DE4311521C1 - Wankstütze für Schienenfahrzeuge - Google Patents
Wankstütze für SchienenfahrzeugeInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Wankstütze für Schienenfahrzeuge
mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 und
auf ein Verfahren zur Regelung ihrer Antriebe.
Im normalen Fahrbetrieb von Schienenfahrzeugen sind durch einseitiges
Einfedern, insbesondere durch Fliehkraftwirkung bei
Bogenfahrt, verursachte Drehbewegungen eines Wagenkastens um
seine Längsachse ("Wanken") erwünscht und werden nach Möglichkeit
unterdrückt.
In DE-Z "o+p/Ölhydraulik und Pneumatik" 36 (1992), Nr. 10,
Seiten 638 ff. sowie in DE 40 05 767 C1 wird ein
Ausführungsbeispiel einer Wankstabilisierung für Fahrzeuge mit
den Gattungsmerkmalen beschrieben, bei dem zwei in einem Fahrgestell
um in Fahrtrichtung liegende Achsen schwenkbar gelagerte
zweiarmige Wippen quer zur Fahrtrichtung angeordnet sind,
die in der Fahrzeugmitte über eine Stange, eine Feder oder
ein hydraulisches Kolben-Arbeitselement gelenkig miteinander
und an den Fahrzeugaußenseiten jeweils einzeln über pendelnde
längsstarre Verbindungsstücke mit dem Wagenkasten gekuppelt
sind.
In dem zitierten Zeitschriftenartikel wird auch eine andere Anordnung
beschrieben, bei der anstelle einer mechanischen Wankstütze
der vorerwähnten Art parallel zu den Luftfedern zwischen
den Antriebsgestellen (Linearmotoren) und dem Wagenkasten paarweise
hydraulische Gleichgang-Hubzylinder vorgesehen sind,
deren je zwei Arbeitskammern kreuzweise miteinander kommunizieren.
Prinzipbedingt können nur gleichflächige Hubzylinder verwendet
werden, die wegen ihrer beidseitigen Kolbenstangen viel
Bauraum beanspruchen.
Bei eventuellen Lecks des hydraulischen Systems wird diese
Wankstütze ohne weitere Maßnahme unwirksam; sie könnte aber
andererseits auch zu einer aktiven Neigungssteuerung ausgebaut
werden, indem ein gesteuertes Überströmen von Hydraulikfluid
zwischen den beiden normalerweise getrennten Zylinderseiten
bzw. Druckkreisen ermöglicht wird.
In Rad-Schiene-Fahrzeugen wird die Wankstütze meist in Gestalt
eines quer zur Fahrtrichtung angeordneten Torsionsstabs im
Fahrwerk oder am Wagenkasten schwenkbar gelagert. Dieser Aufbau
ist gegenüber dem eingangs erörterten mit zwei Wippen weniger
aufwendig. In EP 0 358 143 B1 wird ein direkt an konventionellen
Wankstützen anzulenkender hydraulischer Schwingdämpfer
beschrieben, der vertikale Schwingungen der Sekundärfederung
dämpft.
Zum Erhöhen des Fahrkomforts für Reisende während des Durchfahrens
von kurvenreichen Streckenabschnitten wurden aktive
Querneigesteuerungen entwickelt, die durch gute Kompensation
von Querbeschleunigungen zusätzlich zu den vorhandenen Gleisüberhöhungen
höhere Reisegeschwindigkeiten bei gutem Komfort
zulassen. Bei einer Einrichtung dieser Art (DE 37 13 615 A1)
ist ein Wagenkasten über Luftfedern direkt auf einem Fahrgestell
abgestützt, während er parallel zu den Luftfedern über längsstarre
Pendelstützen an einem zusätzlichen Zwischenträger aufgehängt
ist, der sich seinerseits über eine Torsionsstab-Wankstütze
am Fahrgestell abstützt. Über einen einzelnen steuerbaren
Antrieb ist eine Neigung des Wagenkastens gegenüber dem
Zwischenträger erzwingbar. In die Geometrie der Wankstütze wird
bei der Aktivierung dieser Antriebs-Anordnung nicht eingegriffen.
Die Erfindung hat die Aufgabe, ausgehend von dem eingangs genannten
Stand der Technik eine für den nachträglichen Einbau in
ein vorhandenes konventionelles Rad-Schiene-Fahrwerk besonders
geeignete Ausführung einer Wankstütze anzugeben, die als aktive Wagenkastenneigungseinrichtung
eingesetzt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den
Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Die kennzeichnenden Merkmale der Unteransprüche geben vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung an. Anspruch 10 gibt ein
Verfahren zur Regelung der an einer Wankstütze vorgesehenen
Antriebe an.
