DE4111683A1 - Werkstoff fuer elektrische kontakte aus silber mit kohlenstoff - Google Patents
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Description
Kontaktwerkstoffe auf der Basis von Silber mit Kohlenstoff,
insbesondere mit Graphit, haben im Bereich der Schutzschalter
in der Niederspannungs-Energietechnik weite Verbreitung ge
funden, weil sie eine hohe Sicherheit gegen ein Verschweißen
der Kontakte bieten. In der Mehrzahl der Fälle enthält der
Kontaktwerkstoff den Kohlenstoff in Pulverform. Da Silber
und Kohlenstoff weder im festen noch im flüssigen Zustand in
einander löslich sind, können solche Werkstoffe nur auf pul
vermetallurgischem Wege hergestellt werden. Es ist bekannt,
Silberpulver und Graphitpulver miteinander zu mischen, aus
der Mischung Einzelteile zu pressen, zu sintern und nachzu
pressen oder aus der Pulvermischung Blöcke kaltisostatisch
zu pressen, zu sintern und durch Strangpressen umzuformen,
wobei die Graphitpartikel in Strangpreßrichtung ausgerichtete,
längliche Agglomerate bilden, siehe die von der Anmelderin
herausgegebene Firmenschrift "GRAPHOR Kontaktwerkstoffe aus
Silber-Graphit", mit dem Druckvermerk 4/90.
Der sehr hohen Verschweißresistenz der Silber-Graphitwerkstoffe
steht allerdings eine unbefriedrigende Abbrandfestigkeit als
Nachteil gegenüber. Mit zunehmendem Graphitgehalt steigt nicht
nur die Verschweißresistenz, sondern auch der Abbrand. Hohe
Verschweißresistenz und niedriger Abbrand sind demnach bei
Silber-Graphit-Kontaktwerkstoffen einander ausschließende
Forderungen.
Das Graphitpulver bewirkt im Kontaktwerkstoff eine Art Dis
persionshärtung, so daß der Werkstoff wenig duktil ist und
eine nachträgliche Formgebung der Kontaktstücke sehr aufwendig
ist.
Wird der Kohlenstoff in Form von Graphit-Fasern in den Werk
stoff eingebracht, wie in der US-PS 46 99 763 offenbart,
die zur Bildung des Oberbegriffs des Anspruchs 1 herange
zogen wurde, so wird ein Kontaktwerkstoff erhalten, der so
wohl einen geringeren Abbrand zeigt als auch duktiler ist
als ein Werkstoff auf der Basis von Silber mit Graphitpulver.
Fatalerweise ist jedoch die Verschweißresistenz eines Werk
stoffes, welcher das Graphit nicht in Form von Pulver, son
dern in Form von Fasern enthält, so sehr verschlechtert,
daß man seinen Einsatz als Kontaktwerkstoff guten Gewissens
kaum empfehlen kann, denn es ist ja gerade die hohe Verschweiß
resistenz der Werkstoffe aus Silber mit Graphitpulver, die diese
Werkstoffe als Kontaktwerkstoffe für die Niederspannungs-Energie
technik interessant macht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Kontaktwerkstoff
auf der Basis von Silber mit Kohlenstoff bzw. Graphit zu schaffen,
der in Bezug auf Abbrand und Verarbeitbarkeit den bekannten
Kontaktwerkstoffen auf der Basis von Silber und Graphitpulver
überlegen ist, dabei aber in Bezug auf die Verschweißresistenz
nicht die gravierenden Nachteile eines Kontaktwerkstoffes auf der
Basis von Silber und Kohlenstoff-Fasern aufweist.
Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Werkstoff mit den im An
spruch 1 angegebenen Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen der
Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
Der erfindungsgemäße Kontaktwerkstoff zeichnet sich dadurch aus,
daß in ihm der Kohlenstoff in Gestalt von Fasern in Kombina
tion mit einem Anteil in Gestalt eines Pulvers vorliegt. Über
raschenderweise hat es sich gezeigt, daß bei dem erfindungsge
mäßen Werkstoff die Werte für den Abbrand und die Verschweiß
resistenz wesentlich günstiger liegen als es sich bei den ge
wählten Verhältnissen von Kohlenstoffasern zu Kohlenstoffpulver
in Anwendung der Mischungsregel ergeben würde; die kombinierte
Verwendung von Kohlenstoffasern und Kohlenstoffpulver
führt zu einem Effekt, der aus der bekannten Wirkung der
Einzelkomponenten nicht vorhersehbar war.
