwünschten Nebenreaktionen wie etwa die Ausfällung von Salzen mit Monomeren (a2) oder der Oligomeren oder Polymeren, die sie enthalten, oder die Zersetzung der Reaktiwerdünner während der (Co)Polymerisation. Von den genannten thermisch härtbaren Reaktivverdunnem sind die Polyole besonders vorteilhaft und werden daher erfϊndungsgemäß bevorzugt verwendet.
Beispiele geeigneter Polyole sind hyperverzweigte Verbindungen mit einer tetra- funktionellen Zentralgruppe, abgeleitet von Ditrimethylolpropan, Diglycerin und/oder Ditrimethylolethan, oder einer tetrafunktionellen Zentralgruppe der allgemeinen Formel V,
C [-Aq-X-]m [-Ar-X-]n [-As-X-]0 [-At-X-]p (V),
worin die Indices und die Variablen die folgende Bedeutung haben:
m + n + o + p = 4; mit m = eine ganze Zahl von 1 bis 3 und n, o und p = 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 3;
q, r, s und t = eine ganze Zahl von 1 bis 5, wobei q > r, s, t, insbesondere q > r, s, t;
X = -O-, -S- oder -NH-;
A = -C(R7)2-; mit
R7 = -H, -F, -Cl, -Br, -CN, -NO2, Cι-C3-Alkyl- oder -
Haloalkyl- oder CrCs-Alkoxyrest oder - für q, r, s und/oder t = mindestens 2 - R7 = ein C2-C -
Alkandiyl- und/oder -Oxaalkandiylrest, welcher 2 bis 5 Kohlenstoffatome und/oder ein Sauerstoffatom -O-, welches 3 bis 5 Kohlenstoffatome des Restes -A- überbrückt, aufweist.
Unter dem Begriff „abgeleitet" ist hierbei die gedankliche Abstraktion der Wasserstoffatome von den Hydroxylgruppen der Tetrole zu verstehen.
Erfindungsgemäß sind die Zentralgruppen V von Vorteil und werden deshalb besonders bevorzugt verwendet.
In der allgemeinen Formel V bezeichnen die Indizes q, r, s und t ganze Zahlen von 1 bis 5. Hierbei kann der Index q gleich den Indizes r, s und t sein. Unter dieser Rahmenbedingung resultieren symmetrische Zentralgruppen V.
Beispiele geeigneter erfindungsgemäß zu verwendender symmetrischer Zentralgruppen V leiten sich ab von symmetrischen Tetrolen wie Pentaerythrit, Tetrakis(2-hydroxyethyl)methan oder Tetrakis(3-hydroxypropyl)methan.
Erfindungsgemäß sind Zentralgruppen V, worin der Index q größer als die Indizes r, s und t ist und daher einen Wert von mindestens 2 hat, von Vorteil und werden deshalb ganz besonders bevorzugt verwendet. Unter dieser Rahmenbedingung resultieren asymmetrische Zentralgruppen V.
In der allgemeinen Formel V addieren sich dann die Indizes m, n, o und p auf 4. Der Index m ist stets größer als 0 und steht für eine ganze Zahl von 1 bis 3, insbesondere für 1.
Die Indizes n, o und p haben unter Beachtung der vorstehenden Randbedingung den Wert 0 oder stehen für eine ganze Zahl von 1 bis 3. Dies bedeutet, daß nicht jeder dieser Indizes den Wert 0 annehmen kann.
Erfindungsgemäß sind folgende Wertekombinationen der Indizes von Vorteil:
m = 1 und n, o, p = 1; m = l, n = 2, o, p = 1; m = l, n = 2, o = 1 und p = 0; m = l, n = 3, o, p = 0;
m = 2, n = 1, o = 1 und p = 0; m = 2, n = 2 und o, p = 0;
m = 3, n = 1 und o, p = 0.
Von diesen sind die Zahlenkombinationen von besonderem Vorteil, in denen m = 1.
Erfindungsgemäß sind folgende Zahlenkombinationen der Indizes von Vorteil:
q = 2, r, s und/oder t = 1; q = 3, r, s und/oder t = 1 und/oder 2; q = 4, r, s und/oder t = 1, 2 und/oder 3; q = 5, r, s und/oder t = 1, 2, 3 und/oder 4.
Die Variable -X- in der allgemeinen Formel V bezeichnet zweibindige Sauerstoffatome -O- oder Schwefelatome -S- oder eine sekundäre Aminogruppe - NH-. Erfindungsgemäß ist es von Vorteil, wenn -X- für -O- steht.
Die Variable -A- in der Formel V bedeutet einen zweibindigen Rest -C(R7)2-.
Der Rest R7 steht hierin für Wasserstoffatome -H, Fluoratome -F, Chloratome - Cl, Bromatome -Br, Nitrilgruppen -CN, Nitrogruppen -NO2, CrCrAlkyl- oder - Haloalkylgruppen oder CrC3-Alkoxygruppen. Beispiele geeigneter Gruppen dieser Art sind Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Trifluormethyl-, Trichlormethyl-, Perfluorethyl-, Perfluorpropyl-, Methoxy-, Ethoxy- oder Propoxygruppen.
Erfϊndungsgemäß von Vorteil sind Wasserstoffatome oder Methylgruppen, welche daher bevorzugt verwendet werden. Insbesondere werden Wasserstoffatome verwendet. Bei den erfindungsgemäß besonders bevorzugten Variablen -A- handelt es sich demnach um Methylengruppen.
Steht in der allgemeinen Formel V mindestens einer der Indices q, r, s und/oder t mindestens für die Zahl 2 kann der Rest R7 auch für einen C2-C -Alkandiyl- und/oder Oxaalkandiylrest stehen, welcher 2 bis 5 Kohlenstoffatome des Restes - A- cyclisch überbrückt. Der Rest -R7- kann indes auch für ein Sauerstoffatom - O- stehen, welches 3 bis 5 Kohlenstoffatome des Restes -A- cyclisch überbrückt. Hierdurch werden Cyclopentan-1 ,2- oder -1 ,3-diyl-Gruppen, Tetrahydrofuran-2,3- , -2,4-, -2,5- oder -3,4-diyl-Gruppen, Cyclohexan-1,2-, -1,3- oder -1,4-diyl- Gruppen oder Tetrahydropyran-2,3-, 2,4-, 2,5- oder 2,6-diylgruppen, indes keine Epoxidgruppen, gebildet.
Beispiele erfindungsgemäß ganz besonders vorteilhafter Zentralgruppen V leiten von den nachstehend beschriebenen Tetrolen der allgemeinen Formel VA ab:
C [-Aq-XH]m [-Ar-XH]n [-AS-XH]0 [-ArXH]p (VA),
In der allgemeinen Formel Va haben die Indizes und die Variablen dieselbe Bedeutung wie vorstehend bei der allgemeinen Formel V angegeben. Erfϊndungsgemäß ist es von besonderem Vorteil, wenn die Variable X ein Sauerstoffatom -O- darstellt.
Demgemäß sind für die Herstellung der Zentralgruppe V bzw. der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen die Tetrole der allgemeinen Formel VA von besonderem Vorteil und werden deshalb besonders bevorzugt verwendet. Im folgenden werden sie der Kürze halber als „Tetrole VA" bezeichnet.
Beispiele ganz besonders gut geeigneter erfϊndungsgemäß zu verwendender Tetrole VA sind die symmetrischen Tetrole Pentaerythrit, Tetrakis(2- hydroxyethyl)methan oder Tetrakis(3-hydroxypropyl)methan oder die asymmetrischen Tetrole (VA 1 ) bis (VA 10):
HO-(-CH2-)2-C(-CH2-OH)3, (VA1)
HO-(-CH2-)3-C(-CH2-OH)3, (VA2)
HO-(-CH2-)4-C(-CH2-OH)3, (VA3)
HO-(-CH2-)5-C(-CH2-OH)3,
(VA4)
[HO-(-CH2-)2-]2C(CH2-OH)2, (VA5)
[HO-(-CH2-)2-]3C-CH2-OH, (VA6)
HO-(-CH2-)3-C[-(-CH2-)2-OH]3, (VA7)
HO-(-CH2-)3-C[-(-CH2-)2-OH]2(-CH2-OH), (VA8)
HO-(-CH2-)4-C(-CH2-OH) [-(-CH2-)2-OH] [-(-CH2-)3-OH] oder (VA9)
HO-(- CH2-)5-C (-CH2-OH) [-(-CH2-)4-OH] 2 (VA10).
Von diesen ist das Tetrol (VA1) (2,2-Bis-hydroxymethyl-butandiol-(l,4); Homopentaerythrit) besonders hervorzuheben, weil es den erfindungsgemäß zu verwendenden Reaktivverdunnem und damit den erfindungsgemäß zu verwendenden flüssigen Mischungen (A) ganz besonders vorteilhafte Eigenschaften vermittelt. Es wird deshalb ganz besonders bevorzugt verwendet.
In den erfϊndungsgemäß besonders bevorzugten Reaktivverdunnem sind die vorstehend beschriebenen Variablen -X- über Abstandshaltergruppen mit jeweils einer Hydroxylgruppe verbunden. Dies gilt sinngemäß auch für die Zentralgruppen, welche sich von den Tetrolen Ditrimethylolpropan, Diglycerin oder Ditrimethylolethan ableiten, deren Sauerstoffatome der Variablen -X- entsprechen. Die nachfolgende Beschreibung der Abstandshaltergruppen gilt daher auch für diese von den Zentralgruppen V verschiedenen Zentralgruppen.
Erfϊndungsgemäß sind als Abstandshaltergruppen alle zweibindigen organischen Reste geeignet.
Beispiele gut geeigneter zweibindiger organischer Reste sind solche, welche sich von den folgenden Verbindungen ableiten:
(i) einem Alkan, Alken, Cycloalkan, Cycloalken, Alkylcycloalkan, Alkylcycloalken, Alkenylcycloalkan, oder Alkenylcycloalken, Aromaten und Heteroamaten sowie einem Alkyl-, Alkenyl-, Cycloalkyl-, Cycloalkenyl-, Alkylcyloalkyl-, Alkylcycloalkenyl-, Alkenylcycloalkyl- oder Alkenylcycloalkenyl-substitiuierten Aromaten oder Heteroaromaten; oder von
(i) einem vorstehend genannten Rest, welcher mindestens ein Heteroatom in der Kette und/oder im Rest enthält; oder von
(iii) einem unter (i) oder (ii) genannten Rest, dessen Kette und/oder Ring substituiert ist.
Beispiele geeigneter erfindungsgemäß zu verwendender Substituenten für die zweibindigen organischen Reste sind alle organischen Reste, welche im wesentlichen inert sind, d. h., daß sie keine Reaktionen mit den Verbindungen eingehen, welche für den Aufbau der erfϊndungsgemäß besonders bevorzugten Reaktiverdünner oder für deren weitere Umsetzung mit Isocyanaten (B) und (D) verwendet werden, insbesondere Halogenatome, Nitrogruppen, Nitrilgruppen oder Alkoxygruppen.
