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Die
Erfindung betrifft isolierte Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität und Nukleinsäuren, die
für diese
kodieren. Die Erfindung betrifft außerdem Vektoren und Wirtszellen,
die die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren enthalten.
Die Erfindung betrifft außerdem
Verfahren zur Herstellung und zur Verwendung der erfindungsgemäßen Polypeptide.
Die Erfindung betrifft außerdem
ein Verfahren zum Isolieren von Polypeptiden mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivitat,
zum Isolieren von Nukleinsäuren,
die hierfür
kodieren und zum Isolieren von Mikroorganismen, die Polypeptide
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität enthalten.
Die Erfindung betrifft außerdem
neue Mikroorganismen, die α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität enthalten.
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α-H-α-Aminosäureamide
sind leicht verfügbare
Verbindungen, die wichtige Vorstufen bei der Produktion von Pharmazeutika
und von α-H-α-Aminosäuren darstellen.
So kann man zum Beispiel enantiomerenangereicherte α-H-α-Aminosäuren aus Mischungen aus D-
und L-α-H-α-Aminosäureamiden
mit frei gewähltem Enantiomerenüberschuß (ee) dadurch
erhalten, daß man
mit einem der Enantiomere des α-H-α-Aminosäureamids
eine enantioselektive enzymatische Hydrolyse durchführt. So
kann zum Beispiel Ochrobactrum anthropi NCIMB 40321 α-H-α-Amino-, α-Alkyl-α-amino-,
N-Hydroxy-α-amino-,
N-Hydroxy-α-aminosäureamide
L-selektiv zu α-Hydroxysäureamiden
hydrolysieren (van den Tweel, W.J.J. et al., Appl. Microbiol. Biotechnol.
(1993) 39:296-300).
EP
0494716-A2 beschreibt die enzymkatalysierte Herstellung
einer α-substituierten
optisch aktiven Carbonsäure
mittels enantioselektiver Hydrolyse einer Mischung der Enantiomere
des entsprechenden Amids, wobei ein Ochrobactrum anthropi oder eine
Klebsiella sp. als Enzym verwendet wird. Bei solch einem Verfahren
zur Herstellung von enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäuren wäre die gleichzeitige Racemisierung
der α- H-α-Aminosäureamide
von großem
Vorteil, da hiermit eine vollständige
Umwandlung des α-H-α-Aminosäureamids
in die gewünschte
optisch aktive α-H-α-Aminosäure möglich ist.
Außerdem
ist bei anderen Verfahren häufig
die Racemisierung von α-H-α-Aminosäureamiden
erwünscht.
Da eine enzymatische Racemisierung gegenüber der chemischen Racemisierung
bevorzugt ist (schonende Reaktionsbedingungen, Umweltvorteile usw.),
hat es nicht an Versuchen gefehlt, Mikroorganismen mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität zu identifizieren
und Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität sowie
Gene, die für
diese Aktivität
kodieren, zu isolieren.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung ist eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität definiert
als die Fähigkeit,
die Racemisierung eines enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäureamids
gemäß Formel 1
zu katalysieren,
wobei R
1 für ein gegebenenfalls
substituiertes Alkyl mit 1-20 C-Atomen oder ein gegebenenfalls substituiertes (Hetero)aryl
mit 3-20 C-Atomen (inklusive der C-Atome der Substituenten) steht
und wobei R
2, R
3 und
R
4 jeweils unabhängig für H oder für ein gegebenenfalls substituiertes
Alkyl mit 1-20 C-Atomen oder ein gegebenenfalls substituiertes (Hetero)aryl
mit 3-20 C-Atomen
(inklusive der C-Atome der Substituenten) stehen und wobei R
1 mit R
2 und/oder
R
3 mit R
4 gemeinsam
mit den Kohlenstoff- und/oder Stickstoffatomen, an die sie gebunden
sind, einen Ring bilden können.
Jeder Ring ist vorzugsweise 5-8-gliedrig. Vorzugsweise stehen R
1, R
2, R
3 bzw.
R
4 jeweils unabhängig voneinander für ein Alkyl
mit 1-10 C-Atomen oder ein (Hetero)aryl mit 3-10 C- Atomen (inklusive
der C-Atome der Substituenten). Substituenten am Alkyl oder am (Hetero)aryl
können
aus der folgenden Gruppe stammen: Hydroxy, Alkoxy, Mercapto, Thioalkyl,
Alkyl, Carboxy, Amino, Imino, Nitro, Halogen, Carbamoyl, Cyano,
Acyl, Peroxy, Sulfo oder Phospho. Beispiele für α-H-α-Aminosäureamide gemäß Formel
1 sind: Prolinamid, Leucinamid, Glutaminsäureamid, Phenylalaninamid,
t-Leucinamid, Methioninamid, Tryptophanamid, Leucylglycin, Valylglycin,
Valylalanin, Leucylalanin.
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Unter α-H-α-Aminosäureamidracemase
versteht man ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität.
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Die α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kann mit
Verfahren nachgewiesen werden, die den Verfahren für die Bestimmung
der racemisierenden Aktivität
von Racemasen, die auf Verbindungen, bei denen es sich nicht um α-H-α-Aminosäureamide
handelt, einwirken, verwendet werden. Solche Methoden sind dem Fachmann
bekannt. So kann man zum Beispiel durch Bestimmen der Abnahme des
Enantiomerenüberschusses
eines L-α-H-α-Aminosäureamids
oder eines D-α-H-α-Aminosäureamids
die α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität bestimmen.
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Fukumura
et al., 1977, Agric. Biol. Chem., Band 41, S. 1509-1510 beschreibt
eine aus Achromobacter obere isolierte α-Amino-ε-caprolactamracemase; die Nukleinsäuresequenz,
die für
dieses Enzym kodiert, sowie die Aminosäuresequenz dieses Enzyms wurden
in Naoko et al., 1987, Biochemistry of vitamin B6, S. 449-452 veröffentlicht.
Für ihre
Enzymaktivität
benötigt
die aus Achromobacter obere isolierte α-Amino-ε-caprolactamracemase Pyridoxal-5-phosphat
als Kofaktor (Ahmed et al., 1983, Agric. Biol. Chem., Band 47, S. 1887-1893).
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Es
ist bekannt, daß die
aus Achromobacter obere isolierte α-Amino-ε-caprolactamracemase ausschließlich die
Racemisierung von α-Amino-ε-caprolactam
katalysiert. Obwohl die α-Amino-ε-caprolactamracemase
aus Achromobacter obae mit den folgenden Substraten, bei denen es
sich um α-H-α-Aminosäureamide
gemäß Formel
1 handelt: L-Tryptophanamid, L-Leucinamid, L-Leucylglycin, L-Valylglycin, L-Valyl-L-alanin, L-Leucyl-L-alanin,
auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet
wurde, wurde sogar dann, wenn ein Überschuß an Enzym verwendet wurde,
keine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gefunden
(Ahmed et al., 1983, Agric. Biol. Chem., Band 47, S. 1887-1893).
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EP-A-383403 beschreibt
eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität bei der
Gattung Klebsiella sowie verwandten Gattungen, und EP-B1-378592
beschreibt eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität bei Arthrobacter
sp. ATCC 31652 (DSM 4639) und bei Corynebacterium sp. ATCC 31662
(DSM 4640). Mit dem in diesen Veröffentlichungen beschriebenen
Mikroorganismen wurde jedoch keine Racemisierung nachgewiesen. Die
Schriften
EP-A-383403 und
EP-B1-378592 sollten
daher nicht als Stand der Technik betrachtet werden.
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Obwohl
also intensiv an der Entdeckung einer α-H-α-Aminosäureamidracemase gearbeitet
wurde, ist bis jetzt keine einzige α-H-α-Aminosäureamidracemase beschrieben
worden.
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Solche α-H-α-Aminosäureamidracemasen
werden nun durch die Erfindung bereitgestellt.
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Überraschenderweise
wurde von den Anmeldern auch ein geeignetes Verfahren zum Isolieren
von Mikroorganismen mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gefunden,
bei dem eine mikroorganismenhaltige Probe mit D-α-Amino-ε-caprolactam oder einer Mischung
aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einziger Stickstoffquelle angereichert
wird und bei dem die so gefundenen Kulturen auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet
werden.
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Eine
geeignete Art und Weise für
die Durchführung
solch eines Verfahrens lautet zum Beispiel folgendermaßen; dieses
Verfahren wird in Zukunft als Anreicherungsverfahren bezeichnet
werden. Um erfindungsgemäße Polypeptide
aufzufinden, wird eine mikroorganismenhaltige Probe, z.B. eine Umweltprobe,
zum Beispiel eine Bodenprobe oder eine Abwasserprobe, in oder auf
einem geeigneten Wachstumsmedium, das D-α-Amino-ε-caprolactam oder eine Mischung
aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, so lange
gezüchtet,
bis ein Wachstum nachgewiesen wird.
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Die
Probe kann direkt auf/in das geeignete Wachstumsmedium, das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, gegeben
werden. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, die Probe auf
das Medium aufzutragen, zum Beispiel durch Versetzen mit dem Filtrat
einer Waschlösung,
die zum Waschen der Probe verwendet wurde.
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Die
Züchtung
der Umweltprobe in oder auf einem geeigneten Wachstumsmedium, das
D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, ist
eine sogenannte Anreicherung, die von Fukumura et al., 1977, Agric.
Biol. Chem., Band 41, S. 1321-1325 beschrieben wurde, der diese
Anreicherung bei einem Verfahren zum Isolieren von α-Amino-ε-caprolactamracemasen
verwendete. Die Anreicherung wird vorzugsweise durch ein- oder mehrmaliges
Passagieren des gezüchteten
Mikroorganismus bzw. der gezüchteten
Mikroorganismen in oder auf ein 'frisches' geeignetes Wachstumsmedium,
das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als einzige Stickstoffquelle enthält, fortgesetzt, und zwar so
lange, bis eine Reinkultur (im Gegensatz zu einer Mischkultur) erzielt
wird. Dies wird typischerweise nach 4- oder 5 Passagen der Fall
sein.
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Es
kann vorteilhaft sein, auch noch andere Stickstoffquellen als D-
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
zuzugeben; zum Beispiel, um die Kulturen beim Beginn des Wachstums
zu unterstützen.
Für eine
gute Anreicherung liegt jedoch das D-α-Amino-ε-caprolactam oder eine Mischung von D-
und L-α-Amino-ε-caprolactam in solchen
Mengen vor, daß Mikroorganismen
mit der Fähigkeit,
D- und/oder L-α-Amino-ε-caprolactam
umzusetzen, weiter wachsen können,
während
dies anderen Mikroorganismen nicht möglich ist.
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Der
Fachmann weiß,
wie die Kulturbedingungen zu wählen
sind; so können
die Kulturbedingungen zum Beispiel von der Herkunft der Umweltprobe
und/oder den gewünschten
Bedingungen für
das gewünschte Verfahren
abhängig
sein.
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Die
durch Anreicherung erhaltenen Mikroorganismen werden auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet.
Dieses Testen auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kann direkt
an den ganzen Zellen oder an permeabilisierten Zellen von Kolonien,
die nach dem Ausplattieren der gezüchteten Mikroorganismen erhalten
wurden, erfolgen. Alternativ dazu werden die erhaltenen Kolonien
getrennt in einem geeigneten Wachstumsmedium gezüchtet, das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung von D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle oder als einzige Stickstoffquelle enthält, wonach
hieraus ein zellfreier Extrakt hergestellt wird, der anschließend auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet
wird.
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Ein
zellfreier Extrakt kann nach Standardverfahren, mit denen der Fachmann
vertraut ist, hergestellt werden, zum Beispiel durch Ultraschallbehandlung,
mit der French-Press usw. Eine Zellpermeabilisierung kann nach Standardverfahren,
mit denen der Fachmann vertraut ist, erfolgen, zum Beispiel durch
Versetzen mit kleinen Mengen Toluol. Geeignete Wachstumsmedien sind
alle diejenigen Medien, die D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthalten.
Geeignete Wachstumsmedien sind der Fachwelt gut bekannt. Sie können zum
Beispiel vom Fachmann unter Zuhilfenahme von Sambrook, J., Fritsh,
E.F. und Maniatis, T., Molecular Cloning: A Laboratory Manual 2.
Ausg., Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989, entwickelt werden.
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Das
Prüfen
auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität erfolgt
vorzugsweise an einer Reinkultur, kann jedoch auch an einer Mischkultur
vorgenommen werden.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden die Misch- und/oder Reinkulturen, die nach
dem Anreicherungsverfahren erhalten wurden, auf die Fähigkeit,
L-α-Amino-ε-caprolactam
und auf die Fähigkeit,
D-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. einzige Stickstoffquelle zu verwerten,
getestet.
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Die
Erfindung betrifft also auch ein Verfahren zum Isolieren von Mikroorganismen
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, das die
folgenden Schritte umfaßt:
- a. Kultivieren einer mikroorganismushaltigen
Probe in oder auf einem geeigneten Wachstumsmedium, das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, und
zwar mit einer oder mehreren Passagen,
- b. Testen der so erhaltenen Mikroorganismen auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, daß sich
das Anreicherungsverfahren für
die Isolation von Mikroorganismen mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität eignet.
Dies ist umso mehr überraschend,
als bei dieser Anreicherung auf α-Amino-ε-caprolactamracemase-Aktivität und nicht
auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität selektiert
wird. Die Erfindung betrifft daher auch neue Mikroorganismen (enthaltend
Polypeptide) mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, die mit
diesem Verfahren erhalten werden können.
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Auf
diese Weise können
verschiedene Mikroorganismen isoliert werden; so kann man zum Beispiel Mikroorganismen
der folgenden Gattungen isolieren: Agrobacterium, Ochrobactrum,
Arthrobacter, Micrococcus, Aureobacterium, Corynebacterium, Rhodococcus,
Brevibacterium, Rubrobacter, Nocardioides, Terrabacter.
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Mit
dem Anreicherungsverfahren wurden verschiedene Reinkulturen von
Stämmen
von Mikroorganismen mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität isoliert,
und diese Mikroorganismen werden gemäß dem Budapester Vertrag am
8. Mai 2002 bei The National Collections of Industrial and Marine
Bateria Limited (NCIMB), Aberdeen, Schottland, hinterlegt: Agrobacterium
rhizogenes Na wurde unter der Nummer NCIMB 41127 hinterlegt, Agrobacterium
rhizogenes Bi wurde unter der Nummer NCIMB 41128 hinterlegt, Arthrobacter nicotianae
wurde unter der Nummer NCIMB 41126 hinterlegt, Ochrobactrum anthropi
1A wurde unter der Nummer NCIMB 41129 hinterlegt.
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Aus
den mit dem Anreicherungsverfahren erhaltenen isolierten Mikroorganismen
kann man eine Nukleinsäuresequenz
isolieren, die für
ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
und diese Nukleinsäure
kann kloniert und exprimiert werden, um zu einem erfindungsgemäßen Polypeptid
zu gelangen. Die Isolation einer Nukleinsäuresequenz und deren anschließendes Umklonieren
und Expression kann nach Standardmethoden erfolgen, mit denen der
Fachmann vertraut ist.
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Die
Erfindung betrifft daher auch ein Verfahren zum Isolieren einer
Nukleinsäuresequenz,
die für
ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
das die folgenden Schritte umfaßt:
- a. Kultivieren einer mikroorganismushaltigen
Probe in oder auf einem geeigneten Wachstumsmedium, das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, und
zwar mit einer oder mehreren Passagen,
- b. Testen des so erhaltenen Mikroorganismus bzw. der so erhaltenen
Mikroorganismen auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität;
- c. Isolieren einer Nukleinsäuresequenz,
die für
eine α-H-α-Aminosäureamidracemase
kodiert, aus dem erhaltenen Mikroorganismus bzw. den erhaltenen
Mikroorganismen auf bekannte Weise.
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Das
Isolieren einer Nukleinsäuresequenz,
die für
ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
aus einem Mikroorganismus mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kann zum
Beispiel dadurch erfolgen, daß man
eine DNA-Bibliothek, eine cDNA-Bibliothek oder eine Expressionsbibliothek aus
dem Mikroorganismus bzw. den Mikroorganismen mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität herstellt, und
zwar durch (teilweises) Aufreinigen des Polypeptids mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, wonach
sich ein "reversed
genetics"-Schritt
anschließt,
oder dadurch, daß man
Nukleinsäure-Arrays
verwendet. Alle diese Techniken sind dem Fachmann bekannt. So kann
zum Beispiel nach der Herstellung einer DNA- oder cDNA-Bibliothek die Nukleinsäure, die
für ein
Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
durch Verwendung einer Sonde oder eines PCR-Primers, die bzw. der
auf einer Sequenzinformation eines homologen Gens oder auf einer
Sequenzinformation eines Polypeptids mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität beruht,
selektiert werden. So kann zum Beispiel nach der Herstellung einer
Expressionsbibliothek der Klon der Bibliothek, der über eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität verfügt, dadurch
selektiert werden, daß man
einen α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivitäts-Assay
verwendet, dadurch, daß man das
Anreicherungsverfahren der Erfindung durchführt, oder dadurch, daß man Antikörper gegen
ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität erzeugt.
So kann man zum Beispiel "reversed
genetics" dadurch
durchführen,
daß man
das Polypeptid (bzw. einen Teil des Polypeptids) mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität aufreinigt
und sequenziert und die gewünschte
Nukleinsäuresequenz,
die auf der Sequenzinformation des Polypeptids mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität beruht,
isoliert, zum Beispiel mit einer Sonde oder einem PCR-Primer. So
können
zum Beispiel DNA-Arrays dazu verwendet werden, um die Nukleinsäuresequenz,
die für
ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
abzuleiten, wenn die Genomsequenz des Mikroorganismus mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität bekannt
ist, und zwar dadurch, daß man
das Expressionsmuster des Mikroorganismus unter Bedingungen, unter
denen der Mikroorganismus keine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität ausübt, mit
Bedingungen, unter denen der Mikroorganismus sehr wohl eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität ausübt, vergleicht.
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Bei
einer Ausführungsform
der Erfindung wird die Nukleinsäuresequenz,
die für
eine α-H-α-Aminosäureamidracemase
kodiert, folgendermaßen
isoliert.