Der Gehalt an Kohlenstoffasern darf nicht zu gering sein,
weil sonst der günstige Einfluß auf die Verringerung des
Abbrandes und die Steigerung der Duktilität zu niedrig sind.
Demgegenüber darf der Anteil des Kohlenstoffpulvers nicht zu
gering sein, weil sonst die Verschweißfestigkeit unzureichend
ist. Andererseits darf der Gehalt an Kohlenstoffpulver nicht
zu hoch sein, weil sonst der Werkstoff zu schlecht verform
bar ist. Diese Gesichtspunkte führen dazu, daß bei einem
Gesamtkohlenstoffgehalt von 0,5 bis 10 Gew.-% das Massenver
hältnis des Kohlenstoffpulvers zu den Kohlenstoffasern auf
Werte zwischen 10 : 1 und 1 : 10, vorzugsweise auf Werte zwischen
1 : 3 und 3 : 1, beschränkt ist. Gleichzeitig sollte dafür ge
sorgt werden, daß das Kohlenstoffpulver nicht nur von der
Teilchenform her, sondern auch von der Teilchengröße her
deutlich von den Fasern bzw. deren Bruchstücken unterscheid
bar ist, denn das begünstigt sehr die Erzielung des erfin
dungsgemäßen Effekts. Die Fasern sollen im Kontaktmaterial in
der Länge mindestens doppelt so groß sein wie die Pulver
teilchen im Durchmesser sind. Vorzugsweise liegt die Faser
länge größenordnungsmäßig um den Faktor 10 bis 100 über
dem mittleren Durchmesser der Kohlenstoff-Pulverteilchen.
Die Fasern sollen im Durchmesser mindestens doppelt so
groß sein wie es die Pulverteilchen im Mittel sind. Zweck
mäßigerweise liegt der Faserdurchmesser im Bereich von 1
bis 50 µm, vorzugsweise im Bereich von 4 bis 25 µm. Als
Kohlenstoff- oder Graphitpulver können handelsübliche Pul
ver mit einem mittleren Teilchendurchmesser von 0,2 bis
40 µm, vorzugsweise von 1 bis 10 µm verwendet werden.
Die Kohlenstoffasern bzw. die Graphitfasern können nach
bekannten Verfahren hergestellt werden. Die Länge, in
welcher sie eingesetzt werden, muß so klein sein, daß
sich die Fasern mit dem Silberpulver gleichmäßig mi
schen lassen. Geeignet sind Fasern mit einer Länge von 30
bis 6000 µm, vorzugsweise werden die Fasern in Längen von
nicht mehr als 500 µm eingesetzt. Durch den Preßvorgang,
insbesondere durch den vorzugsweise nachgeschalteten Strang
preßvorgang werden die Fasern in kleinere Stücke zer
brochen, so daß die mittlere Faserlänge im fertigen Kontakt
werkstoff geringer ist als die mittlere Ausgangslänge der
Fasern.
Der grobe Faseranteil im Kontaktwerkstoff sorgt für dessen
Duktilität und Abbrandfestigkeit; für die angestrebte Ver
schweißfestigkeit sorgt in Kombination mit dem Faseranteil
der pulverige Feinanteil des Kohlenstoffs, der zu diesem
Zweck wesentlich geringer sein kann als in einem Werkstoff,
welcher keine Kohlenstoffasern, sondern nur Kohlenstoff- bzw.
Graphitpulver enthält.
Die Metallmatrix des erfindungsgemäßen Werkstoffs besteht
zweckmäßigerweise aus Silber; sie kann auch aus einer Sil
berbasislegierung bestehen, d. h. aus einer überwiegend
aus Silber bestehenden Legierung, deren anderer Legierungs
partner nach Art und Menge so ausgewählt wird, daß er
die elektrische Leitfähigkeit nicht zu sehr herabsetzt. Ins
besondere eignen sich als Legierungsmetalle des Silbers
Kupfer und Nickel. Statt diese Metalle zuzulegieren, kann
man sie auch pulvermetallurgisch mit dem Silber verbinden.