Die Abstandshaltergruppen sind insbesondere über Carbonylgruppen mit den Zentralgruppen V oder den Zentralgruppen, welche sich von den anderen genannten Tetrolen ableiten, verbunden.
Beispiele von organischen Verbindungen, welche sich für die Herstellung dieser Abstandshaltergruppen besonders gut eignen, sind epsilon-Caprolacton, Hexahydrophthalsäure, Hexahydrophthalsäureanhydrid, Phthalsäure, Phthalsäureanhydrid, Hexahydroterephthalsäure, Terephthalsäure, Fumarsäure, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Itaconsäure, Itaconsäureanhydrid, Oxalsäure, Malonsäure, Malonsäureanhydrid, Bernsteinsäure, Bemsteinsäureanhydrid, Glutarsäure, Glutarsäureanhydrid, Adipinsäure, Adipinsäureanhydrid, Pimelinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure oder Decan-, Undecan- oder Dodecandicarbonsäure. Von diesen sind epsilon-Caprolacton, Maleinsäure oder Maleinsäureanhydrid und Hexahydrophthalsäureanhydrid besonders gut geeignet und werden deswegen besonders bevorzugt verwendet.
Bei der Herstellung der besonders bevorzugten erfindungsgemäß zu verwendenden Reaktiverdünner werden die Tetrole VA oder die anderen genannten Tetrolen mit den vorstehend genannten difunktionellen Verbindungen zu einem Zwischenprodukt umgesetzt, in das die Hydroxylgruppen eingeführt werden können.
Hierfür kommen alle organischen Verbindungen in Betracht, welche mit den Zwischenprodukten unter Bildung einer Hydroxylgruppe oder unter Erhalt einer Hydroxylgruppe reagieren können. Erfϊndungsgemäß ist es von Vorteil, eine Verbindung zu verwenden, welche mit den Zwischenprodukten unter Bildung einer Hydroxylgruppe reagiert.
Beispiele gut geeigneter organischer Verbindungen dieser Art sind epoxidgruppenhaltige, insbesondere glycidylgruppenhaltige, Verbindungen.
Beispiele gut geeigneter epoxidgruppenhaltiger, insbesondere glycidylgruppenhaltiger, Verbindungen sind Ethylenoxid, Propylenoxid,
Epichlorhydrin, Glycidol, Glycidylether, insbesondere Aryl- und Alkylglycidylether, oder Glycidylester, insbesondere die Glycidylester von tertiären, stark verzweigten, gesättigten Monocarbonsäuren, welche unter dem Handelsnamen Versatic®-Säuren von der Firma Deutsche Shell Chemie vertrieben werden. Von diesen sind die Versatic®-Säureglycidylester ganz besonders vorteilhaft und werden deshalb ganz besonders bevorzugt verwendet.
Für die vorliegende Erfindung ist es wesentlich, daß die vorstehend beschriebenen Reaktiverdünner bei Raumtemperatur flüssig sind. Somit können entweder einzelne flüssige hyperverzweigte Verbindungen verwendet werden oder flüssige Gemische dieser Verbindungen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn hyperverzweigte Verbindungen verwendet werden, welche wegen ihres hohen Molekulargewichts und/oder ihrer Symmetrie als einzelne Verbindungen fest sind. Der Fachmann kann daher die entsprechenden hyperverzweigten Verbindungen in einfacher Weise auswählen.
Die Herstellung der erfindungsgemäß besonders bevorzugten Reaktiwerdünner kann nach den üblichen und bekannten Methoden der Herstellung hyperverzweigter und dendrimer Verbindungen erfolgen. Geeignete Synthesemethoden werden beispielsweise in den Patentanmeldungen WO 93/17060 oder WO 96/12754 oder in dem Buch von G. R. Newkome, C. N. Moorefield und F. Vögtle, "Dendritic Molecules, Concepts, Syntheses, Perspectives", VCH, Weinheim, New York, 1996, beschrieben.
Weitere Beispiele geeigneter Polyole sind die cyclischen und/oder acyclischen C9- C16-Alkane, die mit mindestens zwei Hydroxylgruppen funktionalisiert sind, und der Kürze halber im folgenden als ,,funktionalisierte Alkane " bezeichnet werden.
Vorteilhafte funktionalisierte Alkane leiten sich ab von verzweigten acyclischen Alkanen mit 9 bis 16 Kohlenstoffatomen, welche jeweils das Grundgerüst bilden.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 9 Kohlenstoffatomen sind 2- Methyloctan, 4-Methyloctan, 2,3-Dimethyl-heptan, 3,4-Dimethyl-heptan, 2,6- Dimethyl-heptan, 3,5-Dimethyl-heptan, 2-Methyl-4-ethyl-hexan oder Isopropyl- cyclohexan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 10 Kohlenstoffatomen sind 4- Ethyloctan, 2,3,4,5-Tetramethyl-hexan, 2,3-Diethyl-hexan oder l-Methyl-2-n- propyl-cyclohexan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 11 Kohlenstoffatomen sind 2,4,5,6- Tetramethyl-heptan oder 3-Methyl-6-ethyl-octan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 12 Kohlenstoffatomen sind 4-Methyl- 7-ethyl-nonan, 4,5-Diethyl-octan, r-Ethyl-butyl-cyclohexan, 3,5-Diethyl-octan oder 2,4-Diethyl-octan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 13 Kohlenstoffatomen sind 3,4- Dimethyl-5-ethyl-nonan oder 4,6-Dimethyl-5-ethyl-nonan.
Ein Beispiel eines geeigneten Alkans dieser Art mit 14 Kohlenstoffatomen ist 3,4- Dimethyl-7-ethyl-decan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 15 Kohlenstoffatomen sind 3,6- Diethyl-undecan oder 3,6-Dimethyl-9-ethyl-undecan.
Beispiele geeigneter Alkane dieser Art mit 16 Kohlenstoffatomen sind 3,7- Diethyl-dodecan oder 4-Ethyl-6-isopropyl-undecan. ,
Von diesen Grundgerüsten sind die Alkane mit 10 bis 14 und insbesondere 12 Kohlenstoffatomen besonders vorteilhaft und werden deshalb bevorzugt verwendet. Von diesen sind wiederum die Octanderivate ganz besonders vorteilhaft.
Für die vorliegende Erfindung ist es wesentlich, daß die funktionalisierten Alkane, welche sich von diesen verzweigten, cyclischen oder acyclischen Alkanen als Grundgerüsten ableiten, bei Raumtemperatur flüssig sind. Somit können entweder einzelne flüssige funktionalisierte Alkane verwendet werden oder flüssige Gemische dieser Verbindungen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn funktionalisierte Alkane verwendet werden, welche wegen ihrer hohen Anzahl an Kohlenstoffatomen im Alkan-Grundgerüst als einzelne Verbindungen fest sind. Der Fachmann kann daher die entsprechenden funktionalisierten Alkane oder die Reaktivverdünner in einfacher Weise auswählen.
Für die Erfindung ist es außerdem wesentlich, daß die funktionalisierten Alkane einen Siedepunkt von über 200, vorzugsweise 220 und insbesondere 240 °C aufweisen. Darüberhinaus sollen sie eine niedrige Verdampfungsrate haben.
Erfϊndungsgemäß ist es außerdem von Vorteil, wenn die funktionalisierten Alkane acyclisch sind.
Die funktionalisierten Alkane weisen primäre und/oder sekundäre Hydroxlgruppen oder primäre und/oder sekundäre Hydroxlgruppen und Thiolgrappen auf. Erfϊndungsgemäß ist es von Vorteil, wenn primäre und sekundäre Gruppen dieser Art in einem funktionalisierten Alkan vorhanden sind.
Die fiinktionalisierten Alkane können einzeln oder gemeinsam als Gemische verwendet werden. Besondere Vorteil ergeben sich, wenn die Polyole Diole
und/oder Triole, insbesondere aber Diole, sind. Sie werden deshalb ganz besonders bevorzugt verwendet.
Ganz besonders vorteilhafte Diole sind die stellungsisomere Dialkyloctandiole, insbesondere Diethyloctandiole. Hiervon ist insbesondere 2,4-Diethyl-octandiol- 1,5 hervorzuheben.
Die vorstehend beschriebenen Reaktiverdünner sind an sich bekannte Verbindungen und können mit Hilfe üblicher und bekannter Synthesemethoden der Organischen Chemie wie die basenkatalysierte Aldolkondensation hergestellt werden oder sie fallen als Nebenprodukte chemischer Großsynthesen wie der Herstellung von 2-Ethyl-hexanol an.
Weitere Beispiele erfϊndungsgemäß besonders bevorzugter Reaktiverdünner werden erhalten, indem Oligomere der Formel VI,
R9R10C=[=CH-R8-CH=]v=CRπR12 (VI),
worin R8 = -(-CH2-)W-, worin der Index w eine ganze Zahl von 1 bis 6 bedeutet, oder
worin W — -CH - oder ein Sauerstoffatom;
R9, R10, Rπ und R12 unabhängig
voneinander = Wasserstoffatome oder Alkyl; und
Index v = eine ganze Zahl von 1 bis 15;
5 hydroformyliert und die hierbei resultierenden aldehydgruppenhaltigen Produkte VI zu den Polyolen VI reduziert werden, welche gegebenenfalls teilweise oder vollständig hydriert werden.
Der Index v in der Formel VI steht für die Anzahl der zweiwertigen Reste R8,
10 welche in die von cyclischen Olefinen wie beispielsweise Cyclopropen,
Cyclopenten, Cyclobuten, Cyclohexen, Cyclohepten, Norbonen, 7-Oxanorbonen oder Cycloocten abgeleiteten Oligomere VI durch ringöffnende
Metathesereaktion eingeführt wurden. Vorzugsweise weisen die
Oligomergemische VI bei einem möglichst großen Anteil, wie z.B. mindestens
15 40 Gew.-% (ermittelt durch die Flächenintegration der Gaschromatogramme;
Gerät: Hewlett Packard; Detektor: Flammenionisations-Detektor; Säule; DB 5,30 m x 0,32 mm, Belegung lμ; Temperaturprograrnm: 60° C 5 min, isotherm,
Heizrate 10° C/min Max: 300° C), einen Wert von v > 1 auf. Der Wert v und somit der Grad der ringöffnenden Metathese kann durch die Aktivität des
20 verwendeten Metathesekatalysators beeinflußt werden.
Die Reste R9, R10, R11 und R12 stehen unabhängig voneinander für Wasserstoff oder Alkyl, wobei der Ausdruck „Alkyl" geradkettige und verzweigte Alkylgruppen umfaßt.