Aus einer gesteuerten Längenänderung eines Verbindungsstücks
innerhalb der Wankstütze zwischen Wagenkasten bzw. Fahrwerk
(ausgehend von einer neutralen Lage - Neigungswinkel Null)
resultiert ein aktives Neigen des Wagenkastens gegenüber dem
Fahrgestell, das zur besseren Kompensation von Fliehkräften bei
Bogenfahrt ausgenutzt werden kann. Gleichwohl wird die eigentliche
Funktion der mechanischen Wankstütze in keiner Weise beeinträchtigt
und bleibt auch bei einem eventuellen Versagen der
aktiven Neigesteuerung erhalten.
Mehrere Ausführungsbeispiele des Erfindungs-Gegenstands ergeben sich
aus der Zeichnung und deren folgender
detaillierter Beschreibung.
Es zeigen in stark schematisierter Darstellung:
Fig. 1 eine perspektivische Schnittansicht eines Schienenfahrzeugs
mit einer Wankstütze und einer damit kombinierten
aktiven Querneigeeinrichtung,
Fig. 2 eine Seitenansicht des Schienenfahrzeugs mit
Systemkomponenten der Querneigeeinrichtung und
Fig. 3 eine hydraulische Schaltskizze für ein Antriebselement
mit Steuer- und Rückschlagventilen und mit
einer hydraulischen Blockierung.
Ein nur teilweise angedeutetes Fahrgestell 1, z. B. ein zweiachsiges
Drehgestell unter einem Schienenfahrzeug zur Personenbeförderunng,
hat gemäß Fig. 1 zwei parallele Seitenwangen 2
und mindestens eine diese verbindende Traverse 3. Die nicht
dargestellten Radsätze des Fahrgestells 1 sind jeweils außen in
den sich in Fahrtrichtung erstreckenden Seitenwangen 2 gelagert,
so daß die Traverse 3 parallel zur Rollachse der Radsätze liegt.
Ein Wagenkasten 4 liegt auf dem Fahrgestell 1 über eine (Sekundär-)Federung
5 auf, die hier durch zwei über eine Drossel fluidisch
miteinander kommunizierende Luftfedern mit gummielastischen
Notfedern gebildet wird. Mit dem Anmeldungsgegenstand
könnte aber auch eine mechanische Federung kombiniert werden.
Zur Begrenzung von Querbewegungen zwischen dem Wagenkasten 4
und dem Fahrgestell 1 ist in bekannter Weise ein Zapfen 6 am
Untergestell des Wagenkastens 4 befestigt, der in eine fahrgestellfeste
Führung 7 mit Spiel eingreift und durch elastische
Elemente seitlich gepuffert ist. Dieses Ensemble ist gegenüber
einem Vorläufer-System ohne aktive Neigungssteuerung modifiziert,
um den auch in Querrichtung veränderten Wagenkastenbewegungen
Rechnung zu tragen.
Parallel zu der Traverse erstreckt sich über die gesamte Wagenbreite
ein als Torsionsstabfeder ausgeführtes und im Fahrgestellrahmen
vorzugsweise im Bereich der Seitenwangen 2 schwenkbar
gelagertes Stützteil 8. An dessen beiden seitlich über die
Seitenwangen 2 herausstehenden Enden sind einarmige Kurbel-Hebel
9 befestigt, die an ihren freien Enden je eine Anlenkachse
9A tragen. Am Wagenkasten 4 sind korrespondierende Anlenkachsen
4A vorgesehen. Die sich parallel zu dem Stützteil 8 erstreckenden
Anlenkachsen 4A und 9A sind paar- und seitenweise durch Verbindungsstücke
10 miteinander verbunden.
Die Baugruppe aus Stützteil 8, Hebeln 9 und Verbindungsstücken
10 ist an sich als sogenannte Wankstütze bekannt.
Zusätzlich ist nun aber jedem Verbindungsstück 10 ein steuerbarer
Antrieb 11 so zugeordnet, daß der Abstand zwischen den beiden
Anlenkachsen 4A und 9A des Verbindungsstücks 10 aktiv veränderbar
ist. Das bedeutet, daß der Wagenkasten unmittelbar auf
der Basis der mechanischen Wankstütze durch eine Längenänderung
an den Verbindungsstücken 10 aktiv um eine in Fahrtrichtung des
Fahrzeugs liegende Längsachse querneigbar ist. Der Neigungswinkel
wird dann im wesentlichen durch die Längendifferenz zwischen
den beiden Verbindungsstücken bestimmt.
