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Verfahren zur Herstellung von Rübensaft. Die Erfindung bezieht sich
auf die Herstellung von Rübensaft, der insbesondere als l:ahrungs- und Genußmittel
dienen soll. Man hat bisher Rübensaft in verschiedener Weise gewonnen. Bei gewissen
lierstehungsverfahren werden die in geeigneter Weise aus den Rüben gewonnenen Rohsafte
zwecks Entfernung oder Zerstörung schlechtschmeckender und -riechender Stoffe verschiedenartigen
Behandlungen 'unterworfen, um dann unter Zusatz bestimmter Inversionsmittel in der
Wärme bis zum gewünschten Grade invertiert zu werden.
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Die Lrfindung betrifft ein besonderes Invertierungsverfahren für solche
Rübensäfte; das Verfahren kann auch bei anderen sauer reagierenden zuckerhaltigen
Säften angewendet werden.
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Bei den bisherigen Verfahren wurde der mehr oder weniger eingedickte
und vorinvertierte Rübensaft in ein heizbares Gefäß gebracht und mit einem Zusatz
eines Inversionsmittels, gewöhnlich einer Säure, versehen. Hierzu wurden vielfach
starke Säuren, wie Salzsäure oder Schwefelsäure, benutzt, deren Menge mit Rücksicht
auf den empfindlichen Geschmack des zu erhaltenden Produkts von Fall zu Fall genau
vorgeschrieben war. Nach dem Säurezusatz wurde so lange erhitzt, bis der jeweils
gewünschte Invertierungsgrad erreicht war. Darauf wurde der Saft abgelassen, und
eine frische Menge wurde in das Invertierungsgefäß eingebracht.
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Es ist nun gefunden worden, daß man die Invertierungsarbeit sehr beschleunigen
und vereinfachen kann, wenn das Gefäß der Invertierung des Saftes nicht vollkommen
entleert und dann von neuem mit rohem Saft unter neuem Säurezusatz beschickt wird,
sondern wenn man das Gefäß nur zum Teil entleert und dem zurückbleibenden invertierten
Saft eine mehr oder weniger große Menge noch unbehandelten Saftes hinzufügt. Die
Beschleunigung der Invertierung ist um so größer, je größer das Verhältnis der in
dem Behälter zurückbleibenden Menge fertig invertierten Saftes im Verhältnis zur
frisch zugesetzten Menge ist. Uierbei ist gefunden worden, daß die Beschleunigung
der Invertierung nicht nur proportional mit der Vergrößerung des Verhältnisses fertiger
Säfte zu unbehandeltem Saft steigt, sondern viel stärker zunimmt, als die Zusatzmenge
des frischen Saftes abnimmt. Man kann also, wenn man jeweils eine verhältnismäßig
kleine Zusatzmenge zu der fertig invertierten Saftmenge hinzugibt, eine sehr viel
größere Menge invertierten Saftes in der Zeiteinheit erhalten, als dies bisher möglich
war.
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Es ist weiter gefunden worden, daß ohne praktische Beeinträchtigung
des Erfolges bei dieser Art der Arbeitsweise ein weiterer neuer Zusatz von Säure
zu dem neu hinzugefügten rohen Saft überflüssig ist. Es genügt vollkommen, wenn
zur ersten Einleitung der Invertierung ein gewisser Zusatz von Säure gegeben-wird,
und wenn dann die Temperatur beispielsweise auf 9o bis roo° gebracht und gehalten
wird. Werden dann nach der Erreichung des gewünschten Inver tierungsgrades gewisse
Mengen des fertigen Erzeugnisses
abgelassen und andere unbehandelte
Mengen dafür aufgefüllt, ohne daß ein neuer Zusatz von Säure erfolgt, so sinkt zwar
die Azidität des Gemisches iin Augenblick etwas, bleibt aber dann, wenn wiederum
nach dein Erreichen des gewünschten Invertierungsgrades ein aberinaliges Ablassen
einer gewissen Menge fertigen Erzeugnisses und weiteres Auffüllen mit unbehandeltem
Saft erfolgt, dauernd auf -]eieher Höhe stehen, vorausgesetzt, claß sich die Zusammensetzung
des unbehandelten Saftes nicht ändert.
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Man kann das Verfahren so leiten daß in gewissen, vorzugsweise kurzen
Zwischenräumen verhältnismäßig kleine -Mengen des invertierten Saftes abgelassen
und unmittelbar darauf oder gleichzeitig die entsprechende Menge unbehandelten Saftes
zugcsetzt wird. Das Verfahren läßt sich aber auch kontinuierlich durchführen, indem
man auf der einen Seite des Gefäßes oler einer Reihe miteinander verbundener Gefäße
unbehandelten Saft ;lauernd zufließen und an der anderen Seite den invertierten
Saft dauernd abfließen läßt.
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Es bildet sich sehr bald ein Gleichgewichtszustand der Azidität heraus,
der zur schnellen Invertierung genügt. Es ist festgestellt worden, daß die Azidität
bei gewissen Rübensäften während der Invertierung etwa die doppelte Höhe der Azidität
des unbehandelten rohen Rü::ensaftes auf gleiche Dichte berechnet, beträgt.
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Es ist zweckmäßig, die Azidität des Saftes bzw. den Grad der lnvertwrung
während des Betriebes von Zeit zu Zeit durch Probenentnahine zu prüfen, was in bekannter
einfacher Weise geschehen kann, um dann gegebenenfalls die Zufluß- bzw. die Abflußmenge
zu regeln.
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Es ist überraschend, wie gleichmäßig bei Zufuhr von gleich zusammengesetztem
neuen Saft die Azidität bleibt. Vermutlich bilden sich freie organische Säuren (Fruchtsäuren
aus den organischen Nichtzuckerstoffen) besonders bei den vorzugsweise zur Anwendung
kommenden Temperaturen von etwa 9o bis ioo°, und diese Säuren genügen vollständig,
um die Invertierung der Saccharose glatt und schnell vor sich gehen zu lassen.
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Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß finit fortschreitender
Invertierung auch die Azidität zunimmt und damit die Beschleunigung, mit der die
Saccharose in Invertzucker umgewandelt wird. Die Invertierungskurve verläuft anfangs
längere Zeit ziemlich gerade, steigt dann rascher an und geht schließlich steil
aufwärts. Man wird also zweckmäßig dafür zu sorgen haben, daß keine zu starke Verdünnung
mit unbehandeltem Saft in irgendeinem Augenblick des Dauerprozesses erfolgt, sondern
daß immer verhältnismäßig große Mengen weit invertierten Saftes in dem Gefäß anwesend
sind.
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Trotzdem gelingt es, nach dem vorliegenden Verfahren mit Gefäßen von
gegebener Größe in einer bestimmten Zeit erheblich größere Mengen von Saft fertigzustellen,
als es bisher in dieser Zeit möglich war. Man kann sogar die Gefäße nicht unbeträchtlich
verkleinern und doch noch größere Durchsatzmengen erreichen. Ferner bat das Verfahren
den Vorteil, daß außer der zur Einleitung benutzten verhältnismäßig geringen Säuremenge
der weitere bisher übliche Säurezusatz gespart wird, was außer der Kostenersparnis
in gewissen Fällen auch noch den Vorteil hat, daß das Produkt praktisch keine Fremdstoffe
enthält, deren Anwesenheit in besonderen Fällen unerwünscht sein könnte.