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Verwendung von Schwarztorf zur Bodenverbesserung Bekanntlich wurde
bisher zur Bodenverbesserung von den Torfarten nur der sogenannte Weißtorf, auch
jüngerer Moostorf genannt, verwendet. Diese Torfart bildet die obere, jüngere Schicht
der Hochmoore, die noch wenig zersetzt ist. Das Zellengefüge des Sphagnummooses,
das als Torfbildner hauptsächlich in Frage kommt, ist beim Weißtorf noch deutlich
erkennbar. Infolgedessen ist das daraus gewonnene Erzeugnis, Torfstreu und Torfmull
genannt, stark porös und hellbraun gefärbt. Weißtorf zeichnet sich durch überaus
günstige physikalische Eigenschaften aus, die in seinem hohen Wasseraufsaugevermögen
bei gleichzeitig günstiger Lufthaltung bestehen und ihm als Bodenverbesserungsmittel
überragende Eigenschaften verleihen. Es hat an Versuchen nicht gefehlt, den Schwarztorf,
auch älterer Moostorf genannt, ebenfalls zur Bodenverbesserung zu benutzen. Diese
in: den Torflagerstätten untenliegende Torfart bildet gewöhnlich stärkere Schichten
als der obenaufliegende Weißtorf. Er wird heute nur zum Brennen und industriell
genutzt, da es nicht gelang, ihn in wirtschaftlicher Weise auch zur Bodenverbesserung
einzusetzen. Während Weißtorf das Wasser in der Hauptsache oberflächlich und kapillar
gebunden hält, besitzt Schwarztorf in naturfeuchtem Zustand große Mengen
kolloidal
gebundenen Wassers. In dieser Form verbietet sich die Anwendung als Bodenverbesserungsmittel,
da eine guteVerteilung der schmierigen, physikalisch ungünstigen Masse undurchführbar
ist, abgesehen davon, daß es nicht lohnend wäre, ein Erzeugnis mit über go% Wassergehalt
zu befördern. Wird jedoch Schwarztorf getrocknet, wie es bei der Herstellung von
Brenntorf der Fall ist, dann schrumpft die kolloidal gequollene Masse stark zusammen,
wird deicht, schwer und hart und verliert die Fähigkeit, im Wasser zu quellen. Gemahlener,
getrockneter Schwarztorf würde daher im Boden nutzlos sein, da er weder hinsichtlich
seiner physikalischen Eigenschaften wirksam werden noch mit den mineralischen Bodenteilchen
reagieren kann.
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Trotzdem ist die Anwendung von Schwarztorf als Bodenverbesserungsmittel
wünschenswert. Die neuere Humuschemie legt nämlich nicht nur Wert auf die physikalischen
Eigenschaften eines Humusdüngers, sondern auch auf die chemischen. Vor allem werden
die echten Humusstoffe, die Huminsäuren, höher eingeschätzt als früher, da sie die
Sorptionskräfte des Düngemittels und des damit gedüngten Bodens wesentlich steigern.
Weißtorf besteht höchstens zu einem Viertel seiner Trockenmasse aus Huminsäuren,
Schwarztorf dagegen enthält zur Hälfte seines Trockengewichtes und mehr von diesen
wertvollen echten Humusstoffen. Da es jedoch nicht gelang, die ungünstigen physikalischen
Eigenschaften zu beseitigen, blieb die Anwendung auf einige ergebnislose Versuche
mit trockengemahlenem Schwarztorf beschränkt; die Möglichkeit, ihn nutzbringend
einzusetzen, wird in der Fachliteratur bis in die letzte Zeit bezweifelt.
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Die vorliegende Erfindung geht nun von dem Ber streben aus, den Schwarztorf
in einer Form anzuwenden, in der er physikalisch nicht ungünstig ist, keinen übermäßigen
Wasserballast besitzt und trotzdem die Fähigkeit, zu quellen und damit Reaktionen
einzugehen, aufweist. Der Gedanke der Erfindung beruht darin, Schwarztorf zu .verwenden,
der nur unvollkommen getrocknet ist, wobei er den größten Teil seines Wassergehaltes
bereits verloren hat, jedoch die geschilderten chemischen Eigenschaften noch besitzt.