Das Gewicht des Wagenkastens wird von der Federung 5 getragen;
aufgrund der Schwenklagerung des Stützteils 8 im Fahrgestell 1
setzt dieses einem symmetrischen bzw. parallelen Einfedern der
Federung 5 und mithin den aufgrund von Fahrwegunebenheiten
auftretenden Schwingungen, von Lager-Reibungskräften abgesehen,
keinen nennenswerten Widerstand entgegen. Mit "parallel" sind
die Fälle gemeint, in denen der Wagenkasten während des Einfederns
zu sich selbst parallel bleibt.
Die Querneigungsfunktion kann grundsätzlich in gleicher Weise auch
mit nur einem Antriebselement auf einer Seite und einem konventionellen,
als längsstarre Pendelstütze ausgeführten Verbindungsstück
auf der anderen Seite ausgeführt werden. Hierzu
würde ein doppeltwirkendes Antriebselement benötigt, das ausgehend
von einer neutralen Mittellage - in der der Wagenkastenunterboden
parallel zu der Ebene des Fahrgestells 1 liegt - in
zwei Richtungen steuerbar ist, wobei der Wagenkasten einmal
nach links und einmal nach rechts geneigt wird. In Ausfahrrichtung
des Antriebselements aus der Mittellage würde das Stützteil
8 so gedreht, daß beide Hebel 9 nach unten schwenken; während
aber die auf das längenveränderliche Verbindungsstück gestützte
Wagenkastenseite angehoben wird, wird die mit dem starren Verbindungsstück
gekuppelte Seite heruntergezogen. Ein umgekehrter
Ablauf ergibt sich beim Verkürzen des längenverstellbaren Verbindungsstücks.
Die steuerbaren Antriebe 11 sind hier als hydraulische Hubzylinder
ausgeführt, deren Kolbenstangen durch die Verbindungsstücke
10 gebildet sind. Grundsätzlich können aber auch andere
geeignete Antriebselemente verwendet werden, wenn sie nur hinreichend
schnell und exakt verstellbar sind und für den Einbau
und Betrieb im Schienenfahrzeug angepaßt werden können.
Genau genommen sind also die Anlenkachsen hier nur mittelbar
über die Verbindungsstücke 10 verbunden; die Antriebe 11 sind
zwischengeschaltet. Jedoch wird zwischen Antrieben 11 und Verbindungsstücken
10 nur für Beschreibungszwecke differenziert;
funktionell sind die daraus gebildeten Hubzylinder als Einheit
anzusehen.
Die erwähnte asymmetrische Lösung besitzt an sich den Vorteil,
weniger Bauteile zu benötigen. Wesentlich einfacher kann auch
die eigentliche Regelung ausfallen, weil nur ein
zusätzlicher Freiheitsgrad eingeführt wird; entsprechend sind
weniger Meßdaten als bei der symmetrischen Lösung zu verarbeiten.
Die Kräfte an den Antriebselementen sind in beiden Varianten
gleich, weil sich über das Stützteil 8 Momentengleichgewicht
einstellt. Bei der asymmetrischen Variante ist jedoch der
Zylinderhub doppelt so groß wie bei der bevorzugten symmetrischen
Anordnung. Ferner könnte es bei Systemstörungen auf der
Hydraulikseite schwierig sein, die für Geradeausfahrt bzw. Neigungswinkel
Null benötigte neutrale Mittellage des einzelnen
Zylinders einzustellen.
Vorteile der Lösung mit beidseitigen Hubzylindern - die als
Reihenschaltung der beiden Hubzylinder/Antriebe 11
mit einer (Dreh-)Feder - dem Stützteil 8 - anzusehen ist - sind
ungeachtet des höheren Bau- und Steuerungsaufwands (zwei zusätzliche
Freiheitsgrade gegenüber dem konventionellen Fahrzeug,
mit entsprechender Sensorik) die Symmetrie der Anordnung,
woraus gleiches Regelverhalten für Rechts- und Linksneigungen
resultiert. Sehr vorteilhaft können die Antriebselemente 11
wegen der geringeren benötigten Hübe kürzer als ein einzelnes,
einseitiges Antriebselement gehalten werden. Auch kann die
Ruhelage mit Neigungswinkel Null sehr einfach in einer Endlage,
vorzugsweise in der vollständig eingefahrenen Stellung, eingestellt
werden, wie noch näher erörtert wird.
