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Saatgutbeize Es wurde gefunden, daß wässerige Lösungen von
Rhodanverbindungen oder von --Rhodanverbindungen enthaltenden Stoffen, welche zwei
oder mehrere Metalle enthalten, ausgezeichnete Mittel für die Desinfektion von Saatgat
darstellen. U. a. haben sich z. B. Rhodanverbindungen, welche Kalium, Aluminium,
Chrom, Eisen, Kupfer, Nickel, Quecksilber oder auch das Metalloid Arsen enthalten,
als brauchbar erwiesen. Durch geeignete Kombinationen lassen sich die Eigenschaften
und Wirkungen der Mittel nach verschiedenen Richtungen hin modifizieren. So läßt
sich z. B. Eisenrhodanid mit Magnesiumrhodanid, Zinkrhodanid usw. vereinigen oder
Quecksilberrhodanid mit Bleirhodanid, Silberrhodanid usw.
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ZurHerstellungvonBeizennachderErfindung kann man z. B. wie folgt verfahren:
I. Man fällt 57 Teile Aluminiumsulfat, in gi Teilen Wasser gelöst, mit gi
Teilen Bariumrhodanid, ebenfalls in gi Teilen Wasser gelöst, und filtriert.
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2. ManerhitztiooTeileArseniksäureanhydrid mit41,5TeilenRhodankaliumundlöstinWasser.
3. Man fällt 44,8 Teile Chromalaun, in Wasser gelöst, mit 70,9 Teilen
Bariumrhodanid.
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4. Man versetzt 3oo Teile einer ioprozentigen Eisenchloridlösung mit
3oo Teilen 83prozentiger Rhodankaliumlösung.
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5. Man löst Silbernitrat in konzentrierter Rhodankalium- oder
Rhodanammoniumlösung. Die Lösungen nach den Beispielen r bis 5
können in entsprechender
Verdünnung als Saatgutbeize verwendet werden, z. B. derart, daß je ioo
g Lösung 0,3 9 Aluminium oder o,i g
Arsen oder o,7
g Chrom oder o,i g Quecksilber oder o, 14 g Eisen oder o,6
g Silber enthalten.
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6. Man versetzt 8o Teile Eisenrhodanidlösung rniteinerLösungvon7TeilenMagnesiumrhodanid,
gelöst in 2o Teilen Wasser, und 29 Teilen Zinkrhodanid, gelöst in 5o Teilen Wasser.
Für den praktischen Gebrauch empfiehlt sich eine Verdünnung, die z. B. in ioo Teilen
o,i g Eisen enthält.
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7. ManversetztiooTei1eQuecksilberrhodanidlösung, enthaltend
2o Teile Quecksilber, mit 5 Teilen Bleirhodanidlösung und o,5 Teilen Silberrhodanidlösung.
Die Verdünnung für die gebrauchsfertige Lösung kann in der Weise erfolgen,
daß ioo g Lösung 0,07 9 Quecksilber enthalten.
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8. Man versetzt Eisenrhodanidlösung mit Quecksilberrhodanidlösung
deraxt, daß bei Verdünnung zu gebrauchsfertiger Lösung auf o,i g
Eisen o,o3
g Quecksilber kommen. -
g. Man versetzt Aluininiumrhodanidlösung
mit Chromrhodanidlösung derart, daß bei Verdünnung auf o,i5 g Aluminium
0,35 9 Chrom treffen.
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io. Man löst 5074 Teile Quecksilbernitrat unter Zusatz von konzentrierter
Salpetersäure in etwa 50 1 Wasser, fügt eine Lösung von
3
070 Teilen Rhodankalium in 5 07o Teilen Wasser hinzu und wäscht den entstandenen
Ni#derschlag bis zur neutralen Reaktion des Filtrats mit Wasser aus. Durch Lösen
des entstandenen Quecksilberrhodanids in Rhodankaliurnlösung erhält man eine Lösung
von Kalium-Quecksilberrhodanid, welche in entsprechender Verdünnung (z. B. derart,
daß ioo g der Lösung o,i g Quecksilber enthalten) als Saatgutbeize
verwendet werden kann.
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ii. Gibt man zu der nach io erhaltenen Lösung von Kalium-Quecksilberrhodanid
Lösungen von Eisenchlorid und Kupferrhodanid, und zwar auf je iooo Teile
Quecksilber 8,335
Teile Eisencblorid (in 5 Teilen Wasser gelöst) und
125 ccm einer Kupferrhodanidlösung (dargestellt durch Aufeinanderwirken einer
Lösung von 12 Teilen Kupfersulfat in So Teilen Wasser und einer Lösung von 818 Teilen
Rhodankalium in iooo Teilen Wasser), so erhält man eine Lösung von Kalium-Quecksilber-Eisen-Kupferrhodanid.
Für praktischen Gebrauch empfehlen sich auch iii diesem Falle Konzentrationen, bei
welchen- in ioo Teilen der anzuwendenden Lösung etwa o,i Teile Quecksilber enthalten
sind.
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Die Anwendung der Rhodanverbindungen enthaltenden Lösungen kann in
den bei der Saatgutbeize üblichen Anwendungsformen erfolgen. Die Lösungen haben
sich sowohl beim Tauchverfahren wie auch beim Benetzungsverfahren bewährt.
