Zusammensetzung enthaltend Pestizid, Konservierungmittel und unverzweigtes 1 ,2-Alkandiol
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine agrochemische Zusammensetzung enthaltend Pestizid, Konservierungsmittel und unverzweigtes 1 ,2-Alkandiol mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung dieser Zusammensetzung, indem man Pestizid, Konservierungsmittel und unverzweigtes 1 ,2-Alkandiol mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen mischt. Außerdem betrifft die Erfindung eine Verwendung der Zusammensetzung zur Bekämpfung von phytopathogenen Pilzen und/oder unerwünschtem Pflanzenwuchs und/oder unerwünschtem Insektenoder Milbenbefall und/oder zur Regulation des Wachstums von Pflanzen, sowie eine Verwendung der Zusammensetzung zur Bekämpfung von unerwünschtem Insektenoder M üben befall auf Pflanzen und/oder zur Bekämpfung von phytopathogenen Pilzen und/oder zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwuchs, wobei man Saatgüter von Nutzpflanzen mit der Zusammensetzung behandelt, und schließlich Saatgut, behandelt mit der Zusammensetzung. Kombinationen bevorzugter Merkmale mit anderen bevorzugten Merkmalen werden von der vorliegenden Erfindung umfasst.
EP 1 201 125 A1 offenbart eine endermatische Salbenzusammensetzung enthaltend 3-Methoxybutanol und 1 ,2-Pentandiol. Weiterhin wird offenbart, dass die gemeinsame Verwendung dieser Produkte zu einem überlegenen antiseptischen Effekt führt.
EP 1 426 029 A1 offenbart eine Emulsionszusammensetzung, wobei 1 ,2-Alkandiol, Tensid, ölige Substanz und Wasser als essentielle Komponenten enthalten sind.
WO 2003/069994 offenbart die Verwendung einer Mischung aus zwei, drei oder mehr unverzweigten 1 ,2-Alkandiolen als antimikrobiellen Wirkstoff. Als weiterer Mischungsbestandteil kann ein antimikrobieller Wirkstoff in einer Menge eingesetzt werden, wobei die antimikrobielle Wirkung des Alkandiolgemisches synergistisch verstärkt wird.
Pillai et al. offenbaren im SÖFW-Journal, 2005, 131 (6), 13-22 ("1 ,2-Pentanediol - a Multifunctional Ingredient for Personal Care Applications"), dass 1 ,2-Pentandiol die konservierende Wirkung einer Mischung der Konservierungstoffe Phenoxyethanol, Methylparaben, Butylparaben, Propylparaben und Isobutylparaben in kosmetischen Formulierungen erhöht.
Die Verwendung von Konservierungsmitteln in agrochemischen Zusammensetzungen ist seit langem bekannt. Ohne den Zusatz oder mit zu wenig Zusatz von Konservierungsmittel kommt es zu verschiedenen Problemen, vor allem durch das Wachstum von Mikroorganismen: Bildung von Gas, so dass die Plastikkanister oder Metallfässer mit den agrochemischen Zusammensetzungen zerbersten können; Bildung von unangenehmen Gerüchen, die bei insektiziden oder rodentiziden Zusammensetzungen zu
einer abstoßenden Wirkung auf die Insekten oder Rodentizide führen könnten; Verfärbungen; pH-Änderungen, auf die manche Pestizide sensibel reagieren; Änderung der Viskosität verursacht durch Abbau von Polysaccharid-haltigen Verdickern, so dass es Probleme bei der Sprühapplikation geben kann; oder Phasenseparation bzw. Sedimen- tation von Emulsionen bzw. Suspensionen durch mikrobiellen Abbau von Tensiden, was zu Problemen bei der Herstellung des Tankmixes und der Applikation führen kann.
Die genannten Probleme verringern insbesondere die Lagerstabilität der agrochemischen Zusammensetzungen, da diese üblicherweise nicht in klimatisierten Räumen, sondern im Freien gelagert werden. Theoretisch könnte durch den Zusatz hoher Konzentrationen an Konservierungsmitteln agrochemische Zusammensetzungen lange stabilisiert werden, so dass die vorgenannten Probleme wenig auftreten. Jedoch stehen verschiedenen Konservierungsmittel, wie para-Hydroxybenzoesäure und ihre Ester, Formaldehydabspalter, Chlorhexidin, Benzalkoniumchlorid, Propionsäure, Pheno- xyethanol im Verdacht allergen oder toxisch zu sein.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war daher, eine agrochemische Zusammensetzung umfassend Pestizid und Konservierungsmittel zu finden, welche eine verringerte Konzentration von Konservierungsmittel hat. Weitere Aufgabe war, dass die antimikro- bielle Wirkung des Konservierungsmittels in der agrochemischen Zusammensetzung selbst bei verringerte Konzentration sehr hoch ist. Des weiteren war es eine Aufgabe, dass die zu findende agrochemische Zusammensetzung sich weiterhin problemlos formulieren lässt, die üblichen agrochemischen Formulierungshilfsstoffe eingesetzt werden können, die üblichen agrochemischen Applikationstechniken wie sprühen oder beizen eingesetzt werden können und/oder die insektizide oder rodentizide Wirkung durch unerwünschten Geruch oder Geschmack nicht beeinträchtigt wird.
Die Aufgabe wurde gelöst durch eine agrochemische Zusammensetzung enthaltend Pestizid, Konservierungsmittel und unverzweigtes 1 ,2 Alkandiol mit 5 bis 10 Kohlen- stoffatomen.
Bevorzugte unverzweigte 1 ,2 Alkandiole mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen sind 1 ,2- Pentandiol, 1 ,2-Hexandiol, 1 ,2-Octandiol und 1 ,2-Decandiol. Besonders bevorzugt ist 1 ,2-Pentandiol. 1 ,2-Pentandiol ist kommerziell in verschiedenen Reinheiten erhältlich, beispielsweise von mindestens 70 Gew.% bis mindestens 99,95 Gew.%. Im Allgemeinen umfasst die erfindungsgemäße Zusammensetzung 0,01 bis 10 Gew.%, bevorzugt 0,1 bis 8 Gew.%, besonders bevorzugt 0,5 bis 3 Gew.% des Alkandiols.