Die Torsionssteifigkeit des Stützteils 8 ist in beiden Varianten
so hoch zu bemessen, daß eine gewollt herbeigeführte ungleiche
Länge der Verbindungsstücke 10 nicht durch Tordieren
des Stützteils 8 in sich ausgeglichen werden kann. Dennoch ist
die elastische Verformung nicht vernachlässigbar.
Die effektive Wagenkasten-Querneigung (Istwert) wird mit Hilfe
eines Istwert-Sollwert-Vergleichs eingestellt bzw. gesteuert.
An den Antriebselementen 11 bzw. den Verbindungsstücken 10 ist
als direkte Rückmeldung der Istwerte der Wagenkastenneigung
eine Wegmessung vorgesehen. Hieraus resultiert eine hohe Stabilität
der Regelung; Wagenkastenschwingungen werden von der
Wankstütze aufgenommen und beeinflussen die Messung nicht.
Es werden Wegsensoren vorgesehen, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel
den Hub eines Kolbens in einem hydraulischen
Zylinder erfassen müssen, wie in Fig. 3 durch einen Doppelpfeil
"x" angedeutet ist.
Sie können unmittelbar in die Antriebselemente eingebaut werden
oder außen befestigt mit dem Zylinder als Basis den Hub der
Kolbenstange bzw. des Verbindungsstücks 10 erfassen.
Als Hilfsgröße für die Ermittlung des der Streckenführung und
Fahrgeschwindigkeit anzupassenden Sollwerts der Querneigung
kann der sogenannte Neigungskoeffizient Sw verwendet werden.
Dieser ist nach der Formel
als Verhältnis aus der in Wagenkastenebene auf die Reisenden
wirkenden Querbeschleunigung aw zu der in Gleisebene wirkenden
Querbeschleunigung ag minus 1 definiert. In Winkeln ausgedrückt
ist Sw das Verhältnis zwischen dem (einstellbaren) Winkel zwischen
Wagenkasten und Gleis und der Differenz aus dem Ausgleichswinkel -
bei dem theoretisch sämtliche Querkräfte aus
Fliehkraftwirkung ausgeglichen sind - minus dem Gleiswinkel,
also der Überhöhung der bogenäußeren gegenüber der bogeninneren
Schiene.
Neigungskoeffizienten für konventionelle Fahrzeuge sind positiv
und liegen in der Regel zwischen 0,2 und 0,4; d. h., die auf die
Reisenden einwirkende Querbeschleunigung ist größer als die auf
das Fahrwerk einwirkende. Demgegenüber haben Fahrzeuge mit Neigungssteuerung
negative Neigungskoeffizienten; beträgt dieser
z. B. - 0,5 so bedeutet das, daß 50% der in Gleisebene auftretenden
Fliehkräfte für den Fahrgast kompensiert werden (das
Fahrwerk erfährt höhere Querbeschleunigungen als der mit dem
Wagenkasten geneigte Fahrgast).
Nach Vorgabe eines Soll-Neigungskoeffizienten läßt sich aus
Meßdaten (Geschwindigkeit, Querbeschleunigung am Fahrwerk oder
Wagenkasten) eine fahrgastwirksame Sollbeschleunigung im Wagenkasten
berechnen; hieraus wiederum läßt sich der Sollwinkel
zwischen Wagenkasten und Gleis ermitteln.
Eine bessere und direktere Steuerung der aktiven Neigungssteuerung
kann durch Auswertung von im Fahrzeug gespeicherten Streckendaten
(Bogenradien, Überhöhungen) erreicht werden, denn hierbei
treten mangels Beschleunigungssensoren und dgl. keine messungsbedingte
Zeitverzögerung und keine Störsignale auf. Eine
voreilende Steuerung wird möglich, mit der auch z. B. Gleisverwindungen
kompensiert werden können.
Ein verfälschender Einfluß der federnden Wankstütze auf die gemessenen
Neigungs-Istwerte kann rechnerisch nach einer durch
Simulation empirisch ermittelten Näherungsformel zufriedenstellend
kompensiert werden. In diese fließen ein Fliehkraftüberschuß,
der Sollwert des Neigungskoeffizienten, die Wagenkastenbeladung
(ermittelt z. B. über Luftfederdrücke) sowie einige
fahrzeugspezifische Konstanten ein.