Der Kohlenstoffgehalt im Werkstoff sollte 10 Gew.-% nicht über
schreiten, dabei ist zu beachten, daß die Dichte des Kohlen
stoffs mit nur ca. 2 g/cm3 geringer ist als die von Silber, so
daß der Volumenanteil des Kohlenstoffs wesentlich höher ist
als sein Gewichtsanteil. Bei einem Gehalt von mehr als 10 Gew.-%
Kohlenstoff wird der Werkstoff zu spröde, bei einem Gehalt
von weniger als 0,5 Gew.-% Kohlenstoff ist dessen Wirkung
auf die Verbesserung der Verschweißsicherheit zu gering.
Zur Verminderung des Abbrandes enthält der erfindungsgemäße
Werkstoff vorzugsweise nicht mehr als 2 Gew.-% eines oder
mehrerer Zusatzmetalle, namentlich Wismut, Calzium, Blei,
Antimon und/oder Tellur. Metallische Zusätze zu einem Sil
ber-Graphitwerkstoff offenbart zwar bereits die US-PS 46 99 763;
es handelt sich dort jedoch um Nickel, Eisen, Kobalt,
Kupfer und/oder Gold, mit welchen nicht der Abbrand ver
ringert, sondern das Zusammensintern der Pulverteilchen
erleichtert werden soll (sie dienen als Benetzungshilfe).
Das Zusatzmetall wird vorzugsweise in einer Menge von
wenigstens 0,05% verwendet. Geringere Zusätze zeigen
keinen nennenswerten Effekt. Mehr als 2 Gew.-% des Zusatz
metalls sollten nicht hinzugefügt werden, weil sonst die
elektrische Leitfähigkeit des Kontaktwerkstoffs zu stark
absinkt.
Der optimale Kohlenstoffgehalt liegt zwischen 2 und 7 Gew.-%,
das optimale Massenverhältnis von Kohlenstoffasern zu Kohlen
stoffpulver zwischen 1 : 1 und 3 : 1.
Der Kohlenstoff kann in unterschiedlicher Modifikation eingesetzt
werden, das Pulver z. B. in Form von Ruß. Am günstigsten verhält
sich der Werkstoff, wenn sowohl das Kohlenstoffpulver als auch
die Kohlenstoffasern aus Graphit bestehen.
Der erfindungsgemäße Kontaktwerkstoff hat nicht nur den Vor
teil, Verschweißresistenz und niedrigen Abbrand optimal mit
einander zu verbinden, durch seine Duktilität ist er auch lei
chter zu verarbeiten, insbesondere nachträglich zu verformen,
was die Herstellung von Kontaktstücken und deren Verbindung
mit Kontaktträgern erleichtert und verbilligt.
Weil der erfindungsgemäße Werkstoff so duktil ist, kann man
sogar auf einfache Weise Halbzeuge aus dem erfindungsgemäßen
Werkstoff herstellen, die von vornherein einen Silberrücken
haben, den sie benötigen, um auf Kontaktträger aufgelötet oder
aufgeschweißt werden zu können. Ein solches Verbundhalbzeug
kann einfach durch Verbundstrangpressen hergestellt werden,
indem man einen vorzugsweise zylindrischen Block aus dem er
findungsgemäßen Werkstoff mit Silber ummantelt und dann in
eine Rückwärtsstrangpresse einlegt, die einen Verbundstrang
erzeugt, der noch in der Matrize der Strangpresse oder danach
längs geteilt wird. Alternativ kann der Block auch mit einem
AgNi-Werkstoff ummantelt werden. In dieser Ausführungsform
ergeben sich zusätzliche technologische Vorteile beim Auf
bringen der Kontaktplättchen auf Kontaktträger durch Wider
standsschweißen.
96,2 Gew.-% handelsübliches Silberpulver, 2,3 Gew.-%
graphitierte Kohlenstoffasern mit einem Durchmesser von
15 µm und 1,5 Gew.-% Graphitpulver mit einem mittleren
Teilchendurchmesser von 2 µm werden trocken gemischt,
kaltisostatisch zu einem Bolzen gepreßt, der Bolzen unter
Schutzgas gesintert, mit einem Mantel aus Silber mit 10 Gew.-%
Nickel umgeben und durch Rückwärtsverbundstrangpressen
zu Bändern mit einer Dicke von 2,5 mm und einer Breite
von 20 mm verarbeitet, welche anschließend auf eine End
dicke von 0,8 mm abgewalzt werden. Diese Bänder können ent
sprechend der gewünschten Kontaktbreiten längsgeteilt,
die Kontaktstücke abgehackt und ohne weiteres auf Kontakt
träger aufgeschweißt werden.