Der Begriff Pestizid (im folgenden auch Pflanzenschutzmittel genannt) bezeichnet min- destens einen Wirkstoff ausgewählt aus der Gruppe der Fungizide, Insektizide, Nema- tizide, Herbizide, Rodentiziden, Safener und/oder Wachstumsregulatoren, bevorzugt Insektizide, Nematizide, Herbizide, Rodentiziden, Safener und/oder Wachstumsregula-
toren. Der Fachmann versteht unter Pestiziden üblicherweise solche Wirkstoffe, die in agrochemischen Zusammensetzungen eingesetzt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform sind Pflanzenschutzmittel Stoffe, die dazu be- stimmt sind: a) Pflanzen oder lebende Teile von Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen zu schützen; b) Pflanzen oder lebende Teile von Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse vor Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen zu schützen, die nicht Schadorganismen sind; c) die Lebensvorgänge von Pflanzen zu beeinflussen, ohne ihrer Ernährung zu dienen (wie Wachstumsregler); und d) Pflanzen abzutöten oder das Wachstum von Pflanzen zu hemmen oder zu verhindern.
Dem Fachmann ist allgemein bekannt, dass Pflanzenschutzmittel rechtlich klar definiert und reglementiert sind, beispielsweise in Gesetzen zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, zur Begrenzung von Rückständen in Lebensmitteln oder in Trinkwasser, zum Schutz von Bienen, zur korrekten Anwendung, zum Verbot von gefährlichen Pflanzenschutzmitteln, wie DDT oder Lindan. Der Fachmann unterscheidet daher Pflanzenschutzmittel (wie Funigzide) eindeutig von Arzneimitteln (wie Antimykotika, Antibiotika oder Desinfektionsmittel) oder kosmetischen Einsatzstoffen.
Bevorzugte Pestizide sind Fungizide, Insektizide, Rodentizide und Herbizide, besonders bevorzugt Insektizide, Rodentizide und Herbizide. Auch Mischungen von Pestiziden aus zwei oder mehr der vorgenannten Klassen können verwendet werden. Der Fachmann ist vertraut mit solchen Pestiziden, die beispielsweise in Pesticide Manual, 14th Ed. (2006), The British Crop Protection Council, London, gefunden werden kön- nen. Geeignete Insektizide sind Insektizide der Klasse der Carbamate, Organophopha- te, Organochlor-Insektizide, Phenylpyrazole, Pyrethroide, Neonicotinoide, Spinosine, Avermectine, Milbemycine, Juvenil Hormon Analoga, Alkylhalide, Organozinn- Verbindungen, Nereistoxin-Analoga, Benzoylharnstoffe, Diacylhydrazine, METI Akari- zide, sowie Insektizide wie Chloropicrin, Pymetrozin, Flonicamid, Clofentezin, Hexythi- azox, Etoxazol, Diafenthiuron, Propargit, Tetradifon, Chlorfenapyr, DNOC, Buprofezin, Cyromazin, Amitraz, Hydramethylnon, Acequinocyl, Fluacrypyrim, Rotenon, oder deren Derivate. Geeignete Fungizide sind Fungizide der Klassen Dinitroaniline, Allylamine, Anilinopyrimidine, Antibiotica, aromatische Kohlenwasserstoffe, Benzenesulfonamide, Benzimidazole, Benzisothiazole, Benzophenone, Benzothiadiazole, Benzotriazine, Benzylcarbamate, Carbamates, Carboxamide, Carbonsäureamdide, Chloronitrile, Cya- noacetamideoxime, Cyanoimidazole, Cyclopropanecarboxamide, Dicarboximide, Di- hydrodioxazine, Dinitrophenylcrotonate, Dithiocarbamate, Dithiolane, Ethylphosphona- te, Ethylaminothiazolcarboxamide, Guanidines, Hydroxy-(2-amino-)pyrimidine, Hydro- xyanilides, Imidazole, Imidazolinone, Anorganika, Isobenzofuranone, Methoxyacrylate, Methoxycarbamates, Morpholines, N-Phenylcarbamate, Oxazolidinedione, Oximinoa- cetate, Oximinoacetamide, Peptidylpyrimidinnucleoside, Phenylacetamide, Phenylami- de, Phenylpyrrole, Phenylharnstoffe, Phosphonate, Phosphorothiolate, Phthalamsäu-
ren, Phthalimide, Piperazine, Piperidine, Propionamide, Pyridazinone, Pyridine, Pyridi- nylmethylbenzamide, Pyrimidinamine, Pyrimidine, Pyrimidinonehydrazone, Pyrroloqui- nolinone, Quinazolinone, Chinoline, Chinone, Sulfamide, Sulfamoyltriazole, Thiazole- carboxamide, Thiocarbamate, Thiophanate, Thiophenecarboxamide, Toluamide, Triphenylzinn Verbindungen, Triazine, Triazole. Geeignete Herbizide sind Herbizide der Klassen der Acetamide, Amide, Aryloxyphenoxypropionate, Benzamide, Benzofuran, Benzoesäuren, Benzothiadiazinone, Bipyridylium, Carbamate, Chloroacetamide, Chlorcarbonsäuren, Cyclohexanedione, Dinitroaniline, Dinitrophenol, Diphenylether, Glycine, Imidazolinone, Isoxazole, Isoxazolidinone, Nitrile, N-phenylphthalimide, Oxa- diazole, Oxazolidinedione, Oxyacetamide, Phenoxycarbonsäuren, Phenylcarbamate, Phenylpyrazole, Phenylpyrazoline, Phenylpyridazine, Phosphinsäuren, Phosphoroami- date, Phosphorodithioate, Phthalamate, Pyrazole, Pyridazinone, Pyridine, Pyridincar- bonsäuren, Pyridinecarboxamide, Pyrimidindione, Pyrimidinyl(thio)benzoate, Chinolin- carbonsäuren, Semicarbazone, Sulfonylaminocarbonyltriazolinone, Sulfonylharnstoffe, Tetrazolinone, Thiadiazole, Thiocarbamate, Triazine, Triazinone, Triazole, Triazolino- ne, Triazolocarboxamide, Triazolopyrimidine, Triketone, Uracile, Harnstoffe. Geeignete Klassen von Rodentiziden umfassen Antikoagulantien, anorganische Rodentizide, chlororganische Rodentizide, phosphororganische Rodentizide, Pyrimidinamin- Rodentizide, Thioharnstoff-Rodentizide, Harnstoff-Rodentizide.