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In
einem ersten Schritt wird aus den Mikroorganismen, die mit den Anreicherungsverfahren
erhalten wurden, Gesamt-DNA isoliert und eine Genbibliothek hergestellt
und in einem geeingneten Vektor in einem geeigneten Wirt exprimiert
(z.B. wie dies in den Beispielen beschrieben ist). In einem zweiten
Schritt werden die Klone der Genbibliothek, die einen Vektor mit
Insert enthalten (bei dem Insert handelt es sich um ein Stück DNA,
das aus dem Mikroorganismus isoliert wurde), auf die Fähigkeit,
die Racemisierung eines α-H-α-Aminosäureamids
zu katalysieren, getestet. Das Testen der Klone auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kann gemäß den Verfahren,
die in den Beispielen beschrieben sind, erfolgen.
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In
anschließenden
Schritten wird die Nukleinsäuresequenz
des Inserts des Vektors in einem Klon mit der Fähigkeit, die Racemisierung
eines α-H-α-Aminosäureamids
zu katalysieren, bestimmt, und aus der so bestimmten Nukleinsäuresequenz
werden offene Leseraster identifiziert, wonach die offenen Leseraster
umkloniert und in einem geeigneten Vektor und in einem geeigneten
Wirt exprimiert werden und erneut auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet
werden. Durch Exprimieren des offenen Leserasters, das für α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
in einem geeigneten Vektor in einem geeigneten Wirt kann ein erfindungsgemäßes Polypeptid
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität erzeugt
werden.
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Mit
dem Anreicherungsverfahren und der anschließenden Isolation der Nukleinsäuresequenz
wurde die Nukleinsäuresequenz,
die für
eine α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus einem Stamm, der als Ochrobactrum anthropi 1A identifiziert
und unter der Nummer NCIMB 41129 beim NCIMB hinterlegt wurde, kodiert,
erhalten. Diese Nukleinsäuresequenz
ist in SEQ ID: NO. 1 dargestellt. Die Aminosäuresequenz des entsprechenden
Polypeptids ist in SEQ ID: NO. 2 dargestellt. Es wurde gefunden,
daß die α-H-α-Aminosäureamidracemase,
deren Aminosäuresequenz
in SEQ ID: NO. 2 dargestellt ist, über einen breiten pH- und Temperaturbereich
aktiv ist. Mit diesem Anreicherungsverfahren wurde auch die Nukleinsäuresequenz,
die für
eine α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus einem Stamm, der als Arthrobacter nicotianae identifiziert und
unter der Nummer NCIMB 41126 beim NCIMB hinterlegt wurde, kodiert,
erhalten (SEQ ID: NO. 8). Die Aminosäuresequenz des entsprechenden
Polypeptids ist in SEQ ID: NO. 9 dargestellt.
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Die
Erfindung betrifft auch Nukleinsäuresequenzen,
die für
Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodieren
und die nach dem oben genannten Verfahren erhalten werden können.
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Eine
Nukleinsäuresequenz,
die für
ein erfindungsgemäßes Polypeptid
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
wie eine Nukleinsäuresequenz
mit der Sequenz SEQ ID: NO. 1 oder SEQ ID: NO. 8, kann auch nach
standardmäßigen molekularbiologischen
Techniken mit der im vorliegenden Text bereitgestellten Sequenzinformation
isoliert werden. So kann zum Beispiel eine erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz mittels
standardmäßigen Hybridisierungs-
und Klonierungstechniken (z.B. wie sie bei Sambrook, J., Fritsh,
E.F. und Maniatis, T., Molecular Cloning: A Laboratory Manual 2.
Ausg., Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989 beschrieben sind) isoliert werden,
und zwar dadurch, daß man
die gesamte Nukleinsäuresequenz
SEQ ID: NO. 1 oder SEQ ID: NO. 8 oder einen Teil dieser Nukleinsäuresequenzen
als Hybridisierungssonde verwendet.
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Weiterhin
kann eine Nukleinsäuresequenz,
die die gesamte SEQ ID: NO. 1 oder SEQ ID: NO. 8 oder einen Teil
dieser Sequenzen umfaßt,
mittels Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) mit synthetischen Oligonukleotid- Primern isoliert werden, die auf Grundlage
der Sequenzinformation in SEQ ID: NO. 1 oder SEQ ID: NO. 2 bzw.
SEQ ID: NO. 8 oder SEQ ID: NO. 9 entwickelt wurden.
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Eine
erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz
kann zum Beispiel mit genomischer DNA, cDNA oder auch mRNA als Matrize
und entsprechenden Oligonukleotid-Primern gemäß standardmäßigen (RT)-PCR-Amplifikationstechniken
amplifiziert werden. Die so amplifizierte Nukleinsäure kann
in einem geeigneten Vektor kloniert und mittels DNA-Sequenzanalyse charakterisiert
werden.
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Weiterhin
können
Oligonukleotide, die erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen
entsprechen bzw. mit diesen hybridisieren, mit standardmäßigen Synthesetechniken
hergestellt werden, z.B. mit einem automatischen DNA-Synthesegerät.
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Es
ist anzumerken, daß die
Erfindung auch Mutanten der Nukleinsäuren, die für Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodieren,
und die im Vergleich zu dem entsprechenden, aus einem natürlich vorkommenden
Wirt isolierten Polypeptid eine oder mehrere Mutationen aufweisen,
beinhaltet. Verfahren zur Erzeugung von Mutationen sind dem Fachmann
bekannt, z.B. mittels Zufallsmutagenese (zum Beispiel mittels "error-prone"-PCR oder UV-Strahlung),
gerichtete Mutagenese usw.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines Polypeptids
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, das die
folgenden Schritte umfaßt:
- a. Kultivieren einer mikroorganismushaltigen
Probe in oder auf einem geeigneten Wachstumsmedium, das D-α-Amino-ε-caprolactam
oder eine Mischung aus D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle bzw. als einzige Stickstoffquelle enthält, und
zwar mit einer oder mehreren Passagen,
- b. Testen des so erhaltenen Mikroorganismus bzw. der so erhaltenen
Mikroorganismen auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität;
- c. Isolieren der Nukleinsäuresequenz
aus dem erhaltenen Mikroorganismus bzw. den erhaltenen Mikroorganismen
auf bekannte Weise,
- d. Exprimieren der Nukleinsäuresequenz
in einem geeigneten Wirt, um ein Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität herzustellen.
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Das
Exprimieren der Nukleinsäuresequenz,
die für
ein erfindungsgemäßes Polypeptid
kodiert, kann zum Beispiel dadurch erfolgen, daß man die Nukleinsäure in einem
geeigneten Vektor kloniert und nach dem Einführen in einen geeigneten Wirt
die Sequenz gemäß standardmäßigen Klonierungs-
und Expressionstechniken, die dem Fachmann bekannt sind (wie zum
Beispiel bei Sambrook, J., Fritsh, E.F. und Maniatis, T., Molecular
Cloning: A Laboratory Manual 2. Ausg., Cold Spring Harbor Laboratory,
Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989
beschrieben) (über)exprimiert,
um ein erfindungsgemäßes Polypeptid herzustellen.
Die Erfindung betrifft daher auch Vektoren, die eine erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz enthalten.
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Zur
Erzeugung eines erfindungsgemäßen Polypeptids
kann die Nukleinsäuresequenz,
die für
ein erfindungsgemäßes Polypeptid
kodiert, jedoch auch in das Genom einer Wirtszelle integriert und
(über)exprimiert
werden. Dies kann nach Verfahren, mit denen der Fachmann vertraut
ist, erfolgen. Die Erfindung betrifft daher auch eine Wirtszelle,
die eine erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz
enthält
und exprimiert, vorzugsweise eine Wirtszelle, die einen Vektor enthält, der
eine erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz
enthält.
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Ein
erfindungsgemäßes Polypeptid
kann jedoch auch in seinem natürlichen
Wirt überexprimiert
werden, zum Beispiel dadurch, daß man der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz
einen geeigneten Promoter voranstellt, daß man eine oder mehrere Kopien
einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz
in das Genom ihres natürlichen
Wirts integriert, vorzugsweise dadurch, daß man eine erfindungsgemäße Nukleinsäure in einem
geeigneten Vektor in dem natürlichen
Wirt exprimiert, wobei es sich bei all diesen Methoden um Methoden,
die dem Fachmann vertraut sind, handelt.
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Geeignete
Wirte sind diejenigen Wirte, die üblicherweise für Klonierungs-
und Expressionszwecke verwendet werden und mit denen der Fachmann
vertraut ist. Beispiele für
geeignete Wirtsstämme
von E. coli sind: TOP10F',
TOP10, DH10B, DH5α,
HB101, W3110, BL21(DE3) und BL21(DE3)pLysS.
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Geeignete
Wirte sind diejenigen Wirte, die üblicherweise für Klonierungs-
und Expressionszwecke verwendet werden und mit denen der Fachmann
vertraut ist. Beispiele für
geeignete Vektoren für
die Expression von E. coli sind zum Beispiel in Tabelle 1 in Makrides,
S.C., 1996, Microbiological Reviews, S. 512-538, angegeben. Vorzugsweise
enthält
der Vektor oberhalb der Klonierungsstelle, die die Nukleinsäuresequenz,
die für das
Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodiert,
enthält,
einen Promoter, der angeschaltet werden kann, nachdem der Wirt gezüchtet worden
ist, um das entsprechende Polypeptid mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität zu exprimieren.
Promoter, die an- und abgeschaltet werden können, sind dem Fachmann vertraut;
dies sind zum Beispiel der lac-Promoter, der araBAD-Promoter, der
T7-Promoter, der trc-Promoter, der tac-Promoter der trp-Promoter
und der aroH-Promoter.
-
Die
Erfindung betrifft daher Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, die nach
dem oben genannten Verfahren erhältlich
sind.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung betrifft die Erfindung isolierte Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität und mit
mindestens ungefähr
55%, insbesondere mindestens ungefähr 65%, speziell bevorzugt
mindestens ungefähr
75%, ganz speziell bevorzugt mindestens ungefähr 85%, ganz speziell bevorzugt
mindestens ungefähr
90%, ganz speziell bevorzugt mindestens ungefähr 95%, ganz besonders speziell
bevorzugt mindestens ungefähr
97% Identität
mit der Aminosäuresequenz
gemäß SEQ ID: NO.
2.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung betrifft die Erfindung isolierte Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität und mit
mindestens ungefähr
50%, insbesondere mindestens ungefähr 60%, speziell bevorzugt
mindestens ungefähr
70%, ganz speziell bevorzugt mindestens ungefähr 80%, ganz speziell bevorzugt
mindestens ungefähr
90%, ganz speziell bevorzugt mindestens ungefähr 95%, ganz besonders speziell
bevorzugt mindestens ungefähr
97% Identität
mit der Aminosäuresequenz
gemäß SEQ ID:
NO. 9.
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Für die vorliegende
Erfindung wird die prozentuale Identität zwischen zwei Aminosäuresequenzen
mit dem "blastp
pairwise alignment algorithm" (NCBI)
mit einer Identitätstabelle
und den folgenden Alignment-Parametern
bestimmt: mismatch = –3,
penalty = –3,
gap extend = 1, match bonus = 1, Gap x – droff = 50, expect = 10,
wordsize = 3.
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft auch isolierte Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, die von
Nukleinsäuresequenzen
kodiert werden, die mit SEQ ID: NO. 1 oder einem dazu komplementären Strang oder
mit SEQ ID: NO. 8 oder einem dazu komplementären Strang unter Bedingungen
mit niedriger Stringenz, vorzugsweise unter Bedingungen mit mittelhoher
Stringenz, stärker
bevorzugt unter Bedingungen mit hoher Stringenz und am stärksten bevorzugt
unter Bedingungen mit sehr hoher Stringenz hybridisieren.
-
Hybridisierungsversuche
können
nach verschiedenen Verfahren, mit denen der Fachmann vertraut ist, durchgeführt werden.
Allgemeine Richtlinien für
das Auswählen
unter diesen verschiedenen Methoden finden sich z.B. in Kapitel
9 von Sambrook, J., Fritsh, E.F. und Maniatis, T., Molecular Cloning:
A Laboratory Manual, 2. Ausg., Cold Spring Harbor Laboratory, Cold
Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989).
-
Unter
Stringenz der Hybridisierungsbedingungen versteht man die Bedingungen,
unter denen die Hybridisierung, die aus der tatsächlichen Hybridisierung und
den Waschschritten besteht, durchgeführt wird. In den Waschschritten
werden die Nukleinsäuren,
die nicht mit der Zielnukleinsäure,
die auf z.B., einem Nitrozellulosefilter immobilisiert ist, hybridisieren,
weggewaschen. Die Stringenz der Hybridisierungsbedingungen kann
zum Beispiel durch Verändern
der Salzkonzentration der Waschlösung
und/oder durch Verändern
der Temperatur, unter der der Waschschritt durchgeführt wird
(Waschtemperatur) verändert
werden. Die Stringenz der Hybridisierung steigt mit sinkender Salzkonzentration
in der Waschlösung
bzw. mit erhöhter
Waschtemperatur. Für
den Zweck der vorliegenden Anmeldung wird die Hybridisierung ungefähr 12 Stunden
lang bei ungefähr
45°C in
6 × Natriumchlorid/Natriumcitrat
(SSC) durchgeführt.
Zwei aufeinanderfolgende Waschschritte mit 1 × SSC, 0,1% SDS bei 50°C ist ein
Beispiel für
niedrige Stringenz, bei 55°C
ein Beispiel für
mittlere Stringenz, bei 60°C
ein Beispiel für
hohe Stringenz, bei 65°C
ein Beispiel für
sehr hohe Stringenz.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch isolierte Polypeptide mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität, die eine
immunologische Kreuzreaktivität
mit einem Antikörper
gegen ein Fragment der Aminosäuresequenz
gemäß SEQ ID:
NO. 2 oder SEQ ID: NO. 9 aufweist.
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Die
immunologische Kreuzreaktivität
kann dadurch im Assay geprüft
werden, daß man
einen Antikörper
verwendet, der gegen mindestens einen Epitop des isolierten erfindungsgemäßen Polypeptids
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität erzeugt
wurde bzw. mit diesem Epitop reagiert. Der Antikörper, der entweder monoklonal
oder polyklonal sein kann, kann nach fachbekannten Verfahren hergestellt
werden, wie sie z.B. von Hudson et al., Practical Immunology, Dritte
Ausgabe (1989), Blackwell Scientific Publications, beschrieben sind.
Die immunochemische Kreuzreaktivität kann dadurch bestimmt werden,
daß man
fachbekannte Assays verwendet, zum Beispiel Western-Blotting, z.B.
wie bei Hudson et al., Practical Immunology, Dritte Ausgabe (1989),
Blackwell Scientific Publications, beschrieben.
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Die
Erfindung betrifft auch Fragmente der erfindungsgemäßen Polypeptide
mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität mit mindestens
100 Aminosäuren,
vorzugsweise 125 bis 350 Aminosäuren,
stärker
bevorzugt 200 bis 300 Aminosäuren.
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Die
Erfindung betrifft auch Fusionsproteine, die durch Expression einer
Nukleinsäuresequenz,
die für ein
erfindungsgemäßes Polypeptid
codiert, in operativer Verknüpfung
mit einer oder mehreren Nukleinsäuresequenz(en),
die für
(ein) Markerpolypetid(e) kodiert/kodieren, hergestellt werden. Unter
operativer Verknüpfung
versteht man, daß die
Nukleinsäuresequenzen so
verknüpft
sind, daß,
wenn sie exprimiert werden, das erfindungsgemäße Polypeptid mit dem Markerpolypeptid
bzw. den Markerpolypeptiden an seinem N- und/oder C-terminalen Ende erzeugt
wird. Das Markerpolypeptid kann verschiedenen Zwecken dienen; so
kann es zur Erhöhung
der Stabilität
oder Löslichkeit
des Fusionsproteins verwendet werden, es kann als Sekretionssignal verwendet
werden, bei dem es sich um ein Signal handelt, das das Fusionsprotein
an ein gewisses Zellkompartiment adressiert, oder es kann dazu verwendet
werden, um die Aufreinigung des Fusionsproteins zu erleichtern.
Ein Beispiel für
ein Markerpolypeptid, das dafür
verwendet wird, um die Aufreinigung des Fusionsproteins zu erleichtern,
ist das Hexahistidinpeptid. Die Aufreinigung eines Fusionsproteins
mit Hexahistidin-Tag ist zum Beispiel bei Gentz et al., 1989, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 86, S. 821-824 beschrieben. Ein Fusionsprotein
mit Hexahistidin-Tag kann zum Beispiel in einem pQE-Vektor (Qiagen,
Inc.) nach der Vorschrift des Zulieferers hergestellt werden.
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Die
Erfindung betrifft auch Nukleinsäuresequenzen,
die für
Polypeptide mit einer erfindungsgemäßen α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kodieren.
Diese Nukleinsäuresequenzen
können
nach dem Anreicherungsverfahren und der anschließenden Isolation der gewünschten
Nukleinsäuren
wie oben beschrieben erhalten werden.
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α-H-α-Aminosäureamidracemasen
und Mikroorganismen, die eine erfindungsgemäße α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität aufweisen
können,
können
in einem Verfahren zur Racemisierung eines enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäureamids verwendet werden.
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Racemisierung eines
enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäureamids,
wobei die Racemisierung in Gegenwart eines erfindungsgemäßen Polypeptids
oder eines erfindungsgemäßen Mikroorganismus
durchgeführt
wird.
