DE3909520A1 - Feste, schnell zerfallende darreichungsformen - Google Patents
Feste, schnell zerfallende darreichungsformenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Brausetabletten für die Herstellung einer peroral
applizierbaren, wäßrigen Suspension von Diclofenac oder Salzen davon mit
sofortiger oder verzögerter Freigabe des Wirkstoffs; die durch Zerfall
dieser Darreichungsform in wäßriger Phase erhältliche Suspension; das in
der Brausetablette bzw. in der daraus herstellbaren wäßrigen Suspension
enthaltene feingemahlene Diclofenac oder ein Salz davon mit permeabler,
quellfähiger Beschichtung; Verfahren zur Herstellung der Brausetabletten
sowie deren Verwendung.
Für die Behandlung von schmerzhaften entzündlichen Krankheiten, z.B.
Rheumatismus, stehen verschiedene Arzneimittel mit unterschiedlicher
Struktur zur Verfügung, insbesondere nicht-steroidale Antiinflammatorika
(NSAID). Zu dieser Wirkstoffgruppe zählt das in Wasser schwerlösliche
Diclofenac, dessen ebenfalls schwerlösliches Natriumsalz unter dem
Handelsnamen VOLTAREN (Ciba-Geigy) erhältlich ist.
Perorale Darreichungsformen von NSAID wie Tabletten, welche im Magen
zerfallen, sind problematisch, da beim Zerfall eine lokale Überkonzen
tration aufgrund zu langsamer Diffusion und unzureichender Verteilung des
Wirkstoffs im Magensaft auftreten kann, mit dem Risiko einer Reizung der
Magenschleimhaut und Ulcus bei längerer Verabreichung. Daher soll die
Einnahme von Tabletten mit NSAID bei Mahlzeiten stattfinden, damit die
sonst nur durch Diffusion bewirkte Verteilung durch Konvektion des
Wirkstoffs schneller und gleichmäßiger erfolgt.
Es besteht ein Bedürfnis nach neuen oralen Darreichungsformen von NSAID,
welche zeitlich unabhängig auch bei Einnahme außerhalb der Mahlzeiten
eine gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs im Magensaft bewirken und
damit das Risiko der Schädigung der Magenschleimhaut durch erhöhte
Konzentrationen mindern können. Solche Darreichungsformen sollten
außerdem eine günstigere Verwendung von Diclofenac als Analgetikum
erlauben, indem deren Einnahme jeweils gleich bei Auftreten von schmerz
haften Zuständen erfolgen kann ohne daß gerade dann eine Mahlzeit
abgewartet werden muß.
Für Acetylsalicylsäure als schwerlösliches NSAID mit ausgeprägter
analgetischer Wirkung steht seit langem eine Brauseformulierung zur
Verfügung, z.B. Alka-Seltzer Brausetabletten (Bayer AG) mit Calcium
carbonat als Hilfsstoff. Beim Auflösen solcher Brausetabletten bildet
sich ein geschmacksneutrales, wasserlösliches Calciumsalz. Die vollstän
dige Verteilung dieses löslichen Salzes in Wasser bewirkt nach Einnahme
der Lösung im Magensaft eine schnell eintretende analgetische Wirkung bei
vermindertem Risiko der Schädigung der Magenschleimhaut aufgrund einer
niedrigen Konzentration in einem großen Flüssigkeitsvolumen.
Für das NSAID Diclofenac und auch für seine Salze hat bisher keine
geeignete analoge Brauseformulierung und auch keine andere schnell
zerfallende Formulierung, wie z.B. Pulver oder Granulate, zur Verfügung
gestanden, da sich beim Zerfall solcher Darreichungsformen der Wirkstoff
nicht in die therapeutisch geeignete Form eines wässerlöslichen Salzes
mit neutralen Geschmackseigenschaften überführen läßt. Generell läßt
der bittere Geschmack des Wirkstoffs solche Formulierungen als ungeeignet
erscheinen.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine neuartige und
therapeutisch vorteilhaftere Formulierung für den schwerlöslichen
Wirkstoff Diclofenac mit schnellem Zerfall und verbesserten geschmack
lichen Eigenschaften herzustellen. Diese Formulierung soll bei ihrem
Zerfall eine gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs in wäßriger Phase
bewirken, ohne dessen bitteren Geschmack spürbar werden zu lassen.