Der Einstellung der Querneigung durch die Antriebe 11
wirken - neben der Verformung der Wankstütze und der Querfederung
(Zapfen 6 und Führung 7) auch die Rückstellkräfte der Federung 5 und die parallel
zu letzterer vorgesehene Sekundärdämpfung entgegen.
Trotzdem können sehr kompakte Hubzylinder als Antriebselemente
verwendet werden, deren Einbau in das Fahrgestell anstelle der
bisher vorgesehenen Verbindungsstücke keine größeren Probleme
aufwirkt. Auch ein Einsatz in Jacobs-Drehgestellen (vgl. Fig. 2),
bei denen sich zwei Wagenkästen mit je einer Wankstütze auf
ein gemeinsames Fargestell stützen, ist ohne Platzprobleme
möglich. Ein weiterer Vorteil ist, daß in den kleinvolumigen
Hubzylindern gegenüber vergleichbaren pneumatischen
Neigungssteuerungen nur geringe Fluidmengen transportiert
werden müssen.
Es versteht sich, daß die Hubzylinder von Querkräften insbesondere
beim Ausdrehen des Drehgestells unter dem Wagenkasten
freigehalten werden müssen; z. B. wird das Verbindungsstück 10
- die Kolbenstange - über ein Gelenkauge und das Antriebselement
(Antrieb 11) über ein Kreuzkopf- oder Kugelgelenk befestigt. Insoweit
ist die Darstellung der Anlenkachsen als Scharniere in
Fig. 1 ungenau.
Die Luftfedern des Fahrgestells 1 müssen nach Einbau einer
aktiven, parallel zu den Federn wirkenden Neigungseinrichtung
größere Hübe ausführen. Das hierzu benötigte größere Volumen
kann bei gleichbleibender Federrate den Einbau von bisher vorzusehenden
Puffervolumina erübrigen.
Die durch die Anordnung des Zapfens 6 und der Führung 7 zwischen
dem Fahrgestell 1 und dem Wagenkasten 4 gebildete spielbehaftete
Querfederung wirkt sich bei einer nicht durch Pendelstützen
oder dgl. zwangsgeführten Querneigung wie der hier beschriebenen
in hohem Maße auf die räumliche Lage des sogenannten "Wankpols"
aus. Der Wankpol ist die momentane in Fahrt- bzw. Längsrichtung
verlaufende Achse, um die der Wagenkasten bei der aktiven
Querneigung geschwenkt wird. Im Verhältnis zum Wagenkasten
sollte er immer möglichst hoch liegen, um ein unter energetischen
Gesichtspunkten günstiges Verhalten des Gesamtsystems zu
erzielen. Eine hohe Lage des Wankpols unterstützt passives
Ausschwenken des Wagenkastens im erwünschten Sinne, so daß die
aktive Steuerung dann nur noch unterstützend arbeiten muß. Die
Quer- und die Wankbewegung laufen dabei phasengleich.
Simulationen und Versuche haben ergeben, daß eine vorhandene
Querfeder eines Drehgestell-Wagenkasten-Systems an sich unverändert
bleiben kann, jedoch um eine bestimmte Strecke höher gesetzt
werden sollte, um den Wagenkasten stärker in der Nähe der
gewünschten Wankpollage zu fixieren. Auch sollte das freie
Federspiel verringert werden.
Natürlich kann die aktive Neigungssteuerung auch mit einer an
sich bekannten aktiven Querspielsteuerung kombiniert werden, d. h.,
ein gewisser Leerlauf aus einer Mittelstellung des Wagenkastens
in y-Richtung bis zum Wirksamwerden der Querfederung
könnte z. B. durch Verwendung von Luft-Querfedern variabel einstellbar
sein, um so je nach Bedarf ein früheres oder späteres
Ansprechen der Querfederung zu erreichen und die Quer- und die
Wankbewegungen besser zu koppeln.
Wie bereits erwähnt wurde, werden die Hubzylinder-Antriebselemente
im Fahrbetrieb ausgehend von einer Mittellage gesteuert,
d. h., beim Ausfahren des einen Antriebselements wird das gegenüberliegende
eingefahren. Die Wankstützenverbindung zwischen
dem Wagenkasten 4 und dem Fahrgestell umfaßt also auch eine
Fluidsäule.
