DE3814759A1 - Sulfonierte aromatische polyaethersulfone - Google Patents
Sulfonierte aromatische polyaethersulfoneInfo
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Description
Die Erfindung betrifft sulfonierte aromatische Polyäther
sulfone, die erhalten werden können durch Sulfonierung von
aromatischen Polyäthersulfonen mittels einer Lösung von
Schwefeltrioxid in konzentrierter Schwefelsäure und unter
Verwendung eines Lösungsmittels für das entsprechende Poly
äthersulfon, wobei als Lösungsmittel konzentrierte Schwefel
säure verwendet wird, wobei der Gehalt an Schwefeltrioxid,
bezogen auf die Gesamtmenge der im Reaktionsgemisch vorlie
genden reinen Schwefelsäure, während der gesamten Dauer der
Sulfonierung auf einem Wert von weniger als 6 Gewichtspro
zent gehalten wird und wobei während der gesamten Reaktions
dauer die Temperatur der Reaktionsmischung niedriger als
+30°C gehalten wird.
Sie betrifft ferner die Verwendung dieser sulfonierten Poly
äthersulfone zur Herstellung von Membranen.
Unter aromatischen Polyäthersulfonen werden hierbei Polymere
verstanden, deren monomere, sich wiederholende Einheiten
mindestens
- a) eine Sulfongruppe zwischen zwei aromatischen Resten und
- b) eine Ätherbindung zwischen zwei aromatischen Resten aufweisen, wobei die beiden aromatischen Reste, zwischen denen sich die Sulfongruppe befindet, jeweils über eine Ätherbindung an einen weiteren aromatischen Rest gebunden sind. Die Verknüpfung der in der monomeren Einheit vorlie genden aromatischen Reste mit den entsprechenden Substitu enten kann jeweils in o-, m-, oder p-Stellung erfolgen. Ge gebenenfalls tragen die aromatischen Reste weitere Substi tuenten, wobei jedoch in jedem aromatischen Rest der Mono mereinheit mindestens ein an den aromatischen Ring gebunde nes Wasserstoffatom vorliegt, das mittels einer Sulfonie rungsreaktion durch die Sulfonsäuregruppe substituiert wer den kann.
Typische Vertreter von solchen Polyäthersulfonen sind Poly
mere, welche die folgende, sich wiederholende, Strukturein
heit aufweisen.
Solche Polymere sind handelsübliche Produkte.
Aromatische Polyäthersulfone (PÄS) sind bekannte Polymere,
die bereits für verschiedene Einsatzgebiete verwendet wur
den, wobei von der guten thermischen, mechanischen und che
mischen Stabilität Gebrauch gemacht wird. Beispiele für Ein
satzgebiete sind Autoteile, Schaltungen und die Verwendung
für Beschichtungen.
Polyäthersulfone wurden auch bereits für die Herstellung von
Membranen verwendet, welche in Stofftrennungsprozessen ein
gesetzt werden. Hierbei macht man von der Stabilität des
Materials z.B. gegen Wasser, Chlor und eine Reihe organi
scher Lösungsmittel Gebrauch. Membranen aus Polyäthersulfo
nen sind beispielsweise in der EP-A- 01 21 911 beschrieben.
Membranen aus solchen Materialien weisen jedoch für eine
Reihe von Einsatzzwecken, bei denen hohe Hydrophilie gefor
dert wird, eine nicht genügende Hydrophilie auf, was sich
beispielsweise in einer zu langsamen Benetzung durch flüs
sige wäßrige Systeme äußert.
Es wurde daher versucht, Polyäthersulfone durch Einführung
ionischer bzw. dissoziierbarer Substituenten zu modifizie
ren. Eine der hierfür angewandten Möglichkeiten besteht in
der Einführung von Sulfonsäuregruppen, die anschließend zu
Salzen umgesetzt werden können. Die Substituierung der aro
matischen Polyäthersulfone erfolgt am aromatischen Ring
system und wird vielfach mit einem Sulfonierungsmittel
durchgeführt. Als Sulfonierungsmittel kann hierbei Chlorsul
fonsäure verwendet werden. Ein entsprechendes Verfahren ist
beispielsweise in der US-PS 45 08 852 beschrieben. Ein Nach
teil bei der Verwendung von Chlorsulfonsäure besteht darin,
daß Nebenreaktionen auftreten. So werden bei dem Verfahren
der genannten US-PS nicht nur sulfonierte, sondern auch
chlorsulfonierte Produkte erhalten. Daneben führt die dort
beschriebene Umsetzung in organischen Lösungsmitteln bei
Temperaturen von mehr als 40°C teilweise zu unerwünschten
vernetzten Polymeren.