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Erfindungsgemäße α-H-α-Aminosäureamidracemasen
können
zweckmäßig gemeinsam
mit einer enantioselektiven Amidase in einem Verfahren zur Herstellung
von enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäuren aus
einer Mischung von D- und L-α-H-α-Aminosäureamiden
oder in einem Verfahren zur Herstellung von L-α-H-α-Aminosäuren aus den entsprechenden
D-α-H-α-Aminosäureamiden
oder in einem Verfahren zur Herstellung von D-α-H-α-Aminosäuren aus den entsprechenden
L-α-H-α-Aminosäureamiden
verwendet werden. Die Verwendung von α-H-α-Aminosäureamidracemasen in solchen
Verfahren wird (theoretisch) einer 100%igen Umsatzrate des α-H-α-Aminosäureamids
in die entsprechende enantiomerenangereicherte α-H-α-Aminosäure (Ausbeute 100%) führen. Die
Erfindung betrifft daher auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen α-H-α-Aminosäureamidracemase
in Kombination mit einer enantioselektiven Amidase in einem Verfahren
zur Herstellung von enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäuren aus einer Mischung aus D-
und L-α-H-α-Aminosäureamiden
oder in einem Verfahren zur Herstellung von L-α-H-α-Aminosäuren aus den entsprechenden
D-α-H-α-Aminosäureamiden
oder in einem Verfahren zur Herstellung von D-α-H-α-Aminosäuren aus den entsprechenden
L-α-H-α-Aminosäureamiden.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung einer
enantiomerenangereicherten α-H-α-Aminosäure aus
einer Mischung der entsprechenden D- und L-α-H-α-Aminosäureamide oder zur Herstellung
einer L-α-H-α-Aminosäure aus
dem entsprechenden D-α-H-α-Aminosäureamid
oder zur Herstellung einer D-α-H-α-Aminosäure aus
dem entsprechenden L-α-H-α-Aminosäureamid,
wobei das Verfahren in Gegenwart einer enantioselektiven Amidase
und in Gegenwart eines erfindungsgemäßen Polypeptids mit α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität oder in
Gegenwart eines Mikroorganismus, der eine erfindungsgemäße α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität aufweist, durchgeführt wird.
-
Vorzugsweise
ist die enantioselektive Amidase mindestens 90% enantioselektiv,
stärker
bevorzugt mindestens 95% enantioselektiv, noch stärker bevorzugt
mindestens 98% enantioselektiv, am stärksten bevorzugt mindestens
99% enantioselektiv. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird eine
90%ige Enantioselektivität
für die
Amidase (zum Beispiel eine D-Amidase) als diejenige Fähigkeit
der Amidase definiert, eine racemische Mischung von DL-α-H-α-Aminosäureamiden
in 90% des einen Enantiomers der α-Aminosäure (z.B. D-α-H-α-Aminosäure) und
in 10% des anderen Enantiomers der α-H-α-Aminosäure (z.B. L-α-H-α-Aminosäure) bei
einer 50%igen Gesamtumsatzrate der α-H-α-Aminosäureamidmischung
umzuwandeln. Eine 95%ige Enantioselektivität (z.B. 95% D- und 5% L-α-H-α-Aminosäure) entspricht
einem E-Wert von 58,4 (e.e. 90%). 98% Enantioselektivität (z.B.
98% D- und 2% L-α-H-α-Aminosäure) entspricht
einem E-Wert von 193,6 (e.e. 96%). 99% Enantioselektivität (z.B.
99% D- und 1% L-α-H-α-Aminosäure) entspricht
einem E-Wert von 458,2 (e.e. 98%).
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Für die α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität kann es
manchmal vorteilhaft sein, einen Kofaktor, zum Beispiel Pyridoxal-5-phosphat,
zuzugeben.
-
Bei
diesem Verfahren weist die erfindungsgemäße α-H-α-Aminosäureamidracemase vorzugsweise keine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität auf, also
keine Fähigkeit,
die Racemisierung einer D-α-H-α-Aminosäure und
einer L-α-H-α-Aminosäure zu katalysieren.
-
Die
Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele erläutert. Diese
Beispiele sollen die Erfindung jedoch nicht einschränken.
-
Beispiele
-
Allgemeine Vorgehensweisen
-
Standardmäßige Techniken
der molekularen Klonierung, wie Isolation von Plasmid-DNA, Gelelektrophorese,
Modifikation von Nukleinsäuren
mittels enzymatischer Restriktion, Transformation von E. coli, usw., wurden
wie von Sambrook et al. 1989, "Molecular
Cloning: a laboratory manual",
Cold Spring Harbor Laboratories, Cold Spring Harbor, NY oder im
Handbuch des Zulieferers beschrieben durchgeführt. Standardmäßige Enzyme
für die
molekulare Klonierung wie Restriktionsendonukleasen, T4-DNA-Ligase
usw. wurden, falls nicht anders erwähnt, von Invitrogen (Breda,
Niederlande) bezogen. Synthetische Oligodesoxynukleotide stammten von
Sigma-Genosys (Cambridge,
GB) und Invitrogen (Paisley, Schottland, GB). Die DNA-Sequenzanalysen wurden
von BaseClear (Leiden, Niederlande) durchgeführt und zwar mit dem Kettenabbruchverfahren
mit farbstoffmarkierten Didesoxy-Terminatoren.
-
Beispiel 1
-
Anreicherungsverfahren
-
Bei
diesem Anreicherungsverfahren wurden unterschiedliche Boden- und
Schlammproben, die bei –80°C aufbewahrt
worden waren, für
die direkte Inokulation von 50 ml Flüssigmedium A (Yeast Carbon
Base (Difco, 11,7 g/l), KH2PO4 (6,7
g/l), K2HPO4 (8,9
g/l), pH 7,0) mit racemischem DL-α-Amino-ε-caprolactam
(2 g/l) als einziger Stickstoffquelle verwendet. Pro Kolben wurde
eine Spatelspitze inoculum verwendet. Die verschiedenen Flaschen
wurden bei 28°C
und 200 U/min inkubiert.
-
Nach
ungefähr
2 Tagen wurde in allen Kolben gutes Wachstum beobachtet. Nach dem
Sedimentieren der Bodenteilchen in allen Kulturen wurden 1:1500- Verdünnungen
in Medium A, das 2 g/l DL-α-Amino-ε-caprolactam enthielt,
hergestellt und bei 28°C
und 200 U/min inkubiert. Nachdem ein ausreichend starkes Wachstum
stattgefunden hatte, wurden aus jedem Kolben Proben entnommen, um
die Konzentration von L- und D-α-Amino-ε-caprolactam
in den Kulturbrühen
zu bestimmen. Diese Proben wurden zentrifugiert und die Überstände wurden
zum Entfernen aller Zellen durch ein 0,45-μM-Filter filtriert. Anschließend wurden
diese Proben mittels HPLC analysiert. Bei dieser HPLC-Methode wurde
o-Phthaldehyd in Kombination mit D-3-Mercapto-2-methylpropionsäure als chirales Reagens für die Trennung
der beiden α-Amino-ε-caprolactam-Enantiomeren
verwendet (Duchateau et al., 1992, J. Chromatogr., Bd. 623, S. 237-245).
-
Für die nächsten Schritte
wurden nur solche Kolben verwendet, in denen Kulturen herangewachsen waren,
die beide α-Amino-ε-caprolactam-Enantiomere
verwerteten. Unterschiedliche Verdünnungen dieser Kulturen wurden
auf Platten mit Medium A, das 2 g/l DL-α-Amino-ε-caprolactam als einzige Stickstoffquelle enthielt,
ausgestrichen und bei 28°C
inkubiert. Zufallsmäßig gewählte Kolonien
wurden nochmals auf der gleichen Art selektiven Platten isoliert,
um zu Reinkulturen zu gelangen. Dann wurde eine Kolonie von jeder
Reinkultur in 5 ml Medium A, das 2 g/l DL-α-Amino-ε-caprolactam enthielt, überführt. Nach
3tägiger
Inkubation bei 28°C
und 200 U/min wurden die erhaltenen Kulturen genau wie oben beschrieben
auf die Verwertung von D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
analysiert. Diejenigen Reinkulturen, die sowohl D- als auch L-α-Amino-ε-caprolactam verwerten
konnten, wurden bei –80°C in 20%
(v/v) Glycerol aufbewahrt.
-
Zellen
von diesen Reinkulturen wurden schließlich auf α-Amino-ε-caprolactamracemase-Reaktivität getestet.
Nach 3tägiger
Kultur in Medium A, das DL-α-Amino-ε-caprolactam (2 g/l)
enthielt bei 28°C
und 200 U/min wurden die Zellen durch Zentrifugieren geerntet, mit
20 mM HEPES-NaOH Puffer (pH 7,7) gewaschen und lyophilisiert.
-
Dann
wurde ein Ansatz, der aus 10 mM HEPES -NaOH Puffer (pH 7,7), Toluol
(2,5 v/v%), Pyridoxal-5-phosphat (20 μM) und L-α-Amino-ε-caprolactam (2,5 m%) bestand,
mit 100 mg dieser lyophilisierten Zellen von jeder Reinkultur versetzt.
Als Negativkontrolle wurden chemische Blindproben (Assay-Mischung
ohne lyophilisierte Zellen) verwendet. Alle Ansätze (inklusive der Blindproben)
wurden ungefähr
72 Stunden lang bei 40°C
inkubiert, und dann wurde die Reaktion durch Versetzen mit 9 Volumenteilen
1 M H3PO4 gestoppt.
Nach dem Entfernen der Zellen durch Filtrieren durch ein 0,45-μM-Filter
wurden diese Ansätze
mit der oben beschriebenen HPLC-Methode analysiert, um die Konzentration
von D- und L-α-Amino-ε-caprolactam
zu bestimmen. Schließlich
wurden Reinkulturen, die D-α-Amino-ε-caprolactam
aus dem L-α-Amino-ε-caprolactam-Substrat bildeten,
zwecks Stammbestimmung an die NCIMB gesandt.
-
Zur
Beachtung: in den chemischen Blindproben konnte kein D-α-Amino-ε-caprolactam
bestimmt werden.
-
Stammbestimmung
-
Eine
der so erhaltenen Reinkulturen, die zur Racemisierung von L-α-Amino-ε-caprolactam
fähig war, wurde
von der NCIMB als ein Ochrobactrum anthropi-Stamm bestimmt und gemäß dem Budapester
Vertrag bei der NCIMB unter der Nummer NCIMB 41129 als Ochrobactrum
anthropi IA hinterlegt. Die Ergebnisse der Bestimmung sind in Tabelle
1 dargestellt. Tabelle 1: Ergebnisse der Stammidentifikation
von Isolat IA durch die National Collections of Industrial and Marine
Bacteria Limited (NCIMB LTD). Identifikationsnummer ID4036.
Isolat
Nr. | IA |
Inkubationstemperatur
(°C) | 30 |
Gramfärbung | – |
Sporen | – |
Beweglichkeit | + |
Morphologie
der Kolonien (nach zweitägigem Wachstum
auf LB-Medium) | Rund,
regelmäßig, vollständig, glatt,
glänzend, leicht
konvex, beige, undurchsichtig, 1 mm Durchmesser |
Wachstum
bei 37°C | + |
Wachstum
bei 45°C | – |
Katalase | + |
Oxidase | + |
Fermentativ
in Glukose-OF | Oxidativ |
Ergebnisse
des API 20 NE-Tests: |
NO3-Reduktion | + |
Indolreduktion | – |
Säure aus
Glukose | – |
Arginindihydroxylase | – |
Urease | + |
Hydrolyse
von Aesculin | – |
Hydrolyse
von Gelatine | – |
β-Galactosidase | – |
Verwertung
von Glucose | + |
Verwertung
von Arabinose | + |
Verwertung
von Mannose | + |
Verwertung
von Mannit | + |
Verwertung
von N-Acetylglucosamin | + |
Verwertung
von Maltose | – |
Verwertung
von Gluconat | – |
Verwertung
von Caprat | – |
Verwertung
von Adipat | – |
Verwertung
von Malat | + |
Isolat
Nr. | IA |
Verwertung
von Citrat | + |
Verwertung
von Phenylacetat | – |
Cytochromoxidase | + |
Ergebnisse
von weiteren biochemischen Tests: |
Säureproduktion
in: | |
Glucose-ASSa | + |
Dulcitol-ASS | + |
Adonitol-ASS | + |
Raffinose-ASS | – |
Xylose-OF | + |
Glycin-CSUb | + |
Nitritreduktion
zu N2 | + |
PPA | + |
Simmons-Citrat | – |
Hydrolyse
von Tween 80 | – |
Abbau
von Tyrosin | – |
H2S-Produktion (PbAc) | + |
- a: ASS = Ammoniumsalz-Zucker
- b: CSU (carbon source utilization) =
Verwertung der Kohlenstoffquelle
-
Bestimmung der α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität von lyophilisierten
Ochrobactrum anthropi IA Zellen
-
O.
anthropi IA Zellen wurden in Medium A, das DL-α-Amino-ε-caprolactam (2 g/l) als einzige
Stickstoffquelle enthielt, kultiviert. Nach 3tägiger Inkubation bei 28°C und 200
U/min (OD620 mm = 4,7) wurden die Zellen durch
Zentrifugation geerntet, mit 20 mM HEPES-NaOH Puffer, pH 7,7, gewaschen
und lyophilisiert.
-
Mit
den lyophilisierten Zellen wurde die α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität nachgewiesen.
Die Assay-Mischung bestand aus 10 mM HEPES-NaOH Puffer (pH 7,7),
der Toluol (2,5 v/v%), Pyridoxal-5-phosphat (20 mM), D- oder L-Leucinamid
(2,5 m%) sowie gegebenenfalls EDTA (20 mM) enthielt. Pro Assay wurden
150 mg lyophilisierte Zellen verwendet. Als Negativkontrolle wurden
chemische Blindproben (mit Assaymischung, jedoch ohne O. anthropi
IA Zellen) verwendet. Alle Ansätze
(inklusive Blindproben) wurden ungefähr 72 Stunden lang bei 40°C inkubiert,
wonach die Reaktion durch Versetzen mit 9 Volumenteilen 1 M H3PO4 gestoppt wurde.
Schließlich
wurden die Ansätze
mittels HPLC analysiert, um die Konzentration von D- und L-Leucinamid
und von D- und L-Leucin
zu bestimmen. Bei dieser HPLC-Methode wurde o-Phthaldehyd in Kombination
mit D-3-Mercapto-2-methylpropionsäure als
chirales Reagens für
die Trennung der beiden α-Amino-ε-caprolactam-enantiomeren
verwendet (Duchateau et al., 1992, J. Chromatogr., Bd. 623, S. 237-245).
-
Bei
mehreren Ansätzen
wurde mit EDTA versetzt, um in den O. anthropi IA Zellen vorhandene
L- und/oder D- spezifische
Amidase(n) zu hemmen. Durch Hemmung dieser Amidase wird das L- und/oder D-Aminisäureamid
nicht oder nur teilweise in die entsprechende Aminosäure umgewandelt,
was dem Nachweis von Aminosäureamidracemaseaktivität durch
Nachweisen des anderen Aminosäureamidenantiomers
ermöglicht.
Diese Ansätze
mit EDTA (Nr. 3 und 4) zeigten deutlich, daß O. anthropi IA Zellen eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität enthalten,
da D-Leucinamid in L-Leucinamid umgewandelt wurde und umgekehrt.
Die Racemisierungsreaktion trat bei den chemischen Blindproben nicht
auf.
-
Ohne
EDTA wandeln Amidasen das Substrat und/oder Produkt α-H-α-Aminosäureamide
in α-H-α-Aminosäuren um
und gestatten auf diese Weise keinen direkten Nachweis des anderen α-H-α-Aminosäureamidenantiomers
als Racemisierungsprodukt. Ausgehend von D-Leucinamid jedoch zeigte
der Ansatz ohne EDTA ebenfalls deutlich das Vorhandensein einer α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität in O.
anthropi IA, da dieses Substrat in beträchtliche Mengen L-Leucin umgewandelt
worden war, und ein Kontrollversuch verhinderte seine Bildung über D-Leucin
da O. anthropi IA Leucin nicht racemisierte.
-
In
der chemischen Blindprobe konnte keine Bildung von L-Leucin aus
D-Leucinamid nachgewiesen werden. Tabelle 2: α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität in lyophilisierten
O. anthropi IA Zellen.
Nr. | Substrat | EDTA (20 mM) | D-Leucin-amid (m%) | L-Leucinamid (m%) | D-Leucin (m%) | L-Leucin (m%) |
1 | D-Leucinamid | – | 0,22 | <0,001 | 0,015 | 0,044 |
2 | L-Leucinamid | – | <0,001 | <0,001 | 0,001 | 0,21 |
3 | D-Leucinamid | + | 0,24 | 0,032 | 0,007 | 0,008 |
4 | L-Leucinamid | + | 0,021 | 0,15 | 0,003 | 0,058 |
-
Bei
den angegebenen Konzentrationen handelt es sich um die in den Ansätzen gemessenen
Konzentrationen, die im Vergleich zu den ursprünglichen Ansätzen auf
das zehnfache verdünnt
sind.
-
Beispiel 2
-
Anreicherungsverfahren
-
Ungefähr 30 g
frische Bodenproben von unterschiedlichen Herkunftsorten wurden
in 50 ml Medium A mit einem Zusatz von 2 g/l D-α-Amino-ε-caprolactam als einziger Stickstoffquelle
suspendiert und 30 Minuten lang bei 4°C und 200 U/min geschüttelt. Die
Suspensionen wurden durch ein Papierfilter filtriert, um die Bodenteilchen
zu entfernen. Mit den erhaltenen Filtraten wurden für die Selektion
auf Stämme,
die D-α-Amino-ε-caprolactam
als Stickstoffquelle verwerten konnten, die folgenden beiden Ansätze vorgenommen:
- • 5
ml der verschiedenen Filtrate wurden in leere 100-ml-Kolben überführt. Alle
Kolben wurden bei 28°C
und 200 U/min inkubiert, bis eine OD600 nm von
ungefähr
2,5 erreicht wurde. Anschließend
wurden die Kulturen 1:100 mit frischem Medium A, das 2 g/l D-α-Amino-ε-caprolactam
enthielt, verdünnt
und nochmals kultiviert. Dieser Verdünnungs- und Kultivierungsschritt
wurde noch 3mal wiederholt. Dann wurden verschiedene Verdünnungen
von gut wachsenden Kulturen auf Platten mit Medium A, das 2 g/l
D-α-Amino-ε-caprolactam als
einzige Stickstoffquelle enthielt, ausgestrichen und die Platten
wurden bei 28°C
inkubiert. Es wurden Kolonien zufallsmäßig ausgewählt und 5mal auf identische
selektive Platten umisoliert, wodurch man reine Reinkulturen erhielt.
Schließlich
wurden diese Reinkulturen bei –80°C in 20%
(v/v) Glycerin aufbewahrt.