In einer Ausführungsform enthält das Pestizid ein Insektizid, bevorzugt besteht das Pestizid aus mindestens einem Insektizid. In einer weiteren Ausführungsform enthält das Pestizid ein Fungizid, bevorzugt besteht das Pestizid aus mindestens einem Fungizid. Bevorzugte Fungizide sind Pyraclostrobin, Metconazol und Epoxiconazol. In ei- ner weiteren Ausführungsform enthält das Pestizid ein Herbizid, bevorzugt besteht das Pestizid aus mindestens einem Herbizid. In einer weiteren Ausführungsform enthält das Pestizid ein Rodentizid, bevorzugt ein Antikoagulans, insbesondere Cumarin- Derivate, besonders bevorzugt Flocoumafen und Difenacoum. Weiterhin bevorzugt sind Mischungen eines Antikoagulanz mit Ergocalciferol oder Vitamin D3.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung umfasst üblicherweise 0.1 bis 70 Gew.% Pestizid, bevorzugt 1 bis 50 Gew. %, insbesondere 3 bis 30 Gew.%, bezogen auf die Zusammensetzung.
Konservierungsmittel sind im Allgemeinen solche Verbindungen, die agrochemischen Zusammensetzungen zugesetzt werden, um deren Haltbarkeit gegenüber der Einwirkung von Mikroorganismen (wie Bakterien und Pilzen), Insekten und anderen Kleinlebewesen zu verlängern. Bevorzugte Konservierungsmittel weisen eine bakterizide und fungizide, besonders bakterizide Wirkung auf.
Beispiele für Konservierungsmittel sind Benzoesäure, ihre Ester und Salze, para- Hydroxybezoesäure (Paraben), ihre Ester und Salze, Propionsäure und ihre Salze,
Salicylsäure und ihre Salze, 2,4-Hexadienssäure (Sorbinsäure) und ihre Salze, Formaldehyd und Paraformaldehyd, 2-Hydroxybiphenylether und seine Salze, 2-Zink- sulfidopyridin-N-oxid, anorganische Sulfite und Bisulfite, Natriumjodat, Chlorbutanolum, Dehydracetsäure, Ameisensäure, 1 ,6-Bis(4-amidino-2-bromphenoxy)-n-hexan und seine Salze, 10- Undecylensäure und ihre Salze, 5-Amino-1 ,3-bis (2-ethylhexyl)-5- methyl-hexahydropyrimidin, 5-Brom-5-nitro-1 ,3-dioxan, 2-Brom-2-nitro-1 ,3-propandiol, 2,4-Dichlorbenzylalkohol, N-(4-Chlorphenyl)-N'-(3,4-dichlorphenyl)-harnstoff, 4-Chlor- m-kresol, 2,4,4'-Trichlor-2'-hydroxy-diphenylether, 4-Chlor-3,5-dimethylphenol, 1 ,1 '- Methylen-bis (3-(1-hydroxymethyl-2, 4-dioximidazolidin-5-yl)harnstoff), Poly(hexame- thylendiguanid)-hydrochlorid, 2-Phenoxyethanol, Hexamethylentetramin, 1-(3-Chloro- allyl)-3,5,7-triaza-1-azonia-adamantanchlorid, 1 (4-Chlorphenoxy)1 (1 H-imidazol-1-yl)-3, 3-dimethyl-2-buta-non, 1 ,3-Bis-(hydroxymethyl)-5, 5-dimethyl-2,4-imidazolidindion, Benzylalkohol, Octopirox, 1 ,2-Dibrom-2,4-dicyanobutan, 2,2'-Methylen-bis(6-brom-4- chlor-phenol), Bromchlorophen, Dichlorophen, 2-Benzyl-4-chlorphenol, 2-Chloracet- amid, Chlorhexidin, Chlorhexidinacetat, Chlorhexidingluconat, Chlorhexidinhydrochlo- rid, 1-Phenoxy-propan-2-ol, N-Alkyl(Ci2-C22)trimethylammoniumbromid und Chlorid, 4, 4-Dimethyl-1 ,3-oxazo-lidin, N-Hydroxymethyl-N- (1 ,3-di(hydroxymethyl)-2, 5-dioxo- imidazolid in-4-yl)-N'-hydroxymethylharnstoff, 1 ,6-Bis(4-amidinophenoxy)-n-hexan und seine Salze, Glutaraldehyd, 5-Ethyl-1-aza-3,7-dioxabicyclo (3.3. 0)octan, 3- (4-Chlor- phenoxy)-1 ,2-propandiol, Hyamine, Alkyl(C8-Ci8)-dimethylbenzyl-ammoniumchlorid, Alkyl-(C8-Ci8)-dimethylbenzylammoniumbromid, Alkyl-(C8-Ci8)-dimethylbenzyl- ammoniumsaccharinat, Benzylhemiformal, 3-Jod-2-propinyl-butylcarbamat, Natrium- hydroxymethylaminoacetat, Cetyltrimethylammoniumbromid, Cetylpyridiniumchlorid, und Derivate von 2H-lsothiazol-3-on (sog. Isothiazolon-Derivate), wie Alkylisothiazolo- ne (z.B. 2-Methyl-2H-isothiazol-3-on, MIT; Chlor-2-methyl-2H-isothiazol-3-on, CIT), Benzisothiazolone (z.B. 1 ,2-Benzisothiazol-3(2H)-on, BIT, kommerziell erhältlich als Proxel® Typen der Fa. ICI) oder 2-Methyl-4,5-trimethylen-2H-isothiazol-3-on (MTIT), und deren Mischungen.