Diese Aufgabe wird durch die vorliegende Erfindung gelöst, welche eine
feste, schnell zerfallende Darreichungsform in Form von Brausetabletten
für die Herstellung einer peroral applizierbaren, wässrigen Suspension
enthaltend feingemahlenes Diclofenac mit einer für Wasser permeablen,
quellbaren Beschichtung oder ein entsprechend beschichtetes pharmazeu
tisch annehmbares Salz und pharmazeutisch annehmbare Hilfsstoffe zum
Gegenstand hat.
Die Erfindung betrifft bevorzugt Brausetabletten enthaltend Diclofenac
mit einer durchschnittlichen Partikelgröße kleiner als 200 µm, insbe
sondere kleiner als 100 µm, für Brauseformulierungen geeignete Hilfs
stoffe, Suspensionshilfsstoffe und gegebenenfalls weitere pharmazeutische
Hilfsstoffe.
Durch Zugabe von Wasser zur Brausetablette entsteht unter Entwicklung von
CO2-Gas eine Suspension, welche in der zur Einnahme der Suspension
benötigten Zeitspanne von ca. 5-10 Minuten ohne Sedimentation von
Feststoff stabil ist und neutralen oder angenehmen Geschmack besitzt.
Durch eine Beschichtung mit hoher Permeabilität, z.B. Polyvinylpyrrolidon
oder magensaftlöslichem Dimethylaminoäthylmethacrylat-Methacrylsäure
ester-Copolymerisat vom Typ EUDRAGIT E (Röhm Pharma) und geeigneter
Schichtdicke, läßt sich Diclofenac nach Zerfall der Darreichungsform in
Wasser suspendieren und noch im Magen freisetzen. Die schnelle Freigabe
des Wirkstoffs ist von Bedeutung, wenn schmerzhafte Zustände sofort bei
Auftreten innerhalb kurzer Zeit zu behandeln sind und rascher Wirkungs
eintritt mit höheren Dosen unter weitgehender Vermeidung des Risikos der
Schädigung der Magenschleimhaut erwünscht ist. Durch Wahl einer Beschich
tung mit geringerer Permeabilität, z.B. Acrylsäureester-Methacrylsäure
ester-Copolymerisat vom Typ EUDRAGIT NE und gegebenenfalls größerer
Schichtdicke, läßt sich die Wirkstoffabgabe im Magen verzögern bei
entsprechender Verlängerung der Wirkungsdauer. Die verzögerte Abgabe des
Wirkstoffs ist bei der Verwendung von Diclofenac als Antirheumatikum bei
Langzeittherapie von Bedeutung. Oral verabreichbare, wäßrige Suspen
sionen mit verzögerter Freigabe von Diclofenac stellen eine wegen ihrer
leichteren und bequemeren Einnehmbarkeit vorteilhafte Alternative zu den
üblichen Tabletten mit resistenter Lackschicht dar.
Die weiter vorn und im folgenden verwendeten Begriffe und Ausdrücke sind
im Rahmen der Beschreibung der vorliegenden Erfindung wie folgt defi
niert:
Die Brausetabletten gemäß vorliegender Erfindung zerfallen unter
Entwicklung von CO2-Gas in Wasser innerhalb von drei Minuten, bevorzugt
innerhalb von einer Minute. Dabei bildet sich eine leicht trübe wäßrige,
trinkbare Suspension des Wirkstoffs mit neutralem oder sogar angenehmem
Geschmack. Die Suspension ist unmittelbar nach dem vollständigen Zerfall
der Brausetablette einzunehmen.
Diclofenac, o-(2,6-Dichloranilino)-phenylessigsäure, ist in der Brause
tablette als freie Säure oder als pharmazeutisch annehmbares Salz
enthalten.
Ein pharmazeutisch annehmbares Salz von Diclofenac ist insbesondere ein
Alkalimetallsalz, z.B. das Natriumsalz, siehe Merck Index Tenth Edition
No. 3066, oder das Kaliumsalz.