- • Als
alternative Anreicherungsstrategie wurden unterschiedliche Verdünnungen
von allen Filtraten direkt auf Medium A, das 2 g/l D-α-Amino-ε-caprolactam als einzige
Stickstoffquelle enthielt, ausgestrichen. Nach 2tägiger Inkubation
bei 28°C
erschienen auf beinahe allen Platten die ersten Kolonien. Nach einigen
weiteren Tagen bis 3 Wochen erhielt man viele morphologisch unterschiedliche
Kolonien. Morphologisch unterschiedliche Kolonien wurden zufallsmäßig ausgewählt und
5mal auf identische selektive Platten umisoliert, wodurch man reine
Reinkulturen erhielt. Schließlich
wurden diese Reinkulturen bei –80°C in 20%
(v/v) Glycerin aufbewahrt.
-
Zellen
von diesen Reinkulturen wurden schließlich auf α-Amino-ε-caprolactamracemase-Aktivität getestet.
Nach dem Kultivieren in 800 ml Medium A, das 2 g/l D-α-Amino-ε-caprolactam
enthielt, 28°C
und 200 U/min wurden die Zellen durch Zentrifugation (20 Minuten
bei 5000 × g,
4°C) geerntet
und in 40 ml Ultraschallpuffer (NaCl, 16 g/l; KCl, 0,74 g/l; Na2HPO4, 0,27 g/l;
Glucose, 2 g/l; HEPES, 10 g/l, pH 7,0) suspendiert. Anschließend wurden
die Zellen mittels Ultraschall mit einem Soniprep 150 von MSE bei
einer Amplitude von 20 Mikrometern in Zyklen von 10 Minuten mit
Zeitintervallen von 10 Sekunden (d.h. 10 Sekunden Ultraschallbehandlung,
10 Sekunden Abkühlen)
und Abkühlen
in Eis/Aceton aufgebrochen. Nach jedem Zyklus wurden die Zellen
unter dem Mikroskop beobachtet, und wenn 50-70% der Zellen aufgebrochen
waren, wurde die Ultraschallbehandlung abgebrochen.
-
Dann
wurden die Suspensionen der aufgebrochenen Zellen jeder Reinkultur
mit D-α-Amino-ε-caprolactam
und Pyridoxal-5-phosphat versetzt, und zwar auf Konzentrationen
von 5 g/l bzw. 0,01 mM. Nach 1,5stündiger Inkubation bei 20°C und 20
U/min wurden Proben zu je 2 ml in je 1 ml 1 M H3PO4 überführt. Nach dem
Entfernen aller teilchenförmigen
Bestandteile durch Abzentrifugieren und anschließendes Filtrieren durch ein
0,22-μM-Filter
wurden die Konzentationen von D- und L-α-Amino-ε-caprolactam in den Proben mittels HPLC
bestimmt, und zwar gemäß der Vorschrift
von Beispiel 1. Schließlich
wurden Reinkulturen, die aus dem Substrat D-α-Amino-ε-caprolactam L-α-Amino-ε-caprolactam
bildeten, zwecks Stammbestimmung an die NCIMB gesandt.
-
Stammbestimmung
-
Die
so erhaltenen Reinkulturen wurden von der NCIMB über 16S-rDNA-Sequenzbestimmung
als Agrobacterium rhizogenes Bi und Agrobacterium rhizogenes Na
und Arthrobacter nicotianae bestimmt. Die Ergebnisse dieser 16S-rDNA-Bestimmung
sind unten dargestellt. Die Mikroorganismen wurden gemäß dem Budapester
Vertrag bei der NCIMB hinterlegt, und zwar wurde Agrobacterium rhizogenes
Na unter der Nummer NCIMB 41127, Agrobacterium rhizogenes Bi unter
der Nummer NCIMB 41128 und Arthrobacter nicotianae unter der Nummer
NCIMB 41126 hinterlegt.
-
Analyse der 16S-rDNA-Sequenz
-
Methoden
-
DNA-Extraktion:
Die DNA wurde mit dem Prepman-Aufreinigungskit
extrahiert und bis zur Verwendung auf Eis aufbewahrt.
-
Polymerasekettenreaktion:
Das Gen für
die 16S ribosomale DNA wurde mit Eubakterien-Universalprimern amplifiziert
und mittels Elektrophorese auf einem 1%igen Agarosegel analysiert.
-
DNA-Clean-Up:
Das 500 Bp Fragment wurde mittels Spin-Säulen-Zentrifugation
aufgereinigt und in sterilem destilliertem Wasser suspendiert.
-
Sequenzierung
der DNA: Das aufgereinigte DNA-Produkt wurde automatisch mit der
Didesoxy-Kettenabbruchmethode sequenziert (Sanger et al., 1997).
-
Sequenzanalyse
mittels Datenbankvergleich: Die Sequenz des 16S-rDNA-Gens wurde
mit Nukleinsäuresequenz-Datenbanken verglichen.
-
Ergebnisse
-
Die
16S-rDNA-Sequenzen von Agrobacterium rhizogenes Na NCIMB 41127 (SEQ
ID: NO. 5), Agrobacterium rhizogenes Bi NCIMB 41128 (SEQ ID: NO.
4) und Arthrobacter nicotianae NCIMB 41126 (SEQ ID: NO. 3) sind
im Sequenzbeschreibungsteil dargestellt.
-
Messung der α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität von aufgebrochenen
Zellen von Agrobacterium rhizogenes Na, Agrobacterium rhizogenes
Bi, Arthrobacter nicotianae
-
Herstellung von aufgebrochenen Zellen
-
Nachdem
diese drei Stämme
in Medium A, das 2 g/l D-α-Amino-ε-caprolactam
enthielt, gezüchtet
worden waren, wurden die Zellen durch Zentrifugation bei 12000 × g geerntet.
Nach dem Zentrifugieren wurde der Überstand abdekantiert und das
Frischgewicht des Pellets wurde bestimmt. Das Pellet wurde mit Ultraschallpuffer
(NaCl, 16 g/l; KCl, 0,74 g/l; Na2HPO4, 0,27 g/l; Glukose, 2 g/l; HEPES, 10 g/l,
pH 7,0) im Verhältnis
1:2 versetzt (Frischgewicht des Zellpellets:ml Puffer). Während der
Aufbewahrung zwischen der Zellernte und der Ultraschallbehandlung
wurde das Pellet im Ultraschallpuffer bei –86°C tiefgefroren.
-
Die
Ultraschallbehandlung erfolgte mit einem Soniprep 150 von MSE bei
einer maximalen Amplitude von 20 Mikrometern in Zeiträumen von
10 Minuten mit Zeitintervallen von 10 Sekunden (d.h. 10 Sekunden
Ultraschallbehandlung, 10 Sekunden Abkühlen), wobei die Probe auf
Eis/Aceton gekühlt
wurde. Alle 10 Minuten wurden die Zellen unter dem Mikroskop beobachtet.
Wenn > 70% der Zellen
aufgebrochen waren, wurde die Ultraschallbehandlung abgebrochen.
-
α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität-Test mit
aufgebrochenen Zellen
-
1
ml aufgebrochene Zellen von jedem der drei Stämme wurde in HEPES/NaOH-Puffer
(20 mM) pH 7,7, der mit Pyridoxal-5-phosphat (0,01 mM) als Kofaktor
und D-Leucinamid
(60,8 mM) als Substrat versetzt worden war, in einem Gesamtvolumen
von 10 ml (0,79 w/w% D-Leucinamid)
inkubiert. Nach 0 und 139 Stunden wurden Proben zu je 1 ml entnommen
(die genau gewogen wurden), und die Reaktion in diesen Proben wurde
durch Versetzen mit 1 ml Methanol (das ebenfalls genau gewogen wurde,
um die Verdünnungsfaktoren berechnen
zu können)
abgebrochen. Die Ansätze
mit den abgebrochenen Reaktionen wurden zentrifugiert, um teilchenförmige Bestandteile
zu entfernen. Die Überstände wurden
bis zu der HPLC-Analyse gemäß Beispiel
1 bei –86°C tiefgefroren.
-
Auf
gleiche Art und Weise wurden Blindansätze hergestellt, von denen
auf gleiche Art und Weise Proben gezogen wurden und die Reaktion
auf gleiche Art und Weise abgebrochen wurde, nur daß kein Substrat zugesetzt
wurde und daß statt
den aufgebrochenen Zellen nur mit HEPES/NaOH-Puffer (20 mM, pH 7,7)
versetzt wurde.
-
Die
Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3. Bestimmung der α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität von aufgebrochenen
Zellen von Agrobacterium rhizogenes Na, Agrobacterium rhizogenes
Bi und Arthrobacter nicotianae.
Proben-Code | Inkubationszeit
(h) | D-Leucin
(w/w%) | L-Leucin
(w/w%) | D-Leucinamid (w/w%) |
A.
nicotianae | 139 | 0,002 | 0,068 | 0,56 |
A.
rhizogenes Na | 139 | 0,036 | 0,078 | 0,51 |
A.rhizogenes
Bi | 139 | 0,013 | 0,025 | 0,61 |
-
Aus
der Tabelle sieht man, daß in
den aufgebrochenen Zellen von Agrobacterium rhizogenes Na, Agrobacterium
rhizogenes Bi und Arthrobacter nicotianae eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität vorhanden
ist, da D-Leucinamid
zu L-Leucin umgesetzt wird; diese Umsetzung wird in den chemischen
Blindproben nicht nachgewiesen.
-
In
den chemischen Blindproben konnte auch nach 139 Stunden kein D-Leucin
oder L-Leucin nachgewiesen werden; die Konzentration des D-Leucinamids
war konstant (0,7 w/w%) was bedeutet, daß D-Leucinamid unter den angewandten
Reaktionsbedingungen sehr stabil ist.
-
Beispiel 3
-
Isolierung des α-H-α-Aminosäureamidracemasegens aus Ochrobactrum
anthropi IA.
-
Konstruktion einer Expressionsbibliothek
-
Zur
Gewinnung von Einzelkolonien wurde eine Vorratskultur von O. anthropi
IA in Glycerin auf eine Hefe-Kohlenstoff-Ausgangsplatte, die 0,5%
(w/v) DL-α-Amino-ε-caprolactam
als einzige Stickstoffquelle enthielt, ausgestrichen und bei 28°C kultiviert.
Eine Einzelkolonie wurde in 150 ml LB-Flüssigmedium überführt und bei 28°C unter kräftigem Schütteln auf
eine OD620 nm von 0,9 herangezüchtet. Anschließend wurden
die Zellen mittels Zentrifugation geerntet und bei –20°C eingefroren.
-
Nach
dem Auftauen der Zellen wurde die Gesamt-DNA gemäß der "Qiagen Genomic DNA Purification Procedure" für Bakterien
isoliert, und zwar mit Spitzen des Typs Qiagen Genomic-tip 100/G.
Es wurde gemäß dem Standardprotokoll
von Qiagen vorgegangen, jedoch mit den folgenden Abänderungen:
- • der
erste Inkubationsschritt für
die Zellyse wurde zwei Stunden bei 37°C ohne Proteinase K durchgeführt, wonach
zweimal mit der empfohlenen Menge Proteinase K versetzt wurde und
die Lösung
nochmals 2 Stunden bei 50°C
inkubiert wurde.
- • Vor
dem Auftragen des Lysats auf die Qiagen-Spitzen wurde ein Zentrifugationsschritt
durchgeführt
(10 Minuten bei 5000 × g,
4°C), um
die teilchenförmigen
Bestandteile zu pelletieren.
- • Das
Lysat der Zellen der 150-ml-Kultur wurde auf 3 G/100-Säulen aufgetragen.
-
Dann
wurden 50 μg
der erhaltenen chromosomalen DNA 30 Minuten lang mit Sau3A I anverdaut,
und zwar mit 1/12 U pro μg
DNA. Die Hälfte
der verdauten DNA wurde auf einem 0,6%igen Agarosegel laufen gelassen,
und DNA-Fragmente
mit einer Größe zwischen
4 und 10 kB wurden isoliert und in 20 μl 10 mM Tris-HCl-Puffer, pH
8,0, gelöst.
-
Die
Vektor-DNA wurde durch Verdauen von 1 μg pZErO-2 (Invitrogen, Groningen,
Niederlande) mit BamH I gemäß dem Protokoll
von Invitrogen hergestellt.
-
Die
linearisierte Vektor-DNA (50 ng) und Fragmente der chromosomalen
DNA von O. anthropi IA (10 μl)
wurden mit T4-DNA-Ligase (gemäß dem Protokoll
von Invitrogen) ligiert. Anschließend wurde der Ligationsansatz
mit NaAc/Ethanol gefällt
und dann in 20 μl
TE-Puffer suspendiert. Mit 1 μl
dieser Lösung
wurde eine Elektroporation von elektrokompetenten E. coli DH10B-Zellen (Life Technologies)
mit einem Gen-Pulser von BioRad (Bedingungen: 2,5 kV, 25 μF, 100Ω, 0,1 cm-Küvette, 40 μl Zellsuspension) gemäß der Vorschrift
des Zulieferers durchgeführt.
Die Transformanten wurden auf LB-Medium mit 50 mg/l Kanamycin ausgestrichen und
24 Stunden lang bei 28°C
inkubiert. Insgesamt wurden über
12000 Kolonien erhalten, die die Primärgenbibliothek bildeten. Alle
12000 Kolonien wurden in LB-Medium mit einem Zusatz von 50 mg/l
Kanamycin gepoolt. Mit einem Teil der erhaltenen Zellsuspension
wurde eine Gesamtplasmidisolation gemäß der der QiaPrep-Vorschrift
(Qiagen) durchgeführt.
Diese "Bibliothek
in Plasmidform" wurde
bis zur weiteren Verwendung bei –20°C aufbewahrt. Der Rest der Zellsuspension
wurde mit Glycerin auf eine Endkonzentration von 20% (v/v) versetzt.
Die erhaltene Suspension wurde in aliquoten Teilen bei –80°C als Primärgenbibliothek
aufbewahrt.
-
Herstellung von L-Aminopeptidase-Helferlösung
-
Die
L-Aminopeptidase-Helferlösung
für das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Screening
wurde mit einem rekombinanten E. coli Stamm, der das Plasmid pTrcLAP
enthielt, hergestellt. Der E. coli Expressionsvektor pTrcLAP enthält das pepA-Gen
von Pseudomonas putida ATCC 12633 unter der Kontrolle des trc-Promoters.
Genauere Informationen zu diesem Gen, das für die L-Aminopeptidase aus P. putida kodiert,
findet sich bei T. Sonke, B. Kaptein, W.H.J. Boesten, Q.B. Broxterman,
H.E. Schoemaker, J. Kamphuis, F. Formaggio, C. Toniolo, F.J.T. Rutjes
in Stereoselective Biocatalysis (Hrsg.: R.N. Patel). Dekker, New
York. 2000, S. 23-58.
-
200
ml LB-Medium, das sowohl 0,4 mM IPTG als auch 100 mg/l Ampicillin
enthielt, wurde mit einer frischen Übernachtkultur von E. coli
TOP10/pTrcLAP inokuliert. Nach Wachstum über Nacht bei 30°C wurden die
Zellen durch Zentrifugieren pelletiert und dann in 4 ml 50 mM Tris-HCl,
pH 7,5 suspendiert. Nach dem Aufbrechen der Zellen durch einmaliges
Passagieren durch eine French-Presse
(140 mPa Druck in einer 4 ml fassenden French-Press-Zelle) wurden die festen Teilchen
abzentrifugiert (45 Minuten bei 40000 × g, 4°C) . Das Pellet wurde dann in
2 ml Tris-HCl, pH 7,5, das 100 mM MgSO4 enthielt,
suspendiert. Diese Suspension wurde 30 Minuten lang vorsichtig bei
4°C gerührt. Nach
dem Abzentrifugieren der Teilchen (45 min bei 40000 × g, 4°C) wurde
die klare Lösung
bis zur Verwendung in Screening-Assay bei –20°C in aliquoten Teilen aufbewahrt.
-
Screening
-
Die
Lösung
der "Bibliothek
in Plasmidform" wurde
mit Wasser auf das 1000fache verdünnt. Mit 1μl dieser Plasmidlösung wurden
elektrokompetente E. coli TOP10-Zellen
(Invitrogen) transformiert, und die Transformanten wurden auf LB-Medium
mit 50 mg/l Kanamycin ausgestrichen. Nach 2tägiger Inkubation bei 28-30°C waren die
erhaltenen Kolonien groß genug,
um in 200 μl
flüssiges
Screening-Medium (Trypton 16 g/l; Hefeextrakt 3g/l; NaCl 5 g/l;
Glycerin 2 g/l; pH 7,3) mit 50 mg/l Kanamycin in Mikrotiterplatten überführt zu werden.
Die Kulturen wurden 2 Tage lang bei 28-30°C herangezüchtet. Anschließend wurde
eine Replik der Mikrotiterplatten hergestellt, und zwar dadurch,
daß man
einige Mikroliter jedes Näpfchens
in frischen Mikrotiterplatten, die festes (0,8% Agar) LB-Medium
mit 50 mg/l Kanamycin enthielten, überführte. Diese Platten wurden 16-20
Stunden lang bei 28-30°C
inkubiert, wonach sie als Orginalplatten bei 4°C aufbewahrt wurden. Die Zellen
des verbleibenden Teils der Zellsuspensionen wurden mittels Zentrifugation
geerntet (10 Minuten bei 1500 × g,
Raumtemperatur), zweimal mit 50 mM Tris-HCl-Puffer, pH 7,5, gewaschen und schließlich in
50 μl Tris-HCl-Puffer,
pH 7,5 suspendiert.
-
Die
Screening-Reaktion wurde durch Versetzen mit 50 μl einer Substratlösung, die
eine Mischung aus 140 mM D-Phenylalaninamid,
D-Leucinamid und D-Valinamid, jeweils in 50 mM Tris-HCl, pH 7,5
und 2 mM MnCl2, enthielt, gestartet. Nach
20stündiger
Inkubation der Mikrotiterplatten auf einem Schüttler bei 30°C wurde mit
2 μl L-Aminopeptidase-Helferlösung (Herstellung:
siehe oben) versetzt. Nach nochmaliger 1,5stündiger Inkubation bei 30°C wurden
alle Reaktionen durch Versetzen mit 100 μl 0,15 M HCl abgebrochen.
