-
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Rundchenille Die Erfindung
betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von Rundchenille, wie
sie insbesondere zur Anfertigung von Persianerpelz-Imitationen benutzt wird. Solche
Rundchenille wird bekanntlich in der Weise hergestellt, d.aß zunächst ein Zwischenprodukt
gefertigt wird, das aus einer Seele von zwei, drei oder mehr Längsfäden und aus
darin festgeklemmten kurzen, geraden Querfäden besteht. Für die Seele können hierbei
Fäden aus beliebigem Material genommen werden. Für die Querfäden wird meist Zellulose-Azetat
oder ein ähnliches Material von kunstseidenartiger Beschaffenheit verwandt, das
sich unter Erwärmung umformen läßt. Dieses Zwischenprodukt wird unter Drehung durch
eine sich verengende beheizte Röhre hindurchgezogen, wobei die Querfäden sich seitlich
abbiegen und eine Rundchenille von dem gewünschten Durchmesser ergeben. Statt dessen
kann man das Zwischenprodukt auch einfach ohne Drehung in Längsrichtung bewegen
und die beheizte Verformungsröhre drehen. Es handelt sich hierbei um eine Frage
der Zweckmäßigkeit, auf welchem dieser beiden Wege eine Drehung des Zwischenproduktes
relativ zur Verformungsröhre ausgeführt wird, um eine etwa tangentiale Abbiegung
der Querfäden zu erzielen. Für manche Zwecke wird Chenille sogar ohne relative Drehung
gegenüber der Verformungsröhre hergestellt, so daß die Querfäden sich einfach in
rückwärtiger Richtung umbiegen.
-
Was das zu Chenille umzuformende Zwischenprodukt anbelangt, ist es
gebräuchlich, für die Seele drei Längsfäden zu verwenden. Die Länge der Querfäden
hängt von dem gewünschten Durchmesser
der fertigen Chenille ab.
Für die Herstellung von Rundchenille von .etwa 5 bis 6 mm Durchmesser werden Querfäden
von etwa 15 mm Länge benutzt, so daß bei dem fertigen Produkt die gekrümmten Enden
der Querfäden sich etwa über den ganzen Umfang des Raupenfadens erstrecken.
-
D ie einwandfreie Abbiegung, Krümmung und bleibende Verformung der
Querfäden stellt eineAufgabe dar, deren richtige Lösung für die Beschaffenheit des
Endproduktes von großer Bedeutung ist. Die fertige Chenille soll auf ihrer Oberfläche
eine möglichst gleichmäßige Beschaffenheit zeigen, weil bei den Pelzimitationen,
für die diese Chenille vorzugsweise verwandt wird, die Qualität natürlich in stärkstem
Maße durch die Qualität der Chenille-bestimmt ist.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung zur Herstellung von Rundchenille,
das sich auf den vorstehend erläuterten bekannten Merkmalen aufbaut und das die
Herstellung einer Chenille von ganz besonders guter Beschaffenheit gestattet, ist
dadurch gekennzeichnet, daß das Zwischenprodukt vor Durchführen durch die Verformunggsröhre
mit einer Temperatur, die niedriger liegt als die Verformungstemperatur, vorgewärmt
wird, ohne daß die Querfäden dabei mechanischen Einwirkungen unterworfen werden,
worauf das Zwischenprodukt in erwärmtem Zustand in die Verformungsröhre eintritt.
-
Das Rohprodukt für die Herstellung der Chenille, nämlich der für die
Herstellung der Querfäden benutzte Faden, wird in der Regel in leicht eingefettetem
Zustand geliefert, damit das spätere Endprodukt gegen äußere Einflüsse, insbesondere
Feuchtigkeitseinflüsse, möglichst unempfindlich ist. Für dieses Einfetten wird beispielsweise
Vaseline benutzt. Es ist nun für die Beschaffenheit der Chenille von Wichtigkeit,
einen möglichst gleichmäßigen Einfettungsgrad zu erzielen. Weiterhin ist es für
die Durchführung der bleibenden Verformung in jedem Falle vorteilhaft, das Zwischenprodukt
vorgewärmt zuzuführen, so daß die Verformungsröhre nur noch den letzten Schritt
der Erwärmung bis zur Verformungstemperatur durchzuführen hat.