Bevorzugte Konservierungsmittel sind Propionsäure und ihre Salze, Sorbinsäure und ihre Salze, Benzoesäure, ihre Ester und Salze, para-Hydroxybezoesäure und ihre Salze, Ci-C4-Alkyl-para-hydroxybenzoat (Alkylparabene) und Isothiazolon-Derivate und deren Mischungen, 2-Phenoxyethanol, Cetyltrimethylammoniumbromid, Cetylpyridiniumchlorid, Benzylhemiformal und Dichlorophen. Besonders bevorzugt sind Ci-C4-AIkVl- para-hydroxybenzoat (Alkylparabene) und Isothiazolon-Derivate und deren Mischungen, und 2-Phenoxyethanol.
Ganz besonders bevorzugte Konservierungsmittel sind Isothiazolon-Derivate und deren Mischungen, wie Alkylisothiazolone (z.B. MIT, CIT), Benzisothiazolone (z.B. BIT), MTIT, Mischungen von MIT und CIT oder von MIT und BIT. Ganz besonders bevorzugt sind Mischungen von Isothiazolon-Derivaten, wie Mischungen von MIT und CIT oder von MIT und BIT, speziell von MIT und BIT. Solche Mischungen liegen im Allgemeinen
in einem Gewichtsverhältnis von 10:1 bis 1 :10, bevorzugt von 5:1 bis 1 :5 und speziell von 3:1 bis 1 :3 vor.
Die zu verwendende Konzentration von Konservierungsmittel hängt vom jeweils einge- setzten Konservierungsmittels ab. Geeignete Konzentrationen werden daher jeweils vom Hersteller oder im Stand der Technik genannt, zum Beispiel:
- für Acticide® MBS von Thor GmbH (2,5 Gew.% BIT und 2,5 Gew.% MIT) wird für agrochemische Formulierungen ein Zusatz von 25 - 250 ppm Wirkstoff (entspricht 0,0025 bis 0,025 Gew.% Summe aus BIT und MIT) empfohlen. - für Acticide® MBL von Thor GmbH (2,5 Gew.% BIT, 2,5 Gew.% MIT und 8 Gew.% 2-Bromo-2-nitro-1 ,3-propandiol) wird für agrochemische Formulierungen ein Zusatz von 0,05 bis 0,5 Gew.% (entspricht 0,0065 bis 0,065 Gew.% Summe der drei Wirkstoffe) empfohlen.
- für Proxel® DL von Arch (9 Gew.% Lösung von BIT) wird für agrochemische Formu- lierungen ein Zusatz von 0,1 - 0,5 Gew.% (entspricht 0,0001 bis 0,0045 Gew.% BIT) empfohlen.
- für Proxel® BD20 von Arch (19,3 Gew.% Suspension von BIT) wird für agrochemische Formulierungen ein Zusatz von 0,1 - 0,5 Gew.% (entspricht 0,0193 bis 0,0965 Gew.% BIT) empfohlen.
Die zu verwendende Konzentration von Konservierungsmittel in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung hängt daher auch vom jeweils eingesetzten Konservierungsmittels ab, sie ist jedoch üblicherweise geringer als vom Hersteller des Konservierungsmittels empfohlen oder im unteren Bereich der Herstellerempfehlung. Der Fach- mann kann eine geeignete Konzentration des Konservierungsmittels in einfachen Vorversuchen bestimmen: Dazu testet man die Haltbarkeit einer Zusammensetzung ohne Zusatz von 1 ,2-Alkandiol, sowie mit Zusatz von Alkandiol und verringerten Konzentrationen von Konservierungmittel. Dann wählt man diejenige verringerte Konzentration von Konservierungsmittel aus, die eine gleich hohe Haltbarkeit hat wie die Zusammen- Setzung ohne Alkandiol.
Im Allgemeinen umfasst die erfindungsgemäße Zusammensetzung unter 0,5 Gew.%, bevorzugt unter 0,1 Gew.%, besonders bevorzugt unter 0,05 Gew.% und insbesondere unter 0,02 Gew.% Konservierungsmittel bezogen auf die Zusammensetzung. Die Kon- zentrationsangabe bezieht sich bei Mischungen von Konservierungsmitteln auf die
Summe aller Konservierungsmittel. Bei verdünnten wässrigen oder anderweitig formulierten Konservierungsmitteln bezieht sich die Konzentrationsangabe auf die reinen Konservierungsmittel.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält meist Formulierungshilfsmittel, wobei sich die Wahl der Hilfsmittel üblicherweise nach der konkreten Anwendungsform bzw. dem Wirkstoff richtet. Beispiele für geeignete Hilfsmittel sind Lösungsmittel, feste
Trägerstoffe, oberflächenaktive Stoffe (wie Tenside, Solubilisatoren, Schutzkolloide, Netzmittel und Haftmittel), organische und anorganische Verdicker, Frostschutzmittel, Entschäumer, ggf. Farbstoffe und Kleber (z. B. für Saatgutbehandlung), oder Ködermaterialien und Lockstoffe (z.B. für Köder).