-
Anschließend wurde
die Ammoniumkonzentration in allen Ansätzen bestimmt, und zwar dadurch,
daß man
7 μl dieser
Ansätze
auf frische Mikrotiterplatten, die 93 μl GDH-Reagens pro Näpfchen enthielten, überführte. Diese
GDH-Reagens enthielt pro 100 ml: 43 mg NADH, 116 mg α-Ketoglutarsäure, 11,8
mg ADP und 1200 Einheiten Glutamatdehydrogenase (Sigma) in 150 mM
Tris-HCl, pH 8,0. Nach 15minütiger
Inkubation bei 37°C
wurde die OD340 nm in jedem Näpfchen mit
einem Spectramax-plus- Mikrotiterplattenlesegerät (Molecular Devices,
Sunnyvale, Kalifornien, USA) bestimmt. Klone mit einer OD340 nm, die niedriger als der Mittelwert
der Mikrotiterplatte, die diesen Klon enthielt, minus dreimal der
Standardabweichung derselben Mikrotiterplatte waren, wurden als
potentiell positive Klone betrachtet.
-
Von
den 11272 gescreenten Klonen konnten 32 Klone als potentiell positive
Klone identifiziert werden.
-
Bestätigung von potentiell positiven
Klonen
-
Von
allen 32 potentiell positiven Klonen, die bei dem Screening identifiziert
wurden, wurde Material von den Ausgangsplatten verwendet, um 3 ml
flüssiges
Screening-Medium,
das 50 mg/l Kanamycin enthielt, zu inokulieren. Nach 2tägigem Wachstum
bei 30°C
wurden die Zellen dadurch gewonnen, daß man 2 ml dieser Zellkulturen
zentrifugierte. Die Zellpellets wurden anschließend viermal mit 25 mM Tris-HCl-Puffer,
pH 7,5, gewaschen. Anschließend
wurden die Zellpellets in 100 μl
Substratlösung,
die 70 mM D-Phenylalaninamid oder D-Leucinamid, oder D-Valinamid in 50 mM
Tris-HCl, pH 7,5 und 1 mM MnCl2 enthielt,
erneut suspendiert. Nach 20stündiger
Inkubation bei 30°C
wurden die Reaktionen durch Versetzen mit 100 μl 0,15 M HCl gestoppt, wonach
die Ansätze
mit der in Beispiel 1 beschriebenen HPLC-Methode analysiert wurden.
-
Von
den 32 potentiell positiven Klonen, die in dem Screening identifiziert
wurden, wies einer eine signifikante L-Leucinbildung aus D-Leucinamid
auf. Dieser Klon enthielt auf seinem 7,7 kB großen Plasmid das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen
von O. anthropi IA. Diese Schlußfolgerung
wurde aus der Tatsache gezogen, daß die Transformation dieses
Plasmids in E. coli TOP10-Zellen unweigerlich zu rekombinanten Zellen führte, die
D-Leucinamid in L-Leucin umwandelten. Durch Sequenzierung dieses
Plasmids, das pOa(1)PLV49B10 genannt wurde, gelangte man zur vollständigen Nukleotidsequenz
des α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gens.
Die Sequenz dieses Gens ist als Nukleotide 98 bis 1417 (inklusive
TAA-Stop-Codon) von SEQ ID: NO. 1, das wie unten dargestellt das
Protein gemäß SEQ ID:
NO. 2 kodiert, angeführt.
-
Beispiel 3A:
-
Isolation des α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gens aus Arthrobacter
nicotianae NCIMB 41126
-
Konstruktion der Expressionsbibliothek
-
Eine
Stammkultur von Arthrobacter nicotianae NCIMB 41126 in Glycerin
wurde auf eine Hefe-Kohlenstoff-Grundplatte,
die 0,2% (w/v) D-α-Amino-ε-caprolactam
als einzige N-Quelle enthielt, ausgestrichen und 3-4 Tage lang bei
28°C kultiviert,
um zu isolierten Kolonien der gewünschten Größe zu gelangen. Eine Einzelkolonie
wurde in 50 ml LB-Flüssigmedium überführt und über Nacht
bei 28°C
unter kräftigem
Schütteln
herangezüchtet.
Während
der letzten halben Stunde dieser Wachstumsdauer wurde zur Schwächung der
Zellwand mit Carbenicillin (Endkonzentration 200 μg/ml) versetzt.
Die Zellen wurden durch Zentrifugation geerntet und das erhaltene
Pellet wurde in 5 ml 50 mM Tris-HCl, pH 8,0, das 50 mM EDTA enthielt,
erneut suspendiert. Nach Versetzen mit 100 μl Lysozym (100 mg/ml) und 25 μl Proteinase
K (20 mg/ml) wurde die Suspension 30 Minuten lang bei 37°C inkubiert.
Anschließend
wurde mit 6 ml Nuclei Lysis Solution (Promega Corporation, Madison,
USA) versetzt und danach 15 Minuten lang bei 80°C inkubiert. Schließlich wurde
die Lösung
bei 65°C
inkubiert, bis die Lyse vollständig
war. Nach 30minütiger
Behandlung mit RNase (Endkonzentration 4 μg/ml) bei 37°C wurde mit 2 ml Protein Precipitation
Solution (Promega Corporation, Madison, USA) versetzt und die Lösung wurde
20 Sekunden lang gevortext und anschließend auf Eis inkubiert. Nach
dem Zentrifugieren (10'; 4500 × g, 4°C) wurde
der Überstand
in eine Mischung von 0,1 Volumenteil NaAc (3 M, pH 5) und 2 Volumenteilen
absolutem Ethanol überführt. Die
gefällte
genomische DNA wurde mit einer sterilen Pipette herausgezogen und
in Röhrchen
mit 2 ml 10 mM Tris-HCl (pH 8) überführt. Nachdem
sich die gDNA gelöst
hatte, zeigte eine Messung von E260 nm und
E280 nm, daß ungefähr 2,3 mg gDNA in guter Qualität isoliert
worden waren. Mittels Agarosegelelektrophorese konnte nachgewiesen
werden, daß die
isolierte gDNA keine rRNA enthielt und daß sie größer als 15 kB war.
-
50 μg der gDNA
wurde bei 37°C
30 Minuten lang mit Sau3A I in einer Konzentration von 1/24 U pro μg DNA anverdaut.
Ein Teil der verdauten DNA wurde auf einem präparativen 0,6%igen Agarosegel
laufen gelassen, und DNA-Fragmente mit einer Größe zwischen 4 und 10 kB wurden
aus dem Gel mit dem QIAquick Extraction Kit (Qiagen) isoliert, mittels
NaAc/Ethanol-Fällung
konzentriert und dann in 10 μl
10 mM Tris-HCl-Puffer, pH 8,0, gelöst.
-
Die
Vektor-DNA wurde durch Verdauen von 1 μg pZErO-2 (Invitrogen, Breda,
Niederlande) mit BamH I gemäß der Vorschrift
des Zulieferers hergestellt.
-
Linearisierte
Vektor-DNA (10 ng) und Fragmente von A. nicotianae NCIMB 41126 gDNA
(2,5 μl)
wurden in einem Gesamtvolumen von 10 μl mit 2,5 U T4-DNA-Ligase 1
Stunde lang bei 16°C
ligiert. Anschließend wurde
der Ligationsansatz mit NaAc/Ethanol gefällt und dann in 5 μl TE-Puffer
suspendiert. Mit 2,5 μl
dieser Lösung
(ungefähr
5 ng Vektor) wurde eine Elektroporation von Elektrokompetenten E.
coli DH10B-Zellen (Life Technologies) mit einem Gen-Pulser von BioRad
(Bedingungen: 2,5 kV, 25 μF,
100Ω, 0,1
cm-Küvette,
40 μl Zellsuspension)
gemäß der Vorschrift
des Zulieferers durchgeführt.
Die Transformanten wurden auf LB-Medium mit 50 mg/l Kanamycin ausgestrichen
und 24 Stunden lang bei 28°C
inkubiert. Insgesamt wurden über 100000
Kolonien erhalten, die die Primärgenbibliothek
bildeten. Alle 100000 Kolonien wurden in LB-Medium mit einem Zusatz
von 50 mg/l Kanamycin gepoolt. Mit einem Teil der erhaltenen Zellsuspension
wurde eine Gesamtplasmidisolation gemäß der der QiaPrep-Vorschrift
(Qiagen) durchgeführt.
Diese "Bibliothek
in Plasmidform" wurde
bis zur weiteren Verwendung bei –20°C aufbewahrt. Der Rest der Zellsuspension
wurde mit Glycerin auf eine Endkonzentration von 8% (v/v) versetzt.
Die erhaltene Suspension wurde in aliquoten Teilen bei –80°C als Primärgenbibliothek
aufbewahrt.
-
Screening
-
Die
A. nicotianae NCIMB 41126 Bibliothek wurde mit dem in Beispiel 3
angegebenen Protokoll auf Klone, die α-H-α-Aminosäureamidracemase
enthielten, gescreent, nur daß eine
leicht modifizierte Substratlösung verwendet
wurde. Neben allen Bestandteilen, die in Beispiel 3 erwähnt sind,
enthielt die Substratlösung
beim vorliegenden Screening noch 20 μM Pyridoxal-5-phosphat.
-
Insgesamt
wurden 10691 Klone der A. nicotianae NCIMB 41126 Bibliothek gescreent.
2 dieser Klone wurden als potentiell positive Klone identifiziert.
-
Bestätigung von potentiell positiven
Klonen
-
Die
Bestätigung
von beiden potentiell positiven Klonen erfolgte gemäß der in
Beispiel 3 angegebenen Vorschrift, nur daß alle 3 verwendeten Substratlösungen 10 μM Pyridoxal-5-phosphat
enthielten.
-
Dieser
Versuch zeigte, daß beiden
Klone D-Leucinamid signifikant in L-Leucin und D-Valinamid signifikant
in L-Valin umwandelten. Wie in Beispiel 1 angegeben bewiesen diese
Umwandlungen das Vorhandensein von α-H- α-Aminosäureamidracemase-Aktivität in diesen
Klonen. Umtransformationsversuche, in denen die Plasmide von beiden
Klonen in E. coli TOP10-Zellen eingeführt wurden, zeigten, daß diese α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität vom Plasmid
kodiert wird, da alle getesteten rekombinanten Zellen D-Leucinamid
in L-Leucin und
D-Valinamid in L-Valin umwandelten.
-
Anschließend wurde
mit den Plasmiden von den beiden positiven Klonen eine Restriktionsenzymanalyse
durchgeführt.
Diese Analyse zeigte deutlich, daß die beiden rekombinanten
Plasmide ein überlappendes Insert
enthielten. Daher wurde nur eines dieser Plasmide, nämlich pAn(1)PLV36D6,
sequenziert. Die Analyse der Nukleotidsequenz dieses Plasmids mit
einer Gesamtgröße von 7,1
kB ergab die vollständige
Nukleotidsequenz des α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gens.
Die Sequenz dieses Gens ist als Nukleotide 80 bis 1417 (inklusive
TGA-Stop-Codon)
von SEQ ID: NO. 8, das wie oben angegeben für das Protein gemäß SEQ ID:
NO. 9 kodiert, angeführt.
Wie unten dargestellt ist es auch möglich, eine aktive α-H-α-Aminosäureamidracemase ausgehend
von Nukleotidposition 41 (GTG) von SEQ ID: NO. 8 zu exprimieren.
-
Beispiel 4
-
Konstruktion von Plasmid pKEC-AZAR
-
Das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen
aus O. anthropi IA wurde mittels PCR in den E. coli Expressionsvektor
pKECaroP subkloniert. Der Expressionsvektor pKECaroP ähnelt dem
Konstrukt pKECtrp, dessen Konstruktion in
WO 00/66751 beschrieben wurde, nur
daß pKECaroP
die par-Funktion
von pSC101 und statt dem trp-Promoter den aroH-Promoter aus E. coli
enthält.
Das offene Leseraster der α-H-α-Aminosäureamidaminoracemase
wurde mit
5'-GCCTCA
CATATGCAAACACCGCTTTCATTGCG-3'[SEQ ID: NO. 6] als
Forward-Primer (die Nde I-Spaltstelle ist unterstrichen) und
5'-GCCTCA
CCCGGGTTACCACATCATAAAATGGGCGACATC-3' [SEQ ID: NO. 7]
als Reverse-Primer (die Xma I-Spaltstelle ist unterstrichen) und
dem Plasmid pOa(1)PLV49B10 als Matrize amplifiziert. Diese PCR,
die mit PCR SuperMix High Fidelity (Life Technologies) gemäß der Vorschrift
des Zulieferers durchgeführt
wurde, ergab ein einziges Fragment. Die korrekte Größe (1341
Bp) des amplifizierten Fragments wurde mittels Agarosegelelektrophorese
bestätigt.
-
Nach
Aufreinigung des amplifizierten Fragments mit dem QIAquick PCR Purification
Kit (Qiagen) wurde das Fragment in den Vektor pCR®4Blunt-TOPO
(Invitrogen) kloniert. Mit dem Klonierungsansatz wurden anschließend One
ShotTM chemisch kompetente E. coli TOP10-Zellen
(Invitrogen) transformiert. Rekombinante Zellen wurden dadurch selektiert,
daß man
den gesamt Transformationsansatz auf LB-Platten, die 100 μg/ml Carbenicillin
enthielten, ausplattierte und anschließend über Nacht bei 28°C inkubierte.
-
Nach Übernachtkultur
des Materials von sechs Kolonien in 5 ml LB-Medium, das 100 μg/ml Carbenicillin
enthielt, wurde Plasmid-DNA mit dem QIAprep Spin Miniprep Kit (Qiagen)
isoliert. Durch Verdauen mit den Restriktionsenzymen Nde I und Xma
I wurde gezeigt, daß fünf von diesen
sechs Kolonien den gewünschten
rekombinanten Vektor enthielten.
-
Plasmid-DNA
der fünf
korrekten Klone wurde gepoolt und vollständig mit Nde I und Xma I verdaut.
Der gesamte Verdau wurde zur Trennung der unterschiedlichen Fragmente
auf ein präparatives
1%iges Agarosegel aufgetragen. Das korrekte Fragment (1322 Bp) wurde
anschließend
aus dem Gel mit dem QIAquick Gel Extraction Kit (Qiagen) isoliert
und bis zur weiteren Verwendung als Insertfragment bei –20°C aufbewahrt.
-
Das
Plasmid pKECaroP wurde vollständig
mit Nde I und Xma I verdaut, wodurch man gemäß analytischer Agarosegelelektrophorese
zu zwei Fragmenten mit 2850 bzw. 3036 Bp gelangte. Nach Hitzeinaktivierung
der Restriktionsenzyme Nde I und Xma I (20 Minuten, 65°C) wurde
der Ansatz mit Bsa I versetzt, um das unerwünschte 2850 Bp große Fragment
in zwei kleinere Stücke
zu schneiden. Der vollständige
Verdau wurde auf ein 1%iges präparatives
Agarosegel aufgetragen, wonach man das gewünschte 3036 Bp große Fragment mit
dem QIAquick Gel Extraction Kit (Qiagen) isolierte und bis zur weiteren
Verwendung als Vektorfragment bei –20°C aufbewahrte.
-
Vektor-
und Insertfragment wurden mit T4-DNA-Ligase ligiert, und mit der
erhaltenen Ligationsmischung wurden anschließend One ShotTM chemisch
kompetente E. coli TOP10-Zellen transformiert. Der Transformationsansatz
wurde auf LB-Platten, die 50 μg/ml
Kanamycin enthielten, ausgestrichen und bei 28°C so lange inkubiert, bis ausreichend
große
Kolonien entstanden waren.
-
Um
auf Kolonien, die den korrekten rekombinanten Vektor enthielten,
zu screenen, wurde eine Kolonien-PCR durchgeführt, und zwar mit PCR SuperMix
(Life Technologies) und den oben angegebenen Primern [SEQ ID: NO.
6] und [SEQ ID: NO. 7]. 12 Röhrchen
mit 5 ml LB-Medium,
das 50 μg/ml
Kanamycin enthielt, wurden mit Material von zwölf PCR-Positiven inokuliert.
Plasmid-DNA wurde
mit dem QIAprep Spin Miniprep Kit isoliert. Durch Verdauen mit dem
Restriktionsenzym Hind III erhielt man bei allen zwölf Plasmiden
zwei Fragmente mit einer Größe von 1731
bzw. 2627 Bp, was zeigt, daß alle
zwölf Kolonien
den gewünschten
rekombinanten Vektor enthielten.
-
Fünf dieser
zwölf positiven
Klone wurden in 25 ml LB-Medium
mit Zusatz von 50 μg/ml
Kanamycin kultiviert.
-
Nach Übernachtkultur
bei 28°C
wurden die Zellen durch Zentrifugation geerntet und in demselben
Ultraschallpuffer wie in Beispiel 2 gewaschen. Nach dem Suspendieren
der Zellpellets in Ultraschallpuffer (Verhältnis von Zellfrischgewicht
zu Ultraschallpuffer 1:10) wurden die Zellen durch Ultraschallbehandlung
aufgebrochen. Durch Abzentrifugieren der teilchenförmigen Bestandteile
gelangte man zu Zellrohextrakten.
-
Die
fünf erhaltenen
Zellrohextrakte wurden durch Vermischen von 0,5 ml dieser Extrakte
mit 4,5 ml Substratlösung,
die aus einem 22,2 mM HEPES-NaOH-Puffer pH 7,7 mit 0,01 mM Pyridoxal-5-phosphat
und 66 mM D-Leucinamid
bestand, auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität getestet.
Die Ansätze
wurden bei Raumtemperatur inkubiert. Nach 0,18 und 44 Stunden wurden
Proben entnommen und in ein gleiches Volumen 1 M H3PO4 überführt, um
die Reaktion zu stoppen. Diese Proben wurden gemäß der in Beispiel 1 angegebenen
Methode mittels HPLC analysiert.
-
Mit
dem Rohextrakt von zwei der fünf
Klone mit der Bezeichnung E. coli/pKEC_AZAR_3 und E. coli/pKEC-_AZAR_11 wurde in
den 18- und 44-Stunden-Proben wesentlich mehr L-Leucin und L-Leucinamid
als in der 0-Stunden-Probe
nachgewiesen. Schließlich
zeigte die Nukleotidsequenzierung von pKEC_AZAR_3 und pKEC_AZAR_11
die korrekte Nukleotidsequenz des α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gens und flankierende
Vektorteile in diesen beiden rekombinanten Plasmiden.