25
Vorzugsweise handelt es sich dabei um geradekettige oder verzweigte Cι-Cιs- Alkyl-, bevorzugt Ci-Cio-Alkyl, insbesondere bevorzugt d- -Alkylgruppen. Beispiele für Alkylgruppen sind insbesondere Methyl, Ethyl, Propyl, 1- Methylethyl, Butyl, 1-Methylpropyl, 2-Methylpropyl 1,1-Dimethylethyl. n-
30 Pentyl, 1-Methylbutyl, 2-Methylbutyl, 3-Methylbutyl, 1-2-Dimethylpropyl, 1,1-
Dimethylpropyl, 2,2-Dimethylpropyl, 1-Ethylpropyl, n-Hexyl, 1-Methylpentyl, 2- Methylpentyl, 3-Methylpentyl, 4-Methylpentyl, 1 ,2-Dimethylbutyl, 1,3- Dimethylbutyl, 2,3-Dimethylbutyl, 1,1 -Dimethylpropyl, 1 ,2,2-Trimethylpropyl. 1-Ethylbutyl, 2-Ethylbutyl, l-Ethyl-2-Methylproρyl, n-Heptyl, 1-Methylhexyl, 1- Ethylpentyl, 2-Ethylpentyl, 1-Propylbutyl, Octyl, Decyl, Dodecyl, etc.
Der Verzweigungsgrad und die Anzahl der Kohlenstoffatome der endständigen Alkylreste R9, R10, R11 und R12 hängen von der Struktur der acyclischen Monoolefine des verwendeten Kohlenwasserstoffgemisches und der Aktivität des Katalysators ab, der den Grad der Kreuzmetathese (Selbstmetathese) der acyclischen Olefine unter Bildung strukturell neuer Olefine beeinflußt, in die sodann formal Cyclopenten im Sinne einer ringöffhenden Metathesepolymerisation insertiert wird.
Vorzugsweise werden Oligomerengemische eingesetzt, die einen erhöhten Anteil an Oligomeren mit nur einer terminalen Doppelbindung aufweisen. Das Oligomer wird vorzugsweise hergestellt, indem man ein ein cyclisches Monoolefin wie Cyclopropen, Cyclobuten, Cyclopenten, Cyclohexen, Cyclohepten, Cycloocten, Norbonen oder 7-Oxanorbonen sowie acyclische Monoolefine enthaltendes Kohlenwasserstoffgemisches aus der Erdölverarbeitung durch Cracken (C5- Schnitt) in einer homogenen oder heterogenen Metathesereaktion umsetzt.
Die Metathesereaktion umfaßt formal
a) die Disproportionierung der acyclischen Monoolefine des Kohlenwasserstoffgemisches durch Kreuzmetathese,
b) die Oligomerisation des cyclischen Monoelefins durch ringöffnende Metathese,
c) den Kettenabbruch durch Umsetzung der Oligomere aus b) mit einem acyclischen Olefin des Kohlenwasserstoffgemisches oder eines Produktes aus a),
wobei die Schritte a) und oder b) und/oder c) mehrmals für sich alleine oder in Kombination durchlaufen werden können.
Schritt a)
Die Kreuzmetathese der acyclischen Monoolefine soll am Beispiel der Metathese von 1 -Penten und 2-Penten erläutert werden:
CH =CH-C3H7
+ ^ Propen + 1-Buten + 2-Hexen + 3-Hepten
CH3-CH=CH-C2H5
Durch Kombination aus Kreuzmetathese verschiedener und Selbstmethathese gleicher acyclischer Olefine, wie z.B. der Selbstmetathese von 1 -Penten zu Ethen und 4-Octen sowie durch mehrmaliges Durchlaufen dieser Reaktion werden eine
Vielzahl von Monoolefϊnen mit unterschiedlicher Struktur und
Kohlenstoffatomanzahl erhalten, die die Endgruppen der Oligomeren VI bilden.
Über den Anteil an Kreuzmetatheseprodukten, die mit steigender Aktivität des verwendeten Katalysators zunimmt, wird auch der Doppelbindungsanteil der
Oligomeren beeinflußt. So wird z.B. bei der zuvor beschriebenen
Selbstmethathese von 1 -Penten Ethen freigesetzt, welches gegebenenfalls gasförmig entweichen kann, wobei ein Doppelbindungsäquivalent der Umsetzung entzogen wird. Gleichzeitig steigt der Anteil an Oligomeren ohne terminale Doppelbindungen. So wird in dem obigen Beispiel z.B. durch Insertion von
cyclischem Monoolefin in 4-Octen ein Oligomer ohne terminale Doppelbindungen gebildet.
Schritt b)
Die durchschnittliche Anzahl an Insertionen des cyclischen Monoolefins in die wachsende Kette im Sinne einer ringöff enden Metathesepolymerisation bestimmt das mittlere Molekulargewicht des gebildeten Oligomerengemisches VI. Vorzugsweise werden durch das erfϊndungsgemäße Verfahren Oligomerengemische VI mit einem mittleren Molekulargewicht von mindestens 274 g pro Mol gebildet, was einer durchschnittlichen Anzahl von drei Einheiten eines cyclischen Monoolefins pro Oligomer entspricht.
Schritt c)
Der Kettenabbruch erfolgt durch Umsetzung von Oligomeren, welche noch ein aktives Kettenende in Form eines Katalysatorkomplexes (Alkylidenkomplexes) aufweisen, mit einem acyclischen Olefin, wobei im Idealfall ein aktiver Katalysatorkomplex zurückgewonnen wird. Dabei kann das acyclische Olefin unverändert aus dem ursprünglich zur Reaktion eingesetzten Kohlenwasserstoffgemisch stammen oder zuvor in einer Kreuzmetathese nach Stufe a) modifiziert worden sein.
Das Verfahren eignet sich ganz allgemein zur Herstellung von Oligomeren VI aus Kohlenwasserstoffgemischen, die acyclische und cyclische Monoolefine enthalten. Monoolefine wie z.B. Cyclobuten, Cyclopenten, Cyclohexen,
Cyclohepten, Norbonen oder 7-Oxanorbonen, insbesondere Cyclopenten.
Varianten dieses Verfahrens werden beispielsweise in dem Artikel von M.
Schuster und S. Bleckert in Angewandte Chemie, 1997, Band 109, Seiten 2124 bis 2144, beschrieben.
Vorzugsweise wird ein bei der Erdölverarbeitung großtechnisch anfallendes Kohlenwasserstoffgemisch verwendet, das gewünschtenfalls zur Entfernung von Dienen zuvor einer katalytischen Teilhydrierung unterzogen werden kann. Besonders geeignet für die Verwendung im vorliegenden Verfahren ist z.B. ein an gesättigten und ungesättigten C5-Kohlenwasserstoffen angereichertes Gemisch (C5-Schnitt). Zur Gewinnung des C5-Schnittes kann z.B. beim Steamcracken von Naphtha anfallendes Pyrolysebenzin zuerst einer Selektivhydrierung unterzogen werden, um die enthaltenen Diene und Acetylene selektiv in die entsprechenden Alkane und Alkene zu überführen und anschließend einer fraktionierten Destillation unterworfen werden, wobei zum einen der für weitere chemische Synthesen wichtige C6-C8- Schnitt, der die aromatischen Kohlenwasserstoffe enthält, als auch der für das erfindungsgemäße Verfahren verwendete Cs-Schnitt anfallen.
Der Cs-Schnitt weist im allgemeinen einen Gesamtolefmgehalt von mindestens 30 Gew.-%, bevorzugt mindestens 40 Gew.-%, insbesondere mindestens 50 Gew.-%, auf.
Geeignet sind dabei Cs-Kohlenwasserstoffgemische mit einem Cyclopentengesamtgehalt von mindestens 5 Gew.-%, bevorzugt mindestens 10 Gew.-%, insbesondere mindestens 12 Gew.-%, und im allgemeinen nicht mehr als 30 Gew.-%, vorzugsweise nicht mehr als 20 Gew.-%.
Des weiteren weisen geeignete Cs-Kohlenwasserstoffgemische einen Anteil von Pentenisomeren an den acyclichen Monoolefinen von mindestens 70 -Gew.-%, bevorzugt mindestens 80 Gew.-%, insbesondere mindestens 90 Gew.-%, auf.
Das Herstellungsverfahren kann auch als großtechnisch anfallender Cs-Schnitt mit einem Gesamtolefinanteil von z.B. 50 bis 60 Gew.-%, einen
Cyclopentenanteil von z.B. 10 bis 20 Gew.-% und einem Anteil an Pentenisomeren von z.B. 33 bis 43 Gew.-% ausgeführt werden, wobei sich die Gewichtsprozente zu 100 Gew.-% addieren.
Nach einer speziellen Ausführungsform wird bei dem Herstellungsverfahren ein Kohlenwasserstoffgemisch verwendet, welches den Cs-Schnitt und eine acyclische C -Olefϊne enthaltende Erdölfraktion (Raffϊnat-2) umfaßt.
Nach einer anderen speziellen Ausführungsform des Herstellungsverfahrens wird ein Kohlenwasserstoffgemisch verwendet, welches den Cs-Schnitt und Ethen umfaßt. Dabei werden Oligomerengemische VI mit einem erhöhten Doppelbindungsanteil erhalten. Dies wird zum einen durch Ethenolyse der im Cs- Schnitt enthaltenen acyclischen n- und iso-Pentene zu kürzerkettigen α-Olefϊnen, wie Propen und 1 -Buten, erreicht, die mit Cyclopenten in einer ringöffhenden Metathesereaktion unter Bildung von Oligomeren VI mit jeweils einer terminalen Doppelbindung reagieren. In Gegenwart von Ethen wird auch die Selbstmetathese der acyclischen Olefine unter Bildung weiteren Ethens, wie z.B. die Selbstmetathese von 1 -Penten zu Ethen und 4-Octen, welches als Kettenabbruchreagenz zu Produkten ohne terminale Doppelbindungen führt, unterdrückt. Zum anderen wird eine weitere Erhöhung des Doppelbindungsanteils durch die Ethenolyse von Cyclopenten mit Ethen zu 1,6-Heptadien erzielt. Dabei entstehen Oligomerenfolgen, die jeweils über zwei terminale Doppelbindungen verfügen. Vorzugsweise resultieren bei einer Verwendung der so erhaltenen Oligomerengemische VI mit erhöhtem Doppelbindungsanteil zur Funktionalisierung Oligomerengemische VI mit erhöhter Funktionalitätsdichte.
Geeignete Katalysatoren für die Metathese sind nach dem Stand der Technik bekannt und umfassen homogene und heterogene Katalysatorsysteme. Im allgemeinen basieren die für das Herstellungsverfahren geeigneten Katalysatoren auf einem Übergangsmetall der 6., 7. oder 8. Nebengruppe des Periodensystems,
wobei vorzugsweise Katalysatoren auf Basis von Mo, W, Re und Ru verwendet werden.