Besondere Einrichtungen müssen ggf. für einen Notbetrieb - Ausfall
der Hydraulik oder der elektronischen Regelung - vorgesehen
werden. Hierbei werden beide Antriebselemente 11 vorzugsweise
in einer der beiden Endlagen - also beide Verbindungsstücke
gleich lang eingestellt - blockiert. Dies kann hydraulisch
über Ventile oder mechanisch kraftschlüssig durch Klemmen
oder eine formschlüssige Verriegelung geschehen. Wenn beide
Antriebe 11 in gleicher Stellung blockiert sind, kann
das Fahrzeug problemlos mit voll funktionsfähiger Wankstütze
auch über größere Strecken weitergefahren werden.
Ein Systemausfall wird ggf. durch Erfassung von Signalen aus
der Stellung der Antriebselemente und aus einer Kraft- oder
Druckmessung erkannt.
Die Seitenansicht des Kopfteils eines Triebwagenzugs gemäß
Fig. 2 zeigt, daß die hier beschriebene "aktive" Wankstütze
sowohl an einem Normal-Fahrgestell 1 als auch - in doppelter Ausführung
für Vorlauf- und Folgefahrzeug - an einem Jacobs-Drehgestell
1J angeordnet werden kann. Ferner sind hier die wesentlichen
Systemkomponenten zusammengefaßt skizziert. Die Antriebe
11 sind - paarweise nach Fahrzeugseiten - über steuerbare
Ventile 12 und Druckleitungen jeweils mit Hydroaggregaten
13 verbunden. Schematisch ist jedem Hydroaggregat 13 eine
Regelelektronik 14 zugeordnet. Deren Gesamtheit wiederum ist
über eine im Fahrzeug durchlaufende Signaldaten-Busleitung 15
werden dem Rechner u. a. auch Signale von Drucksensoren 17
zugeführt, die in den Luftfedern der Federung 5 angeordnet
sind. Dem Rechner 16 ist ferner ein Datenspeicher 18 (z. B. für
Streckendaten) zugeordnet, und es werden ihm von einem Tachogeber
19 zugeordnet, und es werden ihm von einem Tachogeber
19 Fahrgeschwindigkeitssignale v und aus einer Wegmessung
eine aktuelle Streckenposition s des Fahrzeugs zugeführt.
Jede Regelelektronik 14 erhält eingangsseitig von den erwähnten
Wegsensoren Istwertsignale der momentanen Stellung der Antriebe
11 zugeführt. Sie steuert auch die stetigen Ventile 12
für die ihr zugeordneten Antriebe 11.
Um eine hohe Dynamik zu erreichen, werden die vorzugsweise als
Differentialzylinder ausgeführten hydraulischen Antriebe
11 gemäß Fig. 3 so betrieben, daß jede der beiden Arbeitskammern
11.1 (stangenseitig) bzw. 11.2 beidseitig des Kolbens
11K über das zugeordnete stetige 4/3-Wege-Ventil 12 wechselweise
mit einem Fluidzulauf 21 (mit Rückschlagventil 22 und Druckspeicher
23) und einem Rücklauf 24 verbunden wird.
Die voll sperrende Mittelstellung des Wegeventils 12 dient
hauptsächlich dem Halten einer bestimmten Stellung des Hubkolbens
11K zwischen dessen beiden Extremlagen.
In einer Fail-Safe-Stellung (=Sicherheitsstellung, die sich
selbsttätig bei Ausfall der elektronischen Ventilsteuerung einstellt)
des 4/3-Wegeventils 12 ist die erste Arbeitskammer 11.1 mit
dem Fluidzulauf 21 und die zweite Arbeitskammer 11.2 mit dem
Rücklauf 24 verbunden. Nur bei vorliegender elektrischer
Ansteuerung des Ventils 12 kann die umgekehrte Anschlußweise
(Überkreuzstellung) zum Ausfahren des Kolbens 11K hergestellt
werden.
Der stangenseitigen Arbeitskammer 11.1 ist ferner ein entsperrbares
Rückschlagventil 25 vorgeschaltet. Dieses dient bei einem
Druckausfall im Fluidzulauf 21 zum Blockieren des Hubkolbens
11K in der vollständig eingefahrenen Stellung unabhängig von
der jeweiligen Stellung des Wegeventils 12.
Das Rückschlagventil 25 wird hydraulisch selbsttätig entsperrt,
sobald der Arbeitskammer 11.2 in der "Überkreuzstellung" des
Wegeventils 12 über ihren Versorgungsanschluß Druck zugeführt
wird, so daß es im Regelbetrieb das Ausfahren des Kolbens 11K
nicht behindern kann.