-
Beispiel 4A
-
Konstruktion des Plasmids pBADAn36D6-DEST
-
Das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen
aus A. nicotianae NCIMB 41126 wurde mittels PCR und GATEWAY Cloning
Technology (Invitrogen) in den E. coli-Expressionsvektor pBAD/Myc-His-DEST
subkloniert. Das offene Leseraster der α-H-α-Aminosäureamidaminoracemase wurde
mit
5'-GGGGACAAGTTTGTACAAAAAAGCAGGCTAGGAGGAATTAACCATG-AGTACGCCGCGTTGCGGGGAG-3' [SEQ ID: NO. 10]
als
Forward-Primer (Shine-Delgarno-Stelle unterstrichen, ATG-Startcodon
kursiv gedruckt und attB1-Stelle doppelt
unterstrichen) und
5'-GGGGACCACTTTGTACAAGAAAGCTGGGTTCACCAACCAGCATAGG-GAGCGATCTG-3' [SEQ ID: NO. 11]
als
Reverse-Primer (Stop-Codon kursiv gedruckt und attB2-Stelle doppelt
unterstrichen) und dem Plasmid pAn(1)PLV36D6 als Matrize amplifiziert.
Die Indentifikation des Plasmids pAn(1)PLV36D6 wurde im Beispiel 3A
beschrieben. Die PCR, die mit Expand High Fidelity Polymerase (Roche
Applied Science, Mannheim, Deutschland) gemäß der Vorschrift des Zulieferers
durchgeführt
wurde, ergab ein einziges Fragment. Die korrekte Größe (1449
Bp) des amplifizierten Fragments wurde mittels Agarosegelelektrophorese
bestätigt.
-
Nach
Aufreinigung des amplifizierten Fragments von einem präparativen
Agarosegel mit dem QIAquick Gel Extraction Kit (Qiagen) wurde das
Fragment als Substrat für
die sogenannte BP-in-vitro-Rekombinationsreaktion verwendet, die
gemäß dem GATEWAY-Handbuch
des Zulieferers (Invitrogen) durchgeführt wurde. Die Rekombination
zwischen dem attB-PCR-Fragment und dem Donatorvektor pDONR207 sowie
die anschließende
Transformation der erhaltenen Mischung in kompetente E. coli DH5α-Zellen (Invitrogen)
führten zu
dem ENTRY-Klon pAn36D6-ENTRY. Rekombinante Zellen wurden dadurch
ausgewählt,
daß man
den gesamten Transformationsansatz auf 2·TY-Platten, die 7 μg/ml Gentamicin
enthielten, ausstrich und anschließend über Nacht bei 37°C inkubierte.
Plasmid-DNA wurde von einigen Einzelkolonien mit dem QIAprep Spin Miniprep
Kit (Qiagen) isoliert, nachdem diese in 2·TY-Medium, das 7 μg/ml Gentamicin
enthielt, 16 Stunden lang gezüchtet
worden waren. Verdauung mit den Restriktionsenzymen Pvu II, Nsp
I (New England Biolabs, Frankfurt, Deutschland) bzw. BssS I (New
England Biolabs, Frankfurt, Deutschland) wurde nachgewiesen, daß alle getesteten
Kolonien den gewünschten
rekombinanten Vektor enthielten. Anschließend wurden die attB-PCR-Inserts
von vier dieser korrekten Klone sequenziert. Es zeigte sich, daß alle vier
sequenzierten pAn36D6-ENTRY-Plasmide
die Sequenz enthielten, was aufgrund SEQ ID: NO. 8 und der beiden
verwendeten PCR-Primer erwartet wurde.
-
Anschließend wurde
das PCR-Fragment, das die α-H-α-Aminosäureamidracemase
enthielt, über
die sogenannte LR-in-vitro-Rekombinationsreaktion mit einem der
korrekten pAn36D6-ENTRY-Klone und pBAD/Myc-His-DEST in den Destination-Vektor
pBAD/Myc-His-DEST (siehe oben) eingeführt. Diese Reaktion wurde ebenfalls
nach der Vorgehensweise des Zulieferers durchgeführt. Mit der Rekombinationsmischung wurden
One ShotTM chemisch kompetente E. coli TOP10-Zellen
(Invitrogen) transformiert. Rekombinante Zellen wurden dadurch ausgewählt, daß man den
gesamten Transformationsansatz auf 2·TY-Platten, die 100 μg/ml Ampicillin enthielten,
ausstrich und anschließend über Nacht
bei 37°C
inkubierte. Nach Übernachtkultur von
einigen wenigen Kolonien in 2·TY-Medium, das 100 μg/ml Ampicillin
enthielt, wurde Plasmid-DNA mit dem QIAprep Spin Miniprep Kit (Qiagen)
isoliert. Durch Verdauen mit den Restriktionsenzymen Acc I bzw.
Rsr II (New England Biolabs, Frankfurt, Deutschland) wurde nachgewiesen,
daß alle
Kolonien den gewünschten
rekombinanten Vektor pBADAn36D6-DEST enthielten.
-
Mit
einer Einzelkolonie des Stamms E. coli TOP10/pBADAn36D6-DEST wurden
50 ml 2 × TV-Medium mit
Zusatz von 100 μg/ml
Carbenicillin inokuliert. Nach Übernachtkultur
bei 28°C
wurden mit 500 μl
dieser Kultur 500 ml 2·TY-Medium
mit Zusatz von 100 μg/ml
Carbenicillin und 0,005% Arabinose inokuliert. Nach Übernachtkultur
bei 28°C
wurden die Zellen durch Zentrifugation geerntet (15 Minuten bei
6200 × g,
4°C) und
in einer Lösung,
die 20 mM HEPES-NaOH, pH 7,5, 20 μM
Pyridoxal-5-phosphat und 1,3 mM Dithiothreitol enthielt, gewaschen.
Nach dem Suspendieren der Zellpellets in derselben Pufferlösung (Verhältnis von
Zellfrischgewicht zu Ultraschallpuffer 1:3) wurden die Zellen durch
10minütige
Ultraschallbehandlung mit einem Soniprep 150 von MSE, das bei einer
maximalen Amplitude eingesetzt wurde, unter Verwendung von Zeitabständen von
10 Sekunden (d.h. 10 Sekunden Ultraschallbehandlung, 10 Sekunden
Abkühlen)
und Abkühlen
in Eis/Aceton aufgebrochen. Durch Abzentrifugieren der teilchenförmigen Bestandteile
gelangte man zu Zellrohextrakten. Schließlich wurde der zellfreie Extrakt
mit Saccharose auf eine Endkonzentration von 0,25 M versetzt.
-
Der
Zellextrakt wurde durch Vermischen von 0,5 ml des Extrakts mit 9,5
ml Substratlösung
auf Racemaseaktivität
geprüft.
Die Ansätze
wurden bei 37°C
inkubiert. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
Proben entnommen, die in ein gleiches Volumen 1 M H3PO4 überführt wurden,
um die Reaktion abzubrechen. Diese Proben wurden nach der in Beispiel
1 angeführten
Methode mittels HPLC analysiert.
-
Dieser
Versuch zeigte, daß das
Substrat innerhalb von 20 Minuten vollständig racemisiert war. Man zieht
daher die Schlußfolgerung,
daß die α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus A. nicotianae NCIMB 41126 von dem offenen Leseraster gemäß SEQ ID:
NO. 8 codiert wird.
-
Beispiel 4B
-
Konstruktion des GATEWAY-Destination-Vektors
pBAD/Myc-His-DEST
-
Der
Destination-Vektor pBAD/Myc-His-DEST, der für die Expression des α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gens
aus A.
-
nicotianae
NCIMB 41126 in E. coli verwendet worden war, wurde dadurch hergestellt,
daß man
eine cat/ccdB-Kassette
in den im Handel erhältlichen
E. coli Expressionsvektor pBAD/Myc-HisC einführte. Die cat/ccdB-Kassette
wurde mittels PCR mit
5'-AAGAAGACCGGATCCTACCTGACGCTTTTTATCGCAACTCTC-TACTGTTTCTCCATACCCGTTTTTTGGGCTAACACAAGTTTGT-ACAAAAAAGCTGAAC-3' [SEQ ID: NO. 12]
als
Forward-Primer (Promotersequenz doppelt unterstrichen, Bpi I Erkennungs-
und Spaltstelle unterstrichen, attR-Sequenzen kursiv gedruckt, und
5'– TTGTTCTACGTAACCACTTTGTACAAGAAAGCTGAAC-3' [SEQ ID: NO. 13]
als
Reverse-Primer (SnaB I Spaltstelle unterstrichen, attR-Sequenzen
kursiv gedruckt) und dem Vektor pDEST15 (Invitrogen) als Matrize
amplifiziert. Die PCR, die mit Expand High Fidelity Polymerase (Roche
Applied Science, Mannheim, Deutschland) nach der Vorschrift des
Zulieferers durchgeführt
wurde, ergab ein einziges Fragment. Die korrekte Größe (1792
Bp) des amplifizierten Fragments wurde mittels Agarosegelelektrophorese
bestätigt.
Nach Aufreinigung des amplifizierten Fragments aus einem präparativen
Agarosegel mit dem QIAquick Gel Extraction Kit (Qiagen) wurde das
Fragment vollständig
mit Bpi I (MBI Fermentas, St. Leon-Rot, Deutschland) (was zu einem überhängenden
Ende, das zu BamH I komplementär
war, führte)
und SnaB I (New England Biolabs, Frankfurt, Deutschland) verdaut
und mit T4-DNA-Ligase in den E. coli Expressionsvektor pBAD/Myc-HisC
(Invitrogen), der mit BamH I und SnaB I verdaut worden war, ligiert.
Mit der Ligationsmischung wurden anschließend chemisch kompetente E.
coli DB3.1 Zellen (Invitrogen) transformiert. Rekombinante Zellen
wurden dadurch selektiert, daß man
den gesamten Transformationsansatz auf 2·TY-Platten, die 35 μg/ml Chloramphenicol
enthielten, ausstrich und über
Nacht bei 37°C
inkubierte. Nach Isolation des rekombinanten Plasmids aus drei Einzelkolonien
wurden die Inserts sequenziert.
-
Es
wurde gefunden, daß einer
diese Klone das gewünschte
Insert erhielt; dieser wurde pBAD/Myc-His-DEST genannt. Obwohl zwischen
der Nukleotidsequenz des sequenzierten Teils von Plasmid pBAD/Myc-His-DEST
und der Bezugssequenz (Invitrogen – Nukleotidsequenz von pDEST15)
7 Abweichungen beobachtet wurden, waren alle wesentlichen Merkmale
(Chloramphenicolresistenz, ccdB-Selektion
und attR-Rekombination) von pBAD/Myc-His-DEST voll funktionell.
-
Beispiel 5
-
Test auf α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität mit D-Leucinamid als Substrat
und ganzen E. coli Zellen, die das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen aus Ochrobactrum
anthropi IA enthalten, als Biokatalysator
-
Herstellung der Zellen
-
Zur
Herstellung einer Vorkultur wurde eine Einzelkolonie von E. coli
DH10B mit dem Plasmid pOA(1)PLV49B10 auf LB-Medium mit Kanamycin
(50 mg/l) überführt. Nach Übernachtkultur
bei 28°C
und 200 U/min wurde mit dieser Vorkultur ein Kolben mit 500 ml 2·TY-Medium (10 g/l Hefeextrakt,
16 g/l Trypton, 5 g/l NaCl) mit Kanamycin (50 mg/l) inokuliert.
Nach Übernachtkultur
bei 28°C
(OD620 nm = 4,4) und 200 U/min wurden die
Zellen mittels Zentrifugation geerntet (15 Minuten bei 6200 × g, 4°C) und mit
50 mM HEPES-NaOH Puffer, pH 7,7, gewaschen.
-
Um
die Hintergrundaktivität
des E. coli Wirts-Vektor-Systems
in den Aktivitätstests
bestimmen zu können
wurde ein E. coli DH10B-Stamm, der ein Konstrukt auf pZErO-2-Grundlage,
das ein mutiertes, für
Green Fluorescent Protein (GFPuv) kodierendes Gen als Insertion
in umgekehrter Richtung zu dem von dem Vektor getragenen lac-Promoter
enthält,
auf gleiche Art und Weise gezüchtet
(E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrongorientation). Das Wachstum dieses
rekombinanten E. coli Stamms ergab eine Übernachtkultur mit einer OD620 nm von 3,8.
-
Die
Zellpellets von beiden Kulturen wurden anschließend gewaschen und in 25 ml
50 mM HEPES-NaOH Puffer, pH 7,7 suspendiert. 2-ml-Portionen der
beiden Zellsuspensionen wurden nochmals zentrifugiert und die Pellets
wurden bis zur Durchführung
der unten beschriebenen Aktivitätstests
bei –20°C aufbewahrt. Der
Rest dieser Zellsuspensionen wurde zur Verwendung in Beispiel 6
bei –20°C aufbewahrt.
-
α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber D-Leucinamid
-
Zur
Bestimmung der Aktivität
von E. coli pOA(1)PLV49B10 sowie der E. coli Kontrolle wurden die obengenannten
Zellpellets aufgetaut und mit 50 mM HEPES-NaOH Puffer, pH 7,7 auf
ein Gesamtvolumen von 1 ml suspendiert. Anschließend wurden Ansätze zu jeweils
10 ml hergestellt, die 50 mM HEPES-NaOH Puffer (pH 7,7), 10 μM Pyridoxal-5-phosphat
(PLP), 2,5 Gew.-% D-Leucinamid, gegebenenfalls 20 mM EDTA um die E.
coli Amidaseaktivität
zu unterdrücken
sowie 0,5 ml der Zellsuspensionen von E. coli/pOA(1)PLV49B10 und E.
coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation bzw. Wasser (für chemische
Blindproben) hergestellt. Die Reaktionen wurden durch Versetzen
mit den Zellen gestartet. Die Ansätze wurden bei 30°C und 175
U/min inkubiert. Unmittelbar nach dem Versetzen mit den Zellen (t
= 0 Stunden) sowie nach 27 und 43 Stunden wurden Proben gezogen,
in denen die Reaktion durch Abzentrifugieren der Zellen und anschließende Filtration über 0,22 μM gestoppt
wurde. Schließlich
wurden die filtrierten Proben bis zur Analyse mittels chiraler HPLC
wie unten beschrieben bei –20°C aufbewahrt.
Säule: | Sumichiral
OA5000 von Sumika (150 × 4,6
mm innerer Durchmesser, 5μ)
+ Vorsäule |
Lösungsmittel: | 85
v/v% 2 mM CuSO4 + 15 v/v% Methanol |
Durchflußgeschwindigkeit: | 1,0
ml/min |
Säulentemperatur: | 40°C |
Einspritzvolumen: | 5 μl |
Detektion: | Detektion
der Fluoreszenz nach Nachsäulenderivatisierung
mit o-Phthalaldehyd
und 2-Mercaptoethanol (Anregungswellenlänge = 338 nm, Emissionswellenlänge > 420 nm) |
-
Die
Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle 4 dargestellt. Tabelle 4. α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber D-Leucinamid
von E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10 und E. coli mit dem Leervektor
(E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation).
Stamm | 20
mM EDTA | Inkuba- tions-zeit (h) | D- Leucin- amid (Gew.-%) | L- Leucin amid (Gew.-%) | D-Leucin (Gew.-%) | L-Leucin (Gew.-%) |
B | – | 0 | 2,67 | n.n. | n.n. | n.n. |
B | – | 27 | 2,51 | n.n. | 0,003 | 0,005 |
B | – | 43 | 2,63 | 0,060 | 0,005 | 0,004 |
A | – | 0 | 2,63 | n.n. | n.n. | n.n. |
A | – | 27 | 1,03 | 0,170 | 0,009 | 1,71 |
A | – | 43 | 0,512 | 0,063 | 0,017 | 2,12 |
A | + | 0 | 2,61 | n.n. | n.n. | n.n. |
A | + | 27 | 1,77 | 0,555 | 0,003 | 0,313 |
A | – | 43 | 1,59 | 0,772 | 0,006 | 0,345 |
- n.n.: nicht nachweisbar
- Stamm A: E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10
- Stamm B: E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation
-
Die
Daten in Tabelle 4 zeigen deutlich, daß E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation
D-Leucinamid nicht umsetzen konnte. Auch nach einer 43stündigen Reaktionsdauer
enthielt der Ansatz die gleiche D- Leucinamidmenge wie zu Beginn der Reaktion.
Dies war auch bei allen chemischen Blindwerten der Fall (Daten nicht
angegeben).
-
Im
Gegensatz dazu nahm bei E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10 Zellen die
D-Leucinamidmenge im Verlauf der Zeit deutlich ab. Ohne zusätzliches
EDTA wurde dieses Substrat zu einer relativ niedrigen Menge L-Leucinamid
und einer großen
Menge L-Leucin umgesetzt. Mit zusätzlichem EDTA gelangte man
zu einer viel höheren
L-Leucinamidkonzentration,
da EDTA, ein Chelator, die Amidaseaktivität von E. coli teilweise hemmt und
dadurch den Umsatz von L-Leucinamid zu L-Leucin verringert.
-
Die
in diesem Versuch erhaltenen Ergebnisse zeigen, daß E. coli
DH10B/pOA(1)PLV49B10 Zellen eine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber D-Leucinamid
enthalten. Außerdem
zeigen diese Ergebnisse, daß durch
Kombinieren dieser α-H-α-Aminosäureamidracemase
mit einer L-selektiven Amidase/Aminopeptidase (wie sie z.B. in E.
coli DH10B vorliegt) D-α-H-α-Aminosäureamide
in L-α-H-α-Aminosäuren umgewandelt
werden können.
-
Beispiel 6
-
α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität-Test mit
DL-Leucinamid als
Substrat und ganzen E. coli Zellen, die das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen aus Ochrobactrum
anthropi IA enthalten, als Biokatalysator
-
Man
verwendete die Zellsuspensionen mit E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10
und E. coli DH10B/pZErO-GFPuvwrong-orientation aus Beispiel 5 (Vorbereitung
der Zellen). Um ihre Aktivität
gegenüber
racemischem DL-Leucinamid
zu bestimmen, wurden identische Ansätze wie in Beispiel 5 hergestellt,
nur daß 2,5 Gew.