Versuche, Polyäthersulfone mit konzentrierter Schwefelsäure
zu sulfonieren, führten zu dem Ergebnis, daß dieses Verfah
ren nur für bestimmte Polymere durchführbar ist, deren Mono
mereinheiten in geeigneter Weise substituiert sind. So ist
der EP-A-00 08 894 zu entnehmen, daß zwar Phenylenreste,
welche in 1.4-Stellung jeweils eine Ätherbindung aufweisen,
durch konzentrierte Schwefelsäure sulfonierbar sind, nicht
jedoch Phenylenreste, welche eine Sulfongruppe und eine
Ätherbindung in p-Stellung zueinander aufweisen. Der Grund
hierfür dürfte in der stark elektronenziehenden Wirkung der
Sulfongruppe liegen. Die EP-A-00 08 894 gibt zwar an, daß
Chlorsulfonsäure oder Oleum auf diese genannten reak
tionsträgen Phenylengruppen einwirken, rät jedoch von der
Verwendung dieser Sulfonierungsmittel ab, da hierbei nur
hohe Sulfonierungsgrade und/oder Polymerabbau zu erreichen
seien. Eine kontrollierbare Sulfonierungsreaktion mit Chlor
sulfonsäure oder Oleum sei nicht möglich. Die gleiche Aus
sage ist der EP-A-01 12 724 zu entnehmen.
Nach den Aussagen der US-PS 37 09 841 gelingt die Sulfonie
rung von Polyäthersulfonen auch mittels Chlorsulfonsäure
oder Oleum, wenn in einem inerten Lösungsmittel gearbeitet
wird. Als geeignete Lösungsmittel werden chlorierte Kohlen
wasserstoffe genannt. Der Nachteil der Verwendung dieser
Lösungsmittel liegt unter anderem in deren Toxizität begrün
det. Auch die Entsorgung gebrauchter Lösungsmittel wirft
Probleme auf.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, sulfonierte aro
matische Polyäthersulfone mit einem niedrigen Anteil an ver
netzten oder durch Abbau entstandenen Nebenprodukten zur
Verfügung zu stellen, insbesondere auch lineare sulfonierte
Polyäthersulfone, die auf Basis folgender monomerer Einhei
ten aufgebaut sind,
wobei im Polymeren ein Teil dieser Phenylenreste durch Sul
fonsäuregruppen substituiert ist. Wie oben angegeben, führen
bekannte Sulfonierungsverfahren zur Herstellung solcher Po
lymerer aus reaktionsträgen Einheiten häufig zu unerwünsch
ten Nebenprodukten.
Die Lösung der Aufgabe besteht in sulfonierten Polyäthersul
fonen gemäß Anspruch 1.
Es wurde überraschenderweise gefunden, daß bei Einhaltung
dieser Maßnahmen eine kontrollierbare Sulfonierung von aro
matischen Polyäthersulfonen möglich ist und Polymerabbau
weitgehend oder völlig vermieden werden kann. Auch reak
tionsträge Polymere der in Anspruch 9 angegebenen Struktur
lassen sich nach dem angegebenen Verfahren kontrolliert sul
fonieren.
Der Sulfonierungsgrad, d.h. der Quotient aus der Gesamtzahl
der Sulfonsäuregruppen im Polymeren und der Gesamtzahl der
sich wiederholenden Monomereinheiten, läßt sich in bequemer
Weise durch gezielte Einstellung der Polymerkonzentration,
der Konzentration an Schwefeltrioxid und der Reaktionsdauer
steuern. Ein sehr einfacher Weg hierzu besteht in der Wahl
der geeigneten Reaktionsdauer, denn die Reaktion kann durch
Zugabe von Wasser zum Reaktionsgemisch oder Eingießen des
Reaktionsgemischs in Wasser jederzeit beendet werden. Bevor
zugt weisen die erfindungsgemäßen sulfonierten Polyäthersul
fone einen Sulfonierungsgrad zwischen 0,01 und 0,6 auf.
Das Verfahren ist zur Sulfonierung von Polyäthersulfonen
geeignet, welche aromatische Reste enthalten und der ein
gangs genannten Definition entsprechen. Unter aromatischen
Polyäthersulfonen werden im Rahmen der vorliegenden Erfin
dung aber auch Copolymere verstanden, in denen - neben
anderen Monomereinheiten - die eingangs genannten
Monomereinheiten vorliegen. Die Substitution von Wasser
stoffatomen durch Sulfonsäurereste findet an den aromati
schen Resten der Polyäthersulfongruppierungen und ggf. auch
an aromatischen Resten anderer Monomereinheiten statt.