Feingemahlenes Diclofenac hat eine bevorzugte durchschnittliche Teil
chengröße kleiner als 200 Mikrometer und ist insbesondere mit einer
Teilchengröße kleiner als 100 Mikrometer mikronisiert. Zur Herstellung
von Partikeln mit dieser Teilchengröße bedient man sich der üblichen
Zerkleinerungstechniken, z.B. Mahlen in einer Luftstrahl-, Kugel- oder
Vibratormühle oder nach an sich bekannten Verfahren in einem Ultraschall
desintegrator, z.B. vom Typ Branson Sonifier, z.B. wie in J. Pharm.
Sci. 53 (9) 1040-45 (1965) beschrieben, oder mittels hochtourigem Rühren
einer Suspension, z.B. mit einem Rührer des Typs Homorex der
Fa. Brogli & Co., Basel.
Das feingemahlene Diclofenac bzw. ein pharmazeutisch annehmbares Salz
davon ist mit einer permeablen, quellbaren Beschichtung versehen, welche
aus einem elastischen, filmähnlichen Material besteht, das für Wasser
bzw. wäßrige Körperflüssigkeit, wie Magen- oder Darmsaft, durchlässig
und in diesen Flüssigkeiten quellbar und/oder löslich ist.
Elastische, filmähnliche Materialien mit Wasserdurchlässigkeit sind z.B.
hydrophile Gemische von Polyvinylpyrrolidon oder eines Copolymerisates
von Polyvinylpyrrolidon und Polyvinylacetat mit Hydroxypropylmethylcellu
lose, Gemische von Polyvinylpyrrolidon mit Polysorbaten, z.B. Poly
sorbat 80, Gemische von Schellack mit Hydroxypropylmethylcellulose,
Polyvinylacetat oder dessen Copolymeren mit Polyvinylpyrrolidon, oder
Gemische von wasserlöslichen Cellulosederivaten, wie Hydroxypropylmethyl
cellulose, und wasserunlöslicher Äthylcellulose. Diese eigentlichen
Beschichtungsmittel können, wenn erwünscht, im Gemisch mit anderen
Hilfsstoffen, wie Talk, Netzmitteln, z.B. Sorbaten (z.B. zur Erleich
terung des Auftrags) verwendet werden.
Elastische, filmähnliche Materialien sind insbesondere hydrophiles
Polyvinylpyrrolidon (PVP-Povidone mit einem mittleren Molekulargewicht
von ca. 10 000-700 000) hydrophile, partiell verätherte Cellulosederivate
und hydrophile Polyacrylate, z.B. Acrylsäurepolymerisate oder Acrylsäure-
Methacrylsäureester-Copolymerisate.
Hydrophile, partiell verätherte Cellulosederivate sind z.B. Nieder
alkyläther der Cellulose mit einem durchschnittlichen molaren Substitu
tionsgrad (MS) größer als eins und kleiner als drei und einem durch
schnittlichen Polymerisationsgrad von ca. 100-5000.
Der Substitutionsgrad ist ein Maß für die Substitution der Hydroxy
gruppen pro Glucoseeinheit durch Niederalkoxygruppen. Der durchschnitt
liche molare Substitutionsgrad (MS) ist ein gemittelter Wert und gibt die
Anzahl der Niederalkoxygruppen pro Glucoseeinheit im Polymerisat an.
Der durchschnittliche Polymerisationsgrad (DP) ist ebenfalls ein gemit
telter Wert und gibt die durchschnittliche Anzahl an Glucoseeinheiten im
Cellulosepolymerisat an.
Niederalkyläther der Cellulose sind z.B. Cellulosederivate, die an der
Hydroxymethylgruppe (primäre Hydroxygruppe) der die Celluloseketten
bildenden Glucoseeinheit und gegebenenfalls an der zweiten und dritten
sekundären Hydroxygruppe durch C1-C4-Alkylgruppen, insbesondere Methyl
oder Äthyl, oder durch substituierte C1-C4-Alkylgruppen, z.B. 2-Hydroxy
äthyl, 3-Hydroxy-n-propyl, Carboxymethyl oder 2-Carboxyäthyl, substi
tuiert sind.
Geeignete Niederalkyläther der Cellulose sind vorzugsweise Cellulose
derivate, die an der Hydroxymethylgruppe (primäre Hydroxygruppe) der
Glucoseeinheit durch die genannten C1-C4-Alkyl- oder durch substituierte
C1-C4-Alkylgruppen und an der zweiten und gegebenenfalls dritten sekun
dären Hydroxygruppe durch Methyl- oder Äthylgruppen substituiert sind.