Geeignete homogene Katalysatorsysteme werden z.B. von R. H. Grubbs in Comprehensive Organometallic Chemistry, Pergamon Press, Ltd., New York, Band 8, Seite 499 ff. (1982), von R. R. Schrock in Accounts of Chemical Research, Band 23, Seite 158 ff. (1990), in Angewandte Chemie, Band 107, Seiten 2179 ff. (1995), in Journal of the American Chemical Society, Band 118, Seite 100 ff. (1996) sowie in Journal of the Chemical Society, Chemical Commununications, Seite 1127 ff. (1995) beschrieben.
Geeignete heterogene Katalysatorsysteme umfassen im allgemeinen eine
Übergangsmetallverbindung auf einem inerten Träger, die befähigt ist ohne
Cokatalysator, durch Reaktion mit den Olefinedukten einen katalytischen aktiven Alkylidenkomplex zu bilden. Bevorzugt werden Re O und CH3ReO3 verwendet.
Geeignete anorganische Träger sind die hierfür üblichen Oxide, insbesondere Silicium- und Aluminiumoxide, Alumosilikate, Zeolithe, Carbide, Nitride, etc. und deren Mischungen. Bevorzugt werden als Träger Al O3, SiO und deren Mischungen, gegebenenfalls in Kombination mit B O3 und Fe2O3 verwendet.
Die Reaktionstemperatur liegt der Metathese liegt bei -20 bis 200°C, bevorzugt 0 bis 100° C, insbesondere 20 bis 80° C.
Die Metathese kann bei einem erhöhten Druck von bis zu 20 bar, bevorzugt bis zu 10 bar, oder insbesondere bei Umgebungsdruck durchgeführt werden.
Die verfahrenstechnische Ausführung des Herstellungsverfahrens kann sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich erfolgen. Geeignete Reaktionsapparaturen sind dem Fachmann bekannt und werden z.B. in Ullmanns
Enzyklopädie der technischen Chemie, Band 1, Seite 743 ff. (1951) beschrieben. Dazu zählen für das diskontinuierliche Verfahren z.B. Rührkessel und für das kontinuierliche Verfahren z.B. Rohrreaktoren.
Die Auftrennung des Metathesegemischs erfolgt nach üblichen Verfahren. Dazu zählt z.B. die fraktionierte Destillation, gegebenenfalls unter veπnindertem Druck, oder die Trennung bei erhöhten Temperaturen und Normaldruck in einem Fallfϊlmverdampfer. Dabei können leichtsiedende Fraktionen, die noch nicht umgesetzte Olefine enthalten, gewünschtenfalls in die Reaktionsapparatur zurückgeführt werden. Vorteilhafterweise wird bei dem Herstellungsverfahren eine weitergehende Umsetzung der im Cs-Schnitt enthaltenen Olefine zu Oligomeren VI erzielt, so daß die abgetrennten Leichtsieder ein C5- Kohlenwasserstoffgemisch mit überwiegend gesättigten cyclischen und acyclischen Verbindungen umfassen.
Vorzugsweise liegt die Iodzahl der Oligomeren VI bei mindestens 250 g I2/100 g Oligomere VI, bevorzugt bei mindestens 300 g I2/100 g Oligomere VI.
Das mittlere Molekulargewicht dieser von cyclischen Monoolefinen, insbesondere Cyclopenten, abgeleiteten Oligomere VI beträgt mindestens 274 g/mol, was einem mittleren Umsatz von drei Cyclopenten-Einheiten pro Oligomer VI entspricht, wobei in diesem Fall ein Kettenabbruch durch ein acyclisches Penten (und nicht durch ein Kreuzmetatheseprodukt) angenommen wird.
Zur Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Reaktiverdünner (Polyole VI) werden die vorstehend im Detail beschriebenen Oligomere VI in üblicher und bekannter Weise hydroformyliert. Im allgemeinen werden hierbei die Oligomeren VI in Gegenwart von geeignete Übergangsmetalle enthaltenden Katalysatoren mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid unter Normaldruck oder
unter erhöhtem Druck bei Temperaturen von 50 bis 150°C zu aldehydgruppenhaltigen Produkten VI umgesetzt.
Ein Beispiel für ein geeignetes Übergangsmetall ist Rhodium.
Die so erhaltenen Polyaldehyde VI werden isoliert und in üblicher und bekannter Weise zu den erfϊndungsgemäß zu verwendenden Reaktiverdünnern reduziert. Hierfür kommen alle Reduktionsmittel in Betracht, mit denen Aldehydgruppen zu Hydroxylgruppen reduziert werden können. Beispiele geeigneter Reduktionsmittel sind Borhydride wie Natriumtetrahydroboranat oder Wasserstoff in Gegenwart von Hydrierungskatalysatoren.
Beispiele geeigneter Hydroformylierungs- und Reduktionsverfahren werden in der europäischen Patentanmeldung EP 0 502 839 A 1 beschrieben.
Die Polyole VI können in üblicher und bekannter Weise teilweise oder vollständig hydriert werden. Hierfür kommen u.a. die vorstehend genannten Reduktionsmittel in Betracht.
Die besonders vorteilhaften Polyole VI weisen eine Hydroxylzahl (OHZ) von 200 bis 650, insbesondere 250 bis 450, auf. Dir mit Hilfe der Gelpermeationschromatographie mit Polystyrol als internem Standard ermitteltes zahlenmittleres Molekulargewicht Mn liegt im Bereich von 400 bis 1.000, insbesondere 400 bis 600. Ihr mit Hilfe der Gelpermeationschromatographie und Polystyrol als internem Standard ermitteltes massenmittleres Molekulargewicht Mw liegt im Bereich von 600 bis 2.000, insbesondere 600 bis 1.100. Die Uneinheitlichkeit Mn/Mw liegt bei 1,4 bis 3, insbesondere 1,7 bis 1,9.
Die vorstehend beschriebenen thermisch härtbaren Reaktiwerdünner können der flüssigen Mischung (A) nach deren Herstellung nachträglich noch als Zusatzstoffe (C) zugesetzt werden.
Der Gehalt der erfϊndungsgemäß zu verwendenden flüssigen Mischungen (A) an (Co)Polymeren, insbesondere (Meth)Acrylat(co)polymeriaten, einerseits und Reaktivverdunnem andererseits kann sehr breit variieren. Er richtet sich vor allem nach dem Verwendungszweck der flüssigen Mischung (A) und der hierfür erforderlichen Viskosität und danach, ob noch Zusatzstoffe (C) zugegen sind. Vorzugsweise liegt der Gehalt an Reaktiverdünner, jeweils bezogen auf die Summe von (Co)polymer und Reaktivverdünner bei 1,0 bis 50, bevorzugt 2,0 bis 45, besonders bevorzugt 3,0 bis 40, ganz besonders bevorzugt 4,0 bis 35 und insbesondere 5,0 bis 30 Gew.-%.
Der Gehalt der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen an den vorstehend beschriebenen flüssigen Mischungen (A) kann ebenfalls sehr breit variieren. Der Gehalt richtet sich insbesondere nach der Funktionalität der Bindemittel einerseits und der Funktionalität der nachstehend beschriebenen Addukte (B) und der Vemetzungsmittel (D) andererseits. Vorzugsweise Hegt der Gehalt bei 5,0 bis 80, bevorzugt 6,0 bis 75, besonders bevorzugt 7,0 bis 70, ganz besonders bevorzugt 8,0 bis 65 und insbesondere 9,0 bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörpergehalt der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen.
Die erfindungsgemäß zu verwendende Bindemittelkomponente, d.h. die flüssige Mischung (A), kann übliche und bekannte Zusatzstoffe (C) in wirksamen Mengen enthalten. Wesentlich ist, daß sie nicht die Vernetzungsreaktionen inhibieren oder völlig verhindern.
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Beispiele geeigneter Zusatzstoffe (C) sind färb- und oder effektgebende Pigmente, organische und anorganische, transparente oder opake Füllstoffe, Nanopartikel, thermisch und oder mit aktinischer Strahlung härtbare Reaktiverdünner, niedrig siedende organische Lösemittel und hochsiedende organische Lösemittel („lange Lösemittel"), Wasser, UV-Absorber, Lichtschutzmittel, Radikaffanger, thermolabile radikalische Initiatoren, Photoinitiatoren und -Coinitiatoren, sonstige zusätzliche Bindemittel, Vemetzungsmittel, wie sie in Einkomponentensystemen verwendet werden, Katalysatoren für die thermische Vernetzung, Entlüftungsrnittel, Slipadditive, Polymerisationsinhibitoren, Entschäumer, Emulgatoren, Netz- und Dipergiermittel, Haftvermittler, Verlaufrnittel, filmbildende Hilfsmittel, Sag control agents (SCA), rheologiesteuemde Additive (Verdicker), Flammschutzmittel, Sikkative, Trockungsmittel,
Hautverhinderungsmittel, Korrosionsinhibitoren, Wachse, Mattierungsmittel, Vorstufen organisch modifizierter Keramikmaterialien oder zusätzliche Bindemittel.
Art und Menge der Zusatzstoffe (C) richten sich nach dem Verwendungszweck der mit Hilfe der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe hergestellten Beschichtungen.
Dient beispielsweise ein erfϊndungsgemäße Beschichtungsstoff der Herstellung von Unidecklackierungen oder Basislackierungen, enthält er üblicherweise farb- und/oder effektgebende Pigmente (C) sowie gegebenenfalls opake Füllstoffe. Dient ein erfϊndungsgemäßer Beschichtungsstoff beispielsweise der Herstellung von Klarlackierungen oder Sealer - was der bevorzugte Verwendungszweck ist -, sind diese Zusatzstoffe (C) naturgemäß in dem betreffenden Beschichtungsstoff nicht enthalten.
Beispiele geeigneter Effektpigmente (C) sind Metallplättchenpigmente wie handelsübliche Aluminiumbronzen, gemäß DE 36 36 183 A 1 chromatierte
Aluminiumbrorizen, und handelsübliche Edelstahlbronzen sowie nichtmetallische Effektpigmente, wie zum Beispiel Perlglanz- bzw. Interferenzpigmente. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 176, »Effektpigmente« und Seiten 380 und 381 »Metalloxid-Glimmer-Pigmente« bis »Metallpigmente«, verwiesen.
Beispiele für geeignete anorganische farbgebende Pigmente (C) sind Titandioxid, Eisenoxide, Sicotransgelb und Ruß. Beispiele für geeignete organische farbgebende Pigmente (C) sind Thioindigopigmente Indanthrenblau, Cromo- phthalrot, Irgazinorange und Heliogengrün. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 180 und 181, »Eisenblau-Pigmente« bis »Eisenoxidschwarz«, Seiten 451 bis 453 »Pigmente« bis »Pigmentvolumenkonzentration«, Seite 563 »Thioindigo-Pigmente« und Seite 567 »Titandioxid-Pigmente«, verwiesen.