Es ist wesentlicher Bestandteil des genannten Verfahrens zur
Herstellung der erfindungsgemäßen Polyäthersulfone, daß da
für Sorge getragen wird, daß während der gesamten Dauer der
Sulfonierung der Gehalt an Schwefeltrioxid einen niedrigeren
Wert als 6 Gew.% besitzt, wobei dieser Wert auf die Gesamt
menge der im Reaktionsgemisch vorliegenden reinen Schwefel
säure bezogen ist.
Der Gehalt an Schwefeltrioxid kann über die eingesetzten
Mengen an Schwefelsäure und Schwefeltrioxid eingestellt wer
den, wobei jedoch ein etwaiger Wassergehalt der verwendeten
Schwefelsäure zu berücksichtigen ist, d.h. der Gehalt an
Schwefeltrioxid wird auf l00%ige wasserfreie Schwefelsäure
bezogen. Falls das Schwefeltrioxid in gelöster Form (Oleum,
rauchende Schwefelsäure) mit konzentrierter Schwefelsäure
vermischt und das Oleum somit hierdurch verdünnt wird, be
zieht sich der Gehalt an Schwefeltrioxid, welcher einzuhal
ten ist, natürlich auf die Summe der Menge an 100% Schwefel
säure, welche aus dem Oleum stammt und der zur Verdünnung
des Oleums verwendeten.
Es ist möglich, daß die eingesetzte konzentrierte Schwefel
säure, welche noch nicht mit Oleum versetzt wurde und/oder
das eingesetzte Polyäthersulfon Wasser enthält. In diesem
Fall reagiert das, z.B. in Form von Oleum zugesetzte, Schwe
feltrioxid zuerst mit Wasser, bevor das Polymer substituiert
wird. Es kann also in diesem Fall mehr Oleum eingesetzt wer
den, d.h. der Anfangsgehalt an Schwefeltrioxid kann höher
sein, als sich aus der Grenze von 6% rechnerisch ergibt.
Erst wenn das Wasser mit Schwefeltrioxid zu Schwefelsäure
umgesetzt ist, beginnt die Sulfonierungsreaktion, während
welcher die angegebene Grenze von 6 Gew.% nicht erreicht
werden darf.
Zweckmäßigerweise arbeitet man sogar deutlich unterhalb die
ser Grenze, nämlich bei weniger als 3 Gew.% ggf. sogar bei
nicht mehr als 1 bis 1,5 Gew.% Schwefeltrioxid während der
gesamten Reaktionsdauer.
Die Einhaltung der Grenze für den Gehalt an Schwefeltrioxid
kann z.B. dadurch erfolgen, daß man vor der Reaktion konzen
trierte SO3-freie Schwefelsäure mit der errechneten Menge
Oleum versetzt, die Mischung kühlt und dann das Polymer in
fester Form oder gelöst in konzentrierter Schwefelsäure zu
gibt. Dies ist eine bevorzugte Ausführungsform des Verfah
rens. Eine andere besteht darin, daß man zuerst das Polymer
in konzentrierter Schwefelsäure löst und anschließend Oleum
langsam zutropft. Auch hierbei kann der Gehalt an Schwefel
trioxid in der Reaktionsmischung während der Reaktion nie
driger als 6% gehalten werden. Eine andere jedoch weniger
bevorzugte Möglichkeit, das Verfahren durchzuführen, besteht
darin, Schwefeltrioxid in reiner fester oder gasförmiger
Form einer Lösung des Polymeren in konzentrierter Schwefel
säure zuzusetzen. Diese Ausführungsform ist deshalb weniger
bevorzugt, weil entweder örtliche hohe Konzentrationen an
SO3 (Zugabe in fester Form) oder örtliche Überhitzungen
(Zugabe als Gas) auftreten können, welche einen Polymerabbau
begünstigen.
Bei den beiden genannten bevorzugten Ausführungsformen, in
denen Oleum verwendet wird, beträgt dessen Gehalt an Schwe
feltrioxid vorzugsweise 65 Gew.%.
