DE4233629C2 - Verfahren zur Herstellung eines Pulver-Vorproduktes und Pulver-Vorprodukt - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Pulver-Vorproduktes und Pulver-VorproduktInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Vor
produktes für Pulver oder Sprengstoff, das aus Nitrocellulose,
Sprengöl und mindestens einem kristallinen Explosivstoff, ins
besondere Hexogen, besteht, und bei dem der kristalline Explo
sivstoff in wäßriger Phase mit der Nitrocellulose zusammenge
führt wird. Weiterhin bezieht sich die Erfindung auf ein Vor
produkt für Pulver oder Sprengstoff, das nach diesem Verfahren
herstellbar ist.
Bei der Herstellung von Treibladungspulvern mit Hexogen wurde
bisher zunächst eine Pulverrohmasse hergestellt, die im wesent
lichen aus Nitrocellulose und einem Sprengöl, beispielsweise
Diglykoldinitrat, besteht. In diese Pulverrohmasse wurde dann
als weiterer Arbeitsgang Hexogen eingebracht.
Aus der DE-OS 35 32 525 ist ein Verfahren zur Herstellung eines
dreibasigen Treibladungspulvers bekannt, das aus Nitrocellu
lose, Nitroglycerin oder einem gleichwirkenden Sprengöl und
kristallinem Nitroguanidin besteht. Bei dem bekannten Verfahren
werden die genannten Komponenten unter Zugabe eines Lösungsmit
tels, beispielsweise Aceton, gemeinsam auf einen diskontinuier
lich arbeitenden Kneter aufgegeben. Mit der Zugabe eines orga
nischen Titanats soll das Versprödungsverhalten des dreibasigen
Treibladungspulvers verbessert werden.
Die DE-PS 24 61 646 beschreibt die Herstellung eines dreibasi
gen Treibladungspulvers, das aus Nitrocellulose, Nitroglycerin
und einem kristallinen Explosivstoff, beispielsweise Nitrogua
nidin oder Hexogen besteht. Darüber hinaus enthält das Treibla
dungspulver Zuschlagstoffe. Bei der Herstellung des Treibla
dungspulvers erfolgt zunächst eine Vormischung der Nitrocellu
lose enthaltenden Rohmasse mit den weiteren Komponenten des
Treibladungspulvers. Anschließend wird das Lösungsmittel einge
arbeitet und die lösungsmittelhaltige Vormischung in einer kon
tinuierlich arbeitenden Knetvorrichtung homogenisiert und vor
plastifiziert. Als Knetvorrichtung wird ein Scheibenkneter vor
geschlagen.
Das in der DE-OS 23 16 538 beschriebene Verfahren dient der
Herstellung von Gudol-Pulver aus Nitrocellulose, Diglykoldini
trat, Nitroguanidin und Zuschlagstoffen. Hierbei wird die was
serhaltige Rohmasse aus Nitrocellulose und Diglykoldinitrat mit
Nitroguanidin und Zuschlagstoffen vorgemischt, der Wassergehalt
in einer ersten Trockenstufe herabgesetzt und dann diese Vormi
schung mittels einer kontinuierlich arbeitenden Knetvorrichtung
homogenisiert und vorplastifiziert. Anschließend wird der Was
sergehalt dieser Masse in einer zweiten Trocknungsstufe weiter
herabgesetzt. Schließlich wird die Masse mittels einer kontinu
ierlich arbeitenden Schneckenpresse plastifiziert und in Granu
latform überführt.
In der DE-OS 22 60 259 wird eine zweibasige Pulvermischung be
schrieben, die im wesentlichen durch Nitrocellulose und Sprengöl
gebildet wird und als Zusätze zumindest einen Weichmacher,
einen Stabilisator und einen Verbrennungskatalysator enthält.
Darüber hinaus wird der Zusatz von Hexogen in Mengen zwischen
14 und 25% des Gesamtgewichts der Zusammensetzung vorgeschla
gen.
Ausgehend hiervon liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren vorzuschlagen, bei dem der kristalline
Explosivstoff besonders gleichmäßig in der Rohmasse verteilt
ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs
genannten Art vorgeschlagen, daß der kristalline Explosivstoff
in feinkristalliner Form mit einem mittleren Partikeldurchmes
ser d50 = 2 bis 8 µm vorliegt, daß der kristalline Explosiv
stoff und die Nitrocellulose voneinander getrennt, jeweils in
wäßriger Phase aufgerührt werden, daß der kristalline Explo
sivstoff und die Nitrocellulose unter Rühren zusammengeführt
werden und daß das Sprengöl, insbesondere Diglykoldinitrat,
nach dem Zusammenführen von Nitrocellulose und kristallinem Ex
plosivstoff zugegeben und vorzugsweise verrührt wird.