Geeignete Niederalkyläther der Cellulose sind insbesondere Methyl
cellulose, Äthylcellulose, Methylhydroxyäthylcellulose, Methylhydroxy
propylcellulose, Äthylhydroxyäthylcellulose, Hydroxyäthylcellulose,
Hydroxypropylcellulose, Carboxymethylcellulose (in Salzform z.B. als
Natriumsalz) oder Methylcarboxymethylcellulose (ebenfalls in Salzform
z.B. als Natriumsalz).
Bevorzugte Niederalkyläther der Cellulose sind Methylcellulose
(DP: ca. 200-1000, MS: ca. 1,4-2,0), Äthylcellulose (DP: ca. 150-1000,
MS: ca. 1,2-1,8), z.B. vom Typ Aquacoat® (FMC Corp.), Hydroxyäthylcellu
lose (DP: ca. 120-1200, MS: ca. 1,2-2,5), Hydroxypropylcellulose
(DP: ca. 200-3000, MS: ca. 1,0-3,0) und Methylhydroxypropylcellulose
(DP: ca. 200-1000, MS: ca. 1,4-2,0), z.B. vom Typ Pharmacoat®
(Shin Etsu Corp.).
Hydrophile Polyacrylate haben ein mittleres Molekulargewicht von
ca. 1,0 × 105 bis 1,0 × 106 und bestehen aus Acrylsäurepolymerisaten oder
Acrylsäure-Methacrylsäure-Copolymerisaten. Die Säuregruppen der Acryl
säure- und/oder Methacrylsäuremonomeren sind teilweise oder vollständig
durch C1-C4-Alkylgruppen verestert, insbesondere Methyl- und/oder
Äthylgruppen, wobei diese Estergruppen durch hydrophile Gruppen,
insbesondere Trimethylammoniumäthyl, ersetzt sein können.
Bevorzugte Polyacrylate sind unter dem registrierten Warenzeichen
EUDRAGIT der Fa. Röhm Pharma Weiterstadt, Bundesrepublik Deutschland,
erhältlich. Besonders bevorzugt sind EUDRAGIT-Handelsformen für schnell
zerfallende Filmüberzüge, z.B. quellbare, permeable Typen auf Acrylsäure
ester-Methacrylsäureester-Copolymerisatbasis, insbesondere Äthylacryl
säureester-Methylmethacrylsäureester-Copolymerisat, vorzugsweise mit
einem mittleren Molgewicht von 800 000, z.B. EUDRAGIT NE 30 D, oder
magensaftlösliche Typen wie EUDRAGIT E. Bei Verwendung von magensaft
resistenten Typen wie EUDRAGIT L oder S läßt sich eine Abgabeverzögerung
erreichen.
Pharmazeutisch annehmbare Hilfsstoffe sind insbesondere für die Stabili
sierung von wässrigen Suspensionen geeignete viskositätserhöhende Stoffe,
welche das Sedimentieren des beschichteten Wirkstoffs Diclofenac inhibie
ren, z.B. natürliche Makromoleküle mit der Bezeichnung Karaya-Gummi, z.B.
vom Typ Carrageen oder Viscarin® (Marine Colloid), Guar-Gummi, z.B.
Galaktomannane vom Typ Meyprogat® (Meyhall Chemical), insbesondere
"Meyprogate" der Standardtypen 30, 60, 90, 120 und 150, Arabisches Gummi,
Natriumalginat oder Tragant, halbsynthetische Makromoleküle, z.B.
mikrokristalline Cellulose vom Typ Avicel® (FMC Corp.), die weiter vorn
genannten Celluloseäther wie Methyl-, Äthyl- oder Propylcellulose,
gegebenenfalls mit funktionellen Gruppen wie Hydroxy- oder Carboxy
gruppen, oder Propylenglycolalginat, synthetische Makromoleküle der
Gruppen Polyoxyäthylen, z.B. vom Typ Polyox® (Union Carbide), Carbowax®
(Goodrich) oder Polyglycol® (Dow Chemical), Carboxypolymethylen, z.B. vom
Typ Carbopol® (Goodrich), Polyvinylalkohol (PVA), z.B. vom Typ Polyviol®
(Wacker) oder Mowiol® (Hoechst), oder Polyvinylpyrrolidon (PVP), z.B. vom
Typ Kollidon® (BASF) oder Plasdone® (GAF), oder kolloidale Silicate, z.B.
kolloide Kieselsäure vom Typ Aerosil® (Degussa) oder Cab-o-Sil® (Cabot).