Mahlversuche haben ergeben, daß es möglich ist, unvollkommen getrockneten Schwarztorf
zu zerkleinern, ohne daß die Mühlen verschmieren. Durch den Mahlvorgang werden die
schrumpfenden Kolloidmassen zerrissen und in einen porösen Zustand übergeführt,
wodurch so behandelter Schwarztorf sogar sehr günstige physikalische Eigenschaften
erhält. Es wird ein flockiges Mahlgut von verhältnismäßig geringem Raumgewicht erzielt,
das bequem streubar und gut mit dem Boden vermischbar ist.
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Die günstigste Zusammensetzung weist der Schwarztorf dann auf, wenn
er 6o % Wasser besitzt. In diesem Zustand ist er noch leicht benetzbar und voll
quellfähig. Bei weiterem Entzug von Wasser fängt die Quellfähigkeit an zu leiden,
während wesentlich höherer Wassergehalt überflüssig ist und jnnützen Ballast bedeutet.
Der Feuchtigkeitsgehalt soll daher im allgemeinen nicht unter 5o% und nicht über
700/0 liegen. Bei dem mittleren Gehalt von 6o0/0 ist Schwarztorf keineswegs mehr
feucht; er besitzt in diesem Zustand kein bewegliches Wasser, so daß er auch beim
Transport und bei der Lagerung seine gleichmäßige Zusammensetzung beibehält. Gegenüber
dem Wassergehalt in der Lagerstätte hat Schwarztorf, der auf 6o% getrocknet wurde,
fünf Sechstel seines ursprünglichen Wassergehaltes verloren, so da.ß der verbleibende
Wassergehalt, der für diie Brauchbarkei' des 13c>denverliesserungsmittelsunbedingterforderlich
ist, in Kauf genommen werden kann.
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Auch in den Niederungsmooren findet sich ein dem Hochmoorschwarztorf
ähnliches Naturerzeugnis, das sich allerdings nach der botanischen Zusanimensetzmig
und dem Aschengehalt von diesem unterscheidet. :Auch ist die Pflanzenstruktur bei
Niederungstorf gewöhnlich nicht so stark abgebaut wie bei Hochmoorschwarztorf. Er
kommt diesem jedoch hinsichtlich des Gehaltes an echten Humusstoffe.n, wenn auch
in anderer Bindung, nahe.
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Schwarztorf aus Niederungsmoor wurde schon bisher zur Bodenverbesserung
eingesetzt; er wurde jedoch stets im naturfeuchten Zustand mit einem Wassergehalt
von 8o% und darüber benutzt. Dies ist zur Not durchführbar, da das Pflanzengefüge
des Niederungsmoores noch teilweise erhalten und die Masse daher nicht so weit in
einen kolloidalen Zustand wie bei Hochmoorschwarztorf übergegangen ist. Immerhin
ist eine ordnungsmäßige Verteilung und Vermischung mit dem Boden bei naturfeuchtem
Niederungstorf unmöglich. Nach dem Gedanken der Erfindung kann auch Niederungsmoorschwarztorf
nach unvollkommener Trocknung und Mahlung als Bodenverbesserungsmittel verwendet
werden, wodurch seine Eignung zu diesem Zweck und seine Wirtschaftlichkeit beträchtlich
gehoben wird.
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Ferner ist es bereits bekannt, Braunkohle zur Bodenverbesserung zu
verwenden. Auch Braunkohle hat Ähnlichkeit mit Hochmoorschwarztorf. Sie ist jedoch
weit stärker zersetzt als dieser. Die Pflanzenstruktur .ist gänzlich verschwunden
und der Gehalt an Hum,insäureni auf 70% und mehr gestiegen. Die ungünstige physikalische
Beschaffenheit der Braunkohle läßt sich daher künstlich nicht mehr beheben, weshalb
alle Versuche, Braunkohle in stärkerem Maße für Düngerzwecke einzusetzen, vergeblich
waren. Aus diesen Gründen wird die Verwertung von Braunkohle, die an sich wegen
ihres hohen Gehaltes an Huminsäuren als Bodenverbesserungsmittel wertvoll wäre in
der Fachliteratur als bisher ungelöst betrachtet.
