DE4124758A1 - Antitumorwirksame substanz aus humanen makrophagen - Google Patents
Antitumorwirksame substanz aus humanen makrophagenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine von Tumornekrosisfak
tor α (TNF α) verschiedene, antitumorwirksame Substanz, die
aus der hochmolekularen Fraktion von Kulturüberständen dif
ferenzierter humaner Makrophagen erhältlich ist, die unter
serumfreien Bedingungen kultiviert und durch Kombination von
γ-Interferon und bakteriellem Lipopolysaccharid stimuliert
wurden.
Makrophagen bilden neben cytotoxischen T-Lymphozyten und
natürlichen Killerzellen aufgrund ihrer Fähigkeit zur selek
tiven Zerstörung maligner Zellen einen wichtigen Bestandteil
der Immunabwehr gegen Neoplasien (siehe z. B. Fidler und
Schroit (1988), Biochim.Biophys.Acta 948, 151-173). Die Zer
störung von neoplastischen Zellen durch Makrophagen kann auf
mindestens zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen, die als
antikörperabhängige zelluläre Cytotoxizität (ADCC) und Makro
phagen-Tumor-Cytotoxizität (MTC) bezeichnet werden (siehe
z. B. Adams und Nathan (1983), Immunol. Today 4, 166-170). Die
MTC kann in vitro durch kombinierte oder sequenzielle Behand
lung mit einer Signalsubstanz wie etwa γ-Interferon (siehe
z. B. Adams und Hamilton in: Mononuclear Phagocytes, van Furth
(Ed), Boston, Nejhoff (1985), 493-500) und einer Auslösersub
stanz wie etwa bakteriellen Lipopolysacchariden (LPS) oder
einer Reihe anderer natürlicher oder synthetischer Verbindun
gen (siehe z. B. Drysdale et al. (1988), Prog.Allergy 40, 111-
161) aktiviert werden. Da die MTC auch durch konditionierte
Kulturüberstände von aktivierten Makrophagen hervorgerufen
werden kann (Currie und Basham (1975), J.Exp.Med. 142, 1600-
1605; Adams et al. (1982), Fed.Proc. 41, 2212-2221), scheinen
daran mindestens teilweise antitumorwirksame Faktoren betei
ligt zu sein, welche von den aktivierten Makrophagen sekre
tiert werden.
Der bekannteste dieser Faktoren ist der Tumornekrosefaktor α,
der von mit LPS stimulierten Makrophagen sekretiert wird
(Männel et al. (1980), Infect.Immun. 30, 523-530). Sowohl
muriner als auch humaner TNF α sind bereits kloniert worden
(Pennica et al. (1985), Proc.Natl.Acad.Sci. USA 82, 6060-
6064; Shirai et al. (1985), Nature 313, 803-806). Es wurde
jedoch festgestellt, daß die cytolytischen Effekte von TNF α
nur auf eine geringe Anzahl von Tumorzellinien, wie etwa das
murine Fibroblastom L929 beschränkt waren, während die mei
sten anderen Tumorzellen nicht angegriffen wurden. Ein erheb
licher Nachteil von TNF α besteht somit darin, daß seine
Wirksamkeit und auch seine therapeutischen Einsatzmöglichkei
ten auf eine recht geringe Anzahl von Zielzellen beschränkt
ist.
Ein anderer aus Makrophagen stammender antitumorwirksamer
Faktor ist Interleukin 1 (IL-1). Die Wirksamkeit von IL-1
ist jedoch in erster Linie cytostatisch und ebenfalls nur auf
einige wenige Tumorzellinien beschränkt (Onozaki et al.
(1985), J.Immunol. 135, 3962-3968; Lovett et al. (1986),
J.Immunol. 136, 340-347). Somit scheint IL-1 als Effektormo
lekül bei der MTC nur von geringerer Bedeutung zu sein.
Bei anderen antitumorwirksamen Substanzen, die möglicherweise
bei der MTC beteiligt sein können, handelt es sich um Protea
sen, wie etwa die cytolytische Protease (Adams et al. (1980),
J.Immunol. 124, 293-300) oder α-MCT (Reidarson et al. (1982),
J.Natl.Cancer.Inst. 69, 889-894), die durch verschiedene
Proteasehemmstoffe inaktiviert werden können.
Ferner wurde eine antitumorwirksame Aktivität mit hohem Mole
kulargewicht aus murinen Makrophagen isoliert (Schwamberger
et al. (1991), Pathobiology 59, 248-253). Diese Aktivität
wird durch Behandlung mit Trypsin, Neuraminidase und 56°C
inaktiviert, konnte aber nicht signifikant durch neutralisie
rende Antikörper gegen rekombinanten TNF α und Serinprotease-
Inhibitoren gehemmt werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war die Bereitstellung
einer neuen antitumorwirksamen Substanz, bei der die Nachtei
le von bereits bekannten Substanzen, insbesondere hinsicht
lich der Beschränkung der Wirksamkeit auf eine geringe Anzahl
von Zielzellen zumindestens teilweise beseitigt sind.
Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit eine
antitumorwirksame Substanz, erhältlich aus der hochmolekula
ren Fraktion von Kulturüberständen differenzierter humaner
Makrophagen, die unter serumfreien Bedingungen kultiviert und
durch eine Kombination von γ-Interferon (IFN-γ) und bakeriel
lem Lipopolysaccharid (LPS) stimuliert wurden, welche dadurch
gekennzeichnet ist, daß sie
- a) ein Molekulargewicht von 100 bis 200 kDa nach Gelchro matographie aufweist,
- b) mit humanem Tumornekrosefaktor α eine synergistische Wirkung zeigt,
- c) gegen eine Reihe von Tumorzellinien wirksam ist, die für Tumornekrosefaktor α insensitiv sind, und
- d) durch Hitzebehandlung bei 56°C oder Inkubation mit Tryp sin, aber nicht durch Serinproteaseinhibitoren inakti vierbar ist.
Die erfindungsgemäße antitumorwirksame Substanz wurde aus der
hochmolekularen Fraktion von Kulturüberständen gewonnen, die
durch terminal differenzierte, mit einer Kombination von IFN-
γ und LPS stimulierten Makrophagen konditioniert waren. Dage
gen fehlten in Kulturüberständen von frisch isolierten Mono
zyten aus Blut, die unter identischen Bedingungen kultiviert
wurden, eine signifikante cytolytische Aktivität, die auf die
erfindungsgemäße Substanz zurückzuführen war. Die antitumor
wirksame Substanz besitzt ein Molekulargewicht im Bereich von
100 bis 200 kDa, das mittels gelchromatographischer Methoden
bestimmt wurde. Die Expression der erfindungsgemäßen cytoly
tischen Substanz war sehr unterschiedlich bei Makrophagen,
die von unterschiedlichen gesunden Spendern stammte. Eine
signifikante cytolytische Aktivität in Kulturüberständen von
Makrophagen war bei 6 von 15 Spendern auffindbar, wobei aber
Wiederholungen der Experimente mit einzelnen Spendern gut
reproduzierbare Ergebnisse zeigten. Es wurde keine Korrela
tion zwischen der Menge an sekretiertem TNF α und der durch
die erfindungsgemäße Substanz hervorgerufenen cytolytischen
Aktivität beobachtet.
Eine weitere Charakterisierung der erfindungsgemäßen Substanz
zeigte, daß sie tumorspezifisch ist, wobei sie bei 4 von 7
getesteten für TNF α nicht sensitiven humanen Tumorzellinien
wirksam war, während sie keine cytolytische Aktivität gegen
über frisch isolierten, peripheren Blutlymphozyten oder pri
mären Hautfibroblasten zeigte. Die Antitumoraktivität war bei
37°C labil und wurde bei 56°C oder Behandlung mit Trypsin
sehr stark inhibiert. Die Antitumoraktivität konnte hingegen
nicht durch Serin-Proteaseinhibitoren gehemmt wer
den.
Überraschenderweise zeigte ein neutralisierender monoklonaler
Antikörper gegen rekombinanten humanen TNF α (Antikörper Klon
195/8, beschrieben in der DE-A 36 31 229 und kommerziell von
Boehringer Mannheim erhältlich) eine partielle Inhibierung
der durch die erfindungsgemäße Substanz verursachten Antitu
moraktivität, während gleichzeitig die gesamte nachweisbare
TNF α-Aktivität in den getesteten Überständen neutralisiert
wurde. Selbst ein tausendfacher Überschuß des Anti-TNF α-
Antikörpers konnte jedoch keine weitere Verringerung der
cytolytischen Aktivität hervorrufen. Hingegen konnte die
Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Substanz durch Zugabe ge
ringer Mengen an rekombinantem humanem TNF α in solchen Kon
zentrationen verbessert werden, die selbst keinen cytoto
xischen Effekt auf die verwendeten Tumorzielzellen zeigten.
Daraus geht hervor, daß die erfindungsgemäße Substanz syner
gistisch mit TNF α wirkt.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein
Verfahren zur Isolierung einer antitumorwirksamen Substanz
aus humanen Makrophagen, welches dadurch gekennzeichnet ist,
daß man
- a) terminal differenzierte, humane Makrophagen unter se rumfreien Bedingungen kultiviert,
- b) mit einer Kombination von γ-Interferon und bakteriellen Lipopolysacchariden stimuliert,
- c) die hochmolekulare Fraktion des Kulturüberstands gewinnt und
- d) die erfindungsgemäße antitumorwirksame Substanz mittels chromatographischer Methoden anreichert.