In Brausetabletten sind neben den üblichen für die Herstellung von
Tabletten verwendeten Hilfsstoffen ein CO2-abgabefähiges Mittel sowie ein
die Abgabe von CO2 induzierendes Mittel enthalten. CO2-abgabefähige
Mittel sind pharmazeutisch annehmbare ein- und zweibasische Salze der
Kohlensäure, z.B. Alkalimetall- oder Alkalimetallhydrogencarbonate, z.B.
Natrium- oder Kaliumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat, sowie
Erdalkalimetallcarbonate, z.B. Calcium- oder Magnesiumcarbonat, oder
Natriumglycincarbonat. Bevorzugt ist Natriumhydrogencarbonat.
Die Abgabe von CO2 induzierende Mittel sind vorzugsweise pharmazeutisch
annehmbare organische Säuren, deren Säureanhydride oder saure Salze,
welche in fester Form vorliegen und sich ohne vorzeitige CO2-Entwicklung
mit dem beschichteten Wirkstoff und den anderen genannten Hilfsstoffen zu
Granulaten oder Tabletten formulieren lassen.
Pharmazeutisch annehmbare Säuren sind z.B. organische Säuren wie Wein
säure, Apfelsäure, Fumarsäure, Adipinsäure, Bernsteinsäure, Ascorbinsäure
oder Maleinsäure. Bevorzugt ist Citronensäure.
Pharmazeutisch annehmbare Säureanhydride sind die entsprechenden An
hydride der genannten organischen Säuren, z.B. Citronensäureanhydrid oder
Bernsteinsäureanhydrid.
Pharmazeutisch annehmbare saure Salze sind z.B. in fester Form vorliegen
de Salze von mehrbasischen Säuren, in denen mindestens noch eine Säure
funktion vorhanden ist, z.B. Natriumhydrogen- oder Dinatriumhydrogen
phosphat.
Es können auch weitere grenzflächenaktive Stoffe oder Netzmittel, sog.
Tenside, bei der Herstellung der Brausetablette zugesetzt werden, z.B.
anionische Tenside vom Typ Alkylsulfat, z.B. Natrium-, Kalium- oder
Magnesium-n-dodecylsulfat, oder nichtionische Tenside vom Typ Fettsäure-
Polyhydroxyalkoholester wie Sorbitanmonostearat oder -palmitat oder
Sorbitantristearat.
Weitere Hilfsstoffe sind z.B. pulverförmige Füllstoffe wie Lactose,
Saccharose, Sorbit, Mannit, Stärke, z.B. Kartoffelstärke, Reisstärke,
Maisstärke, Weizenstärke oder Amylopektin, oder Cellulose, insbesondere
mikrokristalline Cellulose.
Weitere Hilfsstoffe können das Aussehen und die geschmacklichen Eigen
schaften der durch Zerfall der Brausetablette erhältlichen wäßrigen
Suspension verbessern, z.B. Farbstoffe, Zucker oder Süßstoffe.
Die Verwendung von Farbstoffen kann sowohl der Hebung des Aussehens als
auch der Kennzeichnung des Präparates dienen. Geeignete für die Verwen
dung in der Pharmazie zugelassene Farbstoffe sind z.B. Carotinoide,
Eisenoxide oder Chlorophylle.
Zucker und Süßstoffe sind z.B. Saccharose, Xylitol, D-Xylose, D-Glucose,
Sorbitol, Mannit oder Lactose sowie Saccharin-Na, Dulcin, Ammoniumglycyr
rhizinat oder Natriumcyclamat.
Die Brausetablette wird hergestellt, indem man Feststoffteilchen von
Diclofenac feinmahlt, mit einer permeablen, quellbaren Beschichtung
versieht und gegebenenfalls unter Zusatz von pharmazeutischen Hilfsstof
fen tablettiert.