DL-Leucinamid verwendet
wurde, EDTA bei allen Reaktionen weggelassen wurde und daß die Reaktionen
mit 2 ml der Zellsuspensionen gestartet wurden. Proben wurden unmittelbar
nach dem Beginn der Reaktionen (t = 0 Stunden) sowie nach 8 und
24 Stunden gezogen.
-
Die
Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle 5 dargestellt. Tabelle 5. α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber DL-Leucinamid
von E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10 und E. coli mit dem Leervektor
(E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation).
Codebezeichnung der
Stichprobe | Inkubationszeit
(h) | D-Leucinamid (Gew.-%) | L-Leucinamid (Gew.-%) | D-Leucin (Gew.- | L-Leucin (Gew.- | e.e.aL-Leucin
(%) |
B | 0 | 1,13 | 1,15 | 0,001 | 0,004 | – |
B | 8 | 1,15 | 0,12 | 0,001 | 1,43 | 99,9 |
B | 24 | 1,23 | n.n. | 0,002 | 1,48 | 99,7 |
A | 0 | 1,19 | 1,25 | 0,001 | 0,003 | – |
A | 8 | 1,24 | 0,33 | 0,004 | 1,45 | 99,4 |
A | 24 | 0,43 | 0,14 | 0,028 | 2,25 | 97,5 |
- n.n.: nicht nachweisbar
- aDer e.e.-Wert (Enantiomerenüberschuß) der L-Säure wurde
mit der folgenden Formel berechnet:
- e. e.L-säure =
[(L-Säure-D-Säure)/(L-Säure+D-Säure)] × 100%
- Stamm A: E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10
- Stamm B: E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrong-orientation
-
Aus
den Daten in Tabelle 5 wird klar, daß die E. coli-Zellen mit Leervektor
(E. coli DH10B/pZErO-GFPuv-wrongorientation) nur L-Leucinamid in
L-Leucin mit einem Enantiomerenüberschuß von über 95%
umwandeln können.
-
Das
D-Leucinamid bleibt unverändert,
wodurch man zu einer maximalen Ausbeute von nur 50% gelangt.
-
Bei
den E. coli DH10B/pOA(1)PLV49B10 Zellen mit dem Gen, das für α-H-α-Aminosäureamidracemase
kodiert, werden eindeutig sowohl L- als auch D-Leucinamid in L-Leucin umgewandelt,
was zu einer Ausbeute von über
50% und einer Maximalausbeute von 100% führt. Wiederum liegt der Enantiomerenüberschuß des erhaltenen
L-Leucins bei deutlich über 95%.
-
Dieser
Versuch zeigt, daß durch
Kombinieren der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA mit einer L-selektiven
Amidase/Aminopeptidase (wie sie z.B. in E. coli DH10B vorliegt)
DL-α-H-α-Aminosäureamide
in mehr als 50%iger Ausbeute in L-α-H-α-Aminosäuren umgewandelt werden können.
-
Beispiel 7
-
Bestimmung der Substratspezifität der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus Ochrobactrum anthropi IA mit zellfreiem Extrakt aus E. coli
TOP10/pKEC AZAR 3
-
Herstellung des zellfreien
Extrakts
-
Durch
Inokulieren von zwei Erlenmeyerkolben mit 100 ml 2·TY-Medium
(10 g/l Hefeextrakt, 16 g/l Trypton, 5 g/l NaCl), das 50 mg/l Kanamycin
enthielt, mit 10 μl
Glycerin-Vorratskultur pro Kolben wurden zwei Vorkulturen von E.
coli TOP10/PKEC_AZAR_3 (siehe Beispiel 4) hergestellt. Nach Übernachtkultur
bei 28°C
und 200 U/min wurden die Vorkulturen gepoolt und anschließend wurden
damit zwei Erlenmeyerkolben, die jeweils 1 1 desselben Mediums enthielten,
inokuliert. Diese Kolben wurden ebenfalls 16-18 Stunden lang bei
28°C und 200
U/min kultiviert. Die Zellen wurden durch Zentrifugation geerntet
(15 Minuten bei 6200 × g,
4°C) mit
20 mM HEPES-NaOH, pH 7,5, gewaschen, gepoolt, gewogen und in einer
Lösung,
die 20 mM HEPES-NaOH, pH 7,5, 20 mM Pyridoxal-5-phosphat und 1,3
mM Dithiothreitol enthielt, im Verhältnis Zellfrischgewicht zu
Lösung
1:3 suspendiert. Anschließend
wurden die Zellen durch 10minütige
Ultraschallbehandlung mit einem Soniprep 150 von MSE, das bei maximaler
Amplitude betrieben wurde, mit Zeitabständen von 10 Sekunden (d.h.
10 Sekunden Ultraschallbehandlung, 10 Sekunden Abkühlen) und
Abkühlen
in Eis/Aceton aufgebrochen.
-
Teilchen
wurden abzentrifugiert, und danach wurde der zellfreie Extrakt mit
Saccharose auf eine Endkonzentration von 0,25 M versetzt. Der erhaltene
zellfreie Extrakt (ZFE) wurde in aliquoten Teilen bei – 20°C aufbewahrt.
Auf genau die gleiche Art und Weise wurden auch E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC
(Invitrogen) Zellen behandelt; diese dienten als Negativkontrolle.
-
Bestimmung der Substratspezifität
-
Die
Substratspezifität
der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA wurde dadurch bestimmt, daß man die Racemaseaktivität des oben
genannten ZFEs gegenüber
verschiedenen enantiomerenreinen Aminosäureamiden bestimmte. Jeder
10-ml-Ansatz (darunter auch der ZFE) enthielt 50 mM HEPES-NaOH,
pH 8,0, 20 mM Pyridoxal-5-phosphat,
0,4 mg/ml BSA, 1 mM Dithiothreitol, 20 mM EDTA und 75 mM eines der
getesteten Aminosäureamide.
Die Reaktionen wurden durch Versetzen mit 1 ml des aufgetauten ZFEs
von E. coli TOP10/PKEC_AZAR_3 oder E. coli TOP10/p2AD/Myc-HisC (Leervektor)
gestartet und bei 37°C
inkubiert. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
1-ml-Proben gezogen
und in Röhrchen,
die 1 ml 1 M H3PO4 enthielten, überführt, um
die Reaktion zu stoppen.
-
Nachdem
die Proben ausreichend mit 0,4 M Boratpuffer pH 9,4 verdünnt worden
waren, wurden die erhaltenen Mischungen mittels HPLC analysiert,
um die genauen Konzentrationen der beiden Aminosäuren- und der beiden Aminosäureamid-Enantiomeren
zu bestimmen, und zwar nach der folgenden Methode:
Säule: | Inertsil
ODS-3 150 × 4,6
mm innerer Durchmesser |
Lösungsmittel
A: | 50 mM Natriumacetat,
pH 6,0, mit Essigsäure/Acetonitril
95/5% v/v |
Lösungsmittel
B: | 50 mM Natriumacetat,
pH 6,0, mit Essigsäure/Acetonitril
30/70% v/v |
Gradient: | Zeit
(min) | Lösungsmittel
A (% v/v) | Lösungsmittel
B (% v/v) |
| 0
100 | 0 | 100 |
| 28 | 0 | 100 |
| 33 | 0 | 100 |
| 33,1 | 100 | 0 |
| 41
(Abbruch) | | |
Durchflußgeschwindigkeit | 1,0 ml/min |
Säulentemperatur: | 40°C |
Einspritzvolumen: | 20 μl |
Detektion: | Fluoreszenzdetektion
nach Vorsäulenderivatisierung
mit o-Phthaldehyd und D-3-Mercapto-2-methylpropionsäure
(Anregungswellenlänge = 338
nm, Emissionswellenlänge > 420 nm) |
Vorsäulenreagentien: | |
Reagens
A: | 50 mM ortho-Phthalsäureanhydrid
(170 mg/25 ml MeOH/Wasser 50/50 |
Reagens
B: | 113 mg D-S-Benzoyl-3-mercapto-2-methylpropionsäure in 1
ml 1 M NaOH, und Lösen.
Versetzen mit 9 ml MeOH/Wasser 50/50, Einstellen auf pH 7,0 mit
1 M H3PO4 |
Reagens
C: | 0,25 M H3PO4 |
Derivatisierung: | 35 μl Reagens
A
35 μl
Reagens B
210 μl
Probenlösung
(Probe in 0,4 M Boratpuffer pH 9,4)
140 μl Reagens C |
Reaktionsdauer: | 5 Minuten |
-
Die
ursprüngliche
Aktivität
für die
verschiedenen getesteten Substrate wurde aufgrund der linearen Abschnitte
der Fortschrittkurven berechnet, wobei die Umsatzrate gegen die
Reaktionsdauer aufgetragen wurde.
-
Durch
Verwendung des linearen Abschnitts der Fortschrittskurven wurde
gewährleistet,
daß nur
Proben für
die Berechnungen verwendet werden, die zu Zeitpunkten gezogen wurden,
zu denen die Substratkonzentration noch ausreichend hoch war. Die
Umsatzrate wurde dadurch berechnet, daß man die in der Racemasereaktion
gebildeten Aminosäure-
und Aminosäureamidmengen
(also mit der umgekehrten Stereochemie im Vergleich zum Substratmolekül) durch
die Gesamtmenge der beiden Aminosäure enantiomere und der beiden
Aminosäureamidenantiomere
dividierte. Auf diese Weise wurden die berechneten Umsatzraten um
die eventuell stattfindende Hydrolyse des Amidsubstrats und/oder
Produkts durch Amidasen/Aminopeptidasen, die vom EDTA in dem Ansatz
nicht vollständig
inhibiert wurden, korrigiert.
-
Bei
dem ZFE von E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC wurde keines der verwendeten
enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamidsubstrate
racemisiert. E. coli TOP10 enthält
eindeutig keine α-H-α-Aminosäureamidracemase.
Die Ergebnisse dieses Versuchs mit dem ZFE aus E. coli TOP10/pKEC_AZAR_3
sind in Tabelle 6 angegeben.
-
Tabelle
6. Relative ursprüngliche
Aktivität
von ZFE aus von E. coli TOP10/pKEC_AZAR_3 gegenüber verschiedenen enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamiden
-
-
- aAlle ursprünglichen Aktivitäten sind
relativ in bezug auf die Aktivität
gegenüber
D-Leucinamid ausgedrückt.
-
Die
in Tabelle 6 dargestellten Ergebnisse zeigen eindeutig, daß der ZFE
aus E. coli TOP10/pKEC_AZAR_3 nicht nur Leucinamid, sondern auch
andere α-H-α-Aminosäureamide
racemisieren kann. Da dieser rekombinante Stamm das α-H-α-Aminosäureamidracemase-Gen
aus O. anthropi IA enthält, kann
diese breite Substratspezifität
nur auf die von diesem Gen kodierte Racemase zurückgeführt werden.
-
Beispiel 8
-
Bestimmung der Substratspezifität der teilweise
aufgereinigten α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus Ochrobactrum anthropi IA
-
Teilweise Aufreinigung
-
Die α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA wurde teilweise aus E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10
aufgereinigt. Um ausreichend Zellmaterial für diese Aufreinigung zu erhalten,
wurde dieser rekombinante Stamm im 10-Liter-Maßstab fermentiert. Zuerst wurde
ein Inokulum hergestellt, und zwar dadurch, daß man 500 ml 2·TY.-Medium,
das 50 mg/l Kanamycin enthielt, mit 10 μl einer Glycerin-Vorratskultur dieses
Stamms inokulierte. Nach 22stündiger
Inkubation bei 28°C
und 170 U/min erhielt man eine OD620 nm von 2,2.
Das vollständige
Inokulum wurden anschließend
in einen Fermenter (Typ ISF-200, Infors, Bottmingen, Schweiz), der
9 Liter 2·TY-Medium
mit 50 mg/l Kanamycin enthielt, überführt. Der
pH wurde durch Versetzen mit 5 N H3PO4 und/oder 5 N KOH auf 7,0 eingestellt, und
der pO2 wurde manuell eingestellt, und zwar
dadurch, daß man
sowohl die Belüftungsrate
(1-2 Liter Luft pro Minute) als auch die Rührgeschwindigkeit (250-750 U/min)
veränderte.
Der Fermenter wurde 19 Stunden lang bei 28°C betrieben, wodurch man zu
einer Zellsuspension mit einer OD620 nm von
5,7 gelangte. Die Zellen wurden mittels Zentrifugation geerntet
(15 Minuten bei 12000 × g,
4°C), einmal
mit 20 mM HEPES-NaOH, pH 7 gewaschen und als feuchtes Zellpellet
(ungefähr
125 g )bei –20°C aufbewahrt.
-
Nach
dem Auftauen des Zellpellets wurden die Zellen in Puffer A (20 mM
HEPES-NaOH, pH 7,5, 1,3 mM Dithiothreitol, 20 μM Pyridoxal-5-phosphat) mit
2,66 mM MgCl2 erneut suspendiert. Pro Gramm
Zellfrischgewicht wurden 3 Gramm Puffer A verwendet. Unmittelbar
vor dem Aufbrechen wurde die Zellsuspension mit Benzonase (30 U/Gramm
Zellfrischgewicht-Merck KgaA, Darmstadt, Deutschland) versetzt.
Die Zellen wurden durch einmalige Passage durch einen Homogenisator
(Haskel, Modell NJ1600HD15, Wesel, Deutschland) bei einem Arbeitsdruck
von 1500 bar aufgebrochen. Anschließend wurden teilchenförmige Bestandteile
abzentrifugiert (30 min bei 34000 × g, 4°C), und der erhaltene zellfreie
Extrakt (ZFE) wurde in Portionen bei –20°C aufbewahrt.
-
Alle
folgenden Aufreinigungsschritte wurden bei 4°C durchgeführt. Bei dem ersten Aufreinigungsschritt
handelte es sich um eine Ammoniumsulfatfällung bei 40% Sättigung.
Dieser Schritt wurde dadurch durchgeführt, daß man eine 80% gesättigte (NH4)2SO4-Lösung tropfenweise
zu einem gleichen Volumen ZFE zugab. Die trübe Lösung wurde langsam 1,5 Stunden
lang geschüttelt,
wonach das ausgefällte
Protein durch Zentrifugation gewonnen wurde (30 min bei 15000 × g). Das
Proteinpellet wurde in Puffer A gelöst und im nächsten Aufreinigungsschritt
eingesetzt.
-
Um
eine Anionenaustauschchromatographie als zweiten Aufreinigungsschritt
durchführen
zu können, mußte die
Proteinlösung
nach der Ammoniumsulfatfällung
entsalzt werden. Sie wurde daher in 2,5-ml-Portionen auf PD-10-Entsalzungssäulen (Amersham
Biosciences, Roosendaal, Niederlande), die mit 20 mM Tris-HCl, pH
8,0 (Puffer B) equilibriert worden waren, aufgetragen. Das Protein
wurde mit 3,5 ml Puffer B pro PD-10-Säule eluiert. Die entsalzte
Proteinlösung
wurde auf eine Mono Q HR 10/10 Säule
(Amersham Biosciences, Roosendaal, Niederlande), die mit Puffer
B equilibriert worden war, aufgetragen. Diese Säule wurde bei einer Durchflußgeschwindigkeit
von 4 ml/min betrieben, und es wurden Fraktionen zu je 4 ml aufgefangen.
Die α-H-α-Aminosäureamidracemase
wurde aus dieser Säule
mit Puffer B, der 1 M NaCl enthielt, eluierte, wobei man einen linearen
Gradienten von 0-100% NaCl in 100 ml auftrug. Die α-H-α-Aminosäureamidracemase
eluierte bei ungefähr
0,34 M NaCl, und die aktiven Fraktionen wurden gepoolt.
-
Die
Proteinlösung,
die die α-H-α-Aminosäureamidracemase
enthielt, wurde anschließend
auf eine HiLoad 26/60 Superdex 200 prep-grade Gelfiltrationssäule (Amersham
Biosciences, Roosendaal, Niederlande), die mit Puffer B, der 1 M
NaCl enthielt, equilibriert worden war, aufgetragen. Die α-H-α-Aminosäureamidracemase
wurde mit dem Equilibrierungspuffer bei einer Durchflußgeschwindigkeit
von 3 ml/min eluiert. Es wurden Fraktionen zu je 3 ml aufgefangen.
Die Fraktionen, die die Racemaseaktivität enthielten, wurden gepoolt
und auf eine Konzentration von 0,25 M mit Saccharose versetzt, bevor
sie in aliquoten Teilen bei mindestens –20°C aufbewahrt wurden.
-
Mit
dieser Aufreinigungsvorschrift wurde die α-H-α-Aminosäureamidracemase aus O. anthropi
IA teilweise aus den ZFE von 2. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 aufgereinigt,
und zwar mit einer Gesamtausbeute von 19%. Mittels SDS-PAGE mit dem NuPAGE-System
(Invitrogen) unter reduzierenden Bedingungen mit MES-Puffer wurde
gezeigt, daß ungefähr 50% des
Proteins in dem Präparat
nach der Gelfiltration aus der Racemase bestand.
-
Bestimmung der Substratspezifität
-
Die
Substratspezifität
der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA wurde mit dem teilweise aufgereinigten Enzympräparat, das
gemäß der Vorschrift
oben erhalten wurde, bestimmt. Ansätze mit einem Gesamtvolumen
von 1 ml wurden dadurch hergestellt, daß man 772 μl 66,6 mM HEPES-NAOH, pH 8,0, 10 μl 0,1 M Dithiothreitol,
18 μl einer
Lösung,
die 20 mg/ml BSA und 1 mM Pyridoxal-5-phosphat enthielt, sowie 100 μl einer 0,75
M Substratlösung,
pH 8,0, vermischte. Nach 5minütigem
Equilibrieren bei 37°C
wurden die Reaktionen durch Versetzen mit 100 μl der Enzymlösung gestartet. Die Ansätze wurden
bei 37°C
ohne Schütteln
inkubiert. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
50-μl-Proben
gezogen und in Röhrchen,
die 950 μl
1 M H3PO4 enthielten, überführt, um
die Reaktion zu stoppen. Nachdem die Proben ausreichend mit 0,4
M Boratpuffer pH 9,4 verdünnt
worden waren, wurden die erhaltenen Mischungen mit HPLC analysiert,
um die genauen Konzentrationen der beiden Aminosäureamidenantiomere nach der
Methode von Beispiel 7 zu bestimmen.