Eine weitere für das beschriebene Verfahren wesentliche Maß
nahme besteht in der Temperatursteuerung während der Sul
fonierungsreaktion. Um Polymerabbau und Nebenreaktionen mög
lichst gering zu halten, muß die Temperatur der Reaktionsmi
schung während der gesamten Reaktionsdauer niedriger als
30°C liegen. Dies erfolgt durch Kühlung. Es ist zweckmäßig,
dafür Sorge zu tragen, daß auch keine kurzzeitigen örtlichen
Überhitzungen auftreten. Wählt man die Ausführungsform, bei
der Oleum zu einer Lösung des Polymeren in Schwefelsäure zu
getropft wird, sollte dies daher langsam und unter Rühren
der Reaktionsmischung erfolgen. Langsames Zutropfen bedeutet
also, daß erst dann weiteres Oleum zugetropft wird, wenn die
vorangegangene Menge durch Rühren im Gemisch verteilt wurde.
Zum Lösen des Polymers kann die Schwefelsäure vor Zugabe von
Oleum allerdings auf eine etwas höhere Temperatur als +20°C
erwärmt werden, zweckmäßigerweise aber nicht auf mehr als
40°C. Vor Oleumzugabe ist dann auf die Reaktionstemperatur
zu kühlen.
Die untere Grenze für die Temperatur des Reaktionsgemisches
während der Reaktion wird so gewählt, daß noch eine homogene
Flüssigkeit, d.h. daß kein Bestandteil der Mischung im fe
sten Aggregatzustand vorliegt. Zweckmäßig ist es im Normal
fall, eine Temperatur von etwa 57°C nicht zu unterschreiten.
Die als Lösungsmittel eingesetzte konzentrierte SO3-freie
Schwefelsäure kann, wie erwähnt, Wasser enthalten. Der Was
sergehalt darf jedoch nicht so hoch sein, daß das Polymer
bei der Reaktionstemperatur nicht mehr in der Schwefelsäure
löslich ist. Der Wassergehalt der Schwefelsäure sollte, da
mit das Polymer gelöst werden kann, 20 Gew.% nicht über
schreiten. Im Normalfall ist ein Wassergehalt von 5 Gew.%
oder weniger gut geeignet, einerseits deshalb, weil sich
ser lösen, zweitens damit nicht zuviel Schwefeltrioxid für
die Umsetzung mit Wasser verbraucht wird, die schneller ab
läuft als die Sulfonierung des Polymeren.
Es empfiehlt sich, um höhere Sulfonierungsgrade zu errei
chen, die Reaktion nicht sofort abzubrechen, nachdem die
Gesamtmenge der Reaktionspartner dem Lösungsmittel zugegeben
ist, sondern die Reaktion noch einige Zeit, z.B. 1 bis
5 Stunden unter Rühren und Kühlen weiterlaufen zu lassen.
Das Abbrechen der Reaktion geschieht zweckmäßigerweise durch
Ausfällen des Polymers mittels Wasser. Dies kann erfolgen,
indem man das Reaktionsgemisch langsam in kaltes Wasser
gießt. Anschließend wird das Polymer isoliert, gewaschen und
getrocknet. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß kürzer
kettige und/oder hochsulfonierte Polymereinheiten eine hö
here bzw. vollständige Löslichkeit in Wasser besitzen. Diese
lassen sich dann nicht mehr durch Wasser ausfällen. Zur Iso
lierung dieser Produkte müssen daher andere Wege beschritten
werden. Im Normalfall wird jedoch auf diese wasserlöslichen
Nebenprodukte kein Wert gelegt, da z.B. bei der Verwendung
der sulfonierten Polyäthersulfone für die Membranherstellung
chemische Beständigkeit d.h. Unlöslichkeit des
(Membran-)Materials gegenüber Wasser erforderlich ist.
Der Sulfonierungsgrad des Polymeren nach der Reaktion ist
der Quotient aus der Gesamtzahl der Sulfonsäuregruppen im
Polymeren und der Gesamtzahl der sich wiederholenden Mono
mereinheiten. Ein Sulfonierungsgrad von 0,2 bedeutet dem
nach, daß im Durchschnitt an jeder fünften Monomereinheit
eine Sulfonsäuregruppe vorliegt. Der Sulfonierungsgrad ist
ausschlaggebend für die Hydrophilie bzw. die Ionenaustausch
kapazität des sulfonierten Polymeren. Er läßt sich bequem
durch Titration der Sulfonsäuregruppen einerseits und
Bestimmung der Anzahl der Monomereinheiten andererseits
ermitteln. Letztere Bestimmung kann rechnerisch erfolgen,
indem man das nach üblichen Methoden bestimmte Molgewicht
durch das berechnete Molgewicht der Monomereinheit
dividiert.