Die Beschichtung von mikronisiertem Diclofenac mit den genannten Be
schichtungsmitteln kann unter Verwendung üblicher Beschichtungstechniken
von feinkörnigem Material erfolgen, indem man z.B. das Beschichtungs
mittel im gewünschten Mengenverhältnis in Wasser oder einem organischen
Lösungsmittel oder in Mischungen davon suspendiert oder löst, z.B. in
Äthanol, Isopropanol, Aceton oder Methylenchlorid, und gegebenenfalls
Hilfsstoffe zusetzt. Diese Lösung oder Dispersion, vorzugsweise 4-6%ig,
wird auf das Diclofenac-Pulver oder Pulvermischungen mit anderen Hilfs
stoffen aufgesprüht, z.B. unter Verwendung bekannter Verfahren wie
Sprühumhüllung in der Wirbelschicht nach Wurster, z.B. gemäß den
Systemen von Aeromatic, Glatt oder Hüttlin (Kugelcoater).
Durch langsames und vollständiges Entfernen des Lösungsmittels und Sieben
des Rückstands auf eine bevorzugte mittlere Teilchengrösse von ca. 50
bis 200 µm erhält man fließfähige Granulate, die man mit den zur Abgabe
von CO2 befähigten Hilfsstoffen wie Natriumhydrogencarbonat und korre
spondierenden, die Abgabe von CO2 induzierenden Hilfsstoffen, wie Citro
nensäure, vermischen kann.
Das Granulat aus dem beschichteten Wirkstoff kann in der weiter vorn
geschilderten Weise mit den für die Herstellung von Brausetabletten
erforderlichen und weiter vorn genannten Hilfsstoffen und Füllstoffen wie
Lactose und Cellulose sowie mit Gleitmitteln wie Polyäthylenglycol
vermischt und das Gemisch zu Brausetabletten komprimiert werden. Wegen
des hohen Hilfsstoffgehalts werden Tablettierungsmaschinen verwendet, die
zur Herstellung von großen Preßlingen mit bis zu ca. 3,5 cm Durchmesser
und bis zu ca. 1 cm Stärke geeignet sind. Gegebenenfalls wird bei der
Komprimierung unter Feuchtigkeitsausschluß oder Schutzgasatmosphäre
gearbeitet. Die Tabletten können einzeln in Folien verpackt werden.
Die Erfindung betrifft bevorzugt Brausetabletten enthaltend Diclofenac
mit einer durchschnittlichen Partikelgröße kleiner als 200 µm und einer
permeablen, quellfähigen Beschichtung, insbesondere kleiner als 100 µm,
für Brauseformulierungen geeignete Hilfsstoffe, Suspensionshilfsstoffe
und gegebenenfalls weitere pharmazeutische Hilfsstoffe.
Die folgenden Beispiele illustrieren die Erfindung ohne diese zu
beschränken.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 32 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 7 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 825 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1160 mg |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 75 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac, der ersten Portion Meyprogat® 150 und
Aerosil® 200 wird mit einer wässrigen Eudragit® NE 30 D-Dispersion in der
Wirbelschicht besprüht und anschließend getrocknet. Zum umhüllten
Wirkstoff wird die äußere Phase, bestehend aus Polyäthylenglycol 8000,
Natriumhydrogencarbonat, Citronensäure, der zweiten Portion
Meyprogat® 150 und mikrokristalliner Cellulose, zugemischt und das
homogene Gemisch auf einer handelsüblichen Tablettiermaschine zu Brause
tabletten (Durchmesser: 19 mm, Dicke: 6 mm) verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 33 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 7 mg |
Lactose, gemahlen | 400 mg |
Polyvinylpyrrolidon (PVP® K 30) | 10 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 700 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 975 mg |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 75 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 100 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac und der ersten Portion Meyprogat® 150 wird
mit einer wäßrigen Eudragit⊗ NE 30 D-Dispersion in der Wirbelschicht
besprüht und anschließend getrocknet. Der umhüllte Wirkstoff wird mit
gemahlener Lactose sowie PVP® K 30 gemischt und mit Wasser granuliert.