Als oberflächenaktive Stoffe (Adjuvantien, Netz-, Haft-, Dispergier- oder Emulgiermittel) kommen die Alkali-, Erdalkali-, Ammoniumsalze von aromatischen Sulfonsäuren, z. B. von Lignin-(Borresperse®-Typen, Borregaard, Norwegen), Phenol-, Naphthalin- (Morwet®-Typen, Akzo Nobel, USA) und Dibutylnaphthalinsulfonsäure (Nekal®-Typen, BASF, Deutschland), sowie von Fettsäuren, Alkyl- und Alkylarylsulfonaten, Alkyl-, Lau- rylether- und Fettalkoholsulfaten, sowie Salze sulfatierter Hexa-, Hepta- und Octade- canole sowie von Fettalkoholglykolethern, Kondensationsprodukte von sulfoniertem Naphthalin und seiner Derivate mit Formaldehyd, Kondensationsprodukte des Naphthalins bzw. der Naphthalinsulfonsäuren mit Phenol und Formaldehyd, Polyoxyethyle- noctylphenolether, ethoxyliertes Isooctyl-, Octyl- oder Nonylphenol, Alkylphenyl-, Tribu- tylphenylpolyglykolether, Alkylarylpolyetheralkohole, Isotridecylalkohol, Fettalkoholethy- lenoxid-Kondensate, ethoxyliertes Rizinusöl, Polyoxyethylen- oder Polyoxypropylenal- kylether, Laurylalkoholpolyglykoletheracetat, Sorbitester, Lignin-Sulfitablaugen sowie Proteine, denaturierte Proteine, Polysaccharide (z.B. Methylcellulose), hydrophob mo- difizierte Stärken, Polyvinylalkohol (Mowiol®-Typen, Clariant, Schweiz), Polycarboxyla- te (Sokalan®-Typen, BASF, Deutschland), Polyalkoxylate, Polyvinylamin (Lupamin®- Typen, BASF, Deutschland), Polyethylenimin (Lupasol®-Typen, BASF, Deutschland), Polyvinylpyrrolidon und deren Copolymere in Betracht.
Als Tenside kommen insbesondere anionische, kationische, nicht-ionische und ampho- tere Tenside, Blockpolymere und Polyelektrolyte in Betracht. Geeignete anionische Tenside sind Alkali-, Erdalkali- oder Ammoniumsalze von Sulfonaten, Sulfaten, Phosphaten oder Carboxylaten. Beispiele für Sulfonate sind Alkylarylsulfonate, Diphenylsul- fonate, alpha-Olefinsulfonate, Sulfonate von Fettsäuren und Ölen, Sulfonate von etho- xylierten Alkylphenolen, Sulfonate von kondensierten Naphtalinen, Sulfonate von Do- decyl und Tridecylbenzolen, Sulfonate von Naphthalinen und Alkylnaphthalinen, Sulfo- succinate oder Sulfosuccinamate. Beispiele für Sulfate sind Sulfate von Fettsäuren und Ölen, von ethoxylierten Alkylphenolen, von Alkoholen, von ethoxylierten Alkoholen, oder von Fettsäureestern. Beispiele für Phosphate sind Phosphatester. Beispiele für Carboxylate sind Alkylcarboxylate und carboxylierte Alkohol- oder Alkylphenolethoxyla- te.
Geeignete nicht-ionische Tenside sind Alkoxylate, N-alkylierte Fettsäureamide, Aminoxide, Ester oder Zucker-basierte Tenside. Beispiele für Alkoxylate sind Verbindungen, wie Alkohole, Alkylphenole, Amine, Amide, Arylphenole, Fettsäuren oder Fettsäureester, die alkoxyliert wurden. Zur Alkoxylierung kann Ethylenoxid und/oder Propy- lenoxid eingesetzt werden, bevorzugt Ethylenoxid. Beispiele für N-alkylierte Fett-
säureamide sind Fettsäureglucamide oder Fettsäurealkanolamide. Beispiele für Ester sind Fettsäureester, Glycerinester oder Monoglyceride. Beispiele für Zucker-basierte Tenside sind Sorbitane, ethoxilierte Sorbitane, Saccharose- und Glucoseester oder Alkylpolyglucoside. Geeignete kationische Tenside sind quarternäre Tenside, bei- spielsweise quartäre Ammonium-Verbindungen mit einer oder zwei hydrophoben
Gruppen, oder Salze langkettiger primärer Amine. Geeignete amphothere Tenside sind Alkylbetaine und Imidazoline. Geeignete Blockpolymere sind Blockpolymere vom A-B oder A-B-A Typ umfassend Blöcke aus Polyethylenoxid und Polypropylenoxid oder vom A-B-C Typ umfassend Alkanol, Polyethylenoxid und Polypropylenoxid. Geeignete Polyelektrolyte sind Polysäuren oder Polybasen. Beispiele für Polysäuren sind Alkalisalze von Polyacrylsäure. Beispiele für Polybasen sind Polyvinylamine oder Polyethy- lenamine.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann verschiedene Mengen oberflächenak- tiver Stoffe und Tenside umfassen. Sie kann 0,1 bis 40 Gew.%, bevorzugt 1 bis 30 und insbesondere 2 bis 20 Gew.% Gesamtmenge von oberflächenaktiven Stoffen und Ten- siden umfassen bezogen auf die Gesamtmenge der Zusammensetzung.
Beispiele für Adjuvanten sind organisch modifizierte Polysiloxane, wie BreakThruS 240®; Alkoholalkoxylate, wie Atplus®245, Atplus®MBA 1303, Plurafac®LF und Lutensol® ON ; EO-PO-Blockpolymerisate, z. B. Pluronic® RPE 2035 und Genapol® B; Alkoho- lethoxylate, z. B. Lutensol® XP 80; und Natriumdioctylsulfosuccinat, z. B. Leophen® RA.
Beispiele für Verdicker (d. h. Verbindungen, die der Zusammensetzung ein modifizier- tes Fließverhalten verleihen, d. h. hohe Viskosität im Ruhezustand und niedrige Viskosität im bewegten Zustand) sind Polysaccharide sowie organische und anorganische Schichtmineralien wie Xanthan Gum (Kelzan®, CP Kelco), Rhodopol® 23 (Rhodia) oder Veegum® (R. T. Vanderbilt) oder Attaclay® (Engelhard Corp.).
Beispiele für geeignete Frostschutzmittel sind Ethylenglycol, Propylenglycol, Harnstoff und Glycerin.
Beispiele für Entschäumer sind Silikonemulsionen (wie z. B. Silikon® SRE, Wacker, Deutschland oder Rhodorsil®, Rhodia, Frankreich), langkettige Alkohole, Fettsäuren, Salze von Fettsäuren, fluororganische Verbindungen und deren Gemische.