-
Für die Güte des Endproduktes ist es von großer Bedeutung, daß die
richtige Verformungstemperatur, auf die auch die Abmessung der Verformungsröhre
und die Durchzuggeschwindigkeit .abgestellt sind, möglichst genau, d. h. möglichst
konstant eingehalten wird. Infolgedessen ist es weiterhin von großer Wichtigkeit,
daß die Zuführung des Zwischenproduktes zur Verformungsröhre ebenfalls bereits unter
möglichst konstanten Eigenschaften erfolgt. Es sind aber unter anderem die j eweilige
Lufttemperatur und in ganz besonders starkem Maße die Luftfeuchtigkeit innerhalb
der Fertigungsstätte von Einfluß auf die jeweilige Beschaffenheit des Zwischenproduktes
und damit auf die Güte der fertigen Chenille. Die Vorwärmung verfolgt infolgedessen
unter anderem den Zweck, diese wechselnden Einflüsse zu korrigieren und zu kompensieren,
was leicht durch richtige Einregelung der Vorwärmungstemperatur erfolgen kann. Für
Chenille mit Querfäden aus Azetat-Kunstseide ergibt sich als vorteilhaft für die
,Vorwärmung eine Temperatur, die etwa zwischen .8o und roo° C regelbar ist.
-
Die Vorwärmung erfolgt zweckmäßigerweise mittels einer beheizten Röhre,
die im Zuge des Zwischenproduktes zur Verformungsröhre in geringem Abstand vor letzterer
angeordnet ist und deren lichter Durchmesser etwas größer ist als die Länge der
unverformten Querfäden. Das Zwischenprodukt mit den zunächst gerade gestreckten,
Durchmesser des Zwischenproduktes bildenden Querfäden läuft also frei- und ungehindert
durch diese Vorwärmungsröhre hindurch, um kurz nach Verlassen der VorwäTmungsröhre
in die Verformungsröhre überzutreten.
-
Die Beheizung der Vorwärmungsröhre kann - ebenso wie in bekannter
Weise die der Verformungsröhre - elektrisch erfolgen, beispielsweise mittels eines
in den Röhrenmantel isoliert eingelegten Widerstandsdrahtes, der über einen Regelwiderstand
an eine Gleich- oder Wechselstromquelle angeschlossen ist.
-
An sich ist es bekannt, synthetische Fasern unter Erwärmung zu verformen.
Erfolgt diese Verformung stufenweise, so stellen die ersten unter Erwärmung durchgeführten
Verformungen für die nachfolgenden Verformungen gewissermaßen auch je eine »Vorwärmung«
dar. Demgegenüber ist es für das Verfahren gemäß der Erfindung wesentlich, daß die
Querfäden bei der als »Vorwärmung« bezeichneten Verfahrensstufe keinerlei mechanischen
Einwirkungen unterworfen werden. Es handelt sich vielmehr ausschließlich um ein
Erwärmen, Erweichen und Ausgleichen vorhandener Zustandsunterschiede, -während die
die Verformung bewirkenden Kräfte erst anschließend an den so vorbereiteten Rohfaden
angreifen. Dieses wirkt sich deshalb sehr vorteilhaft aus, weil die durch die axialen
Seelenfäden hindurchgesteckten Querfäden zunächst ja nur lose festgeklemmt sind.
Starke mechanische Beanspruchungen könnten daher das empfindliche Gebilde ungünstig
beeinflussen. Wird aber die Verformung durch die angreifenden mechanischen Kräfte
erst nach der angegebenen Vorbereitung durchgeführt, so ist infolge der durch die
Erwärmung erhöhten Nachgiebigkeit eine Beschädigung nicht mehr zu befürchten.
-
Ebenso wesentlich ist der gleichzeitig erzielte Vorteil, daß durch
Anpassung .des Vorwärmungsgrades - einfach durch Regelung der elektrischen Heizung
- die Einflüsse schwankender Raumeigenschaften leicht ausgeglichen werden können.