Das getrocknete Knetergranulat wird mit der äusseren Phase, bestehend
aus Polyäthylenglycol 8000, Natriumhydrogencarbonat, Citronensäure, der
zweiten Portion Meyprogat® 150 und mikrokristalliner Cellulose vermischt
und zu Brausetabletten verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 33 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 7 mg |
Lactose, gemahlen | 400 mg |
Polyvinylpyrrolidon (PVP® K 30) | 10 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 700 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 950 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac und Meyprogat® 150 wird mit einer wäßrigen
Eudragit® NE 30 D-Dispersion in der Wirbelschicht besprüht und anschlie
ßend getrocknet. Der umhüllte Wirkstoff wird mit gemahlener Lactose sowie
PVP® K 30 gemischt und mit Wasser granuliert. Das getrocknete Kneter
granulat wird mit der äußeren Phase bestehend aus Polyäthylengly
col 8000, Natriumhydrogencarbonat, Citronensäure und mikrokristalliner
Cellulose vermischt und zu Brausetabletten verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac-Natrium (50 mg) | |
Diclofenac-Natrium|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 32 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 7 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 855 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1205 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 20 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac-Natrium, Meyprogat⊗ 150 und Aerosil® 200
wird mit einer wässrigen Eudragit® NE 30 D-Dispersion in der Wirbel
schicht besprüht und anschließend getrocknet. Zum umhüllten Wirkstoff
wird die äußeren Phase bestehend aus Polyäthylenglycol 8000, Natrium
hydrogencarbonat, Citronensäure und mikrokristalliner Cellulose,
zugemischt und das homogene Gemisch auf einer Tablettiermaschine zu
Brausetabletten verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 32 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 25 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 825 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1142 mg |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 75 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Die Herstellung der Brausetablette erfolgt analog Beispiel 1.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 33 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Aquacoat® ECD Feststoff | 20 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 850 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1196 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac, Meyprogat® 150 und Aerosil® 200 wird mit
einer wäßrigen Aquacoat® ECD 30-Dispersion in der Wirbelschicht besprüht
und anschließend getrocknet. Zum umhüllten Wirkstoff wird die äußere
Phase, bestehend aus Polyäthylenglycol 8000, Natriumhydrogencarbonat,
Citronensäure und mikrokristalliner Cellulose, zugemischt und das
homogene Gemisch auf einer Tablettiermaschine zu Brausetabletten verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 36,7 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1,1 mg |
Cellulose-HPM-603 (Pharmacoat®) | 5,5 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 850 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1206,7 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac, Meyprogat⊗ 150 und Aerosil⊗ 200 wird mit
einer wässrigen Pharmacoat⊗-Lösung in der Wirbelschicht besprüht und
anschließend getrocknet. Dem umhüllten Wirkstoff wird die äußere Phase,
bestehend aus Polyäthylenglycol 8000, Natriumhydrogencarbonat, Citronen
säure und mikrokristalliner Cellulose, zugemischt und das homogene
Gemisch auf einer Tablettiermaschine zu Brausetabletten verpreßt.
Brausetablette für Diclofenac (50 mg) | |
Diclofenac|50 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 35 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Eudragit® NE 30 D Feststoff | 50 mg |
Polyäthylenglycol 8000 | 50 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 830 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1184 mg |
Mikrokristalline Cellulose (Acicel® PH 102) | 200 mg |
2400 mg |
Die Herstellung erfolgt analog Beispiel 4.
Messung der Auflösungsgeschwindigkeit
Methode - USP-Paddle, 50 rpm
Medium
- t 60 min. 0,1 n-HCl pH 1,0
- t 60 min. Phosphatpuffer pH 6,8
Medium
- t 60 min. 0,1 n-HCl pH 1,0
- t 60 min. Phosphatpuffer pH 6,8
Resultate:
%Diclofenac nach | |
nach 60 min. | |
4 | |
nach 120 min. | 50 |
nach 240 min. | 77 |
nach 420 min. | 93 |
Brausetablette für Diclofenac (46,5 mg) | |
Diclofenac|46,5 mg | |
Galaktomannan (Meyprogat® 150) | 37 mg |
Kolloidales Siliciumdioxid (Aerosil® 200) | 1 mg |
Polyvinylpyrrolidon K 30 | 10 mg |
Polysorbat 80 | 0,8 mg |
Polyäthylenglycol 8000 Pulver | 60 mg |
Natriumhydrogencarbonat | 700 mg |
Citronensäure, wasserfrei | 1344,7 mg |
Malbit | 200 mg |
2400 mg |
Eine Mischung von Diclofenac, Meyprogat® 150 und Aerosil® 200 wird mit
einer wässrigen Lösung von Polyvinylpyrrolidon K 30 und Polysorbat 80 in
der Wirbelschicht besprüht und anschließend getrocknet. Dem umhüllten
Wirkstoff wird die äußere Phase, bestehend aus Polyäthylenglycol 8000,
Natriumhydrogencarbonat, Citronensäure und Malbit, zugemischt und das
homogene Gemisch auf einer Tablettiermaschine zu Brausetabletten ver
preßt.