Die erwähnte Ionenaustauschkapazität (IEC), welche ein Maß
für die Hydrophilie darstellt, kann in meq/g angegeben wer
den. 1 meq/g bedeutet, daß pro Gramm Polymer 1 mmol Protonen
gegen l/n mmol eines n-wertigen Kations ausgetauscht werden
können.
Die IEC läßt sich wiederum durch Titration bestimmen.
Für manche Einsatzzwecke ist das sulfonierte Polymer in Form
der freien Sulfonsäuregruppe(n) weniger geeignet als in Form
von deren Salz(en), beispielsweise Metall- oder Ammoniumsal
zen. Die Überführung in diese Salze kann durch Neutralisa
tion mit den entsprechenden Basen in einem Lösungsmittel
erfolgen.
Wie erwähnt, gibt es mehrere Möglichkeiten für die Durchfüh
rung des Verfahrens zur Herstellung der erfindungsgemäßen
sulfonierten Polyäthersulfone, von denen zwei besonders be
vorzugt sind. Die Wahl der einen oder der anderen Alternati
ve hat Auswirkungen auf die Sulfonierungsgrade und Ausbeuten
an sulfonierten Polyäthersulfonen.
Die eine der bevorzugten Ausführungsformen (Alternative I)
besteht darin, zuerst das Polymer in SO3-freier konzentrier
ter Schwefelsäure zu lösen, gegebenenfalls bei leicht erhöh
ter Temperatur, die Lösung zu kühlen und dann langsam Oleum
unter Rühren zuzugeben, z.B. durch Zutropfen. Bei der zwei
ten Ausführungsform (Alternative II) wird zuerst Oleum zu
konzentrierter Schwefelsäure gegeben, die Lösung gekühlt und
dann das Polymer in fester Form oder gelöst in konzentrier
ter Schwefelsäure zugegeben. In beiden Fällen ist die Oleum
menge so zu bemessen, daß nach der Umsetzung des Schwefel
trioxids mit Wasser, das in der Schwefelsäure und/oder im
Polymer vorliegen kann, der Gehalt an Schwefeltrioxid, bezo
gen auf die Gesamtmenge an reiner Schwefelsäure, bei weniger
als 6 Gew.% liegt. Vor Beginn der Lösungsherstellung muß
also der Wassergehalt der konzentrierten Schwefelsäure und
der des Polymeren bestimmt werden.
Alternative I führt im Normalfall zu einer geringeren Aus
beute an sulfoniertem Polymer, das durch Fällung mit Wasser
gewonnen werden kann. Es wird angenommen, daß bei dieser
Arbeitsweise ein größerer Anteil wasserlöslicher Verbindun
gen entsteht als im Fall von Alternative II. Die Ausbeuten
an wasserunlöslichem Polymer liegen im Fall von Alterna
tive I bei etwa 70 , bei Alternative II betragen sie norma
lerweise 95-100%, bezogen jeweils auf die nach der einge
setzten Polymermenge zu erwartende theoretische Menge an
sulfoniertem Produkt. Alternative II führt im Normalfall bei
gleichen Ausgangsmengen zu höheren Sulfonierungsgraden als
Alternative I.
Die Temperatur der Reaktionsmischung während der Dauer der
Sulfonierungsreaktion liegt bei einer bevorzugten Ausfüh
rungsform niedriger als 12°C. Dadurch wird die Gefahr ört
licher Überhitzungen und des Polymerabbaus noch weiter ein
geschränkt.
Die maximale Konzentration des Polymeren in der Ausgangsmi
schung wird einerseits durch dessen Löslichkeiteigenschaf
ten, andererseits durch die Verarbeitbarkeit limitiert.
Bevorzugt verwendet man Polymerkonzentrationen im Bereich
zwischen 5 und 30 Gew.%, bezogen auf die Gesamtmenge an
reiner, wasserfreier Schwefelsäure.
Für das beschriebene Verfahren besonders geeignete Poly
äthersulfone sind Polymere, welche aus folgenden, sich wie
derholenden Struktureinheiten aufgebaut sind:
Das Molekulargewicht des eingesetzten Polyäthersulfons kann
in weiten Grenzen variiert werden. Allerdings ist darauf zu
achten, daß niedrigmolekulare Anteile an Endprodukt insbe
sondere bei höheren Sulfonierungsgraden, wasserlöslich und
daher für manche Einsatzzwecke ungeeignet sind. Bevorzugt
verwendet man Polymere für das beschriebene Verfahren, deren
Gewichtsmittel des Molekulargewichts zwischen 30 000 und
60 000 Dalton liegt.