Beispiele für Farbmittel sind sowohl in Wasser wenig lösliche Pigmente als auch in Wasser lösliche Farbstoffe. Als Beispiele genannt seien die unter den Bezeichnungen Rhodamin B, C. I. Pigment Red 112 und C. I. Solvent Red 1 , Pigment blue 15:4, Pig- ment blue 15:3, Pigment blue 15:2, Pigment blue 15:1 , Pigment blue 80, Pigment yel- low 1 , Pigment yellow 13, Pigment red 48:2, Pigment red 48:1 , Pigment red 57:1 , Pigment red 53:1 , Pigment orange 43, Pigment orange 34, Pigment orange 5, Pigment
green 36, Pigment green 7, Pigment white 6, Pigment brown 25, Basic violet 10, Basic violet 49, Acid red 51 , Acid red 52, Acid red 14, Acid blue 9, Acid yellow 23, Basic red 10, Basic red 108 bekannten Farbstoffe und Pigmente.
Beispiele für Kleber sind Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol und CeI- luloseether (Tylose®, Shin-Etsu, Japan).
Als Ködermaterialien werden im Allgemeinen pflanzliche oder tierische Nahrungs- und Futtermittel verwendet. Geeignet sind zum Beispiel Getreideschrote, -körner, -flocken oder -mehle (zum Beispiel von Hafer, Weizen, Gerste, Mais, Soja, Reis), Kokosflocken u. -mehl, Zuckersirupe (zum Beispiel gewonnen durch Hydrolyse von Stärke (Glucose- sirup), Invertzuckersirup, Rübenzuckersirup, Ahornsirup), Zucker (zum Beispiel Saccharose, Laktose, Fructose, Glukose), Nussraspel u. -mehl (zum Beispiel Haselnuss, Walnuss, Mandel), pflanzliche Fett/Öle (zum Beispiel Rapsöl, Sojafett, Sonnenblumen- öl, Kakaobutter, Erdnussöl, Erdnussbutter, Maisöl), tierische Fette(Öle (Butter,
Schmalz, Fischöl), Proteine (zum Beispiel Magermilchpulver, Eipulver, Proteinhydrolysate) und Mineralstoffe (zum Beispiel Kochsalz).
Beispiele für Lockstoffe sind Pheromone, Hefe, gemahlene Krustentiere, Fäkalien, Beeren, Schokolade, Fischmehl, Fleisch, schwarzer Pfeffer und Geschmacksverstärker, wie Glutamate, insbesondere Natriumglutamat und Dinatriumglutamat.
Üblicherweise liegen die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen in für agrochemischen Anwendung üblichen Zusammensetzungen vor: 1. Zusammensetzungen zur Verdünnung in Wasser i) Wasserlösliche Konzentrate (SL, LS): 10 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden mit 90 Gew.-Teilen Wasser oder einem wasserlöslichen Lösungsmittel gelöst. Alternativ werden Netzmittel oder andere Hilfsmittel zugefügt. Bei der Verdünnung in Wasser löst sich der Wirkstoff. Man erhält auf diese Weise eine Zusammensetzung mit 10 Gew.-% Wirkstoffgehalt. ii) Dispergierbare Konzentrate (DC): 20 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden in 70 Gew.-Teilen Cyclohexanon unter Zusatz von 10 Gew.-Teilen eines Dispergiermittels z. B. Polyvinylpyrrolidon gelöst. Bei Verdünnung in Wasser ergibt sich eine Dispersion. Der Wirkstoffgehalt beträgt 20 Gew.-% iii) Emulgierbare Konzentrate (EC): 15 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden in 75 Gew.- Teilen XyIoI unter Zusatz von Ca-Dodecylbenzolsulfonat und Ricinusölethoxylat (jeweils 5 Gew.-Teile) gelöst. Bei der Verdünnung in Wasser ergibt sich eine E- mulsion. Die Zusammensetzung hat 15 Gew.-% Wirkstoffgehalt, iv) Emulsionen (EW, EO, ES): 25 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden in 35 Gew.-Teile XyIoI unter Zusatz von Ca-Dodecylbenzolsulfonat und Ricinusölethoxylat (jeweils 5
Gew.-Teile) gelöst. Diese Mischung wird mittels einer Emulgiermaschine (z. B. UIt- ra-Turrax) in 30 Gew.-Teile Wasser gegeben und zu einer homogenen Emulsion
gebracht. Bei der Verdünnung in Wasser ergibt sich eine Emulsion. Die Zusammensetzung hat einen Wirkstoffgehalt von 25 Gew.-%. v) Suspensionen (SC, OD, FS): 20 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden unter Zusatz von 10 Gew.-Teilen Dispergier- und Netzmitteln und 70 Gew.-Teilen Wasser oder einem organischen Lösungsmittel in einer Rührwerkskugelmühle zu einer feinen
Wirkstoffsuspension zerkleinert. Bei der Verdünnung in Wasser ergibt sich eine stabile Suspension des Wirkstoffs. Der Wirkstoffgehalt in der Zusammensetzung beträgt 20 Gew.-%. vi) Wasserdispergierbare und wasserlösliche Granulate (WG, SG): 50 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden unter Zusatz von 50 Gew.-Teilen Dispergier- und Netzmitteln fein gemahlen und mittels technischer Geräte (z. B. Extrusion, Sprühturm, Wirbelschicht) als wasserdispergierbare oder wasserlösliche Granulate hergestellt. Bei der Verdünnung in Wasser ergibt sich eine stabile Dispersion oder Lösung des Wirkstoffs. Die Zusammensetzung hat einen Wirkstoffgehalt von 50 Gew.-%. vii) Wasserdispergierbare und wasserlösliche Pulver (WP, SP, SS, WS): 75 Gew.- Teile der Wirkstoffe werden unter Zusatz von 25 Gew.-Teilen Dispergier- und Netzmitteln sowie Kieselsäuregel in einer Rotor-Stator Mühle vermählen. Bei der Verdünnung in Wasser ergibt sich eine stabile Dispersion oder Lösung des Wirkstoffs. Der Wirkstoffgehalt der Zusammensetzung beträgt 75 Gew.-%. viii) Gele (GF): In einer Kugelmühle werden 20 Gew.-Teile der Wirkstoffe, 10 Gew.- Teile Dispergiermittel, 1 Gew.-Teil Quellmittel („gelling agent") und 70 Gew.-Teile Wasser oder eines organischen Lösungsmittels zu einer feinen Suspension vermählen. Bei der Verdünnung mit Wasser ergibt sich eine stabile Suspension mit 20 Gew.-% Wirkstoffgehalt. 2. Zusammensetzungen für die Direktapplikation ix) Stäube (DP, DS): 5 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden fein gemahlen und mit 95 Gew.-Teilen feinteiligem Kaolin innig vermischt. Man erhält dadurch ein Stäubemittel mit 5 Gew.-% Wirkstoffgehalt, x) Granulate (GR, FG, GG, MG): 0,5 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden fein gemahlen und mit 99,5 Gewichtsteilen Trägerstoffe verbunden. Gängige Verfahren sind dabei die Extrusion, die Sprühtrocknung oder die Wirbelschicht. Man erhält dadurch ein Granulat für die Direktapplikation mit 0,5 Gew.-% Wirkstoffgehalt, xi) ULV- Lösungen (UL): 10 Gew.-Teile der Wirkstoffe werden in 90 Gew.-Teilen eines organischen Lösungsmittel z. B. XyIoI gelöst. Dadurch erhält man eine Zu- sammensetzung für die Direktapplikation mit 10 Gew.-% Wirkstoffgehalt.