Claims (11)
1. Feste, schnell zerfallende Darreichungsform in Form von Brausetablet
ten für die Herstellung einer peroral applizierbaren, wäßrigen Suspen
sion von Diclofenac enthaltend feingemahlenes Diclofenac mit einer für
Wasser permeablen, quellbaren Beschichtung oder ein entsprechend be
schichtetes pharmazeutisch annehmbares Salz und pharmazeutisch annehmbare
Hilfsstoffe.
2. Brausetablette gemäß Anspruch 1 enthaltend mikronisiertes Diclofenac
mit einer durchschnittlichen Partikelgröße kleiner als 200 µm mit
Beschichtung aus Polyvinylpyrrolidon, Celluloseniederalkyläther oder
permeablem, quellbarem Acrylsäureester-Methacrylsäureester-Copolymerisat,
für feste Brauseformulierungen geeignete Hilfsstoffe, Suspensionshilfs
stoffe und gegebenenfalls weitere pharmazeutische Hilfsstoffe.
3. Brausetablette gemäß Anspruch 2 enthaltend mikronisiertes Diclofenac
mit einer durchschnittlichen Partikelgröße kleiner als 100 µm.
4. Brausetablette gemäß Anspruch 2 oder 3 enthaltend mikronisiertes
Diclofenac mit permeabler Beschichtung aus Äthylcellulose oder Methyl
hydroxypropylcellulose, permeablem, quellbarem Äthylacrylsäureester-
Methylmethacrylsäureester-Copolymerisat, für feste Brauseformulierungen
geeignete Hilfsstoffe, Suspensionshilfsstoffe und gegebenenfalls weitere
Hilfsstoffe.
5. Brausetablette gemäß Anspruch 4 enthaltend feingemahlenes Diclofenac
mit einer durchschnittlichen Partikelgröße kleiner als 200 µm und einer
Beschichtung aus permeablem, quellbarem Äthylacrylsäureester-Methylmeth
acrylsäureester-Copolymerisat mit einem mittleren Molekulargewicht von
ca. 800 000, ein pharmazeutisch annehmbares Carbonatsalz und eine
organische Säure, ein kaltwasserlösliches Hydrokolloid als Suspensions
hilfsstoff und gegebenenfalls weitere Hilfsstoffe.
6. Wäßrige Suspension für die perorale Application von Diclofenac
herstellbar durch Zerfall in wäßriger Phase einer festen, schnell
zerfallenden Darreichungsform gemäß Anspruch 1.
7. Mikronisiertes Diclofenac mit Beschichtung aus permeablem, quellbarem
Äthylacrylsäureester-Methylmethacrylsäureester-Copolymerisat oder
Polyvinylpyrrolidon.
8. Verfahren zur Herstellung einer festen, schnell zerfallenden Dar
reichungsform gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
Feststoffteilchen von Diclofenac feinmahlt, mit einer permeablen,
quellbaren Beschichtung versieht und unter Zusatz von pharmazeutischen
Hilfsstoffen tablettiert.
9. Verwendung einer festen, schnell zerfallenden Darreichungsform gemäß
Anspruch 1 zur Herstellung einer peroral applizierbaren, wäßrigen
Suspension von Diclofenac.
10. Feste, schnell zerfallende Darreichungsform gemäß Anspruch 1 zur
Anwendung in einem Verfahren zur Behandlung des menschlichen oder
tierischen Körpers.
11. Feste, schnell zerfallende Darreichungsform gemäß Anspruch 1 zur
Anwendung bei der Behandlung des menschlichen oder tierischen Körpers von
schmerzhaften Zuständen.
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