Durch das erfindungsgemäße Verfahren kann der kristalline Ex
plosivstoff besonders gleichmäßig in der Rohmasse des Vorpro
duktes verteilt werden. Neben der sehr homogenen Verteilung
wird weiterhin erreicht, daß die kristalline Explosivstoffkom
ponente besonders fest mit der Nitrocellulose verbunden ist und
somit eine hohe Abriebfestigkeit aufweist. Hierbei wird bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren von der Erkenntnis ausgegangen, daß
sich der feinstkristalline Explosivstoff mit dem angegebenen
mittleren Partikeldurchmesser auf die Fasern der Nitrocellulose
aufziehen läßt. Zunächst wird der kristalline Explosivstoff und
die Nitrocellulose jeweils in wäßriger Phase in einem separa
ten Behältnis aufgerührt. Hierbei kann vorteilhaft der kristal
line Explosivstoff in Tensidwasser (beispielsweise mit einer
Tensidkonzentration von 0,1%) aufgerührt werden. Anschließend
werden die jeweils aufgerührten Komponenten unter Rühreintrag
zusammengeführt. Hierdurch wird eine besonders gute Vermischung
zwischen dem kristallinen Explosivstoff und der Nitrocellulose
erreicht. Nach dem Zusammenführen von Nitrocellulose und kri
stallinem Explosivstoff wird das Sprengöl, insbesondere Digly
koldinitrat, zugegeben und vorzugsweise verrührt.
Die hierdurch bewirkte Gelatinierung der Nitrocellulose hat
eine zusätzliche Bindung des kristallinen Explosivstoffes an
der Nitrocellulose zur Folge.
In weiterer Ausgestaltung wird die den kristallinen Explosiv
stoff enthaltende Rohmasse von der Flüssigkeit abgetrennt, wo
bei vorzugsweise ein Zentrifugationsverfahren eingesetzt wird.
Es hat sich gezeigt, daß nach Trocknung des Filterkuchens keine
vermehrte Staubbildung bei mechanischer Beanspruchung gegenüber
bekannten Pulverrohmassen auftritt, die keine kristalline Ex
plosivstoffkomponente aufweisen. Hierdurch wird deutlich, daß
der kristalline Explosivstoff besonders innig eingebunden ist.
Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung wird eine Mischung aus
Hexogen und einem geringen Oktogenanteil, die einen mittleren
Partikeldurchmesser d50 = 5 bis 7 µm aufweist, zunächst mit ei
nem verdünnten Tensidwasser verrührt und nachfolgend unter Was
serzugabe milchsahnig aufgerührt. Zum Aufrühren kann beispiels
weise ein Propellerrührer zum Einsatz kommen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist auch bei einem kristallinen
Explosivstoff einsetzbar, der einen Wachszusatz aufweist. Der
artige Wachszusätze dienen der Phlegmatisierung des hochbrisan
ten kristallinen Explosivstoffes.
Die zum Einsatz kommende Nitrocellulose weist vorteilhaft einen
Stickstoffgehalt von etwa 12,6% auf. Das Aufrühren in Wasser
erfolgt unter geringer Turbulenz.
Dem Vorprodukt kann mindestens ein weiterer Explosivstoff, ins
besondere Nitroguanidin, zugesetzt werden. Hierbei wird der
weitere Explosivstoff wiederum entsprechend dem primären Explo
sivstoff in Suspension aufgerührt zugegeben.
Weiterhin wird mit der vorliegenden Anmeldung ein Vorprodukt
für Pulver oder Sprengstoff beansprucht, das durch das erfin
dungsgemäße Verfahren erhalten wird, das aus Nitrocellulose,
Sprengöl und mindestens einem kristallinen Explosivstoff be
steht und wobei der kristalline Explosivstoff in feinkristalli
ner Form mit einem mittleren Partikeldurchmesser von d50 = 2
bis 8 µm vorliegt. Der in dieser Partikelgröße vorliegende kri
stalline Explosivstoff ist besonders gleichmäßig gegenüber der
Nitrocellulose verteilt und in diese fest eingebunden. Diese
Zusammensetzung bewirkt einerseits besonders gleichmäßige Ei
genschaften und andererseits eine besonders hohe Abriebfestig
keit.
Es hat sich auch gezeigt, daß ebenfalls kristalline Explosiv
stoffe, insbesondere Hexogen, die einen Wachszusatz aufweisen,
zum Einsatz kommen können.
Nachfolgend soll die vorliegende Erfindung anhand eines Bei
spiels näher erläutert werden.
Mit dem nachfolgend beschriebenen Verfahren soll eine Vorpro
dukt-Rohmasse für ein Treibladungspulver hergestellt werden,
die etwa 55% Nitrocellulose, 34% Diglykoldinitrat und etwa 11%
kristallinen Explosivstoff enthält. Der kristalline Explosiv
stoff ist eine Mischung aus Hexogen mit etwa 6% Oktogen, die
einen mittleren Partikeldurchmesser d50 = 6,2 µm und einen Was
sergehalt von 13,3% aufweist. Die verwendete Nitrocellulose
besitzt einen Stickstoffgehalt von 12,6% und einen Wasserge
halt von 33,3%.