Ein parallel zur Strangpreßrichtung gelegter Schliff
dieses Werkstoffs ist in den Fig. 3 und 4 abgebildet;
in Fig. 3 mit 50facher Vergrößerung, in Fig. 4 mit
500facher Vergrößerung. Die Kombination des faserigen Grob
anteils mit dem pulverigen Feinanteil des Graphits in der
Silbermatrix ist deutlich zu erkennen.
95 Gew.-% handelsübliches Silberpulver, 3,5 Gew.-%
pyrolytisch hergestellte Kohlenstoffasern, 1 Gew.-%
Graphitpulver mit einer mittleren Teilchengröße von
ca. 1 µm sowie 0,5 Gew.-% Wismutpulver werden mitein
ander gemischt und dann mit den im ersten Beispiel an
gegebenen Schritten zu einem bandförmigen Kontakthalb
zeug weiter verarbeitet.
Zum Vergleich wurden zwei bandförmige Kontakthalbzeuge her
gestellt, welche dieselbe Zusammensetzung hatten wie im Bei
spiel 1, wobei jedoch der Gesamtkohlenstoffgehalt von 3,8%
im einen Fall nur aus Graphitpulver und im anderen Fall nur
aus graphitierten Kohlenstoffasern bestand. Diese Halbzeuge
wurden hinsichtlich Abbrand und Verschweißresistenz mit dem
Halbzeug gemäß Beispiel 1 verglichen. Die Ergebnisse sind
in den Fig. 1 und 2 dargestellt. Fig. 1 zeigt, daß die
Schweißkräfte beim erfindungsgemäßen Halbzeug wesentlich
dichter bei denen des Vergleichshalbzeugs liegt, der nur
Kohlenstoffpulver enthält als bei dem Vergleichshalbzeug,
welches nur Kohlenstoffasern enthält. Fig. 2 zeigt, daß
das erfindungsgemäße Halbzeug im Abbrand fast genausogut
ist wie das vergleichsweise hergestellte Halbzeug, welches
nur Kohlenstoffasern enthielt.
Claims (11)
1. Pulvermetallurgisch hergestellter Werkstoff oder
stranggepreßtes Halbzeug für elektrische Kontakte aus
Silber oder aus einem metallischen Silberbasiswerkstoff mit
0,5 bis 10 Gew.-% Kohlenstoff und 0 bis 2 Gew.-% eines
Zusatzmetalls,
dadurch gekennzeichnet, daß er Kohlenstoffpulver in Kombi
nation mit Kohlenstoffasern im Massenverhältnis von 10 : 1
bis 1 : 10 enthält, wobei der Durchmesser der Pulverteilchen
im Mittel weniger als die Hälfte der Länge der Fasern be
trägt.
2. Werkstoff nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Faserlänge größenordnungs
mäßig um den Faktor zehn bis hundert über dem mittleren Durch
messer der Pulverteilchen liegt.
3. Werkstoff nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser der Fasern,
wenigstens doppelt so groß ist wie der mittlere Durchmesser
der Kohlenstoff-Pulverteilchen.
4. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Faserdurchmesser größen
ordnungsmäßig um den Faktor vier bis zwanzig über dem mitt
leren Durchmesser der Pulverteilchen liegt.
5. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß im Mittel der Faserdurch
messer zwischen 4 und 25 µm und der Pulverteilchendurch
messer zwischen 1 und 10 µm liegen.
6. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Massenverhältnis von
Kohlenstoffasern zu Kohlenstoffpulver zwischen 1 : 3 und 3 : 1,
vorzugsweise zwischen 1 : 1 und 3 : 1 liegt.
7. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gesamtkohlenstoffgehalt
2 bis 7 Gew.-% beträgt.
8. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Silberbasiswerkstoff
Kupfer und/oder Nickel enthält.
9. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Zusatzmetall eines oder
mehrere der Metalle Bi, Ca, Pb, Sb und Te enthält.
10. Werkstoff oder Halbzeug nach einem der vorstehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Zusatzmetall in einer
Menge von mindestens 0,05 Gew.-% vorhanden ist.
11. Halbzeug nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß es einen Rücken aus Silber
oder Silber/Nickel hat, der durch Verbundstrangpressen
mit dem Silberbasis-Kohlenstoff-Werkstoff verbunden ist.
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