-
Die
Ausgangsaktivität
für die
verschiedenen getesteten Substrate wurde anhand der linearen Abschnitte
der Fortschrittskurven berechnet, in denen die Menge des gebildeten
Aminosäureamidenantiomers (also
mit einer dem Substratmolekül
entgegengesetzten Stereochemie) gegen die Reaktionsdauer aufgetragen
wurde. Die Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle 7 angeführt. Tabelle
7. Relative Ausgangsaktivität
der teilweise aufgereinigten α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA gegenüber
verschiedenen enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamiden.
- aAlle ursprünglichen Aktivitäten sind
relativ in bezug auf die Aktivität
gegenüber
D-Leucinamid ausgedrückt.
-
Die
Daten in Tabelle 7 zeigen deutlich, daß die α-H-α-Aminosäureamidracemase aus O. anthropi
IA eine breite Substratspezifität
aufweist, da eine Aktivität
gegenüber
Aminosäureamiden
mit kurz- und langkettiger Alkylseitenkette, die gegebenenfalls
an ihrem Cβ-Atom
substituiert sein kann, sowie gegenüber Aminosäureamiden mit Arylseitenkette
gefunden wurde.
-
Beispiel 9
-
Bestimmung der Substratspezifität der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus Arthrobacter nicotianae NCIMB 41126 mit zellfreiem Extrakt aus
E. coli DH10B/pAn(1)PLV36D06
-
Herstellung des zellfreien Extrakts
-
Der
ZFE von E. coli DH10B/pAn(1)PLV36D06 wurde wie in Beispiel 7 für E. coli TOP10/pKEC_AZAR_3
beschrieben hergestellt.
-
Bestimmung der Substratspezifität
-
Bevor
die Ansätze
mit den verschiedenen enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamiden zwecks Bestimmung
der Substratspezifität
der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus A. nicotianae mit dem ZFE aus E. coli DH10B/pAn(1)PLV36D06 versetzt
wurden, wurden die Amidasen/Aminopeptidasen von E. coli in diesen ZFE
durch Vorbehandlung mit einem Hemmstoffcocktail inhibiert. Eine
Tablette Complete Mini Protease Inhibitor Cocktail (Roche Applied
Science, Mannheim, Deutschland) wurden in 9 ml des ZFEs gelöst und anschließend 1 Stunde
bei Raumtemperatur inkubiert. Anschließend wurden Ansätze zu je
10 ml (inklusive dem ZFE) hergestellt, die 50 mM HEPES-NaOH, pH
8,0, 20 μM
Pyridoxal-5-Phosphat, 0,4 mg/ml BSA, 1 mM Dithiothreitol und 75
mM eines der getesteten Aminosäureamide
enthielten. Die Reaktionen wurden durch versetzen mit 1 ml des vorbehandelten
ZFEs von E. coli DH10B/pAn(1)PLV36D06 oder E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC (Leervektor)
gestartet und bei 37°C
inkubiert. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
Proben zu je 1 ml gezogen und in Röhrchen, die 1 ml 1 M H3PO4 enthielten, überführt, um
die Reaktion zu stoppen. Nachdem die Proben ausreichend mit 0,4
M Boratpuffer pH 9,4 verdünnt
worden waren, wurden die erhaltenen Mischungen mittels HPLC analysiert,
um die genauen Konzentrationen der beiden Aminosäure-Enantiomere und der beiden
Aminosäureamid-Enantiomere
nach dem Verfahren von Beispiel 7 zu bestimmen. Die Berechnung der Ausgangsaktivität des ZFEs
gegenüber
den verschiedenen α-H-α-Aminosäureamidsubstraten
erfolgte ebenfalls wie in Beispiel 7 beschrieben, inklusive der
Korrektur für
mögliche
Hydrolyse des Amidsubstrats und/oder -Produkts durch Amidasen/Aminopeptidasen,
die durch die Vorinkubation des ZFE mit dem Hemmstoffcocktail nicht
vollständig
gehemmt worden waren.
-
Wie
bereits in Beispiel 7 zeigte sich auch bei dem vorbehandelten ZFE
von E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC keine Racemisierung des verwendeten
enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamidsubstrats.
Die Ergebnisse dieses Versuchs mit dem ZFE von E. coli TOP10/pAn(1)PLV36D06
sind in Tabelle 8 angegeben. Tabelle
8. Relative Ausgangsaktivität
von ZFE aus E. coli DH10B/pAn(1)PLV36D06 gegenüber verschiedenen enantiomerenreinen α-H-α-Aminosäureamiden
- aAlle ursprünglichen
Aktivitäten
sind relativ in bezug auf die Aktivität gegenüber D-Leucinamid ausgedrückt.
-
Die
in Tabelle 8 dargestellten Ergebnisse zeigen deutlich, daß die α-H-α-Aminosäureamidracemase aus
A. nicotianae NCIMB 41126 nicht nur eine Aktivität gegenüber Leucinamid, sondern auch
gegenüber
anderen α-H-α-Aminosäureamiden
aufweist.
-
Beispiel 10
-
α-H-α-Aminosäureamidracemaseaktivität-Test mit
DL-2-Aminobuttersäureamid
als Substrat und ZFE aus E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 mit der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA
-
Herstellung des zellfreien
Extrakts
-
Die
Kultivierung von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 sowie die Herstellung
des zellfreien Extrakts erfolgten ähnlich wie bei Beispiel 7.
Auch hier wurde E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC auf genau die gleiche
Weise behandelt, um als Negativkontrolle zu dienen.
-
α-H-α-Aminosäureamidracemaseaktivität gegenüber DL-2-Aminobuttersäureamid
-
Zur
Bestimmung der Aktivität
des ZFEs aus E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 und E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC
wurden Ansätze
zu je 10 ml hergestellt, die 50 mM HEPES-NaOH, pH 8,0, 20 μM Pyridoxal-5-phosphat,
0,4 mg/ml BSA, 1 mM Dithiothreitol und 75 mM DL-2-Aminobuttersäureamid
enthielten. Die Reaktionen wurden durch Versetzen mit 1 ml des aufgetauten
ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 oder E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC (Leervektor)
gestartet und 21,5 Stunden lang bei 37°C inkubiert. In regelmäßigen Zeitabständen wurden
Proben zu je 1 ml gezogen und in Röhrchen, die 1 ml McOH enthielten, überführt, um
die Reaktion zu stoppen. Die Analyse dieser Proben zwecks Bestimmung
der Konzentrationen an L- und D-2-Aminobuttersäure und L- und D-2-Aminobuttersäureamid
erfolgte bei HPLC gemäß der folgenden Vorschrift.
Säule: | Sumichiral
OA5000 von Sumika (150 × 4,6
mm innerer Durchmesser, 5μ)
+ Vorsäule |
Lösungsmittel: | 4 mM CuSO4 in Wasser |
Durchflußgeschwindigkeit: | 1 ml/min |
Säulentemperatur: | 10°C |
Einspritzvolumen: | 6 μl |
Detektion: | Fluoreszenzdetektion
nach Nachsäulenderivatisierung
mit o-Phthalaldehyd
und 2-Mercaptoethanol in 0,4 M Boratpuffer unter Zusatz von EDTA
(Anregungswellenlänge
= 338 nm, Emissionswellenlänge >420 nm) |
-
Die
Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle 9 dargestellt. Tabelle 9. α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber DL-2-Aminobuttersäure (Abu)-amid
des ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 und E. coli mit Leervektor
(E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC).
Codenummer
der Probe | Inkubations- dauer (h) | D- Abu- Amid (mM) | L- Abu- Amid (mM) | D- Abu (mM) | L- Abu (mM) | Umsatz ratea
(%) | e.e.L- (%) |
B | 0 | 41,1 | 37,5 | 0,0 | 2,1 | 2,6 | 100 |
B | 0,75 | 43,2 | 26,1 | 0,0 | 14,4 | 17,2 | 100 |
B | 2 | 42,2 | 7,2 | 0,0 | 30,5 | 38,2 | 100 |
B | 4,65 | 38,9 | 0,1 | 0,3 | 39,4 | 50,1 | 98,5 |
B | 8,25 | 42,4 | 0,1 | 0,7 | 40,9 | 48,7 | 96,7 |
B | 21,5 | 40,9 | 0,1 | 1,7 | 38,3 | 47,4 | 91,7 |
A | 0 | 42,3 | 40,5 | 0,0 | 1,4 | 1,6 | 100 |
A | 0,75 | 39,6 | 29,3 | 0,0 | 12,3 | 15,2 | 100 |
A | 2 | 34,7 | 17,8 | 0,0 | 29,1 | 35,7 | 100 |
A | 4,65 | 20,8 | 11,5 | 0,1 | 52,3 | 61,8 | 99,6 |
A | 8,25 | 12,4 | 8,6 | 0,5 | 64,9 | 75,1 | 98,5 |
A | 21,5 | 6,7 | 5,8 | 1,4 | 71,7 | 83,9 | 96,3 |
-
- adie Umsatzrate zur L-Säure wurde
mit der folgenden Formel berechnet:
-
Umsatzrate
= [L-Säure/(L-Säure + D-Säure + L-Amid
+ D-Amid)] × 100%
-
Stamm
A: E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10
-
Stamm
B: E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC
-
Aus
den Daten in Tabelle 9 geht klar hervor, daß der Maximalumsatz, der mit
dem ZFE der E. coli-Zellen mit Leervektor (E. coli TOP10/pBAD/Myc-HisC)
nicht mehr als 50% beträgt.
Da diese Zellen keine α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität aufweisen,
wird nur das L-Aminobuttersäureamid
umgesetzt werden, während
das andere Substratenantiomer unverändert bleibt. Die maximale
theoretische Ausbeute beträgt in
diesem Fall nur 50%, wie dies für
(enzymatische) kinetische Trennungsreaktionen üblich ist. Die Daten der letzten
beiden Zeitpunkte in dieser Reihe zeigen, daß, wenn die Konzentration des
L-Substrats gegen null strebt, die L-Amidase/Aminopeptidase aus E. coli TOP10
auch langsam das D-Aminobuttersäureamid
umsetzt, was nach einer Reaktionsdauer von 21,5 Stunden zu L-Aminobuttersäure mit
einem Enantiomerenüberschuß von 91,7%
führt.
-
Beim
ZFE aus E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 mit der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA wird eindeutig auch das D-Aminobuttersäureamid
umgesetzt, was nach 21,5 Stunden zu einem Gesamtumsatz zu L-Aminobuttersäure von
85,4% führt.
Der enantiomere Überschuß der erhaltenen
L-Aminobuttersäure
in dem Ansatz liegt während
der Reaktion trotzdem noch beträchtlich über 95%.
Dies wird durch die höhere
L-Aminobuttersäureamidkonzentration
am Ende der Reaktion, die durch die Einwirkung der α-H-α-Aminosäureamidracemase
entsteht, verursacht.
-
Dieser
Versuch beweist, daß durch
Kombinieren der α-H-α-Aminosäureamidracemase aus O. anthropi IA
mit einer L-selektiven Amidase/Aminopeptidase (wie sie z.B. in ZFE
von E. coli TOP10 Zellen vorliegt) DL-α-H-α-Aminosäureamide in über 50%iger
Ausbeute und mit ausgezeichnetem Enantiomerenüberschuß zu L-α-H-α-Aminosäuren umgesetzt werden können.
-
Beispiel 11
-
α-H-α-Aminosäureamidracemaseaktivitäts-Test
mit DL-2-Aminobuttersäureamid
als Substrat und ZFE von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 in Kombination
mit der L Aminopeptidase aus Pseudomonas putida ATCC 12633
-
In
diesem Versuch wurde der E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10-ZFE von Beispiel
11 angesetzt. Er wurde mit einem Präparat, das die L-Aminopeptidase
aus P. putida ATCC 12633 enthielt, kombiniert. Es handelt sich hierbei
um dasselbe L-enantioselektive Enzym, das auch als L-Aminopeptidase-Helferlösung beim
Screening der Genbibliotheken von O. anthropi IA und A. nicotianae
NCIMB 41126 (Beispiele 3 und 3A) angesetzt wurde.
-
Es
wurde ein Ansatz mit einem Volumen von 10 ml (Gesamtvolumen inklusive
Enzympräparate)
hergestellt, der 50 mM HEPES-NaOH, pH 8,0, 20 μM Pyridoxal-5-phosphat, 0,4 mg/ml
BSA, 1 mM Dithiothreitol und 75 ml DL-2-Aminobuttersäureamid
enthielt. Die Reaktion wurde durch Versetzen mit 0,4 ml des aufgetauten
ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 und 0,17 ml einer Lösung, die
L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633 enthielt, gestartet. Der
Ansatz wurde 18 Stunden lang bis 37°C inkubiert. Zu gewissen Zeitabständen wurden
Proben zu je 1 ml gezogen und in Röhrchen mit 1 ml MeOH überführt, um
die Reaktion zu stoppen. Die Analyse dieser Proben zwecks Bestimmung
der Konzentrationen an L- und D-2-Aminobuttersäure und L- und D-2-Aminobuttersäureamid
erfolgte mittels HPLC gemäß der Vorschrift
von Beispiel 11. Die Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle
10 dargestellt. Tabelle 10. α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber DL-2-Aminobuttersäure(Abu)-amid
des ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 in Kombination mit der
L-Aminopeptidase
aus Pseudomonas putida ATCC 12633.
Inkubationsdauer
(h) | D-Abu-Amid (mM) | L-Abu-Amid (mN) | D-Abu (mM) | L-Abu (mM) | Umsatzrate (%) | e.e.L- Abu (%) |
0 | 36,2 | 34,1 | 0,0 | 0,5 | 0,7 | 100 |
0,5 | 34,6 | 22,2 | 0,0 | 11,7 | 17,1 | 100 |
1,0 | 36,4 | 7,3 | 0,1 | 32,2 | 42,4 | 99,4 |
1,5 | 33,0 | 2,7 | 0,0 | 38,5 | 51,9 | 100 |
2,0 | 30,4 | 1,7 | 0,0 | 41,9 | 56,7 | 100 |
18 | 0,4 | 0,0 | 1,6 | 70,8 | 97,3 | 95,7 |
-
Die
Daten in Tabelle 10 zeigen, daß durch
Kombinieren der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA und der L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633
eine äußerst hohe
Umsatzrate zu L-2-Aminobuttersäure
(97,3%) erzielt werden kann. Diese Umsatzrate liegt sehr nahe bei
dem maximalen theoretischen Wert, der für eine dynamische kinetische
Trennung erzielt werden kann (d.h. 100%). Weiterhin beträgt der Enantiomerenüberschuß der L-2-Aminobuttersäure trotzdem
noch mehr als 95%.
-
Beispiel 12
-
α-H-α-Aminosäureamidracemaseaktivitäts-Test
mit DL-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäureamid
als Substrat und ZFE aus E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 in Kombination
mit der L-Aminopeptidase aus Pseudomonas putida ATCC 12633
-
In
einer sehr ähnlichen
Versuchsanordnung wurde die kombinierte Aktivität der α-H-α-Aminosäureamidracemase aus O.anthropi
IA und der L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633 gegenüber dem
komplexeren Substrat DL-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäureamid
bestimmt. Die Molekülstruktur
dieses Amids findet sich in der Substrattabelle in Beispiel B. In
diesem Versuch wurden 1 ml des aufgetauten ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10
gemeinsam mit 1 ml einer Lösung
mit der L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633 verwendet. Die
Reaktion erfolgte über
120 Stunden. Die Analyse dieser Proben zur Bestimmung der Konzentrationen
an L- und D-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäure und L- und D-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäureamid
erfolgte mittels HPLC nach der folgenden Vorschrift.
Säule: | Kronenether
Cr(-)(150 × 4,6
mm innerer Durchmesser) |
Lösungsmittel: | Perchlorsäure in Wasser,
pH = 1,0 |
Durchflußgeschwindigkeit: | 1,2
ml/min |
Säulentemperatur: | 18°C |
Einspritzvolumen: | 20 μl |
Detektion: | Fluoreszenzdetektion
nach Nachsäulenderivatisierung
mit o-Phthalaldehyd
und 2-Mercaptoethanol in 0,4 M Boratpuffer (Anregungswellenlänge = 338
nm, Emissionswellenlänge > 420 nm) |
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Die
Ergebnisse dieses Versuchs sind in Tabelle 11 dargestellt. Tabelle 11. α-H-α-Aminosäureamidracemase-Aktivität gegenüber DL-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäureamid
des ZFEs von E. coli DH10B/pOa(1)PLV49B10 in Kombination mit der
L-Aminopeptidase aus Pseudomonas putida ATCC 12633.
Inkubationsdauer
(h) | D-Abu-Amid (mM) | L-Abu-Amid (mM) | D-Abu (mM) | L-Abu (mM) | Umsatzrate (%) | e.e.L- Abu (%) |
0 | 36,6 | 36,5 | 0,0 | 4,3 | 5,6 | 100 |
3,6 | 35,7 | 2,7 | 0,0 | 37,6 | 49,5 | 100 |
22,1 | 29,9 | 1,0 | 0,1 | 40,3 | 56,6 | 99,5 |
53,2 | 27,4 | 0,1 | 0,1 | 43,5 | 61,1 | 99,5 |
120,2 | 23,7 | 0,1 | 0,4 | 46,0 | 65,5 | 98,2 |
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Die
Daten in Tabelle 11 zeigen, daß durch
Kombinieren der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA und der L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633
bei einer Reaktionsdauer von 120 Stunden eine Umsatzrate des DL-2-Amino-5-[1,3]dioxolan-2-ylpentansäureamids
zu der L-Säure von über 65%
erzielt wird. Der Enantiomerenüberschuß der gebildeten
der L-Säure
liegt höher
als 98%.
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Die
in diesem Versuch erzielten Ergebnisse beweisen, daß durch
Kombinieren der α-H-α-Aminosäureamidracemase
aus O. anthropi IA mit einer L-selektiven Amidase/Aminopeptidase
(wie z.B. der L-Aminopeptidase aus P. putida ATCC 12633) auch bei
komplexeren α-H-α-Aminosäureamiden
mit funktionalisierten Seitenketten eine dynamische kinetische Auftrennung
möglich
ist.
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