Bevorzugt sind flüssige Zusammensetzungen, wie Wasserlösliche Konzentrate, Emulsionen oder Suspensionen, die mindestens 10 Gew.%, bevorzugt 20 Gew.%, besonders bevorzugt mindestens 40 Gew.% Wasser umfassen. In einer weiteren bevorzug- ten Ausführungsform sind feste Zusammensetzungen, wie Köder, Granulate oder Gele, bevorzugt, die mindestens 1 Gew.%, bevorzugt mindestens 3 Gew.%, besonders bevorzugt mindestens 5 Gew.% Wasser umfassen.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung wird meist vor der Anwendung verdünnt um den sog. Tankmix herzustellen. Zur Verdünnung kommen Mineralölfraktionen von mittlerem bis hohem Siedepunkt, wie Kerosin oder Dieselöl, ferner Kohlenteeröle sowie Öle pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, aliphatische, cyclische und aromatische Kohlenwasserstoffe, z.B. Toluol, XyIoI, Paraffin, Tetrahydronaphthalin, alkylierte Naph- thaline oder deren Derivate, Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Cyclohexanol, Cyc- lohexanon, Isophoron, stark polare Lösungsmittel, z.B. Dimethylsulfoxid, N-Methyl- pyrrolidon oder Wasser in Betracht. Bevorzugt wird Wasser verwendet. Die verdünnte Zusammensetzung wird üblicherweise durch Versprühen oder Vernebeln angewendet. Zu dem Tankmix können Öle verschiedenen Typs, Netzmittel, Adjuvante, Herbizide, Bakterizide, Fungizide unmittelbar vor der Anwendung (Tankmix) zugesetzt werden. Diese Mittel können zu den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen im Gewichtsverhältnis 1 :100 bis 100:1 , bevorzugt 1 :10 bis 10:1 zugemischt werden. Die Pestizid- konzentration im Tankmix kann in größeren Bereichen variiert werden. Im Allgemeinen liegen sie zwischen 0,0001 und 10%, vorzugsweise zwischen 0,01 und 1 %. Die Aufwandmengen liegen bei der Anwendung im Pflanzenschutz je nach Art des gewünschten Effektes zwischen 0,01 und 2,0 kg Wirkstoff pro ha.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung zur Bekämpfung von phytopathogenen Pilzen und/oder unerwünschtem Pflanzenwuchs und/oder unerwünschtem Insekten- oder Milbenbefall und/oder zur Regulation des Wachstums von Pflanzen, wobei man die Zusammensetzung auf die jeweiligen Schädlinge, deren Lebensraum oder die vor dem jeweiligen Schädling zu schützenden Pflanzen, den Boden und/oder auf unerwünschte Pflanzen und/oder die Nutzpflanzen und/oder deren Lebensraum einwirken lässt. Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung zur Bekämpfung von unerwünschtem Insekten- oder Milbenbefall auf Pflanzen und/oder zur Bekämpfung von phytopathogenen Pilzen und/oder zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzen- wuchs, wobei man Saatgüter von Nutzpflanzen mit der Zusammensetzung behandelt.
Des weiteren betrifft die Erfindung Saatgut, das mit einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung behandelt, bevorzugt gebeizt, wurde. Der Fachmann versteht unter der Behandlung von Saatgut die Beizung von Saatgut, wobei die Zusammensetzung auf dem Saatgut verbleibt. Besonders bevorzugt enthält das Saatgut die erfindungsgemäße Zusammensetzung. Diese Zusammensetzung kann auf das Saatgut unverdünnt oder, bevorzugt, verdünnt angewendet werden. Hierbei kann die entsprechende Zusammensetzung 2 bis 10-fach verdünnt werden, so dass in den für die Beize zu verwendeten Zusammensetzungen 0,01 to 60% Gew.-%, vorzugsweise 0,1 to 40% Gew.-% Pestizid vorhanden sind. Die Anwendung kann vor der Aussaat erfolgen. Die Behandlung von pflanzlichem Vermehrungsmaterial, insbesondere die Behandlung von Saatgut, sind dem Fachmann bekannt, und erfolgen durch Bestäuben, Beschichten,
Pelletieren, Eintauchen oder Tränken des pflanzlichen Vermehrungsmaterial, wobei die Behandlung bevorzugt durch Pelletieren, Beschichten und Bestäuben erfolgt, so dass z. B. eine vorzeitige Keimung des Saatguts verhindert wird. Bei der Behandlung von Staatgut werden im allgemeinen Pestizidmengen von 1 bis 1000 g/100 kg, vorzugswei- se 5 bis 100 g/100 kg Vermehrungsmaterial bzw. Saatgut verwendet.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung indem man Pestizid, Konservierungsmittel und unverzweigtes 1 ,2- Alkandiol mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen mischt. Bevorzugte Pestizide, Konservie- rungsmittel und 1 ,2-Alkandiole sind wie vorstehend beschrieben. Die Mischung der Komponenten erfolgt nach Methoden, die dem Fachmann bekannt sind und üblicherweise zur Herstellung der gewünschten Zusammensetzung angewendet werden.