Sinkt der Druck an diesem Versorgungsanschluß ab, so sperrt das
Rückschlagventil 25, so daß sich der Kolben 11K nur noch in die
Einfahrrichtung bewegen kann. Die eingefahrene Endlage wird
entweder mit dem Restdruck oder durch einen Selbstpumpeffekt
bei dynamischen Lastschwankungen in der Wankstütze sicher
erreicht. Die Feder des Rückschlagventils 25 soll Ölrückflüsse
bei dynamischen Lastwechseln verhindern. Eine aus der Federkraft
resultierende Druckdifferenz kann hingenommen werden.
Diese bevorzugte rein hydraulische Lösung ist ohne Bauraumprobleme
zylindernah leicht zu montieren und daher besonders
kostengünstig.
Alternativ können aber auch mechanische Blockiereinrichtungen
vorgesehen werden. Hierbei wäre beispielsweise parallel zu
jedem Antriebe 11 eine hydraulisch oder elektrisch
steuerbare mechanische Klemmeinrichtung vorzusehen oder eine
vorzugsweise hydraulisch steuerbare formschlüssige Verriegelungseinrichtung.
Es sei abschließend angemerkt, daß es für die vorstehend beschriebene
Kombination einer konventionellen Wankstütze mit
einer aktiven Querneigungssteuerung unerheblich ist, ob das
Stützteil 8 im Fahrwerk oder im Wagenkasten gelagert ist. Auch
können die Antriebe 11 selbstverständlich auch statt an
den Hebeln 9 bzw. den Anlenkachsen 9A an den wagenkastenseitigen
Anlenkachsen 4A und die Verbindungsstücke 10 an den hebelseitigen
Anlenkachsen 9A angelenkt werden.
Claims (11)
1. Wankstütze für Schienenfahrzeuge mit einem über eine Federung
auf einem Fahrgestell (1 bzw. 1 J) aufliegenden Wagenkasten (4), umfassend
- - wenigstens ein im Fahrzeug schwenkbar gelagertes, sich im wesentlichen quer zur Fahrzeuglängsachse erstreckendes Stützteil (8) zum Abstützen des Wagenkastens gegenüber dem Fahrgestell gegen Querneigungen (Wanken) um eine in Fahrtrichtung liegende Achse,
- - mindestens ein an einem endseitigen Hebel (9) des Stützteils und an dem Wagenkasten beidseitig um beabstandete Anlenkachsen (4A bzw. 9A) schwenkbar gelagertes Verbindungsstück (10),
- - über welches das Fahrgestell und der Wagenkasten gelenkig miteinander gekuppelt sind und zumindest bei sich selbst parallelem Einfedern des Wagenkastens in der Federung eine das Einfedern nicht behindernde Schwenkbewegung des Stützteils erzwungen wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem mindestens einen Verbindungsstück (10) ein steuerbarer
Antrieb (11) zum aktiven Verändern des Abstands zwischen
den beiden Anlenkachsen (4A und 9A) zugeordnet ist.
2. Wankstütze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stützteil (8) als Torsionsstabfeder mit zwei endseitigen Kurbel-Hebeln (9) ausgeführt ist, von denen jeder für sich über ein Verbindungsstück (10) gelenkig miteinander gegenüberliegenden Außenseiten des Wagenkastens (4) verbunden ist, und
daß beide Verbindungsstücke (10) mittels je eines steurbaren Antriebe (11) unabhängig voneinander längenveränderlich einstellbar sind.
daß das Stützteil (8) als Torsionsstabfeder mit zwei endseitigen Kurbel-Hebeln (9) ausgeführt ist, von denen jeder für sich über ein Verbindungsstück (10) gelenkig miteinander gegenüberliegenden Außenseiten des Wagenkastens (4) verbunden ist, und
daß beide Verbindungsstücke (10) mittels je eines steurbaren Antriebe (11) unabhängig voneinander längenveränderlich einstellbar sind.
3. Wankstütze nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Stützteil (8) als Torsionsstabfeder mit zwei endseitigen Kurbel-Hebeln (9) ausgeführt ist, wobei jeder über ein Verbindungsstück (10) gelenkig miteinander gegenüberliegenden Außenseiten des Wagenkastens (4) verbunden ist, und
daß nur eines der Verbindungsstücke mittels des steuerbaren Antriebes (11) längenveränderlich einstellbar ist, während das andere eine längsstarre Pendelstütze ist.
daß das Stützteil (8) als Torsionsstabfeder mit zwei endseitigen Kurbel-Hebeln (9) ausgeführt ist, wobei jeder über ein Verbindungsstück (10) gelenkig miteinander gegenüberliegenden Außenseiten des Wagenkastens (4) verbunden ist, und
daß nur eines der Verbindungsstücke mittels des steuerbaren Antriebes (11) längenveränderlich einstellbar ist, während das andere eine längsstarre Pendelstütze ist.