Die erfindungsgemäßen sulfonierten Polyäthersulfone lassen
sich vorteilhaft zur Herstellung von Membranen verwenden.
Die so erhaltenen Membranen eignen sich wegen ihres hydro
philen Materials besonders für Einsatzgebiete, bei denen
eine rasche Benetzung durch flüssige wäßrige Systeme er
wünscht ist, z.B. in der Biotechnologie, Pharmazie, Lebens
mitteltechnologie und Abwasserreinigung oder sonstigen Pro
zessen, bei denen aus wäßrigen flüssigen Systemen Stoffe
abgetrennt werden.
Membranen aus diesen sulfonierten Polyäthersulfonen lassen
sich nach allgemein bekannten Verfahren herstellen, z.B.
durch Gießen eines Films aus einer Lösung des Polymeren,
Verdampfen eines Teils des Lösungsmittels und Behandlung mit
einem Fällungsmittel für das Polymere. Die Membranen können
auch in Form von Hohlfäden (Kapillarmembranen) hergestellt
werden, z.B. durch Extrudieren einer Lösung des Polymeren
durch eine Hohlfadendüse in ein Koagulationsbad. Hierbei
kann die Düse direkt in das Koagulationsbad eintauchen, es
kann sich aber zwischen beiden auch ein sogenannter
"Luftspalt" von beispielsweise einigen cm Länge befinden, so
daß die geformte Lösung unterhalb der Düse zuerst durch eine
kurze Strecke in Luft geführt wird, bevor sie in das Koagu
lationsbad eintaucht. Geeignete Lösungsmittel für die ge
nannten Verfahren sind beispielsweise N,N-Dimethylacetamid,
N-Methyl-pyrrolidon und Dimethylsulfoxid. Die Polymerlösung
kann auch zur Erzielung spezieller Eigenschaften noch weite
re Zusätze enthalten, z.B. viskositätserhöhende Additive wie
Polyvinylpyrrolidon oder Polyäthylenglykol oder Nicht
lösungsmittel für das sulfonierte Polyäthersulfon wie Äthy
lenglykol, N-Methyl-formamid, Glycerin oder Wasser. Als
Flüssigkeit für die Füllung des Lumens bei der Hohlfadenex
trusion können beispielsweise Paraffinöl oder ein Gemisch
aus N,N-Dimethylacetamid, Glycerin und Wasser verwendet wer
den, als Koagulationsbad beispielsweise Wasser oder ein Ge
misch aus Wasser und demjenigen Lösungsmittel, in dem das
Polymer vor Extrusion gelöst wurde.
Vorzugsweise werden zur Membranherstellung sulfonierte Poly
äthersulfone mit einem Sulfonierungsgrad zwischen 0,01 und
0,6 verwendet.
Die Membranen sind für eine Reihe von Einsatzzwecken beson
ders geeignet, wenn sie in Hohlfaden- oder Schlauchform oder
als Flachmembran vorliegen. Sie sind vorzugsweise als
Membranen für den Mikrofiltrationsbereich, d.h. mit
mittleren Porengrößen im Bereich von 0,05 bis 5 µm und einer
Porosität zwischen 50 und 85% ausgestaltet. Die Porosität
ist hierbei der Quotient aus dem durch Membranporen
eingenommenen Volumen und dem Gesamtvolumen der Membran. Sie
läßt sich durch Messung des spezifischen Gewichts der
Membran und der des spezifischen Gewichts des nichtporösen
Membranmaterials ermitteln.
Die erfindungsgemäßen Polymeren lassen sich vorteilhaft auch
im Gemisch mit einem anderen Polymeren zu Membranen verar
beiten. Diese Arbeitsweise besitzt den Vorteil, daß aus dem
gleichen sulfonierten Polyäthersulfon durch Mischen mit
einem nach Art und Menge gezielt ausgewählten weiteren Poly
meren Membranen erhalten werden, deren Hydrophilieeigen
schaften gezielt abgestuft werden können. Durch Mischen mit
einem weiteren weniger hydrophilen Polymeren, z.B. einem
Polymeren, das keine ionischen oder dissoziierbaren Gruppen
enthält, läßt sich eine Membran einer bestimmten Hydrophilie
außerdem auch häufig kostengünstiger herstellen als durch
alleinige Verwendung eines Polyäthersulfons mit niedrigerem
Sulfonierungsgrad.