Während in der Anfangszeit der Chenillefertigung sorgfältig auf konstante Raumtemperatur
und Raumfeuchtigkeit geachtet werden mußte, was selbstverständlich erhebliche Kosten
und Umstände mit sich brachte, kann bei Anwendung des Erfindungsgedankens auch bei
wechselnden Raumverhältnissen die Beschaffenheit des der Verformungsröhre zugeführten
Vorproduktes in seinen Eigenschaften völlig konstant gehalten werden, was natürlich
sehr viel einfacher und billiger ist als die Regelung eines großen Werkstattraumes.
In
der Praxis hat sich ein Zwischenprodukt als brauchbar bewährt, das zwei die Querfäden
zwischen sich festklemmende Längsfäden (Seele) aufweist sowie außerdem einen dritten
Längsfaden, der außen herumgewickelt wird, so daß er die beiden Kernfäden in wendelförmigem
Zuge umschließt und dadurch zusammendrückt. Dieser Umwicklungsfaden wird vor seinem
Aufwickeln mit Gummimilch befeuchtet, so daß er sich und die beiden Kernfäden außerdem
miteinander verklebt. Beim Durchführen des so fertiggestellten Zwischenproduktes
durch die Vorwärmungsröhre wird die Gummimilch getrocknet. Infolgedessen sind bei
Anwendung des Verfahrens gemäß der Erfindung alle drei Längsfäden miteinander bereits
fest vereinigt, wenn dieses Zwischenprodukt in die Verformungsröhre eintritt, wo
es den schon erörterten mechanischen Beanspruchungen unterworfen wird. Durch das
vorherige zuverlässige Verkleben der drei die Seele bildenden Längsfäden wird somit
vermieden, daß bei der mechanischen Beanspruchung innerhalb der Verformungsröhre
vielleicht einzelne Querfäden aus ihrer klemmenden Halterung herausgezogen werden
könnten, was natürlich eine wesentliche Verschlechterung der fertigen Rundchenille
bedeuten würde.
-
Früher hat man diese Fehlerquelle nicht erkannt, denn es sind beispielsweise
Verformungsröhren bekanntgeworden, bei denen das Vorprodukt durch eine unbeheizte,
sich konisch verjüngende Röhre hindurchgeführt wurde, um erst anschließend nach
Erreichung der gewünschten Form durch eine beheizte zylindrische Röhre hindurchgeführt
zu werden, in der die der Chenille zunächst auf kaltem Wege gegebene Form bleibend
gemacht wurde.
-
Die vorstehend erläuterte Trocknung des Klebemittels, mittels dessen
der dritte axiale Faden die beiden anderen Längsfäden und damit die Querfäden einwandfrei
festlegt, stellt somit eine Begleiterscheinung dar, die an sich mit dem Wesen des
Erfindungsgedankens nicht in ursächlichem Zusammenhang steht, trotzdem aber als
gleichzeitig zusätzlich erzielter Vorteil von sehr großem Wert ist.
-
Zusammenfassend ergibt sich somit folgendes: Bei Anwendung des Verfahrens
gemäß der Erfindung wird der Verformungsröhre ein Zwischenprodukt zugeführt, dessen
drei Kernfäden fest miteinander verbunden sind, so daß auch die kurzen Querfäden
völlig einwandfrei festgehalten werden. Ferner ist dieses Zwischenprodukt genau
und konstant auf den günstigsten Einfettungsgrad, die günstigte Eintrittstemperatur
und vor allem auf den günstigsten Feuchtigkeitsgrad gebracht, und zwar völlig unabhängig
von den jeweiligen Eigenschaften des Arbeitsraumes. Da somit der Verformungsröhre
ein Zwischenprodukt mit ständig gleichbleibenden Eigenschaften zugeführt wird, erhält
auch die fertige Rundchenille völlig gleichbleibende gute Eigenschaften. Es ist
hierzu ein Nachregeln der Verformungsröhre im allgemeinen nicht erforderlich, es
sei denn zum Ausgleich von Netzspannungsschwankung en. Zur Veranschaulichung des
Erfindungsgedankens ist in der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel dargestellt, und
zwar zeigt Fig. i einen Querschnitt durch das Zwischenprodukt, Fig. 2 einen Querschnitt
durch das Endprodukt, also die fertige Rundchenille und Fig. 3 eine schematische
Darstellung einer Vorrichtung zur Ausübung des Verfahrens.