Beispiele geeigneter organischer und anorganischer Füllstoffe (C) sind Kreide, Calciumsulfate, Bariumsulfat, Silikate wie Talk oder Kaolin, Kieselsäuren, Oxide wie Alummiumhydroxid oder Magnesiumhydroxid oder organische Füllstoffe wie Textilfasem, Cellulosefasern, Polyethylenfasern oder Holzmehl. Ergänzend wird auf Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seiten 250 ff., »Füllstoffe«, verwiesen.
Beispiele geeigneter thermisch härtbarer Reaktiverdünner (C) sind die vorstehend im Detail beschriebenen.
Beispiele geeigneter mit aktinischer Strahlung härtbarer Reaktivverdünner (C) sind die in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1998, auf Seite 491 unter dem Stichwort »Reaktiwerdünner« beschriebenen.
Beispiele geeigneter niedrigsiedender organischer Lösemittel (C) und hochsiedender organischer Lösemittel (C) („lange Lösemittel") sind Ketone wie Methylethlyketon oder Methylisobutylketon, Ester wie Ethylacetat oder Butylacetat, Ether wie Dibutylether oder Ethylenglykol-, Diethylenglykol-, Propylenglykol-, Dipropylenglykol-, Butylenglykol- oder
Dibutylenglykoldimethyl-, -diethyl- oder -dibutylether, N-Methylpyrrolidon oder Xylole oder Gemische aromatischer Kohlenwasserstoffe wie Solventnaphtha® oder Solvesso®.
Beispiele geeigneter thermolabiler radikalischer Initiatoren (C) sind organische Peroxide, organische Azoverbindungen oder C-C-spaltende Initiatoren wie Dialkylperoxide, Peroxocarbonsäuren, Peroxodicarbonate, Peroxidester, Hydroperoxide, Ketonperoxide, Azodinitrile oder Benzpinakolsilylether.
Beispiele geeigneter Katalysatoren (C) für die Vernetzung sind Dibutylzinndilaurat, Lithiumdecanoat oder Zinkoctoat.
Beispiele geeigneter Photoinitiatoren und Coinitiatoren (C) werden in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1998, Seiten 444 bis 446, beschrieben.
Beispiele geeigneter sonstiger zusätzlicher Bindemittel (C) sind oligomere und polymere, thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung härtbare, lineare und/oder verzweigte und/oder blockartig, kammartig und oder statistisch aufgebaute (Co)Polymerisate von ethylenisch ungesättigten Monomeren, oder Polyadditionsharze und oder Polykondensationsharze, wie sie in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1 98, Seite 457: »Polyaddition« und »Polyadditionsharze (Poly addukte)«, Seiten 463 und 464: »Polykondensate«, »Polykondensation« und »Polykondensationsharze«, sowie Seiten 73 und 74: »Bindemittel«, beschrieben werden. Weitere Beispiele
geeigneter sonstiger zusätzlicher Bindemittel (C) sind die in der Patentschrift DE 197 36 535 A 1 beschriebenen Poly(meth)acrylate oder Acrylatcopolymerisate, Polyester, insbesondere die in den Patentschriften DE 40 09 858 A 1 oder DE 44 37 535 A 1 beschriebenen, Alkyde, acrylierte Polyester, Polylactone, Polycarbonate, Polyether, Epoxidharz-Amin-Addukte, (Meth)Acrylatdiole, partiell verseifte Polyvinylester, Polyurethane und acrylierte Polyurethane, wie die in den Patentschriften EP 0 521 928 A 1, EP 0 522420 A 1, EP 0 522419 A 1, EP
0 730 613 A 1 oder DE 44 37 535 A 1 beschriebenen, oder Polyhamstoffe.
Beispiele geeigneter zusätzlicher Vemetzungsmittel (C) sind Aminoplastharze, wie sie beispielsweise in Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, 1998, Seite 29, »Aminoharze«, dem Lehrbuch „Lackadditive" von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 242 ff., dem Buch „Paints, Coatings and Solvents", second completely revised edition, Edit. D. Stoye und W. Freitag, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, Seiten 80 ff., den Patentschriften US 4 710 542 A 1 oder EP-B-0 245 700 A 1 sowie in dem Artikel von B. Singh und Mitarbeiter "Carbamylmethylated Melamines, Novel Crosslinkers for the Coatings Industry", in Advanced Organic Coatings Science and Technology Series, 1991, Band 13, Seiten 193 bis 207, beschrieben werden, Carboxylgrappen enthaltende Verbindungen oder Harze, wie sie beispielsweise in der Patentschrift DE 196 52 813 A 1 beschrieben werden, Epoxidgruppen enthaltende Verbindungen oder Harze, wie sie beispielsweise in den Patentschriften EP 0 299 420 A 1, DE 22 14 650 B 1, DE 27 49 576 B 1, US 4,091,048 A 1 oder US 3,781,379 A 1 beschrieben werden, blockierte Polyisocyanate, wie sie beispielsweise in den Patentschriften US 4,444,954 A 1, DE 196 17 086 A 1, DE 196 31 269 A 1, EP 0 004 571 A 1 oder EP 0 582 051 A
1 beschrieben werden, und/oder Tris(alkoxycarbonylamino)-triazine, wie sie in den Patentschriften US 4,939,213 A 1, US 5,084,541 A 1, US 5,288,865 A 1 oder EP 0 604 922 A 1 beschrieben werden.
Beispiele für geeignete Entlüftunsmittel (C) sind Diazadicycloundecan oder Benzoin.
Beispiele geeigneter Emulgatoren (C) sind nicht ionische Emulgatoren, wie alkoxylierte Alkanole und Polyole, Phenole und Alkylphenole oder anionische Emulgatoren wie Alkalisalze oder Ammoniumsalze von Alkancarbonsäuren, Alkansulfonsäuren, und Sulfosäuren von alkoxylierten Alkanolen und Polyolen, Phenolen und Alkylphenolen.
Beispiele geeigneter Netzmittel (C) sind Siloxane, fluorhaltige Verbindungen, Carbonsäurehalbester, Phosphorsäureester, Polyacrylsäuren und deren Copolymere oder Polyurethane.
Ein Beispiel für einen geeigneten Haftvermittler (C) ist Tricyclodecandimethanol.
Beispiele für geeignete filmbildende Hilfsmittel (C) sind Cellulose-Derivate wie Celluloseacetobutyrat (CAB).
Beispiele geeigneter transparenter Füllstoffe (C) sind solche auf der Basis von Siliziumdioxid, Aluminiumoxid oder Zirkoniumoxid; ergänzend wird noch auf das Römpp Lexikon Lacke und Druckfarben, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1998, Seiten 250 bis 252, verwiesen.
Beispiele geeigneter Sag control agents (C) sind Harnstoffe, modifizierte Harnstoffe und/oder Kieselsäuren, wie sie beispielsweise in den Literaturstellen EP 0 192 304 A 1, DE 23 59 923 A 1, DE 18 05 693 A 1, WO 94/22968, DE 27 51 761 C 1, WO 97/12945 oder "färbe + lack", 11/1992, Seiten 829 ff, beschrieben werden.
Beispiel geeigneter rheologiesteuemder Additive (C) sind die aus den Patentschriften WO 94/22968, EP 0 276 501 A 1, EP 0 249 201 A 1 oder WO 97/12945 bekannten; vernetzte polymere Mikroteilchen, wie sie beispielsweise in der EP 0 008 127 A 1 offenbart sind; anorganische Schichtsilikate wie Aluminium-Magnesium-Silikate, Natrium-Magnesium- und
Natrium-Magnesium-Fluor-Lithium-Schichtsilikate des Montmorillonit-Typs; Kieselsäuren wie Aerosile; oder synthetische Polymere mit ionischen und/oder assoziativ wirkenden Gruppen wie Polyvinylalkohol, Poly(meth)acrylamid, Poly(meth)acrylsäure, Polyvinylpyrrolidon, Styrol-Maleinsäureanhydrid- oder Ethylen-Maleinsäureanhydrid-Copolymere und ihre Derivate oder hydrophob modifizierte ethoxylierte Urethane oder Polyacrylate;
Ein Beispiel für ein geeignetes Mattierungsmittel (C) ist Magnesiumstearat.
Beispiele geeigneter Vorstufen (C) für organisch modifizierte Keramikmaterialien sind hydrolysierbare metallorganische Verbindungen insbesondere von Silizium und Aluminium.
Weitere Beispiele für die vorstehend aufgeführten Zusatzstoffe (C) sowie Beispiele geeigneter UV-Absorber, Radikalfanger, Verlaufrnittel,
Flammschutzmittel, Sikkative, Trocknungsmittel, Hautverhinderangsmittel, Korrosionsinhibitoren und Wachse (B) werden in dem Lehrbuch »Lackadditive« von Johan Bieleman, Wiley-VCH, Weinheim, New York, 1998, im Detail beschrieben.
Die Herstellung der erfϊndungsgemäß zu verwendenden, Zusatzstoffe (C) enthaltenden Bindemittelkomponente weist keine Besonderheiten auf, sondern erfolgt in üblicher und bekannter Weise durch Vermischen der vorstehend beschriebenen Mischungen (A) und Zusatzstoffe (C) in geeigneten Mischaggregaten wie Rührkessel, Dissolver, Rührwerksmühlen oder Extruder.
Die zweite Komponente der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, -klebstoffe und -dichtungsmassen enthält mindestens ein Addukt (B).
Das Addukt (B) ist herstellbar aus einem Dusocyanat (bl) und einer Verbindung I (b2).