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In manchen Fällen hat es sich als vorteilhaft erwiesen,'Rhodanverbindungen
in Kombination mit anderen desinfizierenden Mittehl zur Anwendung zu bringen. So
kann man z. B. durch Zusatz geringer Mengen von Phenolen, z. B. Karbolsäure, von
Permanganat, von Pyridin und dessen Derivaten die Desinfektionswirkung der Rhodanverbindungen
erhöhen.
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Ma,n hat zwar bereits vorgeschlagen, Kupferrhodanür- und Merkurirhodanid
zur Behandlung von Saatgut zu verwenden. Ausgeführte Versuche haben jedoch gezeigt,
daß durch Verwendung von mehrere Metalle oder Metalle und Arsen enthaltenden Lösungen
von Rhodanverbindungen die Wirkungen der einzelnen Komponenten, soweit solche bereits
vorhanden sind, ganz erheblich gesteigert werden können, und daß es möglich ist,
auch durch gleichzeitige Verwendung von solchen Rhodanverbindungen, die einzeln
benutzt keine oder nur sehr geringe Wirkung zeigen, sehr energische Wirkungen zu
erzielen.
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So wird z. B. die Wirkung des Rhodanquecksilbers durch Zusatz von
Eisenrhodanid derartig gesteigert, daß bereits bei Quecksilberkonzentrationen, welche
bei Verwendung von Rhodanquecksüber allein z. B. die Keimfähigkeit von Brandsporen
noch in keiner Weise zu schädigen geeignet sind, diese Keimung restlos verhindert
wird. Dies zeigen z. B. die folgenden Versuchsergebnisse: Tabelle i Einfluß von
Rhodanquecksilber auf die Keimung der Brandsporen; angewendet Rhodanquecksilberlösungen.
Hg(CNS), Keimung nach Tagen |
%Hg 3 1 4 1 5 1 7 1 9 12 |
0,05 0 0 0 0 0 0 |
2 0,025 0 0 0 1 3 3 |
3 0,02 0 0 1 2 4 4 |
4 o,oi 0 3 4 4 4 4 |
5 0,005 3 4 4 4 4 4 |
6 0 3 4 4 4 4 4 |
Tabelle 2 Einfluß von Rhodanquecksüber und Rhodaneisen auf die Keimung der Brandsporen.
Angewendet eine Lösung von io'/, Eisenchlorid und eine solche von 830/, Rhodankalium.
Hg"cr4s,#, FeC1 |
Nr. , |
KCNS Keimung nach Tagen |
% H |
1 |
3 1 4 1 5 1 7 1 9 12 |
0,05 1 0,3 0 0 0 0 0 0 |
2 0,025 1 0,3 0 0 0 0 0 0 |
3 0,02 1 0,3 0 0 0 0 0 0 |
4 0,01 1 0,3 0 0 0 0 0 0 |
5 0,005 1 0,3 0 0 0 0 0 0 |
6 0 0 0 3 4 4 4 4 4 |
Nach Tabelle i beginnt die Wirkung von Quecksilberrhodanidlösungen auf Brandsporen
erst merkbar zu werden bei einem Gehalt von 0,010/, Quecksilber. Bei 0,025"/, wird
die Wirkung erheblich und bei o..o50/, ist vollkommene Unterdrückung der Keimung
erfolgt. Durch Zusatz von Rhodaneisen zu derartigen Lösungen war es gemäß Tabelle
2 möglich, die Wirksamkeit der genannten Rhodanquecksilberlösungen derartig zu erhöhen,
daß, wie aus den betreffenden
Reihen der Tabelle ?, hervorgeht,
bereits bei einem Gehalt von 0,0050/, Quecksilber, also bei einer Konzentration,
bei der ohne Zugabe von Rhodaneisen eine Wirkung des Quecksilbers überhaupt nicht
festgestellt werden konnte, die Keirnung vollkommen unterdrückt war.
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In gleicher Weise gelingt es bei Verwendung von Rhodaniden von Metallen,
welche als solche keinen merkbaren Einfluß auf die Keimfäliigkeit z. B. von Brandsporen
ausüben, durch Zusatz von z. B. Rhodankalium außerordentlich günstige Wirkungen
zu erzielen. Auf diesem Wege wird nicht nur die Verwendung der Rhodanverbindungen
gewisser, ungiftiger Metalle für diese Zwecke ermöglicht, die wegen der Unwirksamkeit
oder geringer Wirksamkeit ihrer Rhodanverbindungen bisher nicht möglich war, sondern
es wird auch ermöglicht, bei Verwendung anderer, schon an und für sich wirksamer,
aber teurer oder giftiger Verbindungen, wie z. B. solcher des Quecksilbers, deren
Menge und dadurch den Preis bzw. die Giftigkeit des damit hergestellten Produktes
ganz erheblich herabzuetzen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß weder durch
Überschreitung der vorgeschriebenerl Konzentrationen noch der vorgeschriebenen Beizdauer
Schädigung der Keimfähigkeit und Keimungsenergie des Saatgutes stattfindet.