Der feuchte kristalline Explosivstoff wird in einem ersten
Rührbehälter zunächst mit einer geringen Tensidwassermenge
(Tensidkonzentration 0,1%) innig verrührt und anschließend un
ter weiterer Zugabe von Wasser milchsahnig aufgerührt. In einem
zweiten Rührbehälter wird bei geringer Turbulenz die Nitrocel
lulose ebenfalls in Wasser aufgerührt. In dieser Aufschlämmung
wird unter fortgesetztem Rühren der Inhalt des ersten Rührbe
hälters portionsweise eingetragen. Anschließend wird für etwa
10 Minuten weitergerührt. Nachfolgend wird Diglykoldinitrat in
dünnem Strahl unter mäßigem Rühren zugegeben und etwa 20 Minu
ten nachgerührt. Die hexogenhaltige Rohmasse wird nachfolgend
abzentrifugiert.
Als Zentrifugat wird die noch feuchte Vorprodukt-Rohmasse er
halten. Bei Versuchen wurde festgestellt, daß diese den kri
stallinen Explosivstoff enthaltende Rohmasse von herkömmlichen
Rohmassen, die keinen kristallinen Explosivstoff enthalten,
hinsichtlich der mechanischen und sicherheitstechnischen Eigen
schaften nicht zu unterscheiden ist. Auch wurde nach Trocknung
des Zentrifugats keine vermehrte Staubbildung bei mechanischer
Beanspruchung festgestellt.
Die Reibempfindlichkeit dieser Hexogen-Rohmasse beträgt in
trockenem Zustand 21,6 kp = 216 N Stiftbelastung und die
Schlagempfindlichkeit liegt bei 0,5 kpm = 5 Nm. Diese Werte
wurden auch bei den bisherigen Rohmassen festgestellt, die kein
Hexogen enthielten.
Das Pulver-Vorprodukt ist wasserfeucht gut transportfähig und
kann unter Zugabe einer weiteren Explosivstoffkomponente, bei
spielsweise Nitroguanidin, ergänzt werden.
Es hat sich gezeigt, daß auch wachshaltige kristalline Explo
sivstoffe, insbesondere wachshaltiges Hexogen, zum Einsatz kom
men können.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung eines Vorproduktes für Pulver oder
Sprengstoff, das aus Nitrocellulose, Sprengöl und mindestens
einem kristallinen Explosivstoff, insbesondere Hexogen, be
steht, und bei dem der kristalline Explosivstoff in wäßriger
Phase mit der Nitrocellulose zusammengeführt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der kristalline Explosivstoff in feinkristalliner Form mit einem mittleren Partikeldurchmesser d50 = 2 bis 8 µm vorliegt,
daß der kristalline Explosivstoff und die Nitrocellulose von einander getrennt, jeweils in wäßriger Phase aufgerührt wer den,
daß der kristalline Explosivstoff und die Nitrocellulose unter Rühren zusammengeführt werden und
daß das Sprengöl, insbesondere Diglykoldinitrat, nach dem Zu sammenführen von Nitrocellulose und kristallinem Explosivstoff zugegeben wird und vorzugsweise verrührt wird.
daß der kristalline Explosivstoff in feinkristalliner Form mit einem mittleren Partikeldurchmesser d50 = 2 bis 8 µm vorliegt,
daß der kristalline Explosivstoff und die Nitrocellulose von einander getrennt, jeweils in wäßriger Phase aufgerührt wer den,
daß der kristalline Explosivstoff und die Nitrocellulose unter Rühren zusammengeführt werden und
daß das Sprengöl, insbesondere Diglykoldinitrat, nach dem Zu sammenführen von Nitrocellulose und kristallinem Explosivstoff zugegeben wird und vorzugsweise verrührt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das den kristallinen Explosivstoff enthaltende Vorprodukt
von der Flüssigkeit abgetrennt wird, wobei vorzugsweise ein
Zentrifugationsverfahren eingesetzt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sprengöl nach der Zugabe des kristallinen Explosivstof
fes beigegeben wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Mischung aus Hexogen und einem geringen Oktogenanteil,
die einen mittleren Partikeldurchmesser d50 = 5 bis 7 µm auf
weist, zunächst mit einem verdünnten Tensidwasser verrührt wird
und nachfolgend unter Wasserzugabe milchsahnig aufgerührt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der kristalline Explosivstoff einen Wachszusatz aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Nitrocellulose einen Stickstoffgehalt von etwa 12,6%
aufweist und unter geringer Turbulenz in Wasser aufgerührt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Vorprodukt mindestens ein weiterer Explosivstoff, ins
besondere Nitroguanidin, zugesetzt wird.
8. Vorprodukt für Pulver oder Sprengstoff, erhältlich durch das
Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 und bestehend aus
Nitrocellulose, Sprengöl und mindestens einem kristallinen Ex
plosivstoff,
dadurch gekennzeichnet,
daß der kristalline Explosivstoff in feinkristalliner Form mit
einem mittleren Partikeldurchmesser von d50 = 2 bis 8 µm vor
liegt.
9. Vorprodukt nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der kristalline Explosivstoff einen Wachszusatz aufweist.
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