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Es bietet sich jedoch auch für naturfeuchte Braunkohle eine Möglichkeit,
ihre besonderen chemischen Eigenschaften (hoher Huminsäuregehalt) auszunutzen, wenn
sie mit Weißtorf vermischt zur Anwendung kommt. Eine solche Mischung verbindet das
hohe Sorptionsvermögen der Braunkohle mit den günstigen physikalischen Eigenschaften
des Weißtorfes. In gleicher Weise kann auch unvollkommen getrockneter, gemahlener
Schwarztorf für besondere Zwecke, z. B. zur Verwendung auf schweren, schlecht durchlüfteten
Böden, dadurch
physikalisch noch günstiger gestaltet werden, daß
er in Mischung mit Weißtorf, vorwiegend in einem Verhältnis von 2 : i, zur Anwendung
kommt.
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Da Schwarztorf ebensowenig wie Weißtorf keine nennenswerten Nährstoffmengen
besitzt, ist es zweckmäßig, ihn mit Pflanzennährstoffen oder anderen Mitteln, die
geeignet sind, das Pflanzenwachstum zu fördern, in bekannter Weise anzureichern.
Dadurch wird Schwarztorf in seinem Gehalt und seiner Anwendung ein Humusdünger,
der in seiner Wirksamkeit gutem Stallmist oder Kompost gleicht.
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Die Verwendung von Schwarztorf nach dem Gedanken der Erfindung bietet
volkswirtschaftlich Vorteile in mehrfacher Hinsicht. Sie ermöglicht eine schnelle,
durchgreifende Verbesserung besonders der leichten Böden, die der Erhöhung ihrer
Sorptionskräfte in erster Linie bedürfen. Überdies ist es heute nicht mehr möglich,
mit Hilfe von Weißtorf allein dem Bedarf von Landwirtschaft und Forstwirtschaft,
Gartenbau und Weinbau gerecht zu werden. Die Erfindung bietet daher einen Ausweg
aus der gegenwärtigen Humusnot. Weiter ist die Erzeugung von unvollkommen getrocknetem,
gemahlenem Schwarztorf sehr billig; sie erspart den Torfwerken den Entzug der letzten
Wassermengen aus dem Torf und verkürzt den Herstellungsvorgang. Auch kann die Erzeugung
des Bodenverbesserungsmittels ohne Schwierigkeiten und große maschinelle Anlagen
sofort in beträchtlichem Umfange durchgeführt werden, da die Einrichtungen zur Brenntorferzetigung
mitbenutzt werden können. Schließlich wird durch die Verwendung des Schwarztorfs
die Abtorfung der Torflagerstätten beschleunigt und dadurch früher Neuland für die
Urbarmachung gewonnen.
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Anwendungsbeispiele 1. Unvollkommen getrockneter, gemahlener Schwarztorf
wird wie Komposterde, der er äußerlich sehr ähnlich ist, angewendet. Der Schwarztorf
wird gärtnerisch in einer Menge von etwa loo bis Zoo kg auf ioo qm oberflächlich
auf den Boden gebracht und gut mit der Krume vermischt. Er eignet sich in erster
Linie für Sandböden, deren sorptive Kräfte bekanntlich nur gering sind. 2. Auf schweren
Böden wird ein Gemisch von unvollkommen getrocknetem, gemahlenem Schwarztorf oder
naturfeuchter Braunkohle mit Weißtorf, vorwiegend in einem Verhältnis von 2 : i,
in gleicher Menge wie unter i. verwendet und mit der Krume vermischt.
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3. Zur Herstellung gärtnerischer Erden, insbeson fiere zur Pflanzenanzucht
und im Zierpflanzenbau, wird unvollkommen getrockneter, gemahlener Schwarztorf mit
Komposterde, Rasenerde, Lauberde u. dgl. vermischt. Man verwendet davon raummäßig
ein Fünftel bis ein Viertel der herzustellenden gärtnerischen Erde. Es ist jedoch
auch möglich, Kulturerden mit einem höheren Prozentsatz an Schwarztorf herzustellen
oder bestimmte Zierpflanzen in reinem Schwarztorf zu ziehen; lediglich für Zufuhr
der nötigen Nährstoffe muß gesorgt werden.