4. Wankstütze nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Antrieb (11e) als hydraulischer Differential-Hubzylinder
ausgeführt ist, dessen beide Arbeitskammern (11.1 und
11.2) über ein regelbares Wegeventil (12) wechselweise mit
einem Fluidzulauf (21) und einem Rücklauf (24) verbindbar sind.
5. Wankstütze nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Einrichtung zum Blockieren des Antriebs (11)
in einer bestimmten Stellung vorgesehen ist.
6. Wankstütze nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung ein durch Druckzufuhr entsperrbares, einer
der Arbeitskammern (11.1) des hydraulischen Antriebs
(11) vorgeschaltetes, in Sperrstellung einen Fluidrücklauf aus
dieser Arbeitskammer (11.1) sperrendes Rückschlagventil (25)
umfaßt, wobei der Entsperrdruck aus einem Versorgungsanschluß
der anderen Arbeitskammer (11.2) lieferbar ist.
7. Wankstütze nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung eine mechanische kraftschlüssig wirkende
Klemmvorrichtung umfaßt.
8. Wankstütze nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung eine formschlüssige Verriegelung umfaßt.
9. Wankstütze nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß jedem Verbindungsstück (10) und/oder dem zugeordneten
Antrieb (11) ein Wegsensor zugeordnet ist, der eine
momentane Iststellung (x) des Antriebs (11) erfaßt und
ein von einer der Wankstütze zugeodneten Regelelektronik (14)
auswertbares Signal erzeugt.
10. Verfahren zur Regelung der an einer Wankstütze nach
Anspruch 1 oder 9 vorgesehenen Antriebe,
dadurch gekennzeichnet,
daß Istwerte einer Querneigung des Wagenkastens (4) gegenüber dem befahrenen Gleis aus einer vergleichenden Messung der eingestellten Abstände zwischen den Anlenkpunkten der Verbindungsstücke (10) gewonnen werden,
daß der Einfluß des elastischen Stützteils (8) auf die Istwertmessung rechnerisch unter Berücksichtigung des Fliehkraftüberschusses, des Sollwerts eines Neigungskoeffizienten (Sw), der Beladung des Wagenkastens (ermittelt z. B. über Luftfederdrücke) sowie fahrzeugspezifischer Konstanten kompensiert wird, und
daß ein Sollwert der Querneigung des Wagenkastens (4) durch Vorgabe eines Soll-Neigungskoeffizienten (Sw) und einer fahrgastwirksamen Sollbeschleunigung aus Meßdaten (Fahrgeschwindigkeit, Querbeschleunigung am Fahrwerk oder Wagenkasten) und/oder durch Auswertung von im Fahrzeug gespeicherten Streckendaten (Bogenradien, Überhöhung) ermittelt und durch Aktivierung der Antriebe (11) am Wagenkasten (4) gegenüber dem Fahrwerk (1 bzw. 1J) eingestellt wird.
daß Istwerte einer Querneigung des Wagenkastens (4) gegenüber dem befahrenen Gleis aus einer vergleichenden Messung der eingestellten Abstände zwischen den Anlenkpunkten der Verbindungsstücke (10) gewonnen werden,
daß der Einfluß des elastischen Stützteils (8) auf die Istwertmessung rechnerisch unter Berücksichtigung des Fliehkraftüberschusses, des Sollwerts eines Neigungskoeffizienten (Sw), der Beladung des Wagenkastens (ermittelt z. B. über Luftfederdrücke) sowie fahrzeugspezifischer Konstanten kompensiert wird, und
daß ein Sollwert der Querneigung des Wagenkastens (4) durch Vorgabe eines Soll-Neigungskoeffizienten (Sw) und einer fahrgastwirksamen Sollbeschleunigung aus Meßdaten (Fahrgeschwindigkeit, Querbeschleunigung am Fahrwerk oder Wagenkasten) und/oder durch Auswertung von im Fahrzeug gespeicherten Streckendaten (Bogenradien, Überhöhung) ermittelt und durch Aktivierung der Antriebe (11) am Wagenkasten (4) gegenüber dem Fahrwerk (1 bzw. 1J) eingestellt wird.
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