Gut geeignet für eine Reihe von Einsatzzwecken sind Membra
nen aus Gemischen, die einen Sulfonatgehalt zwischen 0,1 und
18 Gew.% aufweisen. Dieser Sulfonatgehalt läßt sich durch
Titration bestimmen. Er ist definiert als der gewichtsmäßige
Anteil von SO3H-Gruppen, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Polymermischung.
Die Erfindung wird durch nachstehende Ausführungsbeispiele
veranschaulicht:
200 g (0,86 mol Monomereinheiten) getrocknetes (im Hoch
vakuum bei Raumtemperatur bis zur Gewichtskonstanz) Poly
äthersulfon (Victrex 5200P der Fa. ICI) werden in 600 ml
(ca. 1104 g) konzentrierter Schwefelsäure (ca. 97%ig; ent
hält 1,7 mol H2O) gelöst. Unter ständiger Kühlung auf 10°C
und unter Rühren werden 125 ml 65%iges Oleum (2 mol SO3)
langsam zugetropft (1,5 Stunden). Nach beendeter Zugabe wird
weitere drei Stunden bei 10°C gerührt, dann läßt man die
viskose Lösung in 10-15 l Wasser einlaufen und filtriert
das ausgefallene Polymer ab. Man wäscht mit Wasser, bis das
Waschwasser keine saure Reaktion mehr zeigt, und trocknet
bei Raumtemperatur. Die Ausbeute beträgt 140 g sulfoniertes
Polyäthersulfon (SPES). Das Produkt zeigt eine reduzierte
Viskosität von
η red=0,53 · 10-1l/g
und einen Sulfonierungsgrad (gemessen durch Titration) von DS=0,16.
η red=0,53 · 10-1l/g
und einen Sulfonierungsgrad (gemessen durch Titration) von DS=0,16.
Die reduzierten Viskositäten in diesen Beispielen wurden aus
Lösungen von 0,4 g des Polymeren in 100 ml konzentrierter
H2SO4 bei Raumtemperatur bestimmt.
600 ml (ca. 1104 g) konzentrierter Schwefelsäure (ca. 9%ig;
enthält ca. 1,7 mol H2O) werden vorgelegt und mit 125 ml
65%igem Oleum (2 mol SO3) verrührt (Erwärmung auf 60°C).
Das Gemisch wird auf etwa 10°C gekühlt und 200 g
(0,86 mol Monomereinheiten) Polyäthersulfon (Victrex 5200P;
ICI) werden in fester Form in einer Portion unter kräftigem
Rühren zugegeben. Man rührt noch drei Stunden bei 10°C nach
und arbeitet auf wie in Beispiel 1. Man erhält das sulfo
nierte Material mit einer Ausbeute von 217 g SPES, das ent
spricht der theoretischen Ausbeute.
Das Produkt zeigt eine reduzierte Viskosität von
η red=0,42 · 10-1l/g
und einen Sulfonierungsgrad (gemessen durch Titration) von DS = 0,22.
η red=0,42 · 10-1l/g
und einen Sulfonierungsgrad (gemessen durch Titration) von DS = 0,22.
Das hier verwendete Victrex 5200P ist ein Polyäthersulfon
mit der in Anspruch 9 angegebenen Struktur.
Dieses Beispiel zeigt die Zunahme des Sulfonierungsgrades
über die Reaktionszeit und bei erhöhter Temperatur. Bei län
geren Reaktionszeiten steigt der Substitutionsgrad an. Die
Reaktion wurde durchgeführt nach Variante II, wobei das Po
lymer vor der Zugabe getrocknet wurde. (Beispiel 2). Die
Reaktionstemperatur betrug 25°C. Abhängig von der Reak
tionszeit ergaben sich folgende Sulfonierungsgrade (DS) und
Viskositätswerte:
Der in 97,00%iger H2SO4 theoretisch maximal erreichbare Sul
fonierungsgrad beträgt DS 0.39.
Das in Beispiel 1 beschriebene Verfahren wird wiederholt,
wobei das Polymer zuvor nicht getrocknet wurde. Das sulfo
nierte Produkt zeigt eine reduzierte Viskosität von
η red=0,58 · 10-1l/g bei einem Sulfonierungsgrad von
DS=0,09.