Ferner betrifft die Erfindung eine pharmazeutische Zusammen
setzung, die als Wirkstoff eine erfindungsgemäße antitumor
wirksame Substanz, gegebenenfalls in Kombination mit pharma
zeutisch verträglichen Füll-, Verdünnungs-, Hilfs- und Trä
germitteln enthält. Die pharmazeutische Zusammensetzung kann
dabei sowohl in Form eines Lyophilisats oder einer pharmazeu
tisch applizierbaren Lösung vorliegen.
Neben der erfindungsgemäßen antitumorwirksamen Substanz kann
die erfindungsgemäße Zusammensetzung noch zusätzlich eine
oder mehrere weitere antitumorwirksame Substanzen enthalten,
insbesondere solche Substanzen, die aus Makrophagen isoliert
werden können, z. B. TNF α oder Interleukin 1. Besonders be
vorzugt ist eine pharmazeutische Zusammensetzung, welche die
erfindungsgemäße antitumorwirksame Substanz in Kombination
mit TNF α enthält.
Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Anti
tumormittel, welches eine erfindungsgemäße pharmazeutische
Zusammensetzung enthält.
Der Begriff "antitumorwirksame Substanz oder Aktivität" im
Sinne der vorliegenden Erfindung kann sowohl eine Einzelsub
stanz, z. B. ein Protein als auch ein aus mehreren Einzelsub
stanzen, z. B. Proteinuntereinheiten bestehendes Substanzge
misch umfassen.
Hinsichtlich der Kultivierung der Makrophagen und der Durch
führung der einzelnen Experimente zur Charakterisierung der
erfindungsgemäßen Substanz soll auf die Arbeit Schwamberger
et al. (Pathobiology 59 (1991), 248-253), welche die Isolie
rung einer murinen cytolytischen Aktivität beschreibt, und
die dort zitierten Literaturstellen verwiesen werden.
Claims (6)
1. Antitumorwirksame Substanz, erhältlich aus der hochmole
kularen Fraktion von Kulturüberständen differenzierter
humaner Makrophagen, die unter serumfreien Bedingungen
kultiviert und durch eine Kombination von γ-Interferon
und bakteriellem Lipopolysaccharid stimuliert wurden,
dadurch gekennzeichnet
daß sie
- a) ein Molekulargewicht von 100 bis 200 kDa nach Gel chromatographie aufweist,
- b) mit humanem Tumornekrosefaktor α eine synergisti sche Wirkung zeigt,
- c) gegen eine Reihe von Tumorzellinien wirksam ist, die für Tumornekrosisfaktor α insensitiv sind und
- d) durch Hitzebehandlung bei 56°C oder Inkubation mit Trypsin, aber nicht durch Serinprotease-Inhibitoren inaktivierbar ist.
2. Verfahren zur Isolierung einer antitumorwirksamen Sub
stanz aus humanen Makrophagen,
dadurch gekennzeichnet
daß man
- a) terminal differenzierte, humane Makrophagen unter serumfreien Bedingungen kultiviert,
- b) mit einer Kombination von γ-Interferon und bakte riellen Lipopolysacchariden stimuliert,
- c) die hochmolekulare Fraktion des Kulturüberstands gewinnt und
- d) die antitumorwirksame Substanz nach Anspruch 1 mittels chromatographischer Methoden anreichert.
3. Pharmazeutische Zusammensetzung,
dadurch gekennzeichnet
daß sie als Wirkstoff eine antitumorwirksame Substanz
nach Anspruch 1, gegebenenfalls in Kombination mit phar
mazeutisch verträglichen Füll-, Verdünnungs-, Hilfs- und
Trägermitteln enthält.
4. Pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet
daß sie zusätzlich ein oder mehrere weitere antitumor
wirksame Substanzen enthält.
5. Pharmazeutische Zusammensetzung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet
daß sie zusätzlich Tumornekrosefaktor α als weitere
antitumorwirksame Substanz enthält.
6. Antitumormittel,
dadurch gekennzeichnet
daß es eine pharmazeutische Zusammensetzung nach einem
der Ansprüche 3 bis 5 enthält.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914124758 DE4124758A1 (de) | 1991-07-25 | 1991-07-25 | Antitumorwirksame substanz aus humanen makrophagen |
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DE19914124758 DE4124758A1 (de) | 1991-07-25 | 1991-07-25 | Antitumorwirksame substanz aus humanen makrophagen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4124758A1 true DE4124758A1 (de) | 1993-01-28 |
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DE19914124758 Withdrawn DE4124758A1 (de) | 1991-07-25 | 1991-07-25 | Antitumorwirksame substanz aus humanen makrophagen |
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Country | Link |
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JPS6019720A (ja) * | 1983-07-14 | 1985-01-31 | Yamanouchi Pharmaceut Co Ltd | ヒト内来性癌制御因子およびその製造法 |
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- 1991-07-25 DE DE19914124758 patent/DE4124758A1/de not_active Withdrawn
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WO1993002205A1 (de) | 1993-02-04 |
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