Beispiele geeigneter Diisocyanate sind Isophorondiisocyanat (= 5-Isocyanato-l- isocyanatomethyl-l,3,3-trimethyl-cyclohexan), 5Tsocyanato-l-(2-isocyanatoeth- l-yl)-l,3,3-trimethyl-cyclohexan, 5-Isocyanato-l-(3-isocyanatoprop-l-yl)-l,3,3- trimethyl-cyclohexan, 5 -Isocyanato-(4-isocyanatobut- 1 -y 1)- 1 ,3 ,3-trimethyl- cyclohexan, l-Isocyanato-2-(3-isocyanatoprop-l-yl)-cyclohexan, l-Isocyanato-2- (3-isocyanatoeth-l-yl)cyclohexan, l-Isocyanato-2-(4-isocyanatobut-l-yl)- cyclohexan, 1,2-Diisocyanatocyclobutan, 1,3-Diisocyanatocyclobutan, 1,2- Diisocyanatocyclopentan, 1 ,3-Diisocyanatocyclopentan, 1,2-
Düsocyanatocyclohexan, 1,3-Diisocyanatocyclohexan, 1,4-
Diisocyanatocyclohexan, Dicyclohexylmethan-2,4'-diisocyanat, Tri- methylendiisocyanat, Tetramethylendiisocyanat, Pentamethylendiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat (HDI), Ethylethylendiisocyanat, Trimethylhexan- dusocyanat, Heptamethylendiisocyanat oder Diisocyanate, abgeleitet von Dimerfettsäuren, wie sie unter der Handelsbezeichnung DDI 1410 von der Firma Henkel vertrieben und in den Patentschriften WO 97/49745 und WO 97/49747 beschrieben werden, insbesondere 2-Heptyl-3,4-bis(9-isocyanatononyl)-l-pentyl- cyclohexan, oder 1,2-, 1,4- oder l,3-Bis(isocyanatomethyl)cyclohexan, 1,2-, 1,4- oder l,3-Bis(2-isocyanatoeth-l-yl)cyclohexan, l,3-Bis(3-isocyanatoprop-l- yl)cyclohexan, 1,2-, 1,4- oder l,3-Bis(4-isocyanatobut-l-yl)cyclohexan oder flüssiges Bis(4-isocyanatocyclohexyι)methan eines trans/trans-Gehalts von bis zu 30 Gew.-%, vorzugsweise 25 Gew.-% und insbesondere 20 Gew.-%, wie es den Patentanmeldungen DE 44 14 032 A 1, GB 1220717 A 1, DE 16 18 795 A 1 oder DE 17 93 785 A 1 beschrieben wird, bevorzugt Isophorondiisocyanat, 5-
Isocyanato- 1 -(2-isocyanatoeth- 1 -y 1)- 1 ,3 ,3-trimethyl-cyclohexan, 5 -Isocyanato- 1 - (3-isocyanatoprop-l-yl)-l,3,3-trimethyl-cyclohexan, 5-Isocyanato-(4- isocyanatobut-l-yl)-l,3,3-trimethyl-cyclohexan, l-Isocyanato-2-(3- isocyanatoprop-l-yl)-cyclohexan, l-Isocyanato-2-(3-isocyanatoeth-l- yl)cyclohexan, l-Isocyanato-2-(4-isocyanatobut-l-yl)-cyclohexan oder HDI, insbesondere HDI.
Die Verbindungen I weisen eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe auf. Beispiele geeigneter isocyanatreaktiver funktioneller Gruppen sind Hydroxylgruppen, Thiolgrappen und primäre oder sekundäre Aminogruppen.
Die Verbindungen I haben die allgemeine Formel I:
In der allgemeinen Formel I stehen R1 und R2 unabhängig von einander für Wasserstoffatome oder Alkylreste mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise Methyl, Ethyl. Propyl, Isopropyl, n-Butyl, sec.-Butyl, tert.-Butyl, n-Pentyl, Isoamyl, n-Hexyl, n-Heptyl, n-Octyl, 2-Ethyl-hex-l-yl, n-Nonyl oder n-Decyl, insbesondere Isopropyl;
U und V stehen unabhängig voneinander für Sauerstoffatome, Schwefelatome oder Reste >N-R6, worin R6 ein aliphatischer Rest mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen ist, dessen Kohlenstoffkette durch ein oder mehrere Sauerstoffatome unterbrochen sein kann, wie die vorstehend beschriebenen Reste R1 und R2, Undecyl, Dodecyl, Tridecyl, Tetradecyl, Pentadecyl, Hexadecyl, Heptadecyl, Octadecyl, Nonadecyl oder Eicosanyl oder OHgo(ethylenglykol)-l-yl, Oligo(propylenglykol)-l-yl oder
Oligo(butylenglykol)-l-yl oder die entsprechenden gemischten Oligomeren mit einem Oligomerisationsgrad von bis zu 15. Außerdem kann R6 ein aromatischer Rest mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen sein wie Phenyl, Naphthyl oder Diphenyl-1- yi-
R3 steht für einen Alkylenrest mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen wie Methylen, Eth- 1,2-ylen, , Trimethylen, Tetramethylen oder Pentamethylen.
R4 und R5 stehen unabhängig voneinander für Wasserstoffatome, isocyanatreaktive funktionelle Gruppen oder Reste R6.
Wesentlich für die Verbindungen I ist, daß ein Rest R4, R5 oder R6 eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe enthält oder ein Rest R4 oder R5 eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe ist, wobei die anderen Reste R4, R5 oder R6 - sofern vorhanden - keine isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen aufweisen.
Beispiele gut geeigneter Verbindungen I sind
Dioxolane der allgemeinen Formel II
Dioxane der allgemeinen Formel III:
Oxazolidine der allgemeinen Formel IV:
worin die Reste R1, R2, R4, R5 und R6 die vorstehend angegebene Bedeutung haben, wobei die Reste R4 oder R6 eine isocyanatreaktive funktionelle Gruppe enthalten.
Beispiele geeigneter Dioxolane (II), Dioxane (III) und Dioxazolidine (IV) sowie ihre Herstellung werden im Detail in den Beispielen der deutschen Patentanmeldung DE 196 09 617 A 1, Seite, 5, Zeile 54, bis Seite 9, Zeilen 27, beschrieben.
Hiervon weisen die Oxazolidine (IV) besondere Vorteile auf, weswegen sie erfϊndungsgemäß besonders bevorzugt verwendet werden. Beispiele besonders gut geeigneter Oxazolidine (IV) sind N-(2-Hydroxyethyl)-l,3-oxazolidin oder N-(2- Hydroxyethyl)-2-isopropyl-l,3-oxazoHdin, wie sie auf Seite 6, Tabelle 1, Nr. 5a und Nr. 5b, der deutschen Patentanmeldung DE 196 09 617 A 1 beschrieben werden.
Für die Herstellung des Addukts (B) ist es wesentlich, daß das Molverhältnis von Isocyanatgruppen in den Dusocyanaten (bl) zu den isocyanatreaktiven funktionellen Gruppen in der Verbindung I (b2) bei 0,8 : 1,2 bis 1,2 : 0,8, vorzugsweise 0,9 : 1,1 bis 1,1 : 0,9 und insbesondere 1 : 1 liegt.
Der Gehalt der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen an den vorstehend beschriebenen Addukten (B) kann sehr breit variieren. Er richtet sich insbesondere nach der Funktionalität der Vemetzungsmittel (D) und der flüssigen Michung (A) sowie danach, welche Viskosität die erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen haben sollen. Vorzugsweise liegt der Gehalt bei 10 bis 90, bevorzugt 15 bis 85, besonders bevorzugt 20 bis 80, ganz besonders bevorzugt 22 bis 75 und insbesondere 25 bis 70 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörpergehalt der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen, wobei der Gehalt an (B) bis zu doppelt so hoch wie der Gehalt an (A) gewählt werden kann.
Die erfϊndungsgemäß zu verwendende zweite Komponente enthält noch mindestens ein reaktives Vemetzungsmittel (D). Dieses Vemetzungsmittel (D) kann aber auch in einer dritten erfϊndungsgemäß zu verwendenden Komponente enthalten sein.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird unter einem reaktiven Vemetzungsmittel (D) ein Vemetzungsmittel verstanden, das im Gegensatz zu den vorstehend beschriebenen Vemetzungsmitteln (C) für Einkomponentensysteme bereits unterhalb 90, vorzugsweise unterhalb 70, bevorzugt unterhalb 60, besonders bevorzugt unterhalb 50, besonders bevorzugt unterhalb 40, ganz besonders bevorzugt unterhalb 30°C und insbesondere bei Raumtemperatur mit den vorstehend beschriebenen flüssigen Mischungen (A), den Addukten (B) nach der Ketonabspaltung sowie mit ggf. zusätzlich vorhandenen Reaktivverdünnern (C) für die thermische Härtung reagieren.
Beispiele geeigneter reaktiver Vemetzungsmittel (D) sind Polyisocyanate, die im statistischen Mittel mehr als zwei Isocyantgruppen im Molekül aufweisen und ggf. hydrophil oder hydrophob modifiziert sind. Vorzugsweise sind die
Polyisocyanate (D) flüssig und bevorzugt niedrigviskos, so daß sie leicht in die zweite Komponente oder in die Mischung aus erster und zweiter Komponente eingearbeitet werden können. Besonders bevorzugt werden Polyisocyanate (D) mit 2 bis 5 Isocyanatgruppen pro Molekül und mit Viskositäten bei 23°C von 100 bis 2000 mPa.s eingesetzt. Gegebenenfalls können den Polyisocyanaten (D) noch geringe Mengen organischer Lösemittel (C), bevorzugt 1 bis 25 Gew.-%, bezogen auf reines Polyisocyanat (D), zugegeben werden, um so die Einarbeitbarkeit des Polyisocyanates (D) zu verbessern und gegebenenfalls seine Viskosität auf einen Wert innerhalb der obengenannten Bereiche abzusenken.
Beispiele geeigneter Polyisocyanate (D) sind isocyanatgruppenhaltige Polyurethanpräpolymere, die durch Reaktion von Polyolen mit einem Überschuß an den vorstehend beschriebenen Dusocyanaten (bl) hergestellt werden können und bevorzugt niederviskos sind. Es können auch Isocyanurat-, Biuret-, AUophanat-, Iminooxadiazindon-, Urethan-, Harnstoff- und/oder Uretdiongruppen aufweisende Polyisocyanate (D) verwendet werden. Urethangruppen aufweisende Polyisocyanate werden beispielsweise durch Umsetzung eines Teils der Isocyanatgruppen mit Polyolen, wie z.B. Trimethylolpropan und Glycerin, erhalten. Vorzugsweise werden aliphatische oder cycloaliphatische Diisocyanate (bl), insbesondere Hexamethylendiisocyanat, dimerisiertes und trimerisiertes Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat, 2-Isocyanatopro- pylcyclohexylisocyanat, Dicyclohexylmethan-2,4'-diisocyanat oder
Dicyclohexylmethan-4,4'-diisocyanat oder Mischungen aus diesen Dusocyanaten eingesetzt.
Ganz besonders bevorzugt werden Gemische aus Uretdion- und/oder Isocyanuratgruppen und/oder Allophanatgruppen aufweisenden Polyisocyanaten (D) auf Basis von Hexamethylendiisocyanat oder Isophorondiisocyanat, wie sie durch katalytische Oligomerisierung von Hexamethylendiisocyanat oder
Isophorondiisocyanat unter Verwendung von geeigneten Katalysatoren entstehen, eingesetzt.