Des weiteren betrifft die Erfindung eine Verwendung von unverzweigtem 1 ,2-Alkandiol mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen zum Einsatz in Zusammensetzungen umfassend Pestizid und Konservierungsmittel. Das Alkandiol wird bevorzugt verwendet zur Steigerung der bakteriziden Wirkung des Konservierungsmittels. Bevorzugt enthält die Zusammensetzung zusätzlich ein Formulierungshilfsmittel. Bevorzugt ist das Pestizid ein Herbizid, Insektizid oder Rodentizid, besonders bevorzugt ein Herbizid oder Rodentizid. Bevorzugt wird das Alkandiol in der Zusammensetzung verwendet zur Erhöhung der konservierenden Wirkung des Konservierungsmittel. Besonders bevorzugt wird das Alkandiol in der Zusammensetzung verwendet zur Erhöhung der konservierenden Wirkung von Isothiazolon-Derivaten und deren Mischungen, wie Alkylisothiazolone (z.B. MIT, CIT), Benzisothiazolone (z.B. BIT), MTIT, Mischungen von MIT und CIT oder von MIT und BIT. Ganz besonders bevorzugt sind Mischungen von Isothiazolon-Derivaten, wie Mischungen von MIT und CIT oder von MIT und BIT, speziell von MIT und BIT.
Vorteile der vorliegenden Erfindung sind dass die agrochemische Zusammensetzung eine verringerte Konzentration von Konservierungsmittel hat; dass die antimikrobielle Wirkung des Konservierungsmittels in der agrochemischen Zusammensetzung selbst bei verringerte Konzentration sehr hoch ist; dass die agrochemische Zusammensetzung sich weiterhin problemlos formulieren lässt; dass die üblichen agrochemischen Formulierungshilfsstoffe eingesetzt werden können; dass die üblichen agrochemischen Applikationstechniken wie sprühen oder beizen eingesetzt werden können; und dass die insektizide oder rodentizide Wirkung durch unerwünschten Geruch oder Geschmack nicht beeinträchtigt wird.
Beispiele
Konservierungsmittel: Eine wässrige Formulierung von 2.35 - 2.65 Gew.% 2-Methyl-4- isothiazolin-3-on (MIT) und 2.35 - 2.65 Gew.% 1 ,2-Benzisothiazolin -3-on (BIT), kommerziell erhältlich von Thor als Acticide® MBS. Der Hersteller empfiehlt eine Konzentration von 0,2-0,4 Gew.% in wässrigen Produkten zu verwenden.
Beispiel 1 - Herstellung von agrochemischen Formulierungen
Zunächst wurden jeweils 2,0 L der folgenden wässrigen Suspensionskonzentrate hergestellt:
A) Suspensionskonzentrat A ("SC A") 400 g/l Pyrimethanil (Fungizid)
50 g/l Sulfonat-haltiges Dispergiermittel 2 g/l Verdicker (Xanthan Gum) 1 ,0 g/l Silikonhaitiger Entschäumer mit Wasser auf 1000 ml aufgefüllt
B) Suspensionskonzentrat B ("SC B") 50 g/l Fluquinconazol (Fungizid) 150 g/l Pyrimethanil
50 g/l Sulfonat-haltiges Dispergiermittel 4 g/l Verdicker (Xanthan Gum) 1 ,0 g/l Silikonhaitiger Entschäumer mit Wasser auf 1000 ml aufgefüllt
Beispiel 2 - Keimzahluntersuchung an SC A
Es wurden 15 Proben hergestellt, indem man 100 g Suspensionkonzentrat A mit den in Tabelle 1 angegebenen Mengen Konservierungsmittel (0,125 g/l, 0,25 g/l, 0,5 g/l, 1 g/l und 2 g/l) und PDO (10, 20 und 30 g/l) vermischte. Zur Kontrolle wurde eine Probe nur mit Suspensionkonzentrat A untersucht.
Je 10ml der Probe 1 bis 16 wurde mit einem Keimgemisch bestehend aus verschiedenen Bakterien-Arten (wie Bacillus subtilis, Escherchia coli, Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus) beimpft, homogenisiert und bei 23°C inkubiert. Die Keimzahl pro Gramm Probe (cfu/g) wurde sofort sowie nach 24, 48 und 72 Stunden bestimmt. Dazu wurde jeweils etwa 1 g der belasteten Probe genau gewogen und in entsprechenden Verdünnungen auf 2%igem Malzextraktagar ausgespatelt. Die Verdünnung der belasteten Probe erfolgte durch Homogenisierung mit sterilem Wasser. Zum Nachweis der Bakterien wurden die Malzplatten 3 Tage bei 23°C inkubiert. Die Kontrolle ohne Konservierungsmittel und ohne PDO zeigte sehr hohe Keimzahl von deutlich über 50000 cfu/g. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Es wurde gezeigt, dass durch die Beimischung von 1 ,2-Pentandiol zur agrochemischen Formulierung die Wirkung des Konservierungsmittels gesteigert werden konnte.
Tabelle 1 : Keimzahlen [cfu/g]
Beispiel 3 - Keimzahluntersuchung an SC B
Die Untersuchung wurde wie in Beispiel 2 durchgeführt, wobei an Stelle von Suspensionskonzentrat A nun Suspensionskonzentrat B verwendet wurde. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Es wurde gezeigt, dass durch die Beimischung von 1 ,2-Pentandiol zur agrochemischen Formulierung die Wirkung des Konservierungsmittel gesteigert werden konnte.
Tabelle 2: Keimzahlen [cfu/g]