-
In Fig. i ist als Ausführungsbeispiel ein Zwischenprodukt mit drei
Seelenfäden i angenommen, und zwar mögen die beiden Fäden i' die ursprünglichen
Kernfäden darstellen, zwischen denen die Querfäden 2 festgeklemmt sind, während
der Faden i" wendelförmig außen herumgewickelt wird, um die beiden Längsfäden i'
fest miteinander zu vereinigen und dadurch auch die OOuerfäden2 einwandfrei und
sicher festzulegen. Dieser letztgenannte Faden i" wird unmittelbar vor dem Aufwickeln
durch einen Behälter mit Gummimilch hindurchgeleitet, wo er sich also mit diesem
flüssigen Klebestoff befeuchtet.
-
Fig.2 zeigt den gleichen Querschnitt nach erfolgter Verformung der
Ouerfä-den 2. Hieraus ist verständlich, daß die fertige Chenille das Aussehen eines
walzenförmigen Fadens hat, der beispielsweise einen Durchmesser von 5 bis 6 mm aufweisen
möge.
-
In Fig. 3 ist oben die Vorwärmungsröhre dargestellt, die für das Verfahren
und die Vorrichtung gemäß der Erfindung wesentlich ist. Das aus den Längsfäden i
und den .eingeklemmten Querfäden 2 bestehende Zwischenprodukt läuft in Pfeilrichtung
axial durch diese Vorwärmungsröhre hindurch, die einen entsprechenden lichten Durchmesser
aufweist. Die Vorwärmungsröhre besteht aus einem metallischen Futter 3, beispielsweise
aus Bronze, das mittels eines wendelförmig herumgewickelten Widerstandsdrahtes q.
beheizt wird. Diese Widerstandswicklung 4. ist inelektrisch isolierende Schichten
5, beispielsweise aus Asbest oder Glimmer, eingebettet. Das Ganze ist mit einem
Schutzmantel 6 aus Blech umhüllt.' Im unteren Teil ist die Verformungsröhre 7 dargestellt,
die in diesem Falle auch in der üblichen Weise elektrisch beheizt wird. Der lichte
Hohlraum dieser Verformungsröhre verengt sich stufenweise, wie in der Zeichnung
angedeutet. Diese Verformungsröhre 7 kann, während das Zwischenprodukt unter Drehung
hindurchgezogen wird, axiale Vibrationen durchführen.
-
Beide elektrische Heizkreise sind an elektrische Stromquellen angeschlossen,
wobei für die Vorwärmungsröhre ein elektrischer Regelwiderstand 8 sehr wesentlich
ist, der es also gestattet, die Vorwärmungstemperatur an die jeweiligenVerhältnisse
anzupassen, so daß der Verformungsröhre 7 stets, unabhängig von den äußeren Verhältnissen,
ein Produkt gleichbleibender Beschaffenheit zugeführt wird. In entsprechender Weise
kann auch imStromkreis der Verformungsröhre 7 ein Regelwiderstand g vorgesehen werden.
-
Bei einer Durchzugsgeschwindigkeit von etwa 2 cm/sec beträgt die Länge
der Verformungsröhre7
etwa z5 cm. Die Vorwärmungsröhre kann etwa
die gleiche Länge aufweisen, so daß also das Zwischenprodukt dem Einfluß der Vorwärmungstemperatur
etwa ebenso lange ausgesetzt ist wie nachher dem Einfluß der Verformungstemperatur.
Der Abstand zwischen den beiden Röhren soll gering sein, damit das Zwischenprodukt
während seines freien Durchgangs zwischen den beiden Röhren seine in der Vorwärmungsröhre
angenommenen Eigenschaften nicht wieder ändert. Ein Abstand von etwa 5 bis io cm
wird in der Regel zulässig sein, weil dabei die Dauer des freien Durchgangs durch
die Raumluft nur kurz ist, so daß eine merkbare Beeinflussung durch die Außenluft
in diesen wenigen Sekunden nicht eintreten kann.