Auch der Gehalt der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen an den vorstehend beschriebenen Vemetzungsmiteln (D) kann sehr breit variieren. Insbesondere richtet er sich nach der Funktionalität der Vemetzungsmittel (D) und der (Meth)Acrylatcopolymerisate (A) sowie der Menge an Addukt (B). Vorzugsweise liegt der Gehalt bei 10 bis 70, bevorzugt 15 bis 65, besonders bevorzugt 17 bis 60, ganz besonders bevorzugt 20 bis 55 und insbesondere 22 bis 50 Gew.-%, jeweils bezogen auf den Festkörpergehalt der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen.
Im übrigen kann die zweite erfϊndungsgemäß zu verwendende Komponente oder - sofern verwendet - auch oder nur die dritte erfindungsgemäß zu verwendende Komponente mindestens einen der vorstehend beschriebenen Zusatzstoffe (C) enthalten, sofern diese nicht mit den Addukten (B) und/oder den Vemetzungsmitteln (D) unerwünschte Reaktionen eingehen wie etwa Zersetzungsreaktionen oder vorzeitige Vernetzungsreaktionen.
Ansonsten können noch alle oder ein Teil der in den erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffen, Klebstoffen und Dichtungsmassen jeweils angewandten, vorstehend beschriebenen Zusatzstoffe (C) als eine eigene, separate, dritte oder vierte Komponente vorliegen.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen aus den vorstehend beschriebenen Komponenten bietet keine methodischen Besonderheiten sondern wird mit Hilfe der üblichen und bekannten, vorstehend beschriebenen Mischvorrichtungen und -verfahren oder mittels üblicher Zwei- oder Mehrkomponenten-Dosier- und -mischanlagen durchgeführt. Idealerweise erfolgt die Durchmischung per Hand.
Die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen dienen der Herstellung von Beschichtungen, Klebschichten und Dichtungen auf und/oder in grundierten und ungrundierten Substraten. Insbesondere dienen die erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe der Herstellung von Unidecklackierungen, Klarlackierungen sowie Basislackierungen und Klarlackierungen in färb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen.
Methodisch weist die Applikation der erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe keine Besonderheiten auf, sondern kann durch alle üblichen Applikationsmethoden, wie z.B. Spritzen, Rakeln, Streichen, Gießen, Tauchen, Träufeln oder Walzen erfolgen. Vorzugsweise werden
Spritzapplikationsmethoden angewandt, wie zum Beispiel Druckluftspritzen, Airless-Spritzen, Hochrotation, elektrostatischer Sprühauftrag (ESTA), gegebenenfalls verbunden mit Heißspritzapplikation wie zum Beispiel Hot- Air - Heißspritzen.
Als Substrate kommen Oberflächen, die durch eine Härtung der hierauf befindlichen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und/oder Dichtungsmassen unter Anwendung von Hitze sowie gegebenenfalls von aktinischer Strahlung nicht geschädigt werden, in Betracht; das sind z. B. Metalle, Kunststoffe, Holz, Keramik, Stein, Textil, Faserverbunde, Leder, Glas, Glasfasern, Glas- und Steinwolle, mineral- und harzgebundene Baustoffe, wie Gips- und Zementplatten oder Dachziegel, sowie Verbünde dieser Materialien. Demnach sind die erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen auch für Anwendungen außerhalb der Automobilindustrie geeignet. Hierbei kommen sie insbesondere für die Lackierung, das Verkleben und/oder das Abdichten von Möbeln, Fenstern, Türen, Bauwerken im Innen- und Außenbereich und die industrielle Lackierung, inklusive Coil Coating, Container Coating und die Imprägnierung oder Beschichtung elektrotechnischer Bauteile, in Betracht. Im
Rahmen der industriellen Lackierungen eignen sie sich für die Lackierung, das Verkleben und/oder das Abdichten praktisch aller Teile für den privaten oder industriellen Gebrauch wie Radiatoren, Haushaltsgeräte, Kleinteile aus Metall wie Schrauben und Muttern, Radkappen, Felgen, Emballagen oder elektrotechnische Bauteile wie Motorwicklungen oder Transformatorwicklungen.
Im Falle elektrisch leitfähiger Substrate können Grundierungen verwendet werden, die in üblicher und bekannter Weise aus Elektrotauchlacken (ETL) hergestellt werden. Hierfür kommen sowohl anodische (ATL) als auch kathodische (KTL) Elektrotauchlacke, insbesondere aber KTL, in Betracht.
Die Elektrotauchlackierung oder die Elektrotauchlackschicht kann mit einem Füller überschichtet werden, der entweder für sich alleine oder gemeinsam mit der Elektrotauchlackschicht gehärtet wird (Naß-in-naß- Verfahren). Die Überschichtung mit einem Füller erfolgt insbesondere in den Bereichen, die einer starken mechanischen Beanspruchung, wie beispielsweise durch Steinschlag, ausgesetzt sind.
Beispiele geeigneter kathodischer Elektrotauchlacke sowie ggf. von Naß-in-naß- Verfahren werden in der japanischen Patentanmeldung 1975-142501 (japanische Offenlegungsschrift JP 52-065534 A 2, Chemical Abstracts Referat Nr. 87: 137427) oder den Patentschriften und -anmeldungen US 4,375,498 A 1, US 4,537,926 A 1, US 4,761,212 A 1, EP 0 529 335 A 1, DE 41 25 459 A 1, EP 0 595 186 A 1, EP 0 074 634 A 1, EP 0 505 445 A 1, DE 42 35 778 A 1, EP 0 646 420 A 1, EP 0 639 660 A 1, EP 0 817 648 A 1, DE 195 12 017 C 1, EP 0 192 113 A 2, DE 41 26 476 A 1 oder WO 98/07794 beschrieben.
Desgleichen sind geeignete Füller, insbesondere wäßrige Füller, die auch als
Steinschlagschutzgrundierungen oder Funktionsschichten bezeichnet werden, aus den Patentschriften und -anmeldungen US 4,537,926 A 1, EP 0 529 335 A 1, EP
0 595 186 A 1, EP 0 639 660 A 1, DE 44 38 504 A 1, DE 43 37 961 A 1, WO 89,/10387, US 4,450,200 A 1, US 4,614,683 A 1 oder WO 490/26827 bekannt.
Es können auch grundierte oder ungrundierte Kunststoffteile aus z. B. ABS, AMMA, ASA, CA, CAB, EP, UF, CF, MF, MPF, PF, PAN, PA, PE, HDPE, LDPE, LLDPE, UHMWPE, PC, PC/PBT, PC/PA, PET, PMMA, PP, PS, SB, PUR, PVC, RF, SAN, PBT, PPE, POM, PUR-RIM, SMC, BMC, PP-EPDM und UP (Kurzbezeichnungen nach DIN 7728T1) lackiert, geklebt oder abgedichtet werden. Im Falle von nichtfunktionalisierten und/oder unpolaren Substratoberflächen können diese vor der Beschichtung in bekannter Weise einer Vorbehandlung, wie mit einem Plasma oder mit Beflammen, unterzogen oder mit einer Hydrogrundierung versehen werden.
Erfϊndungsgemäß werden zur Herstellung der erfϊndungsgemäßen Klarlackierungen und Unidecklackierungen die erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe der geeigneten Zusammensetzung auf die vorstehend beschriebenen Substrate appliziert, wonach die resultierenden Klarlack- und Unidecklackschichten gehärtet werden.
Erfϊndungsgemäß werden zur Herstellung der erfϊndungsgemäßen Klebschichten und Dichtungen die erfϊndungsgemäßen Klebstoffe und Dichtungsmassen auf und/oder in die vorstehend beschriebenen Substrate appliziert. Vorzugsweise wird bei dem Verkleben von Substraten die zu verklebenden Oberflächen zweier oder mehrerer Substrate mit dem erfϊndungsgemäßen Klebstoff beschichtet, wonach die betreffenden Oberflächen ggf. unter Druck in Kontakt gebracht und die resultierenden Klebschichten gehärtet werden.
Erfϊndungsgemäß erfolgt die Herstellung einer erfϊndungsgemäßen färb- und/oder effktgebenden Mehrschichtlackierung auf einem grundierten oder ungrundierten Substrat durch
(1) Applikation eines Basislacks auf das Substrat,
(2) Trocknung und/oder partielle Härtung oder vollständige Härtung der 5 Basislackschicht,
(3 ) Applikation eines Klarlacks auf die getrocknete und/oder partiell gehärtete Basislackschicht oder die gehärtete Basislackierung und
10 (4) gemeinsame Härtung der Klarlackschicht mit der Basislackschicht oder separate Härtung der Klarlackschicht.
Hierbei werden in einer ersten, bevorzugten Variante ein an sich bekannter Basislack und als Klarlack ein erfϊndxmgsgemäßer Klarlack verwendet. 15
In einer zweiten, bevorzugten Variante werden ein an sich bekannter Klarlack und als Basislack ein erfindungsgemäßer Basislack verwendet.
In einer dritten, bevorzugten Variante werden ein erfindungsgemäßer Basislack 20 und ein erfindungsgemäßer Klarlack verwendet.
Beispiele an sich bekannter Basislacke sind aus den Patentanmeldungen EP 0 089 497 A 1, EP 0 256 540 A 1, EP 0 260 447 A 1, EP 0 297 576 A 1, WO 96/12747, EP 0 523 610 A 1, EP 0 228 003 A 1, EP 0 397 806 A 1, EP 0 574 417 A 1, EP 0
25 531 510 A 1, EP 0 581 211 A 1, EP 0 708 788 A 1, EP 0 593 454 A 1, DE-A-43 28 092 A 1, EP 0 299 148 A 1, EP 0 394 737 A 1, EP 0 590 484 A 1, EP 0 234 362 A 1, EP 0 234 361 A 1, EP 0 543 817 A 1, WO 95/14721, EP 0 521 928 A 1, EP 0 522 420 A 1, EP 0 522 419 A 1, EP 0 649 865 A 1, EP 0 536 712 A 1, EP 0 596 460 A 1, EP 0 596 461 A 1, EP 0 584 818 A 1, EP 0 669 356 A 1, EP 0 634
30 431 A 1, EP 0 678 536 A 1, EP 0 354 261 A 1, EP 0 424 705 A 1, WO 97/49745,
WO 97/49747, EP 0 401 565 A 1 oder EP 0 817 684, Spalte 5, Zeilen 31 bis 45, bekannt.