Beispiel 2 wurde wiederholt, wobei das Ausgangsmaterial zu
vor im Hochvakuum bei Raumtemperatur getrocknet wurde. Das
sulfonierte Produkt hatte einen Sulfonierungsgrad von
DS=0,37 bei einer reduzierten Viskosität von η red=0,42 · 10-1l/g.
DS=0,37 bei einer reduzierten Viskosität von η red=0,42 · 10-1l/g.
Beispiel 5 wurde wiederholt, wobei die Reaktionstemperatur
auf 40°C eingestellt wurde. Nach drei Stunden Reaktionszeit
und Einrühren der Lösung in Wasser erhielt man eine kol
loidale Lösung des stark abgebauten Polymers, aus der sich
kein verwendbares Produkt mehr abfiltrieren ließ.
Beispiel 6 wurde wiederholt, wobei man 24 Stunden bei 40°C
reagieren ließ. Nach Eingie8en in Wasser erhielt man aus
schließlich wasserlösliches Reaktionsprodukt.
Claims (17)
1. Sulfonierte aromatische Polyäthersulfone, erhältlich
durch Sulfonierung von aromatischen Polyäthersulfonen
mittels einer Lösung von Schwefeltrioxid in konzen
trierter Schwefelsäure und unter Verwendung eines Lö
sungsmittels für das entsprechende Polyäthersulfon, wo
bei als Lösungsmittel konzentrierte Schwefelsäure ver
wendet wird, wobei der Gehalt an Schwefeltrioxid, bezo
gen auf die Gesamtmenge der im Reaktionsgemisch vorlie
genden reinen Schwefelsäure, während der gesamten Dauer
der Sulfonierung auf einem Wert von weniger als
6 Gewichtsprozent gehalten wird und wobei während der
gesamten Reaktionsdauer die Temperatur der Reaktionsmi
schung niedriger als +30°C gehalten wird.
2. Sulfonierte Polyäthersulfone nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß während der gesamten Reaktionsdauer
die Temperatur der Reaktionsmischung unterhalb von 12°C
gehalten wird.
3. Sulfonierte Polyäthersulfone nach Ansprucn 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an Schwefeltri
oxid während der gesamten Dauer der Sulfonierung auf
einem Wert von weniger als 3 Gew.% gehalten wird.
4. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß an
schließend an die Sulfonierung das sulfonierte Polymer
durch Eingießen in Wasser ausgefällt und anschließend
isoliert und getrocknet wird.
5. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man
konzentrierte Schwefelsäure mit Oleum versetzt, die ent
standene Lösung kühlt und anschließend das Polyäthersul
fon in fester Form oder gelöst in konzentrierter Schwe
felsäure zugibt.
6. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man
zuerst das Polyäthersulfon in konzentrierter Schwefel
säure löst und anschließend Oleum unter Rühren der Reak
tionsmischung langsam zutropft.
7. Sulfonierte Polyäthersulfone nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Oleum 65 Gew.% SO3 ent
hält.
8. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sulfonsäuregruppen des erhaltenen sulfonierten Polymers
in ihre Metallsalze oder Ammoniumsalze überführt worden
sind.
9. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein
Polyäthersulfon eingesetzt wird, das aus der folgenden,
sich wiederholenden Struktureinheit aufgebaut ist.
10. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Polymerkonzentration, bezogen auf die Gesamtmenge an
reiner, wasserfreier Schwefelsäure, zu Beginn der Reak
tion zwischen 5 und 30 Gew.% liegt.
11. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gewichtsmittel des Molekulargewichts des eingesetzten
Polymers zwischen 30 000 und 60 000 Dalton liegt.
12. Sulfonierte Polyäthersulfone nach einem oder mehreren
der Ansprüche 1 bis 11, gekennzeichnet durch einen Sul
fonierungsgrad zwischen 0,01 und 0,6.
13. Verwendung der sulfonierten Polyäthersulfone nach einem
oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12 zur Herstellung von
Membranen.
14. Verwendung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
Membranen in Form von Hohlfäden, Schläuchen oder Flach
membranen hergestellt werden.
15. Verwendung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekenn
zeichnet, daß Mikrofiltrationsmembranen hergestellt wer
den, deren mittlere Porengrößen im Bereich von 0,05 bis
µm liegen und die eine Porosität zwischen 50 und 85%
aufweisen.
16. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 13
bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das sulfonierte Po
lyäthersulfon als Gemisch mit einem anderen Polymeren
eingesetzt wird.
17. Verwendung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß
der Sulfonatgehalt des Polymergemischs zwischen 0,1 und
18 Gew.% liegt.
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