An sich bekannte Klarlacke sind Ein- oder Mehrkomponentenklarlacke, Pulverklarlacke, Pulverslurryklarlacke, UV-härtbare Klarlacke oder Sealer, wie sie aus den Patentanmeldungen, Patentschriften und Veröffentlichungen DE 4204 518 A 1, EP 0 594 068 A 1, EP 0 594 071 A 1, EP 0 594 142 A 1, EP 0 604 992 A 1, EP 0 596 460 A 1, WO 94/10211, WO 94/10212, WO 94/10213, WO 94/22969 oder WO 92/22615, US 5,474,811 A 1, US 5,356,669 A 1 oder US 5,605,965 A 1 , DE 42 22 194 A 1 , Produkt-Information der Firma BASF Lacke + Farben AG, „Pulverlacke", 1990, Firmenschrift von BASF Coatings AG „Pulverlacke, Pulverlacke für industrielle Anwendungen", Januar 2000, US 4,268,542 A 1, DE
195 40 977 A 1, DE 195 18 392 A 1, DE 196 17 086 A 1, DE-A-196 13 547, DE
196 52 813 A 1, DE-A-198 14 471 A 1, EP 0 928 800 A 1, EP 0 636 669 A 1, EP 0 410 242 A 1, EP 0 783 534 A 1, EP 0 650 978 A 1, EP 0 650 979 A 1, EP 0 650
985 A 1, EP 0 540 884 A 1, EP 0 568 967 A 1, EP 0 054 505 A 1, EP 0 002 866 A 1, DE 197 09 467 A 1, DE 42 03 278 A 1, DE 33 16 593 A 1, DE 38 36 370 A 1, DE 24 36 186 A 1, DE 20 03 579 B 1, WO 97/46549, WO 99/14254, US 5,824,373 A 1, US 4,675,234 A 1, US 4,634,602 A 1, US 4,424,252 A 1, US 4,208,313 A 1, US 4,163,810 A 1, US 4,129,488 AI, US 4,064,161 A 1, US 3,974,303 A 1, EP 0 844 286 A 1, DE 43 03 570 A 1, DE 34 07 087 A I, DE 40 11 045 A 1, DE 40 25 215 A 1, DE 38 28 098 A 1, DE 40 20 316 A 1 oder DE 41 22 743 A 1 bekannt sind.
Auch die Härtung der applizierten erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebschichten und Dichtungsmassen weist keine methodischen Besonderheiten auf, sondern erfolgt im allgemeinen bei Raumtemperatur im Verlauf von 30 min bis zu mehreren Tagen, beispielsweise 4 bis 10 Tagen. Die Härtung kann durch die Anwendung von Wärme und/oder aktinischer Strahlung unterstützt werden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die erfϊndungsgemäßen
Beschichtungsstoffe, Klebschichten und Dichtungsmassen Bestandteile (C) enthalten, die mit aktinischer Strahlxmg aktivierbar sind, und/oder Bestandteile (C), die thermisch härtbar sind, wie beispielsweise die Vemetzungsmittel (C) für Einkomponentensysteme. Dies ist des weiteren auch der Fall, wenn bei der Herstellung der erfϊndungsgemäßen färb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen übliche und bekannte thermisch und/oder mit aktinischer Strahlung härtbare Klarlacke oder Basislacke angewandt werden. Die Härtung mit Hitze und aktinischer Strahlxmg wird von der Fachwelt auch als „Dual Cure" bezeichnet.
Für die thermische Härtung kommen die üblichen und bekannten Vorrichtungen wie Infrarot- und Nahinfrarotstrahler, Heißluftgebläße oder Umluftöfen in Betracht.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird xinter aktinischer Strahlxmg elektromagnetische Strahlung wie nahes Infrarot, sichtbares Licht, UV-Licht oder Röntgenstrahlung, insbesondere aber UV-Licht, und Korpuskularstrahlimg, insbesondere Elektronenstrahlung, verstanden. Für die Härtung werden die entsprechenden Strahlungsquellen, wie etwa UV-Strahler, angewandt.
Die erfϊndungsgemäßen Beschichtungsstoffe, Klebstoffe und Dichtungsmassen haben einen hohen Festkörpergehalt bei niedriger Viskosität und einer lange Standzeit.
Die resultierenden erfϊndungsgemäßen Beschichtungen, insbesondere die Unidecklacke, Klarlacke und färb- und/oder effektgebenden Mehrschichtlackierungen, weisen eine hohe Härte, Flexibilität, und Chemikalienbeständigkeit, einen hervorragenden Verlauf, eine sehr gute Zwischenschichthaftung, einen hervorragenden optischen Gesamteindrack, eine
sehr gute Witterungsbeständigkeit, eine sehr hohe Kratzfestigkeit und eine sehr gute Polierbarkeit auf.
Die erfϊndungsgemäßen Klebschichten sind auf Dauer von hoher Klebkraft auch unter extremen und/oder sehr stark und rasch wechselnden klimatischen Bedingungen.
Die erfϊndungsgemäßen Dichtungen dichten auf Dauer vollständig gegen chemisch aggressive Stoffe ab.
Somit weisen die erfϊndungsgemäßen grundierten und ungrundierten Substrate, die mit mindestens einer erfϊndungsgemäßen Beschichtung beschichtet, mit mindestens einer erfϊndungsgemäßen Klebschicht verklebt und/oder mit mindestens einer erfindungsgemäßen Dichtung abgedichtet sind, zusätzlich zu den vorstehend aufgeführten Vorteilen eine besonders lange Gebrauchsdauer auf, was sie wirtschaftlich besonders wertvoll macht.
Beispiele
Herstellbeispiel 1
Die Herstellung einer erfindungsgemäß zu verwendenden flüssigen Mischung (A)
In einen Laborreaktor, ausgestattet mit einem Rührer, zwei Tropftrichtern für den Monomerenzulauf und den Initiatorzulauf, Stickstoff-Einleitxingrsohr, Thermometer und Rückflußkühler wurden 150 Gewichtsteile 2,4- Diethyloctandiol-1,5 (DEOD), 75 Gewichtsteile Vinylversatat (VeoVa® 10), 172,5 Gewichtsteile Methylamylketon und 132,5 Ethoxyethylpropionat vorgelegt und unter Rühren unter Inertgas auf 145°C erhitzt. Bei Erreichen der Temparatur
wurde mit dem Initiatorzulauf begonnen (Lösung von 67,5 Gewichtsteilen Di- tert.-Butylperoxid in 45 Gewichsteilen Methylamylketon), der während 5 h gleichmäßig fortgesetzt wurde. 15 min nach dem Beginn des Initiatorzulaufs wurde eine Monomermischung aus 225 Gewichtsteilen Styrol, 150 Gewichtsteilen tert.-Butylcyclohexylacrylat, 450 Gewichtsteilen n-Butylmethacrylat und 600 Gewichtsteilen Hydroxypropylmethacrylat während 4 h gleichmäßig zudosiert. Die resultierende Reaktionsmischung wurde mit 285 Gewichtsteilen eines Lösemittelgemischs (n-Butylacetat, Xylol und Methylamylketon im Gewichtsverhältnis von 8 : 1 : 1) verdünnt. Die resultierende flüssige Mischung (A) wies einen Festkörpergehalt von 67,8 Gew.-% (lg/1 h/130°C) und eine Viskosität von 18 dPas auf.
Herstellbeispiel 2
Die Herstellung eines Addukts (B)
N-(2-Hydroxyethyl)-2-isopropyl-l,3-oxazolidin wurde, wie auf Seite 9, Zeilen 7 bis 17, ,ΛV4 - Monourethane aus HDI", der DE 196 09 617 A 1 beschrieben, mit HDI im Molverhältnis 1 : 1 zu dem Addukt (B) umgesetzt.
Herstellbeispiel 3
Die Herstellung eines Reaktiwerdünners (C)
In einem 4 1-Stahlreaktor wurden 136 Gewichtsteile Pentaerythrit und 616 Gewichtsteile Phthalsäureanhydrid vorgelegt und während 6,5 h unter Rühren auf 120°C erhitzt. Zu der resultierenden Reaktionsmischung wurden 904 Gewichtsteile Versaticsäure®-glycidylester hinzugegeben. Die resultierende Reaktionsmischung wurde so lange weiter erhitzt, bis eine Säurezahl von 0,7 mg KOH/g erreicht war. Nach dem Abkühlen auf 90°C wurde der Reaktivverdünner
mit n-Butylacetat auf einen Festkörpergehalt von 83,2 Gew.-% eingestellt (lg/lh/130°C). Das mit Hilfe der Gelpermeationschromatographie mit Polystyrol als Standard ermittelte zahlenmittlere Molekulargewicht lag bei 1.684 Dalton, das massenmittlere bei 3.280 Dalton.
Beispiele 1 und 2
Die Herstellung erfindungsgemäßer Klarlacke und Klarlackierungen
Für das Beispiel 1 wurden 25,82 Gewichtsteile des Reaktivverdünners (C) gemäß Herstellbeispiel 3, 19,92 der flüssigen Mischung (A) gemäß Herstellbeispiel 1, 6,67 Gewichtsteile DEOD, 25,04 Gewichtsteile des handelsüblichen Polyisocyanats Desmodur® 3600 der Firma Bayer AG (NCO-Gehalt: 23 Gew.- %), 3,28 Gewichtsteile des handelsüblichen Polyisocyanats Desmodur® N 3390 der Firma Bayer AG (90%-ig; NCO-Gehalt: 19,5 Gew.-%), 0,34 Gewichtsteile des handelsüblichen Additivs Antigel der Firma Schwego (Festkörpergehalt: 16 Gew.-%), 0,08 Gewichtsteile des handelsüblichen Entschäumers BYK® 331 der Firma Byk Chemie, 0,02 Gewichtsteile Dibutylzinndilaurat (10%-ig in Butylacetat), 0,82 Gewichtsteile des handelsüblichen Additivs Baysilon®-Öl OL 44 der Firma Bayer AG, 0,7 Gewichtsteile des Lichtschutzmittels Tinuvin® 400 und 0,08 Gewichtsteile des Lichtschutzmittels Tinuvin® 292, beide von der Firma Ciba Specialty Chemicals, 17,2 Gewichtsteile Butylacetat sowie 14,02 Gewichtsteile des Addukts (B) des Herstellbeispiels 2 miteinander vermischt und homogenisiert, so daß ein Klarlack mit 70 Gew.-% Festkörpergehalt resultierte (lg/lh 130°C).
Für das Beispiel 2 wurde Beispiel 1 wiederholt, nur daß anstelle von 14,02 Gewichtsteilen 49,8 Gewichtsteile des Addukts (B) des Herstellbeispiels 2 verwendet wurden, so daß ein Klarlack mit 80 Gew.-% Festkörpergehalt resultierte (lg/lh/130°C).
Die Klarlacke der Beispiele 1 und 2 wurden auf Glastafeln mit einer Naßschichtdicke von 150 μm appliziert. Die Klarlackschichten waren bereits nach 45-minütigem Erwärmen auf 90°C vollständig ausgehärtet. Die Klarlackierungen waren hart, klar und transparent und frei von Kochern. Sie wiesen eine glatte, strukturfreie und klebfreie Oberfläche auf. Die Klarlacke waren hervorragend als Autoreparaturlacke oder zur Herstellung färb- und/oder effektgebender Mehrschichtlackierungen nach dem Naß-in-naß